Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Babymord in Deutschland und Brasilien – unterschiedliche Debatten

Tags:

Über den Babymord sind in Deutschland und Brasilien derzeit öffentliche Debatten im Gange. So fordern viele Brasilianer, daß u.a. die staatliche Indianerschutzbehörde FUNAI endlich den traditionellen Kindstötungen bei Indiostämmen ein Ende bereitet – siehe jüngste Website-Texte.

Laut brasilianischen Medizinerangaben waren allein 2004 insgesamt 98 Yanomami-Babies in Amazonien von den eigenen Müttern umgebracht worden.

Wegen der verfügten  sozialpolitischen Veränderungen  nach 1990 ging in Ostdeutschland die Geburtenrate stark zurück, aus dem früheren Bevölkerungszuwachs wurde ein drastischer Bevölkerungsrückgang.

Debatte um Böhmer-Babymord-Äußerungen: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,537390,00.html

Hintergrund: ila-Text – http://www.ila-bonn.de/brasilientexte/sertanistas.htm
Indianerführer Davi Kopenawa Yanomami in Deutschland “ kein Interesse für spezifische Indiotraditionen wie Infantizid und Sex mit Kindern?
Davi Kopenawa Yanomami vom nordbrasilianischen Stamme der Yanomami weilte Ende Oktober 2007 in Berlin, um von der deutschen Regierung die Ratifizierung der ILO-Konvention 169 zu fordern. Diese bestimmt unter anderem, daß die sozialen, kulturellen, religiösen und geistigen Werte, Bräuche und Gepflogenheiten der Indiostämme anzuerkennen und zu schützen sind. Wie aus vorliegenden Medienberichten hervorgeht, wurde dabei in Berlin offenbar die Chance vertan, sich von Davi Kopenawa Yanomami sozusagen aus erster Hand über derartige Gebräuche und Gepflogenheiten der Amazonasindianer informieren zu lassen; auch über genau dokumentierte Naturzerstörung durch die Indios selbst.
Dieses Desinteresse an speziellen soziokulturellen Indio-Traditionen ist verwunderlich. So hatte der für das Yanomami-Stammesgebiet zuständige Mediziner Marcos Pelegrini gegenüber der „Folha de Boa Vista” erklärt, daß allein 2004 mindestens 98 Yanomami-Kinder von den eigenen Müttern per Infantizid umgebracht worden sind. Das Töten von Kindern, der sogenannte Infantizid, sowie der Geschlechtsverkehr mit Kindern, zählen zu Stammestraditionen, über die zahlreiche gutfundierte anthropologische und soziologische Studien existieren.
Die Medizinerin Ana Lucia Salazar von der Indianerorganisation Coiab: „Bei Stämmen, wie den Yanomami läuft es so “ ab der ersten Menstruation werden die Mädchen von den Männern als tauglich für Sex angesehen und dafür ausgewählt. Gewöhnlich werden die Indianerinnen mit zehn, zwölf Jahren schwanger und leben dann mit jemandem zusammen.”
Aber Sex und Schwangerschaft in diesem Alter “ ist das nicht extrem verfrüht? Brasiliens Mediziner und Psychologen betonen doch stets, wie schädlich solche Frühschwangerschaften für die Gesundheit, für die Persönlichkeitsentwicklung der Mädchen sind? ”Sicherlich ist das so. Von meinem fachlichen Standpunkt aus halte ich es für sehr verfrüht, wenn ein Mädchen von neun Jahren an bereits sexuell aktiv ist. Aber die Indianer sehen es eben nicht so, für sie ist das gar nicht zu früh.”
Edgar Rodrigues gehört zum Stamme der Barè und ist Chefadministrator der Indianerschutzbehörde FUNAI im Teilstaate Amazonas. Er argumentiert ähnlich:
„Sex mit acht, neun Jahren ist sicherlich sehr früh, für Weiße abnorm und strafbar, aber in der Apurina-Kultur eben erlaubt.”
Brasiliens Öffentlichkeit und sogar staatliche Stellen hatten gefordert, daß das nationale Kinderschutzstatut auch für die Indianer gelten müsse.
„Doch das Statut wurde von den Weißen geschaffen, ohne die Indianer zu hören und deren Kultur zu respektieren. Ich finde, es sollte stets Ausnahmegesetze für Indianer, für Indiokinder geben.”
Streit gibt es auch um die Frage der Kindstötung im Falle von Geburtsfehlern. Laut Medizinerin Ana Lucia Salazar von der Coiab wird der Infantizid bei den Yanomami praktiziert. ”Für sie ist es ein Akt der Liebe zum Kind. Die Indios sehen es so: Wenn ein Kind mit Geburtsfehlern, mit Behinderungen zur Welt kommt, wird es leiden, auch später als Erwachsener, wird es diskriminiert, wird es eben Gesundheitsprobleme haben.”
Indianer Edgar Rodrigues von der FUNAI nennt die Kindstötung bei den Stämmen etwas Natürliches: ”Ein Kind mit Behinderungen, mit Mängeln würde aus deren Sicht nicht für die Arbeit hier auf der Erde nützen, hätte nicht alle Potenzen für den Dienst an der Gemeinschaft. Und damit dieser Mensch eben nicht das ganze Leben leidet, praktizieren sie diese frühe Euthanasie. Sie ist nicht nur bei den Yanomami, sondern auch bei anderen Stämmen Amazoniens üblich.”
Im größten katholischen Land der Erde sind all diese Ethik und Moral betreffenden Fragen für die Kirche sehr heikel, sehr delikat, existieren unterschiedliche Auffassungen. Richter Oswaldo Palotti, gleichzeitig Professor für Strafrecht an der angesehenen Katholischen Universität von Sao Paulo, klassifiziert den Infantizid ganz klar als Verbrechen, als Mord. Tausende Kilometer entfernt im Urwald Amazoniens arbeitet der renommierte Indioexperte Francisco Loebens für den Indianermissionsrat CIMI der brasilianischen Bischofskonferenz: ”Wir Missionare sind in einer komplizierten Situation, da wir eine Erziehung mit humanistischen Werten genossen haben. Mit der Realität des Infantizids konfrontiert zu sein, ist daher schockierend, ja, ist ein gewaltiger Kulturschock. Die Kindstötung gehört zur sozialen Praxis dieser Stämme “ das Kind wird erst dann als Teil der Indiogesellschaft angesehen, wenn es von der eigenen Mutter akzeptiert wird. Wenn die Mutter es indessen nicht akzeptiert, wird das Kind von diesen Stämmen dann eben auch nicht als Person angenommen. So ist es unter anderem bei den Yanomami üblich.”
Anthropologen und auch Missionar Loebens wissen, daß bei Stämmen wie den Yanomami machistische Väter nicht selten nur die Geburt eines Jungen akzeptieren. Dies heißt, daß Fälle vorkommen, in denen die Ehefrau statt des gewünschten Jungen hintereinander vier Mädchen zur Welt bringt, erst die fünfte Geburt einen Jungen ergibt. Die Mädchen fallen dann durchweg dem Infantizid zum Opfer. Für Loebens ist dies eine weitere ethisch heikle Frage.
”Doch Infantizid wird bei den Yanomami nicht nur bei Mädchen praktiziert, sondern auch, wenn es sich um das Kind einer alleinstehenden Mutter handelt. Denn dieses Kind hätte beim Aufwachsen keinen gesellschaftlichen Platz in diesem Stamm.”
Angesichts der in großer Zahl von den eigenen Eltern getöteten Indiokinder stellt sich die Frage, ob der immer wieder beklagte Rückgang der Indiobevölkerung Brasiliens mit dem Infantizid zu tun hat. Laut Saulo Feitosa, Vizepräsident des Indianermissionsrats gebe es darüber keine Erkenntnisse. Um das Überleben des Stammes zu gerantieren, müssen Indiomütter laut Feitosa notfalls mit ihren eigenen Söhnen schlafen und sich schwängern lassen. So gebe es immer wieder Stämme, die von Auslöschung bedroht sind und denen es an Frauen im gebärfähigen Alter fehlt. „Um überhaupt Nachkommenschaft und damit die Weiterexistenz des Stammes zu sichern, muß die Mutter Geschlechtsverkehr mit ihrem Sohn haben. Extremsituationen rechtfertigen solche Handlungen “ für die Indio-Gruppe sind sie moralisch akzeptiert.” Sex mit Kindern, gewöhnlich von zehn, elf oder zwölf Jahren an, ist laut Feitosa bei den brasilianischen Stämmen noch weithin üblich.
Der Experte äußert sich auch zu der Tatsache, daß bei den häufig extrem machistischen Stämmen meist ein deutlicher Männerüberschuß herrscht, die Männer gewöhnlich den besten, wertvollsten Teil der Nahrung für sich beanspruchen. Den Frauen werden nur zu oft lediglich armselige Reste übriggelassen. Der Korrespondent hat dies selbst beobachtet. Wegen dieser Praxis sind Indiofrauen anfälliger für Krankheiten, haben eine höhere Todesrate. Saulo Feitosa: ”Bis in die siebziger Jahre haben sich die Stämme als kriegerische Gesellschaften gegenseitig bekämpft. Der soziale Status des Kriegers war im Stamm klar definiert und rechtfertigte die besondere Sorge um dessen Kondition. Da der Krieger stets ein Mann ist, schuf dies eine Lage, in der die Frau entwertet wurde. Diese Struktur hat man bei den Stämmen indessen beibehalten. Daher haben wir dort eine machistische Realität, in der die Männer eindeutig privilegiert sind.”
Davi Kopenawa Yanomami hat gegenüber ausländischen Anthropologen ausführlich erläutert, wie gängige gewalttätige Streitereien in seinem Stamme ablaufen.

SWR Lateinamerika-Stimmen über Infantizid und Sex mit Kindern

Yanomami-Sozialstudie des Aachener Soziologieprofessors Dr. Georg Oesterdiekhoff auf dessen Website, unter „Textsammlung“ und „Aufsätze“, mit dem Titel „Ökologie, Sozialstruktur und Kriege im Regenwald“

Euthanasie und Kirche im Dritten Reich: http://www.theologe.de/euthanasie.htm

Indianer “ Naturschützer oder Naturzerstörer?
In der südbrasilianischen Millionenstadt Porto Alegre, wo zweimal das Weltsozialforum stattgefunden hatte, betonten die Guarani-Indianer Südamerikas  auf ihrer „Kontinentalversammlung”, stets mitten in der Natur gelebt und diese Natur stets respektiert zu haben. Andere Stämme Lateinamerikas bekräftigen ebenfalls die Harmonie zwischen Indio, Tier und Pflanze. Indianer, so liest man auch in Deutschland immer wieder, seien die reinsten Ökologen, geradezu geniale Naturschützer. Indianer agierten durchweg umweltfreundlich, entnähmen der Natur nur, was unbedingt nötig sei. Zerstörung der Natur durch Indianer “ undenkbar, unmöglich. Selbst der bekannte brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff nennt die Indios „unsere großen Meister im Hinblick auf die Haltung gegenüber der Natur.” Technologisch gesehen, seien die Indianer rückständig, aber zivilisatorisch seien sie reicher als wir. Indianer respektierten auf natürliche Weise die Bäume, das Wasser und die Tiere. In Europa ist diese Sicht der Dinge weit verbreitet. Doch renommierte brasilianische Biologen und Umweltaktivisten sagen, es handele sich um Unsinn, Dummheiten, sogar Lügen. Was Indianer allein die letzten zehn Jahre in ihren eigenen Reservaten, dazu in großen Schutzgebieten angerichtet hätten, spreche Bände.
Bereits ein Blick in die brasilianische Qualitätspresse fördert Verwirrendes bis Beunruhigendes zutage. Antonio Miquiles, Stammesführer der Saterè-Mauè in Amazonien erklärt, daß Indios seiner Region mit Dynamit fischten und deshalb die Fische selten wurden. Amazonasindianer, liest man weiter, benutzten zur Jagd nicht mehr Pfeil und Bogen, gar Blasrohre, sondern moderne Gewehre und sogar Maschinenpistolen. Indios mit Jagdflinten sind in der Tat immer wieder auf Fotos abgebildet “ Maschinenpistolen tatsächlich illegal für jedermann leicht zu beschaffen. Primaten waren früher im Amazonasurwald häufig. Doch heute sind weiten Teilen größere Arten bereits extrem selten oder gar lokal ausgerottet, betonen dieses Jahr die Umweltschutzorganisationen Pro Wildlife und Care for the Wild International(CWI). Und nennen einen wichtigen Verursacher:
”Nahezu alle indigenen Gruppen verwenden inzwischen statt traditioneller Blasrohre die effektiveren Gewehre. Während die Jagd auf Gorillas und Schimpansen in Afrika seit Jahren in den Schlagzeilen ist, ist die drohende Ausrottung von Affen in Lateinamerika nahezu unbekannt.” Brasiliens Zeitungen berichten, daß sich der Konflikt zwischen Indianern und Umweltschützern ständig verschärft, weil Indianerstämme die eigenen, teils riesigen Reservate abholzen, dabei Komplizen von Holzunternehmen sind. Und weil Indianerstämme systematisch in Schutzgebiete mit vom Aussterben bedrohten Arten eindringen, diese Regionen kommerziell ausbeuten, systematisch zerstören. Im Mai hat die Bundespolizei deshalb erstmals fünf Indioführer verhaftet, die zu einer Bande von illegalen Edelholzvermarktern gehörten.
Wer hätte es gedacht “ Indianer roden mit Motorsägen sogar Urwald in einem Unesco-Welterbe-Schutzgebiet, dem Nationalpark „Monte Pascoal” in Bahia.
Wie steht Mario Mantovani, Präsident der angesehenen Umweltstiftung „SOS Mata Atlantica” in Sao Paulo, zu Auffassungen, wonach den Indios als exzellenten Hütern des Regenwaldes jede zerstörerische, gar kommerzielle Nutzung der Natur völlig fremd sei? ”Das ist natürlich eine idealisierte Sicht. Diese idyllische, vereinfachende Darstellung der Indios lassen wir lieber beiseite. Die Indianer handeln wie jeder andere Naturzerstörer auch. Und deren Fähigkeit zur Zerstörung, deren Druck auf die Natur wächst “ je mehr sich der Staat zurückhält, untätig bleibt. Indioführer verursachen in der Natur ein Desaster.”
Vor allem Häuptlinge wurden durch illegalen Handel mit Edelhölzern, Edelsteinen und Rauschgift zu Millionären. Jeder Brasilientourist kann es beobachten: Indianer bieten vom Aussterben bedrohte Tiere feil und beliefern Souvenirläden, Souvenirfirmen selbst mit den Federn seltenster Vögel. Und man kann Indiofamilien antreffen, die gerade per Taxi mit vollen Einkaufstüten vom nächsten Supermarkt zurückkehren.
Die große Schriftstellerin Rachel de Queiroz, die zu den Klassikern der brasilianischen Literatur zählt und sich intensiv mit den Ureinwohnern beschäftigte, erklärte einmal: „Der Indianer war nie ein Naturschützer. Einen größeren Schaden hat er nur deshalb in der Natur nicht angerichtet, weil ihm dazu die Hilfsmittel fehlten. Ich habe noch nie von einem Indianer gehört, der ein Tier nur deshalb nicht tötete, um die Art zu erhalten.”
So argumentiert auch Brasiliens bekanntester Umweltjournalist Marcos Sà Correia: ”Daß der Indianer Natur schützt, ist ein romantischer Mythos und eigentlich schon längst widerlegt. Doch dieser Mythos hält sich, weil er einfach so schön ist, dazu gutgemacht. Doch um diesen Mythos aufrechtzuerhalten, will man einfach bestimmte Fakten nicht zur Kenntnis nehmen. Soetwas wie eine Philosophie der Naturerhaltung haben die Ureinwohner nicht.”
Natürlich sei es politisch unkorrekt, soetwas zu publizieren. „Und wenn man es trotzdem tut, braucht man ein dickes Fell, weil man sich viele Unverschämtheiten gefallen lassen muß.”
Nur zu oft heißt es beispielsweise, die portugiesischen Kolonialisten hätten die grauenhaften Brandrodungen in Brasilien eingeführt, die bis heute landesweit, und nicht nur in Amazonien, die Wälder, die Savannen dezimieren, den entsetzlichen Feuertod ungezählter Tiere bewirken. Marcos Sà Correia sieht es differenzierter, weist auf seriöse Studien: „Die Indianer pflegten Urwald abzubrennen, um sich die Jagd zu erleichtern oder um Anbauflächen zu gewinnen. Schauen wir auf die Wüsten von Neu-Mexiko “ bereits vor der Entdeckung waren sie von den Indianern durch Waldvernichtung geschaffen worden. Auch auf den Osterinseln wurde aller Wald durch Indios zerstört.” Große Regionen mit Savannenvegetation in Amazonien sind danach keineswegs natürlich entstanden, sondern durch Brandrodungen der Indianer, lange vor der Entdeckung des heutigen Brasilien.
Bis heute, betonen selbst Behörden, nutzen Stämme das Feuer zur Jagd, treibe man den Jägern das Wild mittels Flammenwänden zu. Problematisch sei, daß Feuer außer Kontrolle gerate und sogar enorme Reservatsflächen zerstöre.
Fabio Olmos, Doktor der Biologie, arbeitete bereits als Berater für das Umweltprogramm der UNO(PNUD) aber auch für die Welternährungsorgansation FAO. „Analysieren wir die Fakten “ ohne Vorurteile. Die Völker Polynesiens haben mindestens 2000 Vogelarten ausgerottet “ viel mehr als wir aus der westlichen Industriekultur. Schauen wir in die Berichte der Entdecker Amerikas “ da wird die Brandrodung ebenso beschrieben wie die unintelligente Jagd. In Nordamerika zum Beispiel haben die Indianer viel mehr Büffel getötet, viel mehr Tiere über Felsklippen in den Abgrund getrieben, als sie konsumieren konnten. Wir sehen also: Indianergruppen betreiben Artenvernichtung, agieren keineswegs umweltverträglich, führen wichtige Naturressourcen zum Kollaps, schaden sich damit selbst am meisten. Die These, daß Indios Selbstversorger sind, die Natur lediglich moderat ausbeuten, ist damit eine Dummheit, eine Lüge. Die sogenannten traditionellen Völker besitzen keine Philosophie der Naturbewahrung.”
Brasilien gehört zu den korruptesten Ländern des Erdballs und auch die Szene der sogenannten regierungsunabhängigen Organisationen, der NGOs ist wegen Korruption und anderen betrügerischen Machenschaften regelmäßig in den Schlagzeilen. ”Der berühmte Staatspark Intervales bei Sao Paulo war sozusagen die Perle in der Krone des brasilianischen Atlantikwaldes, war seine bestgeschützte Region. Doch dann holten NGOs Guarani-Indianer aus anderen brasilianischen Teilstaaten und sogar aus Paraguay, transportierten sie mit Bussen in diesen Staatspark, pflanzten sie dort hinein. Und nun zerstören diese Indios das Schutzgebiet. Jene NGOs leben davon, sogenannte nachhaltige Entwicklungsprojekte für Indios zu realisieren, und kriegen dafür sogar Gelder aus dem Ausland, von Regierungen. Es gibt eben Gauner in dieser Szene, die schlicht und einfach Gelder abfassen wollen, per Umweltbetrug. Im Staatspark Intervales leben hunderte bedrohter Vogelarten, die man auf der ganzen Welt nur noch dort relativ leicht zu sehen bekommt. Und nun werden diese Tropenvögel zur Nahrung der Indianer, wird dort Urwald abgebrannt, zerfällt zu Asche. Das ist so, als wenn jemand in den Pariser Louvre geht, und die Gemälde verbrennt, um Holzkohle für den Fleischgrill zu gewinnen. Mit so einer gigantischen Barbarei haben wir es hier zu tun, ja, mit einem Verbrechen!”
Laut Olmos kommerzialisieren die Guarani-Dörfer der Atlantikwälder illegal seltenste Orchideen und Bromelien, schießen selbst im Staatspark Intervales mit ihren Jagdflinten seltene Tiere ab, verkaufen das Wildbret an Restaurants und Privatpersonen. Und schaffen damit auch soziale Spannungen in der Region. Weil die Indios eben dürfen, was den Nicht-Indios laut Gesetz strengstens verboten ist. Zudem brachten die Guarani in die besetzten Naturschutzgebiete ihre Hunde mit, die dort ungehindert Wildtiere jagen.
Viele Brasilianer haben Indios als Vorfahren, sind Mischlinge. Wie gehen diese mit der Natur um? Elena Silveira aus dem nordöstlichen Teilstaate Cearà diskutierte in der Kindheit mit dem eigenen Vater, einem Indionachfahren, weil dieser illegal mit dem Gewehr den nahen Wald bis zum allerletzten Tier leerwilderte. Und auch den nahen See komplett leerfischte, zum Schaden der eigenen Familie. „In Brasilien fehlt diese Idee, für kommende Generationen die Natur zu bewahren. Man denkt, Hauptsache für mich reicht es jetzt. Morgen bin ich ohnehin nicht mehr auf der Welt. Und wenn es heißt, ein Tier stehe vor der Ausrottung, sagt man: Na und? Ist doch egal. Man denkt nur an heute.”

Dieser Beitrag wurde am Montag, 25. Februar 2008 um 14:25 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

«  –  »

2 Kommentare

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.

    NEU: Fotoserie Gesichter Brasiliens

    Fotostrecken Wasserfälle Iguacu und Karneval 2008

    23' K23

interessante Links

Seiten

Ressorts

Suchen


RSS-Feeds

Verwaltung

 

© Klaus Hart – Powered by WordPress – Design: Vlad (aka Perun)