Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

(1)Rio-Dengue-Epidemie nimmt ab wegen kühler Witterung: Über 200 Tote, meist Kinder. Riesenverluste für Tourismusindustrie. Leere Hotels und Herbergen.

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Brasiliens Presse: Vermutlich bereits über 200 Tote registriert

Gesundheitsminister: Zahl der Kranken und Toten deutlich höher als bekanntgegeben

Deutsches Außenministerium warnt vor Dengue-und Gelbfieberinfektion

Umfrage: Lula-Regierung am schlechtesten im Gesundheitswesen

- siehe auch aktuellen Text „Dengue-Epidemie in Brasilien(2)

Die bereits zu Jahresanfang in Rio de Janeiro ausgebrochene, doch von den Autoritäten bisher offen abgestrittene Denguefieber-Epidemie hat sich inzwischen auf große Nachbarstädte ausgebreitet. Gemäß neuesten Expertenberichten ist die Seuche längst nicht unter Kontrolle,  die Betreuung der Kranken weiterhin chaotisch und schlecht. In den Schlangen vor Hospitälern warten Infizierte bis zu 28 Stunden. Inzwischen macht auch das Drama der Nicht-Dengue-Betroffenen Schlagzeilen: Da die öffentlichen Hospitäler mit Infizierten überfüllt, von Infizierten belagert werden, haben Menschen mit Knochenbrüchen oder Infarkten noch weniger Chancen als früher, ordentlich behandelt zu werden. Bislang seien 106 Menschen, vor allem Babies, Kinder bis zu 13 Jahren, an Dengue gestorben, bei weiteren über 100 Opfern werde die von einer Mücke übertragene Krankheit als Todesursache vermutet, teilten die Behörden mit. Laut Presseberichten sind indessen weit mehr  Kinder an Dengue gestorben, als amtlich zugegeben wurde. Auch zwei portugiesische Touristen haben sich in Rio mit Dengue infiziert.

Brasiliens Gesundheitsminister Josè Gomes Temporao räumte ein, daß die Zahl der Kranken und Toten derzeit deutlich höher ist – die schlecht funktionierende Gesundheitsbürokratie sei nicht in der Lage, alle Fälle zu registrieren.  Allein in Rio de Janeiro leiden gemäß den Statistiken über 130000 Menschen an dem Tropenfieber – alle zwei Minuten, heißt es, stecke sich jemand an. Gouverneur Sergio Cabral von der Sozialdemokratischen Partei(PSDB) erklärte selbstkritisch, die Hauptschuld an der gravierenden Epidemie trügen die Autoritäten des Teilstaates, welche eine sachgemäße Prävention und Bekämpfung bisher unterlassen hätten. Cabral erwägt, Kuba um die Entsendung von Medizinern zu bitten. Er erklärte, Kuba habe eine exzellente Tradition der Gesundheitsbetreuung, wovon man jetzt profitieren könnte.

Da die örtlichen Hospitäler nicht in der Lage sind, den Ansturm der Kranken zu bewältigen, hat Gesundheitsminister Temporao das Militär mobilisiert und läßt Lazarette aufstellen. Bereits Mitte Februar hatte der Minister die politisch Verantwortlichen Rios aufgefordert, endlich die nötigen Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Er nannte besorgniserregend, daß die Seuchenbekämpfungstrupps wegen der Diktatur des organisierten Verbrechens in den Slums dort nicht hineindürfen. In diesen Ghettos grassieren zudem Lepra und TBC. Brasilien hat weltweit die höchste Lepradichte. Laut Temporao erlaubt indessen auch ein Großteil der Mittelschicht Rios nicht den Zutritt zu Häusern und Wohnungen, damit dort Insektizide gegen die Fiebermücken versprüht werden können. In den Medien werden sowohl die Verantwortungslosigkeit der zuständigen Politiker als auch Apathie und Fahrlässigkeit der Bevölkerung angesichts vielfältiger Epidemierisiken beklagt. Zahlreiche Slumbewohner, die an den verschiedensten Krankheiten leiden und dadurch ein geschwächtes Immunsystem haben, werden derzeit durch Dengue besonders rasch hinweggerafft. Den Berichten zufolge diagnostizieren die Ärzte dann indessen als Todesursache häufig nicht das Tropenfieber, sondern die anderen Krankheiten.

Die demokratisch regierte Scheiterhaufen-Stadt Rio de Janeiro(siehe die entsprechenden Szenen des Berlinale-Siegers „Tropa de Elite“ und Website-Texte über die „Microondas“) hat etwa die gleiche Einwohnerzahl wie der touristisch boomende Karibikstaat Kuba, indessen auch im Sozial-und Gesundheitsbereich sowie bei Morden und sonstiger Gewaltkriminalität  völlig andere Indikatoren.

–Dengue-Epidemie und gravierende Menschenrechtsverletzungen–

Die Dengue-Epidemie weist auch auf die gravierende Verletzung von Basis-Menschenrechten in der zehntgrößten Wirtschaftsnation – doch trotz bewußter Fahrlässigkeit der politisch Verantwortlichen in Rio und Brasilia, die auch den Tod so vieler Kinder verursachten , ist internationale Kritik an dem Dengue-Gesundheitsskandal bisher ausgeblieben. Gemäß jüngsten Presseberichten verhängen die Sondergerichte der Banditenkommandos auch während der Epidemie in den besonders Dengue-betroffenen Slums drakonische Strafen für Mißliebige, foltern Menschen zu Tode –  oder verstümmeln die Opfer, verbrennen sie lebendig. Erinnert wird in diesem Zusammenhang auch an das gegen den Journalisten Tim Lopes verhängte Todesurteil, der auf einem Scheiterhaufen von Rio de Janeiro verbrannt worden war. Sowohl die Zentralregierung als auch internationale Menschenrechtsorganisationen reagieren wie üblich nicht. Brasiliens Landlosenführer Joao Paulo Stedile stellte in einem Zeitungskommentar eine Verbindung zwischen der Dengue-Epidemie und den dank neoliberaler Politik unterlassenen Investitionen in Gesundheit und Bildung her. Weil die Banken, die Schuldenrückzahlung Priorität hätten, fehlten die nötigen Summen für Hospitäler, medizinisches Personal und Prävention.

Gemäß einer neuen Meinungsumfrage nennen die Brasilianer das Gesundheitswesen derzeit das gravierendste Problem des Landes, gefolgt von Arbeitslosigkeit sowie öffentlicher Sicherheit und Gewalt. Die Regierung von Staatschef Lula agiert danach im Gesundheitswesen am schlechtesten. Seuchenexperten betonen, daß die Überträgermücke Aedes aegypti sich im Falle von raschem Slumwachstum sowie der Anhäufung von Müll besonders schnell ausbreitet. Beide Faktoren treffen auf den Großraum Rios zu.

Rio de Janeiros Tourismusindustrie erleidet laut Presseberichten wegen der Epidemie derzeit enorme Verluste, da die Zuckerhutmetropole gemieden wird. Viele Hotels und Herbergen, heißt es,  stehen völlig leer. Die städtische Tourismusbehörde hat diese Angaben indessen bestritten.

Angesichts der Zustände erlebt Brasilien laut nationalen Presseberichten unter Staatschef Lula einen enormen Exodus – wer kann, so der drastische Tenor vieler Medienkommentare, haut bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ab, wechselt in Länder der Ersten Welt;  ob Neuseeland,  Deutschland, Österreich oder die  Schweiz. Allein in Spanien leben gemäß neuesten Angaben etwa 60000 Brasilianer illegal – laut den dortigen Behörden befindet sich darunter eine besorgniserregend hohe Zahl an Prostituierten. Gemäß neuen Angaben des brasilianischen Außenministeriums ist die Zahl der im Ausland inhaftierten Brasilianer stark angestiegen – von 921 im Jahre 1996 auf 4020 Anfang 2007. Brasilianer seien vor allem wegen Rauschgifthandel, Prostitution, Raub und Diebstählen zu Haftstrafen verurteilt worden.

Hintergrund:

Po-Vergrößerung und Lepra – Brasiliens Widersprüche **

Banale Schönheitsoperationen, infantile Eitelkeit, absurde Schönheitsdiktatur

: http://www.bpb.de/themen/AG8OHL,0,0,Brasiliens_Widerspr%FCche.html

Slums in Brasilien: http://books.google.com/books?id=mFMyN6ncNG8C&pg=PA149&lpg=PA149&dq=Klaus+Hart+&source=web&ots=CCIkyQn9Lv&sig=st8RZtUtB1uRYfTghkvBr28wWXw

Sterben in der Warteschlange – Brasiliens neoliberales Zwei-Klassen-Gesundheitswesen **

Evangelista Magalhaes in der Zuckerhutmetropole hat Kreislaufprobleme, Bluthochdruck, spürt Schmerzen. Wäre die 55-Jährige aus der Mittel-und Oberschicht, hätte sie eine exzellente Privatversicherung, ginge jederzeit zu einem Spezialisten, genösse eine Behandlung wie in der Ersten Welt. Ihr Pech jedoch, wie rund achtzig Prozent der 185 Millionen Brasilianer nur zur Unterschicht zu gehören, auf öffentliche Krankenhäuser und Gesundheitsposten angewiesen zu sein.

In einer Mainacht stellt sie sich, um garantiert dranzukommen, schon nachts bei Regen und Wind in die lange Schlange vorm Ambulatorium des heruntergekommenen, gefährlichen Hafenviertels. Stunden später ist Evangelista Magalhaes tot.
Ihr Kreislauf hält die Anstrengung nicht aus, sie bricht zusammen. Rettung wäre möglich gewesen, ein privater Krankenwagen nach wenigen Minuten zur Stelle. Doch der sofort herbeigerufene „öffentliche” kommt erst nach über einer Stunde. Da weint ihr Ehemann bereits neben der Leiche. Täglich ereignet sich derartiges irgendwo in Brasilien “ Sterben in der Warteschlange ist normal. Und wer nach durchwachter Nacht bis ins Krankenhaus vordringt, gar wegen eines Unfalls sofort in die Notaufnahme kommt? Weil Ärzte, Krankenschwestern, Medikamente, Apparaturen, Spritzen und Verbandsmaterial fehlen, sterben tagtäglich ungezählte Brasilianer. Nicht nur weit im Hinterland, in den rückständigsten Gebieten Amazoniens, sondern selbst im zweitwichtigsten Wirtschaftszentrum Rio de Janeiro, wo 14,3 Millionen Menschen wohnen. „Chaos, Schlamperei und Horror herrschen in den städtischen Krankenhäusern”, beklagt der Universitätsprofessor Jairo Nicolau “ die Bewohner der Elends-und Armenviertel benutzen weit drastischere Begriffe, nennen Hospitäler sogar „Fleischereien”. Wegen einer simplen Diagnose muß die nicht privatversicherte Mehrheit bis zu einem Jahr warten, sich dafür viermal schon nach Mitternacht in Warteschlangen einreihen. Wenn der Befund feststeht, liegt die betreffende Person nur zu oft längst auf den Friedhof. Weil Betten fehlen, werden selbst Schwerkranke auf Stühlen deponiert, bis sie leblos umkippen. Unfallopfer mit komplizierten Verletzungen werden häufig einfach in den Krankenhaushof geschoben, bis sich Hilfe erübrigt hat. Immer wieder Verzweiflungstaten: Kranke oder deren Angehörigen erzwingen mit vorgehaltenem Revolver eine Operation. Im berüchtigten fabrikartigen Hospital „Souza Aguiar” wurden selbst Infarktbetroffene abgewiesen. Auch einer Frau in den Wehen wird die Hilfe verweigert “ also bekommt sie ihr Kind im engen Taxi vor der Tür zur Notaufnahme “ Wartende helfen ihr, nicht Ärzte oder Schwestern. Jeder Unterschichtsbrasilianer war Augenzeuge solcher “ und schlimmerer Szenen. Als im März 2005 das öffentliche Gesundheitswesen Rios völlig zusammenbricht, ruft die Regierung von Staatschef Luis Inacio Lula da Silva gar den medizinischen Notstand aus, läßt mitten in Parks Militärlazarette aufbauen. Vor den Zelten der Militärärzte dasselbe Bild wie immer “ teils kilometerlange Schlangen. Millionen drängen zudem von der sozial völlig vernachlässigten Slumperipherie in die innerstädtischen Hospitäler und Ambulanzen, überlasten diese total. Rios Gesundheitssekretär Ronaldo Coelho ist Großaktionär beim Zigarettenkonzern Souza Cruz, das paßt ins Bild. In Sao Paulo, der reichsten Wirtschaftsmetropole ganz Südamerikas, ist die Lage ähnlich, stehen den privilegierten Privatversicherten indessen noch weit bessere Kliniken als in Rio zur Verfügung. Doch in den riesigen Slums klettert wegen der elenden Lebensbedingungen auch die Krebsrate immer rascher. Weil auch öffentliche Zahnärzte fehlen, haben rund dreißig Millionen Brasilianer keinen einzigen Zahn mehr im Mund. Bei Tuberkulose liegt das Land auf dem 15. Platz weltweit.
Der katholische Bischof Demetrio Valentini nennt den Horror im Gesundheitsbereich zuallererst „Konsequenz neoliberaler Politik unsensibler Politiker”. Für Staatschef Lula sei die Rückzahlung der hohen Außenschulden, ein beträchtlicher Primärüberschuß vorrangig, nicht aber das Soziale. Deshalb würden die Mittel für Gesundheit, aber auch Bildung gekürzt, werde die Bevölkerungsmehrheit der zehnten Wirtschaftsnation immer schlechter medizinisch betreut. „Weltbank und Währungsfonds loben Brasilien doch nicht, weil es dem Volke gutgeht, gar das Gesundheits-und Schulwesen gut dasteht”, analysiert Valentini, Sozialexperte der Bischofskonferenz, sarkastisch.
Ein Internist zur Gesundheitslage in Rio:”Die Bewohner sind wegen der hohen Gewaltrate in ständiger Spannung, unter Dauerstreß, da sie ständig auf der Hut sein, ständig mit Gewalttaten rechnen müssen. Deshalb soviel Bluthochdruck, deshalb der sehr hohe Zuckerspiegel “ weit höher als in Mitteleuropa, den USA. Die hohe Diabetesrate in Brasilien hat zuallererst psychische Gründe, kommt von der psychischen Spannung. Zudem fressen die Leute wegen Streß und Spannung zuviel Fettes in sich hinein, kompensieren durch Essen, was die Probleme nur noch vergrößert. Am Wochenende stehen die Eltern unter Hochspannung, da ihre Kinder ausgehen, dabei Gewalt, den Tod erleiden könnten. Meine Generation trank in der Jugend noch relativ gemäßigt “ die jungen Menschen heute trinken geradezu exzessiv, nehmen Drogen, in der Gier, möglichst viel zu erleben, bevor es zu spät ist. Jeder weiß, daß das schon heute, schon morgen sein kann “ wegen der Gewalt. Wir haben hier in Rio eine Art Endzeitstimmung, ein Klima des Rette-sich-wer-kann.”

Hintergrund – die Lage in den besonders von Dengue, Lepra oder TBC betroffenen Ghettos

Rio de Janeiro “ Stadt der modernen Scheiterhaufen
Sozialwissenschaftlerin Alba Zaluar „Microondas sind alltäglich”
Bei einer Podiumsdiskussion über den neuen Spielfilm” Tropa de Elite” hat die brasilianische Sozialwissenschaftlerin Alba Zaluar in Sao Paulo erklärt, daß es zu den alltäglichen gravierenden Menschenrechtsverletzungen in Rio de Janeiro gehöre, Menschen so wie in dem Streifen gezeigt, auf modernen Scheiterhaufen aus Autoreifen lebendig zu verbrennen. In der betreffenden Szene des Films, der in Deutschland erstmals auf der  Berlinale zu sehen war und den Hauptpreis erhielt, wird dargestellt, wie ein sadistisches Banditenkommando weithin sichtbar hoch über Rio de Janeiro über einen Mann Autoreifen gestapelt hat, das Opfer dann mit Benzin übergießt und anzündet. „Derartige Vorgänge”, so Alba Zaluar vor einem größtenteils aus Universitätsstudenten bestehenden Publikum, „sind alltäglich “ ich habe indessen Berichte von weit grauenhafteren Untaten.” Danach würden in dem Armenviertel „Cidade de Deus” von Banditenkommandos sogar Menschen den Alligatoren lebendig zum Fraß vorgeworfen. „Der dortige Verbrecherboß befiehlt, mit Personen, die er nicht mag, so zu verfahren.” In den Slums, so Brasiliens führende Gewaltexpertin, „ist eine neue tyrannische Kultur feudalistisch-machistischer Werte inzwischen fest installiert “ alles hingenommen von den Autoritäten.”
Der Regisseur von „Tropa de Elite”, Josè Padilha, bezeichnete Alba Zaluar als wichtigsten Ideengeber für den brasilianischen Film „City of God”, der auch in Europa erfolgreich lief.
Eine schwarze Menschenrechtsanwältin kennt einen Zeugen, dem zufolge inmitten von Bailes Funk Jugendliche lebendig verbrannt wurden. Baile-Funk-Fans haben nach der Massendisco wiederholt Bettler verbrannt.
Bereits ab 1990 hatte in Rio de Janeiro das vielgelesene Boulevardblatt „A Noticia” regelmäßig auch Fotos von modernen Scheiterhaufen, den sogenannten „Microondas”(Mikrowelle) gedruckt. Auch eine auf dem Uni-Campus von Rio vergewaltigte und danach lebendig verbrannte 20-jährige Frau wurde in „A Noticia” als „Presunto”(Schinken) bezeichnet. Das Opfer wurde sexistisch-appellativ fotografiert und kannibalistisch mit zubereitetem Grillfleisch verglichen, im Bildtext mit Toastbrot. Der Beitrag war humorig gehalten.
Der renommierte Therapeut und Direktor des Instituts für Sozialmedizin an der Bundesuniversität von Rio, Jurandir Freire Costa, erklärte dazu, in Brasilien herrsche „ethisch-moralische Schizophrenie”. Arnaldo Jabor, Filmemacher und Brasiliens meistgelesener Kolumnist:”Auffallend ist die Katastrophe unserer wachsenden Unsensibilität angesichts des Horrors. Die Fakten rufen nach mehr als Mitleid. Der Überdruß angesichts von Katastrophen nimmt zu, die Seele wird zur Rhinozeros-Haut.” Der damalige Primas von Brasilien, Kardinal Lucas Moreira Neves, sprach von „Anstiftung zur Gewalt, Verblödung ganzer Bevölkerungsschichten, Vermischung von Gewalt und Pornographie.”
Die Scheiterhaufen betreffenden Fakten und Hintergründe sind mindestens seit den 80er Jahren in allen Details den für solche Tatsachen Zuständigen auch in den deutschsprachigen Ländern genau bekannt.
Rio de Janeiro hat etwa die gleiche Bevölkerungszahl wie der Karibikstaat Kuba, der gemäß UNO-Statistiken andere Sozialindikatoren aufweist.

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Foto-Installation ”Microondas über die modernen Scheiterhaufen von Rio. Fotograf Rogerio Reis stellte die Arbeit jetzt in Paris aus.

SWR Paulo Lins, City of God

Brasiliens Kindersoldaten

Deutsche Brasilien-Solidaritätsgruppen stark geschrumpft

Brasiliens Regierung verspricht erneut Gewaltbekämpfung

Banditendiktatur in Slums immer grausamer

Angesichts der ausufernden Gewaltkriminalität hat Brasiliens Staatschef Lula zum wiederholten Male energische Gegenmaßnahmen versprochen. Mit Milliardenaufwand sollen danach der Polizeiapparat ausgebaut und 160 Gefängnisse errichtet werden. Im Unterschied zu den deutschen Medien haben jene in Brasilien über Lulas Ankündigungen nur kurz oder gar nicht berichtet, da nach früheren „Maßnahmenpaketen” dieser Art in Wahrheit die Ausgaben für öffentliche Sicherheit teils drastisch gekürzt oder vorgesehene Haushaltsmittel gar nicht freigegeben worden waren. In großer Aufmachung betont die Landespresse dagegen, daß seit Lulas Amtsantritt von 2003 ausgerechnet die ärmsten Brasilianer weiterhin am stärksten dem Terror der Banditenmilizen ausgesetzt seien. Allein in Rio de Janeiro, so die auflagenstarke Qualitätszeitung „O Globo”, sind 1, 5 Millionen Slumbewohner der „Diktatur des Verbrechens” unterworfen und nahezu sämtlicher Menschenrechte beraubt. Es handele sich um eine „kolumbianische” Tragödie.„Wir haben daher in diesem Land noch keinen demokratischen Rechtsstaat”, analysiert die renommierte Anthropologin und Kolumnistin Alba Zaluar. Gemäß den neuesten Studien ist allein in Rio, mit rund ebensoviel Einwohnern wie Kuba, die Zahl der Verschwundenen bis heute mindestens 54-mal höher als während des 21-jährigen Militärregimes. Wie damals sei unter der vom organisierten Verbrechen sowie von paramilitärischen Milizen errichteten Slum-Diktatur das Foltern von mißliebigen Bewohnern üblich. Zwecks Einschüchterung würden Menschen in aller Öffentlichkeit lebendig verbrannt oder in Stücke gehackt, die Opfer in geheimen Friedhöfen verscharrt. „Das Verschwindenlassen und die Folter sind häufig, Gewalt trifft heute viel mehr Menschen als unter der Militärdiktatur”, betont die Universitätsprofessorin Cecilia Coimbra, Präsidentin der Menschenrechtsorganisation „Nie mehr Folter”(Tortura nunca mais). Toleriert von den Autoritäten, hat das organisierte Verbrechen im Parallelstaat der Slums seit Jahrzehnten auch Sondergerichte installiert, die meist drakonische Strafen verhängen. Dazu zählen das Handabhacken ebenso wie der Scheiterhaufen aus Autoreifen. Ungezählte Familien werden zudem aus ihren Slumkaten vertrieben. Die Banditenkommandos agieren zudem als Zensoren, verbieten Musiktexte und Bands, kontrollieren die gesamte Kulturproduktion, hören Telefongespräche ab, legen Sprachregelungen und Kleidervorschriften fest. Wer sich den Normen nicht fügt, muß zumeist mit Folter oder Tod rechnen.„All diese Grausamkeiten entsprechen der Realität”, erklärte jetzt Rio de Janeiros Gouverneur Sergio Cabral. „Die Parallelmacht agiert mit aller Rohheit.”Auch Brasiliens katholische Kirche ist vom Banditenterror direkt betroffen. Der deutschstämmige Kardinal Eusebio Scheid in Rio de Janeiro hat die Verbrecherdiktatur häufig verurteilt. Immer wieder werden Geistliche ermordet, dringen Gangster mit NATO-MGs und Handgranaten in Slumkirchen ein, erzwingen sogar den Stopp von Sozialpr

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 27. März 2008 um 20:58 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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