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Um die patriotische Einstellung der Heranwachsenden zu fördern, wird unter Staatschef Lula an den Schulen Brasiliens neuerdings wieder mehr Wert auf das Singen der Nationalhymne und das Hissen der Nationalfahne gelegt.
Proteste dagegen gibt es nicht “ auch progressive Intellektuelle finden es richtig. Gemäß Meinungsumfragen sind etwa 85 Prozent der Einwohner des Tropenlandes stolz darauf, Brasilianer zu sein. Die Nationalfahne ist im Alltag überall präsent “ und natürlich gibt es auch Strandbikinis mit dem Fahnendesign.
Die Sozialdemokraten des nach Sao Paulo wirtschaftlich zweitwichtigsten Teilstaates Rio de Janeiro waren zu der Auffassung gelangt, daß es nicht reicht, wenn an den öffentlichen und privaten Schulen nur einmal in der Woche bei einem Appell die Nationalhymne gesungen und die Nationalfahne gehißt werden. Ein Gesetzentwurf, der einen Fahnenappell am Montag u n d am Freitag vorschreibt, wurde daraufhin vom Parlament in Rio begeistert angenommen. Jetzt zog die Megacity Sao Paulo wenigstens teilweise nach. Laut Stadtgesetz ist an den öffentlichen Schulen, nicht aber an den Privatschulen für Mittel-und Oberschichtskinder, ein solcher Fahnenappell einmal in der Woche, an einem beliebigen Tag nun Pflicht. Um sich dies anzusehen, kann man als ausländischer Journalist nicht einfach in eine beliebige Schule gehen, sondern muß bei der Bildungsbehörde eine Erlaubnis beantragen, bekommt dann eine Schule vorgeschrieben.
Sieben Uhr morgens in der „Escola Professor Noe Azevedo” im Stadtteil Jardim Denise. Mehrere hundert Kinder zwischen sechs und zehn Jahren stellen sich in Reihen und in Schuluniform zum Fahnenappell auf. Direktorin Rosa Maria Alonso begrüßt die Kinder und erinnert daran, daß die Hymne in respektvoller Haltung gesungen wird.
Und dann geht es los “ aus zwei großen Lautsprecherboxen dringt die Hymne von einer CD “ die Schüler stimmen ein.
Daß nicht wenige unüberhörbar falsch singen, hat seinen Grund. Während der 21-jährigen Militärdiktatur wurde auch der Musikunterricht abgeschafft “ und trotz der Proteste vieler Pädagogen und Musikwissenschaftler bis heute nicht wieder eingeführt.
Die Kinder singen “ und links von ihnen wird nicht nur die gelb-grün-blaue Nationalfahne mit der Aufschrift „Ordnung und Fortschritt” gehißt, sondern werden auch die Fahnen von Stadt und Teilstaat Sao Paulo hochgezogen.
Nach dem Appell hat der ausländische Journalist noch das Recht, sich mit einer Gruppe speziell ausgesuchter Schüler zu unterhalten.
”Ich mag die Nationalhymne und ich mag alles hier in Brasilien”, sagt die kleine Agatha. „Hier liebt jeder seinen Nächsten, hat jeder seine Familie, hat jeder ein Haus zum Wohnen. Das einzige, was ich nicht sehr gut finde, ist die dreckige Luft in Sao Paulo.”
Auch Jorge sagt, daß er sein Vaterland sehr mag, daß er stolz darauf sei und daß er den Hymnentext auswendig könne, der von einem heroischen Volk, von Freiheit, Liebe und Hoffnung handelt. Brasilien sei ein Gigant, schön und stark, heißt es.
Andere Kinder loben noch die öffentlichen Schulen, nennen sie sehr gut. Loben auch die Lehrer.
”In Wahrheit machen wir diesen Fahnenappell ja schon zehn Jahre”, sagt Direktorin Rosa Maria Alonso. Beim Singen wird die rechte Hand auf das Herz gelegt. Die Schule soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch ethisch-moralische Werte “ und dazu gehört die Liebe zum Vaterland. Ich glaube, die Brasilianer sind recht patriotisch. So mancher hat Tränen der Rührung in den Augen, wenn die Hymne gespielt wird.”
An der Schule werden über 1400 Kinder in drei Schichten unterrichtet “ die ersten kommen 6 Uhr fünfzig, die letzten gehen 19 Uhr.
”Das ist eine Schule mit Qualität, ausgestattet wie in der Ersten Welt. Ich werde immer wütend, wenn die Leute von einem niedrigen Niveau des öffentlichen Bildungswesens sprechen “ das stimmt einfach nicht.”
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