Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Mehr Sklavenarbeit und Landvertreibung – Brasiliens Bischofskonferenz prangert an

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 Die Weltkonjunktur bei landwirtschaftlichen Exportprodukten führt nach Einschätzung der brasilianischen Bischofskonferenz zu mehr Gewalt gegen Landarbeiterfamilien und Landlose. Große Agrarunternehmen, die zerstörerisch nach Amazonien vordringen, vertreiben danach traditionelle Waldbewohner wie Indianer und Kleinsiedler aus ihren Lebensräumen, heißt es in dem  von der bischöflichen Bodenpastoral CPT veröffentlichten Jahresbericht für 2007.

Vor allem bei der Produktion von Zucker und Ethanol für den Export würden zunehmend Sklavenarbeiter eingesetzt, werde gegen die geltenden Arbeitsgesetze am häufigsten verstoßen. Über dreitausend der insgesamt fast sechstausend im letzten Jahr befreiten Sklavenarbeiter seien von einer Polizeieinheit des Arbeitsministeriums in Betrieben der Zucker-und Ethanol-Branche entdeckt worden. Brasilien, das Mitte Mai von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht wird,  ist der weltgrößte Zucker-und Agro-Treibstoff-Hersteller.

Laut Bodenpastoral nimmt derzeit in Brasilien generell die Sklavenarbeit zu. Unter den Betroffenen falle die hohe Zahl von Indianern  ins Auge. Stark erhöht hätten sich zudem die Konflikte um die Verteilung von Trinkwasser. So seien durch Staudämme und Wehre sowie die Zerstörung von Wassereinzugsgebieten immer mehr Menschen auf einmal in Notsituationen. Konflikte dieser Art gingen sogar tödlich aus. So sei in Nordostbrasilien ein 12-jähriges Mädchen bei den Versuch ermordet worden, aus einem privaten Bewässerungskanal einen Eimer Wasser für die Familie zu schöpfen. In dem Tropenland wird die meiste Elektrizität sehr kostengünstig aus Wasserkraftwerken gewonnen – die Kommerzialisierung der Wasserreserven hat laut Bodenpastoral indessen dazu geführt, daß die Brasilianer den fünfthöchsten Strompreis der Erde zu entrichten hätten. In dem Jahresbericht wird für ganz Brasilien eine leicht abnehmende Zahl von Landkonflikten konstatiert. Dies könne als Folge staatlicher Sozialpolitik, darunter der Anti-Hunger-Hilfen,  interpretiert werden. Regierungsprogramme wie das sogenannte Familienstipendium (Bolsa-Familia) seien zwar keineswegs ausreichend, hätten indessen die „gesellschaftliche Mobilisierung für einen Kampf um Bürgerrechte“ verringert. 

Hintergrund:

”Aufstände der Verzweiflung – UNO-Sonderberichterstatter Jean Ziegler im Deutschlandfunk zu Hungerunruhen. **

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http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/768424/

”Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind ein Motiv für Fröhlichkeit, sagte Brasiliens Staatschef Lula in Holland laut Presseberichten.

Weil die Armen der Welt mehr essen, so Lula gemäß ”Folha de Sao Paulo, erhöhe sich die Nachfrage nach Lebensmitteln, damit auch die Inflation in einigen Ländern. ”Erstens müssen wir alle Gott danken, daß das Volk mehr zu essen hat. Und wenn der Arme mehr Zugang zu Lebensmitteln hat, ist das eine Alegria imensa. Und zweitens gibt es noch eine andere Alegria: Dann nämlich, wenn alle Welt etwas mehr produziert, wird es mehr Reichtum, mehr Arbeit und weniger Inflation geben. Zu Einwänden, die Lebensmittelproduktion werde negativ beeinflußt durch die Herstellung von Agrotreibstoffen, sagte Lula: ”Kommen sie mir nicht mit diesen Redensarten, wonach die Agrotreibstoffe zu einer Preiserhöhung bei Lebensmitteln geführt haben.

Laut ”Folha de Sao Paulo setzte Lula auch auf dieser Europareise seine Werbung für brasilianische Agrotreibstoffe fort, während Hollands Premierminister Jan Peter Balkenende kritisch auf die Umweltaspekte verwiesen habe.

  

Jahre zu spät kapiert:Agro-Kraftstoff-Boom gefährdet lebenswichtige RessourcenÂ **

Aus Gründen, über die man nur spekulieren kann, werden beispielsweise in Brasilien längst allgemein bekannte Tatsachen selbst von der Fachwelt Europas, darunter Deutschlands, erst Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte später ”öffentlich wahrgenommen.  Das Thema ”Raubbau unter dem Deckmantel des Klimaschutzes ist für Brasiliens katholische Kirche sowie die nationalen Umweltexperten längst ein alter Hut. Auch in Deutschland dient der ”Klimaschutz als PR-Vorwand für verschiedene Formen von Umwelt-und Naturvernichtung.

 Aus ”Umwelt-Journal:

Agro-Kraftstoff-Boom gefährdet lebenswichtige Ressourcen
Stuttgart, 23.02.2008: In großem Tempo würden derzeit die noch verbliebenen natürlichen tropischen Lebensräume in Nutzflächen umgewandelt, um den enormen Flächenbedarf für Agro-Kraftstoffe zu schaffen, stellt die Gesellschaft für Tropenökologie (gtö) zum Abschluss ihrer fünftägigen Tagung an der Universität Hohenheim fest. ”Ein Raubbau unter dem Deckmantel des Klimaschutzes, der vor allem wirtschaftlichen Interessen dient – ohne dass die Folgen für das Weltklima, die Nahrungsmittelversorgung, die Gesundheit und die sozio-ökonomischen Folgen für die betroffene Bevölkerung angemessen bilanziert werden, erklärt gtö-Präsident Prof. Dr. Karl Eduard Linsenmair.

http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_technik/13763.php

”Es gibt keine Biokraftstoffe – Bioland schlägt ”Biodiesel als Unwort des Jahres 2009 vor **

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Mainz  – Die fossilen Energieträger werden knapp und die Preise für Öl und Gas steigen. Damit gewinnen Kraftstoffe aus der Agro-Produktion an Bedeutung und belegen bereits heute über zehn Prozent der gesamten Anbaufläche in Deutschland. ”Was im Biokraftstoffquotengesetz und allgemein als Bio-Sprit, Bio-Diesel oder Bio-Ethanol bezeichnet wird, hat mit Bio nichts zu tun. Die Vorsilbe Bio bei diesen Produkten ist eine klare Täuschung, die die Produzenten und die Politik bewusst in Kauf nehmen, warnt Bioland-Präsident Thomas Dosch.

Für Lebensmittel sei das Prädikat ”Bio gesetzlich klar definiert und an strenge Produktionsauflagen ohne synthetische Stickstoffdünger, Pestizide und Gentechnik geknüpft. ”Agro-Kraftstoffe sollten daher trotz ihrer landwirtschaftlichen Herkunft ehrlicherweise als Agro-Diesel, Agro-Sprit usw. bezeichnet werden. Deshalb hat Bioland ”Biodiesel als Unwort des Jahres 2009 beim Institut für Deutsche Sprache und Literatur vorgeschlagen.

Der Bioland-Verband steht der Produktion von Agro-Kraftstoffen auch aus anderen Gründen kritisch gegenüber: Die Energieerzeugung auf dem Acker kann zukünftig nur begrenzt einen Beitrag zur Energieversorgung sicherstellen, da die Agrarflächen nicht beliebig vermehrbar sind. Allein um den weltweiten Anteil der Agro-Energie von derzeit zehn auf zwanzig Prozent zu verdoppeln, müssten zusätzlich 500 Millionen Hektar Ackerfläche gewonnen werden. Diese Fläche ist aber nicht verfügbar. Zudem wird die weiter steigende Weltbevölkerung die globale Nachfrage nach Lebens- und Futtermitteln verstärken.

(Aber viele Medien, Politiker benutzen doch die Begriffe Biosprit, Biodiesel etc. – wer also sagt die Unwahrheit, und in wessen Interesse?)

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 17. April 2008 um 15:39 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Naturschutz, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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