Renato Borghetti, Brasiliens bester Akkordeonvirtuose – eine von über 800 Gratis-Attraktionen bei der vierten „Virada Cultural“ Sao Paulos – ein Nonstop-Kulturprogramm für alle Altersgruppen von Sonnabend 18.00 Uhr bis Sonntag 18.00 Uhr auf 26 Bühnen allein im Zentrum der Megacity.
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/07/brasiliens-kulturszene-virada-cultural-2012/
.“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
Nicht mitgerechnet Gratis-Vorstellungen in Kinos und Theatern, Schulen der Peripherie. Nahezu alle Genres der Musica Popular Brasileira, außerdem Ballett, Straßentheater, Pianisten.  Zé Ramalho, mit engagiertem Rock, hatte das größte Publikum, gefolgt von Gal Costa, Jorge Ben Jor, Marcelo D2 und anderen. Erstmals veranstaltet – eine Bühne nur für die besten Sambistas von Sao Paulo, darunter aus den Sambaschulen – ein enormer Erfolg, rund um die Uhr. Das Publikum dort – auffällig viele Schwarze, in der brasilianischen Stadt mit der größten Zahl an Dunkelhäutigen. „Baile do Arouche“ brachte Sänger und Orchester zusammen, die vor etwa siebzig  Jahren Brasiliens, Sao Paulos Stars waren, Boleros bekannt machten, die heute Klassiker sind. Der unvergleichliche Roberto Luna, weit über achtzig, konnte kaum fassen, daß ihm an die hunderttausend Menschen, darunter sehr viele junge Leute,  zuhörten oder tanzten, viele ihm tief gerührt die Hand schüttelten. Luna sang am „Largo do Arouche“, mitten in der Nacht-Szene von Sao Paulos Schwulen und Lesben – alte Damen aus Roberto Lunas Generation ließen sich im Gewühl von ihnen  erklären, warum sie Frau mit Frau und Mann mit Mann auch beim Schwoofen weit reizender finden.  Hier und da knutschten selbst Gays mit Lesben – das Publikum der „Virada Cultural“ war überall eine aufregende, hochinteressante Schau für sich. Kulturkritiker hoben hervor, mit welcher Lust und mit welchem Hunger auf Kultur die Stadtbevölkerung ein Zentrum regelrecht besetzte, das normalerweise nachts, an den Wochenenden abstoßend gefährlich, dreckig, leer ist. Warum nicht eine „Virada Cultural“ jedes Wochenende – die City dann fast autofrei und von der Polizei gut bewacht? Sao Paulos Stadt-Kolumnist Gilberto Dimenstein von der „Folha de Sao Paulo“: Die Bevölkerung erträgt nicht mehr das Weggesperrtsein,  will mehr Raum und Freiheit – die Virada Cultural zeigt, wie Sao Paulo zukünftig sein könnte. Leider sei man davon noch weit entfernt. Die Idee zur „Virada Cultural“ stammt vom heutigen Gouverneur des Teilstaates Sao Paulo, José Serra von der Sozialdemokratischen Partei(PSDB). Veranstalter ist die Präfektur von Sao Paulo unter dem jetzigen Bürgermeister Gilberto Kassab. Die „Virada Cultural“ sei inzwischen ein Großereignis der brasilianischen Kultur, die Besucher kämen aus dem ganzen Land, sagte Kassab am Sonntag in einer ersten Bilanz.
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 Rio längst abgehängt bei Besucherzahlen und Einnahmen
Bei Brasilien denken viele Europäer sofort an das tropische Rio de Janeiro, halten die Stadt am Zuckerhut sogar für Südamerikas Tourismusmagnet. Das 450 Kilometer südlicher gelegene subtropische Sao Paulo hat zwar keine Strände, schlägt indessen gerade im Fremdenverkehr Rio de Janeiro nach Längen, empfängt auch viel mehr deutsche Besucher, wurde zum neuen Geheimtip für deutsche Kulturtouristen. Lateinamerikas bestes Sinfonieorchester, die interessantesten Theaterstücke, die meisten Konzerte “ alles in Sao Paulo.Â
 Während Rio de Janeiro auf europäischen Fremdenverkehrsmessen seit jeher kräftig die Trommel rührt, zieht Sao Paulo kurioserweise erst jetzt nach, bastelt an seinem touristischen Image. Das „Sao Paulo Convention and Visitors Bureau” ist eine private Stiftung,  betreibt in der Megacity die Tourismusförderung und geht erstmals kräftig in die Offensive. Bisher schaute man eher mit Neid auf Brasiliens touristische Visitenkarte Rio de Janeiro und gab sich völlig zu Unrecht viel zu bescheiden “ so als wäre Sao Paulo nur ein häßliches Betonmeer und gerade für den verwöhnten ausländischen Besucher gänzlich unattraktiv. Doch nun stellte Brasiliens staatliche Tourismusbehörde erstmals fest, daß keine andere Stadt in Südamerika so viele in-und ausländische Besucher empfängt wie Sao Paulo. Rio folgt erst weit abgeschlagen, wie Toni Sando, Direktor des „Sao Paulo Convention und Visitors Bureau” im Exklusivinterview betont. ”Nach Sao Paulo kommen jährlich zehn Millionen Menschen “ nach Rio nur etwa halb so viel. Sao Paulo hat über fünfhundert Hotels “ von simpel bis Luxus “ Rio zählt nur an die zweihundert. In Rio konzentriert sich der Tourismus auf die Strandviertel “ hier in Sao Paulo verteilt er sich auf die ganze Stadt. Unsere Stärke ist die Mischung aus Geschäfts-und Freizeittourismus.”Das große Geld mit dem Fremdenverkehr macht daher keineswegs Rio. 43 Prozent der brasilianischen Tourismuseinnahmen entfallen just auf Sao Paulo, gerade zwanzig Prozent auf Rio. Wer die letzten Jahre von Deutschland an den Zuckerhut flog, stellte überrascht fest, daß beim Zwischenhalt in Sao Paulo gewöhnlich etwa drei Viertel der Passagiere ausstiegen, darunter auch immer mehr Ruchsacktouristen. Es hat sich eben herumgesprochen, daß Sao Paulo viel mehr bietet. Dort kommt man mit Englisch auch viel besser zurecht als in Rio. Toni Sando: ”Es ist die Kultur, es ist die Gastronomie, es ist die Vielfalt “ das dürfte gerade die Deutschen am meisten interessieren. Sao Paulo ist die Kulturhauptstadt Lateinamerikas “ wir sind da unschlagbar. Wer ein Bad in Kultur nehmen will, muß zu uns kommen. Nirgendwo sonst in Brasilien existiert Vergleichbares. Gleich drei Shows vom Broadway zur selben Zeit “ in Lateinamerika nur bei uns. Überhaupt das Nachtleben, die Konzerte, dazu die Museen und Ausstellungen, die Shopping Center, das Gewimmel und Getümmel in den Einkaufsstraßen der City. Und auch das zählt: Sao Paulo hat viel weniger Sicherheitsprobleme, viel weniger Kriminalität als Rio “ und funktioniert auch viel besser.”Doch Toni Sando weiß natürlich, daß in dieser Drittweltmetropole mit ihren über zweitausend Slums noch sehr viel im Argen liegt, die Sozialkontraste enorm sind.”Der Paulistano kritisiert vieles an seiner Stadt “ aber will hier nie wieder weg. Wir müssen noch sehr viel tun, im Tourismus können wir uns noch längst nicht an Europa messen. Das Niveau ist dort natürlich viel höher. Als das heutige Brasilien erst einmal entdeckt wurde, gab es in Europa bestimmt schon die Stadtrundfahrten.”Sao Paulo zählt zu den wenigen wirklich kosmopolitischen Städten des Erdballs “ unter den rund siebzig Nationalitäten fallen einige besonders auf.”Wir sind die Stadt mit den meisten Italienern außerhalb Italiens und sozusagen die größte japanische Stadt außerhalb Japans.” Â
SWR 2 Wissen: Sao Paulo – atemberaubendes New York tropical:  http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=1641370/svtjys/index.html
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