Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens Bischof Erwin Kräutler aus Österreich protestiert gegen geplanten Mega-Staudamm in Amazonien. „Urwaldregionen und Stammesgebiete der Indianer vernichtet“. Lula erst gegen Staudammprojekt, jetzt dafür.

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Der aus Österreich stammende Amazonas-Bischof Erwin Kräutler hat sich heftig gegen Pläne der Lula-Regierung gewandt, am nordbrasilianischen Rio Xingu ein Mega-Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 6450 Megawatt zu errichten. Durch den Staudamm würden riesige Urwaldgebiete ebenso überflutet wie Stammesgebiete der Indianer, sagte Kräutler am Bistumssitz in Altamira. Der Bischof reagierte damit auf Ankündigungen Brasilias, schon Anfang 2009 Privatunternehmen mit dem Bau zu beauftragen.

In Altamira finde im Mai ein einwöchiges Protest-Treffen von Bewohnern der Region statt, die durch den Staudamm ihrer Lebensgrundlagen beraubt würden, sagte Kräutler weiter. An dem von zahlreichen Menschenrechts-und Umweltorganisationen sowie der Kirche organisierten Treffen nähmen auch über 800 Indianer teil. Ziel sei, eine neue Bewegung zu schaffen, die sich gegen illegale Urwaldvernichtung, Vergiftung der Flüsse durch Pestizide des Agrobusiness sowie gegen die Vertreibung von Amazonas-Bewohnern aus ihren traditionellen Lebensräumen richte.

Bischof Kräutler nannte besorgniserregend, daß der Bau des Wasserkraftwerks fest eingeplant werde, obwohl jüngste Umweltverträglichkeitsstudien wegen zahlreicher Gesetzesverstöße auf Richterbeschluß gestoppt worden waren. So hatte man interessierte Baukonzerne an den Studien beteiligt, was diesen unerlaubten Zugang zu Ausschreibungskriterien ermöglichte. Der Rücktritt von Umweltministerin Marina Silva Anfang Mai just zum Eintreffen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel  wird auch auf den vergeblichen Widerstand gegen das Staudammprojekt zurückgeführt. Vom Amtsnachfolger Carlos Minc werde erwartet, daß er die nötigen Genehmigungen rasch erteile, hieß es aus Brasilia. Bischof Kräutler hatte mehrfach erklärt, daß er zahlreiche Morddrohungen auch wegen seiner Gegnerschaft zum Staudammbau erhalte. „Bei meinen Gegnern handelt es sich um eine Mafia, eine Gruppe von Spekulanten, die auf Kosten der Amazonasnatur und seiner Bewohner von heute auf morgen reich werden will. Wenn ich mich gegen dieses Megaprojekt, gegen skrupellose Ausbeutung Amazoniens, auch gegen die Abholzung der Regenwälder und damit verbundene Menschenrechtsverletzungen wende, bin ich natürlich gegen diese Leute, die mit wahnsinnig hohen Gewinnen rechnen.“

 Um Attentate zu verhindern, wird Kräutler derzeit rund um die Uhr von Militärpolizisten bewacht.

Brasiliens Staatschef Luis Inacio Lula da Silva hatte sich als Präsidentschaftskandidat 2002 in seiner Wahlplattform scharf gegen Staudamm-Pläne am Rio Xingu gewandt. Derzeit gibt Lula dem Projekt indessen Priorität.  Gegen das Mega-Wasserkraftwerk sind u.a. WWF, Rainforest Foundation, die brasilianische Bischofskonferenz, Brasiliens Landarbeitergewerkschaft, Amazoniens Frauenbewegung, International Rivers, ISA, Amigos da Terra.

Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 20. Mai 2008 um 17:59 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Naturschutz, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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