Angesichts der welthöchsten Zahl von Morden an Homosexuellen hat der brasilianische Schwulenführer Alexandre Santos dem Kongreßsenat in Brasilia vorgeworfen, ein Gesetz, das Homophobie ähnlich wie Rassismus unter Strafe stellt, weiterhin aus religiösen Gründen nicht zu verabschieden.
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Dies sei gegen die Verfassung, betonte er im Exklusivinterview gegenüber dieser Website. „Wenn wir zum Parademotto erklären, daß Homophobie tötet, bezieht sich dies nicht nur auf Gewalt, tödliche Schüsse. Denn es werden auch Hoffnungen, Träume und Selbstwertgefühl abgetötet, die ein Mensch so nötig zum Leben braucht. Wir sagen, da sterben Menschen innerlich. Deshalb fordern wir die rasche Annahme des Gesetzes. Jeden dritten Tag wird gemäß einer Studie unseres Experten Luis Mott in Brasilien ein Homosexueller ermordet “ das ist eine entsetzlich hohe Zahl! Wir brauchen mehr Sicherheit, da uns bislang die verfassungsmäßigen Rechte, darunter das Recht auf Bewegungsfreiheit, auf Leben vorenthalten werden.”Santos zählt den tiefverwurzelten Machismus zu den Hauptmotiven des Hasses auf Schwule. „Unglücklicherweise werden Menschen auch von ihrer Religion her zum Mord an Homosexuellen motiviert. Es gibt Pastoren vor allem aus den evangelikalen Kirchen, die viel Macht über die Gläubigen besitzen. Diese Pastoren sagen diesen, in der Bibel stehe, daß der Homosexuelle eine Abweichung sei und vernichtet, ausgerottet werden müsse. Und dies ist gleichbedeutend, als wenn er sagt: Geht los und tötet sie! Ein Problem sind auch jene Senatspolitiker die einer religiösen Fraktion angehören und den Senat zum Predigen mißbrauchen.”Santos äußerte sich zu den Gefahren für Homosexuelle aus Europa, die Brasilien besuchen. Regelmäßig werden Morde auch an Schwulen aus der Ersten Welt gemeldet. „Die verbreitete Homophobie ist kein Grund, nicht nach Brasilien zu kommen “ indessen müssen bestimmte Sicherheitsregeln eingehalten werden, wie dies jeder Brasilianer tut. Nicht mit jedermann schlafen, und auch nicht jedes angebotene alkoholische Getränk konsumieren! Wir bemerken, daß manche ausländische Gays mit einem Strichjungen, Miché, losziehen “ und dann eben tot aufgefunden werden. Deshalb raten wir dazu, stets gut aufzupassen, nie alleine, nur in Begleitung von Freunden auf die Straße zu gehen, nachts auszugehen. Es gibt Landesregionen, in denen der Machismus stärker herrscht, etwa im Nordosten Brasiliens “ und es gibt Orte, die von Punks und Skinheads frequentiert werden “ solche Gegenden sollte man unbedingt vermeiden. Wir sagen zwar immer, nicht wie in einem Ghetto leben zu wollen “ aber sicher sind wir tatsächlich nur unter uns. Hier in Sao Paulo wird einen niemand am City-Schwulentreffpunkt Praça da Republica und in der abzweigenden Rua Vieira de Carvalho attackieren. Doch wer im Morgengrauen alleine nach Hause geht, kann auf dem Weg von einem Skinhead angegriffen werden. Ich gehe hier in Sao Paulo nie alleine “ denn ich weiß eben, es gibt diese schlechten Menschen. Andererseits ist Brasilien auch kein einziges Massaker an Schwulen!”Ist Brasilien das homosexuellste Land der Erde? Alexandre Santos:”Schwer zu sagen “ dafür bin ich noch nicht weit genug in der Welt herumgekommen.” Gelegentlich wird Brasilien indessen das größte bisexuelle Land der Welt genannt. Santos lacht:”Ja, das kann gut sein! Wir meinen: Liebe ist universell, und es geht darum, sie auszuleben, in all ihren sexuellen Orientierungen. Dafür kämpfen wir “ und wollen nicht mehr, als die anderen auch. Es geht um das Recht auf Leben “ ob man nun Homosexueller ist oder nicht!”
« Urwaldvernichtung nimmt stark zu, erklärt neuer Umweltminister Carlos Minc. Wird er den Bau des geplanten AKW „Angra 3″ genehmigen? – Brasilien 2008 wieder im UNO-Menschenrechtsrat – wie heute demokratische Politik funktioniert. Menschenrechtsorganisationen protestierten vergeblich. Folter, Todesschwadronen, Scheiterhaufen, Verfolgung und Ermordung von Bürgerrechtlern kein triftiges Argument. »
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