Um weiter seiner Lieblingsbeschäftigung im Leben, dem Singen, frönen zu können, brauche er jetzt Zeit, verkündete Pop-Millionär Gil bereits vor mehreren Monaten öffentlich und wies auf die arg strapazierten Stimmbänder. Ministerium und Musikerkarriere hält er daher nicht länger für vereinbar.
Aus anderen Gründen waren nicht wenige seiner Kritiker von Anfang an gegen diese Kombination und stufen das Stimmbänderproblem eher als Vorwand ein. Vor wenigen Monaten hatte ihn die dem Staatspräsidenten unterstellte Ethikkommission wegen geschäftlicher Beziehungen zur brasilianischen Privatbank Itaú gerügt. Die Bank hat eine Kulturstiftung “ über mögliche Projektsubventionen, Kooperationen und Steuererleichterungen entscheidet Gils Ministerium. Dennoch hatte er Itaú eine Komposition für eine Werbekampagne verkauft, was die Ethikkommission als „unangebracht” wertete. Der gelernte Betriebswirt Gil, welcher mehrere Produktionsfirmen besitzt, wurde ermahnt, künftig private Geschäftskontakte zu vermeiden, die Zuständigkeiten des Kulturministeriums tangierten. Im größten katholischen Land war bereits 2006 vielen Gläubigen unangenehm aufgestoßen, daß er ausgerechnet seinen auch in Gottesdiensten viel gespielten Hit „Andar com Fé” (Gehen mit Glauben) Brasiliens größter Privatbank Bradesco ebenfalls für Medienwerbung autorisiert hatte. Denn da wurde auf einmal ein „Gehen mit Glauben” in die Bank und ihre Auto-und Hauskredite suggeriert.
Der Pop-Millionär und die Kohle, laut „Folha de Sao Paulo“:“Ich habe keine Ersparnisse, die mir erlauben, vier Jahre von 8000 Real monatlich zu leben.“Â Zitat kurz vorm Amtsantritt von 2003, übers Ministergehalt von tatsächlich 8500 Real. Brasiliens Mindestlohn lag damals bei etwa 300 Real.Brasiliens Befreiungstheologe Frei Betto hatte sich öffentlich gegen die Ernennung von Gilberto Gil zum Kulturminister gewandt.
Hintergrund
Deutschlandradio Fazit: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/573062/
Gilberto Gils Amtszeit – eine grausige Bilanz für Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/kulturminister-gilberto-gils-amtszeit-eine-grausige-bilanz-fur-brasilien/
Brasiliens Musikbranche im Sumpf der Korruption – Fazit: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/549143/
Wikipedia – Gilberto Gil: http://de.wikipedia.org/wiki/Gilberto_Gil
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