Brasilianische Qualitätsmedien, die Opposition und Menschenrechtsorganisationen haben das Vorgehen des Militärs in Rio de Janeiros Slum „Morro da Providencia“ scharf verurteilt. Die Opposition im Nationalkongreß warf Staatschef Lula vor, die Armee zu Wahlkampfzwecken eingesetzt zu haben. Begünstigt worden sei das Projekt „Cimento social“ des von Lula bevorzugten Bürgermeisterkandidaten Marcello Crivella. Crivella gehört zur Wunderheilersekte „Universalkirche vom Reich Gottes“ und zählt zu der der von der Sekte dominierten Republikanischen Partei(PRB). Zur PRB gehört auch Lulas Vize, der Milliardär und frühere Diktaturaktivist José Alencar.
Der Präsident des brasilianischen Anwaltsverbandes, Cesar Britto, forderte eine exemplarische Bestrafung jener elf Militärs, die direkt an dem Verbrechen beteiligt waren. Die Nationale Menschenrechtsbewegung (MNDH) verlangte, die Rolle der Streitkräfte in der brasilianischen Demokratie zu überdenken. Die Präsidentin der Menschenrechtsorganisation „Tortura nunca mais“(Nie mehr Folter) sagte:“Wir leben in einem Sozialfaschismus. Heute geht es gegen die Armen, aber schon bald gegen alle.“ Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo kommentierte:“Es ist nur Brasilien, dieses primitive, wilde, anarchische, gewalttätige Brasilien ohne Gesetze und Regeln, dieses armselige Brasilien, das nicht auf den Postkarten von der Copacabana, der Meerprinzessin, zu sehen ist, oder denen mit der Christusstatue…“ Die Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ erinnert daran, daß just am Tage, als die gefolterten und ermordeten jungen Männer beerdigt wurden, Rio de Janeiros Gouverneur Sergio Cabral in Deutschland, in Berlin war. „Der Gouverneur ließ sich vor dem Brandenburger Tor mit dem Fahrradtaxi herumkutschieren.“
Wegen des Verbrechens der Militärs kam es in Rio zu heftigen Zusammenstößen zwischen protestierenden Slumbewohnern sowie Polizei und Soldaten. Mehrere Busse wurden in Brand gesteckt. In katholischen Kirchen wurden Gedenk-und Protestgottesdienste abgehalten. Die Politikwissenschaftlerin Maria D`Araujo nannte es bezeichnend, daß zum ersten Mal seit der Militärdiktatur von den Menschen Steine auf die Armee geworfen worden seien. Gemäß Presseberichten sollen Militärs bereits früher mit jungen Männern ebenso verfahren haben wie auf dem „Morro da Providencia“. Angesichts des enormen öffentlichen Aufsehens um den Fall hatte sich  Brasiliens Verteidigungsminister Nelson Jobim im Slum bei den Müttern der Ermordeten für das Verbrechen der Militärs entschuldigt.
Hintergrund Favelas – Österreichs Südwind-Magazin:
http://www.suedwind-magazin.at/start.asp?ID=234729&rubrik=31&ausg=200304
« „Cieps sind unter den schlechtesten Schulen von Rio“ – Qualitätszeitung „O Globo“ mit neuer Studie über die von Architekt Oscar Niemeyer projektierten öffentlichen Schulen. Helmut Schmidt und Oscar Niemeyer… – Brasiliens Indianer und Kriminalität: Mehr registrierte Gewalttaten in Brasiliens Indianerstämmen. Täter meist wegen Mord im Gefängnis. »
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