Der UNO-Sonderberichterstatter Philip Alston hat den Einmarsch von Militär in Rio-Slums kurz vor den Oktoberwahlen als sinnlos bezeichnet.
Die Soldaten, so Alston in Genf, könnten Menschen festnehmen oder töten – doch nach dem Truppenabzug nach den Wahlen würden paramilitärische Milizen und Banditenkommandos zurückkehren. Derartige Milizen operierten in großen Teilen Brasiliens, wurden indessen in Rio zu einem besonderen Problem. Es sei nicht zu verhindern, daß Drogenbanditen und Milizionäre angesichts wachsenden Machtzuwachses auch in die Wahlen eingriffen. „Sie haben Geldmittel, Kontrolle über das Leben vieler Menschen – und unverhinderbar – wollen sie politische Legitimität erringen.“
Laut Alston existieren in Brasilien Todesschwadronen.
Alberto Motta Moraes, neuer Präsident des Wahlgerichts der demokratisch regierten Scheiterhaufenstadt Rio de Janeiro, sprach nach einem Besuch der von Banditenkommandos beherrschten Favelas „Coreia“ und „Taquaral“ von einem „Konzentrationslager ohne Stacheldraht“. Moraes sagte gegenüber der Presse, er habe tief verängstigte, apathische, stark unterjochte Bewohner beobachtet. „Eine triste, absolut triste, besiegte Bevölkerung. Unglücklicherweise sind nicht wir die Autorität, die dort die Macht ausübt – und auch nicht die Bundestruppen.“
In Europa gibt es nur selten Anzeichen von Mitgefühl und Interesse für die Menschen in den Rio-Slums, für Opfer von Scheiterhaufen.
Auch in Deutschland wird Brasilien offenbar besonders wegen der Menschenrechtslage häufig als „stabile, moderne Demokratie“ definiert.
Rio de Janeiro hat etwa so viele Einwohner wie Kuba, aber andere Sozialindikatoren.
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