„Le-Monde“-Musikkritiker Alain Lompech hat in Brasiliens größter Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ ausführlich die Folgen der Entlassung des jüdischen OSESP-Dirigenten John Neschling analysiert. Laut Lompech handelt es sich um einen unermeßlichen Verlust für die brasilianische Kultur, doch auch für die Kenntnis des musikalischen Reichtums von Brasilien in anderen Ländern der Erde.
 Der Musikkritiker betonte, die OSESP-Tournee von 2008 durch Europa sei für das Orchester wegen seiner hohen Qualität geradezu ein Triumph gewesen. Nie zuvor habe ein brasilianisches Orchester ein solches Niveau erreicht. Außerhalb Brasiliens sei bewundert worden, daß Neschling auf die internationale Karriere verzichtet habe, um das Orchester Sao Paulos aufzubauen und dort ein wahrhafter künstlerischer Direktor zu sein. Das Resultat sei, daß der französisch-deutsche Kulturkanal ARTE für ganz Europa und für die ganze Welt das OSESP-Silvesterkonzert übertragen habe. „Ist man sich in Brasilien überhaupt bewußt, was dies bedeutete? Ich habe den Eindruck, dies ist nicht der Fall.“ Das OSESP-Konzertprogramm, so Alain Lompech weiter, sei in der ganzen Welt bewundert worden. „Es gibt kein französisches, britisches oder deutsches Orchester, dessen Programm so kreativ-erfinderisch, mit soviel Respekt vor dem nationalen Musikerbe ist wie das OSESP…Mit einer Unterschrift kann man die Arbeit von Jahren zerstören, oder aber Bedingungen schaffen, damit diese Arbeit beginnt und sich entwickelt. In diesem Falle hat man zerstört.“ Die Kritik von „Le Monde“ richtet sich direkt an den Gouverneur von Sao Paulo, José Serra, sowie seinen Kulturstaatssekretär Joao Sayad, deren internationale Blamage wegen der verfügten Neschling-Entlassung täglich größer wird. Serra und Sayad haben am Beispiel Neschlings auch dem Ausland plastisch demonstriert, wie in dem von gravierenden Menschenrechtsverletzungen gezeichneten Brasilien unter Staatschef Lula heute Kulturpolitik exerziert wird.
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