Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens wachsender Entwicklungsrückstand: Immer noch kein Fahrradwegnetz in Millionenstädten wie Sao Paulo. Absurde Förderung des PKW-und Busverkehrs. Keine Personenzüge mehr zwischen Rio und Sao Paulo. Vergleich China – Brasilien. Bildungsdesaster, Scheiterhaufen, alltägliche Folter.

Auch unter Staatschef Lula wird im Bildungssektor und  selbst im Verkehrswesen der Entwicklungsrückstand Brasiliens zur Ersten Welt ständig größer. Während China in der jetzigen Finanz-und Wirtschaftskrise allein in den Ausbau des Schienennetzes laut Wirtschaftsmagazin „Exame“ 88 Milliarden Dollar investiert und damit den umwelt-und ressourcenfreundlichen Bahntransport fördert, verzichtet Brasilia ganz bewußt auf energische Ausbauprogramme, was die multinationalen Autokonzerne begünstigt.

Laut brasilianischen Wirtschaftsmedien entfallen in Brasilien auf eintausend Quadratkilometer nur 3,5 Kilometer Bahnstrecke – in China seien es dagegen neun, in Kanada 4,7 in Rußland 5,1 und in den USA sogar 22,9 Kilometer.

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/06/brasilien-politisch-gezielt-betriebene-zerstorung-des-schienenverkehrs-weiter-segensreich-fur-daimler-benz-erneuter-ausbau-der-lkw-und-bus-produktion-ineffizienter-guter-und-personentransport-auf-s/

Auffällig niedrige Produktivität Brasiliens:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/27/boomland-brasilien-die-angeblich-aufstrebende-wirtschaftsmacht-warum-sind-wir-so-unproduktiv-fuhrende-wirtschaftszeitschrift-exame-beschreibt-brasiliens-enormen-wirtschaftlichen-ruckst/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/12/17/weiter-stimmenkauf-mit-autofuhrerscheinen-in-brasilien-uber-40000-verkehrstote-jahrlich/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/02/03/unesco-daten-deutliche-verschlechterung-des-brasilianischen-schulniveaus-unter-lula-fabrica-de-analfabetos/

Gesundheitswesen, Lepra, Aids: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/04/23/denguefieber-reisewarnung-fur-brasilien-und-argentinien/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/29/osterreichischer-pfarrer-und-gefangenenseelsorger-gunther-zgubic-in-brasilien-weiter-folter-in-allen-varianten-eine-deutsche-frau-wurde-unglaublich-mit-elektroschocks-kaputtgemacht-psychisch-ner/

Extremfall, Symbol solcher rückwärtsgewandten Politik ist der Personenverkehr zwischen Lateinamerikas wichtigstem Wirtschaftszentrum Sao Paulo und Rio de Janeiro, dem zweitwichtigsten Wirtschaftsstandort Brasiliens. Allen Ernstes wurde bereits vor Jahrzehnten der preiswerte Zugverkehr eingestellt und auf teurere Omnibusse aus Multi-Produktion, darunter VW und Mercedes, umgestellt. Die über 400 Kilometer lange Fahrt wird häufig zur Tortur, da man lautem Zwangsfernsehen mit stupidesten Massentötungsfilmen ausgesetzt ist und wegen schlecht regulierter Air Condition oft grauenhaft friert. Die abgasintensiven Busse bleiben zudem häufig im Stau stecken und erreichen bei weitem nicht die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Zuges. In Rio de Janeiro existiert nur ein rudimentäres Radwegenetz, in Sao Paulo hat die Präfektur entgegen den Umweltschützer-und Medizinerforderungen bis heute „Ciclovias“ verhindert. In der Zuckerhutstadt ist die neue Präfektur unter Bürgermeister Eduardo Paes(PMDB) im Rahmen des völlig unzureichenden, zumindest anfangs positiv erscheinenden Programmes „Choque de Ordem“(Ordnungs-Schock) dazu übergegangen, wie in Deutschland oder der Schweiz an Lichtmasten etc. angekettete Fahrräder einfach  abzutransportieren. Die Fahrradschlösser werden von Präfektur-Technikern per Bolzenschneider geknackt. Kommentar überflüssig, dümmer gehts nimmer. José Lobo, Präsident der lokalen NGO „Transporte ativo“, sagte gegenüber der Presse, damit werde die Nutzung eines umweltfreundlichen Verkehrsmittels behindert, das in aller Welt Förderung genieße. Lobo nannte als Beispiel die Stadt München, die Autoparkplätze in Fahrrad-Stellplätze umgewandelt habe. Weil im Flächenland Brasilien, 24-mal größer als Deutschland, im Interesse der LKW-Multis nur ein Bruchteil der Fracht per Schiene transportiert wird, behindern und verteuern die enormen LKW-Frachtkosten u.a. die Exportbranche erheblich. „Warum haben wir keinen Zugverkehr – wie jedes anständige Land?“, fragen die Qualitätszeitungen und erinnern an die Rolle von Staatschef – und Oscar-Niemeyer-Freund – Juscelino Kubitschek: Dieser habe den Zugverkehr in Brasilien abgeschafft und das Land zu fortdauerndem Rückstand verurteilt. Schlagloch-Straßen, Flughäfen im Kollaps – „man stelle sich vor, wieviele Ärgernisse wir uns erspart hätten, wenn wir, wie jedes zivilisierte Land, ein gutes Schienennetz hätten. Und wieviele Leute, die heute kein Geld zum Reisen haben, könnten reisen, wenn es die Alternative Eisenbahn gäbe?“ Ältere erinnern sich, was stets geschah, als teils von britischen Ingenieuren errichtete Schienenwege geschlossen, abgerissen wurden: Nach der billigen Eisenbahn kam sofort der viel teurere Bus – alternativlos. Die Deutsche Bahn veröffentlicht folgende CO2-Ausstoß-Werte für den Personenfernverkehr: Bahn – 47 g/km. Auto – 143 g/km. Flugzeug – 191 g/km. „A quem interessa o sucateamento das ferrovias? As multinacionais fabricantes de caminhoes, onibus, autopecas, pneus, combustiveis vao querer que o governo invista em ferrovias? E as companhias de onibus que pertencem a politicos?“ Welchen hohen Preis die Brasilianer nur zu oft mit ihrem Leben auch für Lulas Verkehrspolitik bezahlen, ist bestens bekannt. Laut Angaben von 2010 werden nur etwa 10 Prozent des brasilianischen Schienennetzes, also lächerliche rund 3000 Kilometer, überhaupt vollständig genutzt.

 http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/13/sao-paulos-folgenreiche-luftvergiftung-und-die-eliten-herzspezialist-dr-ubiratan-de-paula-santos-und-weltsozialforum-erfinder-oded-grajew-sexualitat-durch-luftvergiftung-betroffen/

„Was in der Diskussion ist, ist nicht der Verkehr, sondern der Aufbau einer zivilisierten Gesellschaft“, schreibt Gilberto Dimenstein, Kolumnist der größten Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“. Dem Blatt zufolge fuhren in den fünfziger Jahren noch über 100 Millionen Brasilianer jährlich mit der Bahn – 2005 jedoch nur 1,5 Millionen, auf lediglich drei armseligen, übriggebliebenen Strecken(Vitoria – Belo Horizonte, Carajas – Sao Luis, Touristenausflugsroute Curitiba – Paranagua). Daß Lula in seiner Amtszeit bisher trotz der Forderungen von Verkehrs-und Umweltexperten keine einzige Personenzugstrecke wiedereröffnete, führen nicht wenige Brasilianer darauf zurück, daß er als sog. Gewerkschaftsführer  einst bestens mit den Automultis kungelte und sich diesen weiter erkenntlich zeigt. In Ländern wie Deutschland wird Lula indessen häufig als progressiver Modernisierer hingestellt. „Absichten“, „Vorhaben“ Brasilias  im Umweltschutz werden gewöhnlich mit großem propagandistischen Getöse verkündet – obwohl die Fakten völlig anderes beweisen. Auch in Deutschland versucht die politisch einflußreiche Autolobby, die Bahn-Konkurrenz möglichst unattraktiv zu machen. Bezeichnend sind die enormen Preiserhöhungen im Zugverkehr selbst in deutschen Regionen, in denen Zugfahren noch vor Jahrzehnten geradezu spottbillig war.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/16/dieses-bildungssystem-ist-eine-katastrophe-tagesschau-forum-kardinal-lorscheiter-brasilien-das-volk-wird-ganz-bewust-dumm-gehalten-da-es-dann-leichter-manipulierbar-ist-o-pais-da-delic/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/12/trote-unterjocht-wie-ein-jude-im-konzentrationslager-brasiliens-schriftsteller-ronaldo-correia-de-brito-erinnert-sich/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/brasiliens-kindersoldaten-junge-kinder-mit-waffen-die-einfach-anderre-kinder-erschossen-haben-die-sie-gerade-mal-schief-angeschaut-habenlesermail/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/17/patiententod-in-belem-stadt-des-weltsozialforums-lulas-gesundheitspolitik-128-kommen-2009-in-offentlichem-hospital-um-video-anklicken/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/12/06/menschenrechtstribunal-in-sao-paulo-verurteilt-brasilianischen-staat-wegen-folter-gefangnis-horror-kriminalisierung-von-armen-und-sozialbewegungen-sowie-wegen-bruchs-internationaler-menschenrechtsab/

Kulturverlust, Wertevermittlung: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/12/trote-bildungsexperten-sehen-verrohung-der-brasilianischen-gesellschaft-helio-liberador-vize-rektor-der-katholischen-universitat-von-sao-paulo-kein-trote-in-deutschland-wegen-kulturellen-faktore/#more-1931

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/02/urinieren-auf-fahrenden-metro-rolltreppen-in-rio-de-janeiro-brasilien-diskutiert-uber-die-immer-popularere-unsitte-fur-die-notdurft-nicht-mehr-toiletten-aufzusuchen-verzeihung-rio-besucher/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/03/24/der-mythos-von-der-herzlichkeit-des-brasilianers-ist-vorbei-wir-sind-eine-grausame-gesellschaft-joao-ricardo-moderno-prasident-der-brasilianischen-akademie-fur-philosophie/

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 18. März 2009 um 03:59 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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