Georg W. Oesterdiekhoff
Ökologie, Ernährungswirtschaft, Sozialstruktur und kriegerisches Verhalten
im Regenwald.
Spannungen im ökologisch-demografischen Gleichgewichtssystem am Beispiel
südamerikanischer Dorfgesellschaften.
Karlsruhe 2000
Auf der Website erst Textsammlung, danach Aufsätze anklicken, um den Text zu finden.
Auszug: „…Diese Abwertung und dieses Ressentiment rechtfertigt wiederum die Vernachlässigung, Mißhandlung und Tötung der Töchter (Schapiro 1971).
Die Unterdrückung und Schikane von Frauen bei den Yanomamö sind scheinbar
grenzenlos. Gewalt gegen Frauen, Prügel und Verletzungen sind an der Tagesordnung.
Werke von Dr. Oesterdiek bei Suhrkamp: http://www.suhrkamp.de/autoren/autor.cfm?id=3566
Indianer in Amapá.
„Yanomamö-Frauen sind mit Narben und blauen Flecken übersät, in der Mehrzahl das Ergebnis heftiger Zusammenstöße mit Verführern, Vergewaltigern, Ehemännern. Keine Frau entkommt der brutalen Überwachung durch ihren rauschgiftsüchtigen und jähzornigen Kriegergatten. Alle Männer mißhandeln ihre Frauen. Nette Ehemänner begnügen sich mit blauen Flecken und kleineren Verstümmelungen; die wilden unter ihnen verwunden ihre Frauen und bringen sie um…. Es hebt das Image eines Mannes, wenn er seine Frau in der Öffentlichkeit mit einem Knüppel verdrischt.” (Harris 1997: 94) Die Perversion der Geschlechterbeziehungen geht so weit, daß Frauen auf ihre Wunden
stolz sind. Ein Mangel an Verletzungen und an Prügel wird als Desinteresse des Mannes
gedeutet. Alle Beobachter, die je mit den Yanomamö in Berührung kamen, stimmen darin
überein, daß sie zu den aggressivsten, kriegerischsten und am stärksten von den
Männern bestimmten Gesellschaften der Welt gehören. Harris nennt sie Chauvis,
Chagnon bezeichnet sie immer wieder als extrem wildtätig und grimmig (Harris 1997:
94 ff; Chagnon 1994: 13).
„Die Yanomamö sind grimmige Leute. Nie habe ich auch nur einen von ihnen sagen
hören:wir sind in Wahrheit Feiglinge oderwir nehmen lieber die Beine in die Hand
als zu kämpfen… (ich mußte einsehen), daß der Krieg die Hauptbeschäftigung bei
ihnen darstellt und fast sämtliche Aktivitäten beeinflußt.” (Chagnon 1994: 11, 13).
Die Männer der dichter besiedelten Gebiete werden im Gegensatz zu den Männern aus den streßfreieren Gebieten von Kindheit an zur Gewalttätigkeit erzogen. Es wird ihnen beigebracht, jede Kränkung mit Gewalt zu beantworten. Die Eltern dulden keinesfalls, daß ihre Knaben sich nicht wehren oder sich nicht durchsetzen. Schon die Zweijährigen bekommen Beifall, wenn sie andere Kinder heftig schlagen. Ein geschlagenes Mädchen hingegen darf sich keinesfalls verteidigen, sondern soll an die Opferrolle gewöhnt´werden. Jungen hingegen werden darin geübt, Schmerzen und Folter zu ertragen, keine Angst und keine Empfindlichkeit zeigen. Sensibilität für die Schmerzen anderer werden bei ihnen anästhesiert, Toleranz und Mitgefühl bleiben unterentwickelt. Schon Kleinkindern wird beigebracht, welche Freude es bereitet, Tiere zu quälen und zu töten. Kinder fangen Affen, stechen ihnen die Augen aus, reißen ihnen die Gliedmaßen aus und bereiten ihnen oft unter Folter ein langes und qualvolles Ende. Als Erwachsene praktizieren sie dergleichen mit fremden Dorfbewohnern (Lizot 1977; Harris 1997: 89 ff;
Chagnon 1994: 186 f).
Die Unterdrückung der Frauen resultiert in psychologischer Hinsicht aus der Wildheit
und Aggressivität der Männer, welche wiederum eine Folge ihrer kriegerischen
Sozialisation und Aktivitäten sind. Die außenpolitischen Kriege verlängern sich in einen innenpolitischen Geschlechterkrieg, besser formuliert: in ein vollkommen hierarchisches Geschlechterverhältnis. Die Männer nutzen gewissermaßen ihre militärische Potenz zur Unterdrückung und Verdinglichung von Frauen.
Die Yanomamö sagen in diesem Zusammenhang, die Hauptursache ihrer Kriege sei der Streit um Frauen und ihre Gier nach ihnen “ so sieht es auch Chagnon. Daß diese
Äußerungen der Indios ihre greifbaren Motive wiedergeben, daran ist kein Zweifel. Den dahinter liegenden systemischen Zusammenhang kennen sie nicht. Aber gleichviel, unbestreitbar wahr ist, daß die Krieger bei ihren Jagdzügen vor allem Frauen erbeuten. Frauen sind die einzige Beute. Sobald die Kriegertruppe sich auf dem Rückzug sicher fühlt, wird die Gefangene kollektiv vergewaltigt. Im Lager angekommen, wird sie den übrigen männlichen Dorfbewohnern noch einmal zum gleichen Zweck zur Verfügung gestellt und dann einem Mann nach langem Feilschen zur Ehe übergeben (Chagnon
1994: 136, 264). Mehr als 10% der Ehen kommen durch einen solchen Raub zustande. Infolge des Infantizids und der Vielehe sind Frauen eindeutig Mangelware. Besonders streitbare und ranghohe Krieger haben mehrere Frauen. Mehr als 25 Prozent der Männer haben zwei oder mehr Frauen. Da schon die Mädchen an Männer aufgeteilt sind, gibt es für viele junge Männer nur die Möglichkeiten, entweder verheiratete Frauen gegen
Dienstleistungen an die Ehemänner zur Verfügung gestellt zu bekommen oder aber sie mit Drohungen oder Schmeicheleien zum Ehebruch zu veranlassen. Männer haben eine ausgesprochene Zuhältermentalität nicht nur gegenüber Frauen fremder Dörfer, sondern auch gegen die Ehefrauen und die Frauen des eigenen Dorfes. Je kriegerischer ein Mann ist um so mehr Frauen hat er zur Verfügung. Die weniger Gewalttätigen laufen Gefahr, ohne Frau zu bleiben oder aber sich in Abhängigkeit von einem Mann zu begeben, der seine Frau für Gaben und Dienste ausleiht. Obwohl Chagnon jahrelang bei den Indios gelebt hat, haben sie seine Fragen nach ihrem Verständnis von Liebe nicht einmal verstanden…”
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/03/hakani-suruwaha-und-der-kindermord-in-brasilien/
“Muita gente bem intencionada, e mal informada, vai se decepcionar ao saber que os maiores exterminadores de indios no Brasil foram…os proprios indios, em suas infindaveis guerras entre tribos e como forca auxiliar dos portugueses es dos bandeirantes em expedicoes para aprisionar indios. Os bons selvagens nao eram tao bons assim. Sim, alguns dos maiores mercadores de escravos eram negros.” Nelso Motta
(Viele wohlmeinende und schlecht informierte Leute werden enttäuscht sein, wenn sie erfahren, daß die größten Ausrotter der Indianer in Brasilien just…die Indianer selber waren, in ihren endlosen Kriegen zwischen den Stämmen und als Hilfstruppe der Portugiesen und der Bandeirantes in Expeditionen zum Einfangen von Indios. Die guten Wilden waren so gut nicht. Ja, einige der größten Sklavenhändler waren Schwarze.)
“Der gefährlichste Feind eines Indianers ist ein anderer Indianer. In isoliert lebenden Stämmen…stirbt fast die Hälfte der Männer eines gewaltsamen Todes, überwiegend bei Stammesfehden.Die Folge davon ist, daß die Frauen der Gruppen in der Überzahl sind.”
« Schweinegrippe in Brasilien – Bahia ist siebter Teilstaat mit möglichen Infizierten. – Brasilien, Lula, ThyssenKrupp, 1. Mai – PACS, FDCL(Forschungs-und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika), KoBra(Kooperation Brasilien, Freiburg) »
Noch keine Kommentare
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.