Schweinegrippe, Medienhype und Bereicherungsinteresse
In der salvadorianischen Tageszeitung Diario Co Latino (1) erschien am 18.
Mai 2009 (2) ein kleines Theaterstück (3) mit einigen erstaunlichen Daten
zur Schweinegrippe …
Sprecher: In der Welt sterben jährlich zwei Millionen Menschen an Malaria,
einer Krankheit, die mit einem Moskitonetz bekämpft werden könnte.
Sprecherin: Die Nachrichten bringen nichts darüber.
Sprecher: In der Welt sterben jedes Jahr zwei Millionen Kinder an Durchfall,
dem man mit einem Serum für 25 Cent beikommen könnte.
Sprecherin: Die Nachrichten erwähnen das nie.
Sprecher: Masern, Lungenentzündung, mit kostengünstigen Impfungen heilbare
Krankheiten verursachen jährlich den Tod von zehn Millionen Menschen in der
Welt.
Sprecherin: Die Nachrichten informieren uns mit keinem einzigen Hinweis
darauf.
Sprecher: Aber als vor wenigen Jahren die berühmte Vogelgrippe auftauchte
… Nachrichtenflut, Alarmsignale …
Stimme: Eine Epidemie, die gefährlichste von allen! Eine weltweite Epidemie!
Sprecher: Man redete nur noch von der fürchterlichen Krankheit der Hühner.
Sprecherin: Dennoch: Der Vogelgrippe fielen in zehn Jahren nur 250 Menschen
zum Opfer. Das sind 25 pro Jahr.
Sprecher: Die gewöhnliche Grippe fordert jedes Jahr eine halbe Million
Todesopfer.
Sprecherin: Eine halbe Million zu 25.
Sprecher: Moment. Einen Moment. Warum wurde dann ein solcher Aufstand um die
Vogelgrippe gemacht?
Sprecherin: Weil sich hinter den Hühnern ein Hahn mit einem großen Sporn
versteckt.
Sprecher: Das ist der transnationale Konzern Roche, der Millionen von
Pillenpackungen seines berühmten Medikaments Tamiflu in die asiatischen
Länder verkaufte.
Sprecherin: Obwohl die Wirksamkeit von Tamiflu umstritten ist, kaufte die
britische Regierung 14 Millionen Packungen des Präparats, um einer
Erkrankung der Bevölkerung vorzubeugen.
Sprecher: Mit der Vogelgrippe machten die beiden Pharmakonzerne, die
Grippepräparate verkaufen, mehrere Milliarden Dollar Gewinn.
Sprecherin: Vorher mit den Vögeln, jetzt mit den Schweinen.
Sprecher: Ja, jetzt hat die Schweinegrippe-Psychose begonnen. Und alle
Nachrichtensendungen sprechen ständig davon.
Sprecherin: Jetzt wird weder über die Wirtschaftskrise noch über die Folter
in Guantanamo berichtet.
Sprecher: Aber immer über die Schweinegrippe …
Sprecherin: Ich frage mich: Wenn sich hinter den Hühnern ein Hahn versteckt,
könnte sich dann nicht hinter den Sauen ein großer Eber verbergen?
Sprecher: Hören wir, was ein Vorstandsmitglied des Pharmakonzerns Roche dazu
sagt …
Roche (zynisch): Uns bereitet diese Epidemie große Sorgen, so viel Schmerz
… Deshalb bieten wir das wunderbare Tamiflu zum Kauf an.
Sprecherin: Wie viel kostet das wunderbare Tamiflu?
Roche: Schauen wir nach … 50 Dollar die kleine Schachtel.
Sprecherin: 50 Dollar für dieses Pillenschächtelchen mit Medizin?
Roche: Das müssen Sie verstehen, liebe Frau. Für Wunder muss man eben einen
hohen Preis zahlen.
Sprecherin: Ich verstehe nur: Diese Firmen machen mit fremdem Leid einen
Mordsgewinn.
Sprecher: Die nordamerikanische Firma Gilead Sciences besitzt das Patent auf
Tamiflu. Der größte Aktionär dieser Firma ist kein Geringerer als der
furchtbare Donald Rumsfeld, der ehemalige Verteidigungsminister von George
W. Bush, Urheber des Irakkriegs.
Rumsfeld: Oh, thank you, thank you, little pigs. Vielen Dank, Schweinchen!
(lacht).
Sprecherin: Die Aktionäre der Pharmafirmen Roche and Relenza reiben sich die
Hände, sind glücklich über weitere Millionengewinne mit dem umstrittenen
Tamiflu. Die wirklich weltweite Epidemie ist die Bereicherungssucht, sind
die enormen Gewinne dieser „Söldner der Gesundheit“.
Sprecher: Es steht außer Frage, dass die Länder Vorsichtsmaßnahmen ergreifen
sollten.
Sprecherin: Aber wenn die Schweinegrippe so gefährlich ist wie die Medien
verkünden …
Sprecher: Wenn die Weltgesundheitsorganisation sich so viele Sorgen um diese
Krankheit macht, warum erklärt sie sie dann nicht zu einem weltweiten
Problem für die öffentliche Gesundheit und genehmigt die Herstellung von
generischen Medikamenten, um sie zu bekämpfen?
Sprecherin: Die Patente von Roche and Relenza blieben unberücksichtigt und
generische Medikamente würden kostenlos an alle, vor allem aber an Menschen
in den armen Ländern verteilt. Das wäre eine Lösung.
[Aus dem Spanischen von Gerhard Pöter, El Salvador]
übermittelt von Greenhouse Infopool Berlin
« Davi Kopenawa Yanomami im britischen Kongreß. „Dalai Lama da Floresta“. – Sitzenbleiberquote in Brasiliens Mittelschulen verdoppelt in nur neun Jahren, laut UNICEF. Weiter hohe Analphabetenrate. »
Noch keine Kommentare
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.