Brasilien: Joao Ubaldo Ribeiro – Schriftsteller, Kolumnist, Intellektueller(2005) Überaus köstlich, nachzulesen, wie er uninformierte Europäer, die ihm eine absurde, unqualifizierte Interviewfrage nach der anderen stellen, vorführt, bis auf die Knochen blamiert.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur.
”Hitler irrte zwar, hatte aber etwas, das ich an einem Manne bewundere – dieses Feuer, sich einzubringen, um etwas zu erreichen. Was ich bewundere, ist die Bereitschaft, die Kraft, die Hingabe.” Ist das Zitat von Lutz Bachmann, Björn Höcke oder von SPD-Idol Lula?
Der aus Bahia stammende, seit langem in Rio de Janeiro lebende Joao Ubaldo Ribeiro ist der nach Paulo Coelho in Deutschland meistverlegte lebende Autor Brasiliens. Dort gehört er auch zu den führenden Kolumnisten großer Qualitätszeitungen. Humorig, ironisch und erfrischend politisch unkorrekt analysiert er alle Mißstände und Widersprüchlichkeiten des Tropenlandes, geißelt die „Kultur der Unehrlichkeit”, nimmt die Mentalität seiner Landsleute, deren Autoritätshörigkeit und Passivität, aufs Korn. Den Staatschef Luis Inacio Lula da Silva nennt Ribeiro einen „Mörder von Träumen und Hoffnungen”, dessen desaströse, von Korruptionsskandalen und Machtmißbrauch gezeichnete Regierungspolitik hatte er als einer der ganz wenigen brasilianischen Intellektuellen laut vorausgesagt. Die meisten Deutschen, so Ribeiro, wissen nichts über Brasilien “ doch umgekehrt gelte dasselbe. http://www.hart-brasilientexte.de/2009/06/01/schriftsteller-und-daad-stipendiat-joao-ubaldo-ribeiro-uber-lula-die-neue-monarchie-europaer-bankiers-grosunternehmeno-presidente-que-nos-temos-e-que-eles-pediram-a-deus/„Wir sind ein Volk mit dem Temperament von Schafen, von Hammeln, wir sind an Autorität gewöhnt. Hier reklamiert doch niemand. Ich habe unsere Staatschefs immer respektiert, aber der normale Brasilianer hält sich für einen Angestellten der Regierung. Das ist die nationale Mentalität. Doch zu was sind wir Brasilianer denn erzogen worden? Ein friedliches Volk sind wir überhaupt nicht. In Canudos haben sie die Leute meiner Nordostheimat massakriert. Das gehört alles zur berühmten brasilianischen Rätselhaftigkeit. Wir sind ein Volk, das absurde Mythen über seine Herkunft, seine Ursprünge kultiviert. Die Brasilianer wiederkäuen viel Geschwätz, Gerede über sich selbst, sagen gerne: „Wir Brasilianer”. Die Deutschen, die Brasilianer seien so und so. Das folgt aus dem niedrigen Bildungsgrad. Das Bildungswesen in Brasilien kam zu einem fürchterlichen Punkt. Da ist der Fakt, daß es Kindern und Jugendlichen mit kompletter Schulausbildung nicht gelingt, einen geschriebenen Text zu verstehen. Die Wahrheit ist, daß sich unser Bildungswesen stark verschlechterte. Und Staatschef Lula stimuliert das auch noch, wenn er andauernd sagt, ich habe gekämpft, ich brauche nicht zu studieren – alles riesige Dummheiten von ihm. Ich habe noch in einer öffentlichen Schule besten Niveaus gelernt – heute ist die wahrscheinlich reiner Schrott. Geh in die Bundesuniversität von Rio de Janeiro – furchtbar ist es dort! Wir bilden Generationen von Analphabeten heran! In Brasilien, lautet ein Argument, würden wenig Bücher verkauft, werde wenig gelesen, weil Bücher so teuer seien. Das stimmt, die sind teuer, wie in Deutschland ja auch. Doch in Brasilien werden manche CDs gleich millionenfach verkauft. Wenn es einen Markt für eine Million CDs gibt, haben wir also eine Million Leute, die auch das Geld für ein Buch hätten. Doch wenn hier mal von einem Buch 5000 Stück verkauft werden, läßt der Verleger aus Dankbarkeit in der Kirche eine Messe zelebrieren. Ich bin eine Ausnahme, meine Bücher verkaufen sich gut in aller Welt. Die jetzige politische Lage Brasiliens macht mich überhaupt nicht perplex. Alle meine Freunde, meine Familie und selbst meine Frau suchten mich von Lulas Fähigkeiten zu überzeugen. Ich habe dem sehr widerstanden. Doch dann beging ich die Sünde, mir einreden zu lassen, daß ich gegenüber Lula voller Vorurteile sei, ihn geradezu vorverurteile, was dessen Kompetenz, dessen Eignung für das Präsidentenamt betrifft. Ich hatte immer betont, dieser Mann ist für das Amt nicht präpariert. Und was jetzt passiert ist, habe ich alles vorausgesagt, es ist wirklich kurios. Lula ist sicherlich ein besonderer Mensch, aber er weiß nicht zu regieren – er hat nie richtig gearbeitet, nie studiert. Er ist kein Präsident, er weiß nicht zu administrieren, er hat kein Projekt, keine Visionen für Brasilien. Er machte sich vom ersten Amtstage an lächerlich. Sein Anti-Hunger-Programm ist reine Veralberung. Lula meint, eine der besten Regierungen in der Geschichte Brasiliens zu stellen, doch er ist ein Dummkopf! Er wurde zum Narren am Hofe. Vor Lulas Wahl dachte ich mir nachts im Bett, es ist doch nicht möglich, daß ich als einziger Recht habe, gegen alle Welt, die das Gegenteil denkt. Aber heute ist es doch sinnlos, noch auszurufen, na, habe ichs euch nicht vorhergesagt? Einige sind nun beschämt, andere enttäuscht, andere triste. In Wahrheit hat sich doch Lulas Arbeiterpartei schon vor langer Zeit entpuppt als das, was sie wirklich ist. Jetzt spielt Lula ein für Brasilien sehr gefährliches Spiel. Vieles läuft derzeit sehr merkwürdig – doch man wird nichts entdecken, es gibt einfach Tabus. (Ribeiro singt einen Gassenhauer:) Wenn man schreit, greift den Dieb, bleibt hier keiner mehr übrig, mein Bruder. Denn alle haben ja Schuld. Wir sind ein korruptes Land, das ist die Wahrheit.Doch Deutschland ist auch merkwürdig, ich habe da fünfzehn Monate gelebt. Und eigentlich keine Deutschen getroffen. Seid ihr Deutsche, fragte ich. Deutsche? Nein, sind wir nicht – ich identifiziere mich viel mehr mit einem Volk wie deinem, einem so fröhlichen, überschäumenden Volk. Die Deutschen sind doch so ein dunkles, tristes, verschlossenes, fürchterliches Volk. Übrigens bin ich kein Deutscher, sondern Preuße, bekam ich außerdem zu hören. Die Deutschen, aber auch andere Völker, mögen Kritik an sich selbst über alle Maßen. Sie mögen es, schlecht von sich selber zu sprechen. Aber nur das, was ihnen in den Kram paßt. Wenn du mal was sagen willst, was sie nicht hören wollen, ah, das lassen sie nicht zu! Sie wollen nur die immergleiche abgesegnete Kritik: Deutscher Autoritarismus, deutsche Härte, deutsche Kälte, tausenderlei anderes. Aber sagt man was, das nicht in deren Kritik-Katalog vorkommt, das geht nicht, da werden sie fuchtig – ah, das ist nicht wahr, davon verstehst du doch gar nichts! Deren Kritik-Kataloge sollte man in den Reisebüros verteilen, damit jeder Fremde weiß, was kritisierbar ist. Ich weiß, was ich in Deutschland sagen darf und was nicht. Ich kann dort Negatives über die Deutschen sagen, daß sie es geradezu gierig aufsaugen. Aber es muß aus diesem Kritik-Katalog sein. Dann ist mein Saal dort voll. Aber sage ich was, das nicht im Katalog steht, könnte mir mein Visum entzogen werden! In der Ersten Welt weiß man nichts über Brasilien, das gilt auch für die Deutschen. Doch umgekehrt gilt es auch für die Brasilianer in Bezug auf Deutschland. Wenn man die Mehrheit der Deutschen, überhaupt die Mehrheit der Leute in der Ersten Welt bittet, mal was über Brasilien zu sagen, dann kommt: Ach so, ja, Pelé, äh, Fußball, Karneval, äh, Nackte. Die Hauptstadt? Ãh, Rio de Janeiro. Die wissen nichts!“
« Sao Paulos Sinfonieorchester OSESP nach John Neschling: Weniger Publikum, Kritik an abnehmender Klangqualität. „Mudou para pior.“ „Den Tucanos gelang, was sie wollten: Ein mittelmäßiges Orchester, mit französischem Akzent“. (Paulo Henrique Amorim) – Paulo Lins – Gesichter Brasiliens. Schriftsteller, Filmemacher, Menschenrechtsaktivist. „City of God“. »
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