Tim Cahill, Brasilienexperte der Londoner Menschenrechtsorganisation, wies im Website-Exklusivinterview besonders auf die Verletzung der Grundrechte der Armen und Verelendeten Brasiliens. „Die gravierende Menschenrechtssituation bedroht jene Anerkennung, die Brasilia weltweit sucht. Das große Problem Brasiliens ist heute, daß der offizielle Diskurs nichts mit der politischen Praxis zu tun hat. Es wird weiter gefoltert und exekutiert, die Lage in den Gefängnissen ist nach wie vor grauenhaft und es gibt weiterhin Todesschwadronen und Sklavenarbeit. Echte Reformen werden durch wirtschaftliche und politische Interessen verhindert.“
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Leonardo Boff kritisiert das Urteil des Obersten Gerichts, die Vorgehensweise des schwarzen Präsidenten des Obersten Gerichts, Joaquim Barbosa. Es sei bestraft worden gegen die Prinzipien des Rechts. http://site.adital.com.br/site/noticia.php?lang=PT&cod=78939
Boffs Kritik sagt sehr viel über ihn selbst, seine Wertvorstellungen.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
Tim Cahill(rechts) in Sao Paulo.
 Die Kritik der katholischen Kirche Brasiliens an den gravierenden Menschenrechtsverletzungen in der größten Demokratie Lateinamerikas wird auch von Amnesty International geteilt. Die Organisation prangerte jetzt in Sao Paulo die fortdauernde Folter, Todesschwadronen und paramilitärische Milizen ebenso an wie die Verletzung internationaler Menschenrechtsabkommen durch die Regierung in Brasilia.”Die brasilianische Regierung hat zwar die Anti-Folter-Konvention unterzeichnet, doch wie wir hier vor Ort sehen, fehlt jeglicher politischer Wille, Folterer zu bestrafen”, sagt der Brite Tim Cahill, Brasilienexperte von Amnesty International, im Elendsviertel Paraisopolis von Sao Paulo. „Die Polizei ist landesweit zunehmend in kriminelle Aktivitäten verwickelt, bildet Todesschwadronen und paramilitärische Milizen. Ein beträchtlicher Teil der Brasilianer, vor allem jene in den Slums, wird wie Wegwerf-Bevölkerung behandelt.”Paraisopolis ist einer von mehr als 2000 Slums in der reichsten Stadt Lateinamerikas. In einem unüberschaubaren Gassenlabyrinth hausen in Holz-und Backsteinkaten auf engstem Raum rund einhunderttausend Menschen. Anstatt dort das organisierte Verbrechen, den Drogenhandel wirkungsvoll zu bekämpfen, verletzt die Polizei permanent Grundrechte unschuldiger Bewohner. Ein schwarzer Bürgerrechtler beschreibt Folterpraktiken: „Die Beamten rissen zwei Lichtdrähte aus der Wand und versetzten meinem Freund in seiner eigenen Kate damit immer wieder Elektroschocks. Dann wurde er auf den Kopf geschlagen, zu Boden getreten. Dann haben sie ihn in Ruhe gelassen, sind weggegangen “ man kann nichts dagegen machen. Folter mit Elektroschocks zu sehen, sind wir hier im Slum schon richtig gewöhnt. ”Eine junge Frau beschreibt Polizeiwillkür: ”Die Beamten pressen den Leuten Geld ab, rauben aus den Katen sogar Fernseher. Ja “ die Polizisten behandeln uns wie Tiere. Hier verteidigt uns nur der katholische Padre “ der hat schon viele Festgenommene aus dem Gefängnis rausgeholt, der hilft uns.”Außergerichtliche Exekutionen seien weder in Paraisopolis noch in den anderen Slums von Sao Paulo oder Rio de Janeiro eine Seltenheit. Auch deshalb prangert die bischöfliche Slumseelsorge immer wieder an, daß die Bewohner der Elends-und Armenviertel ihrer grundlegenden Menschenrechte beraubt werden.Tim Cahill von Amnesty International erinnert daran, daß die Regierung von Staatspräsident Luis Inacio Lula da Silva zu Beginn der Amtszeit 2003 sowohl den Vereinten Nationen als auch den Menschenrechtsorganisationen versprochen hatte, die eigenen Gesetze und internationalen Abkommen strikt einzuhalten. Gegen Ende von Lulas zweiter Amtszeit vermißt Cahill indessen ebenso wie die Kirche echte Fortschritte: ”Die Lula-Regierung war eine Enttäuschung. Es gab große Versprechen, Pläne und Projekte, sogar einen konstruktiven Diskurs “ doch die Probleme sind tief verwurzelt geblieben. Es wird weiter gefoltert und exekutiert, die Lage in den Gefängnissen ist nach wie vor grauenhaft, und es gibt sogar weiterhin Todesschwadronen und Sklavenarbeit. Echte Reformen werden durch wirtschaftliche und politische Interessen verhindert.”Gilmar Mendes, Präsident des Obersten Gerichts, sagte unlängst, Brasiliens Gefängnissystem ähnele nazistischen Konzentrationslagern. Und Paulo Vannuchi, Brasiliens Menschenrechtsminister, räumt ein, daß tagtäglich außergerichtliche Exekutionen und Blutbäder von Polizisten sowie Todesschwadronen verübt würden. Tim Cahill: ”Dies zählt zu den unglaublichen Dingen in Brasilien “ Teile der Autoritäten erkennen diese Tatsachen an “ aber tun so, als seien sie dafür nicht verantwortlich. Das große Problem Brasiliens ist heute, daß der offizielle Diskurs nichts mit der politischen Praxis zu tun hat. Wenn die Regierung in Brasilia weltweit mehr Anerkennung und Respekt will, muß sie sich für die Menschenrechte der eigenen Bevölkerung einsetzen, besonders der Unterprivilegierten.”   Klimakonferenz: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/29/brasilien-produziert-weiter-massenhaft-treibhausgas-co2-durch-abfackeln-von-naturgas-bisher-noch-tabu-thema-vor-der-kopenhagen-klimakonferenz/
Menschenrechts-Samba: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/12/o-iraque-e-aqui-der-irak-ist-hier-hit-von-jorge-aragao/
Franziskaner in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/25/franziskaner-sao-paulos-verteilen-weihnachten-nahrungsmittel-an-tausende-von-armen-und-verelendeten/
Propagandaexperte Martin Sorell: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/19/martin-sorell-prasident-der-weltgrosten-werbe-holding-fur-mich-ist-brasilien-bereits-ein-entwickeltes-land-ich-kenne-das-land-gut-nie-war-es-so-leicht-die-marke-brasilien-zu-verkaufen/
« „Lula bei Merkel: Brasilien kommt nicht als Bittsteller.“ Handelsblatt. – Pressekonferenz mit Lula 2009 in Berlin, 2012 dasselbe: Keine einzige Frage zu Mensalao-Skandal, zu gravierenden, von Amnesty International kritisierten Menschenrechtsverletzungen wie Folter, Scheiterhaufen, Todesschwadronen, Sklavenarbeit, Slum-Diktatur. Keine Erwähnung der Menschenrechtsproblematik in gemeinsamer deutsch-brasilianischer Erklärung. Amnesty International – heute in Deutschland Prediger in der Wüste? Günter Nooke. „Tropa de Elite 2″. »
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