Laut Studien von Meteorologen leidet die Megacity Sao Paulo zunehmend unter zerstörerischen Gewittern, weil das Betonmeer gerade im Sommer immer mehr Hitze in die Atmosphäre abstrahlt, was die Gewitterbildung fördert. Je stärker die Millionenstadt durch immer mehr Betonbauten verdichtet werde, umso stärker sei auch die Abstrahlung. Dieser Effekt ist seit Jahrzehnten bekannt und wird von den Wetterexperten jedes Jahr während der Gewitterphase erneut erläutert. Indessen arbeiten die Regierungen von Stadt und Teilstaat gemeinsam mit der Bau-und Immobilienwirtschaft bewußt-fahrlässig auf eine noch dichtere Beton-Bebauung hin, tolerieren zudem eine noch stärkere illegale Bebauung sogar von Risikozonen. Umweltminister, darunter Marina Silva, haben nie interveniert. Brasiliens hausgemachte Probleme nehmen von Jahr zu Jahr zu – die politisch Verantwortlichen lehnen es strikt ab, fortschrittliche, bürgerfreundliche Modelle aus anderen Ländern zu übernehmen. Bände spricht, daß Sao Paulo immer noch kein Radwegenetz hat, nicht einmal im Stadtzentrum. Der öffentliche Nahverkehr wird offenkundig bewußt auf so schlechtem Niveau gehalten, um den Kauf, die Nutzung eines PKW als Ideallösung erscheinen zu lassen. Sao Paulo war noch in den 50er Jahren eine schöne Gartenstadt – Bewohner berichten, daß es damals nur gelegentliche leichte Regenfälle gab. Im derzeitigen Hochsommer vergeht kaum ein Tag ohne schweres Gewitter, das nicht nur Menschenleben fordert, sondern auch enorme wirtschaftliche Schäden anrichtet. Bewußte Fahrlässigkeit kommt teuer zu stehen, betonen die zuständigen Fachleute.
Regen in Slum von Sao Paulo.
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