Die Lula-Rousseff-Regierung fördert gemäß brasilianischen Quellen auch dieses neue Automulti-Projekt mit staatlichen Geldern. Daimler-Benz erhalte für den Ausbau der Produktionskapazitäten von der Nationalbank für ökonomische und soziale Entwicklung(BNDES) 1,2 Milliarden Real. In auffälligem Kontrast dazu steht der fehlende Wiederausbau des weit effizienteren und umweltfreundlicheren Bahntransports. Ein Blick auf den Zustand des Verkehrs in Millionenstädten wie Sao Paulo und Rio de Janeiro spricht in diesem Kontext Bände über die Umwelt-Philosophie der Lula-Rousseff-Regierung.
In der Tat wurden besonders unter der Regierung von Lula und Dilma Rousseff die Interessen der Autoindustrie sehr gut bedient. Wie vor der WM von 2012 von Transportexperten konstatiert wurde, hat Sao Paulo inzwischen nur 71 Kilometer Metro, Mexiko;City dagegen ueber 200 Kilometer, Seoul fast 400 Kilometer, London 408 Kilometer. Es gibt weder Schnellbahnen wie etwa in Berlin, noch ein Radwegenetz, um den Verkehr mit PKW absolut zu bevorzugen.
Bemerkenswert sind die kritischen Analysen der brasilianischen Logistikexperten, die seit Jahrzehnten auf die immensen wirtschaftlich-sozialen Kosten einer solchen Infrastrukturpolitik verweisen.
2012 führte zu öffentlichen Diskussionen, daß die Dauerstaus auf den Fernstraßen zu den Stränden bei Sao Paulo ständig zunähmen, die Fahrt statt der früher ein bis zwei Stunden inzwischen bis zu sieben Stunden dauere. Von nicht wenigen Brasilianern wird dies auf die unter Lula-Rousseff verfolgte Verkehrspolitik zurückgeführt, die zwecks Begünstigung der Automultis den ökologischen, preisgünstigen Schienen-Nahverkehr, der der Bevölkerungsmehrheit dienen würde, zielgerichtet benachteilige. In den Informationsradios wurde 2012 von Brasilianern auf den Bahn-und S-Bahn-Verkehr in Mitteleuropa als nachahmenswertes Beispiel verwiesen. Hätte Brasilien ein solches Verkehrssystem, käme es nicht zu den immer absurderen Staus, die mit enormer Luftvergiftung, viel höherem Kraftstoffverbrauch und Streß verbunden seien. Indessen existierte bereits ein relativ gut ausgebautes Schienennetz in Brasilien, konnte man sogar von Sao Paulo mit dem Zug an die Küste fahren, gab es Bahnstrecken entlang der Küste. Indessen wurden diese Zugverbindungen von interessierter Seite aus den bekannten Gründen gestoppt, zerstört. In diesem Zusammenhang werden stets Lulas sehr gute Beziehungen zu den Automultis betont.
4160 Verkehrstote 2009 in Deutschland offiziell – Brasilien zum Vergleich: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/06/in-brasilien-taglich-etwa-100-verkehrstote-weltweit-groste-opferzahl-uma-guerra-nas-estradas-brasileiras/
Experte Washington Novaes: http://ecourbana.wordpress.com/2009/07/19/esse-insano-mundo-do-nosso-transporte/
Allein der Stopp des Personen-Zugverkehrs zwischen Sao Paulo und Rio de Janeiro hatte den multinationalen Busherstellern Brasiliens geradezu märchenhafte Zusatzprofite beschert – den Reisenden aber gravierende Verschlechterungen. Zudem nahm die Umweltvergiftung stark zu. Entsprechend groß ist das entsprechende Lob für Brasilias Politik aus Europa. Während man in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz alle wichtigen Städte mit dem Zug erreicht, ist dies im Flächenland Brasilien nur per Bus oder Flugzeug möglich, früher bestehende Zugverbindungen sogar zwischen Provinzhauptstädten wurden aus offensichtlichen Gründen gekappt.
Straßenbahn in Manaus – natürlich abgeschafft.
In Sao Paulo liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Straße in den stundenlangen Stoßzeiten inzwischen bei nur noch 15 km/h – Millionen von Paulistanos(darunter jene, die nie das Geld für ein Auto hätten) können indessen nach wie vor nicht auf das weit vorteilhaftere Fahrrad umsteigen, weil die als reaktionär eingestufte Stadt-und Teilstaatsregierung Forderungen nach einem Fahrradwegenetz ähnlich Berlin, Amsterdam oder München offensichtlich im Interesse der Automultis abweist. Um bestimmte Strecken in Sao Paulo mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem PKW zurückzulegen, benötigt man das Mehrfache wie mit dem Fahrrad. Wie stockreaktionär die Stadtregierung unter Bürgermeister Gilberto Kassab von der Rechtspartei DEM ist, zeigt sich allein daran, daß nicht einmal Sao Paulos Vorzeige-Avenida Paulista der City eine „Ciclovia“ besitzt. Auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, raubt Millionen von Paulistanos einen absurd großen Teil der ohnehin knappen täglichen Freizeit, gewöhnlich gehen mehrere Stunden verloren – Folge gezielter offizieller Verkehrspolitik in einem Land mit weiter rasch wachsender Bevölkerungszahl.
„Wir haben die höchsten Transportkosten der Welt“: http://economia.estadao.com.br/noticias/not_7887.htm
Brasilianer, die zum ersten Mal nach Deutschland oder in die Schweiz reisen, sind gewöhnlich überrascht, daß es in beiden Ländern auch ein relativ gut ausgebautes Straßenbahnnetz gibt. In Brasilien wurde es zugunsten des Autoverkehrs bereits vor mehreren Jahrzehnten abgeschafft – mit dem Argument, Straßenbahnen seien völlig überholt.
Export-Soja für Länder wie Deutschland wird mangels Schienennetz höchst ineffizient über Distanzen von über 2000 Kilometern von den Anbaugebieten per LKW über meist sehr schlechte Straßen in entsprechend niedriger Geschwindigkeit zu den Häfen in Santos und Paranagua transportiert. Brasilianische Medien beschreiben regelmäßig auch die menschliche Tragödie der sehr schlecht bezahlten LKW-Fahrer. Um durchzuhalten, nehmen immer mehr Soja-Fahrer Drogen.
Inzwischen wird in Deutschland ebenfalls eine rigorose Anti-Bahn-Politik betrieben. In Regionen, in denen bis 1990 ökologisches Bahnfahren geradezu spottbillig war, wurden die Fahrpreise absurd verteuert, ungezählte Bahnhöfe sowie Strecken geschlossen, um den Autokonzernen in die Hände zu spielen. Gleichzeitig wurde der brachial Natur und Landschaft zerstörende Autobahnbau vorangetrieben. Das offizielle Umweltgeschwätz hat indessen stark zugenommen.
CO2-Ausstoß im Vergleich: Bahn – 47 g/km
Auto – 143 g/km
Flugzeug – 191 g/km
(deutsche Statistiken)
Logisch, daß unter Grün-Rot-Schwarz die Autokonzerne, nicht die Bahn, begünstigt wurden.
http://de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE6240F320100305
Laut Studie fahren 42 Prozent der jungen Autofahrer Sao Paulos ohne Führerschein – 83 Prozent räumten ein, bereits alkoholisiert gefahren zu sein, 49 Prozent nehmen Leute mit, die Marihuana oder andere Drogen konsumieren. In einer Stadt des Nordostens kamen auf fast 5000 Autos nur 44 Führerscheine, laut Landesmedien 2010. “Uma situacao absurdo e comum.”
China baut Schienenverkehr zügig aus, Brasilien nicht: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/18/brasiliens-zunehmender-entwicklungsruckstand-immer-noch-keine-fahrradwege-in-millionenstadten-wie-sao-paulo-absurde-forderung-des-pkw-und-busverkehrs-keine-personenzuge-mehr-zwischen-rio-und-sao-pa/
Sao Paulo – Studie über Verkehrssituation: http://www.brasildefato.com.br/v01/agencia/transporte-em-sao-paulo/view
Präsidentschaftskandidatin Marina Silva und die Umweltpolitik: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/05/13/brasiliens-umweltministerin-marina-silva-bittet-um-entlassung-meldet-presse-kurz-vor-eintreffen-angela-merkels/
EU-Ratsvorsitzender José Zapatero: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/11/jose-zapatero-spaniens-premierminister-lobt-lula-uber-alle-masen-der-mann-der-die-welt-uberrascht-esse-homem-honesto-integro-e-admiravel-von-amnesty-international-angeprangerte-folter/
Straßenbahn in Curitiba – abgeschafft. „Modernes Brasilien“.
« Brasilien, Bildhauer Abelardo da Hora – Ausstellung in Sao Paulo wird abgebaut. – „Brasilianer beherrschen Schlachthöfe der Welt“ – Handelsblatt. Greenpeace zu Förderung von Urwald vernichtenden Fleischunternehmen. Schüler in Buchkirchen/Österreich. John Stanmeyer – Amazonasbrände-Fotos. »
Noch keine Kommentare
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.