http://www.adital.com.br/site/noticia.asp?lang=PT&cod=54766
Anti-Sklaverei-Anwalt Plassat in Brasilien.
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/09/coca-cola-in-amazonien-und-die-zuckerrohrfarm-ohne-umweltlizenz-coca-cola-bedroht-amazonaswald-zuckerrohr-und-sklavenarbeit-xavier-plassat/
Bolivianer in Brasilien, Sklavenarbeit – Hintergrund:
In Lateinamerikas größter Demokratie gibt es laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf immerhin noch bis zu 40000 Sklavenarbeiter. Doch auch in Lateinamerikas führender Wirtschaftsmetropole Sao Paulo existiert laut Kirchenangaben eine besonders perfide Form der Sklavenarbeit.
 Im Zentrum der Megacity, nur wenige Fußminuten von Bankenpalästen und der lateinamerikanischen Leitbörse entfernt, kommt man an mehrgeschossigen Gebäuden vorbei, die von außen wie normale Wohnhäuser aussehen. Doch fast alle Appartements sind vollgestopft mit Industrie-Nähmaschinen, an denen Frauen und Männer aus Bolivien von morgens bis spät in die Nacht Hosen und Shorts, Blusen und Hemden nähen. Über hunderttausend solcher Textilarbeiter sind es in ganz Sao Paulo, doch auf den Straßen trifft man relativ selten einmal einen Bolivianer. Luiz Bassegio leitet die Migrantenseelsorge der brasilianischen Bischofskonferenz und kennt die Hintergründe sehr genau: ”Diese Bolivianer waren in ihrer Heimat arbeitslos, stammen aus den Slums von La Paz oder aus dem bitterarmen Hinterland,  wurden von gerissenen Anwerbern hierhergeschleust, haben keine Aufenthaltspapiere, schuften 16 bis 18 Stunden täglich ohne Arbeitsvertrag in etwa dreitausend illegalen Textilfabriken, in denen sie auch schlafen. Sie werden dort regelrecht eingesperrt, kriegen schlechtes Essen, haben höchstens den Sonntag frei. Das sind sklavenähnliche Bedingungen!”Um das Honorar für die Anwerber zurückzuzahlen, bekommen die Bolivianer gewöhnlich ein halbes Jahr und länger überhaupt keinen Lohn “ man nimmt ihnen den Paß oder sonstige Ausweise ab, hindert sie selbst mit Gewalt daran, die Fabrik zu verlassen. Wer aufmuckt, dem wird angedroht, ihn bei der brasilianischen Fremdenpolizei anzuzeigen. Pedro ging es so:”Mein Boß hat mir die Papiere weggenommen, mich eingesperrt “ aber ich habe es geschafft, bin geflüchtet.”Abeiterinnen werden häufig vergewaltigt. Von zehn Fällen klarer Menschenrechtsverletzungen betreffen sechs stets Frauen. Die Bolivianer sind Analphabeten oder haben nur geringste Schulbildung, sprechen meist kein Portugiesisch. Die Besitzer der Fabriquetas, wie man hier sagt, sind Brasilianer, Koreaner “ doch größtenteils ebenfalls Bolivianer, die eine Marktlücke entdeckten: Durch ihr Ausbeutungssystem unterbieten sie die Preise brasilianischer Hersteller und selbst Chinas bei weitem, beliefern gewinnbringend sogar große Textilkaufhäuser und Boutiquen. Luiz Bassegio:”Auch Ketten wie C & A und andere Multis nehmen viel Ware ab!”Ein Bolivianer, der beispielsweise schicke, modische Shorts herstellt, arbeitet daran pro Stück etwa zwei Stunden “ und bekommt dafür dann umgerechnet allerhöchsten 45 Cents. Theoretisch. Denn im Migrantenzentrum der katholischen Kirche ist die häufigste Klage der Bolivianer, daß Fabriqueta-Besitzer überhaupt nichts zahlten, die Arbeiter nach einiger Zeit feuerten “ und aus Bolivien neue anheuerten. Ein Mutter mit drei Kindern hatte aufgemuckt, landete sofort auf der Straße “ und berichtete, was eigentlich mit den vielen bolivianischen Kindern wird:”Zur Schule gehen sie alle nicht, werden neben den Nähmaschinen angebunden, damit sie nicht stören, oder in ein Zimmer gesperrt.” Wie kann die Kirche diesen Arbeitern helfen? ”Wir sind in einer schwierigen Lage”, sagt Migrantenseelsorger Bassegio. „Die meisten dieser Textilfabriken sind zwar illegal, doch die staatlichen Aufsichtsbehörden würden nur bei einer Anzeige reagieren. Die Arbeiter ohne Aufenthaltserlaubnis haben natürlich Angst, die Polizei zu rufen. Würden wir von der Kirche Anzeige erstatten, verlören all die Bolivianer ihre Arbeit, flögen auf die Straße. Das kommt daher natürlich nicht in Frage.” Die behördliche Kontrolle ist zudem eher ein schlechter Witz. Wird doch einmal ein Fabriqueta-Boß gestellt, droht man ihm hohe Bußgelder und sogar die Ausweisung an, wenn er nicht binnen zehn Tagen ordentliche Dokumente, auch die Arbeitspapiere der Näherinnen und Näher, vorlegt. Gemäß einer Staatsanwältin passiert dennoch nichts:”Innerhalb der zehn Tage wird die Fabrik kurzerhand an einen unbekannten Ort verlegt.” Und Sao Paulo ist eben riesig, dort leben 24 Millionen Menschen. Seelsorger Bassegio hat daher sehr bizarre Probleme zu lösen, wird gelegentlich zum Detektiv, um die bolivianischen Sklavenarbeiter zu unterstützen:”Wir versuchen möglichst vielen von ihnen klarzumachen, daß sie aufgrund bilateraler Abkommen durchaus Rechte haben. In unserem Migrantenzentrum haben wir bereits elftausend Bolivianern dabei geholfen, eine Aufenthalts-und Arbeitserlaubnis zu bekommen, haben mit ihnen die nötigen Formulare ausgefüllt, verlangte Dokumente besorgt. Die meisten wissen, daß das geht, haben aber Angst, es zu versuchen.” Nötig ist beispielsweise ein polizeiliches Führungszeugnis aus Bolivien “ aber wie das beschaffen, wenn man in der Fabrik eingesperrt ist, zudem gar kein Geld für eine Reise nach Bolivien hätte? „Die Bosse wollen natürlich verhindern, daß ihre Arbeiter sich Rechte erwerben, solche Dokumente haben.” Brasiliens Kirche hält für mehr als absurd, daß ausgerechnet in Lateinamerikas reichster Stadt noch diese Art von Sklavenarbeit existiert “ und unter den Augen des Staates immer mehr Bolivianer in dunklen, muffigen Hinterhoffabriken voller Ratten und Schaben an Tuberkulose und tödlichem Denguefieber erkranken. Migrantenseelsorger Bassegio: „Brasilia muß endlich handeln. Die Kirche macht deshalb Druck auf die Regierung, die offenbar nicht weiß, wie sie mit diesen vielen Bolivianern umgehen soll. Alle zurückschicken? Wir meinen “ hier geht es um universelle Bürgerrechte. Keine einzige Gewerkschaft nimmt sich der Bolivianer an. Bei unserer Arbeit bekommen wir Hilfe von den deutschen Katholiken, von Misereor und Adveniat “ dafür sind wir sehr dankbar!”   Â
Die brasilianische Presse hat auf den Fall der Brasilianerin Paula Oliveira mit scharfen Kommentaren reagiert.    ”Wir sind alle Paula”, schrieb die größte Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo”, für die Attacke der drei Männer gegen die brasilianische Anwältin gebe es nur eine Erklärung: Fremdenfeindlichkeit. Die Zeitung schreibt weiter von Risiken für ausländische Touristen in den brasilianischen Großstädten, von jungen bewaffneten Straßenräubern überfallen zu werden. “Manchmal sterben einer, zwei oder drei. Die Gewalt ist chronisch.”
Der Vater von Paula Oliveira reagierte laut “Estado de Sao Paulo” empört auf das Mißtrauen der schweizerischen Polizei:”Sie wollen das Opfer in die Schuldige verwandeln. Das ist die Taktik der nazistischen Miliz. Die Umstände des Falles sind nicht klar, weil die Polizei nicht ermittelt.” Die Qualitätszeitung veröffentlicht einen Leserbrief, der eine Parallele zum derzeitigen Aufsehen um die barbarischen Aufnahmeriten an den brasilianischen Universitäten zieht, bei denen Gewalt gegen Frauen angewendet wird. “Irgendein Unterschied? In Europa mobilisiert der Fall die Generalkonsulin Brasiliens in Zürich. Wird es hier, eines Tages, einen Bildungsminister geben, der ein für alle mal drastisch gegen die gewaltsamen Aufnahmeriten vorgeht?”
« Proteste gegen Barack Obama auch in Chile geplant, meldet Brasilien katholische Nachrichtenagentur ADITAL. Befreiungstheologe Frei Betto zur US-Politik. – Barack Obama in Brasilien: Flügel von Lulas Arbeiterpartei(PT) verurteilt Drohung mit Libyen-Invasion sowie „Krieg in Afghanistan und im Irak“. Wie bei Bush-Visite 2007 PT-Teilnahme an Protestaktionen, heißt es in Note an Parteiführung. „Grupo do PT desafia Planalto e convoca protesto contra Obama“(O Globo). Wikileaks. »
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