Barack Obama blieb in der Sozialstiftung der Favela rund eine halbe Stunde, sah sich kulturelle Aufführungen an, spielte Fußball mit Kindern. Rio de Janeiros „Sicherheitschef“ Beltrame sagte hinterher erwartungsgemäß, der Obama-Besuch habe das Selbstwertgefühl der Favelabewohner gestärkt.
Obama beim Fußballspielen – anklicken: http://extra.globo.com/noticias/brasil/obama-bom-de-bola-1362949.html
Zeitungsausriß.
Slumbewohner kritisierten in den Landesmedien, daß die Favela lediglich wegen der Obama-Visite nach dem Prinzip der Potemkinschen Dörfer herausgeputzt worden sei. Eine Favelada erklärte im TV:“Es wäre toll, wenn Obama jeden Monat käme – dann hätten wir hier Sauberkeit, würden ganz anders behandelt. Das ist doch eine Schande für all diese Leute, die in der Präfektur und in der Teilstaatsregierung arbeiten, daß sie jetzt all diese Verschönerung nur für Obama machen. Er ist es ihnen wert – doch wir sind es eben nicht.“
http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
Mauricio Pestana, Herausgeber der Schwarzenzeitschrift “Raca Brasil” im Website-Interview wenige Tage nach dem Obama-Besuch in Brasilien: “Ich saß im Opernhaus von Rio de Janeiro direkt vor Obama, nur etwa fünf Meter entfernt. Hätten wir einen großen nationalen Schwarzenführer, der den Willen der dunkelhäutigen Gemeinde ausdrückt – und hätte dieser mit Obama gesprochen, hätte er sich in Brasilien vielleicht zur Rassenfrage geäußert. In der brasilianischen Schwarzenbewegung war vor Obamas Ankunft allgemeine Hauptposition, daß der US-Präsident zur hiesigen Rassenproblematik Stellung beziehen muß. Die Rassismusfrage ist in der heutigen Welt schließlich gravierend. Ich persönlich bin indessen der Meinung, daß wir in Brasilien in dieser Beziehung erst einmal unsere Hausaufgaben machen müssen, bevor wir Forderungen an Obama stellen können. Ein Krieg, wie jetzt der Libyenkrieg, ist schlecht unter jedem Blickwinkel – wir dürfen nicht vergessen, daß dort in Libyen Zivilisten sterben. ”
Die brasilianische Schwarzenbewegung hatte versucht, über die neue Rousseff-Ministerin für Rassengleichheit, Luiza Bairros, Brasiliens Rassenproblematik auf die Agenda des Obama-Besuchs zu setzen. Wie Afropress meldete, habe man indessen von der Ministerin keinerlei Antwort erhalten. Zudem gebe es keinerlei Informationen über unabhängige Initiativen der brasilianischen Regierung in dieser Richtung.
Slumbewohnerin aus Cidade de Deus kritisiert Aufpeppen der Favela nur wegen Obama-Besuch, Ausriß.
Polizisten und Feuerwehrleute entrollten in der Favela während des Obama-Besuchs Spruchbänder:“Polizei und Feuerwehr in Rio de Janeiro haben in Brasilien den schlechtesten Lohn.“
Paulo Lins und „City of God“: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/20/paulo-lins-gesichter-brasiliens/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/20/barack-obama-in-rio-angekommen/
Fotoserie über Rio-Realität, brasilianische Fotos: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
Bill Clinton und Mangueira: “Neben dem Slum liegt seit 1989 das sogenannte Olympische Dorf, trainieren brasilianische Athleten, aber auch Kinder von Mangueira, gesponsert von Staat und Privatfirmen. Das weltgrößte Fußballstadion liegt ganz nahe. Im Oktober 1997 kommt Bill Clinton zu einer Kurzvisite in die Vila Olimpica, von eigenen Spezialeinheiten wohlbeschützt. Die anwesenden Mangueirenser lachen sich halb tot: `Clintons Leute haben genau die gleichen Waffen wie unsere am Buraco Quente, alles Maschinenpistolen AR-15 des US-Heeres`. Die Markengleichheit ist ein gefundenes Fressen für die Karikaturisten. `Eine Unverschämtheit, daß die Präsidentenbewacher Waffen benutzen, die zum exklusiven Gebrauch durch Drogengangster bestimmt sind`, steht unter einer. Die neofeudalen Banditenmilizen schauen belustigt zu, wie direkt vor ihren Augen der Präsident des mächtigsten Landes der Welt seine PR-Show abzieht.” (Picus-Reportagen, Wien, “Unter dem Zuckerhut. Brasilianische Abgründe”)
Obama-Rede in Rio: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/21/barack-obamas-rede-in-rio-de-janeirochurrascaria-diskurs-war-enttauschend-laut-folha-de-sao-paulo/
« Proteste gegen Obama-Besuch in Brasilien. Youtube mit Polizeieinsatz. – Derzeitige Arbeiter-Revolte auf Amazonas-Baustelle Jirau und arabische Rebellionen haben Gemeinsamkeiten, laut brasilianischer Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“. „Was uns dort beunruhigt und erschüttert, berührt uns hier nicht.“, Libyen-Konflikt, Position Deutschlands. »
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