Greenpeace-Aktivisten mobilisieren in der City von Sao Paulo. „Angra 3 – NAO!
Die jetzige Staatschefin Dilma Rousseff wurde 2002 nach dem Wahlsieg Lulas zur Ministerin für Energie und Bergbau ernannt und definiert seitdem auch die Atomenergiepolitik der “Gestaltungsmacht” Brasilien, erhält entsprechend viel Lob aus neoliberalen Ländern wie Deutschland.
„Atomkraft ist grüne Energie“: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/20/atomenergie-ist-grune-energieenergia-verde-laut-brasiliens-regierungs-atomkonzern-eletronuclear-brasiliens-atompolitik-von-1975-bis-heute-das-deutsche-atomabkommen-mit-der-militardiktatur/
“Willkommen bei der AREVA NP GmbH
AREVA NP, ein Unternehmen von AREVA und Siemens, ist das weltweit führende Kerntechnikunternehmen. An unseren Standorten in Frankreich, Deutschland und den USA setzen sich rund 18.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür ein, dass Kernkraftwerke rund um den Globus ihren Beitrag zu einer sicheren, wettbewerbsfähigen sowie Kohlendioxid-freien und damit umweltschonenden Stromversorgung leisten.”(Zitat Firmenwebsite)
Deutsch-französische AREVA: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/31/areva-frankreichs-staatlicher-atomkonzern-und-brasilien-die-deutsch-brasilianische-atomkooperation/
„Atomenergie erweist sich als Alternative“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/29/%e2%80%9eatomenergie-erweist-sich-als-alternative-%e2%80%93-fahig-dazu-den-bedarf-selbst-in-grosen-dimensionen-zu-decken-in-sauberer-und-sicherer-weise-die-regierung-von-prasident-lula-unterstutzt/
AKWs Angra 1 und Angra 2 – daneben errichten Deutsche und Franzosen „Angra 3″.
Hintergrund von 2006:
Lulas Lob der Atomenergie
“Atomkraft sauber und sicher”
Einweihung der Urananreichungsfabrik bei Rio de Janeiro
Unmittelbar vor der Einweihung erster Produktionsanlagen der bereits seit langem versuchsweise produzierenden Urananreicherungsfabrik in Resende bei Rio hat Staatschef Lulas neuer Wissenschafts-und Technologie-Minister Sergio Rezende in Brasiliens Medien die Bedeutung der Atomenergie betont. Diese werde in diesem Jahrhundert eine wichtige Rolle spielen, da erneuerbare Energien wie Windkraft und Solarenergie zur Ersetzung fossiler Brennstoffe nicht taugten. „Atomenergie erweist sich als Alternative – fähig dazu, den Bedarf selbst in großen Dimensionen zu decken, in sauberer und sicherer Weise. Die Regierung von Präsident Lula unterstützt mit Festigkeit das brasilianische Atomprogramm.“
Dem Minister zufolge soll die Urananreicherungsfabrik neben den beiden bei Rio de Janeiro bestehenden Atomkraftwerken Angra I und Angra II auch das dort im Bau befindliche Angra III versorgen. Die Fertigstellung des vom Windkraft-und Atomkonzern Siemens begonnenen Atomkraftwerks bis 2013 sei fest eingeplant, die Bauarbeiten dürften noch dieses Jahr starten. Geplant seien sieben weitere AKW. Für Brasilien sei die Selbstversorgung mit angereichertem Uran strategisch wichtig. Das Tropenland verfüge über die sechstgrößten Uranvorräte der Welt – jedoch sei erst auf 30 Prozent des Territoriums überhaupt nach Uran gesucht worden. Gemäß früheren Ankündigungen soll angereichertes Uran auch exportiert werden. Rezende betonte, daß Brasiliens Atomprogramm, eingeschlossen die Urananreicherung, von der Internationalen Atomenergiebehörde autorisiert worden sei.
Wegen des Streits um die Urananreicherung im Iran zog es Lula dem Vernehmen nach entgegen früheren Plänen vor, die offizielle Einweihung in Resende am 5. Mai besser nicht selbst vorzunehmen, sondern seinem Technologieminister Rezende zu überlassen. Dieser erklärte dabei, es sei nicht zu befürchten, daß sich Brasiliens öffentliche Meinung gegen die Fertigstellung von Angra III wende. Die Krise um die Gaslieferungen aus Bolivien hätten die Argumente der Gegner geschwächt. “Atomenergie hat am wenigsten zur globalen Erwärmung beigetragen.”
Forschungsminister Sergio Rezende mit der deutschen Amtskollegin Annette Schavan in Sao Paulo.
2004: Neue AKW, Uranexport, Ausbildung von Nuklearfachleuten
Die Lula-Regierung sieht die Atomkraft international wieder im Aufschwung und will davon profitieren – durch den Export angereicherten Urans, die Montage von Atomreaktoren im Ausland. In Brasilien stehen bereits zwei Atommeiler. Nun sollen ein von Siemens-KWU begonnenes Atomkraftwerk fertiggebaut und vier weitere Meiler errichtet werden. Die technologische Kooperation mit dem weltweit führenden deutsch-französischen Atomkonzern Framatome wurde bereits intensiviert. Entsprechende ausführliche Berichte der sich auf Regierungsquellen berufenden Qualitätszeitung „O Globo“ sind von Brasilia nicht dementiert worden, womöglich, um die Reaktion der öffentlichen Meinung zu testen. Bereits lange vor den Präsidentschaftswahlen von 2002 war bekannt, daß Lula und die Spitze der Arbeiterpartei PT die Nutzung der Atomkraft keineswegs prinzipiell ablehnen. Und jetzt, nach rund zweijähriger Amtszeit, fallen in der dreizehnten Wirtschaftsnation offenbar die ersten Entscheidungen. Lulas Technologieminister Eduardo Campos von der Sozialistischen Partei ging vor die Presse, erklärte die Phase des Abwartens, Beobachtens, Sondierens für beendet. Brasiliens ziviles Atomprogramm sei wiederaufgenommen worden, erlebe eine neue Konjunktur, habe für die Regierung Priorität. “Brasilien braucht gut ausgebildete Kernkraftfachleute, entsprechende technische Kapazitäten. Und die bekommen wir nur, wenn wir unser Atomprogramm in allen Bereichen fortsetzen. Das Programm sah sieben Atomkraftwerke vor – vier davon im Nordosten des Landes. Denn diese Region litt am meisten unter unserer letzten Energiekrise – als vor drei Jahren im ganzen Lande Strom fehlte.“
Und diese vier Atommeiler sollen in den nächsten Jahren entstehen. Zwei davon bis 2010, mit einer Leistung von 1300 Megawatt, genau so viel wie das von Siemens-KWU errichtete Atomkraftwerk Angra zwei des Biblis-Typs in einer Atlantikbucht bei Rio de Janeiro, das seit vier Jahren Strom liefert. Inzwischen hat Siemens-KWU den Kernenergiebereich mit dem staatlichen französischen Konzern Framatome fusioniert – beide Unternehmen halten sich zu den neuen brasilianischen Atomprojekten noch bedeckt. Doch das Technologieministerium erklärte auf Anfrage, daß derzeit tatsächlich über neue Atomkraftwerke beraten werde. Aber vorrangig gehe es um den Fertigbau von Angra drei. Schließlich habe man dafür seit den achtziger Jahren schon eine Menge Ausrüstungen gekauft.
Sie stammen von Siemens-KWU, sind abgesichert mit Hermesbürgschaft und werden am Bauplatz in jener Atlantikbucht gleich neben den Meilern Angra eins und zwei gelagert. Angra eins war vom nordamerikanischen Unternehmen Westinghouse errichtet worden und braucht eine Generalüberholung, Modernisierung. Dabei schlägt Brasilien derzeit zwei Fliegen mit einer Klappe. Um künftig auch außerhalb des Landes Atomreaktoren montieren zu können, kooperieren die brasilianischen Staatsunternehmen Eletronuclear und Nuclep mit Framatome.
„Wenn Nuclep weiß, wie Atomreaktoren errichtet werden, kann es dann natürlich auf diesem Markt mitkonkurrieren“, hieß es aus dem Technologieministerium. Der Atom-und Windkraftkonzern Siemens sowie die Bundesregierung halten sich bei der nuklearen Zusammenarbeit mit Brasilien strikt an das von Helmut Schmidt 1975 mit den Generälen der Militärdiktatur geschlossene Atomabkommen, außerdem an den Atomwaffensperrvertrag. So hatte Rot-Grün auf der New Yorker Überprüfungskonferenz dieses Vertrags , ohne durchaus mögliche Gegenvoten Joseph Fischers, folgenden Text des Abschlußdokuments unterzeichnet:“Die Konferenz erkennt die Vorteile der friedlichen Atomenergienutzung und nuklearer Techniken an“, heißt es da, „und ihren Beitrag, um in den Entwicklungsländern nachhaltige Entwicklung zu erreichen sowie generell das Wohlergehen und die Lebensqualität der Menschheit zu verbessern.“ Atomenergie sei daher überall auf dem Erdball zu fördern. Auch Trittin hat sich davon nie distanziert.
Laut Minister Campos setzt man in der ganzen Welt wieder auf die Atomkraft, werde sich ihr Anteil an der Stromerzeugung in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren von derzeit siebzehn auf 25 Prozent erhöhen. In Frankreich liegt er bereits bei 75 Prozent. Brasilien möchte da nicht abseits stehen und zudem am Geschäft mit angereichertem Uran profitieren, dessen Weltumsatz derzeit bei jährlich über sechs Milliarden Euro liegt.
–Konflikt wegen Uranfabrik bei Rio—
Gerade hat in Resende bei Rio de Janeiro eine von den Militärs entwickelte Anreicherungsfabrik den Betrieb aufgenommen, die zunächst nur die eigenen Reaktoren mit Kernbrennstoff versorgen soll. Brasilien besitzt die sechstgrößten Uranreserven der Erde – doch weil bisher nur auf einem Viertel der Landesfläche nach dem edlen Rohstoff gesucht wurde, geht die Regierung von weit größeren Vorkommen aus. Und möchte künftig besonders den wichtigen Wirtschaftspartner China, der bis zu dreißig Atomkraftwerke plant, mit angereichertem Uran beliefern. Eine enge atomare Zusammenarbeit hatte Lula im Mai während seines Chinabesuchs vereinbart.
Indessen steht Brasiliens Atompolitik international weiter im Zwielicht, weil die Lula-Regierung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO nach wie vor keine lückenlose Kontrolle der Anreicherungsfabrik erlaubt. Dort könnte selbst laut brasilianischen Angaben auch atomwaffenfähiges Uran hergestellt werden. Brasilia dementiert derartige Absichten. Der Atomwaffensperrvertrag werde natürlich eingehalten.
Mehr als zehnmal waren Inspektoren der Wiener UNO-Behörde bereits in Resende – doch auch bei der jüngsten Visite im Oktober wurde ihnen nicht einmal ein Blick auf die wichtigsten Anlagenteile, vor allem die Zentrifugen, erlaubt.
“Die mit sehr hohen Kosten entwickelte Anreicherungsmethode“, so ließ die Regierung mehrfach offiziell erklären, „wird auf jeden Fall geheimgehalten. „Brasiliens Zentrifugen arbeiten weit energiesparender, mit höherer Lebensdauer als die anderer Länder – der Schutz solcher Industriegeheimnisse ist daher vordringlich. Schließlich handelt es sich um einen wirtschaftlich so wichtigen Bereich wie die Energieerzeugung.“
In den USA und Europa befürchtet man indessen, daß ein gefährlicher Präzedenzfall entstünde, falls die IAEO Brasiliens Haltung akzeptiert. Denn dann könnten Länder wie der Iran ebenfalls auf eingeschränkten Kontrollen ihrer Anreicherungsfabriken bestehen.
Rückenwind bekommt Brasilia jedenfalls von der Presse des eigenen Landes, besonders vom führenden Medienkonzern „Globo“, der sogar nationalistische Töne anschlägt.
“Logisch, daß wir keine Atombombe bauen wollen, um sie etwa auf Argentinien zu werfen“, betont Globo-Starkommentator Arnaldo Jabor in Radio und Fernsehen. „Doch am wissenschaftlichen Fortschritt wollen wir teilhaben. Hinter dem ganzen Streit um die Inspektionen steckt doch nur der Wunsch des Auslands, unsere Industrie rückständig zu halten, unsere Technologie zu überwachen – wir erleiden eine deutliche geopolitische Diskriminierung – man will von Brasilien politischen Gehorsam. Doch wir zeigen ihnen nicht alles – Brasilien macht es genau richtig. “
Selbst angesehene Atomphysiker wie Rogerio Cerqueira Leite nennen es extrem intelligent und opportun, die Inspektoren nicht in den sensibelsten Abschnitt der Urananreicherungsanlage zu lassen.
Doch Öl ins Feuer goß jetzt die angesehene Wissenschaftszeitschrift „Science“ aus den USA, derzufolge Brasilien dank der neuen Anreicherungsanlage von Resende in der Lage sei, jährlich sechs Atomsprengköpfe herzustellen. Dafür gebe es derzeit zwar keine Anzeichen, doch könnte das Tropenland ja künftig seine Politik ändern. Denn unvergessen ist das geheime Atomprogramm der Militärs aus der Diktaturzeit, das Atomtestgelände in Amazonien. Und unvergessen sind auch Äußerungen von Staatschef Lulas erstem Wissenschafts-und Technologieminister Roberto Amaral zugunsten des Baus einer Atombombe. Brasilien, so Amaral letztes Jahr, müsse die nötigen Kenntnisse besitzen – für den Fall, daß sich die Weltlage ändere. Minister Amarals Nachfolger Eduardo Campos wies die Angaben der Zeitschrift „Science“ auf der Stelle als falsch und leichtfertig zurück, ebenso den Verdacht, daß Brasilien die wahre Herkunft seiner Uranzentrifugen verschleiern wolle. Denn die Science-Autoren schlossen nicht aus, daß Brasilien in Wahrheit Zentrifugen des europäischen Anreicherungskonsortiums Urenco kopierte, über deutsche Fachleute an die Technologie herangekommen war.
http://das-blaettchen.de/2011/03/nach-dem-beben-3981.html
Brasiliens vielgelobter „Biosprit“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/26/brasiliens-vielgelobter-biosprit-verbraucher-schwenken-auf-benzin-um-brasilien-importiert-biosprit-aus-den-usa-importiert-grose-mengen-benzin-das-ist-so-als-wenn-saudi-arabien-petroleum/
Rindfleischexport in die EU und Amazonasvernichtung – wer schaute bisher passiv zu? http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/19/rindfleischexport-in-die-eu-fordert-amazonasvernichtung-laut-umweltexperten-weiter-kein-thema-beim-eu-lateinamerika-gipfel-in-madrid-sklavenarbeit-als-starker-kostensenkungsfaktor-ebenfalls-ausgek/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1375344/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1247712/
Viel Lob aus Europa für die Politik der Lula-Rousseff-Regierung: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/30/holzfirmen-spenden-an-lulas-arbeiterpartei-pt-im-gegenzug-illegale-abholzung-in-amazonien-erlaubt-laut-veja/
Deutsche Steuergelder für G-7-Pilotprojekt – und die Resultate? http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/14/das-ergebnis-war-bedeutungslos-fabio-feldmann-judischer-umweltexperte-brasiliens-zum-g-7-pilotprojekt-zum-schutz-der-brasilianischen-regenwalder-hauptfinanzier-deutschland/
Franziskaner Johannes Gierse in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/08/deutscher-franziskaner-johannes-gierse-sao-paulorustungsvertrage-brasiliens-mit-frankreich-sind-unethisch-aufgewendete-mittel-fehlen-dort-wo-es-am-notigsten-ist/
Amazonasbischof Johannes Bahlmann: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/09/franziskanerbischof-johannes-bahlmann-dom-bernardo-2011-in-sao-paulo/
Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew in Sao Paulo: „Die Waffenverkäufer wollen Regierungen, die Kriege führen.“
„Cleverer Sarkozy“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/13/cleverer-sarkozy-brasiliens-landesmedien-uber-rio-werft-fur-atom-u-boote-mit-franzosischer-technologie/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/26/schwarzer-in-sao-paulo-gesichter-brasiliens/
Tags: Brasiliens Militärdiktatur, deutsch-brasilianischer Atomvertrag, jüdischer Journalist Vladimir Herzog, Willy Brandt und Ernesto Geisel
In einer großen Ausstellung in der City Sao Paulos erinnert die Qualitätszeitung an die beiden für das Jahr 1975 bedeutenden historischen Fakten – die Unterzeichnung des Atomvertrages unter Schmidt-Genscher mit der brasilianischen Militärdiktatur sowie die Folterung und Ermordung des jüdischen Journalisten Herzog durch das Militärregime unter dem deutschstämmigen General Ernesto Geisel. Die Herzog-Familie war aus Jugoslawien vor dem Nazismus nach Brasilien geflüchtet – die brasilianische Militärdiktatur war laut Historikerbewertung nazistisch-antisemitisch orientiert.
“Juni 1975. Brasilien und Deutschland schließen Abkommen zum Bau von Atomkraftwerken in Angra dos Reis.
1. November 1975. Etwa 8000 Menschen nehmen am Gottesdienst auf dem Sé-Platz zur Erinnerung an den Journalisten Vladimir Herzog teil, ermordet unter der Folter.
Diktator Ernesto Geisel, in dessen Amtszeit der jüdische Journalist Herzog gefoltert und ermordet wurde – und Willy Brandt, Ausriß. http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/16/helmut-schmidt-und-lula-lulas-sonderbeziehungen-zu-deutschland/
“Die Zeit” 1974 über den General der Folter-Diktatur, Ernesto Geisel: “In Brasilien ist am Freitag voriger Woche der 65jährige Ernesto Geisel als brasilianischer Präsident vereidigt worden. Die Zeremonie fand unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt: die Kontrolleure verweigerten sogar dem neuen Industrieminister, einem aus Japan stammendem Brasilianer, wegen seines „fremden” Aussehens den Zutritt. Ehrengäste waren die drei Staats- bzw. Regierungschefs Pinochet (Chile), Banzer (Bolivien) und Bordaberry (Uruguay). Die Vereinigten Staaten wurden durch Patricia Nixon und den stellvertretenden Leiter des CIA vertreten.”
Treffen Nixon – Brandt in Florida 1971, laut US-Dokumenten – die Frage des Verhältnisses zur Militärdiktatur der Foltergeneräle:
“President Nixon asked for the Chancellor’s view on Brazil.
Chancellor Brandt stated that Germany has some trade and investment there, especially in the Sao Paolo area. He noted that political relations are good.”
Nixon über Militärdiktator General Ernesto Geisel : “On the other hand, the Brazilian leader9 has been good for Brazil and we continue to maintain that if he takes no foreign policy actions against us, then what he does is acceptable.”
Wer war Herzog? http://educacao.uol.com.br/biografias/vladimir-herzog.jhtm
Nach Folter und Mord an dem jüdischen Journalisten Herzog rief der deutschstämmige Kardinal Paulo Evaristo Arns in Sao Paulo zu einer ökumenischen Trauerfeier in die Kathedrale, zelebrierte mit zwei Rabbinern die Messe,die mit etwa 8000 Teilnehmern zu einem Symbol des Protestes gegen die Folter-Diktatur wurde. Nach der Beerdigung von Herzog auf dem jüdischen Friedhof von Butantá streikten etwa 30000 von 35000 Studenten der Bundesuniversität USP von Sao Paulo – Herzog war dort Professor.
Auffällig, daß außer Brandts Äußerung, die politischen Beziehungen zur Militärdiktatur unter General Ernesto Geisel seien gut, zumindest im Internet keinerlei Brandt-Bewertung der Diktaturverbrechen zu finden ist.
http://womblog.de/die-brasilianische-bombe
Die Diktatur begann mit dem Militärputsch von 1964 – 1969 schloß Bonn mit dem Militärregime laut Jahreschronik ein Kulturabkommen.
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
In den Archiven des Weltkirchenrates in Genf lagern Dokumente der brasilianischen Kirche, die laut Brasiliens Medien für das Diktaturjahr 1970 von “Bürgerkrieg” und etwa 12000 politischen Gefangenen sprechen. Die Diktatur erlaubte dem Internationalen Roten Kreuz nicht den Zugang zu den Gefängnissen, Diktator Medici erklärte, es gebe keine politischen Gefangenen in Brasilien. 1971 wurde ein Appell an die UNO wegen der gravierenden Menschenrechtsverletzungen gerichtet. In den Dokumenten des Weltkirchenrates werden die sadistischen Foltertechniken detailliert beschrieben, Folter werde als politische Waffe angewendet. Die Zahl der Folterzentren wird mit 242 angegeben, weibliche Gefangene seien häufig vergewaltigt worden. Zu den Taktiken gehörte, Oppositionelle in Gegenwart ihrer Ehepartner, teils sogar ihrer Kinder zu foltern.
« Das umstrittene Wasserkraftwerksprojekt „Belo Monte“ in Brasilien – Bischof Erwin Kräutlers aktuelle Kritik an der Rousseff-Regierung. Greenpeace contra Atomkraftwerk „Angra 3″ bei Rio de Janeiro. – Libyenkrieg und Konsequenzen – Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ analysiert. „Der Westen zerreißt die Resolution des Sicherheitsrats, indem er die Rebellen unterstützt.“ Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew. “Ich kenne Libyen nicht.” Thomas Friedman, führender Libyenkrieg-Analyst der New York Times. »
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