Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien bei gepanzerten PKW Weltspitze, vor Mexiko, laut Branchenumfrage. Gewalt als Auswanderungsfaktor.

 Den Angaben zufolge erzielt die Panzerungsbranche in Brasilien Jahr für Jahr Rekorde – 2010 seien  über 7300 Wagen gepanzert worden, rund 6 Prozent mehr als 2009. Die meisten entfielen auf die Teilstaaten Sao Paulo, gefolgt von Rio de Janeiro, Pernambuco und Paraná. 85 Prozent der Auftraggeber seien Unternehmer und Manager.

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Kioskaushang in Sao Paulo – gängige Überfall-Situation 2013, die Brasilianern und im Lande lebenden Ausländern gewöhnlich sehr geläufig ist.  

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/10/brasilien-stark-wachsende-zahl-von-mordern-auf-freiem-fus-fur-neue-verbrechen-nur-acht-prozent-der-morde-werden-aufgeklart-laut-studie/

Fußballstar Ronaldo:  http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/17/ronaldo-fusballstar-last-eigene-wegen-sicherheit-und-bildung-in-europa-aufwachsen-ich-ziehe-vor-das-mein-sohn-europaische-freunde-hat-ohne-die-malandragem-der-brasilianischen-freunde/#more-2296

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/24/brasilien-wurde-unter-lula-rousseff-zum-auswanderungsland-bye-bye-brasil-sergio-costa-soziologie-professor-an-der-fu-berlin-bestatigt-die-entwicklung/

Morde an Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/25/amazonas-umweltschutzer-in-hinterhalt-ermordet-melden-brasiliens-landesmedien/

„Feel Brazil. Go Bayao!“:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/20/feel-brazil-go-bayao-deutsche-getrankefirma-veltins-wirbt-mit-brasilianischem-lebensstil-trotz-der-menschenrechts-und-sozialdaten-brasiliens/

Brasiliens grotesk offene Grenzen – Waffen-und Rauschgifthandel durch Verbrechersyndikate(2006)

Nach den Terroranschlägen der hochgerüsteten Gangstersyndikate von 2006 in Brasilien hat Amnesty International den Autoritäten, darunter Staatschef Lula, in einem offenen Brief vorgeworfen, alle gegenüber der Menschenrechtsorganisation gemachten Zusagen, das Verbrechen effizient zu bekämpfen, gebrochen zu haben. Dies koste ungezählte Menschenleben. Brasilianische Sicherheitsexperten nennen es eine Tragödie, daß der Staat dem Machtzuwachs der Verbrechersyndikate nahezu tatenlos zusehe sowie den massiven Waffen-und Rauschgifthandel über die Grenzen nicht unterbinde. Vor allem in den Grenzregionen zu Paraguay und Uruguay habe das organisierte Verbrechen die Oberhand.

Eine Landgrenze von immerhin rund 16800 Kilometern trennt Brasilien, 24-mal größer als Deutschland, von zehn lateinamerikanischen Staaten. Doch an den meisten Stellen ist der Grenzverlauf kaum oder gar nicht ersichtlich, wechseln selbst hochbeladene LKW und Tankwagen über Schotterstraßen und Feldwege völlig unkontrolliert die Seite. Besonders grotesk ist die Situation an Brücken über Grenzflüsse. Oben kontrollieren Beamte die Taschen und Rucksäcke von Touristen, doch nur hundert Meter entfernt fahren immer wieder Pferdewagen und Boote mit Schmuggelgut durchs flache Wasser von einem Land ins andere. Exzellente Bedingungen für Brasiliens größte Verbrechersyndikate – das Rote Kommando/CV und das Erste Kommando der Hauptstadt/PCC, die allein in den wichtigsten Wirtschaftszentren Sao Paulo und Rio de Janeiro monatlich über dreißig Tonnen Kokain verkaufen. Eduardo Nunomora aus Sao Paulo hat zahlreiche Studien über das organisierte Verbrechen verfaßt. Die Lage im südbrasilianischen Ponta Porà, das direkt an die Stadt Pedro Juan Caballero in Paraguay grenzt, nennt der Experte symptomatisch. “Der zuständige brasilianische Bundesrichter sagte mir jetzt, wer die großen vor Ort agierenden Gangster sind, von den Polizeichefs beider Seiten erfuhr ich sogar die Adressen. Man zeigte mir, wo die Schmuggelwaffen, die Drogen verpackt werden, wo die illegalen Transportflüge abgehen – und sogar, wo der lokale Boß des Verbrechersyndikats PCC wohnt – dazu die Häuser der anderen zuständigen Banditen. Der lokale PCC-Boß wiederum hat mir im Gespräch ganz offen erklärt, wie die kriminellen Strukturen funktionieren. Der PCC im fernen Sao Paulo bestellt bei ihm die gewünschten Maschinengewehre, Pistolen und Drogen, und er besorgt alles, schaltet Waffenläden in Paraguay, dazu Wechselstuben für die Geldwäsche, Flughäfen, Werkstätten ein. Er schafft also Waffen nach Brasilien, mit denen dann hier Menschen ermordet werden. Alle in dieser Region kennen das Schema, Politiker und Unternehmer der beiden Städte sind verwickelt. Die Autoritäten geben zu, nichts dagegen zu tun.“
Unlängst wurde in Paraguay der brasilianische Gangsterboß Marcelinho Niteroi dabei ertappt, als er ein regelrechtes Waffenarsenal für den Transport nach Rio de Janeiro vorbereitete. Brasiliens Bundespolizei verhört Niteroi in der Grenzstadt Ponta Porà – und läßt ihn überraschend frei. Denn in Brasilien, so der Sicherheitsexperte Eduardo Nunomora, lag ja gegen den Gangsterboß formell nichts vor.
“Dabei hatte Paraguay immerhin mitgeteilt, daß Niteroi in ein Verbrechen, nämlich den Schmuggel schwerer Waffen verwickelt ist, die man beschlagnahmte. Ich habe den zuständigen Richter gefragt, warum man solche Verbrecher in den beiden Grenzstädten nicht dingfest macht. Er sagte, man habe dafür keine rechtliche Handhabe. In unserem System ist also eine ganze Menge faul. Das macht mich hoffnungslos – wo ist denn da noch eine Lösung in Sicht? Man läßt das organisierte Verbrechen wachsen, erstarken, verliert die Kontrolle – anstatt es zu bekämpfen, wird darüber nur diskutiert. Das organisierte Verbrechen dringt in die Politik, in die Polizeistrukturen ein.“
Bedrückend für den Experten, daß dieses hausgemachte Problem so vielen Menschen das Leben kostet. „Mir sagte ein Polizist an der Grenzbrücke – wir schnappen die Hausfrau mit dem bißchen Geschmuggelten, doch da unten kommt der Bandit mit den Waffen durch.“
Nahe Ponta Pora sind sechshundert brasilianische Soldaten stationiert, die jedoch in der Kaserne bleiben, nicht zur Grenzkontrolle, nicht zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens genutzt werden. Immerhin neunzig Prozent der Brasilianer wollen laut neuesten Umfragen den Einsatz des Militärs gegen die Gangstersyndikate.
Nunomora: „Viele der über 50000 Morde jährlich geschehen an unseren Slumperipherien. All dies ist eine Tragödie. Seit den Terroranschlägen des PCC in Sao Paulo wird in der Öffentlichkeit stark über die Lage an den Grenzen diskutiert. Doch die staatlichen Autoritäten haben keinerlei politischen Willen, all diese Probleme zu lösen. Das stimmt mich hoffnungslos. Wir sind Geiseln des organisierten Verbrechens. Ich kann nur hoffen, daß die Gangster mich wegen meiner Recherchen nicht umbringen.“

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 25. Mai 2011 um 20:22 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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