Klaus Hart Brasilientexte

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Brasilien: Gottseidank – Huppert macht weiter die besten Brote von Sao Paulo.

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Auf dem Maifest 2011 war er in alter Frische an seinem Stand – gottseidank.

Huppert-Brote u.a. im jüdischen Laden „Casa Zilanna – Mercearia Iddish“, Rua Itambé 506, Higienopolis, Sao Paulo.

Hintergrund:

 

Thomas Huppert – der deutsche Bäcker von Sao Paulo

 In Lateinamerikas Wirtschaftsmetropole Sao Paulo leben über zweihunderttausend Deutsche und Deutschstämmige, von denen sich ein Großteil nur schlecht mit dem landestypischen Weißbrot anfreunden kann, weil es vom Geschmack her eher witzlos und zudem chemiehaltig ist. Doch glücklicherweise gibt es Thomas Huppert – ein gelernter deutscher Bäcker, der in der drittgrößten Stadt der Welt seit vier Jahren zahlreiche Lebensmittelgeschäfte, Hotels und natürlich den ältesten deutschen Club beliefert. In einem Land der Dritten Welt wie Brasilien hat Bäcker Huppert natürlich mit Problemen zu kämpfen, die in Deutschland unbekannt sind, darunter der alltäglichen Gewaltkriminalität.

„Meine Brote sind alle natürlich gemacht – die haben kein Backmittel drin, kein Zucker, keine Chemie, das ist einfach nur Roggen, Weizen, dann Sonnenblumen, Leinsamen, die Körner, sonst nichts, ne.“

Das schmeckt man – und deshalb hat Thomas Huppert, 36 Jahre alt, für sein „Pao alemao“ im kosmopolitischen Sao Paulo einen großen Käuferkreis, fährt die Brote selber zu Geschäften, Restaurants und Hotels.

“Clube Braganca, der älteste deutsche Club in Sao Paulo, in der Humboldtschule verkaufen wir auch unsere Sachen, dann Maifest, Novemberfest…“

Nach den Deutschen sind die Japaner seine besten Kunden, gefolgt von der großen jüdischen Gemeinde.

“Ein bißchen fester, Kümmel – das essen die gern. Die sind gute Kunden auch.“

Huppert stammt aus Hannover, seine Mutter ist aus Erfurt, sein Vater aus Worms. 1974 wanderte die ganze Familie nach Brasilien aus, ließ sich in der Großstadt Curitiba nieder – doch 1989 kehrte Thomas Huppert nach Deutschland zurück, um das Bäckerhandwerk ordentlich zu lernen. Denn in Brasilien ist das bislang noch unmöglich.

“In Deutschland haben wir die Berufsschule, hier haben wir keine Berufsschule – hier haben wir einfach einen Kursus, sechs Monate oder so, da lernen sie diese Weißbrötchen machen, wissen nicht, wieso, warum, wo kommt das alles her?…Ich habe in Deutschland zehn Jahre gelernt. Die beste Bäckerei, wo ich gearbeitet hab, war in Bensheim, bei Heidelberg, an die Bergstraße, eine schöne Stadt. Das war eine Vollkornbäckerei.“

Huppert hätte in Deutschland bleiben können, wie sein Bruder, der dort Metzger lernte, heiratete.

“Ja schon. Mir ist der Herbst zu traurig in Deutschland – zu lange und zu traurig. Und ich bin hier aufgewachsen – dann bin ich auch ein Halbbrasilianer sozusagen. In Brasilien ists vielleicht einfacher, schwieriger manchmal auch – im Moment ist es schwieriger.“

Denn Huppert hat derzeit einen Sechzehn-Stunden-Tag, arbeitet völlig alleine, mußte drei brasilianische Bäcker wieder entlassen, weil sie zu häufig den Teig falsch mischten, deshalb die Brotqualität sank. Und  weil Huppert ebenso wie die benachbarten Geschäftsleute in der Straße immer wieder von bewaffneten Kriminellen heimgesucht wurde, mußte er den Laden  vor der Backstube schließen.

“Hier sind wir viermal überfallen worden dieses Jahr. Hier vorne ist einer erschossen worden. Ein Kunde von mir. Kommt ein Kerl, ich möchte dein Auto, gib mir deinen Schlüssel. Der hat gesagt, ne, mein Auto nimmst du nicht mit. Da hat er zwei Schüsse direkt ins Herz  – vor der Bäckerei.“

In Brasilien werden jährlich über fünfzigtausend Menschen ermordet, darunter auch Deutsche. Bäcker Thomas Huppert gibt nach den Überfällen aber den Mut nicht auf, macht weiter, sucht neue Mitarbeiter. An der Küste des brasilianischen Nordostens, dort, wo seine Frau herstammt, könnte er sich vorstellen, die vielen neuen Touristenhotels mit Brot und Kuchen zu beliefern. Die Nachfrage ist enorm.

“Dort gibt es keine Bäckereien wie in Sao Paulo…“

Schon in Kürze macht sich Huppert mit einem Freund auf den Weg und erkundet die Chancen, dort Bäckereien zu eröffnen.

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/23/den-leuten-zu-sagen-in-was-fur-einer-verlogenen-scheise-wir-alle-leben-schlingensief-in-sao-paulo/

Dieser Beitrag wurde am Montag, 30. Mai 2011 um 04:08 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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