http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1375344/
Die Deutungs-und Interpretationshoheit von Leonardo Boff in den deutschsprachigen Ländern:
“Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“(2010)
Beware of dams – false solutions to the water-energy-food nexus?
Staudämme in Zeiten des Klimawandels
am Dienstag, den 15. November 2011, Beginn um 17:45 Uhr, im Institut für Altamerikanistik der Universität Bonn
Wasserkraft gilt als saubere Alternative zu fossilen Energieträgern und erlebt derzeit einen neuen Boom. Weltweit existieren bereits über 50.000 Großstaudämme, an mehr als der Hälfte der Flüsse der Erde befinden sich ein oder mehrere Dämme. Tausende weitere Staudämme und Wasserkraftwerke sind geplant.
Doch was sind die wahren Kosten dieser Entwicklung? Welche Schäden für Menschen und Umwelt sind die Folge? Welche Positionen vertreten Betroffene von Megaprojekten in Ländern des Südens und was unternimmt die Staudammindustrie, um Wasserkraft wieder salonfähig zu machen?
Leonardo Boff 2010 :“Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
Am Vorabend der Bonner Regierungskonferenz “The Water, Energy and Food Security Nexus – Solutions for the Green Economy”, die Vorschläge für den Rio+20-Gipfel 2012 erarbeiten soll, wollen wir diese Fragen mit Staudammaktivisten aus dem Süden, internationalen Experten und einem Vertreter der Bundesregierung erörtern.
RednerInnen:
* Juan Pablo Orrego (Chile): Präsident von Ecosistemas. Träger des Alternativen Nobelpreises und des Goldman Environmental Prize
* Himanshu Thakkar (Indien): Präsident von South Asia Network on Dams, Rivers & People (SANDRP)
* Peter Bosshard (USA): Policy Director von International Rivers
* Gopal Siwakoti (Nepal): Water and Energy Users’ Federation-Nepal (WAFED) und Himalayan and Peninsular Hydro-Ecological Network (HYPHEN)
* Ercan Ayboga (Türkei): Initiative zur Rettung von Hasankeyf
* Brent Millikan (Brasilien): Amazon Program Director bei International Rivers
* Dr. Manfred Konukiewitz (Deutschland): Leiter der Unterabteilung für globale und sektorale Aufgaben im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
* Heike Drillisch (Deutschland): GegenStrömung
Hintergrund:
Leonardo Boff 2010 :“Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
Was stimmt denn nun? Bis heute wird das Tropenland von europäischen Öko-Parteien, Umweltorganisationen wie Germanwatch sowie vielen Medien heftig gelobt, weil es den Strombedarf zu etwa 80 Prozent aus Wasserkraftwerken decke. Das sei sehr klima- und umweltfreundlich, es gebe keinerlei schädliche Emissionen, der Strom sei sauber. Beim Klimaschutz habe Brasilien die Nase vorn, hieß es in Kopenhagen. Doch dann kommt so ein schnauzbärtiger Öko-Ami wie Philip Fearnside daher, der als Biologe auch noch für ein brasilianisches Regierungsinstitut arbeitet, und sagt bereits seit 1995, alles Mumpitz – das Gegenteil sei richtig.
Die Bilder könnten ja nicht gegensätzlicher sein: Hier grausig rauchende Schlote von Kohlekraftwerken, dort dagegen die Idylle von Stauseen, in denen fröhliche Kinder baden und Touristendampfer sowie Segelboote unterwegs sind. Aber so einer wie Fearnside will uns weismachen, richtig schlimm seien die Staudämme besonders in Amazonien, schlimmer als die mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerke. Der geplante Staudamm von Belo Monte am Rio Xingú gar werde eine regelrechte Treibhausgas-Fabrik. Komischerweise behaupten so etwas auch andere Wissenschaftler Brasiliens – aber man muss nach ihnen regelrecht suchen, weil in der öffentlichen Meinung die Wasserkraft-Bewunderer dominieren.
Dr. Sergio Pacca von der Bundesuniversität in Sao Paulo ist jedenfalls so ein Quertreiber, der Wasserkraftwerke auch als extrem klimafeindliche Methan-Schleudern kritisiert. Giftiges Methan entstehe im Staubecken – durch Zersetzung organischer Materie mittels Mikroorganismen unter Ausschluss von Sauerstoff, bekommt man von Pacca zu hören. „Je höher die Temperatur, umso schneller läuft der Prozess ab. In tropischen Ländern vermehren sich die Mikroorganismen rascher und bilden entsprechend mehr Methangas als in den kühleren Ländern. Bei einem neuen Staubecken wird die dortige reiche Biomasse überflutet – Basis der Methanproduktion.“ Selbst wenn die teilweise noch vorhandenen Urwälder vorher abgeholzt worden seien, bleibe noch viel Wurzelwerk im Boden. Und das entstehende Methan, so Pacca, werde an die Atmosphäre abgegeben, trage sehr stark zum Treibhauseffekt bei.
Darauf muss man erstmal kommen, zumal das klimaschädliche Potenzial einer Tonne Methangas laut neueren Studien 34-mal größer als das einer Tonne Kohlendioxid ist, über das gewöhnlich immer geredet wird. „Selbst kleinere Mengen Methan müssen daher beim globalen Klimawandel wichtig genommen werden“, so Sergio Pacca. Es sei einfach nicht haltbar, Wasserkraftwerke mit anderen Energietechnologien zu vergleichen, ohne den Methan-Faktor zu berücksichtigen. Doch genau dies geschiehe.
Würden nicht Indianerstämme aus ihrem Lebensraum vertrieben, wäre Belo Monte eigentlich gar nicht so schlecht, ist auch in Deutschland zu hören – Brasilien wollw sich ja schließlich entwickeln, wirtschaftlich wachsen, habe ein Recht darauf. Leute wie Pacca oder gar Fearnside, der Amazoniens Stauwerke seit Jahrzehnten vor Ort am intensivsten beforscht, kommen mit ihren Einwänden da nie vor, was stutzig macht. In Brasilien wird Fearnside auch von Regierungsstellen kräftig beharkt, weil er Belo Monte ablehnt, das immerhin auch Ex-Präsident Lula und seine Amtsnachfolgerin Dilma Rousseff unbedingt durchziehen wollen.
Fragt man den Biologen in der drückend heißen Amazonasmetropole Manaus, etwa 4.000 Kilometer nördlich von Sao Paulo, wie das eigentlich funktioniert – er als Ausländer am staatlichen Nationalinstitut für Amazonasstudien/INPE, aber in scharfer Gegnerschaft zu Brasilias gigantomanischen Wasserkraftprojekten – kommt als Antwort nur ein kurzes ironisches Lachen. Vielleicht kann man einem wie Fearnside schlecht an den Karren fahren – der Mann bekam den UN-Umweltpreis „Global 500“, dazu den brasilianischen Öko-Nationalpreis.Darüber hinaus gehört Fearnside zur Akademie der Wissenschaften Brasiliens und ist weltweit einer der führenden Experten für Klimaerwärmung. „Unter jenen, die die Erlaubnis für alle derzeit im Bau befindlichen Amazonas-Wasserkraftwerke erteilten, gibt es welche, die alles bestreiten, was ich sage. Ich zitiere sie natürlich ausführlich.“
Spricht man Fearnside auf das überschwängliche Kopenhagen-Lob für Brasilias Klimaschutzpolitik an, kommt noch so ein ironisches Lachen. „Zwar gibt es viele Studien wie die von mir über den Methan-Sachverhalt, doch wird in der Presse und in politischen Reden so oft wiederholt, dass diese Energie sauber sei, dass die Leute schließlich nur dies gehört haben und sich daher nicht weiter in die Sachlage vertiefen. Doch an den Fakten über die klimaschädlichen Emissionen ändert das nichts.“
Fearnside nutzt gerne anschauliche Beispiele – wie den Hinweis auf das beim Öffnen einer Colaflasche zischend entweichende Gas. „Alles organische Material, Kohlenstoff im Boden, Bäume und Wasserpflanzen zersetzen sich auf dem Grund des Stausees – das Wasser dort ist also unter hohem Druck stark methanhaltig und gelangt schließlich in die Turbinen der Wasserkraftwerke, wo ebenfalls noch hohe Drücke herrschen. Aber danach gelangen die Wassermassen dann an die freie Atmosphäre. Die im Wasser gebundenen Gase, darunter Methan, zischen in Bläschen heraus – deshalb mein Vergleich mit der Colaflasche. Und die Sicherheitsabläufe der Stauseen wirken auf ähnliche Weise. So wird der Treibhauseffekt erheblich befördert. In Amazonien wirken Wasserkraftwerke im Endeffekt häufig schädlicher, negativer, als die zur Elektrizitätsgewinnung verbrannten fossilen Energieträger.“ Die bereits in Amazonien existierenden Wasserkraftwerke produzierten daher keineswegs saubere Energie, seien in Bezug auf den Klimaschutz keineswegs nützlich. Belo Monte treibe es auf die Spitze. „Vier Monate im Jahr kann man wegen tiefen Wasserstands keine einzige Turbine betreiben, da entsteht dann ein Schlammbecken von 3.500 Quadratkilometern, wo üppig Pflanzen wachsen, die später zu Methan zersetzt werden. Doch in amtlichen Umweltgutachten für Brasiliens Wasserkraftwerke wird stets nur der geringe Gasaustritt über die Wasseroberfläche berücksichtigt, nicht der über Turbinen und Sicherheitsabläufe.
Ebenfalls in Manaus forscht André Muggiati von Greenpeace und kann ebenso wenig Gründe für soviel deutsches Lob an Brasilias Klimaschutzpolitik entdecken. „Die Abholzung ist Hauptursache der Treibhausgase aus Brasilien. Das Land ist daher der viertgrößte Luftvergifter der Welt – nach Indonesien, China und den USA.“ Und für den brasilianischen Umweltexperten Dr. Fabio Olmos ist jene Germanwatch-Statistik, die Brasilien an vorderste Stelle rückt, eine „unehrliche Form, die Situation darzustellen. Es ist unverständlich, wieso jemand diese Germanwatch-Statistik überhaupt für bare Münze nimmt.“
Inzwischen haben Brasiliens Umweltschützer zusätzliche altbekannte Sorgen, weil seit dem Start der Rousseff-Regierung gleich eine ganze Serie systemkritischer Öko-Aktivisten ermordet worden ist – allein fünf im April bei Curitiba, drei im Juni in Amazonien. Auch ein Menschenrechtsanwalt wurde erschossen. Entsprechend stark ist das Klima der Einschüchterung und Angst. Brasiliens neue Menschenrechtsministerin Maria do Rosario räumte ein, dass auch in Amazonien Todesschwadronen aktiv sind, zu denen bekanntlich Staatsangestellte gehören. Laut Landgewerkschaftsangaben wurden in den letzten Jahren, also unter der Lula-Regierung, nach 17 derartigen Morden nicht einmal Ermittlungsverfahren durch die Bundespolizei eingeleitet.
Indessen erhält die Rousseff-Regierung – ebenso wie die Vorgängerregierung – aus Europa, darunter Deutschland, sehr viel Lob und wird ausdrücklich als modern und progressiv eingestuft. Das wird wohl mit dem neoliberalen Wertewandel zusammenhängen. Auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung rangiert Brasilien jedenfalls nur auf Platz 73, und die UNO-Bildungsstatistik verzeichnet das Tropenland gar erst an 93. Stelle. Aufschlussreich ist da, welche Länder bessere Plätze belegen: Iran (89), Saudi-Arabien (84), Botswana (81), Libyen (66), Bolivien (61), Bahrein (49), Argentinien (40) Kuba (16).
“Belo Monte will only succeed if we do nothing about it. We will not be
silent. We will shout out loud and we will do it now”, said Juma Xipaia, an
indigenous leader that will be affected by the dam, if built. “We are
warriors and we are not asking the Brazilian Government any favor. We will
only demand what our Constitution already ensures us: our rights. Our
ancestors fought so we could be here and now. Lots of documents and meetings
were already done and nothing has changed. The machinery continue to arrive
to destroy our region”.
Fotos Ivan Canabrava – siehe Foto-Link.
http://das-blaettchen.de/2011/06/brasiliens-umstrittene-wasserkraftwerke-5349.html
Indígenas e pescadores ocupam canteiro de obras de Belo Monte
Altamira (PA), 26/10/2011
Cerca de 600 indígenas, pescadores e ribeirinhos da bacia do rio Xingu estão
acampados pacificamente, desde a madrugada de hoje,* *no canteiro de obras
de Belo Monte para exigir a paralisação das obras da usina hidrelétrica, em
Altamira, no Pará. A rodovia Transamazônica, na altura do quilômetro 50,
também foi interditada. O protesto não tem prazo para terminar.
“Diante da intransigência do governo em dialogar e da insistência em nos
desrespeitar, ocupamos a partir de agora o canteiro de obras de Belo Monte e
trancamos seu acesso pela rodovia Transamazônica. Exigimos que o governo
envie para cá um representante com mandado para assinar um termo de
paralisação e desistência definitiva da construção de Belo Monte”, diz a
declaração dos Povos do Xingu contra Belo Monte, resultado do seminário
realizado em Altamira esta semana.
“Belo Monte só vai sair se cruzarmos os braços. Não podemos ficar calados.
Temos que berrar e é agora”, disse Juma Xipaia, liderança indígena Xipaia,
uma das etnias afetadas por Belo Monte. “Somos guerreiros e não vamos pedir
nada ao governo, mas exigir o que a Constituição nos garante. Nossos
antepassados lutaram para que nós estivéssemos aqui. Já foram feitos vários
documentos, várias reuniões e nada mudou. As máquinas continuam chegando”.
A Comissão Interamericana de Direitos Humanos (CIDH) da Organização dos
Estados Americanos (OEA) havia convocado o governo brasileiro a dar
explicações sobre a ausência de medidas de proteção aos direitos das
populações indígenas e de outros grupos ameaçados pelo projeto de Belo
Monte, como foi solicitado pela instituição, no início de abril. De acordo
com a CIDH, o governo deveria cumprir a obrigação de realizar processos de
consulta com cada uma das comunidades indígenas afetadas *antes* da
construção da usina. A audiência com o Comissariado da CIDH deveria ter
acontecido ontem, mas no final da semana passada o governo brasileiro,
surpreendentemente, anunciou que não enviaria representação para esta
reunião.
“É uma vergonha a maneira como nosso próprio governo nos tratou, com
contínuas mentiras e negando-se ao diálogo com as comunidades afetadas”,
disse Sheyla Juruna, liderança indígena do Movimento Xingu Vivo Para Sempre,
que foi para Washington participar da reunião promovida pela CIDH. “Estou
horrorizada por ver como somos tratados em nossa própria terra sem ter
sequer o direito de sermos consultados sobre esse horroroso projeto”,
acrescentou durante coletiva na sede da OEA.
Ontem (26), a Justiça adiou, mais uma vez, a decisão sobre a continuidade
das obras de Belo Monte com novo pedido de vistas – desta vez, da
desembargadora Maria do Carmo Cardoso. O julgamento da Ação Civil Pública
impetrada pelo Ministério Público Federal do Pará (MPF-PA) está empatado no
Tribunal Regional Federal da 1ª Região (TRF1), com um voto contra e outra a
favor da usina. Caso a desembargadora Maria do Carmo vote junto com a
desembargadora Selene Almeida, que se posicionou pela ilegalidade do projeto
por considerar que as consultas indígenas não aconteceram conforme prevê a
Constituição, a Convenção 169 da Organização Internacional do Trabalho e a
diretriz da Convenção Interamericana de Direitos Humanos, as obras de Belo
Monte poderão ser paralisadas.
O acampamento no canteiro de obras de Belo Monte será permanente:
convocam-se outras entidades e movimentos nessa luta.
*Para mais informações:*
– Tica Minami, Movimento Xingu Vivo Para Sempre: (11) 6597 8359
*Fotos disponíveis:*
http://dl.dropbox.com/u/17980715/fotos%20belomonte.rar
© Ivan Canabrava
bm1 – Caiapó em frente ao canteiro de obras ocupado de belo monte
bm1a – Indígena com arco e flecha em frente a canteiro ocupado
bm2 – Guerreiro indígena pinta o rosto antes da ocupação de Belo Monte
bm3 – Guerreiro indígena pinta o rosto antes da ocupação de Belo Monte
bm4 – Grupo indígena em frente à estrada que dá acesso ao canteiro de obras
de Belo Monte
bm5 – Grupo indígena faz pajelança após invasão do canteiro de obras de Belo
Monte
bm6 – Indígena manda sms para tribo falando sobre ocupação
bm7 – Caiapós fumam cachimbo após ocupação
bm8 – Índio se pinta no nascer do sol se preparando para a ocupação
bm9 – Indígena observa grupo ocupando canteiro de obras
bm10 – Índio com arma em frente ao canteiro de obras
—
#OCCUPYAMAZONDAM : Indigenous people and traditional communities from the
Xingu basin peacefully occupy the Belo Monte dam construction site
Altamira, Para, Brazilian Amazon – 26/10/2011
Indigenous, fishermen and riverin people from the Xingu river basin occupied
today the Belo Monte dam construction site to stop its construction to break
ground in Altamira, located in the middle of the Amazon state of Pará. The
protesters are demanding the presence of a Brazilian Government high-level
official at the site to initiate a new round of negotiations, more
transparent, inclusive and respecting the rights of local people affected by
the dam.
“Belo Monte will only succeed if we do nothing about it. We will not be
silent. We will shout out loud and we will do it now”, said Juma Xipaia, an
indigenous leader that will be affected by the dam, if built. “We are
warriors and we are not asking the Brazilian Government any favor. We will
only demand what our Constitution already ensures us: our rights. Our
ancestors fought so we could be here and now. Lots of documents and meetings
were already done and nothing has changed. The machinery continue to arrive
to destroy our region”.
The Inter American Commission on Human Rights (IACHR), from the Organisation
of American States (OAS), has requested explanations why the Brazilian
Government did not act to ensure the rights of Indigenous People affected by
the dam, as requested by the Inter American Commission on Human Rights in
April. According to the OAS, the Brazilian Government must comply with the
obligation of consulting and informing the Indigenous People who will be
affected by the dam BEFORE the construction begins. The meeting with the
CIDH commissionaires should have happened yesterday (26) but the Brazilian
Government announced, at the end of the last week, that would not send any
representation to this meeting.
“É uma vergonha a maneira como nosso próprio governo nos tratou, com
contínuas mentiras e negando-se ao diálogo com as comunidades afetadas”,
disse Sheyla Juruna, liderança indígena do Movimento Xingu Vivo Para Sempre,
que foi para Washington participar da reunião promovida pela CIDH. “Estou
horrorizada por ver como somos tratados em nossa própria terra sem ter
sequer o direito de sermos consultados sobre esse horroroso projeto”,
acrescentou durante coletiva na sede da OEA.
Ontem (26), a Justiça adiou, mais uma vez, a decisão sobre a continuidade
das obras de Belo Monte com novo pedido de vistas – desta vez, da
desembargadora Maria do Carmo Cardoso. O julgamento da Ação Civil Pública
impetrada pelo Ministério Público Federal do Pará (MPF-PA) está empatado no
Tribunal Regional Federal da 1ª Região (TRF1), com um voto contra e outra a
favor da usina. Caso a desembargadora Maria do Carmo vote junto com a
desembargadora Selene Almeida, que se posicionou pela ilegalidade do projeto
por considerar que as consultas indígenas não aconteceram conforme prevê a
Constituição, a Convenção 169 da Organização Internacional do Trabalho e a
diretriz da Convenção Interamericana de Direitos Humanos, as obras de Belo
Monte poderão ser paralisadas.
Para mais informações:
– Tica Minami, Movimento Xingu Vivo Para Sempre: (11) 6597 8359 ou (93) 3515
2927
Fotos e vídeo disponíveis ao longo do dia.
–
Tica Minami
Comunicação e Meio Ambiente
11-6597 8359
skype: ticaminami
*Learning is movement from moment to moment… **(
J. Krishnamurti)
*
Para mais informações:
– Tica Minami, Movimento Xingu Vivo Para Sempre: (11) 6597 8359
Fotos disponíveis:
http://dl.dropbox.com/u/17980715/fotos%20belomonte.rar
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Bischof Coelho in Deutschland:
Er erzählte von einem Land, in dem nur einige wenige Familien nahezu alle wesentlichen gesellschaftlichen Bereiche beherrschten und Korruption an der Tagesordnung sei: „Die Kirche hat die wichtige Aufgabe, der armen Bevölkerung bei ihren existenziellen Problemen gegenüber der Profitgier von Wenigen zu helfen.“ Menschen würden von ihrem Land vertrieben, sie hätten kaum Rechte und Umweltschutz existiere nicht. (Münstersche Zeitung)
”Salva o teu povo, abençoa a tua herança!”
(Sl 27, 9)
Há grupos e pessoas que costumam gritar “a Amazônia é nossa”, não para defender a incontestável soberania do Brasil sobre esta macroregião, mas para explorar até a exaustão as riquezas naturais e transformar a terra, as águas e as florestas em mercadoria, objetos de negócio. A família humana perde o direito de viver no lar que Deus criou. É expulsa da terra herdada dos antepassados.
Na região do Xingu, o projeto Belo Monte coloca em risco a vida de milhares de pessoas. Em 1º de junho de 2011, o IBAMA concedeu à empresa Norte Energia S.A. a Licença de Instalação (LI) para construção desta hidrelétrica e declarou que “concluída a análise técnica e elaborado o relatório, todas as quarenta condicionantes estão cumpridas”.
Essa afirmação é uma afronta aos povos do Xingu, pois simplesmente não corresponde à verdade. As prometidas ações antecipatórias de saneamento básico em Altamira e Vitória do Xingu não foram realizadas. Providências de infra-estrutura absolutamente necessárias no campo da saúde, educação, habitação e segurança pública não foram tomadas. Trinta mil pessoas vivem o pesadelo de serem arrancadas de suas casas sem saberem para onde ir. Enormes áreas e plantações são desapropriadas em troca de indenizações irrisórias. Quem resiste é processado judicialmente. Anuncia-se pelos meios de comunicação que a barragem não afetará os indígenas, porque nenhuma aldeia será inundada. Acontecerá o contrário: aos povos da Volta Grande do Xingu será cortada a água.
Em Altamira, os aluguéis chegam a preços exorbitantes, provocando invasões de áreas urbanas e acampamentos em frente à Prefeitura. É o caos que se instala. A segurança pública é incapaz de debelar a crescente onda de violência. Os acidentes de trânsito se multiplicam de maneira assustadora. Os hospitais estão superlotados. As escolas nem de longe conseguem atender à nova demanda de vagas.
O Governo Federal nega o diálogo, oculta informações, aposta na política do “fato consumado” e passa, qual rolo compressor, por cima da população.
Manifestamos nossa solidariedade com os povos do Xingu e denunciamos a falta de sensibilidade das autoridades governamentais que não se deixam comover pelo grito de milhares de pessoas angustiadas.
Ainda nutrimos a esperança de que o bom senso vença a insanidade de um projeto tão pernicioso para a população e o meio-ambiente e suplicamos ao bom Deus: “Salva o teu povo, abençoa a tua herança!” (Sl 27, 9). Que Nossa Senhora de Nazaré, padroeira da Amazônia, interceda pelos irmãos e irmãs do Xingu!
Belém, 2 de setembro de 2011
D. Jesus Maria Cizaurre Berdonces
Presidente
D. Frei Bernardo Johannes Bahlmann
Vice Presidente
D. Flávio Giovenale
Secretário
Tags: Altamira, Bischof Erwin Kräutler, Brasilien
“Ich weiß, als Bischof bin ich ein Rufer in der Wüste – genauso wie Sie als Journalist einer sind.”
Hintergrund von 2008:
Der unerschrockene Amazonas-Bischof Erwin Kräutler aus Österreich
Die Killer lassen nicht locker – Kopfgeld auf fast 400000 Euro erhöht
Kampf für Natur und Menschenrechte stört Großfarmer und Holzfirmen
Auf dem mächtigen Amazonas-Strom, teilweise über zehn Kilometer breit, schippern europäische Kreuzfahrtschiffe – Folklorebands und Reisebetreuer gaukeln den Touristen exotische Urwaldromantik vor wie aus dem Tropenbilderbuch, den bunten Hochglanzprospekten. Daß nur unweit der Luxusdampfer grauenhafte Sklavenarbeit, Terror gegen Indianer und Landlose, politische Morde und skrupellose Naturvernichtung alltäglich sind, wird lieber verschwiegen. Doch in dieser gewaltgeprägten, widerspruchsvollen Realität wirkt Bischof Erwin Kräutler und weiß nur zu genau, daß sein Alltagsleben, seine Seelsorgearbeit das Vorstellungsvermögen der meisten Europäer übersteigen. Jeden Moment, ist Kräutler bewußt, können tödliche Salven auf ihn abgefeuert werden, drohen andere hinterhältige Anschläge. Als vor über zwei Jahren die Morddrohungen zunehmen, Berufskillern umgerechnet nur einige zehntausend Euro geboten werden, läßt die brasilianische Regierung den mutigen, weltbekannten Kirchenmann sicherheitshalber rund um die Uhr von zwei Militärpolizisten bewachen. Doch wer heute den Bischof umbringt, ist auf einen Schlag Millionär. Denn der Haß von Kräutlers Todfeinden aus Wirtschaft und Politik ist so gewachsen, daß sie das Kopfgeld auf eine Million der Landeswährung Real erhöhten, umgerechnet fast 400000 Euro. Ein Polizeibeamter hörte dies jetzt zufällig mit, nahm indessen jene Männer, die da über Kräutlers Ermordung verhandelten und dessen ständige Bewacher als kleine Fische einstuften, keineswegs etwa fest. Hinweis auf die bizarre Situation, die selbst Kräutler mit Wildwestfilmen vergleicht. „Ein Bürgermeister, den ich persönlich kannte, ließ einen unbequemen Abgeordneten vor dessen Frau und Kindern abknallen. All das passiert – und steht nie in der Zeitung. Straflosigkeit dominiert.“ Seit 1980 kämpft Kräutler in Amazonien für die Gläubigen und deren Menschenrechte – überreichlich Stoff für einen spannungsgeladenen Film: Zur Diktaturzeit schlägt ihn die Militärpolizei bei einer Protestaktion zusammen. 1987, schon während der „Demokratie“, überlebt er schwerverletzt einen als Autounfall inszenierten Mordanschlag – ein Lastwagen rast in sein Auto, tötet den neben ihm sitzenden italienischen Priester. Einer der Männer im LKW beklagt kurz darauf, daß man den Falschen liquidiert habe – der Fall wird nie aufgeklärt, niemand wird bestraft. 1996 wird Kräutlers Mitarbeiter und Ordensbruder Hubert Mattler aus Österreich just in dem Moment erschossen, als er im Hause des Bischofs gerade auf dessen Stuhl sitzt. Kräutler leitet Brasiliens größtes Bistum – mehr als viermal so groß wie Österreich. In der nordamerikanischen Urwaldmissionarin Dorothy Stang hat er eine engagierte Mitstreiterin – 2005 wird sie von bezahlten Killern im Auftrage von Farmern und Holzunternehmen liquidiert. Wegen der enormen internationalen Proteste, um weiteren Imageverlust zu vermeiden, läßt Brasilia den Fall rasch „aufklären“ – fünf Tatbeteiligte kommen hinter Gitter. Kräutler indessen entlarvt ein Komplott zum Schutze vieler einflußreicher Hintermänner. „Ich habe ganz explizite Morddrohungen erhalten, weil ich fordere, daß die Ermittlungen bis ins kleinste Detail weitergehen. Damit habe ich mir natürlich nicht nur Freunde geschaffen. Denn hinter dem Mord an Dorothy Stang stehen auch Politiker aus höheren Etagen.“ Zudem hat Kräutler auch noch massiven sexuellen Kindesmißbrauch, viele Fälle von Kinderprostitution enthüllt, in die ebenfalls Politiker, Großgrundbesitzer und andere Unternehmer verwickelt sind. „Aus christlicher Überzeugung muß ich als Bischof gegen viele Rechtsverletzungen kämpfen, weil der Staat hier nicht präsent ist, seine Pflichten zum Schutze der Menschen und der Amazonasnatur nicht erfüllt.“ In Kräutlers Teilstaat Pará, mehrfach größer als Deutschland, wird gemäß Rechtsexperten nur in vier Prozent der Mordfälle überhaupt ermittelt. Steht wegen des neuen Kopfgeldes von fast 400000 Euro ein Attentat auf den Bischof unmittelbar bevor? In einem Manifest hat Brasiliens katholische Kirche das Justizministerium und die Bundespolizei jetzt zum raschen Handeln aufgefordert:“Jene, die Erwin Kräutler liquidieren wollen, besitzen mit Sicherheit viel wirtschaftliche und politische Macht“.
Hintergrundinterview:
Amazonas-Bischof Erwin Kräutler:“Das ist hier wie in Wildwest-Filmen!“Appell wegen gravierender Menschenrechtsverletzungen an brasilianische Regierung/Sklavenarbeit und Terror gegen Indianer
Der aus dem Vorarlberg stammende Bischof Erwin Kräutler leitet in Amazonien Brasiliens größtes Bistum, mehr als viermal so groß wie Österreich, eine Region gravierendster Probleme – vier Flugstunden von Rio de Janeiro entfernt. Kräutler überlebte bereits Mordanschläge, wurde von der Militärpolizei zusammengeschlagen. Wegen Sklavenarbeit, politischen Morden, dem Terror gegen Indianerstämme und ungezügelter Urwaldvernichtung wandte er sich jetzt erneut an die Mitte-Rechts-Regierung in Brasilia.
Bischof Kräutler, Brasilien ist Lateinamerikas größte Demokratie, die neue Regierung von Staatschef Lula beeindruckt Europa mit progressiv klingenden Projekten, Versprechen – Sie erleben anderes?
Wegen der Größe meines Bistums bin ich fast ständig unterwegs in den Weiten Amazoniens, halte so Kontakt zu den Gläubigen. Erfahre aus erster Hand, was die einfachen Leute bedrückt, bewegt, wie sich vielerorts die Lage dramatisch verschlechtert. Es ist oft wie in den Wildwest-Filmen – ein gesetzloses Land, Verbrechen jeder Art. Hier lebt man gefährlich, die Leute sind in ihrem Leben bedroht – da muß ich reagieren. Aber Bischöfe haben doch was anderes zu tun, denkt man sich in Europa. Nur – wenn ich schweige, passiert überhaupt nichts mehr, werden die Millionen von Menschen hier vom Staat vergessen.
Offiziell wurde die Sklaverei schon 1888 abgeschafft – doch immer noch hält man in Brasilien etwa 25000 Menschen wie Sklaven – ein Großteil bei Ihnen in Amazonien.
Ich sehe es in meinem Bistum – angeheuerte Landarbeiter werden mit LKW zu Hunderten auf weit entfernte Urwaldfarmen gebracht, verschwinden dort regelrecht. Man läßt den Großgrundbesitzer mit den Leuten tun und lassen, was er will – sie kriegen nur das Notwendigste zum Überleben, können von dort nicht weg, sehen keinen Centavo.
Und was wird aus den Indianern?
Diese Großgrundbesitzer wollen immer mehr Land, schrecken vor absolut nichts zurück – besetzen Indiogebiete. Dann gibts natürlich wieder ein Blutbad, von dem man praktisch nicht viel erfährt. Denn die Leichen können im Urwald verscharrt werden. Auch Holzfäller, Holzhändler vernichten Indianerlebensraum, fällen Mahagoni und andere Edelhölzer, legen Straßen an, über die sofort Siedler eindringen, Brandrodungen starten. Überall keinerlei Respekt vor der Natur, enorme soziale Probleme. Die Regierung hätte sie verhindern können. Das Absurde – in unserer Verfassung sind die Rechte der Indianer bestens geschützt wie weltweit nirgends, das haben wir schon in den achtziger Jahren erreicht. Doch der Buchstabe wird nicht in die Realität umgesetzt.Das muß irgendwie gesagt werden, weitergegeben werden nach Brasilia.
Weiß denn die Regierung nichts von der dramatischen Situation?
Die glauben dort, daß alles wunderbar funktioniert, weils auf dem Papier steht. Es ist in Amazonien nicht so, wie man es sich in Brasilia vorstellt. Dabei war sogar schon der Justizminister bei mir. Doch er ist umgeben von Leuten, die die Lage vertuschen. Wir brauchen die Bundespolizei, brauchen alle staatlichen Behörden vor Ort. Arbeiter, Angestellte werden mit einem Tritt in den Hintern entlassen, können hier nirgendwo ihre Rechte einklagen. Die Unternehmer nutzen die gesetzlose Situation natürlich aus, schlagen daraus Riesenprofit. Man muß sofort was tun. Nicht irgendwann, im nächsten Jahr. Jetzt in der Wahlkampagne verspricht man natürlich wieder das Blaue vom Himmel.
Aber sind denn die Indianer und ihre Rechte bei Kommunalwahlen kein Thema?
Indioprobleme taugen nicht für Stimmenfang, Indianer bringen nie Stimmen. Es ist genau umgekehrt – als Kandidat verteidigt man die Eindringlinge, damit man jetzt im Oktober mehr Wahlprozente kriegt. Wer sich hier für die Indianer, die Landarbeiter einsetzt, hat automatisch all jene gegen sich, die an den Urwald, dessen Bodenschätze ranwollen. Wer dagegen aufsteht, den will man zum Schweigen bringen.
Heißt das politische Morde, Killerkommandos? Immerhin werden jährlich in Brasilien über 45000 Menschen getötet, laut UNO-Angaben mehr als im Irakkrieg.
Die Leute meines Bistums werden eingeschüchtert, leben in Angst und Aufregung. Motorrad-Pistoleiros exekutieren unerwünschte Personen auf offener Straße. Ein Bürgermeister, den ich persönlich kannte, ließ einen unbequemen Abgeordneten vor dessen Frau und Kindern abknallen. All das passiert – und steht nie in der Zeitung. Straflosigkeit dominiert. Die Menschen hier sind ihrer elementarsten Menschenrechte beraubt.
Aber in Europa wird doch immer von fruchtbringenden Amazonas-Konferenzen berichtet, von großartigen Vorhaben nachhaltiger Urwaldnutzung, dem EU-Pilotprojekt zum Schutze der Regenwälder, der Ansiedlung vieler Landloser?
Natürlich schreibt man in Deutschland oder Österreich, daß alles gut läuft, daß viele Menschen in nachhaltigen Entwicklungsprojekten untergebracht werden. Ich habe eines davon in meinem Bistum. Aber man sagt nicht, daß ein Richter alles gestoppt hat, weil das irgendwelchen Großgrundbesitzern nicht paßt. Die Brandrodungen habe man unterbunden, hieß es offiziell vor zwei Jahren. Doch jetzt kam heraus, daß sich allein 2003 das Abfackeln von Urwald verdoppelt hat – die Amazonasvernichtung ist gravierender denn je.
Aber kämpfen Sie denn allein – oder gibt es Mitstreiter?
Das ist das Positive – seit ich 1980 Bischof von „Alto Xingu“ wurde, sind die Leute hier politisch reifer geworden. Viel mehr Amazonenser sehen und begreifen, was hier wirklich passiert. Vor zehn Jahren hatte ich mir nicht träumen lassen, daß es Bürgerinitiativen geben würde, die für die Menschenrechte eintreten. Heute habe ich viele Mitstreiter, arbeite eng mit der katholischen Bodenpastoral CPT zusammen. Auf einmal gibt es so viele Organisationen hier, das wurde besser. Doch in Brasilia werden sie nur zu oft von den zuständigen Regierungsstellen nicht gehört. Ich komme an die Autoritäten heran, fordere jetzt erneut Sofortmaßnahmen. Und spreche nicht für mich, sondern im Namen all dieser Betroffenen, die ich ja persönlich kenne, mit denen ich lebe.
Lula-Regierung befürchtet Ermordung
Befreiungstheologischer Amazonasbischof Erwin Kräutler unter ständigem Polizeischutz Der aus Österreich stammende befreiungstheologische Bischof des Amazonas-Bistums Xingu, Erwin Kräutler, ist nach zahlreichen Morddrohungen auf Anweisung der brasilianischen Regierung unter ständigen Polizeischutz gestellt worden. Wie Kräutler im Bistumssitz in Altamira sagte, werde er rund um die Uhr und auch bei Reisen in weit entfernte Gemeinden von einer Sondereinheit bewacht. Brasiliens Sicherheitsbehörden bewerteten seine Situation als “kritisch”. “Man hat Angst, daß nach dem Mord an der nordamerikanischen Missionarin und Umweltaktivistin Dorothy Stang in meinem Bistum vom vergangenen Jahr auch mir etwas passiert.” Einen weiteren Fall wie diesen könne sich die brasilianische Regierung politisch heute nicht leisten. Sehr schmerzhaft für ihn sei, so Kräutler, daß er wegen seines Bekanntheitsgrades Polizeischutz erhalte, hunderte ebenfalls von Mord bedrohte Geistliche, kirchliche Menschenrechtsaktivisten und Umweltschützer jedoch nicht. Seine seelsorgerische Arbeit werde erschwert, weil die Polizeibegleitung auf viele Gläubige verstörend wirke und von ihm jedesmal erklärt werden müsse. Vorrangig sei, daß die Gründe, weshalb er Morddrohungen erhalte, von den zuständigen Autoritäten beseitigt würden.Der Bischof hatte eine lückenlose Aufklärung des Mordes an der Urwaldmissionarin Stang gefordert und immer wieder betont, daß viele einflußreiche Hintermänner bisher nicht belangt würden. “Hinter dem Mord stehen auch Politiker aus den höheren Etagen.” Zudem will Kräutler gemeinsam mit Umwelt-und Menschenrechtsorganisationen ein von der Lula-Regierung am am Rio Xingu geplantes Staudammprojekt verhindern, das Amazonasnatur zerstören und den Lebensraum von Indianerstämmen überfluten würde. Außerdem hatte er massiven sexuellen Kindesmißbrauch sowie Kinderprostitution öffentlich gemacht, worin Politiker, Großgrundbesitzer und andere Unternehmer verwickelt sind. Daraufhin hatte er auf verschiedenstem Wege Morddrohungen erhalten, war sogar in öffentlichen Hetzkampagnen seine Eliminierung empfohlen worden. Kräutler, so hieß es, sei ein Feind des Fortschritts, der die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region verhindern wolle. “Seit meiner Ankunft vor 41 Jahren”, so der Bischof, “kämpfe ich für echten Fortschritt und nachhaltige Entwicklung von Amazonien, setze aber die Interessen der Menschen, darunter der Indianer und der Uferbewohner, als Priorität.” Seine Gegner betrieben indessen die skrupellose Ausbeutung der Region, darunter massive illegale Abholzung, um riesige Gewinne einzustreichen. “Nach uns die Sinflut” und nicht Nachhaltigkeit sei deren Motto. Gerodeter Wald werde nicht wieder aufgeforstet, verwandle sich in unfruchtbare Steppe. Amtliche Angaben über vernichteten Urwald entsprächen nicht der Realität, seien zu niedrig. Den Statistiken zufolge sind in den vier Amtsjahren der Regierung von Staatschef Lula etwa 80000 Quadratkilometer Regenwald zerstört worden. Der Amazonasteilstaat Parà, in dem Kräutlers Bistum liegt, ist mehrfach so groß wie Deutschland. Gemäß Rechtsexperten wird dort nur in vier Prozent aller Mordfälle überhaupt von der Polizei ermittelt, dominiert ein Klima der Straflosigkeit und ist Sklavenarbeit häufig. Kräutler hat mehrere Menschenrechtspreise erhalten. Einen als Autounfall inszenierten Mordanschlag überlebte er schwerverletzt, der neben ihm sitzende italienische Priester wurde getötet. Kräutler legte sich auch immer wieder mit Brasiliens Justiz, der Richterkaste an. Sie zählt zu den Berufsgruppen mit den absurdesten Privilegien und steht deshalb fast ständig unter heftigem Beschuß der Medien sowie der Menschenrechtsorganisationen. Denn die Einkommen der Richter nähern sich denen der Minister, und Richterpensionen liegen mehr als das Zwanzigfache über den brasilianischen Durchschnittsrenten. Wegen monatelanger Ferien stocken Ermittlungen, werden Prozesse oft ein Jahrzehnt und länger verschleppt. Andererseits herrscht Chaos im Justizapparat, gelten die Richter, von Ausnahmen abgesehen, als extrem konservativ bis reaktionär. Arme werden wegen Bagatelldelikten häufig zu Freiheitsstrafen verurteilt, während Bessergestellte meist auf freiem Fuß bleiben. Zwölf Jahre lang hatten Kongreßabgeordnete gemeinsam mit der Zivilgesellschaft dafür gekämpft, daß Brasiliens Richter eines ihrer absurdesten Privilegien verlieren, nämlich drei Monate bezahlten Urlaub pro Jahr. Doch kaum war das Privileg gefallen, wurde es im Oktober 2006 just auf Druck der Richter wieder eingeführt. Eine schlechte Nachricht für Brasiliens Bürgerrechtler, die seit Jahrzehnten gegen die vorherrschende Straflosigkeit, das Verschleppen von Ermittlungen und Gerichtsprozessen vergeblich Sturm laufen. Beispiele gibt es genug. 1992 erschießt eine Sondereinheit der Militärpolizei in Sao Paulo mindestens 111 Gefangene – alle Beteiligten bleiben auf freiem Fuß, der befehlshabende Oberst wird nach sechzehn Jahren freigesprochen. Im Amazonasteilstaat Parà tötet ein Polizeikommando vor zehn Jahren mindestens neunzehn Landlose – das Blutbad ist weiter ungesühnt. Landlosenführer Joao Rodrigues: “Die Lula-Regierung hätte im sehr konservativen Justizapparat intervenieren können – doch dazu fehlt ihr leider die politische Courage. Es ist eine schwache Regierung, die zudem zugelassen hat, daß in ihrer Amtszeit bisher bei Landkonflikten über einhundert Menschen ermordet wurden – und in allen Fällen Straffreiheit herrscht.“ In dem von Sklavenarbeit und Terror gegen Menschenrechtsaktivisten gezeichneten Teilstaate Parà wurde Urwaldbischof Erwin Kräutler wider Willen zum Rechtsexperten. Der Bischof weist auf den Mord an dem spanischen Indiomissionar Vicente Canas – erst jetzt, also neunzehn Jahre nach der Tat und kurz vor der Verjährung, begann der Prozeß gegen Täter und Hintermänner, meist Großgrundbesitzer. Zwei Angeklagte wurden bereits freigesprochen, weil nach so langer Zeit Details nicht mehr zu klären sind. “Vicente Canias wurde grausam ermordet, weil er sich für Indios eingesetzt hat. Damals sind wir überall vorstellig geworden, haben verlangt, daß diese Sache geklärt wird, daß diese Untersuchungen angestellt werden sollen. Und das wurde einfach hinausgezögert bis vor kurzem, bis sich niemand mehr erinnert, was da passiert war.“ Kräutler erwähnt die grausame Verstümmelung von zwanzig Kindern in seinem Bistum – auch da kämpft der Bischof für die Bestrafung der Schuldigen. “Es kam erst im Jahre 2003 zu einer Gerichtsverhandlung, also praktisch zehn bis fünfzehn Jahre später. Und alle die zu Freiheitsstrafen verurteilt worden sind, kamen auf freiem Fuß. Begründung: Der Prozeß wird neu aufgerollt, sie können ihn in Freiheit abwarten. Das heißt mit anderen Worten, daß die Sache gelaufen, abgewehrt ist.“ Als Kräutler erfuhr, daß eine völlig unschuldige Frau, Salma Simas, unter falschem Mordverdacht in eine mit fünfzig Männern total überfüllte Zelle gesperrt wurde, immer wieder vergewaltigt, attackiert, mit Geschlechtskrankheiten infiziert wird, kämpfte er so lange, bis die Frau nach sieben Monaten endlich frei kam. Richter und Staatsanwälte hatten mit ihr kein Erbarmen. Eine Staatsanwältin, die zufällig an der Zellentür vorbeiging, und von Salma Simas um Hilfe gebeten wurde, reagierte zynisch und ironisch, sogar sexistisch. Der zuständige Generalstaatsanwalt von Parà betonte: “Im Hinterland gab es noch nie Frauenzellen, die Gefangene bleibt dort, wo Platz ist.“ Kräutler nach der erkämpften Freilassung:“Sie war buchstäblich in der Hölle, wurde gedemütigt, geschändet, wie ein Objekt, sozusagen am Fließband ausgebeutet, vergewaltigt. Was Salma Simas geschah, passiert in Parà nach wie vor.“ Als der Freispruch fiel, saß Kräutler im Gerichtssaal, forderte gemeinsam mit den lokalen Bürgerrechtsbewegungen eine Haftentschädigung für die gebrochene Frau. „Hier muß ich einfach Schritte unternehmen, die man in Deutschland oder Österreich als Bischof nicht tun müßte.“
Pfarrer Günther Zgubic, ebenfalls aus Österreich, leitet Brasiliens Gefangenenseelsorge und wirft Richtern vor, gerade mit Angeklagten aus der Unterschicht keinerlei Mitleid zu haben. “Ich hab einen Gefangenen angetroffen, der seit zehn Jahren auf die Gerichtsverhandlung, auf ein Urteil wartet.“ Zgubic bringt auf, wenn Slumbewohner wegen Bagatelldelikten, etwa Diebstählen im Supermarkt, jahrelang ins Gefängnis müssen. „Einer stahl drei kleine Kuchen und Milch – bekam fünf Jahre Gefängnis. Der Richter verhielt sich doch da verbrecherisch. Wer für mich da ins Gefängnis gehört, ist der Richter, der ist doch ein totaler Verbrecher, hat ein Leben zerstört. Man sieht, daß die Strafphilosophie noch aus der Diktaturzeit stammt – zuviele Richter denken noch faschistisch oder repressiv.“
Morddrohungen gegen Brasiliens Urwaldbischof Erwin Kräutler – Kämpfer gegen Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung, sexuellen Kindesmißbrauch
Amazonien, seine Regenwälder zählen zu den faszinierendsten Regionen dieser Erde. Doch der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler, 62, wirkt seit 41 Jahren keineswegs in einem bunten, exotischen Tropenparadies wie aus der Tourismuswerbung. Von nahem betrachtet, offenbart sich eine grausame Alltagsrealität, entdeckt man archaische, neofeudale Gesellschaftsstrukturen, sogar Reste von Sklaverei. Großgrundbesitzer, Holzfirmen und ihre Handlanger in der Politik kennen nur zu oft keine Skrupel, terrorisieren die einfache Bevölkerung, lassen Mißliebige durch Berufskiller ermorden. Umweltschützer, kirchliche Menschenrechtsaktivisten und Geistliche haben deshalb in Amazonien einen schweren Stand. „Weit weg von der Hauptstadt“, so Erwin Kräutler „ist hier eine gesetzlose Gegend, die man mit Wildwestfilmen vergleichen kann.“ Zur Diktaturzeit schlägt ihn die Militärpolizei zusammen. 1987, schon während der „Demokratie“, überlebt er schwerverletzt einen als Autounfall inszenierten Mordanschlag. „Man erwischte den Falschen! Ein Mitbruder starb für mich, an meiner Seite.“Kräutlers Bistum am gewaltigen Rio Xingù ist mehr als viermal so groß wie Österreich, das größte ganz Brasiliens. Zwar stehen das einfache Volk, die Gläubigen auf Kräutlers Seite – doch seine Gegner sind einflußreich, kommen aus Politik und Wirtschaft. Letztes Jahr wurde in Bischof Kräutlers Bistum die nordamerikanische Umweltaktivistin und Missionarin Dorothy Stang ermordet, was weltweit Aufsehen erregte. Der Fall schien relativ rasch geklärt, fünf Tatbeteiligte kamen in Untersuchungshaft, drei bereits vor Gericht. Bischof Kräutler entlarvte indessen ein Komplott zum Schutze vieler weiterer einflußreicher Hintermänner. Auch deshalb ist er jetzt in großer Lebensgefahr. “Ich habe ganz explizite Morddrohungen erhalten, weil ich fordere, daß die Ermittlungen bis ins kleinste Detail weitergehen. Damit habe ich mir natürlich nicht nur Freunde geschaffen. Denn hinter dem Mord stehen auch Politiker aus den höheren Etagen.“–Staudammprojekt Belo Monte—Als zweiten Grund für die Morddrohungen nennt Bischof Kräutler seinen Widerstand gegen ein bei Altamira geplantes, gigantisches Staudammprojekt namens Belo Monte. Die Regierung von Staatschef Lula ist dafür – dem Vernehmen nach will sich China beteiligen, das zahlreiche solcher umstrittenen Stauwerke errichtete. In-und ausländische Experten nennen Belo Monte wirtschaftlich unsinnig. Bischof Kräutler argumentiert:“Durch das Megaprojekt würde zudem Amazonasnatur zerstört, würden die Stammesgebiete vieler Indios überflutet, die Uferbewohner geschädigt – und weil das gegen die Menschenrechte ist, bin ich auf die Barrikaden gegangen.“ Bischof Kräutler legt sich mit mächtigen Interessengruppen an. “Es handelt sich um eine Mafia, eine Gruppe von Spekulanten, die von heute auf morgen reich werden will. Wenn ich gegen die Ausbeutung von Amazonien, die skrupellose Abholzung bin, wenn ich sage, das ist Raub, wende ich mich natürlich gegen all diese Leute, die sich davon wahnsinnige Gewinne versprechen. Deshalb heißt es, man muß den Bischof umbringen. Das Volk in Altamira wurde über das Megaprojekt nicht unterrichtet – man hat uns praktisch angelogen. “Selbst in den Medien Nordbrasiliens wurde eine Kampagne gestartet, ganz offen die „Eliminierung“ Kräutlers empfohlen. Der Bischof wird allen Ernstes als „autokratischer Diktator“ bezeichnet, der ein Klima von Terror und Angst schaffe. –sexueller Mißbrauch von Kindern—Im nahezu rechtsfreien Raum Amazoniens wissen Menschen häufig in ihrer Not und Angst keinen anderen Ausweg, als sich an Kräutler zu wenden, ihn persönlich um Hilfe zu bitten.Nur zu oft erfährt er deshalb von schweren Verbrechen, Korruption, Machtmißbrauch der Politiker. Er muß dann einfach handeln, bringt meist als erster die Dinge an die Öffentlichkeit, zieht den Haß der Mächtigen auf sich. Für sie ist das Maß voll, als er jetzt auch noch massiven sexuellen Kindesmißbrauch, zahlreiche Fälle von Kinderprostitution enthüllt, in die Politiker, Großgrundbesitzer und andere Unternehmer verwickelt sind. Nur zu oft verkaufen Amazonas-Mädchen ihren Körper, um im Tausch nicht etwa Geld, sondern nur etwas zu essen zu bekommen – für sich und die ganze verelendete Familie. Kräutlers Stadt Altamira macht in Brasilien Schlagzeilen. „Da sind Leute zu mir gekommen und haben mir gesagt, so und so läuft das – aber bitte nenne meinen Namen nicht! Die Leute hier haben eben Angst. Also habe ich die oberste Sicherheitsbehörde informiert – schließlich geht es um Menschenrechte, die Menschenwürde der Frau, der Heranwachsenden.“ Die Polizei ermittelte prompt, es regnete Haftbefehle. In Altamira gingen Tausende auf die Straßen, um gegen sexuellen Kindesmißbrauch zu protestieren. Demonstrationen dieser Art gab es noch nie in Brasilien, das Fernsehen berichtete ausführlich über Kräutlers Initiative. –Solidaritätsbotschaften aus aller Welt—Ihm macht viel Mut, daß das einfache Volk Amazoniens, die Kirche des ganzen Landes jetzt auf seiner Seite steht. Die Gläubigen in Altamira, im gesamten Bistum zeigen jetzt Flagge: “Die Leute sagen zu mir, ich soll nicht aufstecken. Ich habe tausende Briefe erhalten, jeden Tag kommen neue Solidaritätsbotschaften. In den Kirchen lese ich Transparente mit der Aufschrift: Bischof Erwin, wir lieben dich! Nein, allein auf weiter Flur stehe ich keineswegs.“Brasiliens soziale Bewegungen, mit denen Kräutler zusammenarbeitet, haben Staatschef Lula wiederholt vorgeworfen, auch bei den Bürgerrechten seine Wahlversprechen gebrochen zu haben. Die Mordrate liege in dem Tropenland um das Zehnfache höher als in Westeuropa, Gewalt fordere jährlich über fünfzigtausend Menschenleben. Der Teilstaat Parà, in dem Kräutler arbeitet, ist mehrfach so groß wie Deutschland. Laut Rechtsexperten wird dort nur in vier Prozent der Mordfälle überhaupt von der Polizei ermittelt, dominiert ein Klima der Straflosigkeit.
Brasilien Frauen allein in überfüllte Männer-Gefängniszellen gesperrt – Massenvergewaltigungen
1996 kämpft der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler in seinem Bistum des Amazonasteilstaates Parà eine völlig unschuldige Frau frei, die sieben Monate lang in einer total überfüllten Männerzelle immer wieder vergewaltigt wird. Der Fall erregt enormes Aufsehen und manche Gutgläubige selbst in Deutschland und Österreich denken, nunmehr werde solchen barbarischen, bis dahin üblichen Menschenrechtsverletzungen ein für alle Mal ein Riegel vorgeschoben. Den Amtsantritt von Staatschef Lula, einem Ex-Gewerkschaftsführer, im Jahre 2003 sehen naive Gemüter in Europa gar als Garantie für mehr Bürgerrechte, besonders der Armen. Doch es ändert sich nichts: Im November 2007 entdeckt die Presse nach einem anonymen Hinweis in einem Polizeigefängnis der Parà-Stadt Abaetetuba eine junge Frau in einer mit zwanzig Schwerkriminellen völlig überbelegten Zelle und bringt den Fall in die Schlagzeilen. Was Brasiliens Öffentlichkeit wie damals, als Bischof Kräutler Alarm schlug, ebenfalls schockiert: Wiederum sind hochrangige weibliche Polizei-und Justizbeamte direkt für diese sadistische Tat verantwortlich. Eine Art von KZ-Wächterinnen-Mentalität? Das fragen sich hier nicht wenige. Die junge Frau wird eines simplen Diebstahlsdelikts beschuldigt und erlebt fünfzehn Tage lang in der Männerzelle den puren Horror: Immer wieder Vergewaltigungen, Schläge, Brandmale – die Kriminellen drücken auf ihrer Haut die Zigaretten aus. Vermutet wird, daß die sexuelle Ausbeutung der Frau durch die Männer in voller Absicht ermöglicht werden sollte. Denn offensichtlich war man interessiert, daß der Fall möglichst lange unentdeckt bleibt: Polizisten scheren der Frau sofort die Haare, um sie den anderen Zelleninsassen ähnlicher zu machen. Das vergitterte Fenster der Polizeizelle konnte man von der Straße aus sehen – womöglich hörte von dort aus jemand die Schreie der vergewaltigten Frau. Die Reporter des Amazonasteilstaates Parà, einmal hellhörig geworden, recherchieren weiter, entdecken binnen weniger Tage drei weitere Fälle dieser Art. Die junge Frau, inzwischen in Sicherheit, beschreibt das Ausmaß der Verrohung, die Komplizenschaft der Beamten: Denn einmal in der Woche war sogenannte „Visita intima“, strömen in Brasilien die Lebenspartnerinnen der Gefangenen in die Haftanstalten – zum Geschlechtsverkehr in Spezialzellen. “Donnerstags kamen die Frauen dieser Männer – das war der einzige Tag, an dem sie mich in Ruhe ließen.“Brasiliens katholische Kirche, speziell die Gefangenenseelsorge der Bischofskonferenz prangert auch unter Lula die entsetzlichen Zustände in den Gefängnissen an. In Europa schauen viele weg, tun das als Stimmungsmache gegen einen „progressiven“ Staatspräsidenten ab. Gleiches gilt für die Scheiterhaufen in Millionenstädten wie Rio de Janeiro, wo man sogar Bürgerrechtler lebendig verbrennt. Jetzt ist der Katzenjammer groß, muß man gegenüber bohrenden Journalisten notgedrungen Position beziehen. Besonders erbärmlich gebärdet sich Parà-Gouverneurin Ana Julia Carepa, aus Lulas Arbeiterpartei(PT). Sie muß einräumen, von diesen sadistischen Vorgängen gewußt zu haben. „Unglücklicherweise ist das eine beklagenswerte Praxis, von der der wir wissen, daß sie seit langem existiert – nicht nur in Parà.“ Doch seit ihrem Amtsantritt hat die Gouverneurin nichts gegen diese gravierenden Menschenrechtsverletzungen unternommen, ebensowenig wie Lulas Zentralregierung. Oppositionspolitiker in Brasilia sprechen von „primitivem Sadismus“, der Teilstaat sei in der Hand von Banditen. –Bischof Erwin Kräutler und der Fall von 1996— Kräutler setzt sich persönlich für Selma Simas ein, völlig unschuldig und doch des Mordes bezichtigt. Sie ist damals 44, muß sieben Monate in einer mit 35 bis 50 Männern völlig überfüllten Zelle verbringen, wird immer wieder attackiert, mit Geschlechtskrankheiten infiziert, ist danach eine völlig gebrochene Frau. Auffällig, wie hochrangige weibliche Staatsbeamten im Macholande Brasilien vorgehen: Die zuständige Polizeichefin zeigt keinerlei Mitleid, und eine Staatsanwältin, die zufällig an der Zellentür vorbeigeht und von Selma Simas um Hilfe angefleht wird, reagiert zynisch und ironisch, sogar sexistisch. Der damalige Generalstaatsanwalt von Parà erklärt öffentlich:“Im Hinterland gab es noch nie Frauenzellen, die Gefangene bleibt dort, wo Platz ist!“Bischof Kräutler nach der schließlich erkämpften Freilassung:“Sie war buchstäblich in der Hölle, wurde gedemütigt, geschändet, wie ein Objekt, sozusagen am Fließband ausgebeutet, vergewaltigt. Was Salma Simas geschah, passiert in Parà nach wie vor. Hier muß ich einfach Schritte unternehmen, die man in Deutschland oder Österreich als Bischof nicht tun müßte.“Inzwischen äußerte sich die UNO-Menschenrechtskomission in Genf zu den neuesten Fällen. Zugleich wurde ein UNO-Dokument verbreitet, das auf systematische Folter in Gefängnissen und Polizeiwachen in der Amtszeit von Lula weist. Wenn eine Frau in eine Männerzelle gesperrt und daraufhin vorhersehbar sexuell mißbraucht werde, handele es sich um einen Vorgang, der mit Zustimmung der Autoritäten geschehe. Diese Autoritäten, so die UNO weiter, seien damit für einen Fall von Folter verantwortlich. Die brasilianische Ministerin für Frauenpolitik, Nilcea Freire, erklärte in Brasilia kurioserweise, zum ersten Mal von derartigen Zuständen erfahren zu haben. Diese sind indessen allgemein und detailliert bekannt, seit langem auch europäischen Menschenrechts-NGO.Immer wieder werden in Männerzellen sexuell mißbrauchte Frauen schwanger, infizieren sich mit Aids. In dem von vielen europäischen Urlaubern angesteuerten Nordost-Teilstaate Rio Grande do Norte an der Atlantikküste werden laut Kirchenangaben Frauen mit männlichen Jugendlichen sowie Transvestiten zusammengesperrt. Zudem vergewaltigen immer wieder Gefängniswärter weibliche Häftlinge. Der Amazonas-Teilstaat Parà, in dem die Produktion von Exportsoja für Europa ebenso boomt wie die stark mit Pestiziden behandelte Monokultur Zuckerrohr für die Agrotreibstoff-Herstellung, ist laut Expertenanalysen berüchtigt wegen krasser Menschenrechtsverletzungen, darunter Sklavenarbeit. Bischof Kräutler steht wegen Morddrohungen unter ständigem Polizeischutz – in seinem Bistum wurde 2005 die nordamerikanische Urwaldmissionarin Dorothy Stang von Pistoleiros erschossen.
http://www.katholische-kirche.de/2904.html
http://www.domradio.de/aktuell/37525/die-fruechte-des-hungerstreiks.html
http://www.domradio.de/aktuell/38862/was-will-diese-kirche-wirklich.html
http://www.katholisch.de/2885.html
http://www.kath.de/kasdbk/miteinan/mt020513.htm
http://www.domradio.de/aktuell/6263/brasiliens-institutionalisierter-rassismus.html
http://www.domradio.de/aktuell/3998/brasilien-proteste-gegen-regierungskorruption.html
http://www.domradio.de/aktuell/3608/gott-ist-ein-brasilianer-brasilien-trauert.html
http://www.domradio.de/aktuell/2891/brasilianische-sekten-verheissen-wohlstand.html
http://www.kath.ch/index.php?na=11,0,0,0,d,31063
http://www.livenet.de/index.php/D/article/53/3725/
http://www.livenet.de/index.php/
Wie es weiter hieß, wird die Zahl der AKW-Erbauer 2012 auf etwa 9000 aufgestockt, die in zwei Schichten arbeiten werden. Angra 3 ist Teil des deutsch-brasilianischen Atomvertrages, der während der Folter-Militärdiktatur von Bonn 1975 mit den Generälen unterzeichnet worden war.
Der Spiegel:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515064.html
Diktator Ernesto Geisel und Willy Brandt, Ausriß.
http://womblog.de/die-brasilianische-bombe
Die Diktatur begann mit dem Militärputsch von 1964 – 1969 schloß Bonn mit dem Militärregime laut Jahreschronik ein Kulturabkommen.
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
In den Archiven des Weltkirchenrates in Genf lagern Dokumente der brasilianischen Kirche, die laut Brasiliens Medien für das Diktaturjahr 1970 von “Bürgerkrieg” und etwa 12000 politischen Gefangenen sprechen. Die Diktatur erlaubte dem Internationalen Roten Kreuz nicht den Zugang zu den Gefängnissen, Diktator Medici erklärte, es gebe keine politischen Gefangenen in Brasilien. 1971 wurde ein Appell an die UNO wegen der gravierenden Menschenrechtsverletzungen gerichtet. In den Dokumenten des Weltkirchenrates werden die sadistischen Foltertechniken detailliert beschrieben, Folter werde als politische Waffe angewendet. Die Zahl der Folterzentren wird mit 242 angegeben, weibliche Gefangene seien häufig vergewaltigt worden. Zu den Taktiken gehörte, Oppositionelle in Gegenwart ihrer Ehepartner, teils sogar ihrer Kinder zu foltern.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel(FDP) weilt derzeit in Brasilien. Bislang ist nicht bekannt, ob er sich zur nuklearen Zusammenarbeit, auf der Grundlage des auch unter Grün-Rot verlängerten deutsch-brasilianischen Atomvertrags, äußern wird.
Zu Beginn der rot-grünen Amtszeit war auf der New Yorker Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags ohne durchaus mögliche Gegenvoten Joseph Fischers folgender Text des Abschlußdokuments unterzeichnet worden:”Die Konferenz erkennt die Vorteile der friedlichen Atomenergienutzung und nuklearer Techniken an”, heißt es da, „und ihren Beitrag, um in den Entwicklungsländern nachhaltige Entwicklung zu erreichen sowie generell das Wohlergehen und die Lebensqualität der Menschheit zu verbessern.” Atomenergienutzung sei daher überall auf dem Erdball zu fördern.
“die tageszeitung” (2004) “Rot-Grün sponsert Atomkraft besonders…Und die üppigen Forschungsgelder fließen vor allem in die Kernkraft…Auch unter Rot-Grün werden für die Atomkraft mehr Forschungsgelder ausgeschüttet als für die erneuerbaren Energien.”
Der Rabe Ralf(2000): Auf einer Pressekonferenz Trittins mit seinem Amtskollegen Sarney Filho von Brasiliens Mitte-Rechts-Regierung vergangenen Monat im Berliner Hilton-Hotel fragte der Rabe Ralf deshalb nach, wie beide Minister zum heftig umstrittenen brasilianischen Atomeinstieg mit deutscher Hilfe stehen. Sarney Filho antwortete kurioserweise garnicht, Trittin nur äußerst knapp:”Die Entscheidung, wie Dinge in anderen Ländern gestaltet werden, müssen Sie anderen Ländern überlassen – wir würden uns von anderen auch nicht reinreden lassen. Wir hielten es für eine Form falsch verstandener Technologiepolitik, die Technologie, die wir bei uns aus gutem Grunde ausmustern, entsprechend zu exportieren.”
Nun – für das neue Atomkraftwerk Angra III muß gar keine Technologie mehr geliefert werden. Sie ist schon längst da, abgesichert mit Hermes-Bürgschaft, lagert seit weit über zehn Jahren am Bauplatz und wird davon natürlich nicht besser.”
“Belo Monte” und Proteste:
Viel Lob aus Europa für Politik der Rousseff-Regierung.
Rio+20: 2011 konstatierten die Landesmedien, daß der Sao Paulo passierende Rio Tieté eine noch größere, giftigere Kloake ist als vor 18 Jahren – sowie nach zwischenzeitlicher Investition von 1,6 Milliarden Dollar.
Die Situation zeigt deutlich, wozu das Betroffenheitsgeschwätz der UNO-Umweltkonferenz von 1992 in Rio de Janeiro gut war. Wer damals den Konferenzverlauf in Rio aktiv als Unabhängiger, nicht als Funktionär, verfolgte, begriff die unausgesprochene Absicht, die tatsächlichen Ziele dieser Alibi-Beschwichtigungskonferenz auf der Stelle. Die seit 1992 sichtbaren Resultate sprechen Bände – nach 1992 begann auch in Mitteleuropa Umwelt-und Naturvernichtung in bisher unbekanntem Ausmaß. Für Rio plus 20 wird eine ähnliche Taktik wie vor 20 Jahren erwartet, befürchten brasilianische Umweltexperten bereits “eine Bühne für rhetorische Deklarationen”.
Jeder erinnert sich: Jahrhunderte ging es in Deutschland sehr gut ohne Soja – wurden die Nutztiere, ob Schwein, Rind oder Huhn, sehr gesund mit den vielfältigsten Futterpflanzen meist frisch von nahen Feldern und Weiden ernährt. Wer aus der Landwirtschaft kommt, kennt die Details. Heute können einem die Tiere nur leid tun – deren langweilige, unnatürlich aussehende Nahrung kommt meist aus (Dioxin-)Futterfabriken – die Fleischqualität ist entsprechend. Wirtschaftspolitisch erzwungen von den Tierfabrik-Bossen und ihren politischen Handlangern, wurde massiv ausgerechnet auf extrem umweltschädlich herantransportiertes Soja-Futtermittel meist aus Brasilien umgestellt, wird politisch und über die Mainstream-Medien der Eindruck erweckt, als ginge ohne Soja in der deutschen Landwirtschaft nichts mehr. Der renommierte deutsche Umweltjournalist Norbert Suchanek hat in seinem neuen Buch “Der Sojawahn. Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät” wissenschaftlich analysiert, was die von jedermann bekannten Figuren politisch verantwortete, durchgepeitschte Soja-Politik für ein Entwicklungsland wie Brasilien bedeutet:”Unsere Kühe weiden am Rio de la Plata – mit diesem nach wie vor gültigen Spruch haben bereits vor gut 20 Jahren Entwicklungsorganisationen auf die Problematik der Erzeugung von Futter in Brasilien für deutsche Milchkühe hingewiesen. Geändert hat sich nichts. Die ökologischen und sozialen Folgen sind dramatisch: In Lateinamerika wurden Millionen von Hektar artenreiche Regenwald-und Trockengebiete, Naturweiden und kleinbäuerliche Kulturräume für Soja vernichtet, Tausende von Menschen aus ihren traditionellen Lebensräumen vertrieben, Flüsse und Grundwasser mit Pestiziden verseucht.” Norbert Suchanek beschreibt wohlgemerkt einen akuten Straftatbestand.
Auch die Schweiz kauft Soja größtenteils in Brasilien.
Wer länger in Brasilien lebt, hat mitbekommen, in welch atemberaubendem Tempo diese neue deutsche “Umweltpolitik” Brasiliens Natur mit ruiniert, wie rasch gerade die exotischen Klischee-Tropenvögel verschwinden. Und hört gerade von kirchlichen Umweltexperten des Tropenlandes, darunter Bischöfen und Kardinälen, permanent scharfe Kritik an den Folgen steigender Sojakäufe durch das wirtschaftlich tonangebende EU-Land. Franziskaner-Erzbischof José Belisario dos Santos in Sao Luis/Maranhao ist nur einer von vielen hochsensiblen Kirchenmännern, die detaillierte Vorher-Nachher-Vergleiche anstellen.
Eine Welt, ein Umweltschutz-Kodex – ebenso wie in Deutschland müssen auch in Brasilien die genau aufgelisteten Umweltschäden, die Artenverluste von den Schuldigen wieder rückgängig gemacht werden, ohne Kosten für den Steuerzahler. Alibi-Umweltorganisationen, Alibi-Öko-Parteien haben es stets bei den üblichen Alibi-Erklärungen belassen, das Betroffenheitsgesülze von Alibi-Klima-und Artenschutzkonferenzen ist jedermann bekannt. Derzeit – und wieder wirtschaftspolitisch erzwungen – wird bei Zucker und dem Agrotreibstoff Ethanol aufgedreht, steigen die Käufe aus Brasilien stark an – und damit die gigantischen Flächenbrände auf den brasilianischen Zuckerrohrplantagen.
ARD-Monitor, anklicken: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/02/monitorversklavt-und-vertrieben-die-verlierer-des-biosprit-booms-die-rolle-der-deutschen-banken-warum-lula-rousseff-soviel-lob-aus-europa-bekommen/
USA tanken bereits Amazonas-Ethanol: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/05/15/usa-tanken-bereits-amazonas-ethanol-umweltjournalist-norbert-suchanek-aus-rio-de-janeiro/
Wie das neue ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio de Janeiro u.a. den CO2-Ausstoß der Zuckerhutmetropole sehr “umweltfreundlich” verändert, hat sich inzwischen herumgesprochen.
Renommierte brasilianische Umweltexperten wie der Grünen-Politiker Fabio Feldmann und UNO-Berater Dr. Fabio Olmos haben mehrfach klar ausgesprochen, was von dem mit großem Pomp verkündeten Pilotprogramm zum Schutze der Regenwälder Brasiliens zu halten ist, als dessen Hauptfinanzier Deutschland auftrat: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/14/das-ergebnis-war-bedeutungslos-fabio-feldmann-judischer-umweltexperte-brasiliens-zum-g-7-pilotprojekt-zum-schutz-der-brasilianischen-regenwalder-hauptfinanzier-deutschland/
Brasilien und die Schlachthöfe: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/06/brasilianer-beherrschen-schlachthofe-der-welt-handelsblatt-greenpeace-zu-forderung-von-urwald-vernichtenden-fleischunternehmen/
Uran, Atomkraftwerke, Norbert Suchaneks Anti-Atom-Filmfestival: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/02/brasiliens-rousseff-regierung-will-etwa-50-atomkraftwerke-bauen-anti-atom-filmfestival-in-rio-de-janeiro-und-sao-paulo-von-norbert-suchanek-organisiert/
Brasiliens Kirche appelliert an Europas Christen: Schweigt nicht zu diesen Zuständen hier. Hintergrund von 2008
Sklavenarbeit, Umweltvernichtung, teure Nahrungsmittel und Misere in Brasilien – für volle Auto-Tanks in europäischen Staaten wie Deutschland? Die katholische Kirche des Tropenlandes hat jetzt an die deutschen Gläubigen appelliert, zu den unmenschlichen Bedingungen bei der Erzeugung des Kraftstoffs Ethanol aus Zuckerrohr nicht zu schweigen. Padre Antonio Garcia Peres, Generalsekretär der brasilianischen Wanderarbeiter-Seelsorge, sagte, die deutschen Kirchen müßten die Öffentlichkeit über die gravierenden Hintergründe und Folgen der Ethanolproduktion aufklären, vor allem brutale Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltzerstörung anprangern. Padre Peres lebt, arbeitet seit vielen Jahren nahe der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo mitten in einer traditionellen Landwirtschaftsregion. „Die Böden im Teilstaat Sao Paulo zählen zu den fruchtbarsten der Erde – deshalb wurden hier früher alle wichtigen Grundnahrungsmittel, von Bohnen bis Reis, Getreide aller Art, angebaut. Wenn ich mich jetzt umschaue – ein wahrer Ozean von Zuckerrohr zur Ethanolerzeugung. Es ist der reine Wahnsinn – pure Geld-und Profitgier hat diesen absolut verrückten Ethanolboom ausgelöst, das muß man entlarven!“ Durch die Ethanolproduktion werde die Nahrungserzeugung stark reduziert, erhöhten sich die Lebensmittelpreise. In Sao Paulo, Brasiliens größter Stadt, seien schwarze Bohnen, ein wichtiges, sehr nährstoffhaltiges Grundnahrungsmittel im Lande, in den letzten zwölf Monaten um 168 Prozent verteuert worden. Mit zunehmenden Ethanolexporten auch nach Deutschland werde all diese negative Entwicklung weiter forciert.
Ist das die einsame Position eines Provinzpadres, der die Welt, die neuen Zeiten nicht mehr versteht? Schließlich rühmt auch Deutschlands Wirtschaft jenes Ethanol als „Biosprit“, als sauber, umweltfreundlich, fortschrittlich. Padre Peres ist längst gefragter Experte, reist häufig in europäische Länder, wird von Nichtregierungsorganisationen ebenso wie von der UNO regelmäßig konsultiert. Nicht zufällig nennt diese die Erzeugung von Agro-Treibstoffen sogar „ein Verbrechen gegen die Menschheit“ – Lateinamerika werde ebenfalls von der neuen, weltweiten Hunger-und Nahrungsmittelkrise erfaßt. Padre Peres hat die gesamte Bischofskonferenz Brasiliens hinter sich, arbeitet eng mit kirchlichen, nicht-kirchlichen Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten zusammen. Und beruft sich stets auf Jesus Christus: „Er hat uns gelehrt, brüderlich zu handeln, für christliche Werte zu kämpfen. Kirche darf nicht heißen, nur Gottesdienste zu zelebrieren, eine leere Spiritualität zu predigen. Echter Glaube zeigt sich in der täglichen Praxis! Deshalb darf die Kirche jetzt Jesus Christus nicht verraten, darf nicht mithelfen, diese unerträglichen Zustände zu verstecken oder zu bemänteln, sondern muß ganz im Sinne von Jesus klar Position beziehen, muß informieren und hinterfragen, hat dort in Deutschland jetzt eine ganz wichtige Rolle.“ Vor dem Hintergrund der Nahrungskrise müßten die Kirchen zudem ein weltweites Netz der Solidarität knüpfen, auf die Einhaltung der Menschenrechte dringen. „Die Wohnlager der Zuckerrohrarbeiter erinnern mich an deutsche KZs – nur durch abstoßendes, inhumanes Sozialdumping sind brasilianisches Ethanol, brasilianischer Zucker auf dem Weltmarkt so billig!“
Padre Peres beobachtet, wie nicht nur im Teilstaate Sao Paulo mit seinen deutschen Auto-Multis von VW bis Mercedes-Benz europäische, darunter deutsche Investoren Milliarden Euro in die Ethanolerzeugung stecken. „Pflegt man in Deutschland nicht diesen wunderschönen Diskurs von der sozialen Verpflichtung des Eigentums, vom Wert des human factor – vergißt das aber in Brasilien?“, fragt er ironisch. Und richtet auch an die Investoren einen Appell:“Sie dürfen nicht nur auf rasche Superprofite schauen, sondern müssen hier beim Respektieren von Menschenrechtsnormen und Sozialstandards ein Beispiel geben! Mit Menschenleben darf man nicht spielen – Investoren sollten sich nicht zu Komplizen skandalöser Zustände machen!“
Brasilien ist die zehntgrößte Wirtschaftsnation, Sao Paulo ihr reichster , ökonomisch führender Teilstaat. „Und dennoch verdeckte Sklaverei, viele Arbeiter sterben vor Erschöpfung!“ Kaum zu fassen, aber Zuckerrohrarbeiter auf den endlosen Plantagen verdienen monatlich allerhöchstens umgerechnet etwa 300 Euro. Wer als Zuckerrohrschneider mit dem schweren Haumesser pro Tag nicht mindestens acht Tonnen schafft, fliegt raus. Immer mehr Arbeiter nehmen deshalb harte Drogen wie Crack, um durchzuhalten, die körperlichen Schmerzen zu ertragen. „Das sind bitterarme, häufig schlecht ernährte Wanderarbeiter aus dem tausende Kilometer entfernten Nordosten – man braucht sich nur vorzustellen, wie die am Ende des Arbeitstages aussehen – fix und fertig!“ Unter den Zuckerrohrplantagen liegt das bis Argentinien reichende, weltgrößte Süßwasservorkommen. „Das wird durch den massiven Pestizideinsatz kontaminiert.“
Über dreitausend Kilometer von Padre Peres entfernt, fordert in Amazonien der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler sogar einen Stopp für weitere Zuckerrohrplantagen, kritisiert den Ethanolboom ebenfalls scharf. „Wer im Weg ist, wird erschossen“, sagt Kräutler zu den vielen Morden an Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten, die sich den Vernichtern der Schöpfung in den Weg stellten. Der Bischof selbst überlebte Attentate, ist von Mord bedroht, wird rund um die Uhr durch Polizisten bewacht. Daß man in Europa meist so gleichgültig gegenüber den Zuständen in Lateinamerika ist, erbittert ihn. „Es ist kurzsichtig zu sagen, damit habe ich nichts zu tun! Wir sind in einer einzigen Welt. Wir tragen auch Verantwortung für andere Teile der Welt und die Menschen, die dort leben. Gerechtigkeit heißt, daß wir uns gerade für diese Völker, die heute im Abseits stehen, einsetzen – und das ist auch Aufgabe der Kirche. Profitgier zerstört Amazonien!“
Aber was stimmt denn nun? Deutsche Politiker, deutsche Wirtschaftsexperten sagen doch immer, die Ethanolproduktion schädige Brasiliens Regenwälder nicht, in Amazonien wachse gar kein Zuckerrohr, nur viel weiter südlich – und Brasiliens Staatschef Lula sagt das auch. Der französische Menschenrechtsanwalt und Franziskaner Xavier Plassat, der in Brasilien die Anti-Sklaverei-Aktionen der Bischofskonferenz leitet, widerspricht diesen „Experten“ und auch Lula:“Das ist die Unwahrheit. Lula sagte all dies in Europa just an dem Tag, als auf einer Zuckerrohrplantage in Amazonien über eintausend Sklavenarbeiter befreit worden sind! Ein alter Hut, daß in vier Amazonas-Teilstaaten seit Jahren Zuckerrohr angebaut wird!“
Moment mal: Sagen nicht Lula, seine zu einer Wunderheilersekte zählende Umweltministerin Marina Silva, zudem europäische Politiker nicht immer, Ethanol-Treibstoff werde nachhaltig erzeugt, europäische Nachhaltigkeitskriterien für den Ethanol-Import würden bereits erfüllt? „Allein der massive Einsatz von Sklavenarbeitern bei der Ethanolerzeugung beweist, daß von Nachhaltigkeit keine Rede sein kann“, betont Padre Antonio Canuto, Generalsekretär der bischöflichen Landpastoral (CPT). „Wenn unsere Ministerin Marina Silva der deutschen Seite erklärt, daß die Ethanolproduktion weder zu Lasten des Regenwaldes noch der Nahrungserzeugung gehe, sagt sie nicht die Wahrheit!“ Roberto Malvezzi, Umweltexperte der Bischofskonferenz und Misereor-Partner, ist gerade von einer Vortragsreise durch Deutschland zurückgekehrt, stimmt im Interview Padre Canuto zu, weist auf die grauenhafte Ausbeutung ungezählter Sklavenarbeiter. „Der Zuckerrohranbau zerstört nicht nur Amazonien, sondern auch unsere wertvollen Savannenregionen und das Pantanal!“ In dieses tierreichste Feuchtgebiet der Erde reisen auch viele europäische Touristen – manche bemerken, wie man auch das zerstört. Dort hatte sich bereits 2005 der bekannte brasilianische Umweltaktivist Francisco Barros aus Protest gegen die forcierte naturvernichtende Ethanolproduktion selbst verbrannt.
Folter, Todesschwadronen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/03/brasiliens-neue-prasidentin-dilma-rousseff-schweigt-zu-verurteilung-durch-interamerikanischen-menschenrechts-gerichtshof-rechtsexperte-fabio-konder-comparato-analysiert/
HSBC, Finanznachrichten: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/01/anlegerfernsehen-die-sicht-der-anderen-auf-brasilien-anklicken/
Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/20/weltsozialforum-2010-in-porto-alegre-und-brasilien-das-system-hier-ist-einfach-verfault-weltsozialforum-erfinder-oded-grajew-in-sao-paulo/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/30/oko-protest-in-der-city-sao-paulos/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/04/grundung-deutscher-anwaltverein-brasilien/
Tags: , , , Alibi-Umweltorganisationen, Hunger in Brasilien, Rio+20
Brasiliens Qualitätsmedien betonen, daß sich seit der Rio-Konferenz von 1992 der Zustand der Erde sichtlich verschlechtert hat und nennen Fakten. So habe sich seit damals der Verbrauch natürlicher Ressourcen um etwa 40 Prozent erhöht, stieg die Weltbevölkerung um 26 Prozent/ 1,45 Milliarden Menschen. Die Artenvielfalt des Planeten verringerte sich um 12 Prozent, der CO2-Ausstoß wuchs um 36 Prozent. Die Zahl der Naturkatastrophen verdoppelte sich, die Plasteproduktion stieg um 130 Prozent. 300 Millionen Hektar Wald wurden vernichtet. In Brasilien betraf die Abholzung vor allem die Amazonas-Teilstaaten Rondonia, Pará und Mato Grosso.
Das neue ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio de Janeiro emittierte 2010 5,7 Millionen Tonnen CO2 – laut Landesmedien.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1375344/
Auf der UNO-Konferenz von 1992 hatten die jedermann bestens bekannten Öko-Sprücheklopfer just die gegenteilige Entwicklung zugesichert. Auch in Mitteleuropa begann nach 1992 ein Großangriff auf den Naturschutz – die Resultate sind überall sichtbar, besonders aggressiv wurde gegen die Artenvielfalt und die Landschaft vorgegangen.
“Und die Naturschutzverbände sind selbst Teil des windigen Systems geworden und keine Anwälte der Natur mehr, die kann man als Verbündete vergessen.” Manfred Knaake, Wattenrat Ostfriesland
http://porkworld.com.br/noticias/post/aviacao-agricola-cresce-8-em-2010
Laut Landesmedien wuchsen die Agrarflugunternehmen 2010 um 8 Prozent, wird die Flotte der Giftsprühflugzeuge zügig vergrößert. Der ungehemmte Gifteinsatz hat ebenso wie in Europa, Ländern wie Deutschland, eine gigantische Bienenvernichtung bewirkt, zudem generell die Artenvielfalt spürbar verringert. Aus Europa bekommt Brasiliens Agrobusiness wegen der herausgestellten “Effizienz” und der niedrigen Produktionskosten sehr viel Lob – ebenso die Lula-Rousseff-Regierung wegen ihrer Umweltpolitik.
Deutschlands Öko-Bluffer: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/12/das-neue-natursterben-wirtschaftswoche-wie-die-oko-bluffer-deutschlands-natur-den-garaus-machen-nicht-anders-als-in-brasilien-die-rolle-der-subventionierten-alibi-umweltorganisationen-und/
Giftspritzer in Deutschland.
“Neben dem Anbau von Monokulturen rollt eine Lawine von chemischen Eingriffen über unsere Felder… Raps ist ein Farbtupfer in der Landschaft, aber biologisch tot, zudem stark mit Agrargiften gespritzt. Wenn man durch die Weinberge des Rheinlandes fährt, sieht man eine gewachsene Kulturlandschaft. Aber wo ist da Biodiversität? Über die Weinberge gehen riesige Spritzgänge drüber – die Bodenfauna ist daher gleich null, die Vogelfauna auf ein Minimum reduziert.” (Michael und Annegret Stubbe, Uni Halle)
Dr. Michael Stubbe, Halle: „Ich bemerke jedes Jahr, daß Arten auf einmal fehlen in der Natur. Das ist verheerend! Wir haben als Kinder noch riesige Maikäferschwärme erlebt, Maikäfer dienten sogar als Schweinefutter. Wenn man dies heute berichtet, wird es für Jägerlatein gehalten, erscheint unvorstellbar. Man muß hundertprozentig davon ausgehen, daß der Agrargifteinsatz nach der politischen Wende deutlich erhöht wurde. Insektizide beispielsweise wurden in der DDR relativ wenig eingesetzt – nach der Wende wurden sie über Ostdeutschland geradezu lawinenartig herübergewälzt. Allein in den Agrarregionen der DDR war die Biodiversität, in erster Linie die Bodenfauna, etwa zehnfach höher als auf westdeutschen Gefilden – dazu existieren wissenschaftliche Untersuchungen. Nach der Wende haben sich innerhalb weniger Jahre spürbare Veränderungen vollzogen. Früher gab es selbst nachts eine vielfältige Insektenwelt zu beobachten, Nachtschmetterlinge und Käfer der verschiedensten Gattungen – das ist heute fast alles weg! Bei Exkursionen mit Studenten freue ich mich geradezu, wenn ich denen mal einen Tagfalter zeigen kann. Das ist verheerend! Zwar wird viel von Biodiversität gesprochen, auch von der Regierung – doch ist das alles Schall und Rauch, wenn man zu solchen Konzeptionen nicht die nötigen Mittel bereitstellt.”
”Der starke Rückgang der Sperlinge könnte darauf zurückzuführen sein, daß diese Vögel vergiftete Insekten gefressen haben – der Gifteinsatz hat erheblich zugenommen, man riecht es überall. Entsprechende Untersuchungen fehlen – man möchte solche Studien nicht… Auffällig, wieviele Jungvögel an Nahrungsmangel sterben – wesentlich eine Folge der neuen Gift-Landwirtschaft. Wir haben heute Monokulturen, Agrarsteppen, die vor 1990 unvorstellbar waren – die Fruchtfolge wurde abgeschafft. Überspitzt gesagt, haben Bauern heute doch fast nur noch die Giftpritze und den Mähdrescher! Die spritzen ja schon Gifte, wenn noch garnichts gewachsen ist. Zu den Ergebnissen zählt, daß Mäuse seltener werden, die u.a. die Hauptnahrung für Eulen und Käuze sind – was zu katastrophalem Nachwuchsrückgang bei solchen Arten führt. Fast alle Eulen sind betroffen, auch die Greifvögel, ob Turmfalke, Rotmilan , Raubwürger oder Mäusebussard. Viele brüten garnicht, ziehen aus ihrer Stammregion weg, bleiben weg. Es fehlt einfach die früher vorhandene Nahrung. Der massive Rapsanbau ist eine absolute Katastrophe für den Naturschutz, da gerade Vögel nicht mehr an Nahrung herankommen, auch die Lerchen beispielsweise, die stark zurückgehen – genauso die Kiebitze. Denen oben in den Regierungsstellen ist das alles bestens bekannt. Der Rückgang der Sperlinge ist extrem – vermutlich liegt es an vergifteten Insekten.” (Ostdeutsche Umweltexperten)
Bundesamt für Naturschutz:
“Ostdeutsche Agrarlandschaft hat größere Artenvielfalt
Zitat:
Bonn, 14.12.2001: Große Teile der ostdeutschen Agrarlandschaft weisen im Vergleich zu Westdeutschland immer noch eine relativ hohe Biotop- und Artenvielfalt auf. Dies belegt ein vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Auftrag gegebenes Forschungsvorhaben. Es wird allerdings auch deutlich, dass gegenwärtig in Ostdeutschland eine zunehmende Angleichung an die arten- und individuenarmen westdeutschen Verhältnisse zu beobachten ist…
Auch wenn der vorgegebene finanzielle Rahmen nur eine exemplarische Untersuchung ermöglichte und eine Reihe wichtiger Primär-Daten zu den Bewirtschaftungsweisen in Ostdeutschland im Zuge der Umstrukturierung der Landwirtschaft Anfang der 90er Jahre verloren gegangen sind, können einige der dokumentierten Unterschiede in den Bewirtschaftungsweisen mit der auch heute noch existierenden größeren Artenvielfalt und den höheren Individuenzahlen der Tier- und Pflanzenwelt in der intensiv genutzten Agrarlandschaft Ostdeutschlands in Zusammenhang gebracht werden…”
Auf die Idee, beispielsweise einen Gifteinsatzstopp durchzusetzen, bis sich die Bestände von Schmetterlingen und Maikäfern wieder erholt haben, kommen die Alibi-Umweltschutzverbände und sogenannten Öko-Parteien natürlich nicht.
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/30/oko-protest-in-der-city-sao-paulos/
Brasiliens Kirche appelliert an Europas Christen: Schweigt nicht zu diesen Zuständen hier. Hintergrund von 2008
Sklavenarbeit, Umweltvernichtung, teure Nahrungsmittel und Misere in Brasilien – für volle Auto-Tanks in europäischen Staaten wie Deutschland? Die katholische Kirche des Tropenlandes hat jetzt an die deutschen Gläubigen appelliert, zu den unmenschlichen Bedingungen bei der Erzeugung des Kraftstoffs Ethanol aus Zuckerrohr nicht zu schweigen. Padre Antonio Garcia Peres, Generalsekretär der brasilianischen Wanderarbeiter-Seelsorge, sagte, die deutschen Kirchen müßten die Öffentlichkeit über die gravierenden Hintergründe und Folgen der Ethanolproduktion aufklären, vor allem brutale Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltzerstörung anprangern. Padre Peres lebt, arbeitet seit vielen Jahren nahe der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo mitten in einer traditionellen Landwirtschaftsregion. „Die Böden im Teilstaat Sao Paulo zählen zu den fruchtbarsten der Erde – deshalb wurden hier früher alle wichtigen Grundnahrungsmittel, von Bohnen bis Reis, Getreide aller Art, angebaut. Wenn ich mich jetzt umschaue – ein wahrer Ozean von Zuckerrohr zur Ethanolerzeugung. Es ist der reine Wahnsinn – pure Geld-und Profitgier hat diesen absolut verrückten Ethanolboom ausgelöst, das muß man entlarven!“ Durch die Ethanolproduktion werde die Nahrungserzeugung stark reduziert, erhöhten sich die Lebensmittelpreise. In Sao Paulo, Brasiliens größter Stadt, seien schwarze Bohnen, ein wichtiges, sehr nährstoffhaltiges Grundnahrungsmittel im Lande, in den letzten zwölf Monaten um 168 Prozent verteuert worden. Mit zunehmenden Ethanolexporten auch nach Deutschland werde all diese negative Entwicklung weiter forciert.
Ist das die einsame Position eines Provinzpadres, der die Welt, die neuen Zeiten nicht mehr versteht? Schließlich rühmt auch Deutschlands Wirtschaft jenes Ethanol als „Biosprit“, als sauber, umweltfreundlich, fortschrittlich. Padre Peres ist längst gefragter Experte, reist häufig in europäische Länder, wird von Nichtregierungsorganisationen ebenso wie von der UNO regelmäßig konsultiert. Nicht zufällig nennt diese die Erzeugung von Agro-Treibstoffen sogar „ein Verbrechen gegen die Menschheit“ – Lateinamerika werde ebenfalls von der neuen, weltweiten Hunger-und Nahrungsmittelkrise erfaßt. Padre Peres hat die gesamte Bischofskonferenz Brasiliens hinter sich, arbeitet eng mit kirchlichen, nicht-kirchlichen Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten zusammen. Und beruft sich stets auf Jesus Christus: „Er hat uns gelehrt, brüderlich zu handeln, für christliche Werte zu kämpfen. Kirche darf nicht heißen, nur Gottesdienste zu zelebrieren, eine leere Spiritualität zu predigen. Echter Glaube zeigt sich in der täglichen Praxis! Deshalb darf die Kirche jetzt Jesus Christus nicht verraten, darf nicht mithelfen, diese unerträglichen Zustände zu verstecken oder zu bemänteln, sondern muß ganz im Sinne von Jesus klar Position beziehen, muß informieren und hinterfragen, hat dort in Deutschland jetzt eine ganz wichtige Rolle.“ Vor dem Hintergrund der Nahrungskrise müßten die Kirchen zudem ein weltweites Netz der Solidarität knüpfen, auf die Einhaltung der Menschenrechte dringen. „Die Wohnlager der Zuckerrohrarbeiter erinnern mich an deutsche KZs – nur durch abstoßendes, inhumanes Sozialdumping sind brasilianisches Ethanol, brasilianischer Zucker auf dem Weltmarkt so billig!“
Padre Peres beobachtet, wie nicht nur im Teilstaate Sao Paulo mit seinen deutschen Auto-Multis von VW bis Mercedes-Benz europäische, darunter deutsche Investoren Milliarden Euro in die Ethanolerzeugung stecken. „Pflegt man in Deutschland nicht diesen wunderschönen Diskurs von der sozialen Verpflichtung des Eigentums, vom Wert des human factor – vergißt das aber in Brasilien?“, fragt er ironisch. Und richtet auch an die Investoren einen Appell:“Sie dürfen nicht nur auf rasche Superprofite schauen, sondern müssen hier beim Respektieren von Menschenrechtsnormen und Sozialstandards ein Beispiel geben! Mit Menschenleben darf man nicht spielen – Investoren sollten sich nicht zu Komplizen skandalöser Zustände machen!“
Brasilien ist die zehntgrößte Wirtschaftsnation, Sao Paulo ihr reichster , ökonomisch führender Teilstaat. „Und dennoch verdeckte Sklaverei, viele Arbeiter sterben vor Erschöpfung!“ Kaum zu fassen, aber Zuckerrohrarbeiter auf den endlosen Plantagen verdienen monatlich allerhöchstens umgerechnet etwa 300 Euro. Wer als Zuckerrohrschneider mit dem schweren Haumesser pro Tag nicht mindestens acht Tonnen schafft, fliegt raus. Immer mehr Arbeiter nehmen deshalb harte Drogen wie Crack, um durchzuhalten, die körperlichen Schmerzen zu ertragen. „Das sind bitterarme, häufig schlecht ernährte Wanderarbeiter aus dem tausende Kilometer entfernten Nordosten – man braucht sich nur vorzustellen, wie die am Ende des Arbeitstages aussehen – fix und fertig!“ Unter den Zuckerrohrplantagen liegt das bis Argentinien reichende, weltgrößte Süßwasservorkommen. „Das wird durch den massiven Pestizideinsatz kontaminiert.“
Über dreitausend Kilometer von Padre Peres entfernt, fordert in Amazonien der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler sogar einen Stopp für weitere Zuckerrohrplantagen, kritisiert den Ethanolboom ebenfalls scharf. „Wer im Weg ist, wird erschossen“, sagt Kräutler zu den vielen Morden an Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten, die sich den Vernichtern der Schöpfung in den Weg stellten. Der Bischof selbst überlebte Attentate, ist von Mord bedroht, wird rund um die Uhr durch Polizisten bewacht. Daß man in Europa meist so gleichgültig gegenüber den Zuständen in Lateinamerika ist, erbittert ihn. „Es ist kurzsichtig zu sagen, damit habe ich nichts zu tun! Wir sind in einer einzigen Welt. Wir tragen auch Verantwortung für andere Teile der Welt und die Menschen, die dort leben. Gerechtigkeit heißt, daß wir uns gerade für diese Völker, die heute im Abseits stehen, einsetzen – und das ist auch Aufgabe der Kirche. Profitgier zerstört Amazonien!“
Aber was stimmt denn nun? Deutsche Politiker, deutsche Wirtschaftsexperten sagen doch immer, die Ethanolproduktion schädige Brasiliens Regenwälder nicht, in Amazonien wachse gar kein Zuckerrohr, nur viel weiter südlich – und Brasiliens Staatschef Lula sagt das auch. Der französische Menschenrechtsanwalt und Franziskaner Xavier Plassat, der in Brasilien die Anti-Sklaverei-Aktionen der Bischofskonferenz leitet, widerspricht diesen „Experten“ und auch Lula:“Das ist die Unwahrheit. Lula sagte all dies in Europa just an dem Tag, als auf einer Zuckerrohrplantage in Amazonien über eintausend Sklavenarbeiter befreit worden sind! Ein alter Hut, daß in vier Amazonas-Teilstaaten seit Jahren Zuckerrohr angebaut wird!“
Moment mal: Sagen nicht Lula, seine zu einer Wunderheilersekte zählende Umweltministerin Marina Silva, zudem europäische Politiker nicht immer, Ethanol-Treibstoff werde nachhaltig erzeugt, europäische Nachhaltigkeitskriterien für den Ethanol-Import würden bereits erfüllt? „Allein der massive Einsatz von Sklavenarbeitern bei der Ethanolerzeugung beweist, daß von Nachhaltigkeit keine Rede sein kann“, betont Padre Antonio Canuto, Generalsekretär der bischöflichen Landpastoral (CPT). „Wenn unsere Ministerin Marina Silva der deutschen Seite erklärt, daß die Ethanolproduktion weder zu Lasten des Regenwaldes noch der Nahrungserzeugung gehe, sagt sie nicht die Wahrheit!“ Roberto Malvezzi, Umweltexperte der Bischofskonferenz und Misereor-Partner, ist gerade von einer Vortragsreise durch Deutschland zurückgekehrt, stimmt im Interview Padre Canuto zu, weist auf die grauenhafte Ausbeutung ungezählter Sklavenarbeiter. „Der Zuckerrohranbau zerstört nicht nur Amazonien, sondern auch unsere wertvollen Savannenregionen und das Pantanal!“ In dieses tierreichste Feuchtgebiet der Erde reisen auch viele europäische Touristen – manche bemerken, wie man auch das zerstört. Dort hatte sich bereits 2005 der bekannte brasilianische Umweltaktivist Francisco Barros aus Protest gegen die forcierte naturvernichtende Ethanolproduktion selbst verbrannt.
Tags: Anwälte, Brasilien, Rechtsfragen
http://www.rechtsanwalt-brasilien.de/
http://www.felsberg.com.br/alemao/kanzlei_in_brasilien.asp?desc=fm
http://investment-portal.net/brasilien/Anwalt.htm
http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?sessionid=005DBAFC3916404985165B3317282820&docid=19337&docClass=NEWS&site=Anwalt&from=Anwalt.20
http://www.qype.com/br/categories/747-rechtsanwaelte-und-notare-in-brasilien
http://www.advogada-klinger.com/
http://www.premium-scheidung.com/fachanwalt-scheidung-ludwigsburg.htm
http://www.brasilien.de/industrie/firma.asp
http://www.paracuru.de/de/information-paracuru.html
Hunger in Brasilien unter Lula-Rousseff:
Laut Befreiungstheologe Frei Betto, Ex-Lula-Berater beim Anti-Hungerprogramm, liegt die Zahl der in extremer Armut, also in Hunger und Misere, lebenden Brasilianer, nicht wie offiziell angegeben, heute bei 16 Millionen, sondern ist doppelt so hoch. Nach derzeit geltendem mitteleuropäischen Werteverständnis hat damit die internationale Wirtschafts-und Finanzkrise, wie die Lula-Rousseff-Regierung verbreiten ließ, auf Brasilien nur geringe Auswirkungen gehabt.
Wie laut UNO das Anti-Hunger-Programm finanziert wird:
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/28/lulas-anti-hunger-programm-wird-just-zielgruppe-der-armen-und-verelendeten-finanziert-uber-absurd-hohe-indirekte-steuern-kritisiert-uno-programas-sao-financiados-pelas-mesmas-pessoas-que-pedem-ohttp://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/08/brasilien-aufschrei-der-ausgeschlossenen-2011-proteste-in-sao-paulo-grito-dos-excluidos/
Brasiliens gewählte Präsidentin Dilma Rousseff, bisherige Chefministerin der Lula-Regierung, begann ihre erste Rede an die Nation mit einem bemerkenswerten Eingeständnis: In Lateinamerikas größter Demokratie, der immerhin achtgrößten Wirtschaftsmacht der Erde, existieren weiterhin Hunger und Elend. Dabei hatte der jetzige Staatschef Lula bereits vor seinem Amtsantritt 2002 versprochen, mit Hunger und Elend Schluß zu machen, dieses Problem zu lösen. Kritik der Kirche und selbst der UNO an unzureichender Elendsbekämpfung war bisher stets als grundlos zurückgewiesen worden.
„Mit aller Energie werden wir ein Programm gegen den Hunger verwirklichen. Wir werden garantieren, daß alle Brasilianer ihre drei Mahlzeiten am Tag haben – morgens, mittags und abends“ – erklärte 2002 Luis Inacio Lula da Silva.
Dilma Rousseff und Lula feiern Wahlsieg 2010 mit José Sarney, Ex-Chef der Folterdiktatorenpartei ARENA.
Nach seinem Amtsantritt verkündete er acht Jahre lang nur Erfolge beim Bekämpfen von Hunger und Misere, führte den Wahlkampf seiner Wunschnachfolgerin Dilma Rousseff und sprach tagtäglich auf Kundgebungen und in den Medien von erstaunlichen Resultaten. Dank des Anti-Hunger-Programms seien 28 Millionen Menschen aus der Armut erlöst worden, 36 Millionen sogar in die Mittelschicht aufgestiegen. Nicht wenige Brasilianer hielten daher für realitätsfremd, als die Kirche beim „Aufschrei der Ausgeschlossenen“, einer landesweiten bischöflichen Protestaktion, kurz vor den Präsidentschaftwahlen auf weit verbreitete Misere und Hunger hinwies. Denn die Regierung feierte Rekordausfuhren bei Lebensmitteln, Brasilien sei der weltweit führende Fleischexporteur. Mit fortdauerndem Hunger paßte dies ja wohl kaum zusammen.“Es ist nicht gerecht, daß einige alle Privilegien und Rechte genießen – und so viele nicht einmal das Nötigste zum Leben haben“, ruft der deutschstämmige Erzbischof Sao Paulos, Kardinal Odilo Scherer, beim Protestgottesdienst in der Kathedrale der Megacity aus. „Wir durchleben ständig soziale Spannungen – in einem so reichen Land dürfte es weder Hunger noch Elendsviertel, massenhaft auf der Straße hausende Menschen geben.“Sao Paulo ist Lateinamerikas reichste Großstadt, zählt jedoch über 2000 Slums. In einem davon wirkt der Priester Aecio Cordeiro da Silva, gleichzeitig enger Mitarbeiter von Kardinal Scherer.„Wir sehen mit offenen Augen all diese Ungerechtigkeiten, all die Menschen, die auf den Gehsteigen in Kälte und Regen schlafen. Das tut uns im Herzen weh. Es gibt noch so viel Hunger, so viel Misere in diesem reichen Land. Wir leben mit dem ganz einfachen Volk und sehen, wie es leidet. Brasiliens Mindestlohn ist Sünde, reicht nicht zum Überleben einer Familie, es müßte viermal so viel sein. Das Hungerproblem existiert weiter. Das exportorientierte Agrobusiness vertreibt viele Menschen in die Slums der Großstädte, in die Risikozonen – das ist absurd.“Auffällig ist, daß die achtgrößte Wirtschaftsnation Brasilien auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung nur den 73. Platz belegt – und nur in Bolivien und Haiti die soziale Ungleichheit krasser ist. Brasiliens Armutsgrenze ist erstaunlich niedrig angesetzt – wer monatlich umgerechnet mehr als etwa 65 Euro verdient, ist nicht mehr arm, statistisch jedenfalls. Und mit einem Familieneinkommen von umgerechnet 500 Euro ist man schon Mittelschicht. Dabei zählt Brasilien heute zu den teuren Ländern – für viele Grundnahrungsmittel, von Frischmilch bis Käse und Joghurt zahlt man erheblich mehr als in Deutschland. Jene Familien, die Anti-Hunger-Hilfe bekommen – und das sind längst nicht alle anspruchsberechtigten, erhalten minimal umgerechnet etwa zehn Euro und maximal rund 100 Euro im Monat. Der Schnitt liegt bei etwa 43 Euro – eine Familie mit drei, vier oder fünf Kindern kommt damit nicht weit. Die UNO spricht daher von „offiziellen Almosen“, ungeeignet den Hunger zu beseitigen. Laut unabhängigen brasilianischen Studien leidet ein Großteil der Hilfsempfänger weiter Hunger – und das sind Millionen.Drei junge deutsche Christinnen, Esther Jagusch aus Gummersbach, Armina Harwig aus Schenefeld bei Hamburg und Julia Schiller aus dem bayrischen Untereisenheim machen derzeit bei den Franziskanern Sao Paulos ihr freiwilliges soziales Jahr – und hatten solche scharfen sozialen Kontraste in Brasilien nicht erwartet, dachten eher an ein Urlaubsland mit viel Sonne und Samba: “Das hat mich nur schockiert – was wir im Erdkundeunterricht einfach nur so als Theorie gelernt haben, mit der Schere zwischen Arm und Reich, das sieht man hier live. Daß die Grundbedürfnisse der Ärmsten gestillt werden – das gibts hier nicht. Leute, die frieren, die darum kämpfen, mal am Tag was zu essen zu bekommen. Man hat nicht das Bild im Kopf, daß hier arme Menschen auf der Straße leben, nichts zu essen haben. Wenn man das Leiden hier sieht, fängt man an zu relativieren.“
Sogar in Sao Paulos Zentrum reißen verelendete, abgehungerte Menschen tagtäglich Müllsäcke auf und schlingen verdorbenen Abfall in sich hinein – ein grauenhafter Anblick. Auch Menschen mit stabilster Gesundheit, Kondition holten sich verheerendste Infektionen. Wie viele Brasilianer der Hunger auf diese Weise dahinrafft, wird statistisch nicht erfaßt.
Staatschef Lula hatte versprochen, solche Szenen aus dem brasilianischen Alltag zu verbannen. Jetzt bleibt seiner gewählten Nachfolgerin Dilma Rousseff nichts weiter übrig, als unter dem Druck der Fakten den kirchlichen Kritikern Recht zu geben – Hungerbekämpfung war also doch keine Priorität:“Mein wichtigstes Versprechen ist die Beseitigung des Elends. Solange Brasilianer unter Hunger leiden, ganze Familien auf der Straße leben, Straßenkinder ihrem Schicksal überlassen sind, dürfen wir nicht ruhen.“In der Kirche ist man skeptisch. Die Regierung werde die Almosen-Politik weiterführen, anstatt jene Strukturen zu verändern, die Armut und Elend erst erzeugen, heißt es aus der Sozialseelsorge.
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/07/odilo-scherer-deutschstammiger-kardinal-von-sao-paulo/
“Komplizen der Barbarei”: Brasiliens wichtigste Qualitätszeitung “O Estado de Sao Paulo” über die Stimmenthaltung Brasilias zur UNO-Resolution gegen Steinigen und andere Menschenrechtsverletzungen im Iran. “Von den Nachbarn votierten Chile und Argentinien gegen den Iran.” Die Zeitung kritisiert ausdrücklich Lulas Verteidigungsminister Nelson Jobim. “Für ihn ist diese Frage der Menschenrechte etwas Westliches und das Steinigen der Iranerin nicht `unser Problem´…Jobim geht soweit, die Existenz universaler Werte zu negieren.”
Hintergrundtext von 2010:
Brasiliens Massengräber
„Wenn die Toten da reingeschmissen werden, sind das Szenen wie in diesen Holocaustfilmen“, beklagen sich Anwohner von Massengräber-Friedhöfen der größten lateinamerikanischen Demokratie. In der Tat wird seit der Diktaturzeit vom Staat die Praxis beibehalten, nicht identifizierte, zu „Unbekannten“ erklärte Tote in Massengräbern zu verscharren. Die Kirche protestiert seit Jahrzehnten dagegen und sieht darin ein gravierendes ethisch-moralisches Problem, weil es in einem Land der Todesschwadronen damit auch sehr leicht sei, unerwünschte Personen verschwinden zu lassen. In der Megacity Sao Paulo mit ihren mehr als 23 Millionen Einwohnern empört sich der weltweit angesehene Menschenrechtspriester Julio Lancelotti: „In Brasilien wird monatlich eine erschreckend hohe Zahl von Toten anonym in Massengräbern verscharrt, verschwinden damit Menschen auf offiziellem Wege, werden als Existenz für immer ausgelöscht. Wir von der Kirche nehmen das nicht hin, versuchen möglichst viele Tote zu identifizieren, um sie dann auf würdige Weise christlich zu bestatten. Wir brauchten einen großen Apparat, ein großes Büro, um alle Fälle aufklären zu können – dabei ist dies eigentlich Aufgabe des Staates!“Padre Lancelotti erinnert daran, daß während der 21-jährigen Diktaturzeit in Sao Paulo von den Machthabern 1971 eigens der Friedhof Dom Bosco geschaffen wurde, um dort zahlreiche ermordete Regimegegner heimlich gemeinsam mit jenen unbekannten Toten, den sogenannten „Indigentes“, in Massengräber zu werfen. Wie die Menschenrechtskommission des Stadtparlaments jetzt erfuhr, wurden seit damals allen Ernstes 231000 Tote als Namenlose verscharrt – allein auf d i e s e m Friedhof. Heute kommen Monat für Monat dort zwischen 130 und 140 weitere Indigentes hinzu. Nach einem Massaker an Obdachlosen Sao Paulos kann Priester Lancelotti zufällig auf dem Friedhof Dom Bosco beobachten, wie sich der Staat der Namenlosen entledigt: “Als der Lastwagen kommt und geöffnet wird, sehe ich mit Erschrecken, daß er bis obenhin voller Leichen ist. Alle sind nackt und werden direkt ins Massengrab geworfen. Das wird zugeschüttet – und fertig. Sollten wir später noch Angehörige ermitteln, wäre es unmöglich, die Verstorbenen in der Masse der Leichen wiederzufinden. Was sage ich als Geistlicher dann einer Mutter?“ Lancelotti hält einen Moment inne, reflektiert: „Heute hat das Konzentrationslager keinen Zaun mehr, das KZ ist sozusagen weit verteilt – die Menschen sind nach wie vor klar markiert, allerdings nicht auf der Kleidung, sondern auf dem Gesicht, dem Körper. Und sie werden verbrannt, verscharrt, wie die Gefangenen damals, und es gibt weiter Massengräber.“ Was in Sao Paulo geschieht, ist keineswegs ein Einzelfall. In der nordostbrasilianischen Millionenstadt Fortaleza leiden die Anwohner des Friedhofs „Bom Jardim“ seit Jahren bei den hohen Tropentemperaturen unter grauenhaftem Leichengeruch. „Die Toten werden oft schon verwest hergebracht, wie Tiere verscharrt, wir müssen zwangsläufig zusehen, es ist grauenhaft“, klagt eine Frau. „Fast jeden Tag kommt der Leichen-LKW – doch bei den heftigen Gewitterregen wird die dünne Erdschicht über den Toten weggeschwemmt, sehen wir die Massengräber offen, wird der Geruch im Stadtviertel so unerträglich, daß viele Kopfschmerzen kriegen, niemand hier eine Mahlzeit zu sich nimmt.“ Der Nachbar schildert, wie das vergiftete Regenwasser vom Friedhof durch die Straßen und Gassen des Viertels läuft: „Das Wasser ist grünlich und stinkt, manchmal werden sogar Leichenteile mitgeschwemmt – und weggeworfene Schutzhandschuhe der Leichenverscharrer. Die Kinder spielen damit – haben sich an die schrecklichen Vorgänge des Friedhofs gewöhnt. Wir alle haben Angst, daß hier Krankheiten, Seuchen ausbrechen.“Selbst in Rio de Janeiro sind die Zustände ähnlich, werden zahllose Menschen von Banditenkommandos der über 1000 Slums liquidiert und gewöhnlich bei Hitze um die 35 bis 40 Grad erst nach Tagen in fortgeschrittenem Verwesungszustand zum gerichtsmedizinischen Institut abtransportiert. Wie aus den Statistiken hervorgeht, werden in den Großstädten monatlich stets ähnlich viele Tote als „Namenlose“ in Massengräber geworfen wie in Sao Paulo, der reichsten Stadt ganz Lateinamerikas. Priester Julio Lancelotti und seine Mitarbeiter stellen immer wieder Merkwürdigkeiten und verdächtige Tatbestände fest. „Werden Obdachlose krank und gehen in bestimmte öffentliche Hospitäler, bringt man an ihrem Körper eine Markierung an, die bedeutet, daß der Person nach dem Tode zu Studienzwecken Organe entnommen werden. Die Männer registriert man durchweg auf den Namen Joao, alle Frauen als Maria. Wir streiten heftig mit diesen Hospitälern und wollen, daß die Obdachlosen auch nach dem Tode mit den echten Namen geführt werden. Schließlich kennen wir diese Menschen, haben über sie Dokumente. Man meint eben, solche Leute sind von der Straße, besitzen also weder eine Würde noch Bürgerrechte. Wir haben in der Kirche eine Gruppe, die den illegalen, kriminellen Organhandel aufklären will, aber rundum nur auf Hindernisse stößt. Denn wir fragen uns natürlich auch, ob jenen namenlos Verscharrten vorher illegal Organe entnommen werden.“Fast in ganz Brasilien und auch in Sao Paulo sind Todesschwadronen aktiv, zu denen Polizeibeamte gehören, wie sogar das Menschenrechtsministerium in Brasilia einräumt. Tagtäglich würden mißliebige Personen außergerichtlich exekutiert, heißt es. Darunter sind auch Obdachlose, von denen allein in Sao Paulos Zentrum weit über zehntausend auf der Straße hausen. Wie Priester Julio Lancelotti betont, ist zudem die Zahl der Verschwundenen auffällig hoch. „Auf den Straßen Sao Paulos werden viele Leichen gefunden. Denn es ist sehr einfach, so einen Namenlosen zu fabrizieren. Man nimmt ihm die Personaldokumente weg, tötet ihn und wirft ihn irgendwo hin. Wir gehen deshalb jeden Monat ins gerichtsmedizinische Institut, um möglichst viele Opfer zu identifizieren. Die Polizei ist immer überrascht und fragt, warum uns das interessiert. Das Identifizieren ist für uns eine furchtbare, psychisch sehr belastende Sache, denn wir müssen monatlich stets Hunderte von Getöteten anschauen, die in großen Leichenkühlschränken liegen – alle schon obduziert und wieder zugenäht. Und man weiß eben nicht, ob da Organe entnommen wurden.“Solchen Verdacht hegen nicht wenige Angehörige von Toten, die seltsamerweise als „Namenlose“ im Massengrab endeten. In der nordostbrasilianischen Küstenstadt Maceio geht letztes Jahr der 69-jährige Sebastiao Pereira sogar mit einem Protestplakat voller Fotos seines ermordeten Sohnes auf die Straße. Dem Vater hatte man im gerichtsmedizinischen Institut die Identifizierung der Leiche verweigert – diese dann mysteriöserweise auf einen Indigentes-Friedhof gebracht. Kaum zu fassen – ein Friedhofsverwalter bringt es fertig, Sebastiao Ferreira später mehrere Leichenteile, darunter einen Kopf zu zeigen. „Mein Sohn wurde allein am Kopf von vier MG-Schüssen getroffen – und dieser Kopf war doch intakt! Ich setzte eine DNA-Analyse durch – der Kopf war von einem Mann, das Bein von einem anderen, der Arm wiederum von einem anderen – doch nichts stammte von meinem Sohn“, sagt er der Presse. In Sao Paulo hat Priester Lancelotti durchgesetzt, daß ein Mahnmal auf dem Friedhof Dom Bosco an die ermordeten Regimegegner, aber auch an die mehr als 200000 „Namenlosen“ erinnern wird. Neuerdings macht der Friedhof in Brasilien immer wieder Schlagzeilen, allerdings nicht wegen der Massengräber von heute. Progressive Staatsanwälte versuchen das Oberste Gericht in Brasilia zu überzeugen, den zur Diktaturzeit für den Friedhof verantwortlichen Bürgermeister Paulo Maluf und den damaligen Chef der Politischen Polizei, Romeu Tuma, wegen des Verschwindenlassens von Oppositionellen vor Gericht zu stellen. Erschwert wird dies jedoch durch den Politikerstatus der Beschuldigten: Paulo Maluf ist Kongreßabgeordneter und Romeu Tuma sogar Kongreßsenator – beide gehören zum Regierungsbündnis von Staatspräsident Lula.
http://www.ibge.gov.br/home/estatistica/indicadores/trabalhoerendimento/pme/pmemet2.shtm
Das staatliche Statistikinstitut IBGE befragt lediglich Personen in 38500 Haushalten im Großraum von Recife, Salvador da Bahia, Belo Horizonte, Rio de Janeiro, Sao Paulo und Porto Alegre:
“Os dados sáo obtidos de uma amostra probabilistica de, aproximadamente, 38.500 domicilios situados nas Regioes Metropolitanas de Recife, Salvador, Belo Horizonte, Rio de Janeiro, Sáo Paulo e Porto Alegre.”
http://www.dieese.org.br/ped/pedmet.xml
Das gewerkschaftsnahe Institut DIIESE befragt im Großraum von Sao Paulo, auf den, wie es heißt, etwa die Hälfte des nationalen Arbeitsmarktes entfällt, lediglich Personen in etwa 3000 Haushalten, sowie Haushalte in sechs weiteren Stadtregionen, darunter Brasilia und Fortaleza.
Die IBGE-Arbeitslosenrate ist stets teils erheblich niedriger als die von DIIESE, weil u.a. kraß Unterbeschäftigte bzw. nur sehr prekär Beschäftigte als nicht arbeitslos angesehen werden. Als Beispiel für die Tücken problematischer Untersuchungsmethoden wird etwa ein hochqualifizierter Ingenieur genannt, der seit Monaten vergeblich nach einer neuen Stelle sucht und unterdessen am Straßenstand als ambulanter Händler von der Ehefrau gefertigte Häkelarbeiten anbietet, damit wenigstens überhaupt etwas Geld in die Familienkasse kommt. Für das IBGE gilt er, wie Arbeitssoziologen kritisieren, daher als beschäftigt, wird nicht als Arbeitsloser gezählt.
DIIESE indessen bezieht die versteckte Arbeitslosigkeit mit ein, würde den Ingenieur als Arbeitslosen einstufen – ebenso wie jene Arbeitswilligen, die es nach langer vergeblicher Arbeitssuche schließlich enttäuscht aufgegeben haben, weiter nach einer Stelle zu suchen und bestenfalls noch hier und da beispielsweise Tagelöhnerarbeiten wie das Streichen einer Wand(nach mitteleuropäischen Kriterien mithin Schwarzarbeit) ausführen.
Für Mai 2010 nennt das IBGE eine Arbeitslosenrate in den untersuchten sechs Regionen von 7,5 Prozent, für den Großraum Sao Paulos 7,8 Prozent. Wie es außerhalb dieser Regionen, in zahlreichen mittleren und kleinen Städten sowie Dörfern aussieht, bleibt im Dunkeln – man schaue nur auf Brasiliens Landkarte mit den vielen nicht untersuchten Gebieten.
DIIESE dagegen kommt für die gemessenen sieben Regionen auf 13,2 Prozent Arbeitslosenrate, für Sao Paulos Großraum auf 13,3 Prozent. Das Institut stellt heraus, daß nur etwa die Hälfte der brasilianischen Beschäftigten gemäß gesetzlichen Bestimmungen angestellt ist – mit entsprechenden Garantien und Rechten. “Die große Mehrheit ist häufigem Stellenwechsel, niedrigen Löhnen und überlangen Arbeitszeiten unterworfen.”
Gemäß unabhängigen Studien verschiedener Institutionen arbeitet in Städten wie Sao Paulo der größte Teil der Obdachlosen prekär, u.a. als Müllsammler und Tagelöhner, ohne jedoch ein Einkommen erzielen zu können, das einen Ausweg aus der Verelendung ermöglicht. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/24/sebastiano-nicomedes-tiao-ex-obdachloser-stuckeschreiber-buchautor-einer-der-fuhrer-der-nationalen-obdachlosenbewegung-gesichter-brasiliens-obdachlosenvertreibung-und-fusball-wm-2014-olympisc/
In Mitteleuropa beispielsweise wird häufig als Tatsache hingestellt, daß die Arbeitslosenquote ganz Brasiliens bei rund 8 Prozent liege – ohne mitzuteilen, daß es sich dabei erstens um die offizielle Rate handelt und zweitens nur um “hochgerechnete” Umfrageergebnisse aus lediglich sechs Stadtregionen. Nicht selten wird sogar als lobens-und anerkennenswert herausgestellt, daß die brasilianische Arbeitslosenquote relativ gering sei, ohne auf Hintergründe und Statistiktricks hinzuweisen.
Verdienst und Armutsgrenze in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/28/brasiliens-kuriose-armutsgrenze-wer-umgerechnet-etwa-65-euro-verdient-gilt-nicht-mehr-als-arm/
Krise und Entlassungen: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/01/23/rekord-entlassungen-in-brasilien-lula-spricht-von-porretada-im-dezember-fiquei-puto/
Angesichts des aktuellen Preisniveaus, der allgemeinen Kosten für Mieten, Gesundheit, öffentlichen Transport wird diese “Armutsgrenze” von vielen Brasilianern mit Spott und Galgenhumor kommentiert. Laut offiziellen Angaben gelten noch 29,9 Millionen Brasilianer als arm, da ihr Pro-Kopf-Einkommen unter 137 Real monatlich liege. Im Nordosten Brasiliens werden gemäß neuen soziologischen Studien an einen Teil der bedürftigen Familien monatlich im Durchschnitt 70 Real an Anti-Hunger-Hilfe(Bolsa-Familia) gezahlt. Laut Einschätzung kirchlicher Menschenrechtsaktivisten wie Präsidentschaftskandidat Plinio Sampaio, sei zentrales Problem Brasiliens die “Misere des Volkes”, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch “physisch, intellektuell und kulturell”.
Lula in der Financial Times: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/30/das-tropische-norwegen-von-lula-brasiliens-landesmedien-machen-sich-uber-lulas-groteske-einschatzungen-in-financial-times-lustig-lula-spricht-uber-brasilien-75-platz-auf-dem-uno-index-f/
Ab wieviel Familieneinkommen ist man in Brasilien schon Mittelschicht? http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/17/mit-rund-500-euro-familieneinkommen-in-brasilien-schon-mittelschicht-was-in-europa-gut-ankommt/
Menschenrechtsbewegung zu Einkommen: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/21/soziale-ungleichheit-gravierende-einkommensunterschiede-verhindern-verwirklichung-der-menschenrechte-in-brasilien-laut-nationaler-menschenrechtsbewegung-mndh-vor-uno-in-genf-lulas-basis-hungerhilfe/
Obdachloser alter Mann, mit Papperesten bekleidet, in der City von Sao Paulo.
Zu den kuriosen Erfolgsbotschaften der Lula-Regierung zählt der angebliche Aufstieg von zig Millionen Brasilianern in die Mittelschicht. Gemäß den entsprechenden Veröffentlichungen, u.a. der Getulio-Vargas-Stifung, wird dabei ein Haushaltseinkommen(!) ab umgerechnet rund 500 Euro zugrundegelegt. Wer umgerechnet etwa 65 Euro monatlich verdient, liegt überhalb der Armutsgrenze…Wichtig für die Bewertung ist, daß das brasilianische Preisniveau beispielsweise bei Waren des täglichen Bedarfs keineswegs deutlich unter dem deutschen liegt, viele Grundnahrungsmittel, von Frischmilch bis Käse oder Joghurt, erheblich teurer als in Deutschland sind.
Gemäß dieser Berechnungsgrundlage wimmelt es in den brasilianischen Slums geradezu von Mittelschichtlern – in einer einzigen Slumbaracke drängen sich nicht selten über zehn Personen einer Familie zusammen…
Was Lula verdient:
In den USA gilt laut Medienberichten eine vierköpfige Familie als arm, wenn sie bis zu 21954 Dollar jährlich als Einkommen hat.
1970 hatte Brasilien 90 Millionen Bewohner, heute sind es rund 192 Millionen. Die Bevölkerungsexplosion wird von vielen Brasilianern zu den Hauptgründen der hausgemachten Probleme des Landes gerechnet.
Obdachloser alter Mann, mit Papperesten bekleidet, in der City von Sao Paulo.
Karikatur von Chico, O Globo. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/27/lula-erhalt-fur-31-diktatur-hafttage-4200-real-entschadigung-betont-brasilianische-landespresse/
Laut Befreiungstheologe Frei Betto, Ex-Lula-Berater beim Anti-Hungerprogramm, liegt die Zahl der in extremer Armut, also in Hunger und Misere, lebenden Brasilianer, nicht wie offiziell angegeben, heute bei 16 Millionen, sondern ist doppelt so hoch. Nach derzeit geltendem mitteleuropäischen Werteverständnis hat damit die internationale Wirtschafts-und Finanzkrise, wie die Lula-Rousseff-Regierung verbreiten ließ, auf Brasilien nur geringe Auswirkungen gehabt.
Brasiliens investigative Journalisten wiesen indessen auf Rekordentlassungen, den Stopp vieler Industrieprojekte, auf Exportprobleme und Deindustrialisierung, geschönte offizielle Statistiken.
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/30/baden-wurttemberg-exportiert-mehr-als-ganz-brasilien/
http://www.agenciaaids.com.br/noticias-resultado.asp?Codigo=15061
Der häufige Bluthochdruck wird als wichtigster Risikofaktor für Infarkt und Schlaganfall genannt.
Hoher Anteil von Kindern und Jugendlichen unter Crack-Süchtigen:
Ausriß – Verkehrshindernis offene Drogenszene in der City von Sao Paulo, nur einige Schritte von der Kulturbehörde des Teilstaats Sao Paulo entfernt. Die Crackepidemie läßt Brasiliens Mordrate deutlich ansteigen.
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
“Crack atinge Saude das cidades.”(O Globo)
http://www.suedwind-magazin.at/start.asp?ID=234433&rubrik=7&ausg=200210
Rio+20:
2011 konstatierten die Landesmedien, daß der Sao Paulo passierende Rio Tieté eine noch größere giftigere Kloake ist als vor 18 Jahren – sowie nach zwischenzeitlicher Investition von 1,6 Milliarden Dollar.
Schriftsteller Ribeiro über die gängigen Tricks der offiziellen Statistiken Brasiliens:
Às vezes fico meio sem jeito para tratar de certos assuntos aqui, achando que vou chover no molhado ou repetir coisas que todo mundo sabe. Mas, em outras ocasiões, me bate sensação oposta, a de que a maioria não sabe. Hoje, por exemplo. Fico lendo os jornais, ouvindo comentários e sendo alvejado por declarações pomposas não contestadas por ninguém e penso que de fato conseguiram fazer um Brasil virtual, distinto do real. Aí corro o risco de provocar tédio nos que de fato já sabem como somos tapeados, e pouca serventia virá a ter a coluna de hoje. Mas faz parte, vamos lá.
Fala-se muito mal da Estatística. De um lado, constitui grande injustiça para com uma ciência sem a qual hoje talvez nem sobrevivêssemos direito. De outro, trata-se da compreensível reação contra a maneira pela qual a Estatística é usada e abusada para “provar” o duvidoso e manipular a chamada realidade objetiva. Compreendo o sujeito que disse, como já lembrei aqui antes, que a Estatística é a arte de mentir com precisão, porque de fato o seu uso inescrupuloso e falsário equivale a isso.
Começo lembrando a famosa média. Em grande parte dos casos em que ela é empregada em indicadores sociais e econômicos, não quer dizer nada, ou melhor, quer dizer muito pouco. Se Bill Gates passasse a ser residente da cidade de Itaparica, teríamos talvez a renda per capita mais alta do planeta ou com certeza uma das mais altas, sem que um itaparicano sequer passasse a ganhar mais um centavo. Isso porque a renda per capita é uma média aritmética e, por conseguinte, sensível em excesso aos valores extremos. Então, numa população em que um ganha por mês um milhão de borodongas e os outros cinco borodongas cada, falar em renda per capita é ridículo.
Precisamos, portanto, saber da mediana. Talvez por às vezes revelar-se incomodativa, não é muito mencionada, notadamente em estatísticas oficiais. A mediana dá mais peso e significado à média. É o valor que se encontra exatamente no meio dessa coletividade. Ou seja, não é bastante saber que a renda média é 1.000. É preciso saber também (estou simplificando e peço desculpas a estatísticos e matemáticos em geral) o valor que divide esses indivíduos pela metade, ou seja, o ponto em relação ao qual exatamente a metade ganha menos e a metade ganha mais. Quando a média é próxima da mediana, isso significa que a distribuição é mais ou menos simétrica. Quando não, a distribuição é tortinha. Logo, a mediana pode, por exemplo, desmoralizar a renda per capita, se demonstrar que metade da população ganha muito abaixo desta e a outra metade muito acima. Mas ninguém fala na mediana.
Também tem, desculpem, a moda. Não a moda fora da qual estou, mas a moda estatística mesmo, ou seja, o valor mais freqüente, o que mais ocorre numa população determinada. Assim, se a renda média dos habitantes da próspera comunidade de Lulalápolis, é R$ 1.000 por mês, mas a mediana é 100 e/ou a moda é oitentinha, já vemos bem como podemos (e somos) ser engabelados. É por isso que até a Bethânia, que não é de sair por aí falando ou fazendo manifestações, se revelou na imprensa um pouco irritada com esse país maravilhoso (virtual, estatisticamente siliconado, digo eu) a que ela não consegue chegar.
Também convivemos acriticamente com uma porção de chutes que desonram e desmerecem a Estatística, tais como a conversão de coexistência numa relação de causa e efeito. É como o torcedor do Flamengo achar que a causa da vitória do time dele foi ter entrado um urubu em campo, logo antes do jogo. Não vamos discutir com torcedor, tudo bem. Mas coisas boas que acontecem são vinculadas a outras de maneira absolutamente arbitrária e aí, em propaganda comercial por exemplo, para esquecer um pouco a política, acabamos acreditando em afirmações que não passam de reformulações de vigarices como “todos os que morreram de enfarte do miocárdio no ano passado faziam uso de água”. Verdade, mas claro que não prova que tomar banho faz mal ao coração. Com espertas artes, porém, nos enrolam muito nessa linha.
E as categorias? O sujeito enche a boca e diz: “Depois de tantos anos de meu governo, o número de ricos cresceu em 20% e o de pobres diminuiu em 32%.” Além dos probleminhas de média, mediana e moda, que sempre estão rondando, é muito fácil (e é isso que se faz) dizer que rico é quem ganha mais de R$ 2.000 por mês. Fico até admirado por não haverem proposto R$ 1.500, porque o número de ricos ia bombar. Até a felicidade é quantificada e lemos a sério, como parvos, que o povo tal tem o maior índice de felicidade do mundo ou semelhantes despautérios.
E a coleta dos dados? Desde antes da definição das categorias e das perguntas, desde o início do planejamento, um dos maiores problemas que o estatístico sério encontra é a feitura de uma coleta de dados “neutra”, que não influencie as respostas. Em rigor, impossível, porque até condições meteorológicas podem influir nas respostas. As próprias perguntas podem induzir a determinado tipo de resposta. A roupa, o sexo, a idade, o sotaque, o local, a época, a hora, as palavras e expressões usadas, a ordem das perguntas, o tamanho do questionário, e centenas de outros fatores podem, mesmo nas pesquisas mais honestas e cientificamente orientadas, levar à distorção de resultados. Há até, em confusão com esses e outros fatores, o perigo de o entrevistado querer responder o que acredita que se espera dele e não o que de fato pensa.
Há muito mais, um dia desses falo mais. Enche mesmo o saco nos tratarem como a uma tropa de burros, que não somos. Somos, sim, otários, comodistas, coniventes e subservientes, mas isso já é outro problema.
Ausriß.
Ausländische Journalisten sind gewöhnlich angewiesen, sich im Falle des Hochkorruptionslandes Brasilien unbedingt an die offiziellen Zahlen aus Brasilia zu halten.
http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/ticker/art1100,319098
http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/ticker/art1100,490067
 “Kindern, den Armen der Ärmsten, wollten die SchülerInnen der 4. Klassen Hauptschule Buchkirchen helfen. Im Rahmen des Religionsunterrichtes haben die SchülerInnen der 4 a und 4 b um Spenden in ihrer Nachbarschaft oder bei Firmen gebeten und so 1200 Euro gesammelt.Diese werden direkt der Organisation Axe, die in der Drei-Millionenmetropole San Salvador in Brasilien Straßenkinder unterstützt, zukommen. Das Geld wird unter anderem für Arbeitsmittel und den Bustransport der Straßenkinder verwendet und ermöglicht somit den Kindern in Salvador in die Schule zu kommen.” http://www.hart-brasilientexte.de/2009/08/15/brasilias-u-boot-geschaft-mit-paris-so-teuer-wie-zwei-jahre-anti-hunger-programmbolsa-familia-meldet-o-globo/
Donaukurier: Spenden für Slumkinder von Sao Paulo: http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Spenden-fuer-Slumkinder-von-Sao-Paulo;art600,1831139
Mord an Straßenkind in Rio de Janeiro – Zeitungsausriß.
http://www.domradio.de/website/elementPrint.asp?id=41073
Häftlingsrevolten, Überfüllung, Aids – der Alltag des österreichischen Gefangenenseelsorgers Günther Zgubic in Brasilien(Hintergrund)
„Viele Haftanstalten des Tropenlandes sind Konzentrationslagern vergleichbar“, sagt Pfarrer Günther Zgubic, „mit Folter und Gewalt wird ein völlig überholtes Strafsystem unter Kontrolle gehalten.“ Mehr als fünf Jahre ist er bereits fast täglich Zeuge der Zustände, wirkt vor allem in der Gefängnispastoral des Teilstaates São Paulo, der Brasiliens Kontraste und sozialen Widersprüche am krassesten offenbart. Weniger als ein Viertel der rund 170 Millionen Brasilianer lebt in der einstigen Kaffeeprovinz, heute Wirtschaftslokomotive ganz Lateinamerikas, mit über eintausend deutschen Unternehmen, von VW bis Daimler-Benz, den Villendistrikten der Geldelite – doch immerhin fast die Hälfte der weit über 200000 brasilianischen Strafgefangenen ist hier konzentriert. Die größte Anstalt Südamerikas, Carandirù, berüchtigt wegen zahlloser Revolten und des größten Häftlingsmassakers der brasilianischen Geschichte, kennt Padre Zgubic gut wie kaum ein anderer, betreute, beriet zahllose Insassen. Was er vor Ort sieht und erfährt, ist Hauptthema seiner täglichen Unterredungen mit Staatssekretären, Richtern und Staatsanwälten, Gefängnisdirektoren, Politikern in Brasilia. Seine Dossiers landen auf dem Tisch der UN-Menschenrechtskonferenz in Genf, trugen mit dazu bei, daß es die letzten Jahre einige zaghafte Fortschritte gab. „Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso, Chef der Mitte-Rechts-Regierung, möchte natürlich nicht international als Folterpräsident dastehen, sondern als Humanist“. Immerhin ist Cardoso auch Ehrendoktor der Freien Universität Berlin – „doch sein Anti-Folter-Gesetz wurde nur durch den Druck der kritischen Öffentlichkeit und der Menschenrechtsbewegung erzwungen, zu der die Gefängnispastoral gehört.“ Zgubic weist auf den gerade veröffentlichen Amnesty-Bericht über Folter in Brasilien. Tatverdächtige, Festgenommene, Untersuchungshäftlinge und Strafgefangene systematisch Torturen zu unterwerfen, auch von völlig Unschuldigen Geständnisse unter Folter zu erpressen gehört danach weiterhin zur Alltagsroutine im Apparat der Militär-und Zivilpolizei. Diese hat in ihren Zellen einen Großteil der Gefangenen, weil Haftanstalten fehlen. „Im stark unterentwickelten Nordosten wurden in den letzten Jahren die Gefängnisse regelrecht remilitarisiert, indem man pensionierte Offiziere der Militärpolizei zu Direktoren ernannte, die selbst bei kleineren Gefangenenprotesten sofort brutale Sondereinheiten einsetzen.“ Der Padre analysiert, daß zuviele Richter noch „faschistisch oder repressiv“ denken, absurd drakonische Strafen verhängen. „Ein Mann stahl ein paar Kuchenstücke und Milch, alles keine zwanzig Mark wert – bekam deshalb fünf Jahre Gefängnis!“ Zgubic lassen solche Fälle emotional und heftig reagieren:“Wer für mich da ins Gefängnis gehört, ist der Richter – er zerstörte einem Menschen das Leben, verursachte den öffentlichen Kassen enorme Kosten.“ Im Staate São Paulo sind es monatlich pro Gefangenen umgerechnet etwa 700 Mark, in der Hauptstadt Brasilia sogar über eintausend.
Weltweit höchste Dichte der mittelalterlichen Lepra in Brasilien. Deutscher Lepraexperte Manfred Göbel.
Die Existenz zahlreicher Milliardäre und Millionäre direkt neben extremem Elend, über 2000 Slums wie in Lateinamerikas reichster Stadt Sao Paulo, weist auf den perversen Sozialdarwinismus, fehlende Minimalstandards der Solidarität, auf Kolonial-und Sklavenhaltermentalität(wie die Kirche stets betont)was sich zudem beinahe überall im Arbeitsalltag auf abstoßende Weise manifestiert: Neid, Mißgunst, Bösartigkeit, Intrigen, Rassismus sind nur zu oft die eigentlichen Triebfedern im Haifischbecken des Arbeitslebens, in dem letztlich nur die Cleversten, Brutalsten aufsteigen. In Ländern wie Deutschland herrschen dagegen – bei aller Kritik – direkt paradiesische Zustände, was die legale oder illegale Übersiedlung vieler Brasilianer, darunter vieler Mittelschichtler, nach Mitteleuropa mit erklärt. http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/26/die-werte-und-die-gier-wolfgang-kessler-christliche-zeitschrift-publik-forum-nicht-solidaritat-herrscht-in-vielen-unternehmen-sondern-gier/
Brasiliens Millionäre und Milliardäre könnten sozusagen aus der Portokasse den Haushalt jener brasilianischen Sozialprojekte finanzieren, die heute nur zu oft noch von Spenden aus Europa, darunter von Misereor oder Adveniat, leben, gar EU-und UNESCO-Gelder erhalten.
Priester Günther Zgubic aus Österreich: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/09/gunther-zgubic-gefangenenpriester-aus-osterreich-etwa-15-millionen-brasilianer-leiden-hunger-das-offentliche-gesundheitswesen-ist-eine-katastrophe-die-offentlichen-schulen-sind-miserabel-doch/
Straßenkinder in Sao Paulo an abgasverseuchter Avenida.
Brasiliens Kindersoldaten: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/brasiliens-kindersoldaten-junge-kinder-mit-waffen-die-einfach-anderre-kinder-erschossen-haben-die-sie-gerade-mal-schief-angeschaut-habenlesermail/
Schüler in Österreich und Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/22/fast-60-prozent-der-brasilianer-ab-15-sind-laut-pisa-kriterien-funktionelle-analphabeten-warnt-bildungsexperte-joao-batista-araujo-e-oliveira/
Google-Foto Günther Zgubic: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/30/die-top100-website-beitrage-des-2halbjahrs-2009-regelmasige-website-nutzer-in-uber-90-landern-das-meist-genutzte-google-foto-der-website-gefangenenpriester-gunther-zgubic-aus-osterreich-koordinat/
Weltsozialforum 2010: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/11/weltsozialforum-2010-in-porto-alegre-25-29januar/
Sozialkritischer Samba – anklicken: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/12/o-iraque-e-aqui-der-irak-ist-hier-hit-von-jorge-aragao/
Bia – die hochengagierte katholische Entwicklungshelferin aus Österreich, Gründerin der lokalen Kinderpastoral – unvergessen von allen in Vila Embratel, Sao Luis: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/25/padre-carlo-bianchi-aus-italien-und-maria-rodrigues-leiterin-der-kinderpastoral-im-armenviertel-vila-embratel-von-sao-luis-maranhao-gesichter-brasiliens/
José Zapatero, amtierender EU-Ratspräsident: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/11/jose-zapatero-spaniens-premierminister-lobt-lula-uber-alle-masen-der-mann-der-die-welt-uberrascht-esse-homem-honesto-integro-e-admiravel-von-amnesty-international-angeprangerte-folter/
Neue Bildungsstudie in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/03/brasilianischer-staat-erfullt-nur-ein-drittel-der-gesetzlichen-bildungsvorgaben-laut-studie-fortschrittliche-regierungspolitik-lob-aus-europa/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1201698/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1124312/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/919048/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/879347/
“Zwölf Jahre nach dieser Fusion ist der Ruhrkonzern aber mit 6,25 Milliarden Euro verschuldet. Das ist mehr als das Dreifache des für das Geschäftsjahr 2010/11 geplanten operativen Gewinns. Grund für die Schuldenlast sind die neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA, die mit zehn Milliarden Euro viel teurer wurden als geplant. Nun fehlt in allen Geschäftsfeldern das Geld für Investitionen.”
“Ein gutes Beispiel für gelungene Globalisierung”:
Jeder erinnert sich: Jahrhunderte ging es in Deutschland sehr gut ohne Soja – wurden die Nutztiere, ob Schwein, Rind oder Huhn, sehr gesund mit den vielfältigsten Futterpflanzen meist frisch von nahen Feldern und Weiden ernährt. Wer aus der Landwirtschaft kommt, kennt die Details. Heute können einem die Tiere nur leid tun – deren langweilige, unnatürlich aussehende Nahrung kommt meist aus (Dioxin-)Futterfabriken – die Fleischqualität ist entsprechend. Wirtschaftspolitisch erzwungen von den Tierfabrik-Bossen und ihren politischen Handlangern, wurde massiv ausgerechnet auf extrem umweltschädlich herantransportiertes Soja-Futtermittel meist aus Brasilien umgestellt, wird politisch und über die Mainstream-Medien der Eindruck erweckt, als ginge ohne Soja in der deutschen Landwirtschaft nichts mehr. Der renommierte deutsche Umweltjournalist Norbert Suchanek hat in seinem neuen Buch “Der Sojawahn. Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät” wissenschaftlich analysiert, was die von jedermann bekannten Figuren politisch verantwortete, durchgepeitschte Soja-Politik für ein Entwicklungsland wie Brasilien bedeutet:”Unsere Kühe weiden am Rio de la Plata – mit diesem nach wie vor gültigen Spruch haben bereits vor gut 20 Jahren Entwicklungsorganisationen auf die Problematik der Erzeugung von Futter in Brasilien für deutsche Milchkühe hingewiesen. Geändert hat sich nichts. Die ökologischen und sozialen Folgen sind dramatisch: In Lateinamerika wurden Millionen von Hektar artenreiche Regenwald-und Trockengebiete, Naturweiden und kleinbäuerliche Kulturräume für Soja vernichtet, Tausende von Menschen aus ihren traditionellen Lebensräumen vertrieben, Flüsse und Grundwasser mit Pestiziden verseucht.” Norbert Suchanek beschreibt wohlgemerkt einen akuten Straftatbestand.
Auch die Schweiz kauft Soja größtenteils in Brasilien.
Wer länger in Brasilien lebt, hat mitbekommen, in welch atemberaubendem Tempo diese neue deutsche “Umweltpolitik” Brasiliens Natur mit ruiniert, wie rasch gerade die exotischen Klischee-Tropenvögel verschwinden. Und hört gerade von kirchlichen Umweltexperten des Tropenlandes, darunter Bischöfen und Kardinälen, permanent scharfe Kritik an den Folgen steigender Sojakäufe durch das wirtschaftlich tonangebende EU-Land. Franziskaner-Erzbischof José Belisario dos Santos in Sao Luis/Maranhao ist nur einer von vielen hochsensiblen Kirchenmännern, die detaillierte Vorher-Nachher-Vergleiche anstellen.
Eine Welt, ein Umweltschutz-Kodex – ebenso wie in Deutschland müssen auch in Brasilien die genau aufgelisteten Umweltschäden, die Artenverluste von den Schuldigen wieder rückgängig gemacht werden, ohne Kosten für den Steuerzahler. Alibi-Umweltorganisationen, Alibi-Öko-Parteien haben es stets bei den üblichen Alibi-Erklärungen belassen, das Betroffenheitsgesülze von Alibi-Klima-und Artenschutzkonferenzen ist jedermann bekannt. Derzeit – und wieder wirtschaftspolitisch erzwungen – wird bei Zucker und dem Agrotreibstoff Ethanol aufgedreht, steigen die Käufe aus Brasilien stark an – und damit die gigantischen Flächenbrände auf den brasilianischen Zuckerrohrplantagen.
ARD-Monitor, anklicken: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/02/monitorversklavt-und-vertrieben-die-verlierer-des-biosprit-booms-die-rolle-der-deutschen-banken-warum-lula-rousseff-soviel-lob-aus-europa-bekommen/
USA tanken bereits Amazonas-Ethanol: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/05/15/usa-tanken-bereits-amazonas-ethanol-umweltjournalist-norbert-suchanek-aus-rio-de-janeiro/
Wie das neue ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio de Janeiro u.a. den CO2-Ausstoß der Zuckerhutmetropole sehr “umweltfreundlich” verändert, hat sich inzwischen herumgesprochen.
Renommierte brasilianische Umweltexperten wie der Grünen-Politiker Fabio Feldmann und UNO-Berater Dr. Fabio Olmos haben mehrfach klar ausgesprochen, was von dem mit großem Pomp verkündeten Pilotprogramm zum Schutze der Regenwälder Brasiliens zu halten ist, als dessen Hauptfinanzier Deutschland auftrat: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/14/das-ergebnis-war-bedeutungslos-fabio-feldmann-judischer-umweltexperte-brasiliens-zum-g-7-pilotprojekt-zum-schutz-der-brasilianischen-regenwalder-hauptfinanzier-deutschland/
Brasilien und die Schlachthöfe: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/06/brasilianer-beherrschen-schlachthofe-der-welt-handelsblatt-greenpeace-zu-forderung-von-urwald-vernichtenden-fleischunternehmen/
Uran, Atomkraftwerke, Norbert Suchaneks Anti-Atom-Filmfestival: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/02/brasiliens-rousseff-regierung-will-etwa-50-atomkraftwerke-bauen-anti-atom-filmfestival-in-rio-de-janeiro-und-sao-paulo-von-norbert-suchanek-organisiert/
Brasiliens Kirche appelliert an Europas Christen: Schweigt nicht zu diesen Zuständen hier. Hintergrund von 2008
Sklavenarbeit, Umweltvernichtung, teure Nahrungsmittel und Misere in Brasilien – für volle Auto-Tanks in europäischen Staaten wie Deutschland? Die katholische Kirche des Tropenlandes hat jetzt an die deutschen Gläubigen appelliert, zu den unmenschlichen Bedingungen bei der Erzeugung des Kraftstoffs Ethanol aus Zuckerrohr nicht zu schweigen. Padre Antonio Garcia Peres, Generalsekretär der brasilianischen Wanderarbeiter-Seelsorge, sagte, die deutschen Kirchen müßten die Öffentlichkeit über die gravierenden Hintergründe und Folgen der Ethanolproduktion aufklären, vor allem brutale Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltzerstörung anprangern. Padre Peres lebt, arbeitet seit vielen Jahren nahe der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo mitten in einer traditionellen Landwirtschaftsregion. „Die Böden im Teilstaat Sao Paulo zählen zu den fruchtbarsten der Erde – deshalb wurden hier früher alle wichtigen Grundnahrungsmittel, von Bohnen bis Reis, Getreide aller Art, angebaut. Wenn ich mich jetzt umschaue – ein wahrer Ozean von Zuckerrohr zur Ethanolerzeugung. Es ist der reine Wahnsinn – pure Geld-und Profitgier hat diesen absolut verrückten Ethanolboom ausgelöst, das muß man entlarven!“ Durch die Ethanolproduktion werde die Nahrungserzeugung stark reduziert, erhöhten sich die Lebensmittelpreise. In Sao Paulo, Brasiliens größter Stadt, seien schwarze Bohnen, ein wichtiges, sehr nährstoffhaltiges Grundnahrungsmittel im Lande, in den letzten zwölf Monaten um 168 Prozent verteuert worden. Mit zunehmenden Ethanolexporten auch nach Deutschland werde all diese negative Entwicklung weiter forciert.
Ist das die einsame Position eines Provinzpadres, der die Welt, die neuen Zeiten nicht mehr versteht? Schließlich rühmt auch Deutschlands Wirtschaft jenes Ethanol als „Biosprit“, als sauber, umweltfreundlich, fortschrittlich. Padre Peres ist längst gefragter Experte, reist häufig in europäische Länder, wird von Nichtregierungsorganisationen ebenso wie von der UNO regelmäßig konsultiert. Nicht zufällig nennt diese die Erzeugung von Agro-Treibstoffen sogar „ein Verbrechen gegen die Menschheit“ – Lateinamerika werde ebenfalls von der neuen, weltweiten Hunger-und Nahrungsmittelkrise erfaßt. Padre Peres hat die gesamte Bischofskonferenz Brasiliens hinter sich, arbeitet eng mit kirchlichen, nicht-kirchlichen Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten zusammen. Und beruft sich stets auf Jesus Christus: „Er hat uns gelehrt, brüderlich zu handeln, für christliche Werte zu kämpfen. Kirche darf nicht heißen, nur Gottesdienste zu zelebrieren, eine leere Spiritualität zu predigen. Echter Glaube zeigt sich in der täglichen Praxis! Deshalb darf die Kirche jetzt Jesus Christus nicht verraten, darf nicht mithelfen, diese unerträglichen Zustände zu verstecken oder zu bemänteln, sondern muß ganz im Sinne von Jesus klar Position beziehen, muß informieren und hinterfragen, hat dort in Deutschland jetzt eine ganz wichtige Rolle.“ Vor dem Hintergrund der Nahrungskrise müßten die Kirchen zudem ein weltweites Netz der Solidarität knüpfen, auf die Einhaltung der Menschenrechte dringen. „Die Wohnlager der Zuckerrohrarbeiter erinnern mich an deutsche KZs – nur durch abstoßendes, inhumanes Sozialdumping sind brasilianisches Ethanol, brasilianischer Zucker auf dem Weltmarkt so billig!“
Padre Peres beobachtet, wie nicht nur im Teilstaate Sao Paulo mit seinen deutschen Auto-Multis von VW bis Mercedes-Benz europäische, darunter deutsche Investoren Milliarden Euro in die Ethanolerzeugung stecken. „Pflegt man in Deutschland nicht diesen wunderschönen Diskurs von der sozialen Verpflichtung des Eigentums, vom Wert des human factor – vergißt das aber in Brasilien?“, fragt er ironisch. Und richtet auch an die Investoren einen Appell:“Sie dürfen nicht nur auf rasche Superprofite schauen, sondern müssen hier beim Respektieren von Menschenrechtsnormen und Sozialstandards ein Beispiel geben! Mit Menschenleben darf man nicht spielen – Investoren sollten sich nicht zu Komplizen skandalöser Zustände machen!“
Brasilien ist die zehntgrößte Wirtschaftsnation, Sao Paulo ihr reichster , ökonomisch führender Teilstaat. „Und dennoch verdeckte Sklaverei, viele Arbeiter sterben vor Erschöpfung!“ Kaum zu fassen, aber Zuckerrohrarbeiter auf den endlosen Plantagen verdienen monatlich allerhöchstens umgerechnet etwa 300 Euro. Wer als Zuckerrohrschneider mit dem schweren Haumesser pro Tag nicht mindestens acht Tonnen schafft, fliegt raus. Immer mehr Arbeiter nehmen deshalb harte Drogen wie Crack, um durchzuhalten, die körperlichen Schmerzen zu ertragen. „Das sind bitterarme, häufig schlecht ernährte Wanderarbeiter aus dem tausende Kilometer entfernten Nordosten – man braucht sich nur vorzustellen, wie die am Ende des Arbeitstages aussehen – fix und fertig!“ Unter den Zuckerrohrplantagen liegt das bis Argentinien reichende, weltgrößte Süßwasservorkommen. „Das wird durch den massiven Pestizideinsatz kontaminiert.“
Über dreitausend Kilometer von Padre Peres entfernt, fordert in Amazonien der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler sogar einen Stopp für weitere Zuckerrohrplantagen, kritisiert den Ethanolboom ebenfalls scharf. „Wer im Weg ist, wird erschossen“, sagt Kräutler zu den vielen Morden an Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten, die sich den Vernichtern der Schöpfung in den Weg stellten. Der Bischof selbst überlebte Attentate, ist von Mord bedroht, wird rund um die Uhr durch Polizisten bewacht. Daß man in Europa meist so gleichgültig gegenüber den Zuständen in Lateinamerika ist, erbittert ihn. „Es ist kurzsichtig zu sagen, damit habe ich nichts zu tun! Wir sind in einer einzigen Welt. Wir tragen auch Verantwortung für andere Teile der Welt und die Menschen, die dort leben. Gerechtigkeit heißt, daß wir uns gerade für diese Völker, die heute im Abseits stehen, einsetzen – und das ist auch Aufgabe der Kirche. Profitgier zerstört Amazonien!“
Aber was stimmt denn nun? Deutsche Politiker, deutsche Wirtschaftsexperten sagen doch immer, die Ethanolproduktion schädige Brasiliens Regenwälder nicht, in Amazonien wachse gar kein Zuckerrohr, nur viel weiter südlich – und Brasiliens Staatschef Lula sagt das auch. Der französische Menschenrechtsanwalt und Franziskaner Xavier Plassat, der in Brasilien die Anti-Sklaverei-Aktionen der Bischofskonferenz leitet, widerspricht diesen „Experten“ und auch Lula:“Das ist die Unwahrheit. Lula sagte all dies in Europa just an dem Tag, als auf einer Zuckerrohrplantage in Amazonien über eintausend Sklavenarbeiter befreit worden sind! Ein alter Hut, daß in vier Amazonas-Teilstaaten seit Jahren Zuckerrohr angebaut wird!“
Moment mal: Sagen nicht Lula, seine zu einer Wunderheilersekte zählende Umweltministerin Marina Silva, zudem europäische Politiker nicht immer, Ethanol-Treibstoff werde nachhaltig erzeugt, europäische Nachhaltigkeitskriterien für den Ethanol-Import würden bereits erfüllt? „Allein der massive Einsatz von Sklavenarbeitern bei der Ethanolerzeugung beweist, daß von Nachhaltigkeit keine Rede sein kann“, betont Padre Antonio Canuto, Generalsekretär der bischöflichen Landpastoral (CPT). „Wenn unsere Ministerin Marina Silva der deutschen Seite erklärt, daß die Ethanolproduktion weder zu Lasten des Regenwaldes noch der Nahrungserzeugung gehe, sagt sie nicht die Wahrheit!“ Roberto Malvezzi, Umweltexperte der Bischofskonferenz und Misereor-Partner, ist gerade von einer Vortragsreise durch Deutschland zurückgekehrt, stimmt im Interview Padre Canuto zu, weist auf die grauenhafte Ausbeutung ungezählter Sklavenarbeiter. „Der Zuckerrohranbau zerstört nicht nur Amazonien, sondern auch unsere wertvollen Savannenregionen und das Pantanal!“ In dieses tierreichste Feuchtgebiet der Erde reisen auch viele europäische Touristen – manche bemerken, wie man auch das zerstört. Dort hatte sich bereits 2005 der bekannte brasilianische Umweltaktivist Francisco Barros aus Protest gegen die forcierte naturvernichtende Ethanolproduktion selbst verbrannt.
Folter, Todesschwadronen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/03/brasiliens-neue-prasidentin-dilma-rousseff-schweigt-zu-verurteilung-durch-interamerikanischen-menschenrechts-gerichtshof-rechtsexperte-fabio-konder-comparato-analysiert/
HSBC, Finanznachrichten: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/01/anlegerfernsehen-die-sicht-der-anderen-auf-brasilien-anklicken/
Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/20/weltsozialforum-2010-in-porto-alegre-und-brasilien-das-system-hier-ist-einfach-verfault-weltsozialforum-erfinder-oded-grajew-in-sao-paulo/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/30/oko-protest-in-der-city-sao-paulos/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/04/grundung-deutscher-anwaltverein-bra
« Pakistan, Karachi: Islamische Kamel-Tötung, laut Brasiliens Landesmedien. Das blutende Kamel greift Moslems und Neugierige an, heißt es. – „Die Zensur gibt nie auf.“ „The censorship never gives up.“ Zensur heute – auch dank Google relativ leicht zu entdecken. »
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