http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1624771/
In Brasilien werden täglich laut offiziellen Angaben durchschnittlich 137 Morde verübt, die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein. „Pais registra um Carandiru por dia.“
In der INSI-Rangliste der für Journalisten gefährlichsten Länder der Welt steht Brasilien 2012 auf Platz 8.
Auffällig viele Bewohner Sao Paulos, so ist immer wieder in der Stadt zu hören, waren wegen der hohen Kriminalitätsbelastung Rio de Janeiros noch nie am Zuckerhut und haben dies auch bis zum Rest ihres Lebens nicht vor.
Bemerkenswert ist, wieviel Lob daher ein Gewalt-Gesellschaftsmodell diesen Zuschnitts von hochrangigen mitteleuropäischen Politikern, darunter aus Deutschland, seit Jahren erhält.
Kein IS-Terror – Medienfoto von Geköpften aus Brasilien – strategischer Partner der Merkel-Gabriel-Regierung. Ausriß.
“Von allen linken Präsidenten hat Lula, der als am wenigsten links eingeschätzt wird, die größten Erfolge.” Gregor Gysi
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Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
“Moderne Scheiterhaufen aus Autoreifen”:
Brasilien und Manipulationsmethoden:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/08/24/brasilien-und-aktuelle-manipulationsmethoden-wie-medienkonsumenten-teils-ueber-jahrzehnte-fuer-dumm-verkauft-werden-mottowas-kuemmert-mich-mein-geschwaetz-von-gestern-prof-robert-kappel-darf-na/
Die deutsch-brasilianischen Beziehungen sind politisch, wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich breit verankert. Sie basieren auf gemeinsamen Werten und übereinstimmenden Auffassungen zur globalen Ordnung. Brasilien ist das einzige Land in Lateinamerika, mit dem Deutschland durch eine „strategische Partnerschaft“ verbunden ist. (Auswärtiges Amt, Berlin)
Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur.
”Hitler irrte zwar, hatte aber etwas, das ich an einem Manne bewundere – dieses Feuer, sich einzubringen, um etwas zu erreichen. Was ich bewundere, ist die Bereitschaft, die Kraft, die Hingabe.” Ist das Zitat von Lutz Bachmann, Björn Höcke oder von SPD-Idol Lula?
Wem nützt die Banditendiktatur?
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
2013 startet Deutschlandjahr in Brasilien: http://www.alemanha-e-brasil.org/de
Ausriß, Rio-Lokalzeitung, Scheiterhaufen-Opfer, 7.11.2012. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
„Säuberungen“ in Slums:
Hintergrund:
Massaker, Blutbäder, Todesschwadronen, lebendig verbrannte Obdachlose, von Mord bedrohte Ordensbrüder – könnt ihr Franziskaner in Deutschland, in den deutschen Kirchen überhaupt vermitteln, unter welchen Extrembedingungen Ihr in Sao Paulo Seelsorge leistet, Menschen in Not helft?
Johannes Bahlmann, Ordensoberer in Sao Paulo und Rio de Janeiro(inzwischen Bischof in Obidos), im Website-Interview: Ich nenne es „vergessener Krieg”, in dem wir hier leben – all die unglaublichen, absurden Geschehnisse unseres Alltags kann man vielen Deutschen nur schwer begreiflich machen. Diese komplexe Lage hier ist in Deutschland nur schwer zu vermitteln. Nur wer hier gewesen ist, die Dinge mit eigenen Augen gesehen hat, kann eigentlich nachvollziehen, in welche Realität wir Franziskaner eingebunden sind. Selbst in verschiedensten Kreisen Brasiliens geht es mir so: Vieles Furchtbare wird verdrängt, man blockt ab, will sich damit nicht auseinandersetzen, will es nicht wahrhaben. In den Medien wird viel über den Irakkrieg, Kriege in Afrika berichtet – und dabei oft vergessen, daß hier in Sao Paulo ebenso viele Menschen oder sogar noch mehr als in manchem fernen kriegerischen Konflikt getötet werden, auch wir hier im Grunde genommen wie in einem Krieg leben. Es gab sogar Massenmorde an Obdachlosen. Wir Franziskaner sind hier in friedensstiftender Mission, wollen hier Frieden schaffen.
http://oglobo.globo.com/pais/governo-engaveta-projeto-de-reducao-de-assassinatos-3536649
„Governo suspende plano para reduzir homicidios.“(O Globo)
„O governo suspendeu, por tempo indeterminado, a elaboração de um plano de articulação nacional para a redução de homicídios, um dos pilares da política de segurança pública anunciada pelo ministro da Justiça, José Eduardo Cardozo, no início do ano. A decisão surpreendeu e irritou integrantes do Conselho Nacional de Segurança Pública (Conasp), que acompanham a escalada da violência no país.“( O Globo)
„Hätte jedes Land einen Präsidenten wie Lula, dann wäre unsere Welt ein besserer Ort. Er ist kein Politiker, er ist ein Staatsmann.“ Deutscher Leserbrief an die „Zeit“.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/1651902/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/07/eu-lateinamerika-karibik-stiftung-startet-in-hamburg/
Beinahe täglich weisen die Landesmedien nach, daß die offiziellen Mordzahlen zu niedrig angesetzt, nicht korrekt sind. Wer heute mit offenen Augen durch Brasilien reist, bemerkt beinahe überall die Anzeichen der Gewaltkultur. Bedenklich, wenn selbst in den ermüdenden Bahia-Staus Autofahrer ganz offen vorm Wiedereinsteigen in den Wagen die Revolver im Hosenbund wieder in die beste, griffbereite Position rücken, um für mögliche bewaffnete Attacken von Autoräubern gerüstet zu sein.
Von Slumperipherien wie in Fortaleza wird zum Jahresende bekannt, daß dort Lynchen auffällig häufiger wird. Schon der Verdacht, ein Fahrrad gestohlen zu haben, reiche aus, um von einer Gruppe oder Menschenmenge totgeschlagen zu werden, betonten Slumbewohner gegenüber dieser Website. Im Action-TV von Fortaleza, so Stadtbewohner, werden Lynchaktionen inzwischen sogar live übertragen, begeistern sich Zuschauer an Sadismus und Brutalität der Mordpraxis.
„Hätte jedes Land einen Präsidenten wie Lula, dann wäre unsere Welt ein besserer Ort. Er ist kein Politiker, er ist ein Staatsmann.“ Deutscher Leserbrief an die „Zeit“.
“Der Linksruck in Lateinamerika in den vergangenen Jahren weckt Hoffnungen.” Rosa-Luxemburg-Stiftung
Lynchjustiz in Rio de Janeiro – Ausriß – Nachrichtenmagazin “Isto é “. Das Opfer wird lebendig verbrannt. “Isto é interviewt die Lyncherin, die Holz aufschichtete und das Feuer entzündete, schürte.” Wie das Foto zeigt, sind brasilianischen Kindern und Jugendlichen derartige Situationen geläufig – die Fotos davon ohnehin.
Angeli, größte brasilianische Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” Ende Oktober 2012 politisch unkorrekt zur Gewaltkultur in Lateinamerikas größter Demokratie:”Ja, wir überfallen, vergewaltigen und morden. Das hat einen Superspaß gemacht.”
Gewalt-Gesellschaftsmodelle scheinen unterdessen auch in Mitteleuropa Anklang zu finden, darunter das Modell der No-Go-Areas – diese werden bereits zügig eingeführt. Nicht nur Juden meiden in Berlin bestimmte Viertel . http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/05/ajatollahs-und-ihre-untergebenen-nehmen-den-platz-von-hitler-wieder-ein-und-predigen-tagtaglich-die-eliminierung-der-juden-brasiliens-groste-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zum-antisemiti/
Wie es hieß, ging in Sao Paulo seit 1991 die Zahl der Ausländer von 337400 auf 206600 zurück(minus 63,3 Prozent), in Rio de Janeiro lag der Rückgang sogar bei 79,50 Prozent. Laut Regierungs-und Mainstream-Propaganda handelt es sich indessen gerade bei Rio de Janeiro um eine wunderbare, gerade für Ausländer hochattraktive Stadt.
Auf ganz Brasilien berechnet, lag der Rückgang insgesamt bei 40 Prozent.
Rio-Imagekampagnen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/07/brasiliens-imagekampagnenfavela-mangueira-ist-viel-besser-als-new-york-rios-burgermeister-eduardo-paes-in-landesmedien/
“Brasilien wird mit gutem Humor, gutem Leben sowie mit Karneval assoziiert”, schreibt Forbes. Der Karneval sei dabei sehr wichtig – es sei jenes klassische Bild, das die Leute von Rio hätten, ein Image der Glückseligkeit, heißt es weiter. Rio sei ein Ort, wo jedermann gerne hinmöchte. Rios Bürgermeister Eduardo Paes sagte dazu:”Die Welt entdeckt, was wir längst wissen: Rio ist der beste Platz zum Leben und Arbeiten.”
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/04/rio-las-dich-umarmen-gilberto-gil/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Kardinal Raymundo Damasceno Assis, Präsident der brasilianischen Bischofskonferenz CNBB, zitierte zu Weihnachten 2011 offizielle Angaben, denen zufolge die die Gesamtzahl der Morde 2010 bei fast 50000 gelegen habe. Assis wies auf die vielfältigen Ursachen und kritisierte entsprechende Versäumnisse der Regierungspolitik:”Pazé dom e obra a ser construida.”
Laut Landesmedien hat die Gewaltzunahme in Brasilien in den letzten 30 Jahren zu rund 1,1 Millionen Toten geführt. Dies sei weit mehr als im 53 Jahre währenden Streit zwischen Israel und den Palästinensern, mit rund 125000 getöteten Zivilisten – im 24 Jahre währenden Guatemala-Bürgerkrieg mit etwa 400000 Toten – in neun Jahren Irakkrieg mit etwa 110000 Toten. in 67 brasilianischen Städten liege die Mordrate über Irakkrieg-Niveau, hieß es.
Gemäß den brasilianischen Expertenanalysen dürfte die “Barbarei” weiter zunehmen, falls die Regierung nicht effizient eingreife. Das Land erleide zumindest seit dem Beginn der 80er Jahre eine ernste Krise der öffentlichen Sicherheit.
Angesichts der Gewaltresultate erhält die brasilianische Regierung aus Europa sehr viel Lob für ihren Kurs. Brasiliens Schriftsteller Joao Ubaldo Ribeiro schrieb 2011 in Bezug auf die Gewaltsituation in einer seiner Pressekolumnen, daß er über Verbrechens-Auswüchse, aber auch absurde Fälle von Straflosigkeit seinen ausländischen Freunden nichts erzähle, weil sie derartiges nicht glaubten.
Der von Deutschstämmigen geprägte südbrasilianische Teilstaat Santa Catarina hat gemäß den Medienangaben die geringste Mordrate im Land. DieStadt Simoes Filho in dem von einem Gouverneur aus Lulas Arbeiterpartei regierten Teilstaat Bahia hat Brasiliens höchste Mordrate.
Brasilien hat rund 190 Millionen Bewohner. Im Jahr 2010 gab es in Deutschland, mit rund 82 Millionen Bewohnern, 814 Mordopfer, laut Bundeskriminalamt.
In Brasilien wird ein beträchtlicher Teil der Morde mit Messern verübt – angesichts der Gewaltsituation ist das Medieninteresse entsprechend groß – Fotoserie: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
2010 war das Jahr des Präsidentschaftswahlkampfes von Dilma Rousseff – die Gewaltproblematik spielte indessen nur eine sehr untergeordnete Rolle – wie in vorangegangenen Wahlkämpfen.
Zeitungsausriß.
Angesichts dieser Situation ist das Lob aus neoliberalen Staaten wie Deutschland entsprechend stark.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/07/eu-lateinamerika-karibik-stiftung-startet-in-hamburg/
ThyssenKrupp in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/12/thyssenkrupp-in-rio-de-janeiro-rede-von-ekkehard-schulz-inzwischen-auch-aus-dem-aufsichtsrat-befordert-bei-der-einweihung-des-stahlwerks-im-mangrovensumpf/
Gefangenenseelsorge, Pastor Wolfgang Lauer: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1624771/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/07/brasiliens-boom-und-die-slumhutten/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/31/ostern-christus-in-mariana-ouro-preto/
Bischof Cristiano Krapf, Jequie, Bahia:
outubro 26th, 2011
Mais Perguntas e Palpites do MC que vive no presente e pensa no futuro
Economia e política, dinheiro e juros, para muitos nada têm a ver com religião. Para o MC, tais assuntos não são coisas alheias à fé, nem fora dos mandamentos de Deus.
No livro do êxodo temos uma proibição que parece sem sentido para o mundo atual dominado pelo dinheiro do capitalismo. Até na China.
O texto fala da proibição de juros como ensinamento de Deus. Se emprestares dinheiro a alguém do meu povo que precisa, não sejas usurário que cobra juros. Ezequiel diz coisa parecida: O homem justo não empresta com usura, não cobra juros.
Alguém dirá que tais textos são coisa do Antigo Testamento, proibições que foram abolidas pelo Evangelho de Jesus que nem tomava posição na querela sobre os impostos que o povo judeu devia pagar ao império de Roma.
No entanto, a Igreja também proibia juros durante 15 séculos, e os primeiros protestantes também, por mais tempo nas igrejas reformadas de Calvino. Com isso, o negócio dos juros e dos bancos ficou para judeus, que só não cobravam juros dos seus irmãos. Ficavam ricos e despertavam a inveja dos outros, até o extremo do nazismo que perseguia os judeus para ficar com o dinheiro deles.
Jesus deixou claro outro princípio: Não podeis servir a dois senhores, a Deus e ao dinheiro. É preciso escolher, colocar o Senhor em primeiro lugar, e amar aos outros mais que ao dinheiro. Acontece que o mundo mudou, e o capitalismo chegou.
O dinheiro vai ocupando cada vez mais o centro dos interesses da sociedade e das pessoas, da política e até da religião, se não tivermos cuidado.
Do capitalismo temos o pior no Brasil: Dinheiro dá poder. O poder dá dinheiro. O dinheiro produz dinheiro para quem tem dinheiro, por meio dos juros mais altos do mundo, em vez de produzir serviços melhores para todos e criar mais empregos por meio de investimentos produtivos.
Juros exagerados paralisam o desenvolvimento do país e fazem crescer a dívida pública interna. Até Governos “da esquerda” continuam colocando em primeiro lugar os interesses do capital financeiro.
A combinação dos maiores juros do mundo com a valorização do Real fez do Brasil o lugar mais atraente para o capital financeiro mundial. Em poucos anos, investidores estrangeiros tiveram lucros acima de cem por cento para seus dólares. Adivinhe quem os pagou. Alguém sabe qual é o tamanho do pedaço do Brasil alienado aos estrangeiros no tempo do Real? (terras, escolas, hotéis, empresas, bancos, ações)
Teorias econômicas seguem os ventos dos acontecimentos que pretendem explicar. A mais complicada dessas teorias apareceu agora, com o nome de SAMBA. Ganhou até um prêmio Nobel. Parece mesmo um samba de doido, feita para não ser entendida por ninguém que não seja do ramo. Muitos economistas, porém, continuam adeptos de teorias variadas. Por isso, o MC prefere fazer a sua também.
A realidade não é tão complicada como eles dizem. Não é tão difícil entender que juros favorecem a quem os recebe, e prejudicam a quem deve pagar. Quanto aos juros sobre a dívida pública interna, quem paga é o Governo que deixa de investir em infraestrutura e serviços públicos, e transfere aos ricos vinte bilhões por mês. Pelo programa Bolsa Família transfere aos pobres vinte bilhões por ano.
Os donos do capital recebem muito mais ainda em juros sobre compras fiadas e empréstimos, coisas que a propaganda do dinheiro recomenda ao povo fazer.
Para o MC, observador atento da economia brasileira, já ultrapassada até pela China “comunista”, o Banco Central deve dar continuidade à redução dos juros iniciada em Agosto. Espera que não se deixe intimidar por argumentos contrários fabricados por economistas a serviço do capital financeiro com o pretexto de combater a inflação. Numa democracia, o comando da política econômica deve ser do Governo, e não de economistas de bancos que são parte interessada nos juros.
A necessidade de controlar a inflação serve de pretexto para manter os juros nas alturas. Se a inflação é causada pelo desequilíbrio entre procura e oferta, existem dois caminhos para segurar a inflação: o caminho do freio que passa pela diminuição do consumo, e o caminho do desenvolvimento que passa pelo aumento da produção.
O freio é mais eficiente no começo, mas atrapalha o crescimento e faz a inflação voltar depois com força maior. O caminho de aceleração do crescimento é menos eficiente num primeiro momento, mas conduz a um desenvolvimento maior, com a inflação recuando depois.
Oferecendo dinheiro e outros favores, o Governo contribui para melhorar um pouco a situação dos mais pobres. De quebra, ganha milhões de votos e faz a inflação subir, fazendo aumentar o consumo sem aumentar a produção. Dar dinheiro a quem não trabalha é tirar dinheiro de quem trabalha. È urgente passar a substituir medidas paternalistas de esmolas por medidas que criem empregos produtivos e ofereçam aos pobres a possibilidade de melhorar de vida com seu próprio esforço.
Nossos economistas apresentam a inflação como bicho papão que procura devorar os recursos dos pobres. Na realidade, o prejuízo maior da desvalorização do dinheiro é dos donos do dinheiro. Para garantir seus lucros procuram manter os juros sempre distantes da inflação. Até agora conseguiram juros reais acima de 6% ao mês, ainda os maiores do mundo.
Os donos do dinheiro tiveram prejuízo com a desvalorização do real. Por isso querem segurar o valor ainda irreal do Real com o velho pretexto de segurar a inflação, mesmo sabendo que a desvalorização do Real fortalece a economia brasileira. O dólar mais caro faz subir alguns preços, especialmente de produtos importados e viagens ao exterior, mas é muito melhor que medidas protecionistas contra importações.
Para o MC, a inflação não é o pior inimigo da economia do povo. O primeiro passo elementar para penetrar nos segredos da ciência econômica é entender que o dinheiro é mercadoria sujeita às mesmas leis de mercado de outras mercadorias.
A depender do ponto de vista, a inflação pode ser vista como diminuição do valor do Real em relação às outras mercadorias e outras moedas, ou como valorização das outras mercadorias em relação ao Real. Toda inflação tem aspectos positivos.
Num primeiro momento, o aumento de preço de qualquer produto faz subir a inflação geral. Mas o aumento de preços de certas coisas é bom para o país. Um dólar mais caro “prejudica” apenas os mais ricos e os faz exportar menos dinheiro com importações de artigos de luxo e viagens ao exterior.
O preço maior de alguns produtos exportados (minérios, óleo de soja, açúcar, café, etc.) não pesa muito no bolso do povo e é importante para a economia do país. Preços altos de outros produtos pesam mais, mas podem tornar-se muito importantes para a preservação da natureza e dos recursos naturais: Combustíveis e carros, energia elétrica e artigos desnecessários para uma vida digna. Mesmo sem levar em conta que os recursos naturais estão a caminho do esgotamento, tente imaginar como será a vida nas cidades, se a produção de carros crescer por muito tempo no mesmo ritmo que cresce agora.
A China sozinha, se continuasse a crescer no ritmo atual nas próximas décadas, iria consumir mais recursos naturais que a humanidade inteira hoje. Não será possível. Os outros querem crescer também, no mesmo planeta.
No século passado, a esquerda insistia na necessidade de repartir o bolo, e a direita dizia que o bolo precisava primeiro crescer. Então ainda se podia dizer que a gastança dos ricos favorecia os pobres com mais empregos. Agora, todos precisam perceber que o crescimento tem limites. Mais, todos precisam aprender a viver de acordo com essa realidade. Num planeta de recursos limitados, o padrão de vida dos mais pobres só pode melhorar na medida da diminuição do luxo dos mais ricos.
Está chegando a hora de levar a sério os problema do aquecimento global e dos limites dos recursos naturais, com a necessidade de todos adotarem um estilo de vida mais modesto. O preço maior de coisas desnecessárias pode conseguir mudanças de atitude que bons conselhos não conseguem. Alternativas possíveis: Uma terceira e última guerra mundial, ou desastres naturais de proporções globais.
A meta de um crescimento sem limites já não é questionado apenas por economistas preocupados com a inflação. A nova meta è um crescimento sustentável.
O MC dá palpites como cidadão atento aos acontecimentos e aos argumentos. Está preocupado com a situação no Brasil e no mundo, na política e na Igreja.
Os problemas não se resolvem com gritarias contra capitalismos e contra neoliberalismos, contra agronegócios e contra projetos do Governo. Para onde vai levar certa radicalização no campo apoiada por setores da Igreja, coisa parecida com o tempo das ligas camponesas antes da revolução dos militares?
Revoluções derrubam governos e aceleram mudanças, mas às vezes para pior. Atrasam a construção democrática de um país melhor num mundo melhor. Só com cidadãos melhores teremos melhoras maiores.
Na Igreja, muitos clamam por mais democracia. Na realidade, as democracias, inspiradas em idéias de filósofos gregos, surgiram por influência do cristianismo, nos países com maioria de cristãos, a partir dos ideais do evangelho de fraternidade.
Mesmo assim, a Igreja não pode ser uma democracia onde tudo é resolvido pelo voto da maioria. Dioceses e paróquias também não podem ser inteiramente democráticas. A igreja tem muita coisa boa a conservar e precisa continuar para sempre a missão que recebeu de Jesus.
No município estamos caminhando para dias agitados de um ano de eleições. Vereadores e candidatos querem aumentar as possibilidades de serem eleitos com o aumento do número de vereadores. Para o MC, que não quer ser cabo eleitoral de ninguém, o importante não é a quantidade, mas a qualidade: Que todos que forem eleitos se ponham a serviço da construção de uma comunidade melhor para todos.
A política é a nobre arte de cuidar do bem comum, de colocar os interesses da comunidade acima de vantagens pessoais. O mandamento do amor ao próximo serve para todos, crentes e descrentes. O outro mandamento-chave, de amar a Deus acima de tudo, talvez não diga nada para ateus. Mesmo assim, será que existe alguém que não consegue ver que o mundo seria bem melhor se todos procurassem seguir os ensinamentos de Jesus?
Por que será que candidatos católicos atuantes não têm apoio político maior dos companheiros na caminhada da fé que os conhecem? Será que é por isso mesmo, por conhecer também suas limitações e seus defeitos? Preferem candidatos que só conhecem pela propaganda eleitoreira das suas qualidades e das suas promessas? Um bom católico deve ser um bom cidadão, um bom político.
Não pergunte o que a cidade pode fazer por você! Procure descobrir e fazer o que você pode fazer pela cidade! (Lembrando um apelo de John Kennedy
Um caso de multiplicação de dinheiro
março 20th, 2010
Um brasileiro ganha cinco milhões de salários mínimos
Não acredita? Pode conferir. Temos um novo recordista mundial. Nunca neste mundo alguém ganhou tanto dinheiro em tão pouco tempo. Em nenhum lugar os bancos estão lucrando tanto como no Brasil.
Segundo a revista Forbes deste mês, um brasileiro está em oitavo lugar na lista dos homens mais ricos do mundo. Ganhou 19,5 bilhões de dólares em doze meses, aumentando seu dinheiro de 7,5 para 27 bilhões. Acho que vai ficar no quarto lugar no ano que vem. Teve um lucro de 1625 milhões de dólares por mês.
São quase 3 bilhões de reais por mês, mais que 5 milhões de salários mínimos. O programa fome zero recebe metade disso para 10 milhões de famílias. Convido o leitor interessado em números a comparar o lucro desse homem com os investimentos públicos nos diversos setores da economia.
Acredito que Eike Batista seja um cidadão honesto, nem corrupto nem ladrão comum. Um brasileiro que investe no país. Sabe tirar proveito de leis e políticas econômicas que priorizam o lucro dos donos do dinheiro. Políticos e economistas com o poder e as chaves do cofre na mão prendem o dinheiro. Não querem deixar muito dinheiro em circulação, para poder alugá-lo com o máximo de juros que a sociedade possa tolerar e aguentar. Uma sociedade amedrontada por eles com o espantalho da inflação.
Agora mesmo o Governo quer cortar mais 21 bi de um orçamento já apertado, para garantir os juros que continua pagando aos ricos do país e de fora pela dívida pública interna.
Será que um crescimento de 8% com inflação de 6% não vale mais que um crescimento de 4% com inflação de 4%? Por que não pisar no acelerador de metas de crescimento, em vez de pisar no freio de metas de inflação? Por que não apoiar mais o valor real da produção, e menos o valor irreal do Real?
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março 8th, 2010
Uma política econômica do poder do dinheiro para o dinheiro
Num mundo cada vez mais governado pelo dinheiro e orientado para o lucro, a Campanha da Fraternidade traz ao presente a advertência feito por Jesus quando o dinheiro ainda não era o ídolo maior: Não podeis servir a Deus e ao dinheiro.
Tal afirmação pode provocar reações superficiais de rejeição ou levar a um questionamento: Para que é que vivemos? O que é que queremos na vida? Neste mundo de confusão de valores existe um valor que ninguém questiona: O dinheiro.
Quanto a Deus, muitos duvidam até da sua existência e não têm certeza que é aquele que existe por si mesmo, que não é feito por outro, que criou o mundo e o homem com a missão de cuidar da terra como colaborador de Deus.
Tal verdade parecia conquista definitiva da filosofia dos gregos e da revelação da Bíblia, mas agora prevalecem as teorias do ateísmo, as práticas do materialismo, as dúvidas do agnosticismo e do relativismo que negam a possibilidade de certezas e perguntam com Pilatos: O que é a verdade?
O Depósito Compulsório dos Economistas que têm medo do Crescimento
Não sou economista, mas não tenho medo de questionar os argumentos apresentados por doutores em economia. O mais arrogante deles costuma chamar de ignorantes a todos que não concordam com suas teorias fabricadas para defender os interesses do capital financeiro que é o patrão dos economistas.
Depois de aliviar um pouco o freio do compulsório diante da crise econômica mundial, o Banco Central já está aumentando de novo esse confisco de dinheiro. Por que será que os bancos não reclamam? Para que deixar mais 71 bilhões parados? Para que aumentar de novo o aperto monetário? Para que procurar dinheiro no exterior, com juros pesados a pagar no futuro, ou com crescente desnacionalização do Brasil, em vez de investir os 500 bilhões que o BC sequestra e deixa mofando sem produzir? Economistas dizem que falta poupança interna para investir, mas deixam quase metade dessa poupança presa nos cofres do BC.
Vejo certa confusão entre causas e objetivos, entre razões alegadas e motivos reais. O que os donos do dinheiro querem mesmo é que sua mercadoria esteja escassa para que possam cobrar um aluguel elevado, os juros mais altos do mundo.
Alegam os donos da política econômica que precisam “enxugar o mercado” para controlar o bicho papão da inflação. Economistas do atraso querem segurar o consumo, em vez de incentivar a produção. Investimentos na produção precisam de juros baixos, mas o capital financeiro quer o lucro maior dos juros maiores.
Será que algum economista não sabe que o dinheiro é sujeito à lei de procura e oferta, como outra mercadoria qualquer? Não é por isso mesmo que adotam medidas que aumentam o custo dos investimentos, o preço do aluguel do dinheiro, para cobrar os juros e receber o lucro que querem? Temos o pior do capitalismo, aquele que faz o dinheiro produzir dinheiro para quem já tem, em vez de fazê-lo produzir desenvolvimento para todos com investimentos a juros viáveis.
Alegando que os juros precisam ser altos para limitar o crescimento e proteger o povo contra o espantalho da inflação, o Copom já quer aumentar seus juros de novo. Na realidade, o interesse maior do capital está no juro real, na distância entre inflação e juro nominal. Gostam do Real forte que ajuda a preservar o preço do seu dinheiro e pode ajudar a segurar a inflação atual, mas é caminho seguro para novos apertos no setor produtivo e novos problemas nas contas do país.
Jornais de hoje trazem duas páginas inteiras de propaganda do Banco do Brasil. Com tanto dinheiro dos bancos, a imprensa vai ter interesse em publicar artigos que possam questionar a política econômica que favorece os bancos e outros donos do dinheiro? Num ano de crise financeira, o BB teve um lucro acima de dez bilhões, e o Itaú e o Bradesco também.
Diz a propaganda que o BB é o único banco que tem a maior parte do seu lucro investido no país. Para onde vai? A outra parte, e o lucro de outros bancos “estatais”, para onde vai? Apesar do lucro fabuloso, o BB ainda quer aumentar o seu capital em 8 a 10 bilhões com a venda de novas ações. Qual será a parte que vai para estrangeiros? Temos uma desnacionalização progressiva da indústria, dos bancos, do agronegócio e de propriedades rurais, do comércio e de outros serviços. Não sei qual é a participação dos estrangeiros em outras Estatais, mas na “nossa” Petrobrás já está acima de 30%.
Um banco público dever ser para o povo, mas para certos economistas a prioridade do Banco do Brasil deve ser outra: garantir o lucro dos acionistas. Empresas devem aprender a arte difícil de servir a dois senhores, ao povo e aos donos, mas o Governo e as Estatais precisam estar a serviço do bem comum.
O Governo Lula tinha necessidade de um freio de arrumação, para superar uma desvalorização exagerada do Real. Mas foi eleito para mudar, e já podia ter mudado as prioridades. Ajudou a melhorar a vida de milhões de pobres pelo bolsa família, mas entrega dez vezes mais aos ricos, em juros sobre a dívida pública interna, uns 150 bilhões por ano, muito mais do que investe em educação, infraestrutura e saúde. Está na hora de mudar.
A Campanha da Fraternidade quer provocar reflexões sobre os problemas da economia e da ecologia, na esperança de contribuir para que o dinheiro seja para o homem, e não o homem para o dinheiro. A humanidade inteira precisa enfrentar o esgotamento iminente dos recursos naturais. Países e pessoas devem aprender a superar a mentalidade egoísta que diz: Farinha pouca, meu pirão primeiro.
As palavras economia e ecologia têm a mesma raiz: Conhecimento da casa e administração da casa. Devemos unir as forças para enfrentar os desafios do presente e preservar nossa casa comum para o futuro. Desenvolvimento sim, desperdício não. Está na hora de praticar um novo tipo de jejum, o jejum ecológico de um estilo de vida mais modesto que todos possam viver.
Jequié, 26 / 02 / 10 + Cristiano Krapf
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outubro 18th, 2009
O Paraíso doCapital Financeiro
O estrangeiro que investiu um milhãode dólares na Bovespa nos primeiros anos do Governo Lula tinha seu capital emdólares dobrado em menos de três anos, se teve a esperteza de retirar seu dinheiroantes de Setembro de 2008. Quem foi que pagou a conta? O povo brasileiro.
Esse lucro fabuloso do capitalfinanceiro internacional aconteceu durante o governo do PT que tinha um discursoanticapitalista e nacionalista, quando ainda estava na oposição. Bem, o capitalfinanceiro brasileiro também ganhou a sua parte. Cresceu muito o número demilionários brasileiros.
É verdade que o especuladorfinanceiro que não teve a esperteza de retirar o seu dinheiro no início da criseperdeu uma parte dos seus lucros. No entanto, tudo já foi recuperado, e o lucrodo investidor estrangeiro na bolsa brasileira cresceu num ritmo ainda maisligeiro.
Quem investiu seus dólares na bolsabrasileira no fim do ano passado, teve seu capital dobrado em apenas nove meses.Quem colocou um milhão de dólares, já pode retirar dois milhões. Quem é que vaipagar a conta? O Brasil voltou a ser o paraíso do capital financeiro.
Enquanto os ricos ficavam maisricos, os pobres ganhavam esmolas do governo, no melhor estilo do capitalismoruim que gosta de distribuir uns anéis para não perder os dedos. Para não perderseus privilégios, o capital oferece pão e circo aos pobres, alimentos edivertimentos. Para ganhar eleitores, governos fazem o mesmo. Não há dúvida queessa política contribuiu para aliviar a situação atual de muitos brasileiros.
Foi um quebragalho para o momento.Mas a missão do Governo é outra: Criar estruturas que ofereçam oportunidade detrabalho a todos para que possam progredir com seu próprio esforço em vez dedepender de esmolas.
Em artigo escrito no começo domilênio avisei que o capital internacional viria correndo para o Brasil, logoque tivesse confiança no nosso futuro. Nenhum outro lugar no mundo ofereciatantos atrativos. Aconteceu. No meio da crise atual dei o mesmo recado. Estáacontecendo de novo. Bom para o país? Pode ser. Bom para o capital financeiromundial e nacional? Com certeza.
A vinda maciça de capital estrangeiropode parecer coisa boa. No momento pode favorecer o desenvolvimento do Brasil.No entanto, contribui para aumentar a cotação do Real. O Real forte tambémparece coisa boa. Ajuda a segurar a inflação. Num prazo mais longo, põe um freiono crescimento do país. Favorece importações baratas. Asfixia nossa indústria eagricultura. Dificulta a criação de empregos.
Jequié, 17 de outubro de 2009CristianoKrapf
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maio 18th, 2009
Uma tentativa de entender razões escondidas nos porões complicados da política econômica.
Não podeis servir a dois senhores… a Deus e ao dinheiro. Quando Jesus falou assim, o dinheiro ainda era uma coisa sem maior importância na vida. Agora, dois mil anos depois, é o dinheiro que governa o mundo e domina as preocupações da maioria das pessoas, dos ricos e dos pobres.
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Política econômica ainda favorece o capital financeiro
abril 26th, 2009
Bancos no Brasil prosperam em plena crise mundial
Para não terem seu lucro reduzido, querem agora reduzir os juros da caderneta de poupança.
Os Bancos que operam no Brasil e outros donos do capital financeiro, nacionais e estrangeiros, conseguiram em poucos anos multiplicar seu dinheiro em dólares, até julho de 2008, pelos juros mais altos do mundo e pela valorização exagerada do Real.
A crise atual os fez perder uma parte desse lucro, pela desvalorização do Real e das ações. Agora, em plena crise mundial, os bancos lá fora continuam perdendo, mas os “nossos” bancos estão lucrando novos bilhões. Como ninguém pode ganhar sem que tenha alguém pagando, seria importante descobrir quem é o pagador. Read the rest of this entry »
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março 14th, 2009
Diante de notícias sobre intenções do Governo de querer resolver com novos remendos possíveis dificuldades futuras e reduzir ainda mais os juros da popança que já são inferiores à metade dos juros do Copom, resolvi colocar uns remendos no meu artigo sobre nosso capitalismo ruim que coloquei na noite passada. Vai aqui o texto atualizado :
Nosso Capitalismo Parasita
O capitalismo ruim faz o dinheiro produzir dinheiro para quem já tem.
Faz 15 anos que tento alertar sobre os estragos causados pelos juros da política econômica favorável ao capital financeiro. O Governo continua pisando no freio do aperto monetário, com o pretexto de proteger o país contra o fantasma da inflação.
Não se pode esperar do banqueiro que deixe de privilegiar o capital. Com a redução dos juros básicos de 12,75% para 11,25 %, o Estado economiza um bilhão por mês, mas ainda entrega uns dez bilhões mensais aos ricos, dez vezes mais que o dinheiro dado aos pobres pelo Bolsa Família. Mais que o dinheiro aplicado no PAC e na educação.
Agora, assustado pelo espectro da recessão e pressionado pelos que pagam o preço da agiotagem oficializada, o poderoso Meirelles finalmente reduziu os juros um pouco. Mais um remendo pequeno demais para o tamanho do buraco. Read the rest of this entry »
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O relativismo dos Números na Economia
fevereiro 16th, 2009
Palpites de um filósofo metido a economista
Números divergentes sobre inflação, desemprego e crescimento do passado, do presente e do futuro, e divergências sobre o tamanho dos juros mais adequados que o Governo devia adotar, me levaram a refletir sobre os medidores da economia.
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Economistas a serviço dos interesses do Capital Financeiro
fevereiro 6th, 2009
CEGOS ATIRANDO
Na crise econômica mundial podemos ver economistas e políticos atirando a esmo como cegos em tiroteio. Doutores em economia que foram incapazes de adivinhar a chegada da crise atual agora pretendem conhecer as causas e indicar os remédios. Read the rest of this entry »
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fevereiro 4th, 2009
JUROS SOBRE JUROS
Observações de um Questionador e Perguntas de um Observador
No nosso capitalismo acontecem coisas estranhas. Um grande devedor faz questão de pagar juros de agiota sobre suas dívidas. Parece coisa de Português, mas é coisa de Brasileiro. Com juros sobre juros, a nossa dívida pública interna se multiplicou por dez em doze anos, em reais. Em dólares, “apenas” triplicou. Teria crescido ainda mais, se parte dos juros não fosse pago através do superávit primário conseguido em detrimento do crescimento do país. Read the rest of this entry »
Tags: Auslandspropaganda, Lula-Regierung, Menschenrechte, Propaganda, Rüstung
Die Lula-Regierung hat in den ersten drei Monaten von 2010 laut einer Analyse von Rolf Kuntz(O Estado de Sao Paulo) umgerechnet rund 90 Millionen Euro für Propaganda ausgegeben, indessen beispielsweise nur etwa 30 Millionen Euro für “Saneamento”, also Wasserversorgung sowie Abfall-und Abwasserbeseitigung, Seuchenbekämpfung und Straßenreinigung, zugunsten von Gesundheit und Umweltschutz – alles Bereiche, die vor allem in den Slums sehr im Argen liegen, obwohl Staat und Regierung per Gesetz und Verfassung sehr genau definierte Aufgaben und Pflichten haben. Laut Kuntz erhöhte die Lula-Regierung damit ihre Propaganda-Ausgaben gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 81,6 Prozent. Wie die Qualitätszeitung weiter berichtet, erhöhte die Lula-Regierung in nur sechs Jahren die Propagandaausgaben um 48 Prozent. 2003, zum Amtsantritt, hätten 499 Medien Regierungsgelder für Propaganda-Verbreitung erhalten, 2009 indessen schon 7047 Medien. Viele brasilianische Politiker besitzen Medien – und zahlreiche Medien Brasiliens sind den Angaben zufolge von Regierungspropaganda regelrecht abhängig, würden andernfalls eingehen – diese werde daher zum politischen Instrument. In einem Präsidentschaftswahljahr wie 2010 begünstige die Propaganda Brasilias zweifellos den Regierungskandidaten, also Dilma Rousseff.
Für Propagandazwecke ausgegebene Mittel fehlen indessen dann auch beispielsweise im Bildungs-oder Gefängnisbereich, bei der Aidsbekämpfung: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/15/brasilien-erste-potenz-der-halbgebildeten-gustavo-ioschpe-in-veja-zur-bildungssituation-unter-lula/
Hungerbekämpfung und Rüstungsausgaben: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/08/15/brasilias-u-boot-geschaft-mit-paris-so-teuer-wie-zwei-jahre-anti-hunger-programmbolsa-familia-meldet-o-globo/
In Ländern wie Deutschland erhält die Lula-Regierung wegen dieser Politik sehr viel Lob.
Lula und der politische Bündnispartner Collor – Ausstellungsfoto in Sao Paulo.
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/28/lula-anfang-mai-zu-wirtschaftskonferenz-nach-munchen/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/16/brasil-cazuza-und-gal-costa-1989-youtube-anklicken/
Texte von 2011:
Der Militär-und Medien-Zirkus um die „Erstürmung“ und „Eroberung“ der Rio-Slumregion „Complexo do Alemão“ wäre schon jetzt ein heißes Thema auch für Deutschlands Kommunikationswissenschaftler – aber wie es aussieht, trauen sie sich nicht. Als „Farce“ hatten brasilianische Rechtsexperten und Menschenrechtspriester die Slumbesetzung vom letzten November verurteilt – und schneller als erwartet ausgerechnet von der Gegenseite die Beweise geliefert bekommen. Die schwerbewaffneten Banditenkommandos des organisierten Verbrechens sind rasch zurückgekehrt, zitieren Brasiliens Landesmedien aus vertraulichen Militärberichten. Die Gangster haben, wie es heißt, wieder Verkaufspunkte für harte Drogen installiert, der hochprofitable Rauschgifthandel geht perfekt neoliberal weiter. Der Terror gegen Bewohner des Parallelstaats der Slums ebenfalls – trotz Militärpräsenz sind mindestens vier Menschen ermordet worden. Eine Frau wird zur Abschreckung totgeschlagen, weil sie an der Plünderung eines Banditenhauses teilnahm – TV-Teams auch des Auslands hatten solche Volkszorn-Szenen am Start der Militäroperation gern gefilmt. Doch nun beklagen sich die Bewohner ausgerechnet über eine unzureichende Präsenz von brauchbaren Polizisten – von den Militärs würden die herumstreunenden Banditen gar nicht bemerkt. Viele Soldaten stammen ja just aus diesen Slums. Zudem seien 42 Militärpolizisten zwar wegen Raub, Erpressung und Übergriffen gegen die Bewohner angezeigt, doch bisher nicht bestraft worden.
Die militärische Besetzung ist Modell und Beispiel für das ganze Land, sagt der neue Justizminister Cardozo – hat er es gar böse-ironisch gemeint? Panzer, martialisch wirkende Militärpatrouillen, deren Fotos gern auch in die Erste Welt durchgeschaltet werden, sind den Angaben zufolge jedenfalls keinerlei Hindernis für die Banditenkommandos des organisierten Verbrechens. Das mag für Mitteleuropäer bizarr, grotesk, unglaublich erscheinen, für unsereinen hier ist es banale Normalität.
Immer wieder wird in der Ersten Welt behauptet, in den lateinamerikanischen Ländern zeige sich deutlich, dass die bisher praktizierte Drogenbekämpfung per Polizei und Militär nichts bringe, man sich andere Konzepte überlegen müsse. Was denn für eine Drogenbekämpfung, möchte man gegenfragen. In der Banken-City von Sao Paulo beispielsweise, der führenden Wirtschaftsmetropole Lateinamerikas, wird Crack, die zerstörerischste harte Droge, direkt neben Polizeipräsidien, Polizeiwachen massenhaft und offen verkauft und ebenso offen gleich von Hunderten konsumiert. Die Beamten im Hauptsitz der Stadtgendarmerie schauen direkt auf eine kilometerlange Straße, in der sich ganze Horden grauenhaft verwahrloster und abgemagerter Gestalten mit Crack zügig ins Jenseits befördern. Manche Brasilianer fragen daher, ob es nicht eher so ist, dass die Sicherheitskräfte, von Ausnahmen abgesehen, der unter Staatschef Lula aufgeblühten Crack-Branche eine ordentlich-angenehme Abwicklung der Geschäfte garantieren. 1,2 Millionen Brasilianer sind laut Expertenschätzungen bereits Crack-süchtig. Kenarik Felippe von der angesehenen nationalen Richtervereinigung für Demokratie (AJD): „Der Staat ist ins organisierte Verbrechen verwickelt. Besonders die Slumbewohner leiden stark unter der Gewalt durch Polizei, paramilitärische Milizen und die Banditenkommandos. Im ganzen Land, und nicht nur in Rio de Janeiro, foltern Staatsangestellte, gibt es Todesschwadronen, zu denen Staatsbeamte gehören. Man redet nur von den kleinen Fischen im Rauschgiftgeschäft, nicht von den Drogenbaronen.“ Der Richter und AJD-Präsident Luis Barros Vidal fordert, die „Farce von Rio“ auf keinen Fall zu unterstützen. „Die Geheimdokumente der Militärs zeigen, dass die Drogenmafia, der Drogenhandel in diesen Slums fortbestehen. Die regierenden Autoritäten, die von einem groß angelegten Krieg gegen die organisierte Kriminalität sprachen, machten also leere, falsche Versprechen, handeln unredlich. Wir sehen die Resultate – Tote und nochmals Tote. Selbst UNO-Friedenstruppen wären erfolglos, weil vordringlich soziale und wirtschaftliche Probleme gelöst werden müssen, die Slumbewohner vor allem feste Arbeitsplätze brauchen.“ Niemand wisse das besser als die brasilianische Regierung, früher unter Lula, jetzt unter Dilma Rousseff. „Todesschwadronen sind derzeit in Rio aktiv – doch auch in Sao Paulo, landesweit, straflos“, fügt Richter Vidal gegenüber dem Blättchen hinzu, in Brasilien fehle eine Kultur der Menschenrechte. Zu erkennen seien „starke Merkmale eines totalitären Staates, der das Gesetz nicht respektiert“; mit Blick auf Fußball-WM und Olympische Spiele am Zuckerhut werde ein Medienspektakel veranstaltet.
Und das hatte es von Anfang an in sich. In brasilianischen Qualitätsmedien, die nur einen winzigen Bruchteil der Bevölkerung erreichen, hieß es immerhin, die jüngsten Polizei-und Militäroperationen seien nur für das Ausland gedacht – de facto ändere sich nichts. Rio habe wegen der geplanten Sportereignisse international Kompetenz demonstrieren müssen, um Milliardeninvestitionen zu erhalten. Es werde wieder Wahlen geben – und die Politiker würden erneut Gelder des organisierten Verbrechens brauchen.
In mitteleuropäischen Medien weiß man’s offenbar viel besser. Rio de Janeiro wolle mit dem Drogenhandel Schluss machen, wird freundlicherweise unterstellt, obwohl sogar Rios Sicherheitschef Beltrame öffentlich erklärt, dies keineswegs vorzuhaben.
Aber richtig klasse ist der Mediengag über die „heldenhafte“ Einnahme jenes „Complexo do Alemão“: Unentwegt ballern Polizei und Militär fotogen auf nicht vorhandene Gegner, was das Zeug hält. Alles wird von zahlreichen TV-Teams direkt an der Seite der Einheiten begeistert abgefilmt und teuer weltweit verbreitet. Sozusagen „sturmreif geschossen“ fehlt nur noch die „Eroberung“ des Slumkomplexes. Dies geht so vonstatten, dass Soldaten und Elitepolizisten mit handverlesenen Journalisten einfach die Gassen zur Slumspitze hochgehen und dort die Landesfahne hissen. Schließlich hatte man den Banditenkommandos tage-und nächtelang reichlich Zeit und Möglichkeiten zum Rückzug in üblicher Guerilla-Taktik gegeben und auf eine Einkesselung verzichtet – die Gangster verteilten sich auf andere der weit über 1.000 Rio-Slums.
Wohl einmalig in der Fernsehgeschichte, wie der TV-Globo-Nachrichtenkanal vom Hubschrauber aus den problemlosen Rückzug der schwerbewaffneten Banditenkommandos aus dem Slum Vila Cruzeiro direkt übertrug. Die Konditionen, um die Banditen zu schnappen, waren bestens.Warum, so ist zu fragen, ließen Polizei und Armee die Gangster entkommen? Man saß vor dem Fernseher und traute seinen Augen nicht. Stundenlang sah man von nahem, wie sich die Verbrecherkommandos davonmachten, und bekam es von Polizeiexperten auch noch kommentiert: „Kampfhubschrauber wie die im Vietnamkrieg greifen jetzt nun mal leider nicht ein.“
Jahrzehntelang, so wird in Europa verbreitet, wagten sich die Sicherheitskräfte angesichts übermächtiger Banditenpräsenz nicht in den „Complexo do Alemão“ – umso mehr sei daher die Rückeroberung zu würdigen. Sind Lula und seine Nachfolgerin Dilma Rousseff also wahrhaft todesmutig, weil sie den Slumkomplex noch vor der „Erstürmung“ besuchten? Spaß beiseite – Lula war 2008, 2009 und sogar im Oktober 2010, kurz vor dem Militäreinsatz, im „Complexo do Alemão“, hatte teils sogar Ehefrau Marisa dabei. Rios Polizei und Militär kennen die Favela-Gegend bestens, 2002 wurden zur Besetzung gar 50.000 Mann aufgeboten. Mehr Sicherheit gibt’s deshalb nicht – seit 2007 wurden in Rio über 25.000 Gewalt-Tote gezählt.
Jetzt, nach vertraulichen Militärberichten, weist die Leiterin eines angesehenen kirchlichen Rio-Sozialprojekts auf ein „großes Massaker im „Complexo do Alemão“, wobei vor allem Jugendliche getötet, doch keinerlei Informationen darüber freigegeben wurden. Laut Uni-Anthropologen Luiz Mott, angesehenster Schwulenaktivist des Tropenlandes, hält Brasilien bei Morden an Homosexuellen weltweit eine „grauenhafte Führungsrolle“, verschlechterte sich unter Lula die Situation der Gays. Bei Tötungen durch Schusswaffen liegt Brasilien gemäß NGO-Daten an der Spitze, 92 Prozent der Rio-Morde bleiben straffrei.
Gregor Gysi von der deutschen Partei DIE LINKE gilt als Rechtsexperte, war 2010 in Brasilien, kennt daher sicherlich die Positionen der dortigen Richtervereinigung für Demokratie gut – und schlussfolgert: „Von allen linken Präsidenten hat Lula, der als am wenigsten links eingeschätzt wird, die größten Erfolge.“
Brasiliens neue Staatspräsidentin, zuvor Lulas Chefministerin, verschont die Nation bisher mit dem vom Ziehvater gewohnten Schwall aus Propagandareden – dafür haben es die politischen Ereignisse in sich.
Der angesehene kirchliche Menschenrechtsanwalt Sebastiao Bezerra da Silva wurde sadistisch gefoltert und ermordet – auch in den acht Regierungsjahren zuvor war das Verfolgen von Menschenrechtsaktivisten normal. Silva ermittelte gegen die landesweit aktiven, von Staatsangestellten geleiteten Todesschwadronen, gegen folternde Militärpolizisten und bekam deshalb Morddrohungen. Im archaischen nordöstlichen Teilstaat Maranhao, der laut Kirchenangaben bei Gefängnis-Folter an der Spitze steht, kam es zur ersten Häftlingsrevolte unter Rousseff – sechs Männer wurden getötet, Fotos der abgeschlagenen Köpfe waren in den Regionalzeitungen zu sehen. Maranhao wird von Gouverneurin Roseane Sarney regiert, die mit Dilma Rousseff befreundet ist, und bei nettem privaten Beisammensein mit ihr zur Laute allerlei populäre Liebeslieder sang. Eine unabhängige Untersuchungskommission zum Häftlingsaufstand gibt es nicht, Brasilia reichen die Angaben der Militärpolizei – ein Relikt der Militärdiktatur. Der Teilstaat ist zudem Herrschaftsgebiet des Oligarchen José Sarney, der einst die Folterdiktatorenpartei ARENA führte – und heute als Senatspräsident den brasilianischen Nationalkongress. Mit ihm, dem hochwichtigen politischen Bündnispartner, feierte Dilma Rousseff ihren Wahlsieg – auch das spricht Bände.
Auch die neue Menschenrechtsministerin Maria do Rosario beschreibt – wie ihr Vorgänger – die größte lateinamerikanische Demokratie als Folterstaat, nennt Torturen in total überfüllten Gefängnissen und selbst in psychiatrischen Anstalten ein „gravierendes nationales Problem“. Als Dilma Rousseff noch zuständige Chefministerin war, hatten derartige Eingeständnisse allerdings keinerlei praktische Bedeutung. Gleiches gilt für den jetzt auf der Berlinale gezeigten sozialkritischen Streifen „Tropa de Elite 2“, der Brasiliens bedrückende Menschenrechtslage eindrücklich abbildet. Wie im Vorgängerfilm, der 2008 den Goldenen Bären gewann, gibt es wieder eine der für Rio de Janeiro typischen Scheiterhaufenszenen – weder Lula noch Rousseff haben sich jemals zu dieser in den Slums unweit des neuen ThyssenKrupp-Stahlwerks gängigen Hinrichtungs-und Einschüchterungspraxis geäußert.
Wie es sich gehört, hat Brasilien als vielgelobte Demokratie und strategischer Partner auch der Berliner Regierung natürlich die UNO-Menschenrechtsabkommen unterzeichnet. Von möglichen Sofortmaßnahmen der Rousseff-Regierung zwecks Umsetzung ist aber nichts bekannt. Dafür erfährt man aus einer jetzt veröffentlichten Studie, was sich unter dem Gespann Lula-Rousseff noch so entwickelte. Bei Tötungen durch Schusswaffen liegt Brasilien weltweit an der Spitze – und von drei Ermordeten sind zwei schwarz. Der Soziologe Julio Waiselfisz, dessen Team die Studie erarbeitete, spricht von „Merkmalen der Ausrottung, Vernichtung“ und von fehlender öffentlicher Sicherheit für die arme, mehrheitlich schwarze Bevölkerung. Mit der öffentlichen Sicherheit passiere dasselbe wie bei Bildung, Gesundheit, Sozialversicherung – es werde privatisiert. „Wer kann, zahlt für privaten Sicherheitsdienst. Die Schwarzen gehören zu den Ärmsten, leben in Risikozonen und können nicht zahlen.“
Laut unvollständigen Statistiken werden in Brasilien jährlich immerhin etwa 55.000 Menschen ermordet. Die UNICEF ergänzt: Bei Morden an 15-bis 19-Jährigen liegt Brasilien weltweit an der Spitze, 38 Prozent der brasilianischen Jugendlichen leben in Armut und Misere. Die Rousseff-Regierung sollte daher in Programme für Gesundheit, Bildung und Sicherheit investieren, die sich gezielt an die 33 Millionen Heranwachsenden zwischen 10 und 19 Jahren richten. Aber irgendwie scheint Brasilia gar nicht so gut bei Kasse zu sein, wie Lula unter Hinweis auf angeblich fette Devisenreserven stets verkündete. Als die hausgemachte Erdrutsch-Umweltkatastrophe im Januar bei Rio de Janeiro rund tausend Todesopfer forderte – etwa 500 Menschen werden noch vermisst – fehlte es den Rettungsmannschaften arg an Mitteln und Ausrüstung, weil zuvor beim Katastrophenschutz extrem gespart worden war. Als Präsidentin Rousseff die Region besuchte, wurde sie mit ihren eigenen Fehlleistungen aus der Zeit als Chefministerin direkt konfrontiert. Das großflächige Abholzen und Bebauen von Steilhang-Risikozonen war erlaubt und wurde sogar gefördert– doch nun bettelt Rousseff gar die Weltbank um einen Milliardenkredit an, damit Slumbewohner aus entsprechenden Zonen umgesiedelt werden können. Bereits 2008 wurde die Region von einer solchen Umweltkatastrophe heimgesucht – und der Lula-Regierung vorgerechnet, für Präventivmaßnahmen nur 12 Prozent (!) der vorgesehenen Haushaltsmittel investiert zu haben. Sogar die UNO wirft Lula vor, bereits 2005 ein Katastrophenwarnsystem versprochen zu haben, das aber immer noch nicht funktioniere.
Um 2010 Rousseffs Wahlsieg zu garantieren, wurden die Regierungsausgaben, darunter für Propaganda, stark erhöht. Derzeit werden sie, notgedrungen, drastisch zurückgefahren, denn die Sozialbewegungen protestieren heftig, weil Präsidentin Rousseff die Anhebung des Mindestlohns deutlich unter der kräftigen Teuerungsrate hielt. Die umgerechnet etwa 248 Euro brutto monatlich passen schwerlich zu den erneuten Versprechen, nun aber wirklich Hunger und Misere auszutilgen. Das Mindestsalär bekommen laut offiziellen Angaben 29,1 Millionen registriert oder unregistriert Beschäftigte sowie 18,6 Millionen Sozialversicherte, darunter zwei von drei Rentnern. Doch ein Großteil der unregistriert, ohne Arbeitsvertrag und rechtliche Absicherung Beschäftigten hat deutlich geringere Einkünfte – in einem Land mit inzwischen oft deutlich höheren Preisen als in Deutschland, gerade bei Grundnahrungsmitteln als in Deutschland – und in einer Phase schmerzhafter Preisanstiege.
Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch das Phänomen, dass Gewerkschaften inzwischen sogar Rechtsparteien applaudieren, weil die einen höheren Mindestlohn vorschlugen. Zugleich wird an die enormen Diätenerhöhungen der Kongresspolitiker sowie an das Einkommen von „Working Class Hero“ Lula erinnert. Seit Januar bekommt er monatlich allein als Ehrenpräsident der Arbeiterpartei umgerechnet rund 6.000 Euro, dazu die satten Bezüge als Ex-Staatschef. Zudem erhält er seit seinem 51. Lebensjahr eine Entschädigung von 1.900 Euro monatlich, weil er 31 Tage in Diktatur-Haft saß. Als ihm jetzt ein Unternehmen für einen Vortrag 100.000 Dollar Honorar anbot, lehnte Lula laut Landesmedien ab – entweder 200.000 Dollar oder kein Vortrag. Da bietet sich ein Vergleich mit den Hilfen des Anti-Hunger-Programms „Bolsa Familia“ an – denn 42 Prozent der Empfänger, also 5,3 Millionen Menschen, leben gemäß neuen Studien nach wie vor im Elend. Zwischen 14 und maximal 105 Euro werden monatlich ausbezahlt – pro Familie wohlgemerkt, meist sind sie kinderreich. Die Möglichkeit, Elend und Hunger unter den Bezugsempfängern rasch durch eine angemessene Hilfe zu beseitigen, werde nicht einmal erwogen, empören sich Kommentatoren. Die Regierung kürzt jetzt stattdessen sogar die Gelder eines Hausbauprogramms für die Unterschicht fast um die Hälfte.
Im Zuge des Rousseff-Starts erfuhr man auch, wie Brasilien heute kulturell tickt. Nach der Umweltkatastrophe erklärte die Präsidentin für mehrere Tage Staatstrauer, der Teilstaat Rio de Janeiro sogar für eine ganze Woche – doch selbst am Zuckerhut gingen die Vorkarnevalsfeste der Sambaschulen und andere karnevalistische Aktivitäten auf vollen Touren weiter. Renommierte Therapeuten und Sozialwissenschaftler haben auf diesen befremdlichen Umgang mit Tragödien aufmerksam gemacht. Andererseits – beim Kulturexport kommt das Riesenland laut UNO-Daten nur auf 0,2 Prozent des Weltvolumens, liegt auf Platz 26, gleichauf mit Rumänien. Zum Rousseff-Start verließ der Komponist und Dirigent John Neschling nach 14 Jahren frustriert das Land in Richtung Schweiz. Er hatte das völlig unbedeutende Sinfonieorchester Sao Paulos zu einem international anerkannten aufgebaut, wurde jedoch von der reaktionären Teilstaatsregierung gefeuert. Beim Weggang verwies er auf fehlende Kulturpolitik, eine paralysierende und unsensible Staatsbürokratie, brutalen Umgang mit Kulturgütern. Neschlings Rückkehr nach Europa ist symptomatisch, ein schmerzhafter Verlust für Brasilien.
In Ländern wie Deutschland betreibt eine bestimmte Gutmenschen-Szene um den einst interessanten brasilianischen Befreiungstheologen einen regelrechten Kult. Sie bewahrt ihn vor öffentlicher Kritik, die als politisch unkorrekt gälte. Im Tropenland dagegen wird Boff seit den neunziger Jahren zunehmend heftig kritisiert. Selbst frühere Anhänger werfen ihm Fehleinschätzungen über die katholische Kirche, intellektuelle Unehrlichkeit und Opportunismus vor. Boff sei eitel auf Medienpräsenz aus – was mit Verbalattacken auf Papst und Vatikan natürlich am leichtesten gelinge.
In der Tat wirkt Boffs Eindreschen auf den Papst infantil und lächerlich. Nationale Religionsexperten bescheinigen ihm eine unbestreitbare Rolle in der Reflexionsgeschichte Brasiliens, nennen ihn sehr intelligent und intuitiv. Boff spüre sehr gut bestimmte gesellschaftliche Probleme und Tendenzen, sei ein brillanter Professor. Doch seine Äußerungen müssten kritisch analysiert werden – andernfalls akzeptiere man häufig Dinge, die nicht der Wahrheit entsprächen.
In Deutschland sind evangelikale Wunderheiler-Sekten unbeliebt – Boff begrüßte indessen bereits im Jahr 2000 öffentlich die Expansion der Evangelikalen vorbehaltlos als Bereicherung. In Brasilien fasste man sich an den Kopf. Denn die evangelikalen Sektenkirchen propagieren massiv die „Theologie der Prosperität“, wonach materieller Wohlstand eine Gabe Gottes sei und durch die Macht des Glaubens erreicht werden könne. An Misere, persönlichem Misserfolg sei der Teufel schuld, den man auf speziellen Tempelsitzungen austreibe – wobei natürlich jeder Gläubige soviel Geld wie möglich an die Kirche spenden müsse. Mit dieser Theologie, analysieren Sozialwissenschaftler, verbreiten die Evangelikalen Illusionen, beuten die Leute aus, schaffen Leiden. Und fördern sogar Rassismus und Diskriminierung, da die schwarze Bevölkerung nunmehr nur deshalb arm sei, weil sie sündige. Gemäß aus Afrika ererbten Schlechtigkeiten werde sie als eine verfluchte Rasse angesehen, die sich von allen Vorfahren und Wurzeln lösen müsse.
Wenn Boff diese wie Wirtschaftsunternehmen funktionierenden Kirchen als Bereicherung auffasse, müsse man seine Bewertungen relativieren, zeige sich zunehmende Oberflächlichkeit. Im akademischen Umfeld, bei den Studenten sei Boffs frühere Attraktivität weg.
Boff müsste wissen, dass evangelikale Kirchen im Christlich-Ethischen mancherlei Sonderwege fahren. So wurde ein Bischof der politisch einflussreichen „Universalkirche vom Reich Gottes“, der Brasiliens zweitgrößter TV-Sender gehört, wegen Mordes eingesperrt. In Salvador da Bahia hatte er laut Polizei im Tempel gemeinsam mit zwei Pastoren einen 14-jährigen Jungen sexuell missbraucht und danach lebendig verbrannt.
Manche mögen Boff zustimmen, wenn er die Evangelikalen-Ausbreitung begrüßt, weil ihm „jede Art von Vielfalt“ so gefällt. Denn nun ist in rappelvollen „Gotteshäusern“ endlich mal echt was los, ziehen Ex-Killer und Ex-Frauenaufreißer wie Pastor Salles vom Leder:„Ich war reich, hatte Villen und tausende Frauen – in Rio hörten tausende schwerbewaffnete Banditen auf mein Kommando. Ich war Bankräuber, Berufskiller, Monster, Psychopath – so viele Opfer flehten vergeblich um Barmherzigkeit! Wie von den Dämonen gefordert, habe ich mit meiner Frau unseren sechs Monate alten Sohn getötet, in der Pfanne gebraten, sein Fleisch gegessen – ich war schon in der Hölle!“
Frei Betto, wichtigster Befreiungstheologe Brasiliens, hochangesehen bei Kardinälen, Bischöfen und Padres der Kirche des Riesenlandes, analysiert solche evangelikalen Sekten tiefgründig, fühlt sich durch ihre nervende Präsenz im Alltag nicht eben bereichert. Leonardo Boff indessen wirft kurioserweise dieser Kirche „feudale Mentalität“, „totalitäre Ideologie“ und „mittelalterliche Strukturen“ vor, gar die Ablehnung von Kritik und Alternativen. Damit hat er schlichtweg die Dynamik, Entwicklung und Komplexität der katholischen Kirche nicht begriffen. Als anschauliches Beispiel gilt, dass Rom zwar Kondome kritisiert, deren massive Verteilung in der pastoralen Aids-Prävention indessen zulässt – und fördert, gemäß katholischer Moraltheologie.
Der Soziologe Claudio Monteiro leitet in Sao Paulo die bischöfliche Aids-Pastoral – direkt neben seiner Bürotür kann sich jedermann aus einem stets gut gefüllten Plastikbehälter gratis und überreichlich mit Kondomen eindecken. Monteiro lacht über Boffs Vorwurf, dass die katholische Kirche in der Kondomfrage lebensfeindlich, verantwortungslos und intolerant handele. „Leonardo Boff gehörte zum Franziskanerorden, der in Brasilien eines der ersten Aids-Präventionsprojekte startete und natürlich Kondome verteilt – seit über 16 Jahren. Unsere nationale Aids-Pastoral, von einem Bischof geführt, verfährt genauso. Völlig unmöglich, daß Boff davon nicht weiß. Wenn er die Ausbreitung der Evangelikalen, die Expansion des religiösen Fundamentalismus positiv bewertet, ist dies fragwürdig und anfechtbar.“
Boff greift immer wieder auch in die Politik ein. Im letzten Präsidentschaftswahlkampf unterstützte er zuerst die evangelikale Predigerin Marina Silva. Die Ex-Umweltministerin zählte zur Revolutionären Kommunistischen Partei Brasiliens, wuchs im befreiungstheologischen Spektrum der Katholiken auf und ging dann zur „Assembleia de Deus“. Richtig, die von Pastor Salles, dem Ex-Killer und Ex-Frauenaufreißer, die zudem laut Eigendarstellung Homos zu Heteros umdreht und Strich-Transvestiten zu Geistlichen macht.
Zuletzt wechselte Marina Silva von Lulas Arbeiterpartei zu den brasilianischen Grünen. Die verkaufen sie als lupenreine Umweltschützerin – obwohl zahlreiche verhinderbare Umweltverbrechen in ihre Amtszeit fallen. Amazonas- und Savannenwälder werden vernichtet, Brasilien avanciert zum weltgrößten Agrargiftverbraucher, das Geschäft mit Gen-Pflanzen boomt. Umweltschützer laufen Sturm gegen das gigantische Umleitungsprojekt am Rio Sao Francisco – Marina Silva verteidigt es als „ökologisch nachhaltig, wirtschaftlich machbar und sozial gerecht“. Was sie von massenhafter Folter durch Staatsangestellte oder von den landesweit operierenden Todesschwadronen hält, erfährt man bis heute nicht.
2002 nahm Leonardo Boff begeistert an der Wahlkampfkarawane von Lula teil, verglich ihn mit Mahatma Gandhi, lobte sogar dessen Vize, den Milliardär und Diktaturaktivisten José Alencar. Angesichts der Korruptionsskandale schwenkte er später um, verurteilte Lulas Politik als niederträchtig neoliberal.
2010 aber, als Marina Silva die Stichwahl nicht erreichte, wechselte Boff flugs zu Lulas Wunschkandidatin und bisheriger Chefministerin Dilma Roussef – und wieder zu Lob über den grünen Klee: „Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“ Die gravierenden Menschenrechtsverletzungen, den strikt antiökologischen Kurs von Lula-Rousseff kritisiert er nicht, die von ihm so heftig gescholtene, stark systemkritische katholische Kirche Brasiliens tut das umso kräftiger: Fehlende soziale Besorgnis bei Lula und Rousseff trotz Hunger, Misere und rasch wachsenden Slums, Zementierung der grauenhaft ungerechten Einkommensverteilung, Begünstigen der ohnehin Privilegierten. Boff faselt von sozialer Ökologie-Revolution, dabei ist längst klar, dass Dilma Rousseff das umweltvernichtende Mega-Wasserkraftwerk „Belo Monte“ in Amazonien unbedingt realisieren will. Nach ihrem Wahlsieg erneut ein Schwenk: Boff geißelt das Belo-Monte-Projekt.
Mancher hat vielleicht den desillusionierenden ARD-Weltspiegel-Beitrag „Brasilien: Kindsmord am Amazonas“ über das Töten von Kindern bei Indianerstämmen gesehen – rund 600 Babies werden danach jährlich allein in Amazonien umgebracht. Viele Indianer sitzen wegen Sex mit Kindern im Gefängnis, auch Indios sind als Naturzerstörer bekannt. Yanomami pflegen gar das Verprügeln der eigenen Ehefrau mit Freunden, bei Fremdgeh-Verdacht – von Schamanen als Hexen beschuldigte Indiofrauen wurden ermordet – das Blättchen hatte über diese Praktiken berichtet. Boff indessen ignoriert diese Fakten: „Und ich habe sie immer bewundert, sie sind unsere großen Meister im Hinblick auf die Haltung gegenüber der Natur. Die sind technologisch gesehen rückständig, aber zivilisatorisch, sie sind vorwärts, sie sind reicher als wir. Wenn wir lernen wollen, was wir für eine Beziehung mit der Natur eingehen sollen, die Beziehung zwischen dem Alter und den Kindern, den Erwachsenen und alten Leuten, die Beziehung zwischen Arbeit und Freizeit, die Beziehung zwischen Leben und Tod, dann müssen wir die Indianer hören. Die haben eine große Weisheit und vieles haben sie uns zu sagen.“ Kommentar überflüssig.
Obama in Brasilien
Auf Gesten und Symbolik, sorgsam abgestimmt zwischen beiden Seiten, sei besonders zu achten, hatte Brasilia vor der Ankunft des US-Präsidenten verlauten lassen. Und als Barack Obama dann in den Amtssitz von Präsidentin Dilma Rousseff schritt, ging es Schlag auf Schlag. Mitten in der persönlichen Unterredung befahl Obama über einen Mitarbeiter die Attacke auf Libyen mit zunächst 110 Tomahawk-Raketen. Und etwas später, mitten im Bankett für Obama im brasilianischen Außenministerium, ging es richtig los mit den Bombardements. „Ein historischer Tag“, titelten die Zeitungen – und „historisch“ verhielt sich Brasiliens neue Staatschefin, die einst als Guerilleira gegen die Militärdiktatur kämpfte, eingesperrt und gefoltert wurde. Erst nach der Abreise Obamas äußerte sie Missfallen über die Kriegserklärung ausgerechnet in Brasilien – vermied indessen, wie viele Brasilianer erwartet hatten, dies Obama sofort und direkt zu sagen, womöglich die offiziellen Gespräche abzubrechen. Mit einer Note, die einen Waffenstillstand in Libyen erbat, wurde ebenfalls solange gewartet, bis Obama abgereist war. Brasiliens wichtigster Befreiungstheologe, Frei Betto, nannte es gegenüber dem Blättchen „zumindest takt- und geschmacklos, den Krieg gegen Libyen just in Brasilien zu erklären, das gegen eine solche kriegerische Aggression ist.“ Der Diskurs des Westens sei Demokratie, das Interesse indessen Öl und nicht etwa die Verteidigung der Menschenrechte in Libyen. Brasilia hatte sich im UN-Sicherheitsrat, abgestimmt mit Russland, Indien und China, wenigstens der Stimme enthalten, eine friedliche Lösung befürwortet.
Absolut symbolträchtig ging es beim Bankett zu – denn wie zu hören war, hatte Rousseff offenbar mit Ziehvater Lula da Silva abgemacht, dass am Tische direkt neben den beiden Obamas just der hochwichtige Regierungspartner José Sarney sitzen sollte. Die USA hatten 1964 zur Unterstützung des Militärputschs sogar eine Kriegsflotte vor die Küste Brasiliens entsandt. Und nun prosteten sich just der Präsident dieses Landes und der damalige Chef der brasilianischen Folterdiktatorenpartei ARENA freundlichst zu, unterhielten sich auch Michelle Obama und Sarney sichtlich nett miteinander. Er gilt in Brasilien nach wie vor als der archaischste, reaktionärste und politisch mächtigste Oligarch, ist Präsident des Kongresssenats und wurde trotz seiner Verwicklung in zahllose Skandale von Lula stets hochgeschätzt und umworben. „I love this guy“, sagte Obama einmal über Lula – und wollte ihn gerne mit am Tisch. Doch der mit scharfem politischen Instinkt gesegnete Ex-Gewerkschaftsführer lehnte die Einladung ab. Als hochbezahlter Ehrenpräsident seiner Arbeiterpartei PT hatte er womöglich Rücksicht zu nehmen auf jenen Parteiflügel, der sich scharf gegen einen Libyenkrieg wandte, an die Kriege im Irak und in Afghanistan erinnerte, die Obama-Regierung als „Feind des Weltfriedens“ einstufte. Vor Obamas Ankunft brodelte es in diesem Teil der PT, der sich den Sozialbewegungen eng verbunden fühlt, die Obama zur „persona non grata“ erklärt hatten. Zorn erregte daher, dass Brasiliens Regierung, eingeschlossen Dilma Rousseff, und die Führungsspitze der Arbeiterpartei die von PT-Mitgliedern angekündigten Proteste gegen den Besuch Obamas verurteilten. Wie durchsickerte, sollten solche Aktivitäten erstickt, unzufriedene Kader auf Linie gebracht werden. Zu den Abweichlern gehörte sogar Rousseffs Frauenministerin Iriny Lopes. Zu Kriegsbeginn nicht am Tische mit Obama sitzen zu wollen, könnte Lula eines Tages Lorbeeren einbringen – wer erinnert sich dann noch an die Hintergrund-Details? Sehr aufschlussreich, was dann in Chile ganz anders lief als in Brasilia. Eine weit politisiertere Öffentlichkeit erreichte, dass beim Obama-Besuch die Diktaturproblematik nicht ausgeklammert wurde. Anders als unter Dilma Rousseff wurde im chilenischen Regierungssitz natürlich eine Pressekonferenz anberaumt, konnte ein chilenischer Journalist offen fragen, ob Obama und dessen Regierung bereit seien, sich für die Beteiligung am Militärputsch vom 11. September 1973 zu entschuldigen – und bei den gerichtlichen Ermittlungen über Diktaturverbrechen zu kooperieren. Der Journalist erinnerte an bezeichnende Fälle, darunter die Ermordung von Orlando Letelier, Außenminister von Salvador Allende, 1976 in Washington. Dem überraschten Obama blieb nichts weiter übrig, als zuzustimmen – er vermied indessen, um Entschuldigung zu bitten.
Obama plante vor Rio de Janeiros Opernhaus eine Rede ans Volk, zog sich dann aber wegen der drohenden Proteste ins Innere des imposanten Gebäudes zurück, wollte handverlesenes Publikum. Draußen PT-Fahnen und „Obama-go-home“-Plakate – drinnen fragwürdigste Symbolik. Die nationale Schwarzenbewegung forderte, dass sich der erste dunkelhäutige US-Präsident zum grauenhaften Rassismus klar positionieren muss. Schwarzen-Aktivist Mauricio Pestana: ”Es gibt keinerlei Zweifel, dass im ‚demokratischen’ Brasilien von heute schwarze Bürger mehr Opfer von Folter, Mord und Verschwindenlassen sind als in irgendeiner autoritären Epoche unserer Geschichte.“ Die Schwarzenbewegung hatte versucht, über die neue Ministerin für Rassengleichheit, Luiza Bairros, das Rassismusthema auf die Besuchs-Agenda zu setzen, wurde jedoch abgeblockt. Der Studentenverband UNEAFRO nannte Obama „den Verräter der Schwarzen in aller Welt“ – und wird sich jetzt vermutlich bestätigt fühlen. Obama hatte nicht vor, den Rassismus, andere gravierende Menschenrechtsverletzungen in Brasilien zu kritisieren. Seine Besuchsvorbereiter griffen daher tief in die Symbol-Kiste, ließen vor der Rede eine Afro-Band aufspielen und platzierten viele Schwarzen-Aktivisten gut sichtbar vor dem US-Präsidenten. Die Ansprache wurde von Brasiliens wichtigsten Kommentatoren arg verrissen: Denn Obama lobte ausgerechnet die brasilianische Demokratie als beispielhaft, stellte damit klar, welche Menschenrechtskriterien er nach eigenem Werteverständnis an Brasilien anlegt. Systematische Folter durch Staatsangestellte, Todesschwadronen, Scheiterhaufen, neofeudale Banditen-Diktatur in den Armenvierteln, Morde an Menschenrechtsaktivisten, Sklavenarbeit – „no problem“ fürs Weiße Haus. Brasilien werde zum Modell für die Welt, so Obama. In Rio wurde ganz in der Nähe seines Copacabana-Hotels kurz nach der Abreise der Systemkritiker und Anwalt Ricardo Gama, der hohe Politiker auf seiner Website aufs Korn nahm, bei einem Attentat von zwei Kopfschüssen getroffen. Er wird hoffentlich überleben. Zuvor war ein kirchlicher Menschenrechtsanwalt in Nordostbrasilien ermordet worden. In Sao Paulo liquidierten zwei Militärpolizei-Todesschwadronen seit 2006 mindestens 150 Menschen, steht in einem neuen Untersuchungsbericht. Als ausgesprochenen Folterstaat beschrieb sogar Brasiliens neue Menschenrechtsministerin Maria do Rosario ihr eigenes Land – kein einziges Massenmedium brachte die Äußerung. Nicht zufällig ist Brasilien jetzt auf dem britischen Welt-Demokratie-Index vom 41. auf den 47. Platz zurückgefallen – liegt auf dem neuesten UNO-Ranking für menschliche Entwicklung nur auf Platz 73. – Libyen immerhin auf dem 53., Chile auf dem 45., Argentinien auf dem 46 und der Iran auf dem 70. Platz.
Aber heißt es nicht immer, seit Lula zeige Brasilia gegenüber den USA zunehmend Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit? Brasiliens Qualitätsmedien analysierten ironisch Wikileaks- Enthüllungen. Öffentlich habe es nur zu oft leere antiamerikanische Rhetorik gegeben – „ im vertraulich-privaten Umgang indessen Liebkosungen für die Brüder im Norden, Anerkennung der Hegemonie des Partners.“ US-Diplomateneinschätzungen lauteten, das Tropenland sei noch gar nicht reif, um ein Global Player zu sein. Für US-Sozialwissenschaftler sind die brasilianischen Regierenden unfähig zu längst überfälligen strukturellen Reformen, gibt es „gravierende interne Probleme“. Menschenrechtsaktivist Fabio Konder Comparato, Rechtsprofessor an Brasiliens führender Bundesuniversität in Sao Paulo: “Wir hatten bis heute nie Demokratie, leben immer unter einem oligarchischen Regime. Unsere Politik hat stets zwei Gesichter. Eines für außen, zivilisiert – und eines für innen, grausam. Wir halten diese Doppelzüngigkeit des Charakters im gesamten politischen Leben aufrecht. Die Wahlen sind Theater. Lula bewies, dass er für die Oligarchie nicht gefährlich ist. Ich widerspreche dem Begriff Redemokratisierung.“
Frankreichs Rafale-Kampfflugzeuge starteten auf Befehl von Präsident Nicolas Sarkozy als erste gen Libyen, bombten, was das Zeug hielt, feuerten neueste Hightech-Raketen auch auf zivile Ziele, zeigten aller Welt, was in den Kisten steckt. Der überstürzt wirkende Rafale-Einsatz hatte womöglich seinen besonderen, zynischen Hintersinn – denn Lateinamerikas größte Kriegswaffenmesse LAAD in Rio de Janeiro stand vor der Tür. Rafale-Oberverkäufer Sarkozy bemüht sich seit Jahren meist vergeblich, bei seinen Auslandsreisen die superteuren Jagdbomber an den Mann zu bringen, auch in Brasilien. 2010 schien der Ankauf durch die Lula-Regierung fast sicher – doch selbst in französischen Medien wurde herumgemäkelt, größtes Verkaufshindernis sei die fehlende Praxiserprobung im Kriegseinsatz. Das Argument ist nun wohl vom Tisch. Am Tag der Messeeröffnung von Rio schrieb die „O Globo“, dass die Rafales nun „mit Erfolg bei den Attacken gegen Libyen“ getestet worden seien, und in einer LAAD-Sonderbeilage warb der französische Rüstungskonzern gleich ganzseitig, die Vortrefflichkeit der Bomber sei im Kampf bewiesen worden. Deutsche Medien zitieren Jean-Pierre Maulny, stellvertretender Direktor des französischen Instituts für Internationale und Strategische Beziehungen (IRIS), wonach der Libyen-Einsatz ein Weg sein könne, um für die nunmehr „kampferprobten“ Rafale-Bomber Propaganda zu machen. Dabei war es in Libyen vorhersehbar zu keinerlei Luftkämpfen gekommen, wurden durch die Bombardements, wie man inzwischen weiß, aber zahlreiche Zivilisten umgebracht, deren Häuser zerstört, immense Massenfluchten ausgelöst.
Die brasilianische Öffentlichkeit hat, anders als die mitteleuropäische, weit weniger Illusionen, worauf der Libyenkrieg tatsächlich zielt. Schließlich hatten führende Blätter, darunter Brasiliens auflagenstärkste Zeitung „Folha de Sao Paulo“, den Europa-üblichen Mainstream von Anfang an der Lächerlichkeit preisgegeben. Gleich auf einer ganzen Seite analysierte der renommierte Politikexperte und Universitätsprofessor José Luis Fiori, dass es um Libyens Öl und die Kontrolle einer Grenzregion zu Europa gehe, nicht aber um Menschenrechte. Die würden von den großen Mächten stets benutzt, um geopolitische Entscheidungen zu legitimieren. Afrika nannte Fiori den Schauplatz eines neuen imperialistischen Wettkampfs – es sei nicht ausgeschlossen, dass über eine neue Form des Kolonialismus ebenso nachgedacht werde wie über die Eroberung bestimmter afrikanischer Staaten, die durch europäische Kolonialisten geschaffen worden waren. Lokale Konflikte würden künftig immer häufiger – und stets seien die USA involviert.
Wer das womöglich linkslastig fand, bekam „ausgewogen“ im selben Blatt die Version des konservativen Politikers und Ex-Finanzministers Luiz Carlos Bresser-Pereira präsentiert, wonach Libyen lediglich abgestraft werde, weil es sich dem informellen Kolonialismus der Großmächte nicht unterwerfe. Der Libyenkrieg werde nicht mit guten Absichten geführt. Man versuche dort nicht, wie behauptet werde, „das Massaker an einem revoltierenden Volk zu verhindern“, sondern wolle die Herrschaft über ein ölreiches Land wiedergewinnen. In Libyen, so Bresser-Pereira, gebe es im übrigen gar kein revoltierendes Volk. Einzige „Massenmanifestation“, von der Journalisten Fotos machten, sei eine Masse von Autos in Bengasi gewesen – zwecks Feier der NATO-Bombardements. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei der offene Kolonialismus durch einen informellen ersetzt worden – die alten Metropolen assoziierten sich mit korrupten Eliten der armen Länder. Dies treffe besonders auf den mittleren Osten sowie auf Staaten Lateinamerikas und Afrikas zu. Lediglich asiatische Länder und einige Staaten wie Libyen zeigten sich nicht fügsam für diese neue Herrschaftsform. „Deshalb verzeichneten sie Wachstum und verbesserten den Lebensstandard der Bevölkerung.“ Der Anwalt und Ex-Minister verwies auf den UNO-Index für menschliche Entwicklung und verglich – Libyen liege auf dem 53. Platz, Lateinamerikas größte Demokratie Brasilien indessen nur auf dem 73. Platz. Für Unbotmäßigkeit werde Libyen jetzt bestraft durch zwei alte imperiale Mächte, Frankreich und Großbritannien, gefolgt von den USA. Sarkozy meine, durch sein Vorgehen wiedergewählt zu werden – „doch die Franzosen wissen, dass dieser Krieg wenig Sinn hat und dass sie Sarkozy nicht vertrauen können“.
Kommentatoren, die solcher Sicht widersprechen? Keine. Leicht nachvollziehbar, dass sich auch Brasiliens Künstlerschaft nicht vom europäischen Mainstream beeindrucken lässt, darunter der populäre Schriftsteller ÉnricoVeríssimo in seiner landesweit nachgedruckten Kolumne: „Alles wiederholt sich in Libyen, angefangen mit der Scheinheiligkeit der selektiven Empörung: Einige Tyrannen, zuvor toleriert, wenn nicht gar offen unterstützt wie Saddam, werden unakzeptabel und attackierbar, während der Knüppel andere schont, die noch nütze sind. Danach folgen die Verluste an Zivilisten, angeklagt von der einen Seite und bestritten von der anderen, Fotos verstümmelter Kinder und Diskussionen über die Effizienz von ‚chirurgischen’ Luftschlägen. Und so haben wir ein weiteres Beispiel eines modernen Beitrags zu den Kriegstaktiken, die eigenartige Doktrin des humanitären Bombardements.“
Komponist Aldir Blanc fragt, wie viele unschuldige Zivilisten bereits durch das westliche Bombardement auf Libyen umgekommen seien. Und macht sich bitter-ironisch über „Hilaria Clinton“ lustig, legt ihr folgendes Zitat in den Mund: „Unsere Politik ist, das da zu bombardieren und das Wort Petroleum durch Menschenrechte zu ersetzen.“ Der Komponist erinnerte zudem an das US-Geheimgefängnis in Ägypten, in dem des islamischen Terrors Verdächtigte gefoltert worden seien.
Da erübrigt es sich beinahe, Positionen aus der recht befreiungstheologisch orientierten Kirche des größten katholischen Landes zu erwähnen. Frei José Francisco, Leiter des Franziskaner-Sozialwerks in der Megacity Sao Paulo, eine der angesehensten Franziskaner-Persönlichkeiten Brasiliens, nennt die Einschätzung des Weltsozialforum-Gründers Oded Grajew völlig korrekt, wonach die Waffenverkäufer Regierungen wollen, die Kriege führen. „Eine große Wirtschaft, zu deren Stützen die Rüstungsindustrie gehört, muss Kriege haben – denn zur kapitalistischen Basis gehört Konsum. Für die Rüstungsindustrie bedeutet dies – sie wird durch Kriege stimuliert. Die unterstützen die Wirtschaft jener großen Länder, die heute die Welt beherrschen.“ Für Andersdenker Francisco versucht in Libyen lediglich eine Gruppierung, an die Macht zu kommen – „doch eine Mobilisierung des Volkes gibt es dort nicht. Bemerkenswert, dass Vatikan und katholische Friedensbewegung Pax Christi mit ihrer Position zum Libyenkrieg der NATO-Haltung komplett widersprechen. Der Krieg zeigt, wie oft die UNO leider instrumentalisiert wird.“ Für den Franziskaner ist völlig klar, dass das Völkerrecht jetzt auf jene anzuwenden ist, die durch Bombardements in Libyen ungezählte Zivilisten umbrachten. „Die an den Luftangriffen beteiligten Länder müssen raschestmöglich Wiedergutmachung und Entschädigung an die Hinterbliebenen der Todesopfer sowie an Verletzte und anderweitig Geschädigte leisten. Die Täter und ihre politisch-militärischen Auftraggeber müssen gemäß Völkerrecht bestraft werden. Ich weiß, dass in der brasilianischen Kirche sehr viele denken wie ich.“
Zu ihnen zählt Waldemar Rossi. Einst war er aktiver Diktaturgegner, bereitete mit Gewerkschaftsführer Lula Streiks vor – heute leitet er unter einem deutschstämmigen Kardinal in Sao Paulo die bischöfliche Arbeiterseelsorge. „Seit den ersten Bombardements hat die NATO nicht nur die Streitkräfte Libyens attackiert, sondern auch Zivilisten, die dabei umkamen. Auf normale libysche Bürger wurde keinerlei Rücksicht genommen. Notwendige Entschädigung, Wiedergutmachung bringt indessen die Getöteten nicht zurück ins Leben. Zur Verteidigung von Ölinteressen nehmen sich die an den Luftschlägen beteiligten Regierungen das Recht heraus, jegliche Verbrechen zu begehen – wie zuvor bereits im Irak und in anderen Staaten. Absolut verrückt, dass Barack Obama den Libyenkrieg anfangs von einem Copacabana-Hotel aus koordiniert hat.“ (Während seines jüngsten Brasilienaufenthaltes – Anm. d. Red.) Schwer vorauszusagen, ob auch westliche Libyenkrieger Fronturlaub an der Copacabana machen werden – die Kollegen aus dem Irakkrieg sind längst da und sorgen als Sextouristen für reichlich Negativschlagzeilen. „Die Truppe auf der Suche nach Sex provoziert Polemik“, titelte schon 2007 ein Rio-Blatt. Washington finanziere diesen Fronturlaub, habe das US-Konsulat bestätigt.
Wie wäre das in Deutschland – dürfte man selbst nach richterlichem Verbot noch offen auf der Straße und vor Konzertmikros singen, dass schwarze Frauen stinken und mit diesen Kraushaaren hässlich aussehen? In Brasilien darf man – ein Lied dieses Inhalts machte 1996 Furore, Komponist Tiririca, ein Musikclown und Kinderstar, ging mit dem Song in die Fernsehshows und forderte alle zum Mitsingen, Mittanzen auf. Bis heute kann sich jedermann „Veja os cabelos dela“ von brasilianischen Websites herunterladen. Obwohl die nationalen Schwarzenorganisationen über ein Jahrzehnt lang gegen Sony Music wegen des rassistischen Lieds klagten – und jetzt schließlich gewonnen haben. Der Musikkonzern muss umgerechnet über eine halbe Million Euro Entschädigung zahlen und durfte das Lied bereits seit Jahren nicht mehr vertreiben. Der Text indessen ist überall greifbar und hat es in sich. Diese Negerin stinkt wie verrückt, mehr noch als ein Stinktier, singt Tiririca, der Geruch dieser Frau ist nicht zum Aushalten. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich waschen – aber sie ist stur, will nicht hören. Und dann schau dir mal die grauenhaften Kraushaare von der Negerin an – die sind wie dieser Putzschwamm, mit dem man Töpfe und Pfannen scheuert.
Blonde Mädchen und Jungen Brasiliens trällern das Lied lustvoll in den teuren Privatkindergärten der weißen Mittelschicht, es klingt durch Schulkorridore, wird auf Feten gesungen, eignet sich prächtig, um Schwarze zu hänseln, zu beleidigen. Aber wieso kann ausgerechnet so ein offen rassistisches Lied in Brasilien diesen Erfolg haben? Ein führender Schwarzenaktivist, Mauricio Pestana, Herausgeber der einzigen Schwarzenzeitschrift, „Raca Brasil“, sagte dem Blättchen in Sao Paulo: „Brasilien ist das rassistischste Land der Erde – hier wirken die Strategien des Rassismus seit jeher sehr intelligent. Es gibt keinerlei Zweifel, dass im `demokratischen` Brasilien von heute schwarze Bürger mehr Opfer von Folter, Mord und Verschwindenlassen sind als in irgendeiner autoritären Epoche unserer Geschichte. Dagegen kämpfen wir an.“
Nicht einfach, wie der Fall des Tiririca-Lieds zeigt. Die Schwarzenorganisationen protestierten 1996 sofort, beriefen sich auf ein Gesetz gegen Rassendiskriminierung, reichten Klage ein – sogar im Nationalkongress wurde darüber diskutiert. Eine Richterin verbot den Verkauf der Tiririca-CD wenigstens für den Teilstaat Rio de Janeiro – Sony Music ging in Berufung. Die Lieder Tiriricas seien unschuldig, für Kinder gemacht und ohne Vorurteile. „Die Ausdrucksfreiheit unserer Künstler ist unantastbar“, betonte ein Sony-Music-Manager. Der Musikkonzern musste das Lied schließlich von der CD nehmen.
Aber wieso ist wegen der erfolgreichen Entschädigungsklage eigentlich Sony Music am Pranger – und nicht der Liedermacher Tiririca, fragen derzeit viele. Da zeigt sich ein Dilemma der Schwarzenbewegung – denn dieser unheimlich populäre Tiririca ist ja selber dunkelhäutig. Auch er wurde gleich am Anfang mit verklagt: „Aber meine eigene Frau ist doch eine Schwarze – und ich bin ein Mulatte!“, sagte er den Richtern. Freispruch.
Denn schmerzhafte Tatsache ist, dass sich in Brasilien Schwarze gegenseitig rassistisch beschimpfen, herabsetzen – selbst als „hässlich schwarz“ titulieren. Immer wieder kommt es vor, dass sogar schwarze Frauen, die schwarze Männer beleidigend als „preto“ beschimpften, von schwarzen Militärpolizisten vorübergehend festgenommen werden.
Mit acht Jahren arbeitete jener Francisco Everardo Oliveira Silva, genannt Tiririca, bereits als Zirkusclown, sitzt heute, mit 45 Jahren, sogar im Nationalkongress, gehört zum Regierungsbündnis der neuen Präsidentin Dilma Rousseff. Und hievte durch ein Rekordergebnis von 1,3 Millionen Stimmen eine ganze Reihe belasteter Politiker seiner Republikanischen Partei mit ins Parlament. „Was macht so ein Kongressabgeordneter? Ich weiß es nicht. Votiere für mich und ich erzähle es dir!“ Dieses banale Wahlkampfmotto Tiriricas hat bestens funktioniert – viele Brasilianer finden es zum Heulen, doch bezeichnend für den Zustand des Politikbetriebs. Und der tief verwurzelte Rassismus ist weiterhin vertrackt, äußert sich auf überraschende Weise, selbst im öffentlichen Gesundheitswesen. „Man muss sich das so vorstellen“, sagt Lucia Xavier von der Schwarzenorganisation „Criola“ in Rio. „Eine schwarze Frau geht zur Behandlung und auch zur Krebsvorsorge in eine öffentliche Klinik, doch der weiße Arzt tastet nicht einmal ihre Brust ab, weil er sich vor der Frau ekelt, ja, wegen ihrer Hautfarbe Ekel empfindet. Und damit wird die Frau ihres Rechts auf korrekte medizinische Behandlung beraubt. Die Frau teilt mit, dass sie Schmerzen habe, doch den Arzt interessiert das nicht, dessen Team ebenso wenig – weil man die Frau wegen ihres ganzen Erscheinungsbildes nicht mag.“ Nicht zufällig sind die Sterblichkeitsraten der Schwarzen weit höher als die der Weißen. Dunkelhäutige, immerhin die Bevölkerungsmehrheit, besetzen nur 3,5 Prozent der Führungsposten, sind im höheren Management extrem selten. Erklärt wird dies gewöhnlich mit dem sehr begrenzten Zugang dieser Bevölkerungsgruppe zu besserer Qualifikation. Das weitverbreitete Vorurteil, dass Schwarze keine intellektuelle Kompetenz besäßen, wird dagegen kaum einmal als Hinderungsgrund genannt. Befragte schwarze Manager räumten ein, sich lange Zeit tatsächlich als weit weniger kompetent eingestuft und unter einem tiefsitzenden Minderwertigkeitskomplex gelitten zu haben. Eine Folge dieses geringen Selbstwertgefühls: Als Lebenspartner, Freunde oder Bekannte werden erstaunlich häufig hellhäutige Personen bevorzugt. Es gibt dafür sogar eine gängige Redewendung – „melhorar a raça“, die Rasse verbessern. Und das heißt, Kinder mit Weißen zu zeugen, um so die Farbe der Familie aufzuhellen und dadurch in der Gesellschaft an Wert zu gewinnen. Als eine schwarze Favela-Frau nach sechs kaffeebraunen Kindern zum ersten Mal eine auffällig helle, beinahe weiße Tochter zur Welt bringt, bei einem dunkelhäutigen Vater, freut sich die ganze Sippe wie wild und feiert das Ereignis. Schwamm drüber, dass da irgendwas mit der Vaterschaft nicht stimmen kann – der Papa freut sich ja auch, dass die Kleine so überraschend hell geraten ist. In ungezählten Slumfamilien bläut man die Aufhell-Idee besonders den Mädchen frühzeitig ein, sucht ihnen Beziehungen zu schwarzen Jungen auszureden. Als ein Mädchen zum ersten Mal zu Hause mit dem schwarzen Freund auftaucht, fallen schon die Schwestern über sie her: Willst du denn die Rasse verschlechtern, die Familie noch schwärzer machen, bist du verrückt? Dunkelhäutige Frauen, die sich hocharbeiten und dann auf einmal in einem Großraumbüro allein unter 100, 200 Weißen sitzen, berichten davon, als „schwarzes Schaf“ tituliert zu werden, sich diskriminiert zu fühlen.
Besonders in den Slums von Sao Paulo sind auch andere Verhaltensmuster möglich. Politisierte Schwarze suchen sich für ein Abenteuer, eine nicht-feste Beziehung, gern eine Hellhäutige – aber zum Heiraten, zum Familiegründen muss es eine Schwarze sein. So werde die eigene Identität gestärkt. Eigentlich auch eine Form des Rassismus, kommentiert eine dunkle Paulistana. Auffällig wiederum, dass schwarze Männer, die Karriere machen, gar als Fußballspieler zu viel Geld kommen, Blondinen als Statussymbol bevorzugen. Der dunkelhäutige Historiker Joel dos Santos formulierte es bitter so: „Die Weiße ist schöner als die Schwarze – und wer vorankommt, wechselt nun einmal automatisch den Wagen.“
Silvester 2016 in Bolivien, das wie Brasilien ein Gewalt-Gesellschaftsmodell realisiert: 52-jährige Bolivianerin erleidet unter der Beschuldigung des Autoraubs “Lynchjustiz”, wird von Menschenmenge geschlagen, an einen Baum gefesselt, stirbt laut Landesmedien wegen giftigen Stichen von Baum-Ameisen.
Ausriß. “Gerhard Wisnewski. ungeklärt – unheimlich – unfassbar. Die spektakulärsten Kriminalfälle 2013. KNAUR
“Moderne Scheiterhaufen aus Autoreifen”:
…auch die “Stadt der Scheiterhaufen”….
…
Ausriß.
TV-Ausriß, deutsche und brasilianische Politiker.
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