Kein Radio, kein TV, doch Beschallung rund um die Uhr – wegen der offenen, provisorischen Straßenbar nur einige Schritte entfernt sowie wegen der teils extrem lauten Musik von Nachbarn. Auffällig die Unmenge an besonders nachts permanent attackierenden Moskitos – die Bewohner des simplen Backsteinhäuschens nutzen zwar landesübliche chemische Mittel multinationaler Marken, die indessen kaum wirken. So wird verständlich, wieso Malaria und Dengue durch Moskitos so gute Ausbreitungsbedingungen vorfinden – selbst Ex-Fußballstar Ronaldo holte sich Ende 2011 Dengue-Fieber durch Moskitos. Essen ohne Teller üblich, statt Tassen Wegwerf-Plastebecher. Oft steht man morgens auf und kann sich bis gegen Mittag nicht waschen – der nahe Hochbehälter wurde von dem Wasserversorgungsunternehmen nicht aufgefüllt, floß von dort also kein Wasser zu den Hochbehältern der Katen und Häuschen. Also stinken alle solange – just bei feuchter Tropenhitze. Wer nicht an Schlafen bei lauter Musik sowie Hundegebell gewöhnt ist – und wer ist das schon – ist geliefert. Musik jeder Art kommt von allen Seiten – ob Forró, Rock oder Rio-Funk, dazu das Gebelle mehrerer Hunde. Zwar beträgt die Spannung 220 Volt, doch holt man sich wegen der frei herumhängenden Leitungen leicht einen Schlag, tödliche Stromunfälle sind im Nordosten häufig. Weil die dünnen Wände nicht bis zur Decke hochgezogen wurden, hören alle alles von allen, gibt es keine Privatsphäre. Von der Küche aus sieht man die Duschenden in der engen Klo-Kabine voller Moskitos, Käfer, Spinnen. Das warme Essen besteht fast durchweg aus Bohnen, Reis und Spiegeleiern, manchmal sonnengetrocknetes Fleisch. Morgens: Eine Tasse Kaffee und ein Brötchen nur mit Margarine.
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/03/bahia-busbahnhof-gesichter-brasiliens/
« Brasiliens Mindestlohn von 622 Real(umgerechnet rund 260 Euro) für 2012 – ungezählte Brasilianer erhalten viel weniger. Mindestlöhne anderswo in der Welt. – Brasiliens Umweltkatastrophe 2012 in Bergen bei Rio de Janeiro: Wiederholung der Zustände vom Vorjahr – vorgesehene staatliche Mittel nicht freigegeben, nicht eingesetzt. Weiter große Risikozonen. Landesmedien machen sich über Rousseff-Äußerung vom Eintritt in die Ära der Prosperität lustig. »
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