Das riesige, an Ressourcen reiche Land Brasilien hat viele Gesichter. In weiten Teilen des Südens und in der Mitte ist es erschlossen und weit entwickelt. Im heißen Norden sieht es jedoch ganz anders aus. Dorthin reicht der Arm des Staates nur selten. Die Menschen im Mündungsgebiet des Amazonas sind nur mit dem Schiff zu erreichen. Viele sind bettelarm, leiden an Krankheiten und Mangelerscheinungen. Es gibt kaum soziale oder medizinische Versorgung. Dort wird Hilfe dringend gebraucht.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1698492/
Welche Art von Hilfe können Sie leisten?
In den letzten vier Jahren gehörte ich zu einer Gruppe, die von der Millionenstadt Belém am Atlantik mit mobilen Arzt- und Zahnarztpraxen in die vernachlässigten, isolierten Regionen ging. Medizinische Behandlung, Unterweisung in Gesundheitsvorsorge und die Verkündung des christlichen Glaubens waren die Schwerpunkte. Meine Aufgabe war es, die Einsätze vorzubereiten und zu organisieren, im Vorfeld Kontakt mit den Menschen vor Ort aufzunehmen, Einsatzorte zu bestimmen und Transportwege zu erkunden. Um medizinische Hilfe leisten zu können, absolvierte ich in Brasilien die Ausbildung zur Krankenschwester.
Was bewog Sie, in die Mission zu gehen?
Nach meiner Ausbildung zur Paramentenstickerin und mehreren Jahren Berufserfahrung, weilte ich privat zu einem Aufenthalt in Brasilien. Die Zustände in den Armenvierteln bewegten mich tief. Anhand der Bibel wollte ich das gesehene Elend begreifen, suchte nach Antworten und fragte mich: „Was ist meine Gabe, die ich zum Helfen einsetzen kann?“
CeBIT Hannover und Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/18/cebit-2012sudamerikas-shooting-star-zu-gast-in-hannover-partnerland-brasilien-staatschefin-dilma-rousseff-kommt/
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Was wird Ihr neuer Wirkungskreis sein?
Ich werde wieder nach Belém in den Bundesstaat Para in Nord-Ost-Brasilien gehen. Dort gehöre ich zu einem Team, das sich für die Bewohner am Rande der Müllhalde der Metropole einsetzt. Diese Menschen leben von dem riesigen Müllberg und arbeiten dort unter schrecklichen, gesundheitsgefährdenden Bedingungen. (Rhein-Neckar-Zeitung)
Missionarin Marianne Diemer wirkt in dem Amazonas-Teilstaat Pará, aus dem Deutschland vom Minenkonzern Vale den größten Teil des benötigten Eisenerzes bezieht. Vale wurde jetzt zum übelsten Unternehmen der Erde gekürt, wird laut Handelsblatt von der Rousseff-Regierung über Beteiligungen kontrolliert, macht jährlich gigantische Gewinne.Diese dienen, wie das Beispiel der deutschen Missionarin Marianne Diemer zeigt, indessen nicht, wie versprochen, der Elendsbekämpfung.
Brasilias Politik wird in Deutschland von interessierter Seite häufig als „progressiv“ gelobt.
Leonardo Boff: “Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
Missionarin Barbara Ludewig: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1201698/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1624771/
Die Slums in Belem:
Die Lebensumstände in den Hütten und Baracken, bei tropischer Hitze, starken Gewitterregen…
Slum-Großfeuer: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/12/slum-sao-paulos-in-flammen-tv-video-uber-2000-favelas-in-der-megacity/
Bischof Bernardino sagte in Sao Paulo den Kirchenmedien vor dem Adveniat-Gottesdienst, Brasiliens durchlebe derzeit eine enorme politische Krise. Brasilien sei zwar theoretisch eine Republik, doch die republikanischen Prinzipien würden mißachtet. In der Verfassung von 1988 heiße es, alle Brasilianer hätten die gleichen Rechte. “Doch in Wahrheit ist dies eine Lüge.” Es reiche aus, in die Slums zu gehen. “Wir müssen uns von der Diktatur der wirtschaftlichen Macht befreien – und von einer politischen Macht, die sich der wirtschaftlichen Macht unterwirft.”
Überlebende des jüngsten Großfeuers der Favela kampieren an der Straße.
Beim staatlich gesponserten Weltsozialforum in Belem spielte die hohe Konzentration von grauenhaftesten Pfahlbau-Slums in der Millionenstadt kaum eine Rolle – Belem ist indessen selbst laut offiziellen Angaben die brasilianische Stadt mit den meisten präkären Behausungen des Landes. Laut Zensus von 2010 überleben 53,9 Prozent der zwei Millionen Belem-Bewohner in derartigen “aglomerados subnormais”. Es handelt sich um provisorische Hütten auf Pfählen über fauligem Wasser, in das alle Notdurft verrichtet, aller Abfall geworfen wird. Steigt bei Hochwasser, nach starken Regengüssen der Wasserstand an, dringt diese Mischung in die Hütten ein, bewirkt entsprechende Krankheiten und Epidemien. Natürlich war auch beim Weltsozialforum 2012 in Porto Alegre kein Thema, wieso es im “Boomland” Brasiliens eigentlich unter Lula-Rousseff noch solche unsozialen Zustände gibt. Unweit von Belem agiert der weltgrößte Eisenerzerzeuger, der laut Handelsblatt von der Rousseff-Regierung über Beteiligungen de facto kontrollierte Minenkonzern Vale – mit interessanten Gewinnmargen.
Unterdessen stellte sich heraus, daß die in den letzten Jahren mit großem Propagandaaufwand gestarteten Bauprojekte für die ärmere Bevölkerung größtenteils nur auf dem Papier stehen: Gemäß einer neuen CGU-Studie wurden sieben von zehn derartigen Vorhaben garnicht realisiert, handelt es sich bei 74 Prozent der angekündigten Milliardeninvestitionen lediglich um Versprechungen.
Die Favela do Moinho liegt nahe dem City-Viertel Cracolandia, Crack-Land, wegen der offenen Crack-Szene: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/07/brasiliens-crack-epidemiecrack-in-sao-paulo-das-problem-wird-weiterverbreitet-du-auf-der-strase-her-mit-dem-handy-brasiliens-grausige-beschaffungskriminalitat/
Der jüngste Großbrand – anklicken: http://www.flickr.com/photos/59161888@N03/6623359609/
“Sternsinger-Hilfe kommt an”: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/01/sternsinger-hilfe-kommt-an-projekte-in-brasilien-und-indien/
In den aus Pappe und Holzresten sowie anderen leicht brennbaren Materialien errichteten Elendsvierteln Sao Paulos brechen immer wieder Großfeuer aus, kommen zahlreiche Verelendete in den Flammen um. Dies gilt auch für die Innenstadt-Favela do Moinho, an deren Hütten und Baracken unglaublich dicht Züge vorbeifahren. Nach dem letzten Großbrand kampieren zahlreiche überlebende Slumbewohner auf dem Fußweg einer nahen Straße. Was diese Menschen zusätzlich auszustehen haben, wenn starke Tropengewitter toben, kann man sich leicht vorstellen.
Leonardo Boff: “Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
Ausriß. Letztes Großfeuer in der Favela do Moinho.
Fotos von Ende Januar 2012. Lateinamerikas reichste Stadt Sao Paulo und die Überlebenden des Moinho-Großbrands.
Brasiliens Goethe-Gesellschaft:
Brasiliens katholische Kirche, Adveniat unterstützen die Slumbewohner.
Brasiliens Wachstumsbranche Crack – Havanna reagiert weiter zurückhaltend, anti-marktwirtschaftlich: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/16/brasiliens-crack-kinder-unter-lula-rousseff-trotz-offiziellem-kinderstatut-zahlreiche-kinder-landesweit-als-kunden-der-crack-wachstumsbrance/
Viele Slumbewohner überleben als Abfallsammler.
Hausen an stinkender Kloake – in Lateinamerikas reichster Stadt Sao Paulo. “Ich lebe hier schon 14 Jahre so in dieser Kate.”(Mutter von vier Kindern) Cachoeirinha-Slum, nahe dem Platz des Adveniat-Gottesdiensts.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/07/eu-lateinamerika-karibik-stiftung-startet-in-hamburg/
Der Teilstaat Sao Paulo ist die führende Wirtschaftsregion Lateinamerikas mit der entsprechenden Konzentration von Ober-und Mittelschicht – man kann sich daher vorstellen, wie die Slums in den stark unterentwickelten Regionen des Nordens und Nordostens der siebtgrößten Wirtschaftsnation aussehen.
Infolge der menschenunwürdigen Überlebensbedingungen sind in den Favelas von Sao Paulo typische Slumkrankheiten überall sichtbar – von Behinderungen fast jeder Art bis hin zu Asthma, verschiedenstem Hautausschlag und Lepra. Der Slum Rocinha in Rio de Janeiro hat laut Landesmedien die höchste Tuberkuloserate Brasiliens.
“Brasilien ist eine Industriemacht, die achtgrößte Wirtschaftsnation der Welt, modern und fortschrittlich.”
“Progressive Regierung”.
Derartige Lebensverhältnisse in der siebtgrößten Wirtschaftsnation verletzen, legt man bestimmte Wertvorstellungen zugrunde, Basis-Menschenrechte, Gesetze, Verfassung, internationale Konventionen – gemäß heute in neoliberalen Ländern wie Deutschland dominierenden Bewertungskriterien ist die Situation in den Slumhütten, das gesamte komplexe Spektrum der sozialen Lage Brasiliens, indessen Ausdruck fortschrittlicher, moderner Politik in einem Boomland, das daher, ebenso wie seine politisch Verantwortlichen, entsprechend viel Lob erhält.
http://www.adveniat.de/blog/?p=960
“Die Wirtschaftskrise hat Brasilien kaum gespürt”(WAZ)
Der soziale Aufstieg von Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/04/lula-bekommt-500000-dollar-von-lg-fur-vortrag-in-sudkorea-laut-brasilianischen-landesmedien-uber-eine-million-dollar-damit-vier-monate-nach-ende-der-amtszeit-kassiert-laut-kalkulation-von-parte/
“Ich habe sechs Kinder – mit dem im Bauch sinds dann sieben.”
Eingang zu völlig fensterloser Kate.
“Wirtschaftsmacht der Zukunft”:
Spürbare Preissprünge bei brasilianischen Lebensmitteln in den letzten Monaten.
Lateinamerikas teure Lebensmittel – Preissteigerungen um 40 Prozent in den letzten vier Jahren – Gefahr für Hungerbekämpfung: http://exame.abril.com.br/economia/mundo/noticias/precos-dos-alimentos-na-america-latina-sobem-40-em-4-anos–2
Wie in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften die Situation interpretiert wird:
« Kuba und Brasilien – die katholische Nachrichtenagentur ADITAL Brasiliens stellt Vergleiche an. „Dilma, Cuba, Haiti e telhados de vidro.“ – Brasiliens Teilstaat Bahia: Polizei-Streik stimuliert organisiertes Verbrechen zu Massenüberfällen, Raubzügen – straßenweise Geschäfte verrammelt. »
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