Über 80 Minuten immer dasselbe Lied:http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/24/karneval-in-rio-einfach-mal-im-selbstversuch-80-minuten-lang-immer-dasselbe-lied-singen-so-funktioniert-die-beruhmte-parade-der-sambaschulen-mit-dem-unentwegt-geschmetterten-samba-enredoanderung/
http://www.ila-web.de/brasilientexte/2006/klischeeswm.htm
Während in Ländern wie Deutschland gemäß Vorschriften immer noch im Mainstream wiedergekäut werden muß, daß Brasiliens Karneval ein Sambakarneval ist, haben große brasilianische Musiker wie Chico Buarque seit langem klargestellt, daß es sich u.a. bei den Paradesambas von Rio keineswegs um Samba handelt, Samba und Sambaschulen keineswegs miteinander zu tun haben. Zudem fällt immer mehr auf, daß im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten nur noch ein Bruchteil der Zuschauer im Rio-Sambodrome die Samba-Enredos der Sambaschulen kennt – und schlimmer noch, immer mehr Karnevalsfremde bei Sambaschulen mitdefilieren, ohne den jeweiligen Samba-Enredo zu kennen. Das familiäre, freundschaftliche Element bei den Umzügen tritt immer mehr in den Hintergrund – immer mehr Teilnehmer sehen sich bei der Sambaparade des Karnevals zum ersten – und letzten Mal. Je mehr der Anteil der Choreographien bei der Sambaparade zunimmt, umso weniger Raum bleibt für karnevalistischen, improvisierten Spaß, nimmt der Wettbewerbsstreß zu, wird Pflicht-Lachen befohlen, um die Jury entsprechend zu beeindrucken.
In den 70ern galt die Sambaparade eher als Programm für Fußlahme mit schwacher Kondition, da der irrwitzige Straßenkarneval des Stadtzentrums absoluter Hauptanziehungspunkt war. Inzwischen konzentriert sich fast alle Aufmerksamkeit auf das Defílee der Sambaschulen, weil der Straßenkarneval vielerorts zu aggressiv, gefährlich und daher weniger interessant wurde. Wer fast permanent auf seine eigene Sicherheit achten muß, kann schwerlich entspannt losfeiern.
Zwar mühen sich wenige echte Karnevalsanhänger unentwegt, die Tradition der Karnevalsmärsche, der Marchinhas, aufrechtzuerhalten, haben damit indessen wenig Erfolg. Denn neue Marchinhas werden zwar komponiert und in Wettbewerben vorgestellt, erreichen wegen der gesteuerten, amerikanisierten Musikprogramme der Medien indessen nicht mehr die Menschen. Rosa Maria Araujo sagte gegenüber O Globo, die Marchinhas würden nicht mehr wie früher in Radio und TV gespielt – zudem müsse heute dafür bezahlt werden, damit eine bestimmte Musik überhaupt gespielt werde. Auch das nationale Kino habe früher die Marchinhas populär gemacht – dies sei alles vorbei. Heute entstünden zwar gute Sambas, doch nur noch wenige Brasilianer wüßten davon.
Karneval in Rio.
Auch bei den Karnevalsblöcken von Rio de Janeiro – Garantie für Dauer-Schubserei und Drängelei, die Gesichter sagen genug – herrsche immer mehr Anonymität, kenne man sich kaum noch untereinander, lautet eine weitere in den Landesmedien geäußerte Kritik. Befragte Brasilianer:“Die Spontaneität nahm stetig ab, die Leute tanzen immer weniger, kommen hauptsächlich zum Biertrinken, trinken generell mehr Alkohol als früher.“
Noch in den siebziger, achtziger Jahren war der Alkohol-und Drogenkonsum im Straßenkarneval Rio de Janeiros sehr gering, zogen die echte Karnevalisten stets Mineralwasser vor – inzwischen kann man große Karnevalskapellen, Karnevals-Baterias beobachten, die sich vor dem Start erst reichlich Kokain einpfeifen – entsprechend roboterhaft wirkt dann der Auftritt.
Die Unzahl zauberhafter Karnevalsbälle Rio de Janeiros existiert nicht mehr – übbriggeblieben sind nur noch wenige sehr teure, uninteressante. Viele Klubs von Rio de Janeiro organisieren seit langem keine Bälle mehr.
Kritik regt sich auch gegen die von den Kommerzmedien und Sponsoren mit viel Geld hochgepuschten Pseudo-Schönheiten der Karnevalsparaden von Rio de Janeiro – früher unbekannt.
Inzwischen werden auch in Sao Paulos Sambaschulen nicht selten die Sambas-Enredo so überzogen monoton-schnell getrommelt, daß es sich um eine Abart musikalisch primitiver elektronischer Musik zu handeln scheint.
Angesichts heutiger kultureller Sozialisierung in Mitteleuropa entgehen den meisten von dort Zugereisten die gravierenden Veränderungen des brasilianischen Karnevals, der allgemeine Niveauabfall.
Auffällig, daß viele der „blocos“ des Rio-Karneval keinerlei oder kaum noch Samba spielen – stattdessen Pop, Rock, Rap, Tecno, Rio-Funk – wie auf Festen außerhalb des Karnevals. Brasiliens populäre Musikkultur entbrasilianisiert sich immer mehr in den letzten Jahren – selbst auf traditionellen Tanzbällen sind brasilianische Rhythmen immer weniger zu hören – stattdessen zumeist anglo-amerikanische Popmusik wie beispielsweise in Europa.
Brasilianerinnen über den Karneval in Rio de Janeiro 2012: „Der Karneval ist nicht mehr sexy, Sex spielt im Karneval von Rio immer weniger eine Rolle.“http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/02/brasiliens-tag-des-samba-am-2-dezember-der-brasilianer-weis-nicht-was-samba-ist/
Schwerbewaffnete Karnevalstänzerin – Wandmalerei in Rio de Janeiro. Ausriß.http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/22/brasiliens-kulturexport-nur-02-prozent-vom-weltvolumen-retrato-de-um-pais-que-nao-exporta-sua-cultura-o-estado-de-sao-paulo-brasilianische-musik-verkauft-sich-garnicht-so-gut-im-ausland/
Alcione anklicken, “Nao deixe o samba morrer” – nur eine immer kleinere Minderheit Brasiliens kann dazu noch echten Samba tanzen, die offizielle Kulturpolitik hats geschafft: http://www.youtube.com/watch?v=O85aPBh99P0
http://arquivoetc.blogspot.com/2011/03/foi-carnaval-janio-de-freitas.html
“O samba de escola deu lugar a um ritmo que nao se sabe o que é, nao tem nome, uma especie de corrida ritmica, para empurrar a maratona que se desenrola em disparada á frente da bateria.”(Janio de Freitas über das, was in mitteleuropäischen Medien heute kurioserweise immer als Rios Karnevalssamba bezeichnet wird – Samba ist während des Karnevals nur selten zu hören)
“Mit dem echten Samba ist es vorbei – die Passistas tanzen keinen Samba mehr, sie defilieren noch noch.”(Danuza Leao, Folha de Sao Paulo)
Straßenkarneval in Ipanema.
“DIZEM QUE O Carnaval do Rio renasceu. É engano.
O Carnaval matriz dos carnavais, o Carnaval das marchinhas e as marchinhas do Carnaval, os pés e as gingas e o êxtase dos foliões, e os próprios foliões, não estão mais aqui… Foram-se de repente, sem escândalo e sem resistir, compreensivos e conformados, como quem já não se sente à vontade no ambiente que era seu e, deslocado, sai até por delicadeza com os novos presentes, sai sem ruído e sem adeus..
O Sambódromo tentou ser uma compensação. Seu bom propósito trouxe o mau resultado de uma distância a distinguir a rua do povo, transmudado de partícipe em espectador, e o samba, transformado em espetáculo alheio.
…Nada a ver com o Carnaval do Rio, nada mais da identidade carioca, tudo a gosto da TV…
As escolas são companhias de um espetáculo anual. O samba de escola deu lugar a um ritmo que não se sabe o que é, não tem nome, uma espécie de corrida rítmica, para empurrar a maratona que se desenrola em disparada à frente da bateria. E o velho samba no pé? É como os pisadinhos aflitos da tentativa de matar umas baratinhas penetras na sala. De vez em quando, um giro bem-vindo da moça para mostrar o outro lado da lua…Por toda a cidade, os blocos de apenas dezenas ou pouco mais, nem sempre com sua pequena bateria, faziam a comunhão de alegria e humor que levava às últimas e melhores consequências a malícia das marchinhas e o feitiço fervente do samba. Inimitável. Carioca. Carioca da gema.
E os bailes incontáveis. Eram a rua levada aos salões. Alguns, só para quem não desceria, jamais, a pisar a calçada e a rua comuns…
Dizem que o Carnaval do Rio renasceu trazido por um ressurgimento numeroso dos blocos. Não são blocos. São passeatas. Milhares de pessoas assardinhadas, tangidas por um trio elétrico que abaiana e desencarioca em definitivo a passeata arritmada, sem marchinha na alma e sem samba no pé.
Fica a impressão de que o importante é dizer, depois, eu fui, eu estava lá, eu saí no… Inclusão social da zona sul é assim… Como passou o Carnaval verdadeiro, que não renasceu nem pode voltar: seu lugar na gente do Rio não existe mais.”
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/09/karneval-in-rio-2011-gesichter-brasiliens-fotoserie/
“Carnaval brasileiro com sua alegria forcada, fabricada…um espectaculo que perdeu a espontaneidade caracteristica das diversas manifestacoes de antigamente.”Leserzuschriften an Qualitätszeitungen
Laut europäischen Medienberichten waren angeblich rund 800000 ausländische Touristen zum Rio-Karneval gekommen, von denen indessen kaum etwas zu sehen war. Die Parade der Sambaschulen feierten danach sogar Millionen, obwohl keine 100000 ins Sambodrome passen.
“Carnaval bem-comportado”. Nelson Motta zum auffällig unfrivolen Karneval 2011.
“Heute haben wir eine Gesellschaft, die sich um ihre Sinnlichkeit selbst betrügt.”(Gerhard Polt)
Karnevals-Mpi-Posten in Rio de Janeiro(Ipanema).
“Fraldao neles!” – massive Kritik an Urinier-Karneval von Rio. “A alegria nao pode ser suja. E voce sabe, brasileira nao tem limite. Nem regras civicas.”
“Falta a musica” – “A alegria do carnaval naoe a lata de cerveja. À a musica.”
“Jugendgangs bringen Panik nach Ipanema nach Bafafá-Defilee”.
Tags: Adolf Hitler, Karneval in Brasilien, Karneval in Rio de Janeiro, Kriegskarnevals in Rio de Janeiro
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/02/04/karneval-in-rio-portela-2/
Sambakomponist Martinho da Vila über den Niedergang des Rio-Karnevals: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/13/karneval-in-rio-de-janeiro-komponist-martinho-da-vila-analysiert-die-aktuelle-schmerzhafte-dekadenz-der-karneval-hat-sich-vollig-von-seinen-ursprungen-entfernt-wurde-industrie-alles-dreht-sich/
http://www.hart-brasilientexte.de/wp-content/themes/red-minimalista-2.3/fotostrecke/html/fotostrecke-start.htmlhttp://www.hart-brasilientexte.de/2009/02/03/karneval-in-rio-portela/
Noch in den 70er, 80er Jahren war die Sambaparade des Sambodrome für echte Karnevalsfreunde das Uninteressanteste der Welt, spielte sich der echte, wahre, unbeschreiblich witzige und spontane Karneval im Stadtzentrum um die Avenida Rio Branco ab. Vorbei – heute bleibt fast nur noch das Sambaschulen-Defilee – die unglaubliche Karnevals-Ballkultur ist dahin, das entsetzliche Gedränge der Blocos läßt kaum Raum für Spontaneität. Rios Dekadenz fand seinen überdeutlichen Reflex im Karneval – ohne eine heftige Dosis Kokain schien manche berühmte Bateria großer Sambaschulen nicht mehr in Schwung zu kommen; in artifiziellen Schwung, man merkte es sofort.
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/02/karnevalshochburg-salvador-da-bahia-nur-19-prozent-der-stadtbewohner-beteiligen-sich-am-karneval-laut-offiziellen-zahlen/http://www.hart-brasilientexte.de/2008/03/08/glucklich-sein-im-tropenland/
Lange vorbei: http://www.schwarzaufweiss.de/brasilien/karneval1.htm
“Karneval mit Mangueira, Schöner, schrecklicher Wahnsinn – das größte, ekstatischste Volksfest der Erde strotzt vor Begeisterung und Gewalt.” (Picus-Reportagen, Wien, Unter dem Zuckerhut. Brasilianische Abgründe
Samba oder Marschrhythmus im Karneval? http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/25/chico-buarque-uber-rio-klischees-in-den-karnevalssambaschulen-wird-schon-lange-kein-samba-mehr-gelehrt-tanzt-doch-keiner-mehr-echten-samba-no-pe-was-man-dort-komponiert-interessiert-mich-langst/
Adolf Hitler und Rio-Karneval: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/20/adolf-hitler-und-brasiliens-ausgelassene-kriegs-karnevals-viele-lustige-sambas-marchinhas-uber-hitler-und-mussolini/
Dilma-Rousseff-Karnevals-Marchinha: http://www.youtube.com/watch?v=E428QLvRGUU&feature=relatedhttp://www.hart-brasilientexte.de/2009/02/25/karneval-in-rio-2009-parade-von-portela-as-aparencias-enganam-bilder-tauschen/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/05/tom-maior-sambaschule-sao-paulos-auf-gewerkschaftsfest/http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/04/karneval-in-rio-bola-preta-sonnabend/
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/02/sambschule-portela-siegerparade-2009-rio-de-janeiro/
Sex und Karneval: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/fallt-noch-ein-brasilienklischee-laut-studie-keineswegs-mehr-sex-wahrend-des-karnevals/
Tags:Wie funktioniert sozialpsychologisch Karneval in einer Scheiterhaufenstadt, die von täglichen Schießereien, Feuergefechten, zahlreichen Morden und No-Go-Areas geprägt ist? Auf der Berlinale wird im brasilianischen Wettbewerbsbeitrag „Tropa de Elite” erstmals auch eine u.a. zur Einschüchterung der Slumbewohner übliche barbarische Tötungsart, der Scheiterhaufen aus aufgestapelten Autoreifen, genannt „Microondas”, Mikrowelle, gezeigt.Beim Drehen der Szene in der Favela ”Morro dos Prazeres” waren laut Presseberichten Dutzende von Banditen, die Mpis, Pistolen und Handgranaten trugen, in der Nähe und schauten zu, gaben aus eigener Scheiterhaufen-Praxis Tips. “Po, der Typ stirbt nicht so, der schreit viel mehr”, sagte einer von ihnen zu den Schauspielern. Die hielten sich, wie es hieß, an die Anweisungen der Banditen, produzierten die Microondas-Szene exakt so. Scheiterhaufen dieser Art loderten bereits häufig in der Amtszeit von Rio de Janeiros Gouverneur Leonel Brizola, der Vizepräsident einer großen weltweiten Parteienassoziation war. Die Favela „Morro dos Prazeres” befindet sich unweit der weltberühmten Paradestraße des Karnevals, dem Sambodrome.Mancher Zuschauer in Berlin dürfte sich fragen, wie mittelalterliche Scheiterhaufen und ein weltberühmter Karneval in derselben Stadt möglich sind. In Sao Paulo berichteten Augenzeugen, daß in den achtziger und neunziger Jahren bei einer der berühmtesten Sambaschulen der Megacity auf beinahe jeder öffentlichen Vor-Karnevals-Probe im Getümmel Menschen erschossen wurden. Wie es hieß, wurden die Leichen weggeschleift – und das Sambafest ging weiter, ohne Unterbrechung.Der aus Rio de Janeiro stammende renommierte Therapeut und Kolumnist Jorge Forbes erläuterte entsprechende soziokulturellen Besonderheiten des Tropenlandes im Website-Exklusivinterview und kritisierte dabei auch den Rio-Karneval. „In unserem Land geschehen viele Tragödien, viele schockierende soziale, wirtschaftliche Desaster. Die Brasilianer müßten jedesmal innehalten, und sich einfach sagen: Schluß mit dem Lachen. Doch damit haben Brasilianer im allgemeinen große Probleme – sie sind Selbstbesinnung, Selbstbeobachtung und eben dieses Innehalten nicht gewöhnt. Als ob sie fürchten, an Kreativität, an Lebenslust zu verlieren. Oder gar in eine ausweglose Depression zu verfallen.” –Flugzeugunglück und Lachen–Therapeut Forbes bezog sich u.a. auf das letzte große Flugzeugunglück von Sao Paulo, bei dem rund zweihundert Menschen größtenteils in den Flammen eines Airbus umgekommen waren. Von solchen Geschehnissen wolle sich der Brasilianer so rasch wie möglich entfernen, tue dies indessen auf krankhafte Art. Daß direkt am Schauplatz der Flugzeugkatastrophe lachende Menschen waren, Regierungsfunktionäre minutenlang lachten, zudem obszöne Gesten machten, nennt Therapeut Jorge Forbes ebenfalls manisch, krankhaft. Brasiliens Nachrichtenmagazin „Veja” veröffentlichte Fotos von hohen Funktionären der staatlichen Luftaufsichtsbehörde Infraero, die am Unglücksort auf den brennenden Airbus zeigen, irgendeine Bemerkung machen und dann etwa fünf Minuten lang lachen. Auch über die Scheiterhaufen von Rio werden immer wieder Witze gerissen.”Ich wünschte mir, die Brasilianer würden anders reagieren. Denn daß wir nicht mit Schmerz, mit Schwäche und eigener Zerbrechlichkeit umgehen können, kommt uns teuer zu stehen. Wer die nötige Trauerarbeit nicht leistet, wird nur zu häufig krank, psychisch gestört oder eben gefühlskalt. Hier zeigen sich auch Entsolidarisierung und Individualismus in einer immer egoistischeren Welt. Man schaue sich nur den Karneval von Rio an – er ist nicht mehr Ausdruck der Fröhlichkeit unseres Volkes, sondern eher ein Festival kollektiver Entfremdung, von Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit. Auf Regierungen können wir nicht mehr hoffen, die Zivilgesellschaft muß sich organisieren, jeder von uns muß Verantwortung übernehmen. Die brasilianischen Eliten schotten sich in ihren Privilegiertenghettos, ihren Privatstraßen ab, hinter Stacheldrahtverhauen unter Strom. Wenn man den anderen nicht mehr als potentiellen Freund, sondern potentiellen Feind ansieht, führt dies zu paranoiden Sozialbeziehungen, führt in die Katastrophe.”Brasilianische Sozialwissenschaftler sowie bekannte Kommentaristen betonen seit Jahren, daß die Auslandspropaganda nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen das Karnevalsklischee weiterhin fördert. Das Klischeebild Brasiliens als Land von Samba, Karneval, Fußball, unbändiger Lebensfreude und Rassendemokratie sei kurioserweise von Diktator Getulio Vargas, einem Hitlerverehrer und Judenhasser, in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts produziert worden. Diogo Mainardo, provokanter Kolumnist des führenden Nachrichtenmagazins „Veja”, formuliert es so:”D e r Brasilianer existiert gar nicht, ist eine Täuschung, eine Lüge. Wer den Typus des Brasilianers erfunden hat, war die Getulio-Dikatur. Die erfand eine Rasse, glorifizierte die Mischung zwischen Weißen, Schwarzen und Indianern “ Frucht einer kollektiven Vergewaltigung. Erfunden wurden Mythen, der Fußball, der Karneval, die Populärmusik. Die Getulio-Diktatur erfand d e n Brasilianer, um ihn besser beherrschen zu können.” Mussolinis Italien, aber auch Hitlers Deutschland seien hier vorbeigekommen, es habe ein „ambiente goebbeliano” gegeben. „Der Unterschied ist, daß sich Italien und Deutschland von jenem sechzig Jahre zurückliegenden totalitären Diskurs befreit haben. In Brasilien wird er gleich fortgesetzt, werden Ideen von 1930 wiedergekäut. Die großen Namen unserer Intelligentsia und unserer Kultur sind jene alten Kollaborateure der Getulio-Diktatur, die mitgeholfen haben, jenes Image vom Brasilianer zu schmieden.” Diogo Mainardo von „Veja” nennt den in Europa mit Lob und Hudel bedachten Architekten Oscar Niemeyer, aber auch Namen wie den Brasilia-Entwerfer Lucio Costa, ferner Gilberto Freyre und Vinicius de Morais.
Hintergrund: Karneval in Rio 2007
Kritik an der Sieger-Sambaschule Beija-Flor wegen politisch korrekter Geschichtsverdrehung
Deutlich mehr Deutsche als in den Vorjahren haben sich beim Karneval in Rio ausgetobt – dem witzigsten, exotischsten, vielseitigsten Volksfest der Erde – gleichzeitig Musik-und Kunstfestival par excellence. Inzwischen hat sich bei immer mehr Brasilien-Interessierten herumgesprochen, wie und wo man die vier, fünf tollen Tage am besten verbringt: Die Rio-Unterkunft recht preisgünstig im Bergstadtteil Santa Teresa – wegen der konkurrenzlos spritzig-spontanen Umzüge (Blocos) zu fast jeder Tageszeit ganz in der Nähe, stets an der Rua Almirante Alexandrino, vorbei am besten Nordestino-Restaurant “Bar do Arnaudo”. Am Karnevalssonnabend gegen elf Uhr vormittags der Umzug des Bola-Preta-Karnevalsvereins mitten in der City, Start in Cinelandia, am Opernhaus. Sonntagnacht die besten Sambaclubs im Altstadtviertel Lapa, etwa “Carioca da Gema”, montags die zweite Paradenacht der besten Sambaschulen im Sambodrome. Und in der letzten Karnevalsnacht natürlich die “Gala Gay” der Schwulen, Transvestiten im Showpalast “Scala” des noblen Strandstadtteils Leblon. Seit MDR Jump 2004 mehreren Dutzend Hörern per Verlosung den ersten Rio-Karneval ihres Lebens ermöglichte, ist auch die Zahl der Ostdeutschen, meist aus traditionellen Fastnachtsregionen der DDR, deutlich größer geworden, trifft man immer wieder auf Karnevalsverrückte aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die schmerzhaften Widersprüche des Tropenlandes übersehen sie nicht – selten zeigen sich die sozialen, kulturellen, politischen Probleme des Drittweltlandes so deutlich und konzentriert wie beim Karneval. –Paradegewinner wegen politisch korrekten Unwahrheiten im Kreuzfeuer–Beim Defilee der besten Sambaschulen siegte dieses Jahr “Beija-Flor” aus dem Rio-Vorort Nilopolis und geriet prompt wegen des Parademottos in die Kritik. “Beija-Flor lügt über Afrika” titelte die auflagenstärkste Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” und analysierte ausführlich den Umzug der Sambaschule. Afrika zu würdigen, sei groß in Mode, und afrikanische Könige zu preisen, bringe Höchstnoten ein, schrieb das Blatt. Selbst wenn dafür die Geschichte verdreht, Historiker zum Schweigen gebracht und alte politisch korrekte Lügen über die Sklaverei erzählt werden müßten. Afrika werde als “Mutter der Freiheit” hingestellt, obwohl der Sklavenhandel dort lange vor der Ankunft der Weißen begonnen habe, die Sklaverei für die afrikanischen Könige extrem lukrativ gewesen sei und diese sich am meisten gegen eine Abschaffung gesträubt hätten. Laut der Zeitung hatten schwarze Afrikaner massenhaft andere Schwarze versklavt, Flüchtige getötet. Schwarze Afrikaner seien schwerreiche Sklavenhändler gewesen, Käufer von Sklaven für afrikanische Farmen. Die Sambaschule Beija-Flor preise den Reichtum Afrikas, doch sage nicht, daß er von der Sklaverei herrühre. Herausgestellt werde Dahomè, obwohl dieser Staat mit am meisten von der Sklaverei profitiert habe. Afrikaner hätten an die 25 Millionen Menschen verkauft, mehr als doppelt so viel, wie nach Amerika verschleppt worden seien.In manchen pseudoprogressiven Medien ist bis heute verboten, solche historischen Fakten zu erwähnen. Selbst der Kannibalismus brasilianischer Indios wird bestritten.Brasilien schaffte erst 1888 – und damit als letzte große nicht-afrikanische Nation – offiziell die Sklaverei ab, beendete damit eines der entsetzlichsten Kapitel der Landesgeschichte. Doch in Afrika ging die Sklaverei munter in großem Stile weiter, wurde sie beispielsweise von Saudi-Arabien erst 1962 offiziell ausgetilgt, 1948 von Äthiopien.Nach Brasilien wurden etwa vier Millionen Afrikaner verschleppt, mit Segelschiffen nach Bahia oder Rio de Janeiro gebracht, dort weiterverkauft, schließlich auf die Kaffee-und Zuckerrohrplantagen, in die Goldminen getrieben. Die Ausbeutung war derart brutal, daß die meisten Sklaven keine dreißig Jahre alt wurden. Millionen von Schwarzen überlebten bereits die teils monatelange Überfahrt in den total überfüllten, stickigen Laderäumen der Koggen nicht. Gewöhnlich wird in den Geschichtsbüchern nur profitgierigen Sklavenhändlern der Kolonialmacht Portugal die alleinige Schuld an der Verschleppung von Angolanern, Kongolesen, Mocambikanern gegeben. Brasilianische Schwarzenorganisationen fordern immer wieder auch materielle Wiedergutmachung von Lissabonn. Das Thema ist indessen viel komplexer, sogar heikel – nur ganz wenige brasilianische Historiker wagen sich mit der Forderung an die Öffentlichkeit, endlich von unzulässigen Vereinfachungen zu lassen, Tabus zu brechen. Professor Manolo Florentino ist einer davon, gehört zur neuen Generation seiner Zunft, lehrt an der Universität von Rio de Janeiro, wies sich durch ein vielbeachtetes Buch als Sklavereiexperte aus. Er wirft vielen Historikern von heute vor, schlichtweg zu unterschlagen, wie die afrikanischen Eliten beim Menschenhandel mitmachten. Und sagt es deutlich:“Männer, Frauen und Kinder wurden versklavt und exportiert durch Afrikaner – ein Fakt, den auch die brasilianische Geschichtswissenschaft vergessen will.” Für Florentino bringt es nicht weiter, die aktive Rolle der Afrikaner am Sklavenhandel unerwähnt zu lassen, zu verstecken, um auf diese Weise etwa die kulturelle Identität der heute unter absurdem Rassismus leidenden Schwarzen zu stärken. Vielmehr sei es doch so gewesen: Auf beiden Seiten des Atlantik, in Afrika und in Brasilien, existierten archaische Gesellschaften – verbunden durch bestimmte Wertvorstellungen und eben den Handel mit Afrikanern. Jahrzehnte vor der offiziellen Sklaverei-Abschaffung kam es zu einem bezeichnenden Phänomen: Manche humaner gesinnten weißen Sklavenhalter gaben Schwarzen die Freiheit, nicht wenigen Afrikanern gelang es, sich freizukaufen. Kamen diese zu Geld, taten sie etwas Überraschendes – sie, die Ex-Sklaven, kauften sich auf den Menschenmärkten Rio de Janeiros oder Bahias Afrikaner, wurden somit selber Sklavenhalter. Verschleppte Afrikaner beuteten, so absurd es klingt, fern der Heimat ebenfalls verschleppte Leidensgenossen aus. Sklaverei – heute in Brasilien und in Afrika nur noch ein Thema für Historiker, Anthropologen ? Keineswegs. Vor allem brasilianische Bischöfe sprechen von einer tiefverwurzelten Sklavenhaltermentalität, weisen auf die extrem kraß ungerechte Einkommensverteilung – und das Fortbestehen von Sklaverei.Wer nach Rio de Janeiro kommt, sollte einmal die Rua Camerino nahe dem Hafen entlanggehen. Zeit für Reflexionen, denn keine Tafel, kein Denkmal erinnert daran, daß sich hier Brasiliens größter, entsetzlichster Menschenmarkt befand, in einer der bedeutendsten Sklavenhalterstädte der Weltgeschichte.
Ein Karnevalstext von 2003 – als der Rio-Karneval noch erheblich anders war als heute:
Fällt in Deutschland das Wort “Karneval” – verknüpft mit Köln, Mainz, Rio – winken kopflastige “Progressive” gewöhnlich ab. Carnaval – out, gräßlich, furchtbar, ja nicht – ein Unwort. Indessen geradezu ein Verbrechen, ausgerechnet den Karneval von Rio in einem Topf mit dem westdeutschen zu werfen. Denn der unterm Zuckerhut ist zuallererst ein Kunstwerk, die grandiose kulturelle Leistung einer von grausamsten Widersprüchen gezeichneten Stadt der Dritten Welt. Orientiert an oberflächlichen Fernsehbildern, glauben viele allen Ernstes, die berühmte Parade der Sambaschulen sei vor allem ein kommerzielles Touristenspektakel, von dem die Armen, Verelendeten weitgehend ausgeschlossen sind. Noch so ein unausrottbares Brasilien-Klischee. Stutzig machen sollten Basis-Fakten: Über fünfzig Sambaschulen, fast alle in den Slums, “Favelas” – Hunderttausende ihrer Bewohner bereiten dort über Monate jene ausgefeilte, gut durchkomponierte, jährlich bessere Mischung aus Oper, Ballett, Theaterstück, Musical, Kabarett vor, mit der dann jede “Escola de Samba” schließlich während der vier, fünf tollen Tage auf die Piste geht. Jede Sambaschule beschäftigt zudem Schauspieler, Musiker, Kostüm-und Maskenbildner, präsentiert ihr Defilee-Thema mit nicht weniger als fünftausend, sechstausend Laiendarstellern – die allermeisten aus dem Slum. Ungezählte Details, die man – wie bei einem Bühnenwerk vorher im Programmheft erklärt – eigentlich kennen muß, um den Kontext, den ganzen Inhalt zu verstehen. Rio-Karneval ist auch eine Wissenschaft, mit der sich Soziologen, Anthropologen, Musikexperten, Doktoranden befassen. An der vergleichsweise extrem platten, unbeholfen steif wirkenden Rosenmontagsparade von Köln oder Mainz sind gerade um die zweitausend Karnevalisten beteiligt – gemessen an den Dimensionen Rios also kaum der Rede wert. Schuhputzer, Tagelöhner als erfolgreiche KomponistenBereits jetzt, kurz nach dem jüngsten Karneval, laufen die Vorbereitungen für den nächsten, grübeln in jeder Sambaschule bereits unzählige Laienkomponisten, wie das Motto für 2004 musikalisch umgesetzt werden kann. Schuhputzer, Hilfsarbeiter in ärmlichsten Verhältnissen hatten bereits die zündendsten Ideen, siegten bei den Wettbewerben um den Samba-Enredo, mit dem es dann im Frühjahr auf die Sambodrome-Piste ging, konnten es kaum fassen, ihren Samba auf CD gepreßt zu sehen, in den Radios zu hören. Immer wieder aufschlußreich, deutsche Parade-Zuschauer bei dem schwierigen Versuch zu beobachten, diese mit Abstand größte Show der Welt irgendwie politisch, soziokulturell “einzuordnen”. Festgeklammert am Caipirinha-Glas fragt sich mancher – darf ich das denn gut finden, muß ich das nicht schärfstens verurteilen – hier diese Euphorie, Ekstase, verschwenderisch-teure Kostüme, Allegorienwagen – und dahinten die Hügelslums mit denen, die nichts, oder kaum was zu fressen haben? Selten werden Brasiliens Widersprüche deutlicher sichtbar als beim Rio-Karneval – und die Sambaschulen legen Wert darauf, sie immer deutlicher herauszustellen. Wer als Mitteleuropäer in Rio nur zuschaut, seine Berührungsängste, die üblichen Ängste vor Körperkontakt nicht überwindet, ist eigentlich verloren – das weltweit einmalige, auch in Brasilien konkurrenzlose Kulturphänomen Rio-Karneval erschließt sich nur übers intensive Mitmachen, vor allem bei der Parade, aber auch den Bällen, dem Karnevalszug des uralten Bola-Preta-Clubs am Opernhaus.Bom – nun ist meine Sambaschule “Portela” leider nur Achter geworden – ich werds verschmerzen. Denn unser Defilee – ich zum xten Mal mittendrin – war wieder der reinste, schönste Lustgewinn pur. Die vierzehn Sambaschulen der Spitzenliga, darunter meine “Portela”, investieren am meisten – jede umgerechnet bis zu drei Millionen Euro. Kostüme können bis zu 150000 Euro kosten, doch vielen reicht Körperbemalung. Eine Jury bewertet jede “Escola de Samba”, denn es geht ja um Sieg und Platz. Elektrisierend, wenn mit Trillerpfeifen die letzten Kommandos gegeben werden, unsere hundertköpfige Bateria, bestimmt die beste des Erdballs, wie wild lostrommelt, Böller krachen, ein irrsinniges Feuerwerk in den nächtlichen Rio-Himmel schießt, unser tausendfacher Glücks-und Begeisterungsschrei die über hunderttausend auf den Rängen des Sambodroms ansteckt, mitreißt wie unser Samba, Leitmotiv der Farbenorgie. Und der Trommelrhythmus uns anfeuert, anregt wie Champagner und zehn starke Expressos zusammen, zu den irrwitzigsten improvisierten Schrittkombinationen anstachelt. Portela singt, tanzt, zeigt die wechselvolle Geschichte des City-Altstadtviertels “Cinelandia” – Treffpunkt der Cineasten, der Intellektuellen, Bohemiens, der Regimegegner und Stadtguerilleiros während der Militärdiktatur – die Namen, die Figuren, die besten Filme, Shows, Stücke, Episoden auch durch enorme Allegorienwagen dargestellt. Jeder einzelne Block hunderter Tänzer, so wie meiner der Harlekins – eine spezielle Idee, ein Kapitel des Cinelandia-Stücks. Und über fünftausend im eigentlich unbeschreiblichen Cinelandia-Sambarausch – hinterher, am Pistenende das Gefühl, ein anderer Mensch zu sein, irgendwie bewußtseinserweitert, mit anderem Sinn, anderer Sensibilität für die Realitäten. Irak-und Rio-Krieg als Karnevalsthema – “Schluß mit der Geldgier!”-Die traditionellste Sambaschule Rios, Mangueira, bringt grandios Hebräer, Ägypter zu Zeiten von Ramses, selbst Moses auf die Parade-Bühne, tippt die Nahostkonflikte, den drohenden Irak-Ölkrieg der USA an – Friedensappell im Karneval – selten war das größte Volksfest der Erde so politisch, so realitätsorientiert. Kein Wunder – erstmals mußte der Carnaval wegen des zugespitzten Rio-Stadtkriegs der hochgerüsteten Banditenmilizen von den Streitkräften beschützt werden, gab es dennoch heftige, stundenlange Feuergefechte in Slums, an Stadtautobahnen, wurden sogar gleich neben dem Sambodrome im Trubel Leute erschossen, verwundet. Im extrem widersprüchlichen Brasilien geht all dies zusammen, für Europäer meist schwer begreiflich.Mangueira verfehlt knapp den Paradesieg – Beija-Flor gewinnt mit nur einem Punkt Vorsprung – und dem sozialkritischsten Defilee: Misere, Hunger, Gewalt, soziale Kontraste, Tragödien Brasiliens – mit großartigen Szenen wie im Ballett, wie im politischen Theater. Ein Zitat aus dem Samba-Enredo, achtzig Minuten lang ununterbrochen lauthals gesungen, alles im Fernsehen übertragen:”Schluß mit diesem elend niedrigen Lohn, ich bin am Ersticken, beinahe am Ende, schreie es heraus. Schluß mit dieser Geldgier, ewig tolerieren wir die nicht.”Rio-Karneval – Opium fürs Volk? Klingt nicht grade so, viele Sambaschulen schlugen solche Töne an. Ganz offenkundig – eben kein vordergründiges, banales, kommerzielles Touristenspektakel, gar ähnlich dumpf-dümmlich, abstoßend unsinnlich, eklig profitorientiert wie die Love-Parade. Natürlich kein Vergleich – wer im Rio-Sambodrome mittanzt, mitsingt, zehrt von diesem auch ästhetischen Vergnügen womöglich viele Jahre.Erste Welt “stocksteif, kopfgestört, fußlahm”Arnaldo Jabor, Cineast, Starkolumnist, wohl bester Kenner seines eigenen Landes, bringt es auf den Punkt:”Unser Karneval ist ein feminines Fest, eine sexuelle, musikalische Utopie – die Sexualität der Frauen wird Brasilien retten, Vögeln ist bei uns Brasilianern so herrlich mit Musik, dem Essen, mit Spaß und Spielerei verknüpft.” Die karnevalsfeindlichen Langweiler, selbstkontrollierten Kopfmenschen der Ersten Welt kriegen von ihm regelmäßig ihr Fett weg, weil sie immer nur noch mehr Komfort, Ordnung, Technologie wollten, immer naturentfremdeter wirkten :”Die haben den Rock, etwas sehr männliches – Rock ist Krieg, Karneval ist Luxus und Wollust, so feminin. Sie haben Lust am Leiden, kriegen davon gar einen Orgasmus – wir in den Tropen nehmen Sexualität als Spiel, Fest, Lachen.”Jabor-Kollege Marcio Moreira Alves haut in einer anderen Qualitätszeitung in die gleiche Kerbe:”Schwer zu glauben, daß der Rest der Welt nicht wie wir vier Tage mal Pause machte, um zu singen, zu tanzen, zu lieben.” Und bezogen auf die Erste Welt, vor allem deren Oberschicht:”Diese Leute dort sind wirklich so – stocksteif, kopfgestört und auch noch fußlahm. Wenn sie mal grade nicht auf unsere Kosten Geld scheffeln, denken sie nur an Perversitäten – etwa ein schutzloses Land zu überfallen, dessen halbe Bevölkerung jünger als fünfzehn Jahre ist.”Übrigens kann man längst problemlos eine wunderschöne “Fantasia”, das Karnevalskostüm der Sambaschulen, schon von Deutschland aus buchen – alles viel billiger, als manche denken. Der Lustgewinn – unbezahlbar.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/02/11/sambaschule-vai-vai-sao-paulo-baiana-gesichter-brasiliens/http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/05/tom-maior-sambaschule-sao-paulos-auf-gewerkschaftsfest/
Tags: Karnevalisten in Sao Paulo
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Karnevalisten der Landlosenbewegung MST – bloco “Unidos da lona preta”.
Mythos und Realität des Karnevals – ADITAL
Marcelo Barros
Monge beneditino e escritor
Grande parte do Brasil já está tomado pelo clima de Carnaval. Para muitos, o Carnaval não é somente um período do ano e um tempo de brincadeiras. É um espírito que se vive como uma energia que dá força e alegria para a luta do ano inteiro.
Como tudo nesse sistema em que vivemos, atualmente, o Carnaval também se tornou objeto do mercado. A festa que antigamente era gratuita se converteu em espetáculo pago. O corpo humano é comercializado, as drogas e bebidas se tornaram banais. Em alguns lugares, a competição transforma a alegria em violência. Entretanto, seja como for, sempre sobrevive um resquício de festa popular. Por trás de todas as ambigüidades, há um fato inegável: o povo tem direito à alegria, à liberdade de brincar e conviver de forma diversa do cotidiano. Em muitos casos, o Carnaval é a versão popular e antiga do que o filósofo Domenico de Masi chamava de „ócio criativo”.
« Uralt-Wahrheiten zum Windenergie-Bluff. Ob es ein paar mehr deutschen Michels inzwischen dämmert? Focus zur Energielage der Nation. Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew zur deutsch-brasilianischen Atomkooperation… – Brasiliens Sänger und Komponist Caetano Veloso kritisiert Vorgehen des Arbeiterpartei-Gouverneurs Jaques-Wagner im Polizeistreik von Bahia. „Alles hier vermittelt den Eindruck, keine Zukunft zu haben.“ „Bahia de todos os medos“. »
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