Beim Karneval in Rio de Janeiro 2012 ließ sich vielerorts beobachten, daß von angeblich befriedeten Favelas, mit Einheiten der Befriedungspolizei(UPP) schwerlich die Rede sein kann. Im Hangslum Sao Carlos am Ausgehviertel Lapa kam es zu einer heftigen Schießerei zwischen Banditenkommandos und der Polizei – der Schußwechsel war sogar während der Karnevalsparade im Sambodromo zu hören. Daß die Polizei angesichts der Zehntausenden von Menschen ganz in der Nähe die Schießerei nicht zu verhindern wußte, Ungezählte von verirrten Kugeln hätten getroffen, getötet werden können, spricht Bände.
Vor dem Karneval waren nach Ermittlungen der Bundespolizei der die UPP von Sao Carlos führende Offizier der Militärpolizei sowie weitere Beamte festgenommen worden, weil sie mutmaßlich von den dortigen Banditenkommandos Bestechungsgelder angenommen hatten. Die gleiche Situation gilt dem Vernehmen nach auch für andere Slums – die Macht des organisierten Verbrechens über die Elends-und Armenviertel von Rio de Janeiro wurde also keineswegs gebrochen. Selbst während des Karnevals war es den Banditenkommandos des Complexo do Alemao möglich, Bailes Funk zu veranstalten, die dem Drogenhandel ebenso dienen wie der Kinderprostitution.Wie im Spielfilm „Tropa de Elite“ zu sehen, wimmelt es auf diesen Freiluft-Discos von Bewaffneten mit MGs und Mpis.
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/27/ney-matogrosso-por-debaixo-dos-pano/
Der für das gesamte UPP-Programm zuständige Polizeioffizier wurde gar Opfer einer der seit langem in Rio de Janeiro üblichen Wegelagerer-Aktionen von Banditenkommandos, wobei mitten in der Stadt der Verkehr gestoppt und Autos sowie deren Insassen serienweise ausgeraubt werden, die Banditen mit den wertvollsten Wagen davonfahren. Der Wagen des UPP-Kommandanten wurde laut Lokalmedien nur 280 Meter von einer großen Polizeiwache gestoppt – die Banditen nahmen außer dem Fahrzeug, Geld und Handys auch die Waffen des Offiziers und seines Fahrers mit. In europäische Medien wurde wie üblich durchgeschaltet, die Polizei habe in Rio die Sicherheit und natürlich auch die Karnevalssicherheit im Griff – indessen galt just das Gegenteil, wie die vielen selbst von Medien dokumentierten Beispiele zeigen.
In Leserbriefen der Lokalpresse beschweren sich Bewohner über den Banditen-Terror in allen Favelas von Niteroi.
Junger Bandit mit Maschinengewehr auf Patrouille in Rio de Janeiro – Ende Dezember 2011. Die Besonderheiten der Spezialdemokratie Brasiliens. Ausriß.
Der Karneval von Rio de Janeiro, mit absurd überteuerten Preisen, war 2012 von sehr viel Gewalt geprägt – die Polizei der Stadt schien sich im Streik zu befinden, nie zuvor waren sowenige Beamte zum Schutz des Festes im Einsatz zu sehen. Entsprechend aggressiv waren die Aktionen der zahllosen, teils sogar mit Revolvern bewaffneten Straßenräuber, sogar in unmittelbarer Nähe von Polizisten – täglich wurde man zwangsläufig Zeuge von Überfällen, die nicht selten uninformierte Ausländer trafen. Rios Polizei hatte die Lage entgegen den Versprechen keineswegs im Griff – in den Leserbriefspalten der Zeitungen hagelte es entsprechende Kritik vieler Betroffener. Nicht ungewöhnlich, das Aufschnappen von Klappmessern kurz vorm Überfall etwa in den Straßen und Gassen von Santa Teresa zu sehen und zu hören. Im Straßenkarneval erschoß ein Mann eine Frau, die sich nicht küssen lassen wollte und konnte unerkannt fliehen. Offenbar gab es auch Blitz-Entführungen von Ausländern.In der Metro und auf Straßen kam es zu zahlreichen Schlägereien verfeindeter Gangs, das Ausmaß an Vandalismus, mutwilligen Zerstörungen war selbst gemäß Lokalmedien enorm.Laut Metro gab es 30 Prozent mehr Vandalismus-Fälle als beim Karneval 2011.Viele Karnevalisten vermieden, in die Metro einzusteigen, weil sie Attacken und Überfälle befürchteten.
Viele Bewohner Rio de Janeiros scheinen geborene Super-Verdränger zu sein – tun alle derartigen Vorfälle, Verbrechen als „casos isolados“, Einzelfälle ab.
Bereits 2011 mußten die UPP-Chefs von drei Hangslums in Santa Teresa von ihren Posten entfernt werden, weil sie gegen Bestechungsgelder den Banditen freie Hand gelassen hatten. Auch in Rocinha, heißt es, kehren die Banditenkommandos nach und nach zurück.
Menschenrechtsaktivisten hatten die Slum-Besetzungen durch Militär und Polizei von Anfang an als Farce bezeichnet. Aus mitteleuropäischen Ländern erhielt das UPP-System indessen sehr viel Lob.
Zeitungsausriß – Lula bei der Einweihung 2010. Neben ihm der ThyssenKrupp-Chef, ferner Gouverneur Sergio Cabral und Bürgermeister Eduardo Paes Rio de Janeiros, jetzt federführend bei der Vorbereitung von Fußball-WM 2014 und Olympischen Sommerspielen 2016. Cabral untersteht die Militär-und Zivilpolizei des Teilstaats Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/16/brasiliens-gravierende-menschenrechtslage-neue-einzelheiten-uber-foltermethoden-der-sogenannten-befriedungseinheiten-in-rio-slums-laut-landesmedien-in-rocinha-favela-ua-elektroschocks-und-kopf-des/
« UNESCO verurteilt jüngste Morde an Journalisten in Brasilien: „Angriff auf Journalismus und Ausdrucksfreiheit.“ Brasiliens gravierende Menschenrechtslage. Folter, Todesschwadronen, Scheiterhaufen, Sklavenarbeit. Wie Brasilien unter „Technokratin“ Dilma Rousseff funktioniert. Brasilien für Deutschlandjahr 2013 ausgewählt. – Christian Wulff(CDU) – als Bundespräsident 2011, im ersten Amtsjahr von Dilma Rousseff, in Brasilien. Horst Köhler(CDU) als Bundespräsident 2007, während der Lula-Rousseff-Regierung, in Brasilien, Joachim Gauck 2013. »
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