Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens Padre Marcelo Rossi, sein Hit seit 2011: „O meu lugar é no céu.“ (Agape musical) Leonardo Boff zählt erwartungsgemäß zu Rossis schärfsten Kritikern. Franziskanerbischof Fernando Figueiredo weist Vorwürfe als baren Unsinn zurück. Brasiliens Sekten-Multimillionäre.

http://www.youtube.com/watch?v=h8KBxfOrPrw

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/01/brasiliens-katholischer-priester-marcelo-rossi-gegen-den-strommainstream-padre-weiht-in-sao-paulo-den-grosten-tempel-des-landes-ein-kunftig-platz-fur-etwa-100000-glaubige-santuario-mae-de-de/

Bestsellerautor Rossi:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/13/leonardo-boff-spielt-papst-erklarer-papst-oberinterpretierer-in-deutschland-boff-sagt-wie-er-den-papst-haben-willangeblich-haben-die-armen-wahrend-der-beiden-franziskus-vorganger-keine-zentrale/

rossifigueiredo1.jpg

Franziskanerbischof Fernando Figueiredo und Padre Marcelo Rossi in der neuen Kirche der Diözese Santo Amaro von Sao Paulo 2012.

rossitempel12.JPG

Rossi-Tempelbau 2012 in Sao Paulo.

Padre Marcello Rossi symbolisiert die Nähe der katholischen Kirche zu den Armen und Verelendeten des Riesenlandes, spricht deren Sprache, kennt deren Probleme genau und reflektiert darüber täglich auch in seinen Radioprogrammen. In Massen strömen besonders die Armen Brasiliens zu seinen Gottesdiensten, den Freilicht-Missas mit bis zu drei Millionen Gläubigen, ein beträchtlicher Teil (Noch-)Angehörige von evangelikalen Sekten. Während die Tempel der unzähligen, stark aufgesplitterten Wunderheilersekten in den letzten Jahren immer mehr auffällig leer bleiben, selbst große Sekten auf einmal erheblichen Mitgliederschwund erleben,  erweist sich die katholische Kirche als stabile Größe im gesellschaftlichen Leben des Landes, zumal auch der Priestermangel spürbar zurückgeht, der Priesterberuf deutlich an Attraktivität gewonnen hat, wie die Statistiken zeigen. Immer mehr Arme haben offenbar das platte Geldeintreiben durch die Sektenpastoren satt, deren schwache Sozialarbeit mit der der katholischen Kirche nicht konkurrieren kann. Nicht zu übersehen ist, daß Padres wie Marcelo Rossi zu einem neuen, attraktiveren Erscheinungsbild der katholischen Kirche spürbar beigetragen haben.

Seit langem sind Priester wie Rossi keine Rarität mehr unter den brasilianischen Geistlichen, gibt es landauf, landab Padres, die wie Rossi problemlos Fußballstadien für Gottesdienste füllen, deren CDs und DVDs sich ebenfalls millionenfach verkaufen. Per Internetsuche kann man die TV-und Radio-Hitparaden katholischer Sänger anklicken , darunter auch nicht wenige Frauen.

 Der Erfolg dieser neuen Generation von Priestern wird von der Kirchenspitze begrüßt, gefördert – solche Padres sind in der katholischen Kirche sehr willkommen.  

Nicht zufällig war Padre Rossi mehrfach bei Papst Benedikt XVI. in Rom, wurde von diesem sogar mit einem Menschenrechtspreis geehrt.

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/erst-bandit-und-gefurchteter-killer-dann-sektenpastor/

Kurioserweise wird Padre Marcelo Rossi von Mainstream-Medien Mitteleuropas weiterhin als „Superstar“ bezeichnet, mit primitiv-banalen Wegwerf-Popstars  von heute auf eine Stufe gestellt. Gleichzeitig nimmt auch im mitteleuropäischen TV die Sympathiewerbung für übelste Wunderheilersekten Brasiliens zu, wird glatt verheimlicht, nach welchen neoliberalen unternehmerischen Prinzipien diese geführt werden – und daß diese Sekten überwiegend extrem Homosexuellen-feindlich sind, welche Rolle der US-Geheimdienst CIA bei der Ausbreitung der Sekten in Brasilien spielt.  

Sektenführer als Multimillionäre in Brasilien – ebenfalls kein Thema:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/18/brasilien-die-millionare-unter-den-bischofen-der-wunderheiler-sektenkirchen-edir-macedo-universalkirche-auf-platz-1-950-millionen-dollar/

Natürlich wird auch die berüchtigte Theologie der Prosperität nicht erwähnt – was ebenfalls Bände spricht. Daß Sektentempel gerade in den letzten Jahren auffällig leer bleiben, viele sogar geschlossen wurden, gehört natürlich nicht zum Informationsangebot.

Und daß Wunderheilersekten häufig gerade an den Slumperipherien aktiv mit dem organisierten Verbrechen kooperieren, Sektengeistliche für schwerste Verbrechen, darunter Mord, Waffenschmuggel, lebendiges Verbrennen eines Gläubigen hinter Gitter kamen, ist vorhersehbar ebenfalls kein Mainstream-Thema in Mitteleuropa.Dazu paßt, daß die anti-neoliberale Linie der katholischen Kirche Brasiliens ebenfalls nicht erläutert wird, etwa mit Hinweis auf die vielen Sozialpastoralen – ob für Arbeiter, Kinder, Jugendliche, Drogensüchtige, Aidsinfizierte. Eine Seelsorge der Erzdiözese Sao Paulo heißt „Glaube und Politik“ – dort sind viele Widerstandskämpfer aktiv, die das Militärregime überlebten. 

In den üblichen Banal-Stories über Padre Marcelo fehlt stets, daß er einen sehr angesehenen Franziskanerbischof an seiner Seite hat, mit diesem gemeinsam TV-Gottesdienste zelebriert. Motto: Das macht doch nichts, das merkt doch keiner.

Da Padre Marcelo Rossi einfach lebt, keinerlei Villen, Privatflugzeuge etc. besitzt und keinerlei persönlichen Reichtum herausstellt, wie es bei den Führungsleuten der Wunderheilersekten üblich ist,  die in Ländern wie Deutschland gewöhnlich beschönigend als Freikirchen bezeichnet werden, ist er angesichts seiner Popularität als Katholik permanent gerade auch in Europa vielen Medien-Verleumdungen ausgesetzt, darunter selbst im kirchlichen Mainstream.

http://epocasaopaulo.globo.com/vida-urbana/padre-marcelo-prepara-inauguracao-de-mega-templo-para-100-mil-fieis/

Uma vez na mídia, padre Marcelo foi alvo da ala mais à esquerda da Igreja, adepta da Teologia da Libertação. Para esses religiosos, o bom sacerdote deve ter engajamento social e usar sua influência na defesa dos oprimidos. Por esse prisma, um ritual baseado em cânticos e coreografias, distante de qualquer discurso de classe, fazia de padre Marcelo um pregador superficial e “alienante”. Ele naturalmente discorda. “Dividir tudo entre ricos e pobres não é teologia. É ideologia”, diz. “Eu criei um centro para dependentes químicos. Isso não é social?” Um sinal da resistência ao seu trabalho, segundo padre Marcelo, se deu por ocasião da visita de Bento XVI ao Brasil, em 2007. Padre Marcelo se apresentou às 5 horas para um Campo de Marte vazio, bem longe do papa. Diz que foi boicotado pela organização e que o episódio desencadeou uma crise vocacional. No mesmo ano, a casa de seus pais foi assaltada e seu pai entrou na mira de sequestradores. Padre Marcelo decidiu se expor menos. “Amadureci. Aprendi a falar menos, a saber meu lugar”, afirma. (Epoca)

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1698492/

Leonardo Boff über Marcelo Rossi: O padre Marcelo Rossi está imitando as pentecostais. Há um vazio de evangelização, é a relação pessoa e Deus. É melhor escutar o padre Rossi do que escutar a Xuxa, mas é a mesma coisa. Eles são animadores de auditório. Isso não leva ninguém à transformação. É um Lexotan. Depois volta a lógica dura da vida. É uma evangelização desgarrada da vida concreta.
ÉPOCA –
O papa já se mostrou não ser muito favorável aos líderes mais carismáticos, como Marcelo Rossi e Fábio de Melo. Isso não complica as coisas?
Boff -
O Vaticano e os bispos não gostam de ter sombra ao lado deles. E Roma não gosta disso. Por isso quer enquadrá-los. Eles são modernos e mercadológicos. Por outro lado, não levam as pessoas a refletirem sobre os problemas do mundo. O padre Rossi nunca fala dos desempregados e da fome. Só convida a dançar. Ele louva as rosas, mas esquece o jardineiro que as rega.

Boff:“Priester Rossi spricht nie über Arbeitslose und Hunger. Er lädt nur ein zum Tanzen.“

Interessanterweise stimmt just das Gegenteil – es existieren zahlreiche Mitschnitte, in denen sich Rossi ausführlich den Arbeitslosen und ihren Problemen widmet, für die Arbeitslosen betet – gleiches gilt für das Problem des Hungers, des Elends, der Armut in Brasilien.

dom-fernando1.JPG

Dom Fernando Figueiredo,  Franziskaner-Bischof der Diözese Santo Amaro, in der Padre Marcelo Rossi wirkt, erklärte im April 2012 im Website-Interview die Aussagen von Leonardo Boff für baren Unsinn – Boff müsse derartige Bewertungen verantworten. „Ich denke, Boff verfolgt garnicht in der gebührenden Weise, was Padre Rossi und die ganze Diözese tun.“

Nicht zufällig ist daher Boff in deutschsprachigen Medien ein häufiger Interviewpartner – im Gegensatz zum Franziskanerbischof.

 Bischof Figueiredo, der jede Woche einen TV-Gottesdienst gemeinsam mit Padre Rossi zelebriert, belegte mit zahlreichen Fakten, wie stark sich Rossi und die gesamte Diözese mit hohem Mittelaufwand für Arbeitslose sowie für die Bewohner der Elendsviertel engagieren. Dies reiche von Kursen für Alphabetisierung und Berufsbildung bis hin zur direkten Arbeitsplatzbeschaffung. Das erste von Padre Rossi gegründete und geleitete Sozialprojekt widmete sich just der Betreuung und Rehabilitation von Drogensüchtigen, die in den Slums von Sao Paulo besonders zahlreich sind. 

„Papstversteher“ Leonardo Boff:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/13/leonardo-boff-spielt-papst-erklarer-papst-oberinterpretierer-in-deutschland-boff-sagt-wie-er-den-papst-haben-willangeblich-haben-die-armen-wahrend-der-beiden-franziskus-vorganger-keine-zentrale/

Franziskanerbischof Figueiredo betonte im Interview, daß der Papst die Initiativen der Diözese Santo Amaro, darunter die Aktivitäten von Padre Rossi,  unterstütze und mit großer Sensibilität begleite. „Papst Benedikt kennt bereits aus seiner Kardinalszeit Padre Rossi gut, hat zu ihm ein vertrautes, herzliches Verhältnis. Papst Benedikt zeichnete 2010 Rossi für seine Evangelisierungsarbeit mit dem Van-Thuan-Menschenrechtspreis aus und sagte uns beiden: Macht so weiter!“

Bischof Figueiredo betonte, daß ihn die Missionszentrale der Franziskaner beim Aufbau der Diözese sehr stark unterstützt habe.

“Viele katholische Priester in Brasilien hängen nur träge rum, machen nichts – Padre Marcelo dagegen engagiert sich, holt Unmengen Leute von den Wunderheilersekten zurück, begeistert für echte christliche Werte. Ihn einen Pop-Priester zu nennen, ist dumm und kurzsichtig.” Kommentare von Gläubigen während einer Mega-Missa in Sao Paulo.

Brasiliens Musikbranche feiert erneut katholischen Padre Marcelo Rossi aus Sao Paulo als Zugpferd: Neue CD “Ágape Musical” lag 2011 mit 1,4 Millionen Tonträgern an der Spitze der Verkaufshitparade, Paula Fernandes nur Platz zwei. **

Unter den ersten Zehn der Verkaufshitparade von 2011 liegen auf den Plätzen 5, 6 und 7 ebenfalls katholische Priester – Hinweis auf die besondere soziokulturelle und musikalische Realität des Tropenlands. Das Fördern und Verstärken verschiedenster Klischees fern der Fakten über das “Samba-Land” – siehe die Karnevalsberichterstattung – erweist sich seit  Jahrzehnten als sehr lukrativ. 

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/

Brasiliens unangefochtener Bestsellerautor, der katholische Priester Marcelo Rossi und “Ágape” – seit 2010 bisher 7,5 Millionen verkaufte Exemplare. Wie stark sich die brasilianische katholische Kirche(130 Mio Gläubige) von der in Deutschland(24,6 Mio Gläubige) unterscheidet.

Sonntag, 26. Februar 2012 von Klaus Hart   **

padremarceloagapevejacapa.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/12/16/gottesdienst-mit-padre-marcelo-rossi-2008-die-live-cds-paz-sim-violencia-nao1-und-2-der-missa-sind-die-meistverkauften-tontrager-dieses-jahres-in-brasilien-weit-vor-samba-und-pop/#more-1413

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/12/folter-ohne-ende-tortura-sem-fim-brasiliens-soziologiezeitschrift-sociologia-uber-folter-unter-der-lula-regierung/

Leonardo Boffs Ungereimtheiten

In Ländern wie Deutschland betreibt eine bestimmte Gutmenschen-Szene um den einst interessanten brasilianischen Befreiungstheologen einen regelrechten Kult. Sie bewahrt ihn vor öffentlicher Kritik, die als politisch unkorrekt gälte. Im Tropenland dagegen wird Boff seit den neunziger Jahren zunehmend heftig kritisiert. Selbst frühere Anhänger werfen ihm Fehleinschätzungen über die katholische Kirche, intellektuelle Unehrlichkeit und Opportunismus vor. Boff sei eitel auf Medienpräsenz aus – was mit Verbalattacken auf Papst und Vatikan natürlich am leichtesten gelinge.
In der Tat wirkt Boffs Eindreschen auf den Papst infantil und lächerlich. Nationale Religionsexperten bescheinigen ihm eine unbestreitbare Rolle in der Reflexionsgeschichte Brasiliens, nennen ihn sehr intelligent und intuitiv. Boff spüre sehr gut bestimmte gesellschaftliche Probleme und Tendenzen, sei ein brillanter Professor. Doch seine Äußerungen müssten kritisch analysiert werden – andernfalls akzeptiere man häufig Dinge, die nicht der Wahrheit entsprächen.
In Deutschland sind evangelikale Wunderheiler-Sekten unbeliebt – Boff begrüßte indessen bereits im Jahr 2000 öffentlich die Expansion der Evangelikalen vorbehaltlos als Bereicherung. In Brasilien fasste man sich an den Kopf. Denn die evangelikalen Sektenkirchen propagieren massiv die „Theologie der Prosperität“, wonach materieller Wohlstand eine Gabe Gottes sei und durch die Macht des Glaubens erreicht werden könne. An Misere, persönlichem Misserfolg sei der Teufel schuld, den man auf speziellen Tempelsitzungen austreibe – wobei natürlich jeder Gläubige soviel Geld wie möglich an die Kirche spenden müsse. Mit dieser Theologie, analysieren Sozialwissenschaftler, verbreiten die Evangelikalen Illusionen, beuten die Leute aus, schaffen Leiden. Und fördern sogar Rassismus und Diskriminierung, da die schwarze Bevölkerung nunmehr nur deshalb arm sei, weil sie sündige. Gemäß aus Afrika ererbten Schlechtigkeiten werde sie als eine verfluchte Rasse angesehen, die sich von allen Vorfahren und Wurzeln lösen müsse.
Wenn Boff diese wie Wirtschaftsunternehmen funktionierenden Kirchen als Bereicherung auffasse, müsse man seine Bewertungen relativieren, zeige sich zunehmende Oberflächlichkeit. Im akademischen Umfeld, bei den Studenten sei Boffs frühere Attraktivität weg.
Boff müsste wissen, dass evangelikale Kirchen im Christlich-Ethischen mancherlei Sonderwege fahren. So wurde ein Bischof der politisch einflussreichen „Universalkirche vom Reich Gottes“, der Brasiliens zweitgrößter TV-Sender gehört, wegen Mordes eingesperrt. In Salvador da Bahia hatte er laut Polizei im Tempel gemeinsam mit zwei Pastoren einen 14-jährigen Jungen sexuell missbraucht und danach lebendig verbrannt.
Manche mögen Boff zustimmen, wenn er die Evangelikalen-Ausbreitung begrüßt, weil ihm „jede Art von Vielfalt“ so gefällt. Denn nun ist in rappelvollen „Gotteshäusern“ endlich mal echt was los, ziehen Ex-Killer und Ex-Frauenaufreißer wie Pastor Salles vom Leder:„Ich war reich, hatte Villen und tausende Frauen – in Rio hörten tausende schwerbewaffnete Banditen auf mein Kommando. Ich war Bankräuber, Berufskiller, Monster, Psychopath – so viele Opfer flehten vergeblich um Barmherzigkeit! Wie von den Dämonen gefordert, habe ich mit meiner Frau unseren sechs Monate alten Sohn getötet, in der Pfanne gebraten, sein Fleisch gegessen – ich war schon in der Hölle!“
Frei Betto, wichtigster Befreiungstheologe Brasiliens, hochangesehen bei Kardinälen, Bischöfen und Padres der Kirche des Riesenlandes, analysiert solche evangelikalen Sekten tiefgründig, fühlt sich durch ihre nervende Präsenz im Alltag nicht eben bereichert. Leonardo Boff indessen wirft kurioserweise dieser Kirche „feudale Mentalität“, „totalitäre Ideologie“ und „mittelalterliche Strukturen“ vor, gar die Ablehnung von Kritik und Alternativen.  Damit hat er schlichtweg die Dynamik, Entwicklung und Komplexität der katholischen Kirche nicht begriffen. Als anschauliches Beispiel gilt, dass Rom zwar Kondome kritisiert, deren massive Verteilung in der pastoralen Aids-Prävention indessen zulässt – und fördert, gemäß katholischer Moraltheologie.
Der Soziologe Claudio Monteiro leitet in Sao Paulo die bischöfliche Aids-Pastoral – direkt neben seiner Bürotür kann sich jedermann aus einem stets gut gefüllten Plastikbehälter gratis und überreichlich  mit Kondomen eindecken. Monteiro lacht über Boffs Vorwurf, dass die katholische Kirche in der Kondomfrage lebensfeindlich, verantwortungslos und intolerant handele. „Leonardo Boff gehörte zum Franziskanerorden, der in Brasilien eines der ersten Aids-Präventionsprojekte startete und natürlich Kondome verteilt – seit über 16 Jahren. Unsere nationale Aids-Pastoral, von einem Bischof geführt, verfährt genauso. Völlig unmöglich, daß Boff davon nicht weiß. Wenn er die Ausbreitung der Evangelikalen, die Expansion des religiösen Fundamentalismus positiv bewertet, ist dies fragwürdig und anfechtbar.“
Boff greift immer wieder auch in die Politik ein. Im letzten Präsidentschaftswahlkampf unterstützte er zuerst die evangelikale Predigerin Marina Silva. Die Ex-Umweltministerin zählte zur Revolutionären Kommunistischen Partei Brasiliens, wuchs im befreiungstheologischen Spektrum der Katholiken auf und ging dann zur „Assembleia de Deus“. Richtig, die von Pastor Salles, dem Ex-Killer und Ex-Frauenaufreißer, die zudem laut Eigendarstellung Homos zu Heteros umdreht und Strich-Transvestiten zu Geistlichen macht.
Zuletzt wechselte Marina Silva von Lulas Arbeiterpartei zu den brasilianischen Grünen. Die verkaufen sie als lupenreine Umweltschützerin – obwohl zahlreiche verhinderbare Umweltverbrechen in ihre Amtszeit fallen. Amazonas- und Savannenwälder werden vernichtet, Brasilien avanciert zum weltgrößten Agrargiftverbraucher, das Geschäft mit Gen-Pflanzen boomt. Umweltschützer laufen Sturm gegen das gigantische Umleitungsprojekt am Rio Sao Francisco – Marina Silva verteidigt es als „ökologisch nachhaltig, wirtschaftlich machbar und sozial gerecht“. Was sie von massenhafter Folter durch Staatsangestellte oder von den landesweit operierenden Todesschwadronen hält, erfährt man bis heute nicht.
2002 nahm Leonardo Boff begeistert an der Wahlkampfkarawane von Lula teil, verglich ihn mit Mahatma Gandhi, lobte sogar dessen Vize, den Milliardär und Diktaturaktivisten José Alencar. Angesichts der Korruptionsskandale schwenkte er später um, verurteilte Lulas Politik als niederträchtig neoliberal.
2010 aber, als Marina Silva die Stichwahl nicht erreichte, wechselte Boff flugs zu Lulas Wunschkandidatin und bisheriger Chefministerin Dilma Roussef – und wieder zu Lob über den grünen Klee: „Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“ Die gravierenden Menschenrechtsverletzungen, den strikt antiökologischen Kurs von Lula-Rousseff kritisiert er nicht, die von ihm so heftig gescholtene, stark systemkritische katholische Kirche Brasiliens tut das umso kräftiger: Fehlende soziale Besorgnis bei Lula und Rousseff trotz Hunger, Misere und rasch wachsenden Slums, Zementierung der grauenhaft ungerechten Einkommensverteilung, Begünstigen der ohnehin Privilegierten. Boff faselt von sozialer Ökologie-Revolution, dabei ist längst klar, dass Dilma Rousseff das umweltvernichtende Mega-Wasserkraftwerk „Belo Monte“ in Amazonien unbedingt realisieren will. Nach ihrem Wahlsieg erneut ein Schwenk: Boff geißelt das Belo-Monte-Projekt.
Mancher hat vielleicht den desillusionierenden ARD-Weltspiegel-Beitrag „Brasilien: Kindsmord am Amazonas“ über das Töten von Kindern bei Indianerstämmen gesehen – rund 600 Babies werden danach jährlich allein in Amazonien umgebracht. Viele Indianer sitzen wegen Sex mit Kindern im Gefängnis, auch Indios sind als Naturzerstörer bekannt. Yanomami pflegen gar das Verprügeln der eigenen Ehefrau mit Freunden, bei Fremdgeh-Verdacht – von Schamanen als Hexen beschuldigte Indiofrauen wurden ermordet – das Blättchen hatte über diese Praktiken berichtet. Boff indessen ignoriert diese Fakten: „Und ich habe sie immer bewundert, sie sind unsere großen Meister im Hinblick auf die Haltung gegenüber der Natur. Die sind technologisch gesehen rückständig, aber zivilisatorisch, sie sind vorwärts, sie sind reicher als wir. Wenn wir lernen wollen, was wir für eine Beziehung mit der Natur eingehen sollen, die Beziehung zwischen dem Alter und den Kindern, den Erwachsenen und alten Leuten, die Beziehung zwischen Arbeit und Freizeit, die Beziehung zwischen Leben und Tod, dann müssen wir die Indianer hören. Die haben eine große Weisheit und vieles haben sie uns zu sagen.“ Kommentar überflüssig.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/28/brasilien-nach-acht-jahren-lula-regierungwarum-hat-sao-paulo-noch-2627-slums-fragt-die-wichtigste-qualitatszeitung-o-estado-de-sao-paulo/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/29/brasiliens-kuriose-innenpolitik-nachrichtenmagazin-veja-zur-ernennung-des-singenden-sektenbischofs-zum-fischereiminister/

Brasiliens Weltkulturerbe-Stadt Ouro Preto zu Ostern(Pascoa) 2012 – Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth(Paixao de Cristo), interpretiert von der katholischen Jugendpastoral. Beklemmende aktuelle Bezüge. “Pastoral da Juventude. Arquidiocese de Mariana”. Pascoa. **

tags: 

ourojesus1.JPG

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sonntagsspaziergang/1028582/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/14/brasilien-katholische-jugend-in-ouro-pretominas-gerais/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/02/ostern-in-ouro-preto-brasilien/

http://paroquiasantaefigenia-op.blogspot.com.br/2012/04/atividade-da-pj-de-ouro-preto-tem.html

ourojesus2.JPG

http://www.pjmariana.org/#!about-us

ourojesus3.JPG

ourojesus4.JPG

ourojesus5.JPG

ourojesus6.JPG

Faszinierende Generalprobe – fesselnde, berührende Aufführung.

ourojesus7.JPG

ourojesus8.JPG

ourojesus9.JPG

Pastoral da Juventude da Diocese Mariana:

Somos jovens com vontade de mudança. Nosso objetivo é evangelizar a juventude da Arquidiocese de Mariana com vistas à formação de lideranças alicerçadas em valores cristãos, éticos, morais e sociais, comprometidas com a luta em favor da vida. e com a construção de uma sociedade mais justa e solidária.

Buscamos um mundo repleto de oportunidades para que o jovem não seja apenas um mero expectador no mundo, mas sim agente de sua própria história e da mudança social. Procuramos promover a articulação entre os diversos grupos de jovens, assim como fortalecer a comunicação entre os jovens da Arquidiocese de Mariana. 

ourojesus10.JPG

ourojesus11.JPG

ourojesus12.JPG

ourojesus13.JPG

ourojesus14.JPG

ourojesus15.JPG

ourojesus16.JPG

marianachristus5.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/31/ostern-christus-in-mariana-ouro-preto/

Brasilien, Weltkulturerbe-Barockstadt Ouro Preto, Ostern 2012 – die Prozession. **

Tags: 

ou121.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/09/brasiliens-weltkulturerbe-stadt-ouro-preto-zu-ostern-2012-leiden-und-sterben-des-jesus-von-nazareth-interpretiert-von-der-jugendpastoral-beklemmende-aktuelle-bezuge/

ou122.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/02/ostern-in-ouro-preto-brasilien/

ou124.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/30/ouro-preto-bairro-bauxita-prozession/#more-2425

ou126.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/24/ouro-preto-gesichter-brasiliens/

ou125.JPG

ou127.JPG

ou128.JPG

ou129.JPG

ou1210.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/25/brasiliens-staatsprasidentin-dilma-rousseff-zur-feierlichen-zeremonie-2011-in-ouro-preto-am-todestag-des-nationalhelden-tiradentes-lautstarke-proteste-von-studenten-gegen-sozial-und-bildungspolitik-d/

Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 01. April 2012 um 03:08 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

«  –  »

Keine Kommentare

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.

    NEU: Fotoserie Gesichter Brasiliens

    Fotostrecken Wasserfälle Iguacu und Karneval 2008

    23' K23

interessante Links

Seiten

Ressorts

Suchen


RSS-Feeds

Verwaltung

 

© Klaus Hart – Powered by WordPress – Design: Vlad (aka Perun)