Tags: Brasiliens Wirtschaftslage 2012
2011 lag Brasiliens Wachstum laut offiziellen Angaben bei 2,7 Prozent, das von Deutschland bei 3 Prozent. Der jetzt für Brasiliens Wirtschaft eingeräumte Pessimismus war bereit 2011 überall deutlich zu spüren.
Bereits im Juni hatte die Schweizer Bank “Credit Suisse” für Brasilien ein Wirtschaftswachstum von 1,5 prognostiziert.
Brasiliens Analysten weisen auf hausgemachte Ursachen – nicht auf die Wirkung etwa der Krise in Europa.
Derzeit sind laut brasilianischer Außenhandelsassoziation AEB neun der zehn wichtigsten Exportprodukte des Landes Commodities, entfallen siebzig Prozent des Gesamtexports auf diese.
“Stagnation und sinkende Investitionen vertiefen Krise. Brasilien ist Schlußlicht der BRICS.”O Globo
“Das Land strebt unaufhaltsam nach oben”: http://www.rockefeller-news.com/29409/vom-reichsten-mann-brasiliens-eike-batista-zum-besuch-in-die-favela/
Laut nationalen Wirtschaftsexperten geht die Deindustrialisierung zügig weiter, kommt es in der Industrie zu Massenentlassungen. Gemäß mitteleuropäischen Analysen handelt es sich dabei um “Industrialisierung” sowie um Boom und “Wirtschaftswunder”. Bestens bekannt ist, wie sich während der Wirtschafts-und Finanzkrise von 2008/2009 in Brasilien offizielle Versionen und die der unabhängigen Fachleute unterschieden.
Besonders wird derzeit auch die völlig verfehlte Politik des Gespanns Lula-Rousseff im Logistiksektor, in der Infrastruktur kritisiert.
Marco Antonio Villa zu den in Ländern wie Deutschland stark gelobten Administrationskünsten von Präsidentin Rousseff: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/31/brasiliens-staatschefin-dilma-rousseff-ihr-ruf-einer-guten-administratorin-ist-nur-propaganda-laut-marco-antonio-villa-renommierter-historiker-der-bundesuniversitat-von-sao-carlos-demokratie/
Europas Wirtschaftsblätter im Nachklapp: “Wirtschaftsflaute. In Brasilien ist die Party vorbei.” (Financial Times Deutschland)
Brasilien ist für stark geschönte Wirtschaftsdaten und Statistiken bekannt – entsprechend hoch ist das Mißtrauen der nationalen Wirtschaftsakteure von Privatunternehmen in offizielle Statistiken. In Mitteleuropa herrscht dagegen offenbar vielerorts die Vorschrift, solche Daten für bare Münze zunehmen.
Derzeit machen sich Brasiliens Wirtschaftsexperten wie selten über die grotesk falschen Prognosen der Regierung von Dilma Rousseff aus den letzten Jahren lustig. “Como sabem os leitores, Dilma estava errada e o mercado,certo.” (Carlos Alberto Sardenberg) Besonders bespöttelt wird Rousseffs jüngster Versuch, angesichts der düsteren Lage,des stark geschrumpften privaten Konsums die Bedeutung der Wirtschaftswachstumsrate herunterzuspielen.
Tags: Wirtschafts-und Finanzkrise 2008/2009 in Brasilien
Zu den vielen kuriosen, Brasilien betreffenden Einschätzungen zählen auch die Wertungen zur Wirtschafts-und Finanzkrise 2008/2009. Deutsche Unternehmer vor Ort, mit langjähriger Brasilienerfahrung betonen in der Rückschau, daß damals an den deutschen Firmensitzen die Auffassung verbreitet wurde, Brasilien komme am besten durch die Krise. Vergessen worden sei indessen, daß beispielsweise Brasiliens Außenhandel 2009 “total einbrach” – mit den entsprechenden weitreichenden Folgen. Viele mitteleuropäische Medien veröffentlichten Interpretationen zur Lage in Brasilien, die in interessantem Gegensatz zu den Bewertungen der brasilianischen Wirtschaftsmedien standen.
“Die Wirtschaftskrise hat Brasilien kaum gespürt.” WAZ
“…das Land die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vergleichsweise unbeschadet überstanden hat.” BDI 2011
Laut der Getulio-Vargas-Stiftung vom Oktober 2009 hatte die Krise indessen von den sechs wichtigsten Wirtschaftszentren Brasiliens die Megacity Sao Paulo am stärksten getroffen – das Elend habe deutlich zugenommen, hieß es gemäß Landesmedien.
“Krise vorbei, Grund zum Feiern”:Bettelnde kranke alte Frau in der City Sao Paulos.
Schlagzeilen der großen brasilianischen Qualitätszeitungen Folha de Sao Paulo, O Estado de Sao Paulo, O Globo von 2008/2009 zur Krise:
-Indstrie hat schlechtestes Resulat seit Collor
- Auf Sao Paulo entfallen 44 % aller durch die Krise Entlassenen
-Teilstaat Sao Paulo eliminierte 285532 Stellen im Dezember 2008
- Industrie erlebt schwersten Absturz seit 1991 und Wirtschaftsexperten sehen Rezession im Land
Industrieproduktion stürzt ab
-Entlassungen betreffen ein Drittel aller Haushalt in Sao Paulo
- Stellenkürzungen waren “porretada”, sagte Präsident Lula
- Das Land büßte im Dezember 600000 Arbeitsstellen ein, gibt Lula zu
- Das Land verliert 797000 Stellen seit November
-Maschinenindustrie macht 39 % weniger Umsatz
- Aus der kleinen Welle wurde ein Tsunami
-Jene, die die Arbeitsstelle verloren, verringern die Nachfrage, was zu Produktionsrückgang führt – und zu weiteren Entlassungen
Tags: Brasilien, Finanzkrise, Lula, Rekord-Entlassungen
Brasiliens Staatspräsident Lula hat nach monatelangem Abstreiten erstmals gravierende Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf sein Land eingeräumt. Im Dezember 2008 wurden gemäß den gewöhnlich geschönten amtlichen Angaben 655000 fest Beschäftigte entlassen, was einen historischen Rekord bedeutet. Allein die Industrie von Sao Paulo feuerte über 100000. Wieviele Vertragslose ihre Arbeit verloren, ist noch nicht bekannt.
Kloake-Slum in Sao Paulo – laut europäischen Deutungen kaum Krisenauswirkungen in Brasilien.
“Südamerikas Vorzeigestaat gehört ohne Zweifel zu den grossen Globalisierungsgewinnern und ist gestärkt aus der Weltfinanzkrise von 2008 hervorgegangen.” Der Spiegel 2012
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/30/baden-wurttemberg-exportiert-mehr-als-ganz-brasilien/
Die Krise, so Lula, sei ohne Beispiel und treffe alle Staaten. Aus einer vertraulichen Sitzung Lulas mit Bankchefs sickerten diese Äußerungen durch:”Nao é para vazar. Se vazar o que vou dizer, voces estao fodidos. Mas eu fiquei muito assustado com a quantidade de demissoes em dezembro. Fiquei puto.”Nach gescheiterten Verhandlungen mit der Unternehmerseite über Entlassungsstopps verhandeln die nationalen Gewerkschaften jetzt mit der Regierung, wollen unter anderem ein Abgehen von der wachstumshemmenden Hochzinspolitik.In Lateinamerikas führender Wirtschaftsregion, dem brasilianischen Teilstaat Sao Paulo, ist vergangenen Dezember die Industrieproduktion gegenüber November um 13,5 Prozent zurückgegangen. Ein beträchtlicher Teil der Unternehmen hat weitere Entlassungen angekündigt. Staatschef Lulas Arbeitsminister Carlos Lupi ließ deshalb erstmals von bisherigem Optimismus und verkündete öffentlich, das erste Vierteljahr werde wohl furchtbar. Im gewerkschaftsnahen, auf Arbeitsmarktstudien spezialisierten Forschungsinstitut DIEESE in Sao Paulo herrscht deshalb jetzt Hochbetrieb wie selten. DIEESE-Chef Ademir Figueiredo warnt indessen vor Schwarzmalerei und Katastrophenstimmung. ”Unser Problem ist derzeit, die Dimension, die Auswirkung der weltweiten Krise hier in Brasilien festzustellen. Der Export, doch auch der Binnenmarkt haben große Schwierigkeiten. Sofern die Regierung angemessen handelt, kann Brasilien einer Rezession entgehen, würde ich zumindest eine lange Rezessionsphase ausschließen. Wir sind immer noch ein armes Land – mit enormer sozialer Ungleichheit. Wir brauchten deshalb eigentlich ein jährliches Wirtschaftswachstum von sieben Prozent. Brasilien war im Begriff, deutliche wirtschaftliche Fortschritte zu erreichen. Doch jetzt wurde dieser Prozeß gestoppt “ und das ist eine Tragödie.”Zahlreiche westliche Länder haben auf die Finanzkrise mit deutlichen Zinssenkungen reagiert – Â Brasiliens Wirtschaftskommentatoren und selbst Arbeitsminister Lupi kritisieren daher, daß die Regierung dennoch an ihrer wachstumshemmenden Hochzinspolitik festhält. DIEESE-Chef Figueiredo sieht es genauso:”Brasilien hat die höchsten Leitzinsen der Welt – über 13 Prozent “ und stellt sich damit als einziges Land gegen den internationalen Trend. Unsere Banken investieren ihre knappen Gelder deshalb jetzt lieber in Schuldentitel der Regierung, die sicheren Gewinn versprechen, anstatt Geld mit Risiko zu verleihen. Und das bedeutet: Brasiliens Privatunternehmen bekommen derzeit nur schwerlich Kredite und sagen: Auch deshalb müssen wir jetzt entlassen! Brasiliens Rekordzinsen, so heißt es immer offiziell zur Begründung, dienten der Inflationsbekämpfung. Doch die Teuerungsrate geht ja zurück. Die Hochzinspolitik hat natürlich soziale Kosten. Denn je höhere Zinsen die Regierung zahlt, umso weniger Mittel hat sie beispielsweise für Sozialprogramme. In unserer Gesellschaft gibt es einen scharfen Disput um die Einkommen, die Interessen der Anleger gehen vor, nicht die Interessen der Produzierenden, der Arbeiter.”
Inzwischen wurden die Leitzinsen auf 12,75 Prozent gesenkt – die Realzinsen sind indessen weiter die höchsten des Erdballs. Â Experte Figueiredo weist auf zwei Besonderheiten des brasilianischen Arbeitsmarkts: Weil entsprechende Gesetze fehlten, könne willkürlich und massenhaft entlassen werden. Häufig sei zudem, Beschäftigte zu entlassen und dann zu weit niedrigeren Löhnen wieder einzustellen. Zudem arbeitet nur ein Teil der brasilianischen Beschäftigten mit festem Vertrag und entsprechenden Rechten – über die Hälfte ist jedoch im sogenannten informellen Sektor tätig, leistet nach europäischen Kriterien Schwarzarbeit. ”Dieser Sektor ist vom regulären Arbeitsmarkt abhängig. Wenn dort entlassen wird, verlieren im informellen Sektor die Leute ebenfalls ihre Jobs. Betroffen sind dann die Straßenverkäufer, aber auch Servicebetriebe und sogar kleine Industrien. Wieviele dort bisher wegen der Krise hinausgeflogen sind, läßt sich aber nur schwer ermitteln.”In Sao Paulo ist die multinationale, exportintensive Autoindustrie, von Volkswagen bis Ford und General Motors, konzentriert und steht derzeit im Kreuzfeuer der Kritik. ”Die Automultis schicken bereits große Kontingente ihrer Arbeiter auf die Straße. Diese Branche ist die letzten Jahre sehr stark gewachsen, machte hohe Gewinne. Deshalb sagen die Beschäftigen jetzt, wir wollen eine Arbeitsplatzgarantie. Die Regierung hat den Automultis in der jetzigen Krise bereits Vergünstigungen gewährt “ und Arbeitsminister Lupi sagt, solche Firmen dürften nicht entlassen. Sie tun es aber trotzdem. Die Gewerkschaften haben jetzt ihre Verhandlungen mit dem Industriellenverband von Sao Paulo gestoppt und wollen nun bei der Lula-Regierung auf ein Maßnahmenpaket gegen die Krise drängen. Denn wir kommen aus dieser Krise nur heraus, wenn Brasilia die Hochzinspolitik aufgibt und damit mehr Mittel etwa für den Wohnungsbau, für Straßen und dringend erforderliche Infrastrukturmaßnahmen freibekommt. Die Arbeitskosten in Brasilien sind im internationalen Vergleich immer noch sehr niedrig “ deshalb kommen soviele ausländische Firmen hierher, alle großen Autowerke Brasiliens sind Multis “ und haben in unserer Wirtschaft sehr großes Gewicht.”
Derzeit vergeht so gut wie kein Tag, an dem Brasiliens Medien nicht über neue Entlassungen berichten. Besonders betroffen von der Krise ist die Zucker-und Ethanol-Industrie – statt der 43 für 2009 geplanten neuen Fabriken sollen gemäß neuen Angaben nur 22 in Betrieb gehen. Schmerzhaft ist auch der Stopp anderer Industrieprojekte: So werden der brasilianischen Minenkonzern Vale und die chinesische Baosteel im Teilstaat Espirito Santo kein Stahlwerk mehr bauen, das beim Bau 15000 Menschen und nach der Fertigstellung 3000 Arbeiter fest beschäftigen sollte.
Laut europäischen Einschätzungen wirkte sich die Krise indessen in Brasilien kaum aus.
Im Dezember 2010 analysierte der Unternehmer Roberto Giannetti da Fonseca die besorgniserregende “verfrühte”Deindustrialisierung:
“O coeficiente de importação nada mais é do que a relação da importação de manufaturados sobre o consumo aparente doméstico de manufaturas (produção local – exportações + importações).
É isso que se observa hoje em dia na economia brasileira. Vamos aos fatos e dados: segundo a Federação das Indústrias do Estado de São Paulo (Fiesp), o coeficiente de importação da indústria brasileira subiu de 16,9% no 2.º trimestre de 2009 para 22,7% no 3.º trimestre de 2010, portanto um salto espetacular em pouco mais de 12 meses. Estima-se que no final de 2010 poderá estar próximo de 25%. Outro fato a ser observado é a substituição de matérias-primas e máquinas locais por importadas, na indústria de transformação. Vejam só, os carros aqui produzidos continuam sendo Made in Brazil, mas seu conteúdo importado, em muitos casos, subiu mais de 50% nos últimos dois anos. Até o aço utilizado na indústria brasileira é crescentemente importado. O coeficiente de importação setorial subiu de 8,6% para incríveis 17,3% no mesmo período acima observado. Quantos industriais brasileiros nós conhecemos que, sem outra alternativa, reduziram suas linhas de produção ou mesmo fecharam suas fábricas no País e terceirizaram sua fabricação na China, tornando-se agora prósperos importadores e distribuidores de seus próprios produtos e marcas, em vez de permanecerem como industriais deficitários?
Se com estes fatos e dados não identificarmos o cerne e as causas do preocupante processo de desindustrialização precoce no Brasil, então estaremos cometendo um autoengano fatal, um quase suicídio econômico de nossa emergente nação.”
Wirtschaftskrise und Slum-Elend in Brasilien:
« Olympische Sommerspiele 2012 – wie Brasilien in Peking abschnitt. Sportsituation im Tropenland. Medaillenspiegel von 1988 – was damals noch ganz anders war… – Brasiliens Megacity Sao Paulo im Bürgermeister-Wahlkampf 2012: Unmengen von Obdachlosen, total verwahrlosten Crack-Süchtigen, Attentate auf Polizisten, die Giftluft, nach wie vor keine Fahrradwege, die besonders die Armen begünstigen würden. Wahlbündnis Lula – Maluf. »
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