Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens Wunderheiler-Sekten trommeln für den Wahlsieg ihres Bürgermeisterkandidaten von Sao Paulo, Lateinamerikas Wirtschaftshauptstadt. Celso Russomanno(PRB) bislang aussichtsreichster Bewerber. Kandidatenpropaganda sogar illegal massiv in Sektentempeln. Lateinamerikas Sekten und der US-Geheimdienst CIA. Pflichtwahlen als Diktatur-Relikt.

 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1814946/

Laut Landesmedien geben bestimmte Wunderheilersekten ihren Pastoren konkrete Auflagen für die Wahlwerbung, um mit Celso Russomanno und dessen Parteienbündnis erstmals die politische Macht in Lateinamerikas Wirtschaftsmetropole übernehmen zu können. Da hinter Russomanno auch Brasiliens zweitgrößte TV-Anstalt Record steht, die der Universalkirche vom Reich Gottes gehört, kann die Wahlkampagne entsprechend massiv betrieben werden. Russomanno ist ein populärer Moderator von Record.Derzeit nutzt er die Struktur der Universalkirche für seinen Wahlkampf. Noch unlängst gehörte Russomanno  zur Partei PP von Paulo Maluf, mit dem Lula ein Wahlbündnis zugunsten seines Bürgermeisterkandidaten Haddad schloß.

Unter Lula-Rousseff wurden die Sekten stark gefördert, gehören zum Regierungsbündnis-  in Ländern wie Deutschland nennt man die Wunderheilersekten nicht zufällig meist beschönigend Freikirchen.

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Ausriß, Dilma Rousseff mit Sektenführern –  “Apostel” Estevan Hernandes und Bischöfin Sonia.

“Nicht ohne Grund hat etwa der frühere US-Präsident Ronald Reagan in Südamerika die Sekten gefördert, weil sie individualisierend und systemstabilisierend wirken.” Franziskaner Paulo Suess in Publik-Forum

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/08/brasilien-recifran-die-franziskaner-aufschrei-der-ausgeschlossenen-2012/

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 http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/04/brasiliens-burgermeisterwahlen-2012-der-bislang-aussichtsreichste-kandidat-celso-russomanno-von-der-sektenpartei-prb-fast-als-karnevalsreporter-eine-knapp-bekleidete-frau-an-die-brust/#more-13632

Brasiliens Kirche war zur Diktaturzeit weitgehend regimekritisch, war Opposition. Um ein Gegengewicht zu schaffen, so Frei Betto, habe die CIA deshalb die Ausbreitung von Sekten gefördert – und tue dies offenbar bis heute. “Die USA finanzierten jene Sektenkirchen, denen es darum geht, Brasiliens Christen zu spalten und progressive Tendenzen in der katholischen Kirche auszulöschen. Jene „elektronischen Kirchen“ propagierten sogar eine Theologie des Wohlstands. Dagegen stehe die Botschaft Jesu für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt. Dies sollten die Gläubigen nicht entdecken. Bezeichnend sei, daß die brasilianischen Chefs wichtiger evangelikaler Kirchen heute alle in den Vereinigten Staaten wohnten, nicht in Brasilien.

http://www.ila-web.de/brasilientexte/2007/ciasekten.htm

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Sektenprediger in der City von Sao Paulo 2012.

Evangelikale Sekten in Brasilien: Erst Bandit und gefürchteter Killer, dann Sektenpastor. “Ich hatte tausende Frauen!” Pastor Salles der “Assembleia de Deus” von Grünen-Politikerin Marina Silva.

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http://www.hart-brasilientexte.de/2012/07/16/wie-brasiliens-evangelikale-sekten-ihre-gesellschaftliche-prasenz-enorm-ubertreiben-jesusmarsch-organisatoren-feierten-2012-angebliche-funf-millionen-teilnehmer-obwohl-es-laut-qualitatsmedien-nur-3/

Wo Pastor Salles von der Assembleia de Deus auftritt, sind die Kirchen rappelvoll, können es Tausende kaum erwarten, daß er in seiner unnachahmlichen Weise schreit, stöhnt, schluchzt, heult wie ein Schloßhund. Wer als Mitteleuropäer da hineingerät, Brasiliens religiöse Szenerie noch nicht kennt, versteht womöglich die Welt nicht mehr. Darf das denn wahr sein, bin ich wirklich in einer Kirche und nicht im grotesken Spektakel eines gerissenen Scharlatans “ und wieso protestiert denn keiner? Doch je stärker der Tobak von Pastor Salles, je lauter die zustimmenden Halleluja-Rufe der Gläubigen. „Ich war reich, hatte Villen und tausende Frauen “ in Rio de Janeiro hörten tausende schwerbewaffnete Banditen auf mein Kommando”, beeindruckt der Prediger. „Ich war ein Bankräuber und Berufskiller “ so viele Opfer flehten vergeblich um Barmherzigkeit!”

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/12/12/leonardo-boff70-und-die-ausbreitung-der-evangelikalen-sektenkirchen-in-brasilien-saudo-a-expansao-dos-evangelicos-porque-sou-a-favor-de-todo-tipo-de-diversidaderevista-epoca/

Pastor Salles wild gestikulierend vorm Altar, tadellos gekleidet in feinstem Tuch, mit weißem Hemd und Krawatte “ noch unlängst ein Bandenchef, der gnadenlos mit der Mpi um sich schoß, Rivalen und Polizisten ins Jenseits beförderte; das läßt die Leute mehr und mehr erschauern. „Ich war besessen vom Teufel, ich war ein Monster, ein Psychopath”, ruft er aus und kommt zu weiteren gräßlichen Details:”Jawohl – wie von den Dämonen gefordert, habe ich mit meiner Frau unseren sechs Monate alten Sohn getötet, in der Pfanne gebraten, sein Fleisch gegessen “ so viele barbarische Verbrechen habe ich begangen, ich war schon in der Hölle!” Sechzehn Kugeln bekam er in den Leib, überlebte die Folter im Knast, machte Russisch Roulette. Doch dann, oh Wunder, wurde er bekehrt, ließen die Teufel von ihm ab, holte er, „von Gott auserwählt”, die eigene, tot im Sarg liegende Mutter zum Leben zurück. „Die Umstehenden lachten, als ich sagte, Mama, erhebe dich “ und sie stand wirklich auf!” Wo Pastor Salles predigt, lacht auch bei dieser Stelle niemand schallend oder fordert gar Beweise “ mit aufgerissenen Augen und Mündern glaubt man ihm aufs Wort. Ist derartiges denkbar in einer katholischen Kirche des Riesenlandes? Natürlich nicht “ dort wäre er chancenlos, würde von Anfang bis Ende heftig verspottet. Doch im größten katholischen Land der Erde sind Sekten und Religionsgemeinschaften auf dem Vormarsch, die vor nichts zurückschrecken, den extrem niedrigen Bildungsgrad der Unterschicht nur zu oft schamlos ausnutzen. Um die Gottesdienste spektakulär „aufzupeppen”, noch mehr gebefreudige Anhänger zu gewinnen, kamen diese evangelikalen „Kirchen” bereits in den achtziger und neunziger Jahren auf die Idee, unter Ex-Gefangenen und selbst in den Haftanstalten nach geeigneten Predigern zu suchen. Im fortgeschrittenen Alter, oft mit schweren Behinderungen nach vielen Einschüssen, haben Männer aus der Welt des Verbrechens gewöhnlich auf dem Arbeitsmarkt keinerlei Chancen. Soziologin Mariana Cortes von der Bundesuniversität Ueberlandia stellte bei mehrjährigen Untersuchungen fest, daß allein in Brasiliens Kultur-und Wirtschaftsmetropole Sao Paulo, der immerhin drittgrößten Stadt der Welt, tausende Banditen daher zu Priestern mutierten, eine regelrechte religiöse Szene bilden. „Die dunkelsten Punkte ihrer Biographie machen sie zum Trumpf, zu einem Spektakel “ wollen auf diese Weise nicht nur Geld verdienen, sondern auch gesellschaftliche Anerkennung, Sozialprestige gewinnen.” Denn das hatten sie bereits als Banditenchefs im Parallelstaat der Slums, der von Verbrechersyndikaten dominiert, terrorisiert wird. Ein tolles Gefühl, mit der umgehängten Mpi durchs Gassengewirr der Elendsviertel zu schlendern und als Herr über Leben und Tod von den Bewohnern mit tiefster Unterwürfigkeit respektiert zu werden. Heute gehen sie teilweise durch die selben Viertel, ernten wiederum tiefen Respekt, werden oft als Wundertäter, Wunderheiler verehrt, die man alle paar Schritte um Rat und Hilfe bittet. Probleme mit den einstigen Kumpanen vom organisierten Verbrechen gibt es nicht “ die in den Slums agierenden Sekten kommen mit den Banditenmilizen gewöhnlich bestens zurecht.
–„Der Teufel wars, nicht ich!”–
Was Mariana Cortes am Fragwürdigsten, Absurdesten findet: „Morde und andere grauenhafte Verbrechen werden stets dem Teufel in die Schuhe geschoben, er wird zum Sündenbock. Damit stellen sich diese Priester als Opfer dar, leugnen die eigene Schuld und Verantwortung für ihre Taten, gebärden sich gar als Sieger und Hoffnungsträger.” Sogar die Wissenschaftlerin kann es bis heute kaum fassen, daß das funktioniert, selbst beim Massenpublikum solcher als „gemäßigt” geltenden Pfingstkirchen wie der „Assembleia de Deus”(Gottesversammlung), großartig ankommt. Das ist Brasiliens führende Religionsgemeinschaft, die manche wegen ekstatischer Wunderheilungen und Teufelsaustreibungen, wegen Massensuggestion und anderen Psychotricks den Sektenkirchen zurechnen. Sie hat über zehn Millionen Anhänger und ist besonders politisch einflußreich. Brasiliens Ex-Umweltministerin Marina Silva und die bisherige Sozialministerin Benedita da Silva gehören ebenso wie dutzende Abgeordnete und Senatoren zur Assembleia de Deus, die sich in zahlreiche Nebenrichtungen aufspaltete. Durch solche Pastoren wie Pastor Salles an Glaubwürdigkeit zu verlieren, scheint diese Kirche nicht zu befürchten. Doch auch Pastor Paulinho Bang Bang, Renato Cesar oder Francys Lins ziehen ähnlich melodramatisch-wild vom Leder, ihre Geschichten, schärfer als die schrillsten Krimis, gibt es auf CD und DVD. In Sao Paulo hat sich eine Plattenfirma nur auf diese Klientel spezialisiert, veröffentlichte bereits Tonträger von fünfzig solcher Priester, hat rund dreihundert weitere Kandidaten auf der Warteliste. Aber stimmen denn deren bombastische Aussagen – oder ist alles erstunken und erlogen? Laut Soziologin Mariana Cortes läßt sich nur schwer sagen, was davon Dichtung und Wahrheit ist. In den brasilianischen Slums ereignen sich unter der Banditendiktatur täglich barbarische Dinge, die das Vorstellungsvermögen eines Mitteleuropäers gewöhnlich weit übertreffen. „Solche Priester montieren nicht selten reale Slumereignisse zu einer Story und stellen sich als Täter, Urheber dar, basteln sich manchmal eine Biographie zusammen.” Viele sind damit höchst erfolgreich, ziehen im ganzen Land herum, können von jedermann gegen entsprechende Gage engagiert werden. Oder gründen sogar eine eigene Kirche. Absolute Religionsfreiheit ist in der brasilianischen Verfassung garantiert. Jedermann kann eine neue Glaubensrichtung ausrufen, sich von heute auf morgen zum Priester erklären “ denn eine theologische Ausbildung wird nicht verlangt. „Eine neue Kirche zu eröffnen, ist einfacher als eine Kneipe aufzumachen”, sagt der Soziologe Ricardo Mariano. In Sao Paulo startet jeden zweiten Tag eine nichtkatholische Kirche mit Gottesdiensten. „Nie zuvor wurden so viele Tempel gegründet, um Geld zu machen”, sagt Theologe Fernando Altemeyer von der Katholischen Universität der Megacity. Mancher Neupriester hat rasch Erfolg, wird reich “ doch andere gehen mit ihren Kirchen pleite. Religionsexpertin Mariana Cortes weiß, was die in etwa 17000 verschiedene Richtungen geteilten Pfingstkirchen Brasiliens natürlich verschweigen:”Gar nicht so wenige dieser ehemaligen Gangster packen es nicht, verkaufen nicht genug CDs und DVD, geben schließlich auf “ und entsinnen sich ihres früheren Gewerbes, kehren zum Verbrechen zurück.” Auf den Tonträgern sind stets die Kontakt-Telefonnummern. Ruft man dort an, will den Pastor für eine Show-Predigt ordern, hört man nicht selten von den Angehörigen: „Der ist schon wieder im Knast.”
Über die brasilianischen Sektenkirchen wird wegen der politisch heiklen Hintergründe in deutschsprachigen Medien aus politischer Korrektheit meist nur sehr unkritisch berichtet. Daß die neoliberale, von der katholischen Kirche heftig kritisierte Umweltpolitik der Lula-Regierung von einem Sektenmitglied mitgeführt wurde, ist gewöhnlich kein Thema. Bezeichnend ist, daß evangelikale Sekten, auf die Frei Betto Bezug nimmt, nach dem Umbrüchen von 1989/1990 nun auch erstmals in osteuropäischen Ländern angesiedelt werden, sogar in Rußland.

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 08. September 2012 um 22:40 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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