Der globale Soja-Wahn hält an. In diesem Jahr hat Brasilien den langjährigen „Soja-Weltmeister“ USA überflügelt. Soja-Plantagen fressen sich immer weiter durch Lateinamerika und bald auch durch den afrikanischen Kontinent. Schuld ist nicht zuletzt die Hochkonjunktur der Massentierhaltung in lateinamerikanischen Ländern, die den unersättlichen Hunger der Welt nach Fleisch erst möglich macht. Die „Wunderbohne“ scheint ihre zweifelhafte Erfolgsstory also fortzusetzen – und das obwohl sie ihre Schattenseiten längst offenbart hat.
Norbert Suchanek, Autor des im oekom verlag erschienen Buches „Der Soja-Wahn. Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät“, informiert in einer Reihe von Vorträgen über die aktuellen Entwicklungen in Brasilien und die Hintergründe des weltweit anhaltenden Soja-Booms. Aus erster Hand berichtet Suchanek, der seit Jahren in Brasilien lebt, von Regenwaldrodungen, der Vertreibung indigener Völker und dem tagtäglichen Verlust von Arten und kultureller Vielfalt. Im Fokus steht dabei auch die sogenannte „MaToPiBa“-Front, eine neue Agrarregion in Brasilien, die Soja-Pflanzer, US-Farmer und Investoren aus aller Welt anlockt.
„Auf dem Spiel stehen nicht nur Artenvielfalt und zahllose bäuerliche Existenzen, sondern ebenso die Gesundheit von Millionen von Menschen.“ (Norbert Suchanek)
Norbert Suchanek arbeitet seit über 20 Jahren als Umweltjournalist und war lange Jahre für Greenpeace und andere Nichtregierungsorganisationen aktiv. Brasilien und sein wachsendes Sojameer kennt er seit 1987. Heute lebt Norbert Suchanek als Korrespondent in Rio de Janeiro.
Termine:
27.09., 20 Uhr, Gasthaus Pichlmeier, Kirchstr. 7, 84544 Aschau, LK Mühldorf
28.09., 20 Uhr, Gasthaus Alte Post, Marktplatz 10, 83607 Holzkirchen, LK Miesbach
29.09., 19.30 Uhr, Gasthof Netterndorf, Lindenstr. 3, 85625 Baiern, LK Ebersberg
30.09., 19.30 Uhr, Landgasthof Zur Friedenseiche, Nürnberger Str, 15, 90556 Cadolzburg, LK Fürth
01.10., 20 Uhr, Cafe Original, Dossenbergerstr. 47, 89358 Kammeltal (OT Wettenhausen), LK Günzburg
02.10., 20 Uhr, Waldschänke Untersteppach, 84169 Altfraunhofen, LK Landshut
Das Buch:
„Glaubwürdig entlarvt der Journalist Norbert Suchanek das gesunde Soja-Image als vollmundige Propaganda. Norbert Suchaneks Abrechnung mit der Sojabohne wird am Boom wenig ändern: Amerikas, Chinas und Europas Agroindustrien sind auf die Bohne angewiesen. Aber vielleicht kann dieses Buch den Verbraucher vor Illusionen schützen. Das wäre schon mal ein Anfang.“ (Johannes Kaiser, Deutschlandradio)
Norbert Suchanek:
Der Sojawahn. Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät.
oekom verlag, München 2010
110 S., 8.95 EUR, ISBN 978-3-86581-216-2
Tags: Soja-Import nach Deutschland und die Folgen
Beim Soja-Export-Business handelt es sich im Grunde um ein “organisiertes Verbrechen” gegen Brasiliens Natur, das durch den “Sojawahn” bereits immensen Schaden erlitt.
Vor historisch noch nicht allzulanger Zeit wurden die Viehbestände in dieser deutschen Region noch mit gesundem Futter aus eigener Ernte, vor allem frischen Futterkräutern verschiedenster Art, versorgt. Heute, dank der Zwangsmechanismen, die von jedermann bekannten politisch-wirtschaftlich Verantwortlichen, deren Parteien, durchgesetzt wurden, müssen die Tiere derartiges Fabrik-”Futter” ertragen, das unter freiem Himmel lagert, mit Traktoren zur Luke der Tierfabrik geschafft wird. Entsprechend ist dann auch die Fleischqualität, beschweren sich die Bewohner der Region immer heftiger über den armseligen Geschmack der Fleisch-und Wurstwaren, stellen Vergleiche an. Nicht wenige Bewohner züchten deshalb wieder selber Tiere – oder kaufen nur Fleisch direkt von echten Landwirtschaftsbetrieben, die Viehzucht noch nicht fabrikmäßig betreiben.Rechts oben im Foto wird ersichtlich, daß selbst in der Vegetationsperiode, mitten im Juni, im Juli, auf echtes Futter verzichtet wird. Wohin das Auge blickt – fast nur aufgezwungene Monokultur- “Landwirtschaft”.
Tags: Brasilien, Der Soja-Wahn, Lula, Mainstream, Norbert Suchanek, Soja
Jeder kennt heute meist sogar persönlich Leute, die nach dem Motto vorgehen: “Grün” öffentlich daherreden, umweltfeindlich denken und handeln – die Resultate sprechen Bände.
Pussy Riot und der neoliberale Wertewandel:
Weltwirtschaftsforum-Daten zu Brasilien 2012: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/06/brasilien-neue-statistische-daten-des-weltwirtschaftsforums-fur-2012-bemerkenswerte-verschlechterungen-gegenuber-2011/
Das umstrittene Wasserkraftprojekt Belo Monte – Amazonasbischof Erwin Kräutler:
Mit heftiger Kritik an Brasilias Amazonaspolitik hat der 73-Jährige noch nie gespart – doch seine neueste Analyse in Brasiliens Nachrichtenmagazin „Epoca“ läßt besonders aufhorchen. Erstmals nennt er Ex-Staatschef Lula und dessen Amtsnachfolgerin Dilma Rousseff „skrupellose Amazonas-Zerstörer, die Wirkungen verursachten, durch die sich das Klima des Planeten unumkehrbar veränderte.“ Belo Monte werde einen Domino-Effekt haben und sei der „Dolchstoß“ mit dem Lula und Dilma Rousseff das Herz Amazoniens tödlich träfen. „Nach meinen Informationen sind in Brasilien 61 Wasserkraftwerke geplant, die meisten davon in Amazonien.“ Derzeit werden neben Belo Monte bereits mehrere andere errichtet.
Wer meint, daß da ein katholischer Bischof mit seinen Vorwürfen maßlos übertreibt, lediglich Stimmung macht, braucht nur die Qualitätszeitungen Brasiliens aufzuschlagen. Die berichten fast täglich über Streiks, Arbeiterrevolten auf den Baustellen, heftige Zusammenstöße mit der Militärpolizei, eine stark in die Höhe geschnellte Mordrate sowie Kinderprostitution, „Chaos und Gewalt“, dazu die Aktionen der sich wehrenden Indianer.
Wohl ebenso unvorstellbar in Deutschland: Wegen Massenelend und zunehmender Armut lösen in einem Land wie Brasilien derartige Großbaustellen stets eine regelrechte Völkerwanderung aus, machen sich Hunderttausende aus den Slums der südlichen Großstädte nach Amazonien auf, kampieren direkt neben den Großbaustellen in Zelten und Hütten, hoffen auf einen Job, eine Gelegenheitsarbeit. Bischof Kräutler hat dies alles jetzt sozusagen vor der Haustür – und sieht sich dann als Seelsorger gedrängt, „Schritte zu unternehmen, die man als Bischof in Deutschland oder Österreich nicht tun müßte“. Dazu gehört, der Welt die Vorgeschichte eines Staudammprojekts zu erklären, das die Foltergeneräle des Militärregimes geplant hatten, viele mit deren Abtreten 1985 daher auch Belo Monte für abgehakt hielten. Mit dem Amtsantritt von Lula 2003 erst recht. Noch 2009 sichert er Kräutler im Präsidentenpalast von Brasilia zu: “Dieses Projekt zwinge ich niemandem auf – Erwin, du kannst mit mir rechnen.“ Heute urteilt der Bischof: „Das war Theater, politisches Spielchen, nur Show. Der Widerstand gegen Belo Monte identifizierte sich mit Lulas Arbeiterpartei PT. Als wir entdeckten, daß Lula seine Position geändert hatte, sind wir aus allen Wolken gefallen. Das war Verrat. Ich selbst fühle mich verraten. Lula hat Amazonien nie verstanden – und versteht auch die Indianer nicht.“
Aber Brasilien ist doch eine Demokratie, ein Rechtsstaat, heißt es. Auch in diesem Punkte urteilt der Bischof auffällig konträr:“Heute haben wir eine Zivildiktatur – denn Belo Monte wurde aufgezwungen, ohne die Verfassung, darunter die Indianerrechte zu respektieren.“ Das derzeitige Chaos in Altamira sei anschaulicher Beweis, daß die Regierung eine ganze Stadt wie „Abfall“ behandele.
Hübsch politisch korrekt, mögen manche auch in Europa nur ungern die Rolle von Staatspräsidentin Dilma Rousseff bei den Kraftwerksplanungen kritisch hinterfragen – schließlich war sie in der Lula-Regierung just als Energieministerin für derartige Projekte, auch weitere neue Atomkraftwerke, zuständig. Bischof Kräutler zögert mit Klarstellungen nicht:“Wir können soviel protestieren, wie wir wollen – Dilma Rousseff verhindert jeglichen Dialog schon im Ansatz. Belo Monte ist kein Thema für eine Diskussion. Sie ist sehr hart, unnachgiebig, akzeptiert keine abweichende Meinung. Umwelt, Indianer, die Flußuferbewohner, das Volk von Altamira – für Dilma Rousseff zählt dies alles nicht.“
Am Bauplatz von Belo Monte wurde bereits kräftig Urwald abgeholzt, bewegten Bagger und Planierraupen mehrere Millionen Kubikmeter Erde. Viele in Brasilien halten daher weiteren Widerstand gegen den künftig drittgrößten Stausee der Erde für sinnlos. Auch Bischof Kräutler? „Nein, keineswegs. Ich bin nicht der Typ, der klein beigibt. Wir werden alle gewaltlosen Mittel anwenden, um dieses Monsterprojekt doch noch zu verhindern.“
Hanns Dieter Hüsch, Kabarettist
“Wir befinden uns in der Hand
von Kaufleuten
die sich wiederum in der Hand
von Kaufleuten befinden
die wiederum ihrerseits
sich in der Hand von Kaufleuten befinden
von Kaufleuten die sich aber keineswegs
als Kaufleute empfinden
vielmehr als vielseitig Interessierte
sagen wir
sich als hochkomplizierte Seelen, unter
wenns sein muß
eiskalter Haut
dargestellt wissen wollen
weil eventuell alte Schule
hanseatisch etc.
sich demnach natürlich mit Kunst
sich als Kaufleute
die wiederum in der Hand von noch
feineren Kaufleuten
sich befassen und auseinandersetzen
in der Obhut
wohlgemerkt in der Obhut
von angestammten Kaufleuten
die das Halsabschneiden weit von sich weisen…”
« Mädchen in Sao Paulo. Gesichter Brasiliens, Fotoserien. – Erfolgreiche Gewaltförderung nach dem Vorbild anderer Länder. „Neukölln ist überall“. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Sicht der anderen: „A Europa se abrasileira.“ Das Gesellschaftsmodell der Neuen Rechten, der Faktor organisiertes Verbrechen. »
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