„Homem é amarrado e queimado vivo na zona sul de SP“.
Scheiterhaufen-Rap, anklicken: http://www.topfunk.net/musica/mr-catra-e-raffa-microondas/
Die meisten Fälle dieser Art werden der Öffentlichkeit, den Medien garnicht bekannt, geschehen in Slums, die vom organisierten Verbrechen neofeudal beherrscht werden.
Für die Bewohner des großen Stadtviertels Santo Amaro haben die näheren Umstände der jüngsten Verbrennung eines Menschen große Bedeutung in Bezug auf die eigene Sicherheit – haben die Medien der Kultur-und Wirtschaftshauptstadt Lateinamerikas über den Fall ausführlich berichtet, wie das beispielsweise die Medien in Berlin, Wien oder Zürich getan hätten? Ganz im Gegenteil – nur eine Qualitätszeitung Sao Paulos vermeldete in einer kleinen Meldung, die leicht zu übersehen war, die Tat. Dies läßt viele soziokulturelle und politische Rückschlüsse zu.
http://www.bpb.de/internationales/amerika/lateinamerika/44678/umgang-mit-der-vergangenheit?p=all
Menschenrechtspriester Julio Lancelotti prangert kontinuierlich Untaten wie das Verbrennen von Menschen an – wird entsprechend angefeindet. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/25/brasilien-obdachlosen-gottesdienst-auf-offener-strase-in-sao-paulo-reichster-stadt-lateinamerikas-menschenrechtspriester-julio-lancelotti-zelebriert/
Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
Der damalige Bundespräsident Christian Wulff und Menschenrechtspriester Julio Lancelotti in Sao Paulo.
Ausgangssperre, „toque de recolher“ an der Peripherie von Sao Paulo 2012, laut Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“. Ausriß.
2013 startet Deutschlandjahr in Brasilien: http://www.alemanha-e-brasil.org/de
Transvestit verbrennt homosexuellen Partner in Slumkate: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/17/brasiliens-slums-unter-dilma-rousseff-die-favela-do-moinho-von-sao-paulo-erneut-in-flammen-theoretisch-ist-auch-das-stadteministerium-fur-die-rasch-wachsenden-slums-zustandig-lateinamerikas-reic/
Tags: , Ehrenmorde, Gewaltkultur, Lynchen, Menschenrechte, Rio de Janeiro, Scheiterhaufen
Beim “Marsch gegen Straflosigkeit” an der Copacabana wurde besonders des von der Staatspolizei ermordeten elfjährigen Jungen Juan de Morais gedacht – im Sand des berühmten Strandes waren zahlreiche Fotos von Juan neben 3000 Rosen – die Menschen verharrten in Trauer. Die NGO Rio pela Paz erinnerte an die über 30000 Mordopfer der Scheiterhaufen-und Todesschwadronen-Stadt seit 2007.
Viel Lob für Regierungspolitik aus Mitteleuropa – dortige zuständige einflußreiche Parteifunktionäre bestreiten in ihren Brasilienverlautbarungen seit den neunziger Jahren derartige Fakten über die Gewalt-und Menschenrechtssituation, verschweigen ganz bewußt, was in Brasiliens Medien sogar ganz offen von Menschenrechtsexperten kritisiert wird, beschönigen die Zustände. Anmerkungen zu systematischer Folter, Todesschwadronen oder Scheiterhaufen sucht man in solchen Parteiverlautbarungen ebenso wie in Kommerz-Reiseführern gewöhnlich vergebens. Brasiliens Qualitätsmedien haben glücklicherweise andere Wertekriterien – Brasiliens katholische Kirche prangert die Menschenrechtsverletzungen permanent an.
Zuschauen, wie jemand in Rio de Janeiro lebendig verbrennt. Könnten Sies, so wie die Abgebildeten?
Was Parteipropaganda verschweigt – kein Herz für die Betroffenen: Brasilianisches Nachrichtenmagazin “Isto é” berichtet über Lynchjustiz in Rio de Janeiro – das Opfer wird lebendig verbrannt. “Isto é interviewt die Lyncherin, die Holz aufschichtete und das Feuer entzündete, schürte.”
Ausriß, Rio de Janeiro: “Papiersammler von Nachbarn lebendig verbrannt”.
Zeitungsfoto aus Rio, Ausriß: Ermordeter in Favela neben Ziege.
Verbrennen von Obdachlosen:
Folter in Lateinamerikas größter Demokratie:
Grünen-Politiker Sirkis:
Rassismus in Brasilien:
Hintergrund Favelas – Österreichs Südwind-Magazin:
http://www.suedwind-magazin.at/start.asp?ID=234729&rubrik=31&ausg=200304
Rios Lokalpresse über das Lynchen eines Mannes, der mit einem Komplizen ein Haus überfallen wollte, durch Bewohner des Viertels. “Sie zerrissen den Mund des Gangsters durch hineingesteckte Feuerwerkskörper.”
Liquidierung von Umweltaktivisten und Systemkritikern:
Brasiliens Medien veröffentlichen fast täglich Videos von Mordszenen – anklicken:
Ehrenmorde in Brasilien:
http://www.ila-web.de/brasilientexte/machomorde.htm
Touristeninfos:
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
Deutscher Menschenrechtsexperte Günter Nooke im Website-Interview:
Rap das Armas:
WM 2014 – Hintergrundtext:
Die Aufdringlichkeit der Sinne
Vom machtgeschützten Verlust der gesellschaftlichen Sehkraft – Oskar Negt(2000)
“Der Verlust jener in sinnlicher Erfahrung begründeten Urteilsfähigkeit der Menschen hat in unserem Jahrhundert für viele Menschen tödliche Folgen gehabt. Das Wegsehen, die machtgeschützte Sinnenblindheit, wenn Menschen verfolgt und getrieben, vergewaltigt und öffentlich gequält werden – das gehört nicht der Vergangenheit an.”
Tags: Chico Buarque, Maison Europeénne de la Photographie, Menschenrechte, Microondas, Microwaves, Nelson Rodrigues, Paris, Paulo Lins, Rio de Janeiro, Rogerio Reis, Scheiterhaufen in Sao Paulo, Tropa de Elite, Wolf Grabendorff
http://www.mep-fr.org/us/actu/actu_rr.htm
“This exhibition presents an installation entitled “Microwaves“, which consigns to memory some extremely violent and barbaric practices common in Brazil. In some favelas in Rio, young arms and drugs dealers turture and kill their enemies in ‘microwaves’, makeshift crematoriums made of petrol-soaked tyres set on fire. This “method” leaves no trace of the burned bodies, the victims cannot be identified by the police and the culprits are thus rarely brought to justice. The installation is a tribute to the victims of these atrocities.”
“L’exposition présente une installation Micro-ondes, devoir de mémoire sur les pratiques particulièrement violentes et barbares en cours au Brésil.
En effet, dans certaines favelas de Rio, de jeunes trafiquants d’armes et de drogue torturent et condamnent à mort leurs ennemis dans des “micro-ondes”, sorte de crématoriums improvisés dans des pneus arrosés d’essence auxquels ils mettent feu. Cette “méthode” ne laisse aucune trace des corps calcinés, les victimes ne peuvent être identifiées par la police et les coupables sont, de ce fait, rarement jugés.”
http://www.mep-fr.org/us/default_test_ok.htm
“Diese Akte der Barbarei sind ein solcher Rückschritt im zivilisatorischen Prozess, dass viele Leute den Tatsachen nicht ins Auge sehen, dies alles nicht wahrhaben wollen. Ich sehe da auch viel Scheinheiligkeit. Über diese grausamen Menschenrechtsverletzungen muss man diskutieren – doch just dies ist nicht erwünscht. Der Staat hat sämtliche Machtmittel, um diese Barbarei sofort zu beenden, doch dazu fehlt politischer Wille.” Rogerio Reis im Website-Interview.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/1651902/
“Brasilien ist eine Industriemacht, die achtgrößte Wirtschaftsnation der Welt, modern und fortschrittlich.”
“Progressive Regierung”.
Wie starb der TV-Reporter Tim Lopes? Laut Polizeibericht entdeckten ihn Banditen in der Favela Vila Cruzeiro von Rio de Janeiro – Tim Lopes wurde zuerst gefoltert, dann rammten ihm die Gangster einen Spieß in den Brustkorb, hackten seine Füße ab und verbrannten ihn lebendig in Autoreifen – siehe Szene aus ”Tropa de Elite.Â
Vier gleichzeitig verbrannt worden: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/18/scheiterhaufen-in-rio-de-janeiro-mindestens-vier-manner-gleichzeitig-verbrannt-morte-no-microondas-meldet-o-globo/
Fotodokumentation: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
Paulo Lins, Partner von Rogerio Reis: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/20/paulo-lins-gesichter-brasiliens/
Goethe-Gesellschaft Brasiliens: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/22/prof-dr-marcus-mazzari-prasident-der-goethe-gesellschaft-brasiliens-associacao-goethe-do-brasil-gesichter-brasiliens/
Barack Obama in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/17/barack-obama-redet-in-scheiterhaufen-stadt-rio-de-janeiro-brasiliens-filmemacher-jose-padilha-thematisierte-rios-scheiterhaufen-in-filmen-von-zwei-berlinalen-kaum-reaktionen-aus-der-gutmenschenszen/
”Esta se deteriorando a bondade brasileira. De quinze em quinze minutos, aumenta o desgaste da nossa delicadeza.”
“Leider sind es nicht mehr so viele, die die ganze Wahrheit wissen wollen. Man biegt sehr schnell ab, um bei seiner Meinung bleiben zu können – und bei den als angenehm empfundenen Lösungen. Ich habe mir angewöhnt, Leute danach zu beurteilen: Wieviel Wahrheit erträgt jemand?” Deutscher Menschenrechtsbeauftragter Günter Nooke im Website-Interview 2009.
Scheiterhaufen-Szene aus Berlinale-Gewinner “Tropa de Elite”.
Marcelo Yuka: …Scheiterhaufen aus Autoreifen, auf denen die Kommandos des organisierten Verbrechens in den Slums regelmäßig Mißliebige, darunter Bürgerrechtler, lebendig verbrennen. Geschildert wird auch das Normendiktat der Gangstersyndikate “ und im Refrain immer wieder eindrücklich die Zeile: „Mas ha um cheiro de pneu queimado no ar” “ Aber es ist doch Geruch brennender Autoreifen in der Luft¦”
”Mit dieser Musik zeige ich Paradoxes, Absurdes, nicht nur die Parallelregierungen der Slums. Wir leben hier alle ganz in der Nähe bizarrer, unglaublicher Vorgänge wie das Verbrennen von Menschen, was beinahe alltäglich ist – ebenso wie obskure Folterpraktiken oder das Zerstückeln von Menschen.”
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/der-brasilianische-musiker-und-poet-marcelo-yuka1/
Populärer Scheiterhaufen-Rap: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/16/rio-de-janeiro-popularen-scheiterhaufen-rap-microondas-der-scheiterhaufen-stadt-anklicken-vacilou-bem-na-favela-microondas-te-torrou-a-tua-chance-acabou/
Chico Buarque über Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/08/13/musikmagazin-folker-chico-buarque-65/#more-2611
Wolf Grabendorff: Die Reorganisation des Staates durch die politische und vor allem wirtschaftliche Liberalisierung und ihre sozialen Folgen haben den Demokratien in Lateinamerika einen hohen Grad an Instabilität verliehen. Korruption und Kriminalität haben in einigen Ländern ein unvorstellbares Ausmaß angenommen. 140 000 Morde und 28 Millionen Raubüberfälle werden jährlich in der Region verübt. Angesichts vielfacher Verbindungen zwischen Kriminellen und der Polizei sind zunehmend mafiöse Strukturen entstanden, die längst das Gesetz- und Gewaltmonopol des Staates untergraben haben. Immer stärker wird die Gewalt in vielen Staaten zur akzeptierten Form gesellschaftlicher Auseinandersetzung. (2003)
“Rumpf einer Frau mitten auf der Avenida Brasil verbrannt worden”, meldet Rios Presse 2008: Laut Zeugen brachten Banditen den Rumpf, dessen Kopf abgehackt war, aus der “Favela da Eternit” auf Rios Zufahrtsautobahn, steckten ihn in Autoreifen und zündeten die “Microondas” an.
Verbrannt per “Lynchjustiz”, laut Bericht, in City-Stadtteil Catete der Olympiastadt Rio de Janeiro.
Tags: Brasilien – „Befriedungseinheiten“ in Rio
Brasiliens katholische Slum-Seelsorge hat betont, daß die Stationierung sogenannter Befriedungseinheiten in lediglich wenigen Favelas von Rio de Janeiro nicht verhindert, daß dort weiterhin Morde geschehen.
Zweiter Polizeihubschrauber abgeschossen – Video: http://www.youtube.com/watch?v=VVxdFw2iPI8
http://pt.wikipedia.org/wiki/Unidade_de_Pol%C3%ADcia_Pacificadora
Getroffener brennender Hubschrauber der Militärpolizei kurz vor Aufschlag und Explosion – Morro dos Macacos, Olympiastadt Rio de Janeiro. Die Banditenkommandos von Rio de Janeiro besitzen schwere Luftabwehr-MGs.
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/der-brasilianische-musiker-und-poet-marcelo-yuka1/
Kindersoldaten in Rio: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/brasiliens-kindersoldaten-junge-kinder-mit-waffen-die-einfach-anderre-kinder-erschossen-haben-die-sie-gerade-mal-schief-angeschaut-habenlesermail/
BRIC-Staat China über Brasilien-Slums: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/25/nine-most-horrible-places-in-the-world-favela-slums-von-rio-de-janeiro-aus-sicht-des-bric-staats-china-subkultur-von-umweltzerstorung-armut-und-gangstern-cubatao-bei-sao-paulo-an-sieb/
Tags: , Benedita da Silva, EU-Ratspräsident, José Zapatero, Kriegsvideos, Menschenrechte, Morro dos Macacos, New York Times, Peter Scholl-Latour, Rio de Janeiro, Scheiterhaufen, Thyssenkrupp
Video anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=gDuvCZCrN5s
Einfach mal in den neuen kommerziellen Reiseführern über Brasilien bzw. per Google-Suche(”Folter, Scheiterhaufen, Microondas, Todesschwadronen Rio de Janeiro”) nachschauen, wie realitätsnah dort auf die seit dem vergangenen Jahrtausend tobenden Stadtkriege von Rio de Janeiro verwiesen wird – oder ob nur PR-Klischees der Tourismusindustrie verbreitet werden. Der erste Polizeihubschrauber war ja von Banditenkommandos bereits 1984 abgeschossen worden. Rio de Janeiro hat annähernd so viele Bewohner wie der Inselstaat Kuba.
Brasiliens Bürgerfreiheiten: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/20/brasiliens-burgerfreiheiten-uber-8o-prozent-veranderten-wegen-zunehmender-gewalt-und-kriminalitat-die-lebensgewohnheiten-54-prozent-verlassen-nachts-nicht-mehr-das-haus-laut-neuer-studie/
Fotodokumentation, Lage in Slums: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
Hintergrundtext:
Aasgeier über umkämpftem Leichen-Slum Rio de Janeiro
Kirche fordert Menschenrechte für Elendsviertel der Olympia-Stadt
Weiter heftige Feuergefechte zwischen Banditenkommandos und der Polizei
Gefahren für die Olympischen Spiele von 2016?
Über dem Bergslum „Morro dos Macacos“(Affenhügel) unweit der City kreisen derzeit soviele große Aasgeier wie lange nicht. Für Carla Rodrigues, die mitten im Gassenlabyrinth ihre Hütte hat, ein untrügliches Zeichen. Die jüngsten schweren Gefechte zwischen rivalisierenden Banditenkommandos haben viel mehr Tote gefordert als offiziell gemeldet. „Wenn so viele Geier kommen, liegen noch viele Leichen an den Hängen, im Wäldchen, wurden noch nicht entdeckt – es traut sich ja derzeit auch keiner raus.“ Rio de Janeiros Lokalzeitungen haben immer wieder Fotos von Geiern veröffentlicht, die Getötete auffressen. Am Tag, als die hochgerüsteten Gangster über dem „Morro dos Macacos“ den zweiten Polizeihubschrauber vom Himmel holen, zählen Bewohner vor ihren Baracken über zwanzig Leichen. Feuergefechte im Slum, die Geierschwärme anlocken, sind leider keine Seltenheit – und eine zusätzliche Herausforderung für die bischöfliche Favela-Seelsorge der Erzdiözese Rio de Janeiro. “Wegen der Schießereien sind die Bewohner vieler Slums derzeit regelrecht in ihren Hütten eingesperrt, leben in Angst und Panik“, sagt Priester Luis Antonio Pereira Lopes, der die Seelsorgeaktivitäten leitet. „Kindergärten, Schulen bleiben leer, weil sich niemand heraustraut – es sind schon genug Unschuldige, Unbeteiligte von verirrten Kugeln getötet worden!“ Padre Lopes steigt fast täglich in die Hangslums über Rio de Janeiro hinauf, hält dort in den kleinen Gemeindekirchen Gottesdienste ab. Nicht selten werden sie von Schießereien unterbrochen, müssen sich die Gläubigen auf den Boden werfen. „Das alles ist ein Desaster – es gibt keine wirkliche Sicherheits-und Menschenrechtspolitik des Staates, die verfassungsmäßigen Rechte der Slumbewohner werden einfach nicht respektiert. Die Menschen brauchen Arbeit, Bildung, ein funktionierendes Gesundheitswesen – und keine sporadischen Polizeieinsätze, die das Problem nicht lösen.“
Seit Jahrzehnten ist es in Rio immer das Gleiche: Falls Gefechte rivalisierender Gangstersyndikate von den Slums auf die angrenzenden Mittel-und Oberschichtsviertel übergreifen, sogar Stadtautobahnen gesperrt werden müssen, Unterricht für Zehntausende von Schülern ausfällt, stürmen Sondereinheiten der Polizei tagsüber in die Armenviertel und versuchen, die Banditenkommandos zu vertreiben. Die Beamten kommen indessen nur wenige Zeit und bleiben nie nachts. Günstig für die Gangster, die sich in wohltrainierter Guerillataktik kurz zurückziehen und nach dem Abzug der Polizei sofort wieder das Zepter übernehmen. Deshalb prangert Brasiliens Kirche an, daß der Staat auch in den Slums von Millionenstädten wie Rio de Janeiro nicht präsent ist und die Bewohner sich deshalb dem neofeudalen Normendiktat der Verbrechersyndikate unterwerfen müssen. So werden häufig Ausgangssperren verhängt. Wer dagegen verstößt, bezahlt dies mit dem Leben. Zur Abschreckung werden Mißliebige sogar zerstückelt oder auf Scheiterhaufen aus Autoreifen lebendig verbrannt. Im Berlinale-Gewinner von 2008, dem brasilianischen Spielfilm „Tropa de Elite“, wurde erstmals eine Scheiterhaufen-Szene gezeigt, Rio-Zeitungen haben diese mittelalterliche Barbarei häufig abgebildet. Padre Lopes versucht immer wieder, auch Gläubigen aus Europa das schwierige Los der Slumbewohner drastisch-plastisch nachvollziehbar zu machen: “Damit die Leute dort überleben können, müssen sie sich zwangsläufig mit den Banditen gut stellen, sozusagen eine Politik der guten Nachbarschaft pflegen. Befehle, Regeln müssen unbedingt eingehalten werden.“ Für Padre Lopes und seine Mitarbeiter handelt es sich bei jenen jungen Gangstern um Brasilianer, denen Staat und Gesellschaft keinerlei Chance gaben, sich persönlich zu entwickeln und zu bilden. „Das organisierte Verbrechen bietet aber Pseudo-Chancen an – alles, was junge Menschen gerne haben wollen: Schicke Markenklamotten, ein tolles Auto – doch der Preis dafür ist eben das eigene Leben. All diese jungen Banditen leben nur kurz, sterben sehr früh, werden höchstens 25.“ Bei solchen Gefechten wie jetzt werden zudem viele unbeteiligte, völlig unschuldige Slumbewohner getötet.
Die Kirche unterhält in zahlreichen umkämpften Slums Sozialprojekte, darunter sogar Schulen und Kindergärten, Hospitäler und Arztpraxen, muß sich ebenfalls an die Banditenregeln halten. Doch häufig wird den Mitarbeitern sogar für Monate der Zutritt zu den Elendsvierteln verboten, vor allem dann, wenn ein rivalisierendes Gangstersyndikat nach langen Kämpfen die Macht übernahm. Und nicht nur in Rio de Janeiro werden immer wieder Priester getötet. Luis Antonio Pereira Lopes von der Slum-Seelsorge bedrückt, daß in den Favelas die Werte der Gewalt und der Rache dominieren, die Vermittlung christlicher Werte sehr kompliziert ist: „Dort fehlt der Staat, fehlen Institutionen, die den Kindern ethische Prinzipien beibringen. Auch die Kirche müßte dort viel präsenter sein. Denn wer erzieht die Jugend dort, wenn deren Eltern außerhalb des Slums irgendwo Geld verdienen müssen ? Jene, die ständig präsent sind – also die Banditen. Sie sind gerissen und wissen gut, mit den Kindern umzugehen. Diese werden ja künftig als Arbeitskräfte gebraucht, damit die kriminellen Geschäfte weiterlaufen können. Aus all diesen Gründen hat die Bischofskonferenz ihre diesjährige Brüderlichkeitskampagne der öffentlichen Sicherheit gewidmet. Und die gespannte Lage in Rio de Janeiro beweist, daß die Kirche ein hoch aktuelles Thema aufgriff, das den Menschen auf den Nägeln brennt.“
Der Drogenhandel ist nur ein Teilbereich der Banditenaktivitäten – hinzu kommen Bank-und Frachtraub, Auftragsmorde, Geiselnahmen und internationaler Waffenhandel.
Brasilien ist zwar die zehntgrößte Wirtschaftsnation, auf dem neuesten UNO-Index für menschliche Entwicklung aber vom siebzigsten auf den fünfundsiebzigsten Rang zurückgefallen. Denn die sozialen Kontraste sind schärfer geworden, wie das rasche Wachstum der Elendsviertel von Rio de Janeiro zeigt. “In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Slums selbst nach offiziellen Zahlen auf 1043 verdoppelt“, sagt Padre Lopes , „über zwei Millionen Menschen, also ein Drittel der Rio-Bewohner, hausen bereits in solchen Vierteln.“ Unweit der umkämpften Slums, so fällt jedermann auf, sind Kasernen von Luftwaffe, Infanterie und Marine – doch die Soldaten werden nicht gegen die Gangstersyndikate eingesetzt. Denn Teile der Eliten und sogar Politiker profitieren von kriminellen Geschäften, argumentieren brasilianische Sozialwissenschaftler. Nicht wenige Geistliche stimmen zudem mit José Murilo de Carvalho, Historiker und Mitglied der nationaler Dichterakademie, überein, der die Banditen-Diktatur über den Parallelstaat der Slums sogar „systemstabilisierend“ nennt. „Die Existenz des organisierten Verbrechens in den Slums“, so Carvalho, „blockiert die Politisierung der Bewohner, hält sie ruhig, verhindert eine Rebellion, Protestaktionen jeder Art. Das Protestpotential der Armenviertel wird von den lokalen Despoten total erstickt. Die Gangsterkommandos dienen damit der Aufrechterhaltung politischer Stabilität im Lande – und das ist den Autoritäten sehr recht, ist gut für sie. Natürlich würden sie das nie eingestehen.“ In solches Kalkül paßt, daß man sich um die Sicherheit während der Olympischen Spiele von 2016 in Rio keine Sorgen zu machen braucht. „Die offenen Wunden der Stadt werden dann unter einem dicken Make-up versteckt“, betonen Pressekommentatoren. Zudem gibt es, wie durchsickerte, während internationaler Großveranstaltungen stets Stillhalteabkommen mit den Gangstersyndikaten, werden zudem Unmengen von Polizei und Soldaten in der Zuckerhutmetropole eingesetzt.
Wie starb der populäre investigative TV-Reporter Tim Lopes? Laut Polizeibericht entdeckten ihn Banditen in der Favela Vila Cruzeiro von Rio de Janeiro – Tim Lopes wurde zuerst gefoltert, dann rammten ihm die Gangster einen Spieß in den Brustkorb, hackten seine Füße ab und verbrannten ihn lebendig in Autoreifen – siehe Szene aus ”Tropa de Elite. Scheiterhaufen-Rap: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/16/rio-de-janeiro-popularen-scheiterhaufen-rap-microondas-der-scheiterhaufen-stadt-anklicken-vacilou-bem-na-favela-microondas-te-torrou-a-tua-chance-acabou/
Zeitungsfoto – Rio-Bewohner betrachten Ermordete.
Tags: Blutbad Rio de Janeiro 2012, Jorge Aragao, O Iraque e aqui
Anklicken:
http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
Brasiliens Menschenrechtsministerin Maria do Rosario erklärte zu dem neuesten Blutbad an Jugendlichen, Gewalt sei Haupt-Todesursache in der Altersgruppe der Jugendlichen Brasiliens.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
Lokalzeitung-Ausriß, Blutbad Rio 2012. “Südamerikas Vorzeigestaat.” Der Spiegel 2012
Ausriß, Lokalzeitung:”Entschuldige, Leser, heute gibts keinen Witz.”
Katholischer Priester Geraldo Marcos Nascimento der “Nationalen Kampagne gegen Gewalt und gegen Ausrottung junger Menschen”. “Wir wollen, daß die ganze Welt sieht, was hier vor sich geht, in welcher Realität wir leben. Unsere Kampagne geht von den Sozialpastoralen der katholischen Kirche aus. Der brasilianische Polizeiapparat dient nicht der Verteidigung der Bevölkerung.” Aufschrei der Ausgeschlossenen 2012. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/07/brasilien-aufschrei-der-ausgeschlossenen-grito-dos-excluidos-2012-landesweite-protestaktion-am-nationalfeiertag7september-von-der-katholischen-kirche-organisiert-scharfe-kritik-an-de/
http://www.juventudeemmarcha.org/index.php
Vorhersehbar finden in Mitteleuropa derartige Protestaktionen, wie die des katholischen Geistlichen und der katholischen Sozialpastoralen, aus den bekannten Gründen kein bzw. fast kein Interesse.
Tags: , Ouro Preto – Brasilien, Pastoral da Juventude de Ouro Preto, Páscoa
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/14/brasilien-katholische-jugend-in-ouro-pretominas-gerais/
http://paroquiasantaefigenia-op.blogspot.com.br/2012/04/atividade-da-pj-de-ouro-preto-tem.html
http://www.pjmariana.org/#!about-us
Tags: , Brasilien, Jorge Aragao, Kultur, O Iraque e aqui, Politik, Rio de Janeiro, Samba
Samba zum Anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
http://letras.kboing.com.br/jorge-aragao/o-iraque-e-aqui/
Krieg auf dem Morro dos Macacos – anklicken: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/17/krieg-auf-dem-morro-dos-macacos-von-rio-de-janeiro-youtube-anklicken-bope-im-einsatz/
http://www.folker.de/200504/04brasilien.htm
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/der-brasilianische-musiker-und-poet-marcelo-yuka1/
O Iraque é aqui . pegando aqui dentro
O Iraque é aqui
O povo tá com medo
E há que se entender
Crer
Eh! Carandiru (Bangu)
O Iraque é aqui
O gueto tá fervendo
Pior que isso aqui
Que a gente tá vivendo
Ao saber que o poder
Pode poder
Trocar de máo
Fingir que até ficou de mal
Sabe porqué?
Aqui tudo é bom, aqui tudo é bom
Aqui tudo é bom, aqui tudo é bom
Aqui tudo é bom, aqui tudo é bom
Toca bola e samba que eles baixam o som
Jorge Aragao – Hintergrundtexte:
Der dunkelhäutige Aragao schafft bis zu zweiundvierzig Auftritte pro Monat, kämpft seit jeher für authentischen, sehr gut tanzbaren Samba “ und für schwarzes Selbstbewußtsein, ist einer von den ganz politischen Sambistas. Jahrelang schleppt er Kühlschränke und Möbel, macht nur nebenbei Musik. Doch dann läßt er Brasiliens Schwarze vor zwei Jahrzehnten mit dem Lied „Coisa de Pele”, die Sache mit der Haut, aufhorchen, protestiert gegen kulturelle Überfremdung. „Als ich diesen Samba schrieb,” sagt er im Website-Exklusivinterview, „wurden in Brasilien zu achtzig Prozent nur ausländische, anglo-amerikanische Titel gespielt “ fast nichts von uns, genau das Gegenteil von heute. Dieser Samba steht für eine Zeit, als sich auf einmal die Dinge änderten.” Martinho da Vila, Zeca Pagodinho, neugegründete Sambabands feierten zuvor undenkbare Erfolge. Einen Samba-Hit, „Hot-Saia”, hat Aragao auf Tanzstar Jaime Aroxa gemünzt:”Der hat mich immer angefeuert, solche Sambas für die Schwoofdielen zu komponieren, für Leute, die gerne zusammentanzen, frei, leicht, fließend. Genau mein Ding.” Schauen wir auf die „Hitparade” der CD-Straßenhändler “ Aragao und die göttliche Alcione sind natürlich immer reichlich im Angebot.
Brasiliens größtes Nachrichtenmagazin „Veja” schrieb, daß die Erste Welt in Wahrheit gar nicht daran interessiert sei, die echte nationale Musik des Tropenlandes kennenzulernen. Man wolle doch nur ein bißchen andere Würze, die zum sonst üblichen Musikgeschmack der Nordamerikaner und Europäer passe. Brasilianische Musik guter Qualität klinge nicht exotisch genug, sei gar zu sanft. Um in der Ersten Welt Erfolg zu haben, müßten sich die brasilianischen Musikusse daher den dortigen Stilen, Genres anpassen “ das typisch Brasilianische werde dann lediglich zu etwas Temperinho, Würze. Bebel Gilberto “ für „Veja” das beste Beispiel. Andere mixen ebenfalls Elektronik, sogar Tecno mit Bossa-Nova, damits ankommt. Nichts für Jaime Aroxa, der gerade in Rio de Janeiro den Zouk, die charmantere, elegantere, sinnlichere Version der Lambada populär macht.
„Der Irak ist hier”, singt Jorge Aragao auf seiner neuesten CD, „das Volk in den Ghettos hat Angst”. Der Sambista bedient keines der in Deutschland so beliebten sozialromantischen Brasil-Klischees “ schließlich werden in dem Tropenland mehr Menschen umgebracht als im Irakkrieg, ermordete eine Todesschwadron 2005 dreißig Menschen an Rios Slum-Peripherie, eines von vielen Massakern.
Composiçáo: Jorge Aragáo E Acyr Marques
Podemos sorrir, nada mais nos impede
Náo dá pra fugir dessa coisa de pele
Sentida por nós, desatando os nó
Sabemos agora, nem tudo que é bom vem de fora
É a nossa cançáo pelas ruas e bares
Nos traz a razáo, relembrando Palmares
Foi bom insistir, compor e ouvir
Resiste quem pode à força dos nossos pagodes
E o samba se faz, prisioneiro pacato dos nossos tantás
E um banjo liberta da garganta do povo as suas emoções
Alimentando muito mais a cabeça de um compositor
Eterno reduto de paz, nascente das várias feições do amor
Arte popular do nosso cháo…
é o povo que produz o show e assina a direçáo
Arte popular do nosso cháo…
é o povo que produz o show e assina a direçáo
http://www.youtube.com/watch?v=LeyVhC6Dmng&feature=related
Michael Jackson:http://www.hart-brasilientexte.de/2009/08/23/michael-jackson-they-don%c2%b4t-care-about-us-brasiliens-medien-erinnern-an-aktualitat-des-1996-rio-de-janeiro-gedrehten-videoclips-basta-abrir-os-jornais-e-ler-as-noticias-como-diz-o-tit/
Tags: “Energiewende” und Top-Entscheider heute, ThyssenKrupp in Rio de Janeiro
Wie die Wirtschaftszeitschrift betont, begann das Desaster bereits mit der Auswahl des Standorts, einem Sumpf. Dort die Grundpfeiler zu setzen, sei so entsetzlich schwierig gewesen, daß zeitweise ein Viertel aller dafür in ganz Brasilien existierenden technischen Gerätschaften vor Ort war. “Dies ist das Resümee der Geschichte von CSA – das Stahlwerk wurde im Schlamm geboren – und danach kam das Chaos.” Inzwischen habe ThyssenKrupp die Banken Goldman Sachs und Morgan Stanley kontraktiert, damit diese einen Käufer fänden. Bis heute funktioniere das Stahlwerk nur teilweise – und mache Verlust. 40 Zulieferer sagten, bisher von ThyssenKrupp nicht bezahlt worden zu sein – das Unternehmen wolle sich dazu nicht äußern. “ThyssenKrupp entsandte nach Brasilien zwei Dutzend europäische Manager, um das Projekt im Sumpf voranzubringen.” Luiz Inacio Lula da Silva habe das Stahlwerk 2010 eingeweiht.
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers auf der Super-Baustelle von ThyssenKrupp in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/23/thyssenkrupp-rio-de-janeiro-wichtige-investition-starkt-auch-den-industriestandort-nordrhein-westfalennrw-ministerprasident-dr-jurgen-ruttgers/
Der Fall weist auf die Kompetenz der heutigen Top-Entscheider-Generation – die sogenannte “Energiewende” ist ein klassisches Beispiel für weitere Projekte solcher hochbezahlten Entscheider – für angerichtete Desaster, Schäden, Umweltzerstörungen kommen dann andere auf, haben die größten Nachteile. Auffällig ist zudem, daß völlig gegen die Regeln der Marktwirtschaft unrentable Unternehmen, Pleitefirmen, darunter derzeit spanische Banken, künstlich mit den Geldern der Steuerzahler am Leben erhalten werden sollen.
Vier gleichzeitig verbrannt worden: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/18/scheiterhaufen-in-rio-de-janeiro-mindestens-vier-manner-gleichzeitig-verbrannt-morte-no-microondas-meldet-o-globo/
Hangslum in Rio de Janeiro
Junger Bandit – Zeitungsfoto.
Copacabana – Marcio Atherino: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/05/23/granatenexplosionen-mg-feuer-an-der-copacabana-os-gringos-corriam-para-todos-os-lados-todos-estavam-em-panico-schone-neue-lula-welt/
Menschenrechte in Brasilien unter Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/04/07/unsagliche-folterpraxis-in-brasilien-gunter-nooke-menschenrechtsbeauftragter-der-deutschen-bundesregierung-kritisiert-in-brasilien-folter-und-andere-menschenrechtsverletzungen-druck-ist-noti/
Benedita da Silva – politisch verantwortliche Staatssekretärin für Menschenrechte im Teilstaat Rio de Janeiro, bei Teilen der europäischen NGO-Szene hoch angesehen. Hintergrund von 2002: “PT-Gouverneurin für schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlichErschwerend kommt hinzu, daß die PT derzeit nicht nur im Teilstaat Sao Paulo, sondern auch in Rio de Janeiro – mit einem Bruttosozialprodukt über dem von ganz Chile – wegen Mißwirtschaft und Skandalen stark an Ansehen verliert. Am Zuckerhut regiert die schwarze, unangenehm populistische PT-Gouverneurin Benedita da Silva, Mitglied einer Sektenkirche, vorhersehbar desaströs – tolerierte bereits als privilegiensüchtige Kongreßsenatorin in den Slums schwerwiegendste Menschenrechtsverletzungen, ließ den hochgerüsteten, rivalisierenden Verbrechersyndikaten und Banditenmilizen freien Lauf, die bis heute zahlreiche Schulen schließen, in den Elendsvierteln der Peripherie sogar Ausgangssperren verhängen, die Bewohner terrorisieren, einen beträchtlichen Teil der Slumkinder rekrutieren. Besonders schwerwiegend: In den letzten Wochen akzeptierte die von manchen deutschen Drittweltbewegten, sogar Drittwelt-Gazetten gefeierte Gouverneurin allen Ernstes, daß Banditenmilizen kinderreiche Familien aus ihren Slumkaten vertrieben. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten sicherten zumindest den Abtransport der wenigen Habe aus dem Elendsviertel. Auch unter Benedita da Silva werden Slum-Bürgerrechtler, die sich dem Diktat des organisierten Verbrechens widersetzen, zur Abschreckung sadistisch umgebracht. Zuletzt ermordeten die international vernetzten, politisch einflußreichen Gangstersyndikate den 47-jährigen Leiter einer Slum-Bürgerassoziation, zudem Musikchef einer großen Sambaschule – in den letzten Jahren starben auf gleiche Weise, aus gleichen Gründen weit über einhundert. Und selbst das ist unter der “progressiven” Benedita da Silva weiter möglich: Zwei direkt benachbarte Slums werden von rivalisierenden Banditenmilizen dominiert, die den Bewohnern verbieten, sich dem anderen Elendsviertel auch nur zu nähern. Ein Fischer stieg jetzt zufällig, unbeabsichtigt am “gegnerischen” Slum aus dem Peripherie-Bus – wurde von Gangstern identifiziert und auf der Stelle erschossen. Indessen – PT-Präsidentschaftskandidat Lula ist des Lobes voll für die Gouverneurin, verliert über derartige gravierende Menschenrechtsverletzungen in seinen Wahlkampfreden nicht ein einziges Wort. Seit unter Benedita da Silva selbst laut offiziellen Angaben in Rio de Janeiro monatlich mehr als sechshundert Menschen ermordet werden, macht die Stadt erschreckend negative Schlagzeilen, sind die Touristenhotels die letzten Monate nicht einmal zur Hälfte belegt.”
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/07/09/tropa-de-elite-berlinale-gewinner-brasilianischer-filmhit-uberraschend-doch-noch-in-den-deutschen-kinos-start-am-6-august-fur-brasilieninteressiertebeinahe-ein-mus-dokumentarischer-spielfilm/“Das Leben in Brasilien ist leicht und unbeschwert. Probieren Sie es selbst.”(deutschsprachige Tourismuspropaganda)http://www.youtube.com/watch?v=EsEEJNYMoX0&NR=1Raubkopie-DVD im StraßenverkaufFotoserie von O Dia: http://odia.terra.com.br/portal/galerias/geradas/O_DIA_ONLINE_trafico_derruba_helicoptero_na_zona_norte_587.htmlÂ
Friedenspreis für Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/08/23/unesco-zeichnet-lula-in-paris-wegen-forderung-des-friedens-und-der-rechtsgleichheit-aus-preis-mit-150000-dollar-dotiert-jury-von-henry-kissinger-gefuhrt/ Bye-bye Brasil: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/05/bye-bye-brasil-weltsozialforum-erfinder-oded-grajew-aus-sao-paulo-zum-massenexodus-von-brasilianern-in-die-erste-welt/Magazin “Forbes” – die andere Sicht: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/04/the-worlds-happiest-cities-forbes-rio-de-janeiro-top-of-our-list-good-humor-good-living-carnaval/Aus Brasilien nichts Neues – Hintergrund von 2002:
Topsold für Kindersoldaten/Hochbezahlte Gangster-Kids/Kinderarbeit mit NATO-Mpi
Erstaunlich spät hat jetzt die Internationale Arbeitsorganisation erstmals untersucht, wie Slumkinder im Arbeitsmarkt der Verbrechersyndikate integriert sind
Lufthansa-Maschinen mit deutschen Politikern, Konzernmanagern und Touristen steuern niedrig über Rio de Janeiros Slumhütten den nahen Airport an – unten, im Gassenlabyrinth der Favelas, gehört die „Mikrowelle”(Microonda) für den knapp dreizehnjährige Joao mit zum Banditenjob: Das Opfer wird angebunden, Autoreifen werden bis in Kopfhöhe drübergestülpt. Aus einem Kanister reichlich Benzin über den modernen Scheiterhaufen “ und dann Streichholz dran. Joao fühlt sich bereits stolz als Herr über Leben und Tod. Barfuß, nur mit Shorts bekleidet, doch am Gürtel zwei Armee-Handgranaten und eine zweite Pistole, die andere demonstrativ in der Hand, dazu ein Sprechfunkgerät. Joao von Brasiliens mächtigster Verbrecherorganisation „Comando Vermelho”/CV(Rotes Kommando) bewacht ein Drogendepot, hat ein Auge auf die Slumausgänge, vorübergehende Bewohner, erwartet Respekt. Nahten Soldados des rivalisierenden Terceiro Comando/TC(Drittes Kommando) oder gar Militärpolizisten zu einer Razzia, hätte Joao per Walky-Talky rasch einige hundert CV-Leute mobilisiert, fast alles Minderjährige, die mit deutschen oder nordamerikanischen NATO-Mpi ihre Posten beziehen würden. Brasiliens Mindestlohn liegt bei umgerechnet neunzig Euro, doch Joao hat monatlich weit mehr als der Durchschnitt, über fünfhundert, kann damit locker die ganze Großfamilie unterhalten, von der die meisten arbeitslos sind. „Klar bin ich Bandit, na und? Was soll unsereiner denn sonst machen, um ordentlich Kohle zu verdienen?” Lesen und schreiben kann Joao nicht, aber Schießen hat er bereits gut gelernt. „Wenn sich ein Polizist mit mir anlegt, feuere ich zuerst!” Leute durch Kugeln oder Granatenexplosionen sterben sehen, Exekutionen von Gegnern zuschauen, oder der „Microonda”, ist für ihn längst nichts Neues mehr. Zehntausende Rio-Kids wie er müßten frühmorgens aus den Hangslums zu den öffentlichen Schulen hinuntersteigen “ aber bleiben lieber oben. Schule ist langweilig, bringt nichts, finden auch die Eltern. Anstatt in total überfüllten Klassenzimmern zu hocken, erleben die Kids lieber richtige Abenteuer, Spannung, wie in den importierten Brutalo-Filmen aus der Ersten Welt “ und haben auch noch weit mehr Real in der Tasche als die Eltern. Merkwürdig spät wollte die Internationale Arbeitsorganisation/IAO in Genf genauer wissen, wie diese Art von Kinderarbeit in der immerhin achtgrößten Wirtschaftsnation, dem laut Kanzler Schröder wichtigsten deutschen Industriestandort Lateinamerikas funktioniert, welche Motive die Minderjährigen antreibt. Auffälligstes Resultat: Obwohl es in Millionenstädten wie Rio de Janeiro inzwischen mehr Schulen für Slumkinder gibt, hat das die Attraktivität des organisierten Verbrechens nicht vermindert, ihm keine jugendlichen „Arbeitskräfte” entzogen. Ganz im Gegenteil “ jeden Tag werden mehr angeworben. In zweiundfünfzig Rio-Slums befragten die IAO-Experten junge Gangster und hörten immer dasselbe:”Warum soll ich jahrelang zur Schule gehen, wenn mir das später weder beruflichen noch finanziellen Nutzen bringt?” Denn der Unterricht hat ein extrem niedriges Niveau “ kein Vergleich mit den unerschwinglichen Privatschulen für die Kinder der Mittel-und Oberschicht, die folgerichtig später alle besserbezahlten Jobs besetzen. Brasilien hat rund 170 Millionen Einwohner – die Hälfte der brasilianischen Beschäftigten verdient monatlich nur umgerechnet bis zu 170 Euro, fünfunddreißig Millionen kommen sogar nur auf höchstens vierzig Euro. Kanzler Schröder schritt in Sao Paulo am arbeitsfreien Aschermittwoch mit Unternehmertroß forsch durch leere Fabrikhallen von VW do Brasil, Lateinamerikas größtem Privatunternehmen, gezeichnet von Konflikten mit den Automobilarbeitern, die nur rund ein Fünftel des Lohns ihrer deutschen Kollegen haben. Da ist die Gehaltstabelle der global verzahnten Verbrechersyndikate in den rasch wachsenden Slums aber verlockender: Wer etwa als Acht-bis Neunjähriger dazu eingeteilt ist, als „Olheiro” oder „Soldado” Rauschgiftdepots zu bewachen, Ausschau nach Polizisten, „verdächtigen” Personen zu halten, kann bereits in der Woche umgerechnet bis zu fünfhundert Euro verdienen “ wer als „Endolador” harte Drogen abpackt, kommt sogar auf siebenhundert. Und wer sie als „Vapor” mitverkauft, etwa zur Hauptkundschaft in den Mittel-und Oberschichtsvierteln bringt, hat auf jeden Fall monatlich noch weit mehr in der Tasche, für brasilianische Verhältnisse ein Topgehalt. Weit mehr als Mutter und Vater zusammen zu verdienen, sofern diese irgendwo fest angestellt sind, ist schon einem Zehn-bis Vierzehnjährigen absolut garantiert.Job-Motiv : viel Geld und „Adrenalina”Immer ausreichend Geld zu haben, ob für teure Markenklamotten oder neue Tennisschuhe, gilt daher als Hauptmotiv, die Schule sausenzulassen “ gefolgt vom Faktor „Adrenalina”. Normale kindliche Abenteuerlust, sagen selbst katholische Padres, wird von den Banditen schamlos ausgenutzt, „in den Köpfen der Jungen werden diese zu Helden und Vorbildern.” Bereits als Minderjähriger Prestige und Macht zu haben, ist ein weiteres Motiv. Denn außerhalb, in den Cities, in den schicken Strandvierteln Ipanema, Leblon und Barra da Tijuca spüren die Heranwachsenden die „soziale Apartheid” Brasiliens, unnütz, ein Nichts, überflüssig zu sein und entsprechend behandelt zu werden. Doch mit der NATO-MPi umgehängt, lässig durch die Favela zu schlendern, Respekt und Unterwerfung zu fühlen “ das wertet auf, stärkt das Selbstbewußtsein. Außerdem sind die meisten Slummädchen richtig scharf auf die Jungbanditen, suchen mit ihnen bevorzugt eine Partnerbeziehung. „Für die Mädchen verkörpert der Gangster Attraktivität, Schönheit, Erstrebenswertes, gar ein Lebensideal.” Zwei Vierzehn-Fünfzehnjährige, Bikini-Oberteil, superkurze Shorts, wachsende Bäuche, erklärten stolz, von zwei Top-Gangstern schwanger zu sein. „Hier oben ist es spannend, geil, richtiges, echtes Abenteuer!”
Selbst laut offiziellen Statistiken der Mitte-Rechts-Regierung des FU-Berlin-Ehrendoktors Fernando Henrique Cardoso besucht über die Hälfte der Fünfzehn-bis Vierundzwanzigjährigen in den rund achthundert Slums von Rio keinerlei Bildungseinrichtung, gab zumeist jegliche Arbeitssuche auf, hängt nur rum. „Eine fabelhafte Arbeitskraft-Reserve fürs organisierte Verbrechen”, wie die Experten konstatierten. Etwa neunzig Prozent der befragten Kindersoldaten rauchen zwar Haschisch, aber nur fünfzehn Prozent nehmen Kokain:”Die Kinder sagen, diese Droge mache unruhig, verhindere klares Denken “ könnte also bei der Arbeit stören.” Daß CV und TC Kinder einstellten, sei ein neues Phänomen, habe es vor 1995 noch nicht gegeben. Komplett falsch, mindestens seit Mitte der achtziger Jahre werden selbst Straßenkinder rekrutiert.„Kriegerin des Lichts” in deutschen KinosAuch Yvonne Bezerra de Mello, Künstlerin, verheiratet mit dem schwerreichen Besitzer der Othon-Hotelkette, weiß es besser, widmet sich schließlich seit Jahrzehnten den Straßen-und Slumkindern Rio de Janeiros, wurde zur Sozialexpertin, schreibt systemkritische Bücher, spricht auf internationalen Konferenzen. Und weiß, was mit Minderjährigen passiert, die bei kriminellen Aktionen nicht mitziehen, schwer drogensüchtig werden, statt Profit Verluste einbringen. „Die werden eliminiert, die Leichen läßt man verschwinden”, sagt sie . „In den Slums gibt es Ställe mit Schweinen, die Überreste von Kindern auffressen. Oder auch das: Ein Junge, oft nur dreizehn Jahr oder jünger, muß dem an einen Baum gefesselten Opfer mit einer Rasierklinge solange ins Fleisch schneiden, bis es stirbt, sogar das Herz wird herausgetrennt “ alles zur Einschüchterung der Slumbewohner.” So nahe dran an dieser gerne verdrängten Brasilienrealität, kennt sich Yvonne Bezerra de Mello natürlich auch mit den Heereswaffen der „Soldados do Morro” aus, sagte schon vor Jahren:”Wenn mir hier in Rio ein Schweizer was über Neutralität erzählt, lache ich laut auf. Die hochmodernen schweizerischen Sig-Sauer-Sturmgewehre werden jetzt von den Gangstern am meisten importiert.”Klischee und RealitätYvonne Bezerra de Mello kennt auch die anderen Normendiktate von Rios Taleban, die denen der echten nicht nachstehen: Diebstähle werden mit Handabhacken bestraft, Vergewaltigungen durch Kastrieren oder Erschießen. Jedermann muß Drogen, Waffen, Raubgut, bei Razzien selbst Banditen in seiner Kate verstecken, zeitweilige Ausgangssperren ab zweindzwanzig Uhr einhalten. Und vor allem “ zu niemandem ein Wort über interne Slumvorgänge, über die Banditen “ nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Derzeit ist die mutige, eigenwillige Sozialarbeiterin in den deutschen Kinos zu sehen “ die avantgardistische Regisseurin Monika Treut hat im Streifen „Kriegerin des Lichts” wenigstens einen Teil ihres Rio-Alltags nachgezeichnet. Teile der Oberschicht feinden Dona Yvonne an “ Monika Treut ist das natürlich aufgefallen. Über die Verbindungen von Politik, globalisierter Wirtschaft und organisiertem Verbrechen weiß die Filmheldin mehr als genug, reagiert nur zu oft zwangsläufig tiefironisch. „Die wirklich großen Gangster, die eigentlichen Bosse, wohnen nicht in Slums, sondern in den Nobelvierteln Rios, bleiben ungestört, unangetastet.” Und die sind die eigentlichen Arbeitgeber der Kindersoldaten.Linkspopulisten politisch mitverantwortlichDirekter Nachbar des größten Othon-Hotels der Copacabana ist Leonel Brizola, schwerreicher Vizepräsident der Sozialistischen Internationale, mehrfacher Gouverneur des Teilstaates Rio de Janeiro, Parteichef der linkspopulistischen Arbeitspartei PDT. Menschenrechtler werfen ihm vor, das organisierte Verbrechen hochgepäppelt zu haben “ im Tausch gegen politische Unterstützung. Schließlich stellen die leicht manipulierbaren Slumbewohner ein wichtiges Wählerpotential dar, kreuzen auf dem Wahlzettel an, was der Slumboß befiehlt. Derzeit ist in Rio die linkssozialdemokratische Arbeiterpartei PT mit am Ruder “ die auch in der deutschen drittweltbewegten Szene hochgelobte schwarze PT-Politikern Benedita da Silva wurde sogar Gouverneurin. Was in ihrer mehrjährigen Amtszeit unternommen wurde, um die Herrschaft der neofeudalen Banditenmilizen über die Slums zu brechen, aus Kindersoldaten wieder Schulkinder zu machen, zeigt die neue IAO-Studie “ nichts. Unter Benedita da Silva floriert, was die IAO zu den „schlimmsten Formen der Kinderarbeit” zählt. Sogar Vierzehnjährige erreichen inzwischen Chefposten, mit Traumgehältern. Und selbst große Unternehmen unterwerfen sich den Terror-Regeln, Mitarbeiter nutzen sie makabrerweise manchmal für ihre Zwecke: Letztes Jahr stehlen Frauen in einem Supermarkt der französischen Carrefour-Kette einige Flaschen Sonnenschutzmilch, werden erwischt und Banditen des angrenzenden Slums zur „Bestrafung” übergeben. Die richten die Frauen per „Microonda”hin.
Die Zahlen sprechen für sich: Seit die Militäraktionen in Afghanistan begannen, kamen dort weniger Menschen gewaltsam ums Leben als zur selben Zeit in Brasilien. Im Jahr 2000 wurden in Deutschland laut BKA 1015 Personen ermordet, in Brasilien, mit etwa doppelter Bevölkerungszahl, jedoch über vierzigtausend “ zumeist in den rasch wachsenden Slums.
„Die Slumbewohner sind Geiseln der Banditenmilizen, werden unterdrückt, weil der Staat abwesend ist”, konstatiert erst unlängst Marcelo Itagiba, Chef der Bundespolizei in der Zehn-Millionen-Stadt Rio de Janeiro, deren Bruttosozialprodukt immerhin das von ganz Chile übertrifft.Brasilien zweitgrößter KokainmarktDaß schon Kinder zu Topverdienern werden, erklären allein schon die immensen Profite aus dem Drogenhandel: Selbst laut Polizeiangaben setzen CV und TC allein in Rio de Janeiro monatlich sechs Tonnen Kokain um; in Sao Paulo, mit über eintausend deutschen Firmen, etwa ebensoviel. Gleich nach den USA ist Brasilien zweitgrößter Kokainverbraucher. Selbst Brasiliens Bischofskonferenz prangert an, daß in den Slums ganze Generationen von Minderjährigen mit völlig verzerrten ethisch-moralischen Werten aufwachsen, „nämlich Gangsterwerten der Gewalt, des Unrechts und der Rache”. Kindersoldaten, andere gravierende Menschenrechtsprobleme “ alles kein Thema, wenn Schröder oder Fischer in Rio, Sao Paulo, Brasilia einfliegen. Prinz Charles hielts beim März-Besuch in zwei Favelas von Rio genauso, ließ sich von Karnevalsmulattinnen umtanzen, der übliche Zirkus wie immer, wenn europäische Politiker kommen. Prinz Charles, wie Schröder von Unternehmern begleitet, hatte schließlich Wichtigeres in Brasilien vor “ britische Militärjets verkaufen. Â http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/21/ein-stadtguerillheiro-todesschwadronen-und-pistoleiros-die-alltagliche-kriminalitat-verschont-auch-die-reichsten-nicht-2001/
Neue Kriegs-Videos aus Rio: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/22/rio-de-janeiro-neue-kriegs-videos-auf-youtube/
“Gefährlicher Traum vom besseren Leben”: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1996/0911/none/0031/index.html
New York Times: “Brazil has arrived. But where? : http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/02/new-york-times-brazil-has-arrived-but-where-roger-cohen-uber-die-feuergefechte-in-rio-de-janeiro-und-brasiliens-widerspruchliche-position/
Scheiterhaufen-Opfer in Rio de Janeiro – Foto aus Lokalzeitung
Prinz Charles und die PR-Tricks: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/13/schuler-fluchten-vor-schussen-in-rio-de-janeiro-prinz-charles-absolviert-unweit-davon-eine-peinlich-scheinheilige-slum-visite-corre-que-la-vem-bala/
Neues ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/06/thyssenkrupp-neues-stahlwerk-erhoht-den-co2-ausstos-von-rio-de-janeiro-um-763-prozent-melden-landesmedien-der-preis-des-fortschritts-o-precocruel-do-progressonoblat/
FOCUS: http://www.focus.de/politik/ausland/brasilien-den-boss-nicht-veraergern_aid_156714.html
Bewaffnete Überfälle auf Nahverkehrsbusse in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/25/wieviele-bewaffnete-uberfalle-auf-nahverkehrsbusse-gibts-taglich-in-ihrer-stadt-in-rio-sinds-23-alle-elf-minuten-ein-mord-in-brasilien-deutsche-botschaft-warnt-das-menschenrecht-auf-sicherheit-unt/
Marcio Atherino – die andere Sicht Rio de Janeiros: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/03/27/marcio-atherino-aus-dem-atelier-an-der-copacabana/
José Zapatero, amtierender EU-Ratspräsident: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/wahltricks-in-brasilien-beifall-fur-uno-generalsekretar-in-new-york-wird-in-pr-spot-als-drohnender-applaus-fur-lula-ausgegeben/
Brasiliens Massengräber
„Wenn die Toten da reingeschmissen werden, sind das Szenen wie in diesen Holocaustfilmen“, beklagen sich Anwohner von Massengräber-Friedhöfen der größten lateinamerikanischen Demokratie. In der Tat wird seit der Diktaturzeit vom Staat die Praxis beibehalten, nicht identifizierte, zu „Unbekannten“ erklärte Tote in Massengräbern zu verscharren. Die Kirche protestiert seit Jahrzehnten dagegen und sieht darin ein gravierendes ethisch-moralisches Problem, weil es in einem Land der Todesschwadronen damit auch sehr leicht sei, unerwünschte Personen verschwinden zu lassen. In der Megacity Sao Paulo mit ihren mehr als 23 Millionen Einwohnern empört sich der weltweit angesehene Menschenrechtspriester Julio Lancelotti: „In Brasilien wird monatlich eine erschreckend hohe Zahl von Toten anonym in Massengräbern verscharrt, verschwinden damit Menschen auf offiziellem Wege, werden als Existenz für immer ausgelöscht. Wir von der Kirche nehmen das nicht hin, versuchen möglichst viele Tote zu identifizieren, um sie dann auf würdige Weise christlich zu bestatten. Wir brauchten einen großen Apparat, ein großes Büro, um alle Fälle aufklären zu können – dabei ist dies eigentlich Aufgabe des Staates!“Padre Lancelotti erinnert daran, daß während der 21-jährigen Diktaturzeit in Sao Paulo von den Machthabern 1971 eigens der Friedhof Dom Bosco geschaffen wurde, um dort zahlreiche ermordete Regimegegner heimlich gemeinsam mit jenen unbekannten Toten, den sogenannten „Indigentes“, in Massengräber zu werfen. Wie die Menschenrechtskommission des Stadtparlaments jetzt erfuhr, wurden seit damals allen Ernstes 231000 Tote als Namenlose verscharrt – allein auf d i e s e m Friedhof. Heute kommen Monat für Monat dort zwischen 130 und 140 weitere Indigentes hinzu. Nach einem Massaker an Obdachlosen Sao Paulos kann Priester Lancelotti zufällig auf dem Friedhof Dom Bosco beobachten, wie sich der Staat der Namenlosen entledigt: “Als der Lastwagen kommt und geöffnet wird, sehe ich mit Erschrecken, daß er bis obenhin voller Leichen ist. Alle sind nackt und werden direkt ins Massengrab geworfen. Das wird zugeschüttet – und fertig. Sollten wir später noch Angehörige ermitteln, wäre es unmöglich, die Verstorbenen in der Masse der Leichen wiederzufinden. Was sage ich als Geistlicher dann einer Mutter?“ Lancelotti hält einen Moment inne, reflektiert: „Heute hat das Konzentrationslager keinen Zaun mehr, das KZ ist sozusagen weit verteilt – die Menschen sind nach wie vor klar markiert, allerdings nicht auf der Kleidung, sondern auf dem Gesicht, dem Körper. Und sie werden verbrannt, verscharrt, wie die Gefangenen damals, und es gibt weiter Massengräber.“ Was in Sao Paulo geschieht, ist keineswegs ein Einzelfall. In der nordostbrasilianischen Millionenstadt Fortaleza leiden die Anwohner des Friedhofs „Bom Jardim“ seit Jahren bei den hohen Tropentemperaturen unter grauenhaftem Leichengeruch. „Die Toten werden oft schon verwest hergebracht, wie Tiere verscharrt, wir müssen zwangsläufig zusehen, es ist grauenhaft“, klagt eine Frau. „Fast jeden Tag kommt der Leichen-LKW – doch bei den heftigen Gewitterregen wird die dünne Erdschicht über den Toten weggeschwemmt, sehen wir die Massengräber offen, wird der Geruch im Stadtviertel so unerträglich, daß viele Kopfschmerzen kriegen, niemand hier eine Mahlzeit zu sich nimmt.“ Der Nachbar schildert, wie das vergiftete Regenwasser vom Friedhof durch die Straßen und Gassen des Viertels läuft: „Das Wasser ist grünlich und stinkt, manchmal werden sogar Leichenteile mitgeschwemmt – und weggeworfene Schutzhandschuhe der Leichenverscharrer. Die Kinder spielen damit – haben sich an die schrecklichen Vorgänge des Friedhofs gewöhnt. Wir alle haben Angst, daß hier Krankheiten, Seuchen ausbrechen.“Selbst in Rio de Janeiro sind die Zustände ähnlich, werden zahllose Menschen von Banditenkommandos der über 1000 Slums liquidiert und gewöhnlich bei Hitze um die 35 bis 40 Grad erst nach Tagen in fortgeschrittenem Verwesungszustand zum gerichtsmedizinischen Institut abtransportiert. Wie aus den Statistiken hervorgeht, werden in den Großstädten monatlich stets ähnlich viele Tote als „Namenlose“ in Massengräber geworfen wie in Sao Paulo, der reichsten Stadt ganz Lateinamerikas. Priester Julio Lancelotti und seine Mitarbeiter stellen immer wieder Merkwürdigkeiten und verdächtige Tatbestände fest. „Werden Obdachlose krank und gehen in bestimmte öffentliche Hospitäler, bringt man an ihrem Körper eine Markierung an, die bedeutet, daß der Person nach dem Tode zu Studienzwecken Organe entnommen werden. Die Männer registriert man durchweg auf den Namen Joao, alle Frauen als Maria. Wir streiten heftig mit diesen Hospitälern und wollen, daß die Obdachlosen auch nach dem Tode mit den echten Namen geführt werden. Schließlich kennen wir diese Menschen, haben über sie Dokumente. Man meint eben, solche Leute sind von der Straße, besitzen also weder eine Würde noch Bürgerrechte. Wir haben in der Kirche eine Gruppe, die den illegalen, kriminellen Organhandel aufklären will, aber rundum nur auf Hindernisse stößt. Denn wir fragen uns natürlich auch, ob jenen namenlos Verscharrten vorher illegal Organe entnommen werden.“Fast in ganz Brasilien und auch in Sao Paulo sind Todesschwadronen aktiv, zu denen Polizeibeamte gehören, wie sogar das Menschenrechtsministerium in Brasilia einräumt. Tagtäglich würden mißliebige Personen außergerichtlich exekutiert, heißt es. Darunter sind auch Obdachlose, von denen allein in Sao Paulos Zentrum weit über zehntausend auf der Straße hausen. Wie Priester Julio Lancelotti betont, ist zudem die Zahl der Verschwundenen auffällig hoch. „Auf den Straßen Sao Paulos werden viele Leichen gefunden. Denn es ist sehr einfach, so einen Namenlosen zu fabrizieren. Man nimmt ihm die Personaldokumente weg, tötet ihn und wirft ihn irgendwo hin. Wir gehen deshalb jeden Monat ins gerichtsmedizinische Institut, um möglichst viele Opfer zu identifizieren. Die Polizei ist immer überrascht und fragt, warum uns das interessiert. Das Identifizieren ist für uns eine furchtbare, psychisch sehr belastende Sache, denn wir müssen monatlich stets Hunderte von Getöteten anschauen, die in großen Leichenkühlschränken liegen – alle schon obduziert und wieder zugenäht. Und man weiß eben nicht, ob da Organe entnommen wurden.“Solchen Verdacht hegen nicht wenige Angehörige von Toten, die seltsamerweise als „Namenlose“ im Massengrab endeten. In der nordostbrasilianischen Küstenstadt Maceio geht letztes Jahr der 69-jährige Sebastiao Pereira sogar mit einem Protestplakat voller Fotos seines ermordeten Sohnes auf die Straße. Dem Vater hatte man im gerichtsmedizinischen Institut die Identifizierung der Leiche verweigert – diese dann mysteriöserweise auf einen Indigentes-Friedhof gebracht. Kaum zu fassen – ein Friedhofsverwalter bringt es fertig, Sebastiao Ferreira später mehrere Leichenteile, darunter einen Kopf zu zeigen. „Mein Sohn wurde allein am Kopf von vier MG-Schüssen getroffen – und dieser Kopf war doch intakt! Ich setzte eine DNA-Analyse durch – der Kopf war von einem Mann, das Bein von einem anderen, der Arm wiederum von einem anderen – doch nichts stammte von meinem Sohn“, sagt er der Presse. In Sao Paulo hat Priester Lancelotti durchgesetzt, daß ein Mahnmal auf dem Friedhof Dom Bosco an die ermordeten Regimegegner, aber auch an die mehr als 200000 „Namenlosen“ erinnern wird. Neuerdings macht der Friedhof in Brasilien immer wieder Schlagzeilen, allerdings nicht wegen der Massengräber von heute. Progressive Staatsanwälte versuchen das Oberste Gericht in Brasilia zu überzeugen, den zur Diktaturzeit für den Friedhof verantwortlichen Bürgermeister Paulo Maluf und den damaligen Chef der Politischen Polizei, Romeu Tuma, wegen des Verschwindenlassens von Oppositionellen vor Gericht zu stellen. Erschwert wird dies jedoch durch den Politikerstatus der Beschuldigten: Paulo Maluf ist Kongreßabgeordneter und Romeu Tuma sogar Kongreßsenator – beide gehören zum Regierungsbündnis von Staatspräsident Lula.
Ausriß, Rio. Das Kleinkind, die schwangere Mutter, die Mordopfer.
Perry Anderson – Lulas Brasilien. Was alles fehlt: http://www.lrb.co.uk/v33/n07/perry-anderson/lulas-brazil
Tags: Brasilien – Rio-Blutbad 2012
Zeitungsausriß O Globo. “Kriegsoperation.” Lukrative Auslandspropaganda und Realität.
Ausriß, Lokalzeitung:”Entschuldige, Leser, heute gibts keinen Witz.”
Anders als (noch) in Berlin, Wien oder Zürich, müssen sich Militärpolizei und militärische Einheiten entsprechend rüsten, wenn sie sich in Rio de Janeiro in Armen-und Elendsviertel begeben wollen, die gemäß landesüblichen Modellen laut Soziologenanalyse einen Parallelstaat mit Paralellregierung darstellen – die allermeisten Morde, Blutbäder in diesen Parallelstaaten werden einer größeren Öffentlichkeit, den nationalen Medien garnicht bekannt.
Derartige Militärkonvois, die von der Qualitätszeitung O Globo im September 2012 abgebildet werden, kennt man aus Ländern mit Krieg und Bürgerkrieg. Wie O Globo berichtet, besetzen hochgerüstete Banditenkommandos des organisierten Verbrechens von Rio u.a. ein Waldgebiet nahe einem Militärgelände. Die Banditen Rios tragen u.a. NATO-Heereswaffen, unter den Maschinengewehren fallen die Sturmgewehre der Marke Sig-Sauer des schweizerischen Bundesheeres, aber auch deutsche Modelle von Heckler und Koch auf. Hohe Staatsbesucher, aber auch die Vertreter der Städtepartnerschaft aus Köln, haben bisher an dieser Situation keinerlei Anstoß genommen, was Bände spricht. Die Sympathiewerte für Rio de Janeiro und seine Autoritäten sind hoch, aus nachvollziehbaren Gründen niedrig indessen für die katholische Kirche und deren unter hohem Lebensrisiko agierende Menschenrechtsaktivisten, die seit Jahrzehnten am konsequentesten die gravierenden Menschenrechtsverletzungen, die Slum-Diktatur der Banditenkommandos anprangern, die verfassungsmäßigen Rechte der Slumbewohner verteidigen.
Das Modell der Parallelstaaten unter Banditenkommando wurde von den zuständigen Verantwortlichen auch in anderen brasilianischen Millionenstädten erfolgreich installiert.
Die Macht der Banditenkommandos – Ausgangssperre auch in Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/10/brasilien-unter-dilma-rousseff-ausgangssperre-in-sao-paulo-2012-von-banditenkommandos-verhangt-toque-de-recolher-menschenrechte-im-tropenland/
Unterdessen wurde an Rios Slumregion Complexo da Maré ein Taxifahrer von einem Banditen erschossen, Morde an Taxifahrern von Rio geschehen regelmäßig. In Leserbriefen an Qualitätszeitungen wurde unterdessen auf die sadistisch- verrohende Wirkung der u.a. in Rio von den Autoritäten geförderten Baile-Funk-Musik verwiesen, die auch in mitteleuropäischen Medien sehr viel Lob erhält. Die Durchsetzung dieses nichtbrasilianischen Musik-Stils in Rio de Janeiro wurde zu einem sehr erfolgreichen Schlag gegen den bislang vor allem in den Slums dominierenden einheimischen Samba und Bossa Nova.
“Rap statt Samba”: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html
Brasiliens alltägliche Blutbäder: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/22/brasiliens-alltagliche-blutbader-sechs-jugendliche-in-belem-mit-genickschus-polizeimunition-ermordet-todesschwadronen-in-der-grosten-demokratie-lateinamerikas/
“Wir teilen die Werte der individuellen Freiheit”: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/07/eu-lateinamerika-karibik-stiftung-startet-in-hamburg/
“Lebensziel Bandit”: http://www.focus.de/politik/ausland/brasilien-lebensziel-bandit_aid_165816.html
Katholischer Priester der “Nationalen Kampagne gegen Gewalt und gegen Ausrottung junger Menschen”. “Wir wollen, daß die ganze Welt sieht, was hier vor sich geht, in welcher Realität wir leben. Unsere Kampagne geht von den Sozialpastoralen der katholischen Kirche aus. Der brasilianische Polizeiapparat dient nicht der Verteidigung der Bevölkerung.” Aufschrei der Ausgeschlossenen 2012. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/07/brasilien-aufschrei-der-ausgeschlossenen-grito-dos-excluidos-2012-landesweite-protestaktion-am-nationalfeiertag7september-von-der-katholischen-kirche-organisiert-scharfe-kritik-an-de/
Vorhersehbar finden in Mitteleuropa derartige Protestaktionen, wie die des katholischen Geistlichen und der katholischen Sozialpastoralen, aus den bekannten Gründen kein bzw. fast kein Interesse.
“Irgendwie durchschlagen”: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1863760/
Brasiliens Menschenrechtsministerin Maria do Rosario erklärte zu dem neuesten Blutbad an Jugendlichen, Gewalt sei Haupt-Todesursache in der Altersgruppe der Jugendlichen Brasiliens.
Wenige Tage vor dem Blutbad hatte der Leiter der katholischen Favela-Seelsorge in der Erzdiözese Rio de Janeiro, Monsenhor Luis Antonio Pereira Lopes, vor Ort in den von Banditendiktatur gezeichneten Slumregionen, im Website-Exklusivinterview ausführlich die Menschenrechtslage der Slumbewohner unter der jetzigen Regierung analysiert.
“Irgendwie durchschlagen”: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1863760/
Tags: Monsenhor Luiz Antonio Pereira Lopes, Pastoral das Favelas
Monsenhor Lopes beim Website-Interview 2012.
Laut Monsenhor Lopes dauert der Terror der Banditenkommandos gegen die Favelabewohner weiter an – diese befänden sich angesichts der neofeudalen Herrschaft des organisierten Verbrechens in regelrechter “Sklaverei.” Slumbewohner berichteten 2012 im Website-Interview, Mißliebige würden von den Banditenkommandos willkürlich erschossen. Wer etwa ein Fahrzeug habe, werde gezwungen, für die Gangsterorganisationen Transporte auszuführen. Ein Slumbewohner, der einen alten LKW besaß, weigerte sich einmal, Raubgut abzuholen – wurde sofort erschossen – die Backsteinkate, in der er mit seiner Familie wohnte, wurde von dem betreffenden Kommando übernommen, genehmen Slumbewohnern verkauft. Auch wer nur im Verdacht stehe, der Polizei irgendwelche Informationen zu gebe, werde gefoltert und ermordet, hieß es weiter.
Derartige neofeudale Machtstrukturen existieren in den Slums von Rio seit Jahrzehnten – der dokumentarische Spielfilm “Tropa de Elite 2? zeigt auch, wie politisch einflußreich das organisierte Verbrechen ist.
Die Situation u.a. in den Rio-Slums 2012 zeigt anschaulich, daß von ernsthafter Bekämpfung der Drogenmafia keine Rede sein kann – zumal die Wachstumsbranche Crack weiter stark im Aufwind ist. Daher wird viel offizielle Propaganda über Drogenbekämpfung nach Europa durchgeschaltet.
Weil die Herrschaft des organisierten Verbrechens über die Slumbewohner von den zuständigen Autoritäten zugelassen wird, stößt auch die Seelsorge der katholische Kirche, deren Sozial-und Politisierungsarbeit auf immense, für durchschnittlich über Brasilien informierte Mitteleuropäer schwerlich vorstellbare Schwierigkeiten. Aus leicht nachvollziehbaren Gründen ist im mitteleuropäischen Mainstream heute nur sehr wenig über die Menschenrechtsarbeit der katholischen Kirche, darunter Protestaktionen wie der”Aufschrei der Ausgeschlossenen 2012?, zu erfahren.
Tags: Brasilien – Blutbad in Rio 2012
Tags: Rio de Janeiro 2012
Trailer von “Tropa de Elite 2?: http://www.youtube.com/watch?v=SK8Mvd0u7YU
Aufschrei der Ausgeschlossenen 2012 – von der katholischen Kirche landesweit organisierte Protestaktion, chancenlos im mitteleuropäischen Mainstream: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/07/brasilien-aufschrei-der-ausgeschlossenen-grito-dos-excluidos-2012-landesweite-protestaktion-am-nationalfeiertag7september-von-der-katholischen-kirche-organisiert-scharfe-kritik-an-de/
Zeitungsausriß, September 2012
Waffen-Rap – neoliberale Werte in der Zuckerhutstadt: http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
Tags: Lula, Lula in Berlin, Menschenrechte in Brasilien, Scheiterhaufen, Tropa de Elite 2
“In nur einer Woche 3 Millionen Zuschauer”.
“Mit Tropa de Elite 2 klagt Padilha die Politik und die Politiker an.” Kritiker Luiz Zanin Oricchio in “O Estado de Sao Paulo”.
Brasiliens vielgelobte “Demokratie”: “Oligarchisches Regime”: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/22/fabio-konder-comparato-wir-hatten-bis-heute-nie-demokratie-wir-leben-immer-unter-einem-oligarchischen-regime-menschenrechtsaktivist-rechtsprofessor-an-brasiliens-fuhrender-bundesuniversitat-us/
In der deutschen Parteipropaganda wird die brasilianische Regierung als progressiv eingestuft.
Laut Medienberichten sehen sich viele Eltern bereits mit elfjährigen Kindern den Film an, obwohl er erst ab 16 zugelassen ist. Ein Vater in Sao Paulo wurde zitiert:”Der Film ist etwas gewaltgeprägt – aber wir erleben das doch im Alltag. Es ist gut, daß meine Elfjährige dazulernt.”
Verbrennen von Journalistin und Fotograf im Film – Bandit mit verkohltem Menschenkopf. Der TV-Reporter Tim Lopes wurde in der Olympia-Stadt Rio de Janeiro tatsächlich lebendig verbrannt – der hauptbeteiligte Killer ist auf freiem Fuß, wurde im Fernsehen bewaffnet beim Drogenhandel gezeigt.
Lula laut Presse mit mutmaßlichem Chef paramilitärischer Milizen auf Kundgebungsbühne in Rio: http://g1.globo.com/Noticias/Politica/0,,MUL319661-5601,00-SUPOSTO+CHEFE+DE+MILICIA+SOBE+AO+PALANQUE+DE+LULA+NO+RJ.html
Rio-Gouverneur Cabral und Milizen: http://veja.abril.com.br/blog/reinaldo/geral/video-mostra-cabral-ao-lado-de-lideres-de-milicia-no-rio/
Paulo Lins(City of God) über Lage in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/20/paulo-lins-gesichter-brasiliens/
Spezialeinheit BOPE auf “Morro dos Macacos”: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/19/erfolgsfilm-tropa-de-elite-2-und-ubersturzte-reaktionen-3-monate-vor-lulas-abtreten-besetzt-spezialeinheit-scheiterhaufen-hinrichtungsstatte-in-rio-slum/
Lulas Pressekonferenz in Berlin: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/03/pressekonferenz-mit-lula-in-berlin-keine-einzige-frage-zu-gravierenden-von-amnesty-international-kritisierten-menschenrechtsverletzungen-wie-folter-scheiterhaufen-todesschwadronen-sklavenarbeit/
Neoliberaler Waffen-Rap aus Rio – Zeitgeist pur: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/01/hit-der-fusball-wm-in-sudafrika-rap-das-armas-aus-rio-de-janeiro-musik-des-berlinale-gewinners-tropa-de-elite-anklicken-zeitgeist/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1624771/
Tags: Brasilien, Favelas, Folter, Menschenrechte, Tropa de Elite 2
Ausriß “Folha de Sao Paulo”
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/14/tropa-de-elite-2-filmszenen-anklicken/
Ausriß “O Globo”, Carla Rocha.
“Die Brasilianer, die noch in der Diktatur leben”. Bericht über Folter in den Slums durch organisiertes Verbrechen, paramilitärische Milizen und Polizei in der Olympia-Stadt Rio de Janeiro. (”fortschrittliche Regierungspolitik” – laut Wertungen aus Europa)
Tags: Brasilien, Der Schrei, Edvard Munch
Tags: Sicherheitslage in Rio de Janeiro 2012
http://www.meiahora.ig.com.br/noticias/bope-deita-4-no-morro-do-dende_6118.html
Marcelo Freixo, Caetano Veloso, Frei Betto: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/22/brasilien-burgermeisterwahlen-in-rio-de-janeiro-im-oktober-caetano-veloso-singt-fur-den-psol-kandidaten-marcelo-freixoder-aus-tropa-de-elite-2/
Ausriß O Globo. Laut heutigen gängigen mitteleuropäischen Kriterien sind solche Banditenpatrouillen offenbar ein Beleg für höhere Sicherheit in der Olympia-Stadt.
Tags: , neoliberaler Zeitgeist und IOC, Olympia-Stadt Rio de Janeiro und Waffen-Rap
http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
Eine Welt – auffällige soziokulturelle Unterschiede zwischen Rio de Janeiro und Berlin, Wien, Zürich…
Zeitungsausriß NZZ. Foto des Schweizer Fotografen Barnabas Bosshart.
Laut Studie sahen mindestens 30 Prozent der Slumkinder Rios bereits einem Mord zu.
2011 nahm in Rio de Janeiro selbst laut amtlichen Angaben die Zahl der Vergewaltigungen gegenüber 2010 um 7,2 Prozent zu – 70,9 Prozent der Fälle ereigneten sich im Familienkreis.
Im August 2012 wurde bei den üblichen gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Fußballfans in Rio ein junger Mann erschossen.
Tags: , Oscar-Nominierung, Rio de Janeiro, Tropa de Elite 2
Der Rio-Filmhit bietet den Kölnern einen interessanten Einblick in den Alltag sowie in die politischen Strukturen, in die Menschenrechtslage ihrer neuen Partnerstadt am Zuckerhut.
Der sehr dokumentarisch angelegte Streifen ist der meistgesehene Spielfilm aller Zeiten in Brasilien – hatte bisher über 11 Millionen Zuschauer. Die Zahl der auf den Straßen verkauften Raubkopien dürfte ebenfalls in die Millionen gehen.
In europäischen Analysen ist häufig von einer energischen Kriminalitätsbekämpfung im Vorfeld von Fußball-WM und olympischen Spielen die Rede – in Brasilien selbst wird dies wie üblich völlig anders gesehen.
Trailer des Filmhits über Rio, gezeigt auf der Berlinale 2011 – anklicken:
http://www.youtube.com/watch?v=SK8Mvd0u7YU
Leonardo Boff 2010 :“Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
Die Scheiterhaufenpraxis in Kölns neuer Partnerstadt – die Scheiterhaufenszene aus “Tropa de Elite 2?.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
Da die Scheiterhaufenpraxis offenbar als nicht weiter wichtig angesehen wird, gibt es dazu von offizieller Seite auch keine Stellungnahme.
Das Scheiterhaufen-Theaterstück aus Rio de Janeiro wurde in Köln offenbar noch nicht aufgeführt:
YouTube zur Städtepartnerschaft:
http://www.youtube.com/watch?v=RvOVTMqKgns
Ausriß – Rio de Janeiros Präfektur läßt Ausstellung von Menschenrechts-NGO über Morde und Gewalt in Rio entfernen. Zur Begründung hieß es, die Ausstellung schädige den Stadt-Tourismus. Die NGO “Rio de Paz” protestierte entsprechend.
Kölns Bürgermeister über Reise nach Rio:
http://www.stadt-koeln.de/1/presseservice/mitteilungen/2011/06202/
Ausriß, Rio. Das Kleinkind, die schwangere Mutter, die Mordopfer.
Amnesty International über die paramilitärischen Milizen Rio de Janeiros:
“Terror-Rap statt Samba”:
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gewalttaten-in-den-schulen-haeufen-sich/4037582.html
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Auswanderungsland Brasilien:
“Köln, Kalk, Ehrenmord”:
Tags: Sergio Cabral und der Mega-Korruptionsskandal Brasilien
”Wegen politischer Krise und parlamentarischem Unterschuchungsausschuß öffnet Dilma Rousseff die Staatskasse für ihre Koalitionspartner.” Qualitätszeitung Folha de Sao Paulo
Cabrals enge Freundschaft zu einem der Hauptverwickelten des neuesten Korruptionsskandals, Cachoeirogate genannt, bietet Kommentaristen und Humoristen derzeit reichlich Stoff, da der ebenfalls eng mit der Regierungschefim Rousseff befreundete Cabral auf zahlreichen Fotos und Videos beim opulenten Feiern in teuersten Restaurants von Paris und Monaco zu sehen ist. Rio de Janeiros auflagenstarke Qualitätszeitung “O Globo” zog jetzt auf ihrer landesweit gelesenen Humorseite über den Politiker des wichtigsten Koalititionspartners PMDB der Arbeiterpartei PT von Lula-Rousseff her, sprach von der “Gang der Autoritäten”. “Em vez de usar mascaras para nao ser reconhecida, como fazem seus colegas de profissao mais humildes, a gangue de autoridades resolveu inovar e colocou um guardanapo(a titula da bandana) na cabeca. ” Die Humorseite wählte als Pointe, wer in Brasilien für solche Figuren die Zeche bezahlt: “Ora, quem paga é voce, meu caro e otario contribuinte.”
Wie es hieß, stammen die Cabral belastenden Fotos aus dem Computer von Jordana Kfuri Cavendish, die bei einem Hubschauberabsturz mit mehren Familienangehörigen, darunter Kindern, umgekommen war. Der Rest der Familie beschuldige Cabral und den damaligen Delta-Chef Cavendish, für den Absturz verantwortlich zu sein. Man habe den Hubschrauber starten lassen, wohl wissend, daß die Flugbedingungen schlecht waren, hieß es in den Qualitätsmedien.
Aus dem zur jüngsten Berlinale gezeigten brasilianischen Spielfilm “Tropa de Elite 2? sind auch vielen Deutschen die soziopolitischen Verhältnisse Rio de Janeiros, ganz Brasiliens besser geläufig.
Cabral spielt bei der Vorbereitung von Fußball-WM und Olympischen Sommerspielen eine sehr wichtige Rolle. in mitteleuropäischen Mainstream-Medien hat er viel Lob erhalten.
In Brasilien hatten viele Politik-Insider, darunter investigative Journalisten, den Skandal um Cabral sowie die Regierungsaufträge für den verwickelten Baukonzern Delta seit langem vorhergesagt.
Erinnert wird stets an Cabrals enge Beziehungen zu Brasiliens reichstem Mann, dem Milliardär Eike Batista, der dem Gouverneur sogar ein Privatflugzeug stellte, damit dieser, wie es hieß, auf den Bahamas seinen engen Freund, den inzwischen entlassenen Chef des Baukonzerns Delta, Fernando Cavendish treffen konnte. Brasiliens Politikexperte Noblat wählt bereits die Einstufung “Cabral und seine Bande”, fordert den Rio-Gouverneur auf, u.a. seine Flüge mit Cavendish offenzulegen. Derzeit versucht der politisch einflußreiche Cabral, eine Vorladung zum parlamentarischen Untersuchungsausschuß zu verhindern, melden die Landesmedien.
In Brasilia werden laut Medienberichten im Vorfeld von Rio+20 alle Anstrengungen unternommen, um den Regierungsskandal auf kleiner Flamme zu halten. Die Bemühungen, Daten zu verstecken, seien sehr intensiv.
“Korrupte ins Gefängnis” – Protest vor der Kathedrale von Sao Paulo.
Tags: Ney Matogrosso, Por debaixo dos pano”
http://www.youtube.com/watch?v=rfQk82p6jLk
Clip, Ausriß.
Tags: , Antonio Palocci, Kardinal Odilo Scherer, Korruption in Brasilien, Pastor Wolfgang Lauer
Sao Paulos deutschstämmiger Kardinal Odilo Scherer sagte zur innenpolitischen Lage, Korruption sei derzeit überall – Besserung gebe es nur, wenn das Volk reagiere. Die Korruption sei wie die Kloake namens Rio Tieté, die Sao Paulo durchfließe, ein Fluß des Todes. Kardinal Raymundo Damasceno, Präsident der nationalen Bischofskonferenz CNBB, kritisierte ebenfalls auf einer Messe vor Tausenden von Gläubigen in Brasiliens größtem Wallfahrtsort Aparecida die politische Situation – die CNBB unterstütze Proteste gegen die Korruption.
Bisher sind die öffentlichen Proteste gegen Brasiliens überbordende Korruption nur schwach – vor allem im Vergleich mit Protestaktionen in anderen lateinamerikanischen Ländern, darunter Chile und Argentinien. In Brasilien gelten soziokulturelle Gründe als Ursache der Protest-Unlust, darunter allgemeine Apathie und Lethargie.
Deutschstämmiger Kardinal Odilo Scherer in Sao Paulo.
Je mehr die Korruption unter der Lula-Regierung nach dem Mensalao-Skandal um Parteien-und Abgeordnetenkauf ans Licht kam, umso mehr Lob erntete die Lula-Rousseff-Regierung aus Mitteleuropa, wurde Lula vor dem Hintergrund gravierender Menschenrechtsverletzungen jetzt mit weiteren europäischen Auszeichnungen bedacht, darunter einem Unversitäts-Doktorhut in Paris.
Lula und die Doktorhut-Kriterien von Paris:
Gegen Antonio Palocci, als Zivilkabinettschef noch unlängst die rechte Hand von Staatspräsidentin Dilma Rousseff, läuft derzeit ein Verfahren wegen Geldwäsche. Nach massiven Enthüllungen durch Brasiliens investigative Qualitätsmedien sah sich Rousseff nach langem Zögern gezwungen, ihren Wahlkampfmanager Palocci zu entlassen.
Ausriß – Karikaturist Angeli der größten Qualitätszeitung zur politischen Stimmungslage.
Ausriß.
Was Korruption unter Lula-Rousseff anrichtete:
Kritik an Rousseff-Regierung – Aufschrei der Ausgeschlossenen:
“Folter noch jeden Tag.”(2011)
Städtepartnerschaft Köln-Rio de Janeiro:
“Das Volk schaut den schockierendsten Skandalen stumm zu:”
“Verkauft euch nicht”. Wandinschrift im deutsch geprägten Joinville.
Sonntag, 02. Oktober 2011 von Klaus Hart **
Ausriß Folha de Sao Paulo, größte Qualitätszeitung Brasiliens.
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,446410,00.html
http://das-blaettchen.de/2010/08/sexsklaven-1965.html
Auswanderungsland Brasilien:
http://www.ila-web.de/brasilientexte/inhalt.htm
Hintergrundtext:
Aasgeier über umkämpftem Leichen-Slum Rio de Janeiro Kirche fordert Menschenrechte für Elendsviertel der Olympia-StadtWeiter heftige Feuergefechte zwischen Banditenkommandos und der Polizei Gefahren für die Olympischen Spiele von 2016?
Über dem Bergslum „Morro dos Macacos“(Affenhügel) unweit der City kreisen derzeit soviele große Aasgeier wie lange nicht. Für Carla Rodrigues, die mitten im Gassenlabyrinth ihre Hütte hat, ein untrügliches Zeichen. Die jüngsten schweren Gefechte zwischen rivalisierenden Banditenkommandos haben viel mehr Tote gefordert als offiziell gemeldet. „Wenn so viele Geier kommen, liegen noch viele Leichen an den Hängen, im Wäldchen, wurden noch nicht entdeckt – es traut sich ja derzeit auch keiner raus.“ Rio de Janeiros Lokalzeitungen haben immer wieder Fotos von Geiern veröffentlicht, die Getötete auffressen. Am Tag, als die hochgerüsteten Gangster über dem „Morro dos Macacos“ den zweiten Polizeihubschrauber vom Himmel holen, zählen Bewohner vor ihren Baracken über zwanzig Leichen. Feuergefechte im Slum, die Geierschwärme anlocken, sind leider keine Seltenheit – und eine zusätzliche Herausforderung für die bischöfliche Favela-Seelsorge der Erzdiözese Rio de Janeiro. “Wegen der Schießereien sind die Bewohner vieler Slums derzeit regelrecht in ihren Hütten eingesperrt, leben in Angst und Panik“, sagt Priester Luis Antonio Pereira Lopes, der die Seelsorgeaktivitäten leitet. „Kindergärten, Schulen bleiben leer, weil sich niemand heraustraut – es sind schon genug Unschuldige, Unbeteiligte von verirrten Kugeln getötet worden!“ Padre Lopes steigt fast täglich in die Hangslums über Rio de Janeiro hinauf, hält dort in den kleinen Gemeindekirchen Gottesdienste ab. Nicht selten werden sie von Schießereien unterbrochen, müssen sich die Gläubigen auf den Boden werfen. „Das alles ist ein Desaster – es gibt keine wirkliche Sicherheits-und Menschenrechtspolitik des Staates, die verfassungsmäßigen Rechte der Slumbewohner werden einfach nicht respektiert. Die Menschen brauchen Arbeit, Bildung, ein funktionierendes Gesundheitswesen – und keine sporadischen Polizeieinsätze, die das Problem nicht lösen.“
Seit Jahrzehnten ist es in Rio immer das Gleiche: Falls Gefechte rivalisierender Gangstersyndikate von den Slums auf die angrenzenden Mittel-und Oberschichtsviertel übergreifen, sogar Stadtautobahnen gesperrt werden müssen, Unterricht für Zehntausende von Schülern ausfällt, stürmen Sondereinheiten der Polizei tagsüber in die Armenviertel und versuchen, die Banditenkommandos zu vertreiben. Die Beamten kommen indessen nur wenige Zeit und bleiben nie nachts. Günstig für die Gangster, die sich in wohltrainierter Guerillataktik kurz zurückziehen und nach dem Abzug der Polizei sofort wieder das Zepter übernehmen. Deshalb prangert Brasiliens Kirche an, daß der Staat auch in den Slums von Millionenstädten wie Rio de Janeiro nicht präsent ist und die Bewohner sich deshalb dem neofeudalen Normendiktat der Verbrechersyndikate unterwerfen müssen. So werden häufig Ausgangssperren verhängt. Wer dagegen verstößt, bezahlt dies mit dem Leben. Zur Abschreckung werden Mißliebige sogar zerstückelt oder auf Scheiterhaufen aus Autoreifen lebendig verbrannt. Im Berlinale-Gewinner von 2008, dem brasilianischen Spielfilm „Tropa de Elite“, wurde erstmals eine Scheiterhaufen-Szene gezeigt, Rio-Zeitungen haben diese mittelalterliche Barbarei häufig abgebildet. Padre Lopes versucht immer wieder, auch Gläubigen aus Europa das schwierige Los der Slumbewohner drastisch-plastisch nachvollziehbar zu machen: “Damit die Leute dort überleben können, müssen sie sich zwangsläufig mit den Banditen gut stellen, sozusagen eine Politik der guten Nachbarschaft pflegen. Befehle, Regeln müssen unbedingt eingehalten werden.“ Für Padre Lopes und seine Mitarbeiter handelt es sich bei jenen jungen Gangstern um Brasilianer, denen Staat und Gesellschaft keinerlei Chance gaben, sich persönlich zu entwickeln und zu bilden. „Das organisierte Verbrechen bietet aber Pseudo-Chancen an – alles, was junge Menschen gerne haben wollen: Schicke Markenklamotten, ein tolles Auto – doch der Preis dafür ist eben das eigene Leben. All diese jungen Banditen leben nur kurz, sterben sehr früh, werden höchstens 25.“ Bei solchen Gefechten wie jetzt werden zudem viele unbeteiligte, völlig unschuldige Slumbewohner getötet.
Die Kirche unterhält in zahlreichen umkämpften Slums Sozialprojekte, darunter sogar Schulen und Kindergärten, Hospitäler und Arztpraxen, muß sich ebenfalls an die Banditenregeln halten. Doch häufig wird den Mitarbeitern sogar für Monate der Zutritt zu den Elendsvierteln verboten, vor allem dann, wenn ein rivalisierendes Gangstersyndikat nach langen Kämpfen die Macht übernahm. Und nicht nur in Rio de Janeiro werden immer wieder Priester getötet. Luis Antonio Pereira Lopes von der Slum-Seelsorge bedrückt, daß in den Favelas die Werte der Gewalt und der Rache dominieren, die Vermittlung christlicher Werte sehr kompliziert ist: „Dort fehlt der Staat, fehlen Institutionen, die den Kindern ethische Prinzipien beibringen. Auch die Kirche müßte dort viel präsenter sein. Denn wer erzieht die Jugend dort, wenn deren Eltern außerhalb des Slums irgendwo Geld verdienen müssen ? Jene, die ständig präsent sind – also die Banditen. Sie sind gerissen und wissen gut, mit den Kindern umzugehen. Diese werden ja künftig als Arbeitskräfte gebraucht, damit die kriminellen Geschäfte weiterlaufen können. Aus all diesen Gründen hat die Bischofskonferenz ihre diesjährige Brüderlichkeitskampagne der öffentlichen Sicherheit gewidmet. Und die gespannte Lage in Rio de Janeiro beweist, daß die Kirche ein hoch aktuelles Thema aufgriff, das den Menschen auf den Nägeln brennt.“
Der Drogenhandel ist nur ein Teilbereich der Banditenaktivitäten – hinzu kommen Bank-und Frachtraub, Auftragsmorde, Geiselnahmen und internationaler Waffenhandel.
Brasilien ist zwar die zehntgrößte Wirtschaftsnation, auf dem neuesten UNO-Index für menschliche Entwicklung aber vom siebzigsten auf den fünfundsiebzigsten Rang zurückgefallen. Denn die sozialen Kontraste sind schärfer geworden, wie das rasche Wachstum der Elendsviertel von Rio de Janeiro zeigt. “In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Slums selbst nach offiziellen Zahlen auf 1043 verdoppelt“, sagt Padre Lopes , „über zwei Millionen Menschen, also ein Drittel der Rio-Bewohner, hausen bereits in solchen Vierteln.“ Unweit der umkämpften Slums, so fällt jedermann auf, sind Kasernen von Luftwaffe, Infanterie und Marine – doch die Soldaten werden nicht gegen die Gangstersyndikate eingesetzt. Denn Teile der Eliten und sogar Politiker profitieren von kriminellen Geschäften, argumentieren brasilianische Sozialwissenschaftler. Nicht wenige Geistliche stimmen zudem mit José Murilo de Carvalho, Historiker und Mitglied der nationaler Dichterakademie, überein, der die Banditen-Diktatur über den Parallelstaat der Slums sogar „systemstabilisierend“ nennt. „Die Existenz des organisierten Verbrechens in den Slums“, so Carvalho, „blockiert die Politisierung der Bewohner, hält sie ruhig, verhindert eine Rebellion, Protestaktionen jeder Art. Das Protestpotential der Armenviertel wird von den lokalen Despoten total erstickt. Die Gangsterkommandos dienen damit der Aufrechterhaltung politischer Stabilität im Lande – und das ist den Autoritäten sehr recht, ist gut für sie. Natürlich würden sie das nie eingestehen.“ In solches Kalkül paßt, daß man sich um die Sicherheit während der Olympischen Spiele von 2016 in Rio keine Sorgen zu machen braucht. „Die offenen Wunden der Stadt werden dann unter einem dicken Make-up versteckt“, betonen Pressekommentatoren. Zudem gibt es, wie durchsickerte, während internationaler Großveranstaltungen stets Stillhalteabkommen mit den Gangstersyndikaten, werden zudem Unmengen von Polizei und Soldaten in der Zuckerhutmetropole eingesetzt.
Tags: Brasiliens tückisches Tränengas, Menschenrechtslage in Brasilien
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1624771/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
Die “Linksruck” Regierung und die Diktaturen: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/11/brasiliens-linksruck-regierung-wegen-tuckischem-tranengas-an-beruchtigte-diktaturen-zwecks-oppositionsunterdruckung-in-der-bredouille-ausenministerium-verspricht-untersuchung-des-tranengas-skan/
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/12/o-iraque-e-aqui-der-irak-ist-hier-hit-von-jorge-aragao/
Tags: “Energiewende” und Top-Entscheider heute, ThyssenKrupp in Rio de Janeiro
Wie die Wirtschaftszeitschrift betont, begann das Desaster bereits mit der Auswahl des Standorts, einem Sumpf. Dort die Grundpfeiler zu setzen, sei so entsetzlich schwierig gewesen, daß zeitweise ein Viertel aller dafür in ganz Brasilien existierenden technischen Gerätschaften vor Ort war. “Dies ist das Resümee der Geschichte von CSA – das Stahlwerk wurde im Schlamm geboren – und danach kam das Chaos.” Inzwischen habe ThyssenKrupp die Banken Goldman Sachs und Morgan Stanley kontraktiert, damit diese einen Käufer fänden. Bis heute funktioniere das Stahlwerk nur teilweise – und mache Verlust. 40 Zulieferer sagten, bisher von ThyssenKrupp nicht bezahlt worden zu sein – das Unternehmen wolle sich dazu nicht äußern. “ThyssenKrupp entsandte nach Brasilien zwei Dutzend europäische Manager, um das Projekt im Sumpf voranzubringen.” Luiz Inacio Lula da Silva habe das Stahlwerk 2010 eingeweiht.
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers auf der Super-Baustelle von ThyssenKrupp in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/23/thyssenkrupp-rio-de-janeiro-wichtige-investition-starkt-auch-den-industriestandort-nordrhein-westfalennrw-ministerprasident-dr-jurgen-ruttgers/
Der Fall weist auf die Kompetenz der heutigen Top-Entscheider-Generation – die sogenannte “Energiewende” ist ein klassisches Beispiel für weitere Projekte solcher hochbezahlten Entscheider – für angerichtete Desaster, Schäden, Umweltzerstörungen kommen dann andere auf, haben die größten Nachteile. Auffällig ist zudem, daß völlig gegen die Regeln der Marktwirtschaft unrentable Unternehmen, Pleitefirmen, darunter derzeit spanische Banken, künstlich mit den Geldern der Steuerzahler am Leben erhalten werden sollen.
Leonardo Boff – Befreiungstheologie an der Macht?
Joachim Gauck in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
Guido Westerwelle in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/12/26/guido-westerwelle-war-gestern-der-spiegel-westerwelle-in-brasilien-keinerlei-kritik-an-gravierenden-menschenrechtsverletzungensystematische-folter-todesschwadronen-liquidierung-von-menschen/
Ausriß. “Gerhard Wisnewski. ungeklärt – unheimlich – unfassbar. Die spektakulärsten Kriminalfälle 2013. KNAUR
“Moderne Scheiterhaufen aus Autoreifen”:
…auch die “Stadt der Scheiterhaufen”….
…
Ausriß.
Zwölf Jahre lebte Klaus Hart in Rio de Janeiro als freier Korrespondent für diverse Magazine und Tageszeitungen und studierte dabei ausgiebig den Alltag seiner heißblütigen Mitmenschen. Er mischte sich unter entfesselte Karnevalstruppen, hatte es mit charismatischen Tanzlehrern und lebte die Erotik des Alltags aus, ebenso wie er die Anatomie eines Slums charakterisiert. Natürlich nimmt er auch das Thema Nazis unterm Zuckerhut ins Visier, gleichzeitig mit seinen Betrachtungen, die Juden unterm Zuckerhut betreffend. Und auch die Umweltsheriffs von Santarém, die auf verlorenem Posten gegen Wilderer, Dynamitfischer und Urwaldvernichter kämpfen. Aber dann wieder die Erotik im Alltag – intensiv wie eine Tropengewitter, wie Hart das nennt und seine Betrachtungen in diesem sehr langen Kapitel von allen Seiten schildert.
Dieses Buch als Einstieg zu der ersten Brasilienreise zu lesen, wäre zwar nicht fatal, aber auch nicht angenehm. Denn die Folgen wären unerreichbare Erwartungen. Klingt doch in jedem Kapitel, in jedem Thema die enorme Erfahrung des Brasilienkorrespondenten an. Das gereicht zu einem phantastischen Einstieg in die Seele des Landes, die uns so fremd ist, denen unsere Kultur aber noch fremder erscheint. Das lernt man bei Hart, auf stellenweise recht direkte, andererseits wundervoll einfühlsame Weise.
usch@saw
« Erzbischof von Homs/Syrien berichtet der brasilianischen katholischen Kirche über Attacken auf Christen, die Zerstörung ihrer Häuser, deren Flucht und Not. – Was Windkraftwerke anrichten – neoliberaler Naturschutz, Resultate und tatsächliche Ziele. Fakten von Dr. Friedrich Buer. »
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