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2003 – Casaldaliga im Interview über die Lula-Regierung: Vieles in dieser Regierung ist heterogen und zweifelhaft – schließlich entstand sie durch Abmachungen hinter den Kulissen, Allianzen, Konzessionen. Ich bin besorgt über Brasiliens derzeitigen neoliberalen Kurs.”
http://pt.wikipedia.org/wiki/Pedro_Casald%C3%A1liga
Casaldaliga 2003 zum Irakkrieg:
”Mas os EUA têm necessidade de que esta guerra aconteça, para que possam investir na fabricação de armas e ainda assegurar o petróleo e o domínio do Oriente Médio. Esta guerra é uma guerra de negócio, armas e petróleo. Saddam é só uma grande desculpa. Eu conheço a Guiné Equatorial, por exemplo, e os EUA se dão bem com o ditador de lá, porque ele deixa que os americanos assumam o controle do petróleo. O próprio Saddam Hussein foi criado por eles, os ditadores da América Latina foram criados por eles. A Inglaterra tinha o Pinochet, aquele ditador sanguinário do Chile, e o deixou ir. Agora quer livrar o Iraque da ditadura? É perversidade, cinismo e burrice, tudo junto. E o que é pior, em nome de Deus, o que já se torna blasfêmia.”
Progressive Katholiken Brasiliens kritisieren Johannes Paul den Zweiten – Erwartungen an den Nachfolger(Hintergrund)
“Kontrolle, Gesetz des Schweigens, Zentralisierung”
Im größten katholischen Land der Erde zieht der progressive, befreiungstheologisch orientierte Flügel der Kirche derzeit eine außerordentlich kritische Bilanz der Amtszeit von Johannes Paul dem Zweiten. Die “Progressistas” hoffen jetzt auf ein Wiederaufleben der vom Papst wiederholt kritisierten Befreiungstheologie in Drittweltstaaten wie Brasilien. Anhänger dieser Strömung in Kirchen und Basisgemeinden des Tropenlandes hätten sich die letzten Jahre in Wartestellung befunden, analysiert Bischof Tomas Balduino, Präsident der Bodenpastoral, die an der Seite der Landlosenbewegung MST für eine gerechte Aufteilung des Großgrundbesitzes kämpft. Doch jetzt sei auf einmal die Möglichkeit gegeben, daß sich verschiedenste Richtungen, darunter die Befreiungstheologie, deutlicher manifestieren könnten. Fernando Altemeyer, jahrelang Sprecher des progressiven Kardinals Evaristo Arns in Sao Paulo und heute Theologe an der Katholischen Unversität der Stadt, ist sogar von einem “neuen Frühling für das katholische Denken” überzeugt – für die Theologen dürften jetzt bessere Zeiten anbrechen. “Der Winter ist vorbei, neuer Sauerstoff ist für die Kirche lebenswichtig.” Der neue Papst könne unmöglich das “Risiko intellektueller Sterilität” eingehen. Als große politische Herausforderung nannte Altemeyer den “nordamerikanischen Imperialismus”. Der Nachfolger von Johannes Paul dem Zweiten müsse sich diesem “Totalitarismus” entgegenstellen. Leonardo Boff, einer der bekanntesten Theoretiker der Befreiungstheologe, erklärte: “Der Papst wollte das Volk von der Gefahr des Kommunismus befreien, begriff aber nicht, daß der Raubtierkapitalismus, unsere reaktionären Eliten die eigentliche Gefahr waren und sind.” Erst am Ende seines Lebens habe dies Johannes Paul der Zweite verstanden und die Befreiungstheologie, deren Vater oder Pate keineswegs Karl Marx sei, nicht mehr verurteilt.
Die profundeste Kritik kam erwartungsgemäß von Pedro Casaldaliga, der als progressivster Bischof Brasiliens gilt und derzeit in den Ruhestand wechselt. “Wir haben ein Pontifikat hinter uns, in dem Kontrolle und das Gesetz des Schweigens, Uniformisierung und Zentralisation herrschten – es gab deshalb sogar Angst vor den Vatikanstrukturen”, analysiert der 77-jährige Casaldaliga in seiner Prälatur von Sao Felix de Araguaia, einer der archaischsten Regionen Brasiliens. “Weltweit wurden etwa zweihundert Theologen zum Schweigen gebracht, der interreligiöse Dialog, die Theologie der Befreiung entweder verboten oder behindert. Der Papst war ein Mann vieler großer Gesten, viele schöne ökumenische darunter – doch nur zu oft sah dann die vatikanische Politik im Alltag hinterher ganz anders aus, stand dazu im Widerspruch. Das Pontifikat zeigte aber auch, daß die Probleme mehr in der Struktur des Papsttums liegen als im Papst persönlich. “Casaldaliga zählt in Brasilien zu den Symbolfiguren des Kampfes gegen die 21 Jahre währende Militärdiktatur, aber auch gegen den Neoliberalismus – dreimal wollte das Militärregime den streitbaren Bischof und Menschenrechtsaktivisten ausweisen, der sogar Mordanschläge überlebte. Dreimal intervenierte der Vatikan, sorgte dafür, daß Casaldaliga bleiben konnte – und erhielt sich damit gleichzeitig einen seiner schärfsten Kritiker.
“Mit Befreiungstheologen sprang man um, wie dies kein Gericht akzeptieren würde – ohne Recht auf Verteidigung, nur sehr allgemein gehaltene Urteilssprüche. Ich selbst war von einem solchen Prozeß betroffen – wegen meiner Solidaritätsarbeit für Zentralamerika, besonders für Nicaragua, meiner den Indianern, den Schwarzen gewidmeten Messen, mußte darüber auch mit Kardinal Ratzinger diskutieren. Bis ich in einem bestimmten Moment sagte, meine Herren, wir sind erwachsene Leute, sie sind Bischöfe wie ich, wir alle tragen Mitverantwortung, keiner hat hier Interesse, das kirchliche Leben durcheinanderzubringen. Selbst die Präsidenten und Generalsekretäre der brasilianischen Bischofskonferenz litten über Jahrzehnte unter dem Vatikan, hatten mit Rom ihre Schwierigkeiten, standen unter Verdacht.” Im Vatikan habe man angenommen, wir arbeiteten dem atheistischen Kommunismus in die Hände, der sich in die lateinamerikanische Kirche eingeschlichen habe. Nur sei eben die brasilianische Realität anders als die polnische unter der damaligen kommunistischen Regierung. “Hier mischen sich erklärte Christen mit erklärten Marxisten zugunsten einer gemeinsamen Sache, der Menschlichkeit.”
Und der nächste Papst? Bischof Casaldaliga nennt sich einen Realisten – da das Kardinalskollegium mehrheitlich konservativ geprägt sei, dürfe man Kontinuität erwarten. ”Andererseits gibt es in der Weltkirche den Willen, Freiheit zu atmen, Freiheit zu manifestieren, selbstkritisch bislang verbotene Fragen zu diskutieren. Einer unserer Kardinäle, der nun wirklich kein Revolutionär ist, Claudio Hummes aus Sao Paulo, hat das sogar betont. Jetzt sei die Stunde gekommen, über all das zu sprechen, worüber man bisher zu schweigen hatte. Das betrifft Themen der Wissenschaft, aber auch die Theologie. Mein Traum ist ein echter ökumenischer Dialog, Kollegialität, Autonomie der Mitgliedskirchen, Anerkennung ihres Reichtums an Pluralität.”
Denn für Bischof Casaldaliga hat Lateinamerika bislang immer noch eine kolonisierte Kirche, mit viel zu wenig eigener Persönlichkeit, eigenem Profil. Er legt dies auch Johannes Paul dem Zweiten zur Last, seinem Hang zur Kontrolle. Andererseits habe gerade die brasilianische Kirche bereits bestimmte charakteristische Züge gewonnen: “Die Aktionen zugunsten der Armen, die Sensibilität für die Kultur der Indianer, der Schwarzen, die Teilnahme der Laien, besonders der Frauen, am kirchlichen Leben. Und dann unsere Sozialpastoralen, unsere Basisgemeinden – all das ist unumkehrbar. Deshalb bin ich voller Hoffnung.” Befreiungstheologe Frei Betto nennt Casaldaliga einen “Heiligen und Helden”, der den neoliberalen Kapitalismus zur schwersten, zudem tödlichen Sünde erklärt habe.
« Brasiliens hochgefährlicher Bus-Fernverkehr – fast täglich schwere Unfälle mit Toten. Oktober-Busunglück bei Rio de Janeiro – mindestens 15 Todesopfer. Folgen der Benachteiligung des Schienenverkehrs. „Wichtig ist, daß wir uns vom PKW befreien. Der PKW ist ein Desaster.“ Pritzkerpreisträger Paulo Mendes da Rocha über PKW-Bevorzugung in Stadtplanung. – Brasilien: Die kriminelle Mensalao-Bande im Präsidentenpalast unter Lula – Richtermehrheit des Obersten Gerichtshofs verurteilt Lula-Vertraute wegen Bandenbildung. Insgesamt elf Verurteilte wegen dieses Delikts. Brasiliens Mensalao-Demokratie und der Wahlkampf 2012. Prozeß noch nicht zuende – weitere Verhandlungstage. »
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