Oded Grajew, der die renommierte NGO „Rede Nossa Sao Paulo“ koordiniert, sagte gegenüber der Presse zur absinkenden Lebensqualität der Megacity, öffentliche Dienste seien ohne Qualität, der Staat sei nicht präsent. 56 Prozent der Bewohner würden laut Studie aus Sao Paulo wegziehen, wenn dies möglich wäre. Die Bereiche Bildung und Gesundheit werden schlechter bewertet als in vorangegangenen Studien.
Seit Januar hat Sao Paulo mit Fernando Haddad einen Bürgermeister aus Lulas Arbeiterpartei PT, der wichtige Präfekturposten an die Partei seines wichtigen politischen Bündnispartners Paulo Maluf(PP) vergab.
Parallel zur wachsenden Mord-und Gewaltrate wird in der Megacity die Verbreitung von Killer-und Gewaltporno-Filmen besonders unter Kindern und Jugendlichen forciert, wodurch eine zunehmende, teils fatalistische Gewöhnung an extrem brutale Gewalt erreicht wird – die Medien sind voll von entsprechender Propaganda.
Angeli, größte brasilianische Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” Ende Oktober 2012 zur Gewaltkultur in Lateinamerikas größter Demokratie:”Ja, wir überfallen, vergewaltigen und morden. Das hat einen Superspaß gemacht.”
Wie sich die Lage aus mitteleuropäischer Sicht darstellt:
Infolge der von den Autoritäten praktizierten Sicherheitspolitik ist 2012 in Städten wie Sao Paulo und Rio de Janeiro die Kriminalität spürbar gestiegen. In Umfragen wird dies u.a. von der Bevölkerung Sao Paulos bekräftigt. In den Inforadios erläutern Polizeioffiziere der Megacity, daß Motorradfahrer vor allem abends und nachts als potentielle Straßenräuber zu betrachten und entsprechend zu berücksichtigen sind. Peripheriezonen der Slums sollten vor allem nach Einbruch der Dunkelheit unbedingt gemieden werden. In der ganzen Stadt, so die Polizeioffiziere, seien ständig zahlreiche bewaffnete Straßenräuber unterwegs, die ihre Chance zum Überfall suchten. Ab 22 Uhr beginne in Sao Paulo die gefährlichste Zeit. 2012 wurden in Sao Paulo vom organisierten Verbrechen über 100 Polizeibeamte bei gezielten Anschlägen ermordet. Polizisten sind daher auch in der Freizeit entsprechend achtsam. Alltagsgespräche haben zunehmend selbst miterlebte Straftaten, vor allem Überfälle, zum Inhalt. Selbst bei der Zahnbehandlung kann man vom Arzt hören: “Mein Bruder ist Polizist – heute morgen hat ihn ein bewaffneter Straßenräuber überfallen. Doch mein Bruder konnte ihn erschießen – wir sind alle sehr erleichtert.”
Auch in Rio de Janeiro gehört zum “Ehrenkodex” der Banditen, Überfallene zu erschießen, wenn bei der Tat festgestellt wird, daß es sich bei dem Opfer um einen Polizisten handelt.
Brasiliens Gewaltkultur – Fotoserie: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
“Säuberungen” in Slums: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/05/brasilien-limpeza-sauberung-wie-der-begriff-in-vielen-slums-des-nordostens-in-millionenstadten-wie-fortaleza-gebraucht-wird/
Gewalt-Tote Afghanistan – Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/30/brasilien-gewalttote-in-afghanistan-und-in-sao-paulo-beeindruckende-vergleiche-der-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zwischen-den-opferzahlen-beider-lander-afghanistan-ist-dagegen-sogar-f/
tags: brasilien-organisiertes verbrechen-attentate 2012
2011 hatte die Zahl der Blutbäder in Sao Paulo noch bei 12 gelegen, 2007 jedoch schon einmal bei 22.
Erstes Blutbad von 2013:
Ausriß,Karikaturist Angeli: “Besuche Sao Paulo”. “Graffiti? Ich weiß nicht, sieht mehr nach Blutbad aus.” Folha de Sao Paulo, größte Qualitätszeitung Brasiliens, 25.11. 2012, Tag der Friedensdemonstration der katholischen Kirche.
Lula lebt nahe Sao Paulo: Lula in Berlin: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/08/brasiliens-ex-prasident-lula-in-berlin-2012-brasilianer-in-berlin-weisen-auf-fehlende-kritische-fragen-an-lula-ua-angesichts-der-verurteilung-von-engen-lula-mitarbeiternmensalao-skandalheikle/
Straßenräuberin: http://g1.globo.com/sp/santos-regiao/noticia/2013/01/menina-de-15-anos-mata-turista-na-frente-da-esposa-em-praia-grande.html
”Säuberung” in Favelas: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/05/brasilien-limpeza-sauberung-wie-der-begriff-in-vielen-slums-des-nordostens-in-millionenstadten-wie-fortaleza-gebraucht-wird/
Umgang mit Vergewaltigern in Brasilien:
http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
tags: brasilien-friedensdemonstration der katholischen kirche, sebastian vettel-formel-1
Formel-1-Zirkus mit gewaltigem Polizei-und Medienaufgebot – Friedensdemonstration der Kirche gegen Attentats-und Mordwelle, am selben Tag in Sao Paulo, eine bemerkenswerte Situation. An der Friedensdemonstration nahmen zahlreiche brasilianische Systemkritiker, Regierungskritiker und Bürgerrechtler teil – entsprechend gering war das in-und ausländische Medieninteresse, wie bei anderen systemkritischen Protesten dieser Art.
Menschenrechtspriester Edson Jorge Feltrin, Gemeindepadre der “Paroquia Sao Francisco de Assis”, erläuterte im Website-Interview vor dem Beginn der Friedensdemonstration die gravierende Lage in Brasilandia: “Das organisierte Verbrechen ist hier die stärkste Macht – die Slumbevölkerung ist ihm ausgeliefert. Ich wurde hier schon zweimal zusammengeschlagen. Das organisierte Verbrechen konzentriert sich stark auf die Jugendlichen – sie werden heute durch die Kräfte des Todes geführt, nicht durch die des Lebens. Ich beerdige hier größtenteils junge Menschen – ermordet. Viele Morde, die hier geschehen, werden garnicht registriert, bekanntgegeben, gezählt. Dann die verdeckte Gewalt – die vielen geschlagenen Frauen. Ein drogensüchtiger junger Mann ermordete unlängst hier barbarisch seine Mutter, seinen Vater, die eigene Frau.”
Feltrin malt Gläubigen vor der Demo das Wort “Paz” auf die Stirn.
Mehrere tausend Christen ziehen tagsüber durch eine der gefährlichsten Regionen Sao Paulos und wissen um das Lebensrisiko. Denn wie das organisierte Verbrechen, dessen Banditenkommandos hier herrschen, auf den kirchlichen Protest reagiert, kann niemand voraussagen. Entlang der Route wurden in letzter Zeit zahlreiche Morde verübt, steckten Gangster einen Nahverkehrsbus in Brand und ließen ihn eine steile Straße hinabrollen – vier Slumbewohner wurden zu Tode gequetscht.
“Für ein friedliches Zusammenleben – keine Gewalt“, hallen immer wieder Sprechchöre. Auffällig, wie wenige Bewohner auf der Straße sind – hinter stabilen Stahlgittern schauen manche eher mißtrauisch auf den Demonstrationszug. Nachts verhängen hier die Banditenkommandos oft Ausgangssperren, Polizei läßt sich nur selten blicken. 2012 wurden allein in Sao Paulo bereits rund 100 Beamte meist hinterrücks bei Anschlägen erschossen. Laut Statistik wird in Brasilien durchschnittlich alle neun Minuten und 48 Sekunden ein Mensch getötet, bei beträchtlicher Dunkelziffer – weit über 50000 Morde sind es im Jahr.
Lulas Wohnort Sao Bernardo do Campo liegt 28 Kilometer von Sao Paulo entfernt.
Blutbad nach Demonstration: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/01/brasilien-ausgangssperren-und-demokratie-banditen-veruben-in-brasilandiasao-paulo-ein-blutbad-an-besuchern-einer-strasenbar-die-sich-nicht-an-die-ausgangssperre-die-schliesungsvorschrift-hielt-m/
Deutscher katholischer Priester Konrad Körner aus Ampferbach/Bayern: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/28/brasilien-der-deutsche-katholische-priester-konrad-korner-aus-ampferbach-friedenskundgebung-in-brasilandiasao-paulo-2012/
“Sebastian Vettel – zum dritttenmal Formel-1-Weltmeister”. Fahrverhalten in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/06/in-brasilien-taglich-etwa-100-verkehrstote-weltweit-groste-opferzahl-uma-guerra-nas-estradas-brasileiras/
Slumbewohnerin, kirchliche Menschenrechtsaktivistin Ana Cristina de Souza: “Wegen des Formel-1-Rennens wurde in Sao Paulo eine Riesen-Fassade aufgebaut, um sich positiv darzustellen. Doch hier in den Slums werden wir von den Regierenden im Stich gelassen. Wir baten die Verkehrspolizei Sao Paulos, die Friedensdemonstration zu begleiten, doch es hieß, das geht nicht, wir sind alle beim Formel-1-Rennen eingesetzt.”
Brasilien ist das Land mit der weltweit größten Zahl an Morden – weit über 50000 jährlich. Laut einer neuen Studie wird alle 9 Minuten und 48 Sekunden ein Menschen ermordet – bei beträchtlicher Dunkelziffer. Die Angst vor Gewalt führt besonders in den Slumregionen zu einer informellen, oder direkt von den Banditenkommandos verhängten Ausgangssperre(toque de recolher) – gewöhnlich nach dem Dunkelwerden verläßt niemand mehr Haus oder Kate. In Brasilien nimmt die Gewalt gegen Frauen seit Jahren deutlich zu, belegen aktuelle Untersuchungen. Hier werden viele Kinder vergewaltigt – und das steht nicht in den Zeitungen. Größter Wirtschaftsfaktor ist hier der Rauschgifthandel, der bewegt das meiste Geld.”
Brasilianische Gewaltexperten betonten in den letzten Jahren stets, Sao Paulo sei keineswegs friedlicher als Rio de Janeiro, jedoch werde von den Autoritäten erfolgreich per Politmarketing der Eindruck erweckt, die Megacity sei sicherer. Die Stadt gehörte de facto stets zu den gefährlichsten Gegenden des Landes, nur in Kernbereichen der Mittel-und Oberschicht bestand wegen eines gewaltigen Polizeiaufgebots mehr Sicherheit. Offizielle “Erfolgs”-Statistiken wurden auch von Menschenrechtsexperten stets widerlegt, in Mitteleuropa vom Mainstream indessen oft gemäß den Vorschriften ohne Prüfung übernommen. In jüngster Zeit ist lukrative Schönfärberei indessen kaum noch möglich.
Am Tag der Demonstration wurde bei Sao Paulo ein Schweizer Tourist ermordet, am Tage nach seiner Ankunft im Land: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/26/brasilien-gewaltwelle-und-betroffene-auslander-schweizer-tourist-max-kempf69-bei-sao-paulo-wahrend-raububerfall-erschossen/
In europäische Medien wird auf die heute gängige Art durchgeschaltet, im Vorfeld von Fußball-WM und Olympia unternähmen die brasilianischen Autoritäten angeblich große Anstrengungen zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit.
“Welle der Gewalt tötet mehr als in Gaza”: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/21/brasilien-welle-der-gewalt-in-sao-paulo-totet-mehr-als-in-gaza-minister-gilberto-carvalho-laut-landesmedien/
In der deutschen Parteipropaganda wird die brasilianische Regierung als progressiv eingestuft.
Menschenrechtssamba zur Gewaltsituation – anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
Wem nützt die Banditendiktatur der Slums? Gewalt und organisiertes Verbrechen, No-Go-Areas, als Instrumente sozialer Kontrolle. Ein Modell, das inzwischen offenbar auch bei Autoritäten mitteleuropäischer Länder Anklang findet. http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
Paroquia Sao Francisco de Assis, Paroquia Bom Pastor.
Einen besonders peinlichen Auftritt leistete sich Kongreßsenator Eduardo Suplicy von Lulas regierender Arbeiterpartei PT, die derzeit in einen weiteren Korruptionsskandal verwickelt ist, just auf der abschließenden Kundgebung der Friedensdemonstration: Suplicy nahm nicht an der Demonstration teil, drängelte sich indessen bei der Kundgebung zur Bühne, wiederholte am Mikrophon seine seit Jahren immergleiche PT-Propaganda, ohne auf die Verantwortung der Regierungspartei und deren Spitzenpolitiker für die derzeitigen gravierenden Menschenrechtsverletzungen, die Welle der Attentate und Morde, die grauenhafte Lage in Slums wie Brasilandia einzugehen. Obwohl das in der Amtszeit von Lula-Rousseff expandierende organisierte Verbrechen der Auslöser der Gewaltakte ist, kritisierte Suplicy lediglich die Polizei des von der Oppositionspartei PSDB geleiteten Teilstaats Sao Paulo, erwähnte das organisierte Verbrechen mit keinem Wort. Als Suplicy drauf und dran war, die Abschlußkundgebung zu dominieren, mußte er höflich zum Abbruch seiner endlosen Redereien aufgefordert werden.
http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
Viele Demo-Teilnehmer trugen T-Shirts mit den Fotos von Mordopfern aus jüngster Zeit: Familienangehörige, Freunde, Bekannte.
Reisewarnung vom Auswärtigen Amt: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/23/brasilien-berlins-strategischer-partner-neue-reisewarnungen-vom-auswartigen-amt/
Leben hinter Gittern – viele Slumbewohner sahen der Friedensdemo nur durch Gitterstäbe zu.
Friedensdemonstration in Sao Paulos Slum-Stadtteil Brasiliandia am 25.11. 2012 – Bischöfe Angelico Sandalo Bernardino und Milton Kenan Junior.
Bischof Milton Kenan Junior:
“Die Menschen an der Slum-Peripherie Sao Paulos werden vom Staat im Stich gelassen. Elend, Armut sind der Schauplatz der derzeitigen Gewaltwelle, die sich zuallererst gegen diese gesellschaftlich ausgeschlossenen Menschen der Slums richtet. Waffengebrauch wird immer banaler – wer eine Waffe zuhause hat, läuft damit auf der Straße und schießt nur zu oft ohne jegliche Skrupel. Wir leben in einer Kultur des Todes, die Gewalt wird banalisiert. Sao Paulo ist eine Stadt starker Kontraste, einerseits entwickelt, andererseit geprägt von Elend – unsere Friedensdemonstration findet zeitgleich mit dem Formel-1-Rennen von Interlagos statt. Sao Paulo ist das Finanzzentrum Brasilien, das intelektuelle Zentrum des Landes – doch gleichzeitig eine extrem gewalttätige Stadt. Hier in Brasilandia betet man, nicht krank zu werden – denn das wird zum Drama: Man läuft von einem Gesundheitsposten zum anderen, von einem Hospital zum anderen – und wird nicht medizinisch behandelt! Diese Situation stellt unsere Demokratie in Frage. Die große Plage Brasiliens ist die Korruption – Gelder, die ins Gesundheitswesen, in Bildung, öffentlichen Verkehr, andere soziale Zwecke fließen müßten, werden abgezweigt. Unsere Priester in den Slumregionen, man kann es nicht anders sagen, wirken nur zu oft geradezu heldenhaft, wie Helden – angesichts der schier unbeschreiblichen Probleme und Bedrohungen – auch für das eigene Leben. Unsere Kirchengemeinden in den Slums befinden sich in einer so prekären Lage – umso willkommener sind uns daher die Hilfen von Adveniat, von der katholischen Kirche Deutschlands. Hilfen für so viele wichtige Projekte. Dafür sind wir sehr dankbar.”
Slummädchen beobachtet Demo.
Hintergrund:
Massaker, Blutbäder, Todesschwadronen, lebendig verbrannte Obdachlose, von Mord bedrohte Ordensbrüder – könnt ihr Franziskaner in Deutschland, in den deutschen Kirchen überhaupt vermitteln, unter welchen Extrembedingungen Ihr in Sao Paulo Seelsorge leistet, Menschen in Not helft?
Johannes Bahlmann, Ordensoberer in Sao Paulo und Rio de Janeiro(inzwischen Bischof in Obidos), im Website-Interview: Ich nenne es „vergessener Krieg”, in dem wir hier leben – all die unglaublichen, absurden Geschehnisse unseres Alltags kann man vielen Deutschen nur schwer begreiflich machen. Diese komplexe Lage hier ist in Deutschland nur schwer zu vermitteln. Nur wer hier gewesen ist, die Dinge mit eigenen Augen gesehen hat, kann eigentlich nachvollziehen, in welche Realität wir Franziskaner eingebunden sind. Selbst in verschiedensten Kreisen Brasiliens geht es mir so: Vieles Furchtbare wird verdrängt, man blockt ab, will sich damit nicht auseinandersetzen, will es nicht wahrhaben. In den Medien wird viel über den Irakkrieg, Kriege in Afrika berichtet – und dabei oft vergessen, daß hier in Sao Paulo ebenso viele Menschen oder sogar noch mehr als in manchem fernen kriegerischen Konflikt getötet werden, auch wir hier im Grunde genommen wie in einem Krieg leben. Es gab sogar Massenmorde an Obdachlosen. Wir Franziskaner sind hier in friedensstiftender Mission, wollen hier Frieden schaffen.
“A paz é fruto da justica. Perus Anhanguera”(Viertel von Sao Paulo)
Ausriß,Karikaturist Angeli: “Besuche Sao Paulo”. “Graffiti? Ich weiß nicht, sieht mehr nach Blutbad aus.” Folha de Sao Paulo, größte Qualitätszeitung Brasiliens, 25.11. 2012, Tag der Friedensdemonstration der katholischen Kirche.
Wie Lula im Dez. 2012 in Berlin sagte, lebt Lateinamerika derzeit in einer Ära von “Frieden und Fortschritt”. (a “era de paz e progresso” que a América Latina está vivendo na atualidade)
Katholischer Priester Geraldo Marcos Nascimento der “Nationalen Kampagne gegen Gewalt und gegen Ausrottung junger Menschen”. “Wir wollen, daß die ganze Welt sieht, was hier vor sich geht, in welcher Realität wir leben. Unsere Kampagne geht von den Sozialpastoralen der katholischen Kirche aus. Der brasilianische Polizeiapparat dient nicht der Verteidigung der Bevölkerung.” Aufschrei der Ausgeschlossenen 2012:
tags: brasilien-friedensdemonstration der katholischen kirche
Feltrin malt Gläubigen vor der Demo das Wort “Paz” auf die Stirn.
Menschenrechtspriester Edson Jorge Feltrin, Gemeindepadre der “Paroquia Sao Francisco de Assis”, erläuterte im Website-Interview vor dem Beginn der Friedensdemonstration die gravierende Lage in Brasilandia: “Das organisierte Verbrechen ist hier die stärkste Macht – die Slumbevölkerung ist ihm ausgeliefert. Ich wurde hier schon zweimal zusammengeschlagen. Das organisierte Verbrechen konzentriert sich stark auf die Jugendlichen – sie werden heute durch die Kräfte des Todes geführt, nicht durch die des Lebens. Ich beerdige hier größtenteils junge Menschen – ermordet. Viele Morde, die hier geschehen, werden garnicht registriert, bekanntgegeben, gezählt. Dann die verdeckte Gewalt – die vielen geschlagenen Frauen. Ein drogensüchtiger junger Mann ermordete unlängst hier barbarisch seine Mutter, seinen Vater, die eigene Frau.”
Enkel Duda auf dem Schulweg erschossen.
Wie lebt es sich in Sao Paulo nach achtjähriger Lula-Regierung? http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/17/adveniat-in-brasilien-wie-lebt-es-sich-in-der-reichsten-stadt-lateinamerikas-der-siebtgrosten-wirtschaftsnation-nach-acht-jahren-lula-regierung-adveniat-gottesdienst-in-der-favela-cachoeirinha-von/
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
Brasilia hilft Europa? http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/20/brasilien-will-europa-bei-der-uberwindung-der-krise-helfen/
tags: brasilien-organisiertes verbrechen-attentate 2012
Der Mann 2012 hinterrücks von neun Schüssen bei einem der systematisch geplanten Attentate des organisierten Verbrechens tödlich getroffen – jetzt ist sie mit den Kindern allein.
Ato Ecumênico pela PAZ contra a morte de POLICIAIS.
“Abkommen zwischen Staat und organisiertem Verbrechen”. Brasil de Fato, Nov. 2012
Attentate auf Polizisten brasilienweit: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/31/brasilien-2012-mindestens-229-polizisten-ermordet-unvollstandige-offizielle-statistiken-maximal-alle-32-stunden-ein-polizistenmord/
Armeeoffiziere in Rio erschossen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/28/rio-de-janeiros-banditenkommandos-exekutieren-zwei-offiziere-verwunden-zwei-luftwaffensoldaten/
“Während die Regierenden untätig bleiben, mordet PCC weiter Polizeibeamte” – Spruchband. (PCC – Brasiliens führende, mächtigste Verbrecherorganisation)
“PCC tötet Polizeibeamte rasch – die Regierung nach und nach.”
“Terror-Rap statt Samba” http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html
Kulturelle Dekadenz und Gewaltförderung – der populäre Waffen-Rap, Hit in den Discos zur Fußball-WM in Südafrika: http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
“Säuberungen” in Slums:
“Fünfte Nacht der Attentate”: http://diariocatarinense.clicrbs.com.br/sc/policia/noticia/2012/11/quinta-noite-de-atentados-registra-mais-cinco-ataques-em-santa-catarina-3954481.html
Pussy Riot – neoliberale Werte heute: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/27/pussy-riot-und-der-neoliberale-wertewandel-die-werte-der-sympathisanten/
In der deutschen Parteipropaganda wird die brasilianische Regierung als progressiv eingestuft. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/13/brasilien-hat-14-stadte-im-welt-ranking-der-50-gewaltgepragtesten-laut-ngo-in-mexiko-offizielle-angaben-ohne-glaubwurdigkeit-gefalschte-daten/
Bandenbildung und Regierung: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/23/brasilien-groses-echo-auf-mensalao-urteile-wegen-bandenbildung-all-honourable-mencarlos-heitor-cony-folha-de-sao-paulo-quadrilha-sofisticada-jose-dirceu-lulas-starker-mann-bandi/
In der Nacht vor der Gedenkveranstaltung waren weitere drei Polizeibeamte ermordet worden. Führer der Polizeigewerkschaften kritisierten außerordentlich scharf die Regierungspolitik für öffentliche Sicherheit: “Eine schwache Regierung – in geheimem Einverständnis mit dem organisierten Verbrechen!”(”Governo fraco – em conlui com o crime organizado”) Das organisierte Verbrechen sei im Aufwind – die Regierung schaue zu. “Eine Schande, daß die Polizei durch eine solche Gedenk-und Protestveranstaltung die Bevölkerung um Hilfe und Solidarität bitten muß – da die Beamten systematisch von Verbrecherkommandos gejagt werden. Derzeit ist ein Krieg des organisierten Verbrechens gegen die Bevölkerung, gegen die Beschäftigten im Gange. Die Regierung trägt für die bisherigen feige verübten Morde an Polizisten die Verantwortung. Die Haltung der Regierung bedeutet ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das organisierte Verbrechen zahlt bessere Löhne als der Staat an die Polizisten.”
Sprecher der Polizeibeamten Rio de Janeiros betonten, daß dort sehr ähnliche Zustände herrschten.
Die Teilnehmer der Gedenk-und Protestveranstaltung am Kunstmuseum MASP der Avenida Paulista legten für die Opfer des organisierten Verbrechens eine Schweigeminute ein, beteten mehrfach, sangen die Nationalhymne, formierten sich danach zu einer Demonstration durch die City von Sao Paulo.
Daß sich in-und ausländische Menschenrechtsorganisationen nicht an der Veranstaltung beteiligten, wurde scharf angeprangert, bedeutet einen erheblichen Glaubwürdigkeitsverlust für diese NGO und Organisationen.
Wie gefaßte Banditen erklärten, ermordeten sie Polizeibeamte, um auf diese Weise gemäß Regeln des organisierten Verbrechens Schulden zu begleichen. >
”PT und PSDB – ihr seid die Schuldigen für die Toten der Militärpolizei Sao Paulos” – PT – Lulas Arbeiterpartei, derzeit Regierungspartei. PSDB – Partei des Gouverneurs des Teilstaats Sao Paulo, Geraldo Alckmin.
Auffällig, daß Brasiliens große Zeitungen die prägnantesten Fotos, darunter das obenstehende, der Gedenkveranstaltung zensierten, nicht veröffentlichten – ebenso über die Hauptaussagen der Veranstaltung nicht berichteten. Dies spricht Bände. Schließlich wimmelte es dort von Pressefotografen, die alle Vorgänge minutiös ablichteten. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/26/pressefreiheit-in-brasilien-von-58-auf-99-platz-zuruckgefallen-auf-welt-ranking-von-reporter-ohne-grenzen/
Der Standard, Österreich: “ Die Regierung ordnete eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Drogensüchtigen und organisierten Kartellen an, die sich in den Slums der Metropolen konzentrieren. In den Favelas der Gastgeberstädte Sao Paulo und Rio de Janeiro geht die Polizei mit besonderer Aufmerksamkeit vor.”
Vor dem Hintergrund der jüngsten Attentatswelle ziehen Kommentatoren der Qualitätszeitungen eine immer kritischere Bilanz der ersten Halbzeit von Staatschefin Dilma Rousseff, die aus Mitteleuropa von Anfang an teils euphorisches Lob erhielt.
Regierung und Bandenbildung: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/23/brasilien-groses-echo-auf-mensalao-urteile-wegen-bandenbildung-all-honourable-mencarlos-heitor-cony-folha-de-sao-paulo-quadrilha-sofisticada-jose-dirceu-lulas-starker-mann-bandi/
Hintergrund:
Massaker, Blutbäder, Todesschwadronen, lebendig verbrannte Obdachlose, von Mord bedrohte Ordensbrüder – könnt ihr Franziskaner in Deutschland, in den deutschen Kirchen überhaupt vermitteln, unter welchen Extrembedingungen Ihr in Sao Paulo Seelsorge leistet, Menschen in Not helft?
Johannes Bahlmann, Ordensoberer in Sao Paulo und Rio de Janeiro(inzwischen Bischof in Obidos), im Website-Interview: Ich nenne es „vergessener Krieg”, in dem wir hier leben – all die unglaublichen, absurden Geschehnisse unseres Alltags kann man vielen Deutschen nur schwer begreiflich machen. Diese komplexe Lage hier ist in Deutschland nur schwer zu vermitteln. Nur wer hier gewesen ist, die Dinge mit eigenen Augen gesehen hat, kann eigentlich nachvollziehen, in welche Realität wir Franziskaner eingebunden sind. Selbst in verschiedensten Kreisen Brasiliens geht es mir so: Vieles Furchtbare wird verdrängt, man blockt ab, will sich damit nicht auseinandersetzen, will es nicht wahrhaben. In den Medien wird viel über den Irakkrieg, Kriege in Afrika berichtet – und dabei oft vergessen, daß hier in Sao Paulo ebenso viele Menschen oder sogar noch mehr als in manchem fernen kriegerischen Konflikt getötet werden, auch wir hier im Grunde genommen wie in einem Krieg leben. Es gab sogar Massenmorde an Obdachlosen. Wir Franziskaner sind hier in friedensstiftender Mission, wollen hier Frieden schaffen.
Witwe(links) eines 2012 im Stadtkrieg Sao Paulos umgekommenen Polizeibeamten – im Land von Fußball-WM und nächsten Olympischen Sommerspielen.
Ex-Kommandant der etwa 800 Mann starken Polizei-Spezialeinheit ROTA von Sao Paulo, nach eigenen Angaben bei mehreren Gefechten mit Banditenkommandos des organisierten Verbrechens von insgesamt 15 Kugeln getroffen. “Coronel Telhado”, bei letzten Wahlen zum Abgeordneten Sao Paulos gewählt.
Kreuze für die rund 100 bisher bei Attentaten 2012 getöteten Polizeibeamten Sao Paulos – zwei überlebende Beamte in Rollstühlen.
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
Mahnwache für die rund 100 vom organisierten Verbrechen 2012 ermordeten Polizeibeamten Sao Paulos – und Streifenpolizisten, die laut eigenen Angaben derzeit im Dienst, aber besonders in der Freizeit zahlreiche spezielle Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, um nicht ins Visier von Banditenkommandos zu geraten. Denn die Attentate werden fast durchweg in der Freizeit verübt, wenn die Beamten keine schußsicheren Westen tragen. Schon der simple Gang zum Bäcker an der Ecke, zum Supermarkt kann tödlich sein.
Mädchen mit Toten-Kreuzen.
Angeli, größte brasilianische Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” Ende Oktober 2012 zur Gewaltkultur in Lateinamerikas größter Demokratie:”Ja, wir überfallen, vergewaltigen und morden. Das hat einen Superspaß gemacht.”
Der Oppositionsabgeordnete Carlos Giannazi(PSOL), zuletzt Bürgermeisterkandidat in Sao Paulo, solidarisiert sich mit den Polizeibeamten – gegen das immer stärkere organisierte Verbrechen in Brasilien.
Kongreßabgeordneter Protogenes Queiroz, Bundespolizei-Offizier (Kommunistische Partei Brasiliens – PCdoB)
“Die Regierung überläßt das Volk und die Polizei dem eigenen Schicksal”. Über 50000 Mord-Tote jährlich in Brasilien, darunter nicht wenige ausländische Touristen – in keinem anderen Land ist die Mord-Zahl höher. Auch vielen deutschen Touristen ist offenbar nicht bewußt, daß ihnen brasilianische Polizisten nur zu oft allein durch bloße Präsenz das Leben retteten. Für in Brasilien lebende Mitteleuropäer gilt dies in noch weit stärkerem Maße.
Solidarität von Kollegen, gar Menschenrechtsorganisationen Mitteleuropas? Bisher ist davon nichts bekannt…
Frau eines ermordeten Polizeibeamten – neun Schüsse, feige in den Rücken.
“PCC tötet Polizeibeamte rasch – die Regierung tötet nach und nach.”
Witwe.
Ausriß O Globo. Laut heutigen gängigen mitteleuropäischen Kriterien sind solche Banditenpatrouillen offenbar ein Beleg für höhere Sicherheit in der Olympia-Stadt Rio de Janeiro. Auch in Sao Paulo sind die Banditenkommandos oft viel besser bewaffnet als die Polizei.
Scharfe Kritik an Brasiliens Medien, die die wichtigsten Aussagen der Gedenkveranstaltung unterschlugen.
Polizeistreik in Bahia: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/11/brasiliens-polizeistreiks-fur-bessere-bezahlung-angesichts-hohen-lebensrisikos-staat-reagiert-mit-verhaftungen-und-entlassungsdrohungen/
Deutsche Firmen und Brasiliens Wirtschaftskriminalität: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/deutsche-firmen-und-wirtschaftskriminalitat-in-brasilien1/
tags: brasilien -gewaltkultur 2012
Afghanistan und Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/30/brasilien-gewalttote-in-afghanistan-und-in-sao-paulo-beeindruckende-vergleiche-der-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zwischen-den-opferzahlen-beider-lander-afghanistan-ist-dagegen-sogar-f/
Ausriß.
« Mali-Krieg 2013: “Die Sorge der Amerikaner speist sich aus einer historischen Erfahrung. Als die französische Armee 1956 den Krieg in ihrer Kolonie Indochina verlor, mussten die Amerikaner einspringen. Daraus wurde der Vietnamkrieg.” Frankfurter Allgemeine Zeitung. “Der Vietnamkrieg war illegal. Er wurde unter falschen Voraussetzungen begonnen, mit Lügen fortgesetzt, und zu gewinnen, auch das wird jetzt offiziell bekanntgemacht, war er auch nicht…Geschickte Menschen treiben uns in dumme(und falsche) Kriege…” Süddeutsche Zeitung 2011, die “Pentagon Papers” – Brasilien – täglich mehr Gewalttote(weit über 100) als in aktuellen Kriegen. Zeitgeist-Karikaturen von Angeli 2013. „Wir leben heute in einer Kultur des Todes, die Gewalt wird banalisiert.“ Katholischer Bischof Milton Kenan Junior in Sao Paulo im Website-Interview. Brain Drain und Brasilien… »
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