http://joseronaldosilva.blogspot.com.br/2013/01/quem-sera-o-verdadeiro-proprietario-da.html
http://pt.wikipedia.org/wiki/Paulo_Pimenta
Politisch unkorrekt reflektieren die brasilianischen Qualitätsmedien und deren Leser derzeit intensiv über die soziokulturellen Hintergründe der Tragödie von Santa Maria. „Tragödie – sind wir alle schuld?“ O Globo
„Nationale Kultur der Nachlässigkeit, Gesetzesmißachtung und Korruption.“
„Boate Kiss e o lado b do Brasil“.
“Die Blutbäder des Marktes” – Brasiliens Kolumnist und Filmemacher Arnaldo Jabor 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/
Katastrophenprävention in Brasilien – keine Freigabe versprochener Mittel: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/23/teresopolis-besonders-von-der-hausgemachten-umweltkatastrophe-verwustet-prafekt-aus-lulas-arbeiterpartei-und-auch-noch-mitglied-einer-evangelikalen-sekte/
http://veja.abril.com.br/noticia/brasil/principais-provas-da-tragedia-foram-retiradas-da-boate-kiss
Auch die Computer der Geschäftsleitung seien verschwunden.
Os peritos que foram à boate Kiss horas depois do incêndio que matou 231 pessoas, no domingo, voltaram sem os principais elementos capazes de detalhar a mecânica da tragédia em Santa Maria. A casa noturna tinha câmeras em quase todos os ambientes, mas nenhum dos equipamentos foi encontrado – apesar de os fios, muitos deles intactos, estarem no local. Os computadores que registravam a contabilidade, consumo de frequentadores e o total de pagantes também sumiram. Segundo a promotora Waleska Agostini, a suspeita é de essas provas tenham sido removidas no intervalo entre a morte dos jovens e o início do trabalho de perícia. „Havia a fiação, mas as câmeras e as imagens sumiram“, disse Waleska. (Veja)
Wie üblich bei solchen Tragödien in Brasilien, stellt sich rasch heraus, daß zwar detaillierte Gesetze zur Verhinderung solcher Katastrophen existieren, diese Gesetze aus zumeist soziokulturellen Gründen jedoch weder eingehalten noch kontrolliert werden. Zudem werden nicht selten auch internationale Vorschriften de facto außer Kraft gesetzt. Als entsprechend hohl werden von den Landesmedien daher die nach Tragödien üblichen Politikersprüche empfunden.
Politisch unkorrekt reflektieren die brasilianischen Qualitätsmedien und deren Leser derzeit intensiv über die soziokulturellen Hintergründe der Tragödie von Santa Maria. „Tragödie – sind wir alle schuld?“ O Globo
„Nationale Kultur der Nachlässigkeit, Gesetzesmißachtung und Korruption.“
Wie üblich, haben die brasilianischen Medien über den Brand im Nachtclub von Santa Maria vor allem bei den Fakten völlig anders berichtet als Medien beispielsweise in Mitteleuropa – die Darstellungsunterschiede sind teilweise absurd und befremdlich, möglicherweise liegen zudem zahlreiche Übersetzungsfehler vor.
Vor dem Hintergrund der vielen fröhlichen Vorkarnevalsfeste, Umzüge und Feiern der Sambaschulen direkt nach der Katastrophe am selben Tag, dem Sonntag, schrieb die deutsche Bild-Zeitung: „Ein Land steht unter Schock.“
“Die Blutbäder des Marktes” – Brasiliens Kolumnist und Filmemacher Arnaldo Jabor 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/
Katastrophenprävention in Brasilien – keine Freigabe versprochener Mittel: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/23/teresopolis-besonders-von-der-hausgemachten-umweltkatastrophe-verwustet-prafekt-aus-lulas-arbeiterpartei-und-auch-noch-mitglied-einer-evangelikalen-sekte/
Internationale und nationale Verkehrsvorschriften – und die Praxis, die sehr viele Todesopfer fordert:
tags: brasilien-motorradunfälle
Wie hier, am Flughafen Congonhas in Sao Paulo, nutzen Motorradfahrer den Raum zwischen den Autos als eigene Spur – das Unfallrisiko ist sehr hoch, täglich sterben in Sao Paulo deshalb mindestens drei Motorradfahrer. Fast jeder Stadtbewohner hat bereits mehrfach gesehen, wie Motorradfahrer in dem engen Zwischenraum mit PKW kollidierten, stürzten und überfahren wurden. Seit Motorradfahrer sich nicht mehr an die Überholvorschriften zu halten brauchen, sind die Unfallzahlen enorm in die Höhe geschnellt. 2010 wurden in Brasilien 13452 bei Unfällen getötete Motorradfahrer registriert, 2012 wird mit einer weit höheren Zahl gerechnet. Die sozialen Kosten sind für das Land immens. Weltweit ist nur in Paraguay die Todesrate für Motorradfahrer höher, laut Statistiken.
http://www.youtube.com/watch?v=f9UVN5jKWFI&feature=youtube_gdata_player
Mindestens 75 Personen im Zustand höchster Lebensgefahr, die laut Gesundheitsminister Padilha noch sterben könnten.
Laut Landesmedien war der Nachtclub mehrfach von zuständigen Fachleuten der Feuerwehr begutachtet worden, seien die notwendigen Genehmigungen ausgestellt worden – trotz des Fehlens von Notausgängen etc.
http://www.youtube.com/watch?v=txxwd2EcwaE
Vor dem Hintergrund der vielen fröhlichen Vorkarnevalsfeste, Umzüge und Feiern der Sambaschulen direkt nach der Katastrophe am selben Tag, dem Sonntag, schrieb die deutsche Bild-Zeitung: ”Ein Land steht unter Schock.”
Politisch unkorrekt reflektieren die brasilianischen Qualitätsmedien und deren Leser derzeit intensiv über die soziokulturellen Hintergründe der Tragödie von Santa Maria. „Tragödie – sind wir alle schuld?“ O Globo
„Nationale Kultur der Nachlässigkeit, Gesetzesmißachtung und Korruption.“
Katastrophenprävention in Brasilien – keine Freigabe versprochener Mittel: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/23/teresopolis-besonders-von-der-hausgemachten-umweltkatastrophe-verwustet-prafekt-aus-lulas-arbeiterpartei-und-auch-noch-mitglied-einer-evangelikalen-sekte/
“Die Blutbäder des Marktes” – Brasiliens Kolumnist und Filmemacher Arnaldo Jabor 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/
Internationale und nationale Verkehrsvorschriften – und die Praxis, die sehr viele Todesopfer fordert:
Laut Landesmedien „bekämpft die Landlosenbewegung MST den Chemiekonzern Deutschlands wegen der Produktion von Agrargiften“. Stedile wolle seine Kritik auch direkt an den populären Sambakomponisten Martinho da Vila richten, einen der Autoren des Samba-Enredo dieses Jahres, „Brasilien – Kornkammer der Welt.“
BASF-Link: http://www.agro.basf.com.br/agr/ms/apbrazil/pt_BR/
tags: agrargifte, agrobusiness, brasilien, mst
Dekadenz des Rio-Karnevals: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/28/brasilien-die-dekadenz-des-karnevals-von-rio-de-janeiroheute-ist-die-parade-zum-geschaft-geworden-wo-das-geld-befiehlt-fernando-pamplona-karnevalsexperte-langjahriger-kunstlerische-leiter-in/
Wie Pamplona 2013 gegenüber der Landespresse sagte, schaue er sich bereits seit einem Jahrzehnt die Karnevalsparade nicht einmal mehr im Fernsehen an, verlasse er während des Karnevals die Stadt. Pamplona zählt zu den Kritikern der seelenlosen-Betonarchitektur des Sambodromo, weil diese die Sambaschulen vom Publikum entfernt habe. Das Sambodromo zählt zu den Bauten von Oscar Niemeyer, mitkonzipiert durch den sog. „Anthropologen“ Darcy Ribeiro“.
Kurioserweise wird auch in Mitteleuropa die Karnevalsparade für karnevalstypisch gehalten, obwohl sie mit dem Fest immer weniger zu tun hat, nicht oder kaum noch karnevalistisch ist. „Parade im Sambodromo ist kein Karneval“:
Vor dem Hintergrund der Analysen brasilianischer Karnevals-und Musikexperten war auch im Karneval von 2013 umso aufschlußreicher, welche Schwerpunkte die heutige mitteleuropäische Kultur-Auslandsberichterstattung setzte. Danach handelt es sich landesweit um einen Samba-Karneval, obwohl in großen Teilen Brasiliens davon keine Rede sein kann, Samba nicht oder kaum gespielt wird. Städte wie Rio de Janeiro sind diesen Medienangaben zufolge völlig vom Samba erfaßt gewesen – was schlichtweg nicht den Tatsachen entspricht. Schließlich ist gemäß zahlreichen Studien Fakt, daß sich nur noch eine Minderheit der Brasilianer, selbst in Rio de Janeiro, am Karneval beteiligt – die übergroße Mehrheit dem Fest fernbleibt bzw. sogar Karnevalsstädte wie Rio während der Karnevalstage verläßt. Von Feierstimmung konnte auch im Sambodromo von Rio de Janeiro keine Rede sein – die allermeisten Besucher schauten der Parade lediglich passiv zu. Die früher so beliebten traditionellen Karnevalssambas und Marchinhas sind vor allem der jüngeren Generation kaum noch bekannt, werden immer weniger gespielt und gesungen. Dafür hat auch 2013 die musikalisch viel simpler gestrickte, einfacher zu spielende, größtenteils monotone Axé-Musik aus Bahia weiter an Boden gewonnen, auch im Hinterland von Rio und Sao Paulo.
In den brasilianischen Qualitätsmedien wird unterdessen der Qualitätsverlust des Rio-Karnevals diskutiert. Die Sambaschulen hätten in der Stadt an kultureller Relevanz eingebüßt, weil sie sich von charakteristischen Merkmalen der Paraden entfernten. Heute konstatiere man fehlende Kreativität bei den im Sambodrome präsentierten Samba-Enredos. So gebe es 2013 gar Paradethemen von Sambaschulen wie Deutschland, Südkorea, Rock in Rio, Öl-Abgaben. Unter den heutigen Karnevalisten hätten wenige eine künstlerische Ausbildung genossen, die Struktur der präsentierten Musiken sei gleichförmig.
In Analysen der nationalen Qualitätszeitungen zum Karneval von 2013 in Rio de Janeiro hieß es, dort hätten sich enorme Menschenmassen versammelt, die indessen weder tanzten noch sangen. Als besonders eindrucksvoll wurde die Dekadenz des früher so zauberhaften Straßenumzugs des Karnevalsvereins „Cordao da Bola Preta beschrieben – jetzt nur noch eine gigantische Menschenmenge, mit Tumulten und Panik, entsetzten Erwachsenen und Kindern, Frauen in Ohnmacht. Das Leben verändere sich halt manchmal zum Schlechten hin, so ein Kommentator.
Oscar-Niemeyer-Sambodromo: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/23/sambastar-paulinho-da-viola-kritisiert-fehlkonstruiertes-karnevals-sambodromo-von-oscar-niemeyer/
Zwei Männer im Karneval von Rio.
Trabalho escravo no Brasil: ganância, miséria e impunidade
No próximo dia 28 de janeiro, o Brasil celebra o Dia Nacional de Combate ao Trabalho Escravo. A data é uma homenagem ao assassinato dos auditores fiscais do trabalho Erastóstenes de Almeida Gonçalves, João Batista Soares Lage e Nelson José da Silva, e o motorista Ailton Pereira de Oliveira, no ano de 2004, quando apuravam denúncia de trabalho escravo na zona rural de Unaí (MG). A data foi oficializada em 2009, no entanto, essa luta é mais antiga. Desde o início dos anos 1970, a Igreja, com dom Pedro Casaldáliga, e a Comissão Pastoral da Terra (CPT), organismo vinculado à Conferência Nacional dos Bispos do Brasil (CNBB), tem denunciado a utilização do trabalho escravo na abertura das novas fronteiras agrícolas do país.
Sklavennachfahrin in Sao Paulo.
„apesar do entusiasmo com as enormes descobertas de petróleo na costa do Brasil, as ações da Petrobras perderam 45% do valor ao longo dos últimos três anos“. Segundo o FT, o papel foi „atingido por resultados financeiros decepcionantes e preocupações sobre o enorme investimento necessário para desenvolver esses campos“.
Brasiliens Wirtschaftsmedien hatten bereits im Mai 2012 über diesen Fakt ausführlich berichtet – die Financial Times zieht als europäisches Blatt mit der inzwischen fast üblichen Verspätung nach.
A orla de Olinda neste domingo (27) foi tomada por foliões ansiosos para o carnaval chegar. O desfile das Virgens de Verdade Abraça Brasil arrastou milhares de pessoas pela Avenida Marcos Freire ao som de frevo, mas também axé e brega. Calypso, É o Tchan, André Rio, Elba Ramalho, entre outros, animaram com dez trios elétricos o público, que enfrentou o forte calor desse domingo. (O Globo)
http://www.fundicaoprogresso.com.br/page/releasesdetalhes.aspx?cod=99
Ausriß, Rio, nach der Tragödie vom Morgen des Sonntags. „Nationaler Schockzustand“ (Focus)
Politische Korrektheit und Wahrnehmungsdiskrepanzen.
Vor dem Hintergrund der vielen fröhlichen Vorkarnevalsfeste, Umzüge und Feiern der Sambaschulen direkt nach der Katastrophe am selben Tag, dem Sonntag, schrieb die deutsche Bild-Zeitung: ”Ein Land steht unter Schock.”
PORTO ALEGRE Schmerz, Trauer, Tränen – in bewegenden Szenen hat das sonst so lebenslustige Brasilien Abschied genommen von den jungen Menschen, die in dem Feuerinferno einer Disco den Tod fanden. Auch am Tag nach der Katastrophe in Santa Maria sind die Brasilianer fassungslos. (Emsdettener Volkszeitung)
Ausriß, Tragödie & Vorkarneval: Der Abend nach der Katastrophe in Sao Paulo.
Großer Vorkarnevalsball mit Marchinha-Auswahl in Rio de Janeiro – „Der Ball war ein Erfolg!“ Wie es hieß, war die Fundicao Progresso im Zentrum von Rio, im Ausgeh-Stadtteil Lapa, am Abend nach der Tragödie von Santa Maria zum Bersten voll, mit etwa 2000 Feierlustigen, ein rauschendes Fest, voller Begeisterung: http://www.fundicaoprogresso.com.br/page/releasesdetalhes.aspx?cod=99
„Brasilien im Schockzustand“(TV in Mitteleuropa)
Karnevalsfest von Sambaschule Imperatriz Leopoldinense am Abend des Sonntags der Tragödie: http://odia.ig.com.br/portal/o-dia-na-folia/cris-vianna-e-gaby-amarantos-se-divertem-no-ensaio-da-imperatriz-leopoldinense-1.540977
Após a apresentação, com a quadra empolgadíssima, o diretor de carnaval Wagner Araújo cancelou a rotina técnica do ensaio e liberou os componentes para curtirem a festa.
Ausriß, Rio de Janeiro, am Tag der Tragödie vom Morgen – das Foto der Frauen spricht Bände.
Publicado em 28 de janeiro de 2013por carnavalanca
O Baile do Carnavalança, ontem, na Fundição Progresso, foi super animado. Colombina, pierrô, vaqueiro, palhaços, princesas, bate-bola, todos estavam reunidos no que foi chamado do primeiro baile de carnaval infantil da Fundição. Além do lançamento oficial do Carnavalança, a festa disseminou a animação carnavalesca entre pais e filhos, adultos e crianças. Muito especial ver diferentes gerações pulando juntas ao som das tradicionais marchinhas carnavalescas!
Brasilianischer Therapeut Jorge Forbes:”Rio-Karneval eher ein Fest kollektiver Entfremdung, Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit”. Umgang mit Katastrophen, Tragödien, soziokulturelle Faktoren, Mentalität. **
tags: brasilien, jorge forbes, karneval, kultur, psychologie, scheiterhaufen, tropa de elite, westliche werte
Wie funktioniert sozialpsychologisch Karneval in einer Scheiterhaufenstadt, die von täglichen Schießereien, Feuergefechten, zahlreichen Morden und No-Go-Areas geprägt ist? Auf der Berlinale wird im brasilianischen Wettbewerbsbeitrag „Tropa de Elite” erstmals auch eine u.a. zur Einschüchterung der Slumbewohner übliche barbarische Tötungsart, der Scheiterhaufen aus aufgestapelten Autoreifen, genannt „Microondas”, Mikrowelle, gezeigt.
Beim Drehen der Szene in der Favela “Morro dos Prazeres” waren laut Presseberichten Dutzende von Banditen, die Mpis, Pistolen und Handgranaten trugen, in der Nähe und schauten zu, gaben aus eigener Scheiterhaufen-Praxis Tips.”Po, der Typ stirbt nicht so, der schreit viel mehr”, sagte einer von ihnen zu den Schauspielern. Die hielten sich, wie es hieß, an die Anweisungen der Banditen, produzierten die Microondas-Szene exakt so. Scheiterhaufen dieser Art loderten bereits häufig in der Amtszeit von Rio de Janeiros Gouverneur Leonel Brizola, der Vizepräsident einer großen weltweiten Parteienassoziation war. Die Favela „Morro dos Prazeres” befindet sich unweit der weltberühmten Paradestraße des Karnevals, dem Sambodrome.
Mancher Zuschauer in Berlin dürfte sich fragen, wie mittelalterliche Scheiterhaufen und ein weltberühmter Karneval in derselben Stadt möglich sind. In Sao Paulo berichteten Augenzeugen, daß in den achtziger und neunziger Jahren bei einer der berühmtesten Sambaschulen der Megacity auf beinahe jeder öffentlichen Vor-Karnevals-Probe im Getümmel Menschen erschossen wurden. Wie es hieß, wurden die Leichen weggeschleift – und das Sambafest ging weiter.
Der aus Rio de Janeiro stammende renommierte Therapeut und Kolumnist Jorge Forbes erläuterte entsprechende soziokulturellen Besonderheiten des Tropenlandes im Website-Exklusivinterview und kritisierte dabei auch den Rio-Karneval. „In unserem Land geschehen viele Tragödien, viele schockierende soziale, wirtschaftliche Desaster. Die Brasilianer müßten jedesmal innehalten, und sich einfach sagen: Schluß mit dem Lachen. Doch damit haben Brasilianer im allgemeinen große Probleme – sie sind Selbstbesinnung, Selbstbeobachtung und eben dieses Innehalten nicht gewöhnt. Als ob sie fürchten, an Kreativität, an Lebenslust zu verlieren. Oder gar in eine ausweglose Depression zu verfallen.” Therapeut Forbes bezog sich u.a. auf das letzte große Flugzeugunglück von Sao Paulo, bei dem rund zweihundert Menschen größtenteils in den Flammen eines Airbus umgekommen waren. Von solchen Geschehnissen wolle sich der Brasilianer so rasch wie möglich entfernen, tue dies indessen auf krankhafte Art. Daß direkt am Schauplatz der Flugzeugkatastrophe lachende Menschen waren, Regierungsfunktionäre minutenlang lachten, zudem obszöne Gesten machten, nennt Therapeut Jorge Forbes ebenfalls manisch, krankhaft. Brasiliens Nachrichtenmagazin „Veja” veröffentlichte Fotos von hohen Funktionären der staatlichen Luftaufsichtsbehörde Infraero, die am Unglücksort auf den brennenden Airbus zeigen, irgendeine Bemerkung machen und dann etwa fünf Minuten lang lachen. Auch über die Scheiterhaufen von Rio werden immer wieder Witze gerissen.
”Ich wünschte mir, die Brasilianer würden anders reagieren. Denn daß wir nicht mit Schmerz, mit Schwäche und eigener Zerbrechlichkeit umgehen können, kommt uns teuer zu stehen. Wer die nötige Trauerarbeit nicht leistet, wird nur zu häufig krank, psychisch gestört oder eben gefühlskalt. Hier zeigen sich auch Entsolidarisierung und Individualismus in einer immer egoistischeren Welt. Man schaue sich nur den Karneval von Rio an “ er ist nicht mehr Ausdruck der Fröhlichkeit unseres Volkes, sondern eher ein Festival kollektiver Entfremdung, von Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit. Auf Regierungen können wir nicht mehr hoffen, die Zivilgesellschaft muß sich organisieren, jeder von uns muß Verantwortung übernehmen. Die brasilianischen Eliten schotten sich in ihren Privilegiertenghettos, ihren Privatstraßen ab, hinter Stacheldrahtverhauen unter Strom. Wenn man den anderen nicht mehr als potentiellen Freund, sondern potentiellen Feind ansieht, führt dies zu paranoiden Sozialbeziehungen, führt in die Katastrophe.”
Brasilianische Sozialwissenschaftler sowie bekannte Kommentaristen betonen seit Jahren, daß die Auslandspropaganda nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen das Karnevalsklischee weiterhin fördert. Das Klischeebild Brasiliens als Land von Samba, Karneval, Fußball, unbändiger Lebensfreude und Rassendemokratie sei kurioserweise von Diktator Getulio Vargas, einem Hitlerverehrer und Judenhasser, in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts produziert worden. Diogo Mainardo, provokanter Kolumnist des führenden Nachrichtenmagazins „Veja”, formuliert es so:”D e r Brasilianer existiert gar nicht, ist eine Täuschung, eine Lüge. Wer den Typus des Brasilianers erfunden hat, war die Getulio-Dikatur. Die erfand eine Rasse, glorifizierte die Mischung zwischen Weißen, Schwarzen und Indianern “ Frucht einer kollektiven Vergewaltigung. Erfunden wurden Mythen, der Fußball, der Karneval, die Populärmusik. Die Getulio-Diktatur erfand d e n Brasilianer, um ihn besser beherrschen zu können.” Mussolinis Italien, aber auch Hitlers Deutschland seien hier vorbeigekommen, es habe ein „ambiente goebbeliano” gegeben. „Der Unterschied ist, daß sich Italien und Deutschland von jenem sechzig Jahre zurückliegenden totalitären Diskurs befreit haben. In Brasilien wird er gleich fortgesetzt, werden Ideen von 1930 wiedergekäut. Die großen Namen unserer Intelligentsia und unserer Kultur sind jene alten Kollaborateure der Getulio-Diktatur, die mitgeholfen haben, jenes Image vom Brasilianer zu schmieden.” Diogo Mainardo von „Veja” nennt den in Europa mit Lob und Hudel bedachten Architekten Oscar Niemeyer, aber auch Namen wie den Brasilia-Entwerfer Lucio Costa, ferner Gilberto Freyre und Vinicius de Morais.
„Churrasco da TAM“:
„Die Blutbäder des Marktes“ – Brasiliens Kolumnist und Filmemacher Arnaldo Jabor 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/
Landesmedien berichten über das makabre Urinierproblem von Rio de Janeiro – am Sonntag der Tragödie 69 Festnahmen laut amtlichen Angaben:
Das brasilianische Fernsehen zeigte, wie ungezählte Brasilianer, Männer und Frauen, ungeniert auf den Sand der Postkartenstrände von Rio de Janeiro urinierten – nicht zufällig holt sich mancher deshalb beim Sonnenbaden angesichts der gravierenden hygienischen Situation u.a. schwere Hautkrankheiten.
Katastrophenprävention in Brasilien – keine Freigabe versprochener Mittel: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/23/teresopolis-besonders-von-der-hausgemachten-umweltkatastrophe-verwustet-prafekt-aus-lulas-arbeiterpartei-und-auch-noch-mitglied-einer-evangelikalen-sekte/
Internationale und nationale Verkehrsvorschriften – und die Praxis, die sehr viele Todesopfer fordert:
tags: brasilien-motorradunfälle
Wie hier, am Flughafen Congonhas in Sao Paulo, nutzen Motorradfahrer den Raum zwischen den Autos als eigene Spur – das Unfallrisiko ist sehr hoch, täglich sterben in Sao Paulo deshalb mindestens drei Motorradfahrer. Fast jeder Stadtbewohner hat bereits mehrfach gesehen, wie Motorradfahrer in dem engen Zwischenraum mit PKW kollidierten, stürzten und überfahren wurden. Seit Motorradfahrer sich nicht mehr an die Überholvorschriften zu halten brauchen, sind die Unfallzahlen enorm in die Höhe geschnellt. 2010 wurden in Brasilien 13452 bei Unfällen getötete Motorradfahrer registriert, 2012 wird mit einer weit höheren Zahl gerechnet. Die sozialen Kosten sind für das Land immens. Weltweit ist nur in Paraguay die Todesrate für Motorradfahrer höher, laut Statistiken.
Nachtclub-Tragödie, soziokulturelle Aspekte: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/02/01/brasilien-nachtclub-tragodie-soziokulturelle-faktoren-therapeut-jorge-forbes-analysiert-bereits-2008-politisch-unkorrekte-mentalitatsaspekte-der-spiegel-2013/
Laut Landesmedien bewußte Fahrlässigkeit, zahlreiche Sicherheitsmängel, schlecht geschultes Nachtklubpersonal, wichtigste Beweismittel verschwunden…
Über 180 Menschen erstickten in den Toiletten.
Entgegen üblicherweise anderslautenden Berichten in Europa war der Eingang zum Nachtclub gleichzeitig der einzige Ausgang – es gab, wie die brasilianischen Medien informierten, also keinerlei andere Ausgänge, gar zahlreiche Ausgänge, keinerlei Notausgänge, keine Fluchttüren, zudem keinerlei Fenster. (deutschsprachige Medieninfos: viele Ausgänge versperrt)
Zu den sehr kritischen Fragen an die zuständigen brasilianischen Autoritäten gehört, wieso ein Nachtclub eine Betriebserlaubnis erhalten konnte, der nicht einmal über Notausgänge verfügt. Seit August 2012 war zudem die von der Feuerwehr ausgestellte Brandschutz-Erlaubnis abgelaufen, hieß es.
Brandursache – die Band Gurizada Fandangueira nutzte absurderweise Pyrotechnik, wodurch sich ein Teil der Decke entzündete.
Laut zuständigen Behörden war der Nachtclub für eine maximale Zahl von 1000 Personen zugelassen – zum Zeitpunkt der Tragödie hätten sich indessen 1500 Personen dort befunden.
Unter den Opfern befinden sich zahlreiche Deutschstämmige.
http://zerohora.clicrbs.com.br/rs/geral/pagina/tragedia-em-santa-maria.html
„Drittgrößte Katastrophe dieser Art in der Geschichte“: http://g1.globo.com/brasil/noticia/2013/01/tragedia-em-boate-de-santa-maria-e-terceira-mais-fatal-da-historia.html
Ungeachtet der Tragödie viele fröhliche, ausgelassene Vorkarnevalsfeste und – umzüge, darunter Kinderfeste, besonders in Rio de Janeiro, wie die Landesmedien berichten – Hinweis auf soziokulturelle Verhaltensweisen, den Umgang mit nationalen Tragödien in Brasilien.
Während Radio und TV ständig neue Informationen über die entsetzlichen Vorgänge in dem Nachtclub, aktuelle Totenzahlen verbreiteten, wurde vielerorts in der Zuckerhutstadt auf den Straßen und in Klubs gefeiert, getanzt, was das Zeug hielt: http://g1.globo.com/rio-de-janeiro/carnaval/2013/noticia/2013/01/piranhas-se-esbaldam-em-bloco-de-botafogo-na-zona-sul-do-rio.html
Großer Vorkarnevalsball mit Marchinha-Auswahl – „Der Ball war ein Erfolg!“ Wie es hieß, war die Fundicao Progresso im Zentrum von Rio, im Ausgeh-Stadtteil Lapa, am Abend nach der Tragödie von Santa Maria zum Bersten voll, ein rauschendes Fest, voller Begeisterung: http://www.fundicaoprogresso.com.br/page/releasesdetalhes.aspx?cod=99
Bandas e blocos agitam as ruas do Rio neste domingo
Ruas são interditadas para a brincadeira dos foliões. (Globo)
Ausriß, Rio de Janeiro, am Tag der Tragödie – das Foto der Frauen spricht Bände.
Vor dem Hintergrund der vielen fröhlichen Vorkarnevalsfeste, Umzüge und Feiern der Sambaschulen direkt nach der Katastrophe am selben Tag, dem Sonntag, schrieb die deutsche Bild-Zeitung: ”Ein Land steht unter Schock.”
PORTO ALEGRE Schmerz, Trauer, Tränen – in bewegenden Szenen hat das sonst so lebenslustige Brasilien Abschied genommen von den jungen Menschen, die in dem Feuerinferno einer Disco den Tod fanden. Auch am Tag nach der Katastrophe in Santa Maria sind die Brasilianer fassungslos. (Emsdettener Volkszeitung)
Ausriß.
„Brasilien ist schockiert und trauert.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
Brasilien ist geschockt von dem Unglück.… (Focus)
„Brasilien ist im Schockzustand.“ Kronen-Zeitung „Die Notausgänge reichten nicht aus.“
„Die Brandkatastrophe schockt ganz Brasilien.“ Neue Ruhr-Nachrichten
Die Landesmedien berichten indessen gleichzeitig über die Brandkatastrophe im Nachtclub sowie über die Vorkarnevalsfeste des Tages, veröffentlichen Fotos der Tragödie und der karnevalesken Straßenfeiern und Umzüge. In mitteleuropäischen Medien werden indessen realitätsfern wieder die bei solchen Katastrophen üblichen Klischee-Formulierungen, Klischee-Analysen, Leerformeln verbreitet. Dabei ist noch gut in Erinnerung, wie das Land in der Vorkarnevalsphase von 2011 mit der Umweltkatastrophe bei Rio umging, bei der etwa 1000 Menschen ums Leben kamen.
Karnevalsvorfreude am Katastrophensonntag auch in Sao Paulo: http://cgn.uol.com.br/noticia/42744/ellen-roche-no-ensaio-tecnico-da-sociedade-rosas-de-ouro-no-sambodromo
Dies erinnert an an die Gleichzeitigkeit von Vorkarneval und Umweltkatastrophe mit vielen Toten von 2011: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/15/vorkarneval-und-paraden-rios-trotz-katastrophe-mit-bisher-559-toten-tourismus-mit-rekordverlusten-teilstaatstrauer-erst-ab-montag/
„Feste und Paraden trotz Staatstrauer“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/19/willkommen-im-paradies-brasilien-boomt-die-faz-uber-das-freudenfest-fur-ronaldinho-gaucho-in-rio-am-tag-nach-der-katastrophennacht-mit-uber-700-toten/
„Churrasco da TAM“:
“Die Blutbäder des Marktes” – Brasiliens Kolumnist und Filmemacher Arnaldo Jabor 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/
1961 kamen in Rio/Niteroi über 500 Menschen bei einem Zirkusbrand ums Leben.
Katastrophenprävention in Brasilien – keine Freigabe versprochener Mittel: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/23/teresopolis-besonders-von-der-hausgemachten-umweltkatastrophe-verwustet-prafekt-aus-lulas-arbeiterpartei-und-auch-noch-mitglied-einer-evangelikalen-sekte/
Internationale und nationale Verkehrsvorschriften – und die Praxis, die sehr viele Todesopfer fordert:
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/09/brasiliens-sambaschule-vai-vai-ensaio-2012/
Fotoserie über Megacity: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/18/sao-paulo-fotoserie-uber-brasiliens-megacity/
Portela, Rio.