Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien, Nachtclub-Tragödie, soziokulturelle Faktoren, Mentalität. Therapeut Jorge Forbes analysierte bereits 2008 politisch unkorrekte Mentalitätsaspekte im Website-Interview(damals chancenlos im gesteuerten Kommerz-Mainstream). Der Spiegel 2013. Warum brasilianischer Lebensstil in Ländern wie Deutschland angesichts neoliberalen Wertewandels so bewundert wird. Soziokultureller Umgang mit der Scheiterhaufenpraxis von Rio de Janeiro.

 http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/26/brasiliens-autor-und-filmemacher-paulo-linscity-of-god-zur-pressefreiheitwurde-ich-die-realitat-so-schildern-wie-sie-ist-konnte-man-das-garnicht-publizieren/

„Wir tolerieren Dinge, die eigentlich unerträglich sind.“ Der Spiegel im Interview mit Soziologe Sergio Abranches

„Wie konnte es zu der Brandkatastrophe in einer Disco in Brasilien kommen? Steckt auch ein kulturelles Problem dahinter? Der Soziologe Sérgio Abranches spricht im Interview über eine hypermobile, geschichtslose Gesellschaft, die Unangenehmes verdrängt.“

„Wir lernen nicht aus einem Unglück, um zukünftige Katastrophen zu vermeiden.“

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/brandkatastrophe-in-brasilien-der-soziologe-sergio-abranches-im-interview-a-880862.html

„Kultur der Verantwortungslosigkeit, mörderische Kultur – das menschliche Leben hat unter uns wenig Wert – Geldgier charakterisiert unsere Gesellschaft“ – Rosiska Darcy de Oliveira in O Globo 2013

In der deutschen Parteipropaganda wird die brasilianische Regierung als progressiv eingestuft.

In offiziellen deutsch-brasilianischen Verlautbarungen ist kurioserweise immer von „gemeinsamen Werten“ die Rede.

“Wir sind das Land, wo man am meisten mordet”:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/13/brasilienwir-sind-das-land-wo-man-am-meisten-in-der-welt-mordet-groste-nationale-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-2012/

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/

Propaganda heute:  http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/01/brasiliens-erfolgreiche-auslandspropaganda-2009-uber-40-millionen-euro-investiert-laut-brasil-economico-enge-zusammenarbeit-mit-medien-europas/

„Zwischen 2004 und 2007 wurden in Brasilien mehr Menschen gewaltsam getötet als in den 12 wichtigsten kriegerischen Konflikten der Erde dieser Jahre…Der Schauplatz der Gewalt, die harte Realität der Slumperipherien, veränderte sich wenig.“ Miguel Reale Junior, Rechtsexperte, Ex-Justizminister,  in Qualitätszeitung O Estado de Sao Paulo 2013

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/20/adolf-hitler-und-brasiliens-ausgelassene-kriegs-karnevals-viele-lustige-sambas-marchinhas-uber-hitler-und-mussolini/

Brasilianischer Therapeut Jorge Forbes:”Rio-Karneval eher ein Fest kollektiver Entfremdung, Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit”. Umgang mit Katastrophen, Tragödien, soziokulturelle Faktoren, Mentalität. (2008)**

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Wie funktioniert sozialpsychologisch Karneval in einer Scheiterhaufenstadt, die von täglichen Schießereien, Feuergefechten, zahlreichen Morden und No-Go-Areas geprägt ist? Auf der Berlinale wird im brasilianischen Wettbewerbsbeitrag „Tropa de Elite” erstmals auch eine u.a. zur Einschüchterung der Slumbewohner übliche barbarische Tötungsart, der Scheiterhaufen aus aufgestapelten Autoreifen, genannt „Microondas”, Mikrowelle, gezeigt.


Beim Drehen der Szene in der Favela “Morro dos Prazeres” waren laut Presseberichten Dutzende von Banditen, die Mpis, Pistolen und Handgranaten trugen, in der Nähe und schauten zu, gaben aus eigener Scheiterhaufen-Praxis Tips.”Po, der Typ stirbt nicht so, der schreit viel mehr”, sagte einer von ihnen zu den Schauspielern. Die hielten sich, wie es hieß, an die Anweisungen der Banditen, produzierten die Microondas-Szene exakt so. Scheiterhaufen dieser Art loderten bereits häufig in der Amtszeit von Rio de Janeiros Gouverneur Leonel Brizola, der Vizepräsident einer großen weltweiten Parteienassoziation war. Die Favela „Morro dos Prazeres” befindet sich unweit der weltberühmten Paradestraße des Karnevals, dem Sambodrome.
Mancher Zuschauer in Berlin dürfte sich fragen, wie mittelalterliche Scheiterhaufen und ein weltberühmter Karneval in derselben Stadt möglich sind. In Sao Paulo berichteten Augenzeugen, daß in den achtziger und neunziger Jahren bei einer der berühmtesten Sambaschulen der Megacity auf beinahe jeder öffentlichen Vor-Karnevals-Probe im Getümmel Menschen erschossen wurden. Wie es hieß, wurden die Leichen weggeschleift – und das Sambafest ging weiter.
Der aus Rio de Janeiro stammende renommierte Therapeut und Kolumnist Jorge Forbes erläuterte entsprechende soziokulturellen Besonderheiten des Tropenlandes im Website-Exklusivinterview und kritisierte dabei auch den Rio-Karneval. „In unserem Land geschehen viele Tragödien, viele schockierende soziale, wirtschaftliche Desaster. Die Brasilianer müßten jedesmal innehalten, und sich einfach sagen: Schluß mit dem Lachen. Doch damit haben Brasilianer im allgemeinen große Probleme – sie sind Selbstbesinnung, Selbstbeobachtung und eben dieses Innehalten nicht gewöhnt. Als ob sie fürchten, an Kreativität, an Lebenslust zu verlieren. Oder gar in eine ausweglose Depression zu verfallen.” Therapeut Forbes bezog sich u.a. auf das letzte große Flugzeugunglück von Sao Paulo, bei dem rund zweihundert Menschen größtenteils in den Flammen eines Airbus umgekommen waren. Von solchen Geschehnissen wolle sich der Brasilianer so rasch wie möglich entfernen, tue dies indessen auf krankhafte Art. Daß direkt am Schauplatz der Flugzeugkatastrophe lachende Menschen waren, Regierungsfunktionäre minutenlang lachten, zudem obszöne Gesten machten, nennt Therapeut Jorge Forbes ebenfalls manisch, krankhaft. Brasiliens Nachrichtenmagazin „Veja” veröffentlichte Fotos von hohen Funktionären der staatlichen Luftaufsichtsbehörde Infraero, die am Unglücksort auf den brennenden Airbus zeigen, irgendeine Bemerkung machen und dann etwa fünf Minuten lang lachen. Auch über die Scheiterhaufen von Rio werden immer wieder Witze gerissen.
”Ich wünschte mir, die Brasilianer würden anders reagieren. Denn daß wir nicht mit Schmerz, mit Schwäche und eigener Zerbrechlichkeit umgehen können, kommt uns teuer zu stehen. Wer die nötige Trauerarbeit nicht leistet, wird nur zu häufig krank, psychisch gestört oder eben gefühlskalt. Hier zeigen sich auch Entsolidarisierung und Individualismus in einer immer egoistischeren Welt. Man schaue sich nur den Karneval von Rio an “ er ist nicht mehr Ausdruck der Fröhlichkeit unseres Volkes, sondern eher ein Festival kollektiver Entfremdung, von Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit. Auf Regierungen können wir nicht mehr hoffen, die Zivilgesellschaft muß sich organisieren, jeder von uns muß Verantwortung übernehmen. Die brasilianischen Eliten schotten sich in ihren Privilegiertenghettos, ihren Privatstraßen ab, hinter Stacheldrahtverhauen unter Strom. Wenn man den anderen nicht mehr als potentiellen Freund, sondern potentiellen Feind ansieht, führt dies zu paranoiden Sozialbeziehungen, führt in die Katastrophe.”
Brasilianische Sozialwissenschaftler sowie bekannte Kommentaristen betonen seit Jahren, daß die Auslandspropaganda nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen das Karnevalsklischee weiterhin fördert. Das Klischeebild Brasiliens als Land von Samba, Karneval, Fußball, unbändiger Lebensfreude und Rassendemokratie sei kurioserweise von Diktator Getulio Vargas, einem Hitlerverehrer und Judenhasser, in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts produziert worden. Diogo Mainardo, provokanter Kolumnist des führenden Nachrichtenmagazins „Veja”, formuliert es so:”D e r Brasilianer existiert gar nicht, ist eine Täuschung, eine Lüge. Wer den Typus des Brasilianers erfunden hat, war die Getulio-Dikatur. Die erfand eine Rasse, glorifizierte die Mischung zwischen Weißen, Schwarzen und Indianern “ Frucht einer kollektiven Vergewaltigung. Erfunden wurden Mythen, der Fußball, der Karneval, die Populärmusik. Die Getulio-Diktatur erfand d e n Brasilianer, um ihn besser beherrschen zu können.” Mussolinis Italien, aber auch Hitlers Deutschland seien hier vorbeigekommen, es habe ein „ambiente goebbeliano” gegeben. „Der Unterschied ist, daß sich Italien und Deutschland von jenem sechzig Jahre zurückliegenden totalitären Diskurs befreit haben. In Brasilien wird er gleich fortgesetzt, werden Ideen von 1930 wiedergekäut. Die großen Namen unserer Intelligentsia und unserer Kultur sind jene alten Kollaborateure der Getulio-Diktatur, die mitgeholfen haben, jenes Image vom Brasilianer zu schmieden.” Diogo Mainardo von „Veja” nennt den in Europa mit Lob und Hudel bedachten Architekten Oscar Niemeyer, aber auch Namen wie den Brasilia-Entwerfer Lucio Costa, ferner Gilberto Freyre und Vinicius de Morais.

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 08. Februar 2008 um 23:47 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kulturabgelegt.

Jorge Forbes: „Wir leben in einer Zeit der Feigheit.“ http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/07/brasiliens-renommierter-therapeut-jorge-forbeswir-leben-in-einer-zeit-der-feigheit-hochachtung-fur-frau-sao-paulos-die-killerpolizisten-anzeigte-schulmassaker-in-rio-de-janeiro/

Wie nach der Nachtclub-Tragödie von Santa Maria in Brasilien landauf, landab kräftig der Vorkarneval gefeiert wurde – interessante Wahrnehmungsunterschiede in Bezug auf die Reaktionen der brasilianischen Bevölkerung, siehe deutschsprachige Berichte, die sogar einen „Nationalen Schockzustand“ konstatiert haben wollten:

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/28/brasilien-der-katastrophensonntag-von-santa-maria-wie-im-nordosten-am-selben-tag-im-vorkarneval-heftig-gefeiert-wurde-recife-olinda/

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Ausriß, Rio de Janeiro, am Tag der Tragödie vom Morgen – das Foto der Frauen spricht Bände.

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Ausriß, Rio, nach der Tragödie vom Morgen des Sonntags. “Nationaler Schockzustand” (Focus)

“Brasilien weint um seine Kinder” – Sächsische Zeitung

Politische Korrektheit und Wahrnehmungsdiskrepanzen.

Vor dem Hintergrund der vielen fröhlichen Vorkarnevalsfeste, Umzüge und Feiern der Sambaschulen direkt nach der Katastrophe am selben Tag, dem Sonntag,  schrieb die deutsche Bild-Zeitung:   ”Ein Land steht unter Schock.” 

Brasilien weint um die Opfer von Santa Maria

PORTO ALEGRE Schmerz, Trauer, Tränen – in bewegenden Szenen hat das sonst so lebenslustige Brasilien Abschied genommen von den jungen Menschen, die in dem Feuerinferno einer Disco den Tod fanden. Auch am Tag nach der Katastrophe in Santa Maria sind die Brasilianer fassungslos. (Emsdettener Volkszeitung)

Pyro-Show wird zum nationalen Trauma(Der Stern)

http://ofuxico.terra.com.br/noticias-sobre-famosos/sabrina-sato-esbanja-sensualidade-no-ensaio-da-gavioes-da-fiel/2013/01/28-161182.html

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 Ausriß, Tragödie & Vorkarneval: Der Abend nach der Katastrophe in Sao Paulo.

Großer Vorkarnevalsball mit Marchinha-Auswahl in Rio de Janeiro – “Der Ball war ein Erfolg!” Wie es hieß, war die Fundicao Progresso im Zentrum von Rio, im Ausgeh-Stadtteil Lapa, am Abend nach der Tragödie von Santa Maria zum Bersten voll,  mit etwa 2000 Feierlustigen,  ein rauschendes Fest, voller Begeisterung:  http://www.fundicaoprogresso.com.br/page/releasesdetalhes.aspx?cod=99

“Brasilien im Schockzustand”(TV in Mitteleuropa)

Karnevalsfest von Sambaschule Imperatriz Leopoldinense am Abend des Sonntags der Tragödie: http://odia.ig.com.br/portal/o-dia-na-folia/cris-vianna-e-gaby-amarantos-se-divertem-no-ensaio-da-imperatriz-leopoldinense-1.540977

Após a apresentação, com a quadra empolgadíssima, o diretor de carnaval Wagner Araújo cancelou a rotina técnica do ensaio e liberou os componentes para curtirem a festa. 

In vielen deutschsprachigen Medien wird heute mit teils grotesken Methoden gezielt dafür gesorgt, daß Medienkonsumenten keine orientierenden Informationen über andere Kulturen und Länder erhalten, sind soziokulturelle Fakten weitgehend tabu.

“In einer Kultur wie der unseren, in der die Scheinheiligkeit mit Sicherheit die herrschende Moral ist, deklariert man nie die wahren Absichten.” O Estado de Sao Paulo

„Die Blutbäder des Marktes“ – Arnaldo Jabor:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/

Vergewaltigungspraxis in Brasilien:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/28/vergewaltigungen-in-bestimmten-brics-staaten-brasiliens-medien-berichten-ausfuhrlich/

Völliges Desinteresse in der zynisch-scheinheiligen Gutmenschen-Szene für Slum-Sondergerichte, Scheiterhaufenpraxis Brasiliens – in Zeiten neoliberaler Herzenskälte: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/15/brasiliens-slum-sondergerichte-der-banditen-diktatur-in-zeiten-neoliberaler-herzenskalte-video-anklicken/

Brasilien – Testlabor des Neoliberalismus -“Eine der Säulen der Demokratie, der freie, mündige, kritische, bewußte Bürger, existiert in Brasilien nicht.”  :

Dr. Claudio Guimaraes dos Santos – Mediziner, Therapeut, Schriftsteller, Sprachwissenschaftler, Publizist, Künstler; unter den wichtigsten Denkern Brasiliens. ” O povo assiste calado aos escandalos mais chocantes.” “Imensa Passividade.” “Passivität des Brasilianers teils verursacht durch Fehlen von Bildung und Kultur.” Textsammlung, Olympia-Bewerbung Rio de Janeiros. **

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Beim Website-Interview in Sao Paulo.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/04/28/para-mim-o-que-caracteriza-realmente-o-povo-brasileiro-e-sua-imensa-passividade-brasilianische-mentalitat/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/22/joao-ubaldo-ribeiro-kritisiert-die-esperteza-der-brasilianer/

“In Brasilien gibt es Fremdenfeindlichkeit, Rassismus. Es fehlt Bewußtsein dafür, daß man eine solidarische Gesellschaft aufbauen müßte. Ich habe etwas Hoffnung, bin aber desillusioniert. Denn man sieht von Jahr zu Jahr, daß sich die Dinge hier nicht ändern. Alles bleibt im immergleichen Zustand. Die brasilianische Demokratie ist krank. Eine der Säulen der Demokratie, der freie, mündige, kritische, bewußte Bürger, existiert in Brasilien nicht. In den letzten zweihundert, dreihundert Jahren hat man eine unkritische Masse geschaffen – unfähig, zu entscheiden. Ich bin Demokrat. Unsere Eliten sind immer kulturloser, ungebildeter. Niemand mag schlechtes, verdorbenes Essen – doch schlechte Informationen schlucken alle massenweise und völlig unkritisch. Wir sehen eine Verarmung des Kulturniveaus der Menschheit – ich fühle das extrem schmerzhaft. Schließlich war der Zugang zu Kultur noch nie so leicht wie heute. Alles ist leichter greifbar, ob gute Bücher oder gute Musik – doch man nutzt es nicht. Ein interessanter Aspekt – die Scheinheiligkeit in den persönlichen Beziehungen in Brasilien, die vieles verdeckt und versteckt. Wir Brasilianer übertreiben darin – entfernen damit den anderen. Der Brasilianer pflegt eine ferne, distanzierte Nähe, wie ich es nenne.  Es scheint nur so, als ob eine Person einem sehr nahe ist – doch sie ist es nicht, sie ist weit weg. Großes Ziel, großer Konsumwunsch des Brasilianers ist jener american way of life unserer Eliten. Unglücklicherweise wird in Brasilien der einheimische Intellektuelle nur sehr selten geschätzt, hier fehlt intellektueller Dialog. Da man den Intellektuellen wenig Wert beimißt, kommunizieren sie wenig untereinander, führen ein bestimmtes Inseldasein. Einstein hätte seine Relativitätstheorie heute wohl nie publiziert, da er bei den Fachzeitschriften-Boards nicht durchgekommen wäre. Da hätte man wohl gesagt, sehr komisch, nehmen wir nicht, kommt nicht rein ins Blatt. In der Kunst haben wir dieses Problem mit den Kuratoren. Das ist gravierend – willkürliche Kriterien, Segregation – als Folge das Immergleiche. Wie läufts denn in den Medien: New York Times, Economist haben dies und das gesagt  – also sagen wir das auch, so läufts doch. Deshalb ist heute das Internet so wichtig, um diese Einseitigkeit, dieses Schema zu umgehen. Die Rolle der Nachrichtenagenturen ist bedenklich, oft passierte doch vor Ort ganz anderes – Pressemagnaten kontrollieren die Information. Ich gab bereits Interviews, wonach man ganz anderes druckte, als ich gesagt hatte. Und worauf ich von anderen Experten beschuldigt wurde, Blödsinn zu verbreiten. Ich mußte dann wieder öffentlich klarstellen, ganz anderes gesagt zu haben. Doch solche Risiken muß man eingehen. Immer wird es schlechte Editoren, Manipulierer geben. Manche Leute entschieden deshalb, nichts mehr zu sagen. Ich fordere meine Kollegen stets auf: Wenn ihr es nicht aussprecht, wer wird es dann tun? Der Fußballer, der Pagodesänger, der schlechte Politiker, der jede Chance zum Reden sofort nutzt? Wenn wir schweigen, beherrschen diese Leute die Szene. Deshalb dürfen wir auch Risiken nicht scheuen!”

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

Beispiele banalster Art für auffällige Passivität lassen sich in Brasilien täglich überall beobachten: Selbst in Sao Paulos City stehen die Menschen häufig an den “Schnellkassen” der Supermärkte in über hundert Meter langen Schlangen, warten brav über eine halbe Stunde lang – dagegen zu protestieren, daß nur etwa die Hälfte der Kassen besetzt ist, fällt niemandem ein. In Mitteleuropa würden die Supermärkte bereits aus Image-und Effizienzgründen dafür sorgen, daß die Kunden rasch bezahlen können. Gleiches gilt in Sao Paulo für den absurd schlecht organisierten Nahverkehr – Proteste gegen die enormen Wartezeiten, den hohen Verlust an Freizeit sind unüblich.

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Scheiterhaufen “microondas” – immer wieder von Zeitungen abgebildet, Teil der Gewaltkultur-Normalität.

Die Mittelschicht: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/07/wie-tickt-eigentlich-brasiliens-mittelschicht-die-classe-media-ein-genialer-song-von-max-gonzaga-auf-youtube/#more-675

Text zu Olympia-Bewerbung Rio de Janeiros: http://observatoriodoesporte.org.br/ouro-de-tolo-olimpico/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/19/kardinal-lorscheiter-these-von-dr-claudio-guimaraes-dos-santos-bestatigt-bewust-und-durchdacht-betriebenes-projekt-der-brasilianischen-eliten/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/06/elitenliebling-lula-macht-alles-richtig-partido-do-movimento-democratico-brasileiropmdb-wichtigster-partner-der-regierungsallianz-jose-sarney-chef-des-nationalkongresses-ex-staatsprasident-collor/

Weitere Texte von Dr. Claudio Guimaraes dos Santos, veröffentlicht in Brasiliens größter Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo”. 

TENDÊNCIAS/DEBATES

Os artigos publicados com assinatura náo traduzem a opiniáo do jornal. Sua publicaçáo obedece ao propósito de estimular o debate dos problemas brasileiros e mundiais e de refletir as diversas tendências do pensamento contemporâneo. debates@uol.com.br A era das múmiasCLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS




Múmias de todas as classes, deixai de vos rebelar contra o destino! Conformai-vos com a finitude irremediável dos homens, do universo 


O PASSADO , náo há dúvida, é muito sedutor, já que se deixa “reescrever” à vontade, sem maiores compromissos.
Sáo provas disso as confissões que se fazem a sacerdotes e terapeutas: nelas, os erros se disfarçam de acertos e os fracassos reluzem como sucessos. (Quantos anos de terapia ou de culto náo sáo, às vezes, necessários para que um homem se reconheça como é, moderando o teor fantasista e benevolente dos seus relatos!…) Sáo também evidências da maleabilidade do passado os revisionismos com que topamos, amiúde, em alguns livros de história, em que bandidos e assassinos contumazes sáo transmutados -como que por encanto!- em exemplos edificantes de heróis martirizados (e vice-versa), ao sabor puro do viés ideológico dos historiadores.
Mais que tendência ligeira, o apego às coisas que já se foram é traço saliente da nossa própria humanidade: do animismo rudimentar à mais elaborada religiáo, trata-se sempre dos mortos -ainda que lhes chamemos “deuses”- e dos rituais mais ou menos complexos que lhes sáo devidos.
Tal apego, todavia, pode também vir à luz de maneira patológica: seja como fixaçáo insensata no passado e em tudo que o evoque -tradições, objetos, ancestrais-, seja como desejo (paradoxal) de desfrutar uma eterna juventude, entretendo-se, sem descanso, com “novidades” -um desejo no qual a atraçáo doentia pelo “velho” é substituída, compensatoriamente, pela sede insaciável do “novo”.
Um exemplo evidente, ainda que nem sempre reconhecido, de fixaçáo malsá pelo passado é a tendência demasiado preservacionista que, já há algumas décadas, vem transformando alguns países do “Ocidente desenvolvido” num verdadeiro “paraíso dos museus”. Essa tendência extravasou, recentemente, os limites do “mundo civilizado”, atingindo, entre outras “periferias”, a cobiçada Amazônia.
Após terem museificado os seus próprios territórios, alguns ecofilantropos querem, agora, semear os “tristes trópicos” de incontáveis “museus a céu aberto”. Buscam, assim, transformar a terra alheia em “patrimônio da humanidade” para seu uso (quase) exclusivo, onde possam dar vazáo, durante as férias, a anacrônicos devaneios rousseaunianos, retornando, depois, para o conforto tecnológico dos seus lares.
Um pouco mais e será só para esses novos Stings (e suas modernas filmadoras) que os nossos pobres indígenas -condenados, sem escolha, a um eterno arcaísmo- repetiráo os seus monótonos rituais, enclausurados em imensas redomas verdejantes.
Enquanto isso, nos cinturões de favelas que estrangulam as capitais brasileiras, milhões de indivíduos -igualmente cidadáos- continuaráo mergulhados na miséria, espremidos entre o desprezo dos poderosos e a “negligência benigna” do Estado.
Já no caso da negaçáo doentia do envelhecimento, era fatal que, nesta época táo epidérmica -tudo é “questáo de pele”-, tal recusa consistisse no esforço em perpetuar a aparência, já que é ela que denota, de modo direto e visível, a indesejada passagem dos anos. E sáo as “celebridades” -atrizes, políticos, apresentadores de TV, profissionais liberais, intelectuais- os que mais padecem desse mal.
Assistimos, assim, ao desfile deprimente de rostos inexpressivos, de olhos que náo se fecham, de bocas que náo sorriem, de ridículos implantes capilares, de magrezas cadavéricas, de peitos emborrachados, de bundas que extravasam a cintura das calças como as bordas de um “soufflé”.
Ignoro se tais caricaturas, que se apegam à juventude como a criança à chupeta, teráo tanto sucesso como os faraós do antigo Egito. Diga-se, porém, a seu favor que, com o auxílio da cosmética e da plástica, elas já lograram, pelo menos, mumificar-se ainda em vida!
Infelizmente, náo penso que possamos evitar que tipos como os historiadores revisionistas ou os ecofilantropos continuem a perseguir os seus funestos desígnios: seus espíritos, mais do que seus corpos, é que foram mumificados. Sustenta-os, na sua busca, a doce ilusáo de estarem certos. Todavia é possível que, com as outras múmias, nós tenhamos mais sucesso… Quem sabe ainda náo é tempo para despertá-las? Dirijamo-lhes, pois, um apelo sincero:
“Múmias de todas as classes, deixai de vos rebelar contra o destino! Conformai-vos com a finitude irremediável dos homens, das ideias, das nações, do universo… de tudo, enfim! Permiti que a vida, no seu fluir misterioso, vos transforme de uma vez em pó! Náo tendes nada a perder senáo o bolor de vossas ataduras! Múmias do meu Brasil, abandonai, para sempre, os vossos sarcófagos!”.
CLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS, 48, médico, psicoterapeuta e neurocientista, é escritor, artista plástico, mestre em artes pela ECA-USP e doutor em linguística pela Universidade de Toulouse-Le Mirail (França). TENDÊNCIAS/DEBATES“Vox populi, vox Dei?”CLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS


Um criminoso de “gola branca” e um assassino: por que o povo reage de maneira táo diversa perante esses dois tipos? 


A S TONELADAS de informações de baixa qualidade, “repercutidas” dia e noite, sobre a trágica morte da pequena Isabella náo permitem aos que desejam preservar o senso crítico senáo concluir que o sacrifício do intelecto é o alto preço que pagamos pela facilidade com que as notícias circulam no mundo contemporâneo.
De um lado, está o vergonhoso mercantilismo dos “meios de comunicaçáo”, bem mais preocupados em vender o seu “peixe” do que em cumprir o importante dever de informar. De outro, temos a cólera da multidáo, ainda ontem táo pacata, que se despe, num segundo, da sua casca de civilidade e clama pelas cabeças dos suspeitos.
Para explicar a vileza dos abutres da imprensa, que contabilizam, sem culpa, os seus lucros sobre o corpo (ainda quente) de Isabella, podemos lançar máo de Adam Smith ou de Marx. Já a fúria incontrolável das massas exige, para ser entendida, que recorramos a Freud.
Se possível, esqueçamos, por um momento, as novelas, as partidas de futebol, as revistas de fofoca, os programas de auditório apelativos, toda a miríade, enfim, de irrelevâncias com que nos “brinda” a mídia onipresente e tentemos pensar um pouco levantando algumas questões.
Por que a multidáo náo se volta, com a mesma ira, contra os políticos corruptos, os empresários desonestos, os “religiosos” picaretas, os fraudadores impudentes ou até mesmo -tristes tempos!- contra alguns “magníficos” reitores? Por que náo se montam “campanas” com banheiros químicos também na frente das suas casas? Por que náo se almeja linchar tais criminosos de “máos limpas” como se quer amiúde fazer com infanticidas, estupradores e pedófilos?
Será que os ditos crimes de “colarinho branco” -”limpos” só no nome- acarretam menor dano à sociedade do que os atos isolados, certamente hediondos, de alguns poucos indivíduos, como pensam náo só os leigos, mas também legisladores e juristas?
Náo creio.
Um assassino, mesmo “produtivo”, só consegue destruir algumas vidas, precisamente as que se colocarem ao alcance da mira. Um criminoso de “gola branca”, porém, dependendo do tamanho do “golpe”, afetará a vida de milhões. Apenas, ele o fará de maneira lenta, menos cruenta, mais palatável à nossa época digital, esmigalhando os futuros de um monte de Isabellas de uma forma “quase indolor”.
Mas, se é assim, por que o povo reage de maneira táo diversa perante esses dois tipos de criminosos? As respostas sáo muitas. Mencionarei a que julgo a mais relevante e que é também, por isso mesmo, a que menos agrada ao senso comum.
As pessoas, de um modo geral, sentem-se “mais à vontade” com os “criminosos de gravata”. Pensamentos como “a carne é fraca”, “eles roubam, mas fazem” e, é claro, o famoso “no lugar deles eu faria o mesmo” acabam por criar uma empatia profunda com tais delinqüentes, tornando-os, muitas vezes, merecedores de sincera admiraçáo. Tal se dá especialmente no Brasil, onde a “esperteza do malandro” é louvada em prosa e verso.
Já no caso dos crimes hediondos, custa-nos aceitar que também nós podemos cometê-los. E, a náo ser que o indivíduo disponha de um real autoconhecimento, obtido a duras penas pela análise corajosa do seu íntimo, jamais admitirá que sente, dormindo ou acordado, todo tipo de desejos inconfessáveis, o que inclui os impulsos infanticidas, parricidas, sadomasoquistas, pedófilos, homossexuais e tudo o mais que a sociedade costuma, em uma época ou outra, abominar.
Daí que essas pessoas que tanto se apressam em apedrejar náo pretendem, ao contrário do que crêem, obter a justa puniçáo para os culpados. Buscam, antes, evitar o encontro doloroso com a face mais horrenda da natureza humana, sem o qual nenhuma lucidez é possível.
Mas, compreende-se… É táo mais agradável seguir inconsciente desse fato, afundando sempre mais na doce mediocridade das novelas, das partidas de futebol, das revistas de fofoca…
Infelizmente para todos nós, as pessoas inconscientes constituem, desde sempre, a grande maioria. Diante disso, fica fácil imaginar o que seria, por exemplo, dos brasileiros se passássemos a ser governados por meio de plebiscitos, num grotesco pesadelo rousseauniano, tal como defendem alguns políticos totalitários que fingem ser democráticos.
“Vox populi, vox Dei?” Definitivamente náo. Precisamos, antes, ser mais humildes, reconhecendo que ainda estamos, enquanto espécie, muito longe de falarmos e de agirmos como deuses. Mas, afinal, o que isso importa, se o show tem que continuar?

TENDÊNCIAS/DEBATES

Aborto, embriões e o mea-culpa de Janine CLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS

Ironicamente, os principais responsáveis por difundir essa imagem distorcida do conhecimento científico sáo os próprios cientistas

C OM A vinda do papa Bento 16, o debate sobre o aborto, bem como sobre a pesquisa científica com os chamados embriões inviáveis, ganhou o destaque que se esperava. De um lado, vociferam os que se dizem defensores intransigentes da vida (”desde a concepçáo até o seu inevitável declínio”), um grupo bastante heterogêneo, formado náo apenas por cristáos, na sua maioria católicos, mas também por fiéis de outras religiões e até por alguns ateus.
Do outro lado, estáo os que se proclamam guerreiros incansáveis na “cruzada” contra o obscurantismo religioso, os que se crêem verdadeiros “portadores da luz” -que náo se percam pela soberba…- e, portanto, detentores inquestionáveis do monopólio da razáo. Uns e outros, a meu ver, estáo certos e errados, muito embora por motivos que todos eles parecem fazer questáo de ignorar.
Os que sustentam que as verdades da fé também devem ser levadas em conta sempre que é alterado, de forma relevante, o ordenamento jurídico de um Estado estáo certos em fazê-lo. Com efeito, toda lei, para ser realmente legítima, náo pode passar ao largo das normas religiosas que norteiam as vidas de milhões de cidadáos, ainda que elas o façam “apenas” de fato, e náo de direito. Contudo, uma coisa é levar em conta um determinado ponto de vista; outra, muito diversa, é acatá-lo sem crítica ou ponderaçáo.
Erram, portanto, os que pretendem abusar do princípio metodológico da “escuta ecumênica”, em si mesmo uma importante salvaguarda. Pois náo se pode, impunemente, transformá-lo numa espécie de “imperativo totalitário” a serviço de uma única opiniáo, seja ela a do papa ou a de um Prêmio Nobel. Afinal, as leis que iráo disciplinar cada uma dessas duas questões -o aborto e a pesquisa com os embriões inviáveis- teráo vigência nacional, aplicando-se, indistintamente, aos seguidores de qualquer credo ou opiniáo.
Estáo certos, por sua vez, os que afirmam que é necessário discutir esses temas polêmicos também à luz dos argumentos científicos e da saúde pública, sopesando, com critério, os aspectos relacionados à proteçáo da saúde da mulher -no caso da legalizaçáo do aborto- ou das perspectivas para o tratamento de moléstias crônico-degenerativas -no caso do aproveitamento dos embriões inviáveis. Estáo errados, todavia, quando sustentam, certamente imbuídos de um positivismo ingênuo, que a ciência deve sempre ser tomada como o parâmetro absoluto, como o “fiel da balança do próprio Deus”.
Equivocam-se, portanto, quando descartam qualquer argumento que náo reconheçam como “científico”, por julgarem-no desprovido de objetividade, pouco importando o domínio a que se refira. Ao absolutizarem desse modo indevido o poder da ciência, essas pessoas acabam por cometer o mesmo erro que pensavam eliminar, adorando um ídolo no lugar de outro. Ironicamente, os principais responsáveis por difundir essa imagem distorcida do conhecimento científico sáo os próprios cientistas, muitos deles desprovidos de uma formaçáo filosófica que seja digna desse nome.
Tornam-se, por isso, freqüentemente, meros tecnocratas do conhecimento, mais preocupados com a gestáo das “verbas de fomento” e a publicaçáo de resultados em “revistas de impacto” do que com a reflexáo sobre a natureza complexa da ciência. Além disso, o próprio fazer científico, como qualquer atividade humana, é transitório e imperfeito e precisa, sim, ser fiscalizado pelos membros da sociedade em que se dá. Sáo eles, aliás, num Estado democrático, os únicos a ter de fato legitimidade para fazê-lo, permitindo ou proibindo comportamentos por meio das leis elaboradas pelos representantes que elegem periodicamente. Abrir máo desse princípio significaria admitir que a práxis científica está fora do alcance de qualquer controle ético, o que me parece absurdo.
É realmente uma pena que os integrantes desses dois grupos náo decidam, vez por outra, ponderar -náo somente com a razáo mas também com o sentimento- sobre as idéias e as crenças que sustentam. Se o fizessem, talvez se tornassem mais humildes e, com isso, mais capazes de reconhecer os seus equívocos. Assim como o fez Renato Janine Ribeiro, tempos atrás, num corajoso e sincero mea-culpa, publicado neste mesmo jornal, que motivou táo intensas reações, precisamente porque foi lúcido.


CLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS, 47, médico, neurocientista e escritor, é doutor em lingüística pela Universidade de Toulouse-Le Mirail (França), professor da pós-graduaçáo em morfologia da Unifesp (Universidade Federal de Sáo Paulo) e coordenador da Unidade de Reabilitaçáo Neuropsicológica.TENDÊNCIAS/DEBATESOs artigos publicados com assinatura náo traduzem a opiniáo do jornal. Sua publicaçáo obedece ao propósito de estimular o debate dos problemas brasileiros e mundiais e de refletir as diversas tendências do pensamento contemporâneo. debates@uol.com.brAo mestre, com carinhoCLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS




Este momento da história é perigoso. Muitos de nós tornam-se táo “civilizados” que nem mais conseguem resistir à barbárie 


OUTUBRO, MÊS em que os ingênuos comemoram crianças e professores, é uma boa época para refletir sobre o triste estado da educaçáo brasileira. Para tanto, será útil examinar de que maneira os principais atores envolvidos entendem esse tema táo complexo.
Há os que vêem a educaçáo como um mero instrumento para a formaçáo de trabalhadores qualificados -de preferência, com pós-doutorado e MBA-, sem os quais é impossível aumentar a produtividade das empresas. Esses “devotos do progresso” náo desejam, portanto, formar indivíduos complexos e transdisciplinares, mas apenas “aleijões especialistas” que se encaixem sem folgas no circuito produtivo-consumista. Há, porém, os que defendem uma espécie de “novo humanismo”, concebido como uma reaçáo à visáo utilitarista do conhecimento que caracteriza o primeiro grupo. Infelizmente, a maior parte desses “neo-humanistas”, entre os quais há muitos educadores, afunda-se cada vez mais num misto de relativismo pós-moderno e rebeldia sem causa, mostrando-se ainda órfá dos movimentos contestatórios dos anos 1960/1970. Por terem confundido -tolamente- autoridade com autoritarismo, esses “velhos revolucionários” já náo sabem o que dizer aos professores quando estes sáo grudados -de verdade!- em suas cátedras ou atingidos por bofetadas (nada democráticas) de adolescentes quadrilheiros que desejam somente direitos e nenhum dever, constituindo, ironicamente, o resultado mais visível das pedagogias libertárias…
Há, por fim, os que parecem “estar pouco se lixando” para a questáo da educaçáo. Trata-se, todavia, somente de aparência…
Exibindo uma alta escolaridade, os membros desse terceiro grupo -banqueiros fraudulentos, políticos desonestos, religiosos impudentes, empresários espertalhões- têm profunda nostalgia do tempo em que o Brasil era “uma ilha de letrados num mar de analfabetos”. Por isso, náo medem esforços para perpetuar o estado de ignorância do “resto” da populaçáo, já que as suas vidas nababescas dele dependem crucialmente.
Além disso, por meio de leituras abusivas do nobre artigo 5º da Constituiçáo de 1988 -das quais somente os “grandes letrados” sáo capazes-, essa gangue vai ficando sempre impune e cada vez mais poderosa, dando um exemplo “edificante”, sobretudo aos cidadáos mais jovens.
Alheios a tudo isso, lá no ventre da “linha de montagem” em que muitos brasileiros sáo forjados, um punhado heróico de professores -despreparados e mal pagos- continua crendo que ensina a um contingente imenso de alunos, que “colaboram” com os mestres acreditando que aprendem.
Sem falar, é claro, da multidáo de governantes “prestimosos” que fingem que se importam…
Nessa tragédia de erros mais ou menos voluntários, acabamos por perder, salvo honrosas exceções, o aspecto essencial do processo educativo: formar indivíduos equilibrados, responsáveis, solidários, criativos, conscientes das imperfeições da natureza humana, mas ainda assim desejosos de construir um sentido para as suas vidas que seja mais denso do que a acumulaçáo de riqueza ou do que a busca desenfreada pela fama.
E o resultado dessa perda crucial, nós o vemos diariamente: um número sempre maior de pessoas desprovidas de coragem para enfrentar o absurdo da existência, agarrando-se a qualquer coisa que lhes permita esquecer a irrelevância das suas vidas; que buscam inutilmente nos outros o que só podem obter em si mesmas e que por isso mergulham num egoísmo malsáo, que tudo pede e nada dá, que tudo suga e nada fecunda; que abdicam da lucidez em nome de qualquer credo, perdendo-se no anonimato dos rebanhos e entregando-se, por fim, aliviadas, à redençáo da mediocridade.
Espero equivocar-me, mas julgo que vivemos um momento muito perigoso da história mundial, em que a sobrevivência de um pensamento independente e crítico é quase impossível. No caso brasileiro, ao contrário do que se diz, poucas vezes houve um patrulhamento ideológico táo intenso. Apenas ele é, hoje, mais sutil -quase transparente-, já que, graças à “deseducaçáo”, a censura náo opera mais “de fora”, mas “de dentro” das cabeças, coadjuvada pelo massacre midiático do politicamente correto.
Muitos de nós tornam-se, por isso, táo “civilizados” que nem mais conseguem resistir à barbárie. Eu lamento, professores e crianças, mas náo há muito o que festejar.
CLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS, 48, médico, psicoterapeuta e neurocientista, é escritor, artista plástico, mestre em artes pela ECA-USP e doutor em lingüística pela Universidade de Toulouse-Le Mirail (França). TENDÊNCIAS/DEBATESDroga! CLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS


Vamos tratar de um assunto espinhoso: a investigaçáo das verdadeiras razões pelas quais as drogas sáo táo buscadas por nós humanos 


O CRESCIMENTO exponencial do consumo de drogas, que é tanto maior quanto mais amplo for o significado atribuído à palavra, é um dos temas que mais preocupam a sociedade contemporânea. Curiosamente, o quase-consenso entre os especialistas de que a melhor maneira de diminuir esse consumo é o combate sem tréguas ao narcotráfico faz com que muitos deles se esqueçam -ou prefiram se esquecer…- de tratar de um assunto bem mais espinhoso: a investigaçáo das verdadeiras razões pelas quais as drogas sáo táo buscadas por nós humanos.
Tal negligência parece-me notável, já que é precisamente a imensa demanda por drogas de todos os tipos -do álcool ao ecstasy, passando pelo videogame, pelos cultos fundamentalistas e pelos livros de auto-ajuda, sem esquecer, é claro, o “futebor”- que faz com que elas se transformem num problema táo importante. E por que isso ocorre?
A minha suspeita é que essa investigaçáo só pode ser encetada por quem se disponha a colocar em xeque o próprio ethos consumista e competitivo que anima a sociedade em que vivemos. Mas, para tanto, é preciso coragem, pois balançar o alicerce mais bem protegido da nossa civilizaçáo pode trazer conseqüências desagradáveis para a saúde dos que ousarem fazê-lo. E coragem -sinto dizê-lo- é um “bem escasso” em nossos dias…
Tal investigaçáo, evidentemente, náo poderá jamais ser realizada com base no utilitarismo objetivista e “industriofílico” que predomina na ciência contemporânea, segundo o qual um “alto índice de produtividade acadêmica” é muito mais relevante do que a qualidade ou a originalidade do que, de fato, é produzido.
Com efeito, o que esperar de uma época em que muitos dos profissionais de saúde que tratam dos usuários de drogas (concebidas como “coisas ruins”) acreditam, de forma ingênua, que as doenças mentais seráo, um dia, inteiramente curadas por drogas (concebidas como “coisas boas”)?
O que esperar dos alienistas cibernéticos, dignos êmulos de Simáo Bacamarte, que se contentam em rotular o existir humano, incapazes que sáo de compreendê-lo, “medicalizando-o” até a náusea? Que se comprazem em atulhar de “transtornos mentais” a já abarrotada psicopatologia, na ânsia de adequá-la às exigências da moda e do mercado?
O que esperar desses herdeiros frustros de Paracelso, que sáo iludidos pelos conglomerados farmacêuticos e vivem sonhando com “pílulas da felicidade” capazes de tratar -para sempre e sem recaídas- o chamado “mal de vivre”, que corrói a humanidade desde Adáo (ou desde a australopiteca Lucy, para os que preferem um mito fundador “mais científico” para a nossa espécie)?
O que esperar desses tecnólogos do espírito, que primeiro se convencem de que as pessoas sáo computadores e depois se surpreendem quando elas agem -e reagem- como seres humanos?
O que esperar desses burocratas da alma, que desconhecem a riqueza conceitual de um Jung, de um Diel, de um Freud; que nada sabem das sutilezas psicológicas de um Stendhal, de um Flaubert, de um Machado; que jamais leram Platáo, Hegel ou Heidegger; e que se curvam, por isso mesmo, maravilhados, ao didatismo superficialíssimo da terapia cognitivo-comportamental, essa “sopa” requentada das idéias de Skinner, entremeadas de cognitivismo mal digerido e temperadas com pitadas de neurociência “fashion”? O que esperar de tal visáo da natureza humana? Quase nada.
E, todavia, é justamente nessa visáo que a sociedade apavorada -e que náo sabe mais para onde fugir, porque tem medo de si mesma- pretende jogar as últimas fichas. Incapazes de controlar os cidadáos por meio do famoso poder de polícia, os dirigentes da sociedade encurralada apelam para essa óptica psicofilosófica míope, na esperança vá de que ela possa auxiliá-los a encontrar algum tipo de “soluçáo final” para o problema das drogas.
Buscam, entáo, eliminar com os traficantes também os incômodos consumidores -que nunca deveriam ter existido!…-, apondo-lhes um rótulo diagnóstico conveniente e relegando-os a alguma “gaveta” taxonômica, da qual, com um pouco de sorte, náo sairáo jamais, como se fossem lacrados numa (asséptica) câmara de gás…
(Agem, assim, táo tolamente quanto os adultos que hipersexualizam as crianças e depois se queixam da explosáo da pedofilia…) Perante tudo isso, as pessoas de bom senso decerto lamentaráo o estado deplorável em que nos encontramos. Contudo, náo desanimemos! Sejamos “proativos e otimistas”, como aconselham os “gurus” de plantáo… Afinal, as coisas sempre podem piorar…
Mas que droga!



CLÁUDIO GUIMARÃES DOS SANTOS , 48, médico, psicoterapeuta e neurocientista, é escritor, mestre em artes pela ECA-USP e doutor em lingüística pela Universidade de Toulouse-Le Mirail (França).http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=_Zc7gBKV_Vghttp://www.hart-brasilientexte.de/2009/06/08/jurandir-freire-costa-therapeut-professor-an-der-staatsuniversitat-von-rio-de-janeirouerj-in-brasilien-herrscht-ethisch-moralische-schizophrenie/Rogerio Reis: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/07/rogerio-reis-microwaves-microondas-fotoinstallation-uber-scheiterhaufen-brasiliens-vom-maison-de-la-europeenne-de-la-photographie-in-paris-angekauft/http://www.hart-brasilientexte.de/2008/04/08/lateinamerikas-katholische-nachrichtenagentur-adital-der-individualistische-und-wenig-solidarische-charakter-des-brasilianers/Glückszahl und Flugzeugunglück:http://www.hart-brasilientexte.de/2009/06/02/flugzeugungluck-und-jogo-do-bicho-flugnummer447-und-airbustyp330-massiv-als-gluckszahl-ausgewahlt-a-vida-como-ela-e/ slumkloakesp1.JPG“Krise – was denn für eine Krise?” – Kloake-Slum in Sao Paulo.

Amnesty Journal 2009:“KOPF UNTER WASSER

Gravierende Menschenrechtsverletzungen offiziell abzustreiten oder zu vertuschen, kommt heutzutage bei der internationalen Gemeinschaft schlecht an. Das weiß auch die brasilianische Regierung und geht deshalb seit langem einen anderen Weg: Mit erstaunlicher, entwaffnender Offenheit wird in- wie ausländischen Kritikern bestätigt, dass sie völlig im Recht seien. Man sehe die Dinge ganz genau so und habe bereits wirksame Schritte, etwa zur Abschaffung der Folter, eingeleitet. Doch auf die Worte folgen meist keine Taten.Menschenrechtsaktivisten wie der österreichische Pfarrer Günther Zgubic, der die bischöfliche Gefangenenseelsorge in Brasilien leitet, vermissen seit Jahren deutliche Worte von deutscher Seite. Schließlich ist Lateinamerikas größte Demokratie ein wichtiger strategischer Partner von Deutschland, und die Regierung in Berlin spricht gerne von den “gemeinsamen Werten”, die beide Staaten verbinden würden. Mit dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Günter Nooke, hat jetzt zum ersten Mal endlich ein hochrangiger deutscher Politiker in der Hauptstadt Brasilia die Probleme offen angesprochen.Zgubic erinnert immer wieder an die wohlklingenden Versprechungen, die Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bei seinem Amtsantritt 2003 verkündet hat: “Er hat öffentlich erklärt, dass er Folter und andere grausame, unmenschliche Praktiken nicht mehr duldet.” Leere Worte aus Brasilia, denn nach Informationen von Zgubic existiert die Folter in allen Varianten, um Geständnisse zu erzwingen: “Es werden Elektroschocks eingesetzt, man presst den Kopf unter Wasser. Auf allen Polizeiwachen Brasiliens werden Häftlinge gefoltert”, meint Zgubic.Nun sieht er sich überraschend durch Nooke bestätigt. “Stehen Menschenrechtsprobleme wie die unsägliche Folterpraxis beim Staatspräsidenten ganz oben auf der Prioritätenliste? Wieso wird nicht stärker kritisiert, dass die Regierung alle internationalen Verpflichtungen eingeht, ohne sie dann auch konsequent umzusetzen? Wir merken, dass sich Brasilien beim Thema Menschenrechte von Europa entfernt”, erklärte Nooke kürzlich. Brasilien dürfe im Menschenrechtsbereich nicht abdriften.Doch vielleicht ist dies längst passiert. Paulo Vannuchi, Leiter des Staatssekretariats für Menschenrechte in Brasilia, hatte in der Zeitung “Folha de São Paulo” betont, dass das brasilianische Strafgesetz die ­Todesstrafe zwar nicht vorsehe, dennoch aber täglich außergerichtliche Exekutionen stattfinden würden. Gemeinsame Werte? Pedro Ferreira, Anwalt bei der bischöflichen Gefangenenseelsorge, findet es bedrohlich, dass selbst nach offiziellen Angaben derzeit über 126.000 Häftlinge trotz verbüßter Strafe illegal weiter festgehalten werden.Ehemalige Gegner der Diktatur (1964 bis 1985) weisen zudem auf die fatalen Folgen der nicht bewältigten Gewaltherrschaft hin. Nicht einmal die Öffnung der Geheimarchive aus der Zeit der Diktatur sei unter Lula veranlasst worden, kritisiert Bundesstaatsanwalt Marlon Weichert aus São Paulo. Die Straflosigkeit inspiriert seiner Meinung nach jene Staatsfunktionäre, die heute im Polizeiapparat und im Gefängnissystem “Folter und Ausrottung” betrieben. Mit leeren Worte kann man an diesen ­Zuständen wohl kaum etwas ändern.

ai-Journal Dezember 1996

Die “Hölle auf Erden”

BRASILIEN

Die “Hölle auf Erden”

Revolten, Hungerstreiks und Aids bestimmen den Alltag in den völlig überfüllten brasilianischen Gefängnissen. Brasilien gilt zwar als die zehntgrößte Wirtschaftsnation, leistet sich aber Haftanstalten, die man eher in Ruanda oder Burundi vermuten würde. Eine im April verkündete Amnestie entspannte die Situation nicht.

Eine mittelalterlich anmutende Gefangenenzelle in Rios Stadtteil Realengo: Jeder der mehreren Dutzend Insassen hat laut Gesetz Anspruch auf mindestens acht Quadratmeter – hier ist es nicht mal ein einziger. Geschlafen wird deshalb in Schichten. Während ein Teil der Gefangenen auf feuchtem Boden liegt, schlafen die anderen in Hängematten, die an den Gitterstäben befestigt sind. In einer Zelle im Stadtteil Bangu ein ähnliches Bild: 35 fast nackte, schwitzende Männer auf nur sechzehn Quadratmetern bei beißendem Fäkaliengeruch und nächtlichem Besuch von Ratten. Die psychische Spannung ist fast mit Händen greifbar. Neun von zehn Gefangenen haben Furunkel, in der heißesten Jahreszeit herrschen bis zu 60 Grad. Dann fallen täglich etwa 20 Insassen ohnmächtig um, werden von den Wärtern herausgezerrt und durch andere ersetzt.

Um aus dieser Hölle herauszukommen und in eine weniger überfüllte Zelle verlegt zu werden, bestechen Häftlinge ihre Aufseher mit bis zu umgerechnet 5.000 Mark. Es gibt brasilianische Gefängnisse, in denen die Insassen das nötige Geld sammeln, um dann die Begünstigten auszulosen. In Bangu kommen die notwendigen “Real” von der Familie oder Verbrechersyndikaten – je unerträglicher die Hitze, desto höher die Preise auf diesem Schwarzmarkt. Einmal am Tag gibt es schlechtes Essen; die Lebensmittelpakete der Angehörigen werden gewöhnlich nicht ausgehändigt.

Folter ist üblich. Ein Anwalt beschreibt einen Fall von 1996: “Polizisten mit Kapuzen mißhandelten 116 Gefangene, unter anderem mit Elektroschocks. Alle wiesen Blutergüsse auf, wurden zudem zu sexuellen Handlungen gezwungen.” Fast täglich werden Fälle zu Tode gefolterter, erschlagener Häftlinge bekannt – die politisch Verantwortlichen bleiben meist passiv. Nur wenige Intellektuelle protestieren, die Gesellschaft scheint sich an die grauenvollen Zustände gewöhnt zu haben.

Pervertieren statt resozialisieren

Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international oder “Human Rights Watch” prangern die Zustände in den brasilianischen Haftanstalten an – und auch die Gefangenenseelsorge der Katholischen Kirche läßt nicht locker. Padre Geraldo Mauzeroll von der “Pastoral Carceraria” im Teilstaat Sao Paulo gegenüber dem ai-Journal: “Wer ins Gefängnis kommt, wird pervertiert, wird angesehen und behandelt wie ein Tier – niemand ist an einer Besserung oder Resozialisierung interessiert. Die Gesellschaft rächt sich an ihnen, läßt sie intellektuell, spirituell, moralisch und kulturell und nicht selten sogar physisch sterben.” Mauzeroll hört in Polizeiwachen und Gefängnissen sehr häufig den Ausspruch: “Nur ein toter Häftling ist ein guter Häftling!” Der Padre geht seit 1973 in die “Presidios” – was er täglich sieht, sind Bilder wie aus Horrorfilmen: Tuberkulose grassiert, über die Gesichter Todkranker laufen Ameisen. Häftlinge verfaulen buchstäblich in Zellen. Die Gefängnisärzte sind selbst kriminell, weil sie Kranke bewußt

nicht behandeln, sondern sterben lassen. Sie werden aber nie zur Rechenschaft gezogen. Kriminell handeln auch Richter und Staatsanwälte, die über Folter und alle anderen Menschenrechtsverletzungen detailliert informiert sind, jedoch nicht eingreifen.

Das Gefängnispersonal verkauft Lebensmittel, die für Häftlinge bestimmt sind und ermöglicht Rauschgifthandel und -konsum hinter Gitterstäben. Ein Gefängnisdirektor: “Drogen müssen dort drin sein, damit die Gefangenen ruhig bleiben.”

Erzwungenes Schweigen, Morddrohungen

Ein dunkles Kapitel ist auch die sexuelle Gewalt, von Aufsehern sogar gefördert. Mauzeroll zum ai-Journal: “Wird ein wegen Vergewaltigung Verurteilter eingeliefert, stecken die Wärter ihn in bestimmte Massenzellen, damit er dort von 15 oder 20 Häftlingen vergewaltigt wird. Dies ist Gesetz in den Kerkern, und so verbreitet sich Aids sehr schnell.” Nach amtlichen Angaben infizierten sich bereits mehr als 20 Prozent aller Inhaftierten mit dem HIV-Virus – ein Großteil der rund 150.000 brasilianischen Gefangenen hat homosexuellen Verkehr, gewöhnlich ungeschützt.

Vitor Carreiro teilte in Rio de Janeiro jahrelang eine Zelle mit 47 Gefangenen. Er ist von Aids gezeichnet und sagt: “Alle Welt weiß, daß die Frau des Gefangenen der andere Gefangene ist.” Promiskuität ist der Alltag: José Ferreira da Silva, HIV-positiv, berichtet von vier festen und acht gelegentlichen Partnern – keiner benutzt Präservative.

Padre Mauzeroll drückt sich im Gegensatz zu vielen “politisch korrekten” Landsleuten nicht um unbequeme und unangenehme Wahrheiten. Er hat keine Probleme, die von den Autoritäten gerne versteckten und verdrängten Probleme offen anzusprechen. “Wer über die Zustände redet und informiert, stirbt”, lautet eine andere Regel. Berufskiller erledigen das – Mauzeroll weiß, daß auch sein Leben in Gefahr ist. Dennoch klagt er offen die soziale Ordnung Brasiliens an: “Diese ist schuld an der Situation.”

Gemäß einer neuen Studie der Vereinten Nationen lebt heute fast die Hälfte der 150 Millionen Brasilianer in verhältnismäßig entwickelten Gebieten. “Wenn in Sao Paulo und Rio de Janeiro die Lage in den Gefängnissen bereits so schlimm ist”, gibt Padre Mauzeroll zu bedenken, “wie muß sie dann erst in den stark unterentwickelten Regionen des Nordens und Nordostens sein?”

Amnestie nur Kosmetik

Die Rechtsanwältin Zoraide Fernandez weist darauf hin, daß Häftlinge nach verbüßter Strafe oft noch jahrelang gefangengehalten werden. 1995 waren es allein in Rio mindestens 560.

Brasiliens Staatschef Fernando Henrique Cardoso verkündete im April die, wie es offiziell hieß, größte Amnestie in der Geschichte des Landes: Etwa zehn Prozent der Gefangenen sollten freikommen. Wie die Gefängnisbehörden inzwischen einräumten, werden beispielsweise im Teilstaat Rio de Janeiro nur wenig mehr als ein Prozent amnestiert. Die 511 Gefängnisse bieten Platz für höchstens 60.000 Personen, sind aber nach jüngsten offiziellen Angaben mit 148.760 Häftlingen belegt – das sind 15 Prozent mehr als 1994. Notwendig, so hieß es, sei der Bau von 145 zusätzlichen Haftanstalten. Die Lage in der Metropole Sao Paulo ist den Angaben zufolge am dramatischsten. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Per Haftbefehl suchte man allein 1996 rund 275.000 Straftäter.

Rund 95 Prozent der Häftlinge sind Arme, 96 Prozent sind männlich und etwa drei Viertel Voll- und Halbanalphabeten. Der typische Gefangene, so eine Studie, ist dunkelhäutig und jünger als 25 Jahre. Jeden Monat kommt es laut Statistik zu mindestens drei großen Häftlingsrevolten, die meisten werden allerdings der Öffentlichkeit verschwiegen. Eine Ausnahme bildet lediglich der südliche, relativ hochentwickelte Teilstaat Rio Grande do Sul – nur dort soll es auch keine irregulär festgehaltenen Häftlinge geben.

Wärter und Spezialeinheiten gehen gewöhnlich äußerst brutal gegen meuternde Häftlinge vor: 1992 wurden im berüchtigten Gefängnis “Carandiru” von Sao Paulo mindestens 111 Insassen erschossen. Die politisch Verantwortlichen und die direkt Beteiligten blieben bisher straffrei. In “Carandiru” ereignete sich auch Ende Oktober wieder eine Revolte: 670 Gefangene nahmen 27 Wärter als Geiseln und forderten die Verlegung in eine andere Haftanstalt. Fünf Häftlinge versuchten währenddessen in einem Müllwagen zu fliehen, vier von ihnen wurden von Militärpolizisten erschossen.

Wie analysiert Pritzker-Preisträger Paulo Mendes da Rocha in Sao Paulo die Stimmungslage im heutigen Brasilien? „Wir verwandeln uns in eine Gesellschaft, die monstruös zynisch sowie niedrig, gemein ist, die konformistisch das Desaster der Obdachlosen akzeptiert. Wir haben eine Gesellschaft, die so kolonialistisch wird, wie der originale Kolonialist. Sie ist ausbeuterisch, ohne jegliches Gefühl des Mitleids und der Solidarität mit dem anderen.”

Gerade im Vorfeld von Fussball-WM 2014 und Olympischen Sommerspielen 2016 scheinen auslaenderfeindliche Verbalattacken gegen mit Auslaendern verheiratete brasilianische Frauen zuzunehmen. Wie landesweit zu beobachten ist, werden diese regelmaessig an der Seite ihres auslaendischen Mannes, der ebenfalls einen Ehering traegt, als Nutten beschimpft. Die Verbalattacken kommen sowohl von Jugendlichen als auch von alten Menschen, darunter auffaellig vielen alten Frauen. Die Beschimpfungen treffen Brasilianerinnen der verschiedensten Berufsgruppen – von der Aerztin und Operationsschwester ueber die Bankmanagerin bis hin zur Anthropologin oder Biologin. Wie es heisst, waere riskant, sich beispielsweise gegenueber einer Gruppe von jungen Maennern gegen solche Verbalattacken zu verwahren – man riskierte, Opfer brutaler Gewalt zu werden. Bereits seit Anfang der 80er Jahre sind Vorfaelle bekannt, bei denen solche Auslaenderfrauen von Brasilianern aller gesellschaftlichen Schichten als Nutten beschimpft und entsprechend behandelt wurden – ob in Rio de Janeiro, Sao Paulo oder selbst an belebten Straenden des Landes. Da es sich um politisch unkorrekte Sachverhalte handelt, gibt es darueber auch u.a. keinerlei Berichterstattung.

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http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/24/nur-drei-prozent-der-brasilianer-halten-fur-moglich-in-mitmenschen-zu-vertrauen-sagt-neue-mentalitatsstudie/

“O Brasil ficou um pouco pior ontem. Andou para trás.” Qualitätszeitung “O Globo” zum Schul-Massaker. “Wir leben in einer Zeit der Feigheit.”(Therapeut Jorge Forbes, Sao Paulo) “Kinder im Fadenkreuz”. **

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/08/schulmassaker-in-rio-und-die-hintergrunde-analysten-hinterfragen-umkomplizierten-kauf-illegaler-waffen-in-land-mit-weltweit-meisten-toten-durch-schuswaffen/

Wie verhielten sich Lula und Dilma Rousseff, als in Rio de Janeiro der Schüler Wesley in der Massaker-Risikozone mitten im Unterricht durch eine verirrte Kugel getötet wurde? “Andere Prioritäten”: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/17/tiro-no-peitoschus-in-die-brust-die-tragodie-zeigt-die-distanz-zwischen-politik-und-realem-leben-groste-brasilianische-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zum-tode-des-schulers-wesley-von/

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Protest an der Copacabana gegen extreme Gewalt im Bereich der Schulen Rio de Janeiros. “Kinder im Fadenkreuz”. Zeitungsausriß.

Fotoserie über die Gewaltkultur in Rio de Janeiro:  http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

“Wir leben in einer Zeit der Feigheit”:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/07/brasiliens-renommierter-therapeut-jorge-forbeswir-leben-in-einer-zeit-der-feigheit-hochachtung-fur-frau-sao-paulos-die-killerpolizisten-anzeigte-schulmassaker-in-rio-de-janeiro/

Bestsellerautor und DAAD-Stipendiat über Mentalitätsfaktoren:  http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/20/joao-ubaldo-ribeiro-gesichter-brasiliens/

“Wir sind ein Volk mit dem Temperament von Schafen, von Hammeln, wir sind an Autorität gewöhnt. Hier reklamiert doch niemand.“

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/06/01/schriftsteller-und-daad-stipendiat-joao-ubaldo-ribeiro-uber-lula-die-neue-monarchie-europaer-bankiers-grosunternehmeno-presidente-que-nos-temos-e-que-eles-pediram-a-deus/

Brasiliens Folter-Befürworter:  http://www.hart-brasilientexte.de/2008/03/09/jeder-vierte-brasilianer-wurde-verdachtige-foltern-neue-meinungsumfrage/

Nationalcharakter aus brasilianischer Sicht:  http://www.hart-brasilientexte.de/2008/04/08/lateinamerikas-katholische-nachrichtenagentur-adital-der-individualistische-und-wenig-solidarische-charakter-des-brasilianers/

Mentalitätsreflexionen von Austregesilo de Athayde:

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Brasilien – Vertrauen in Mitmenschen –  neoliberale Werte:  http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/24/nur-drei-prozent-der-brasilianer-halten-fur-moglich-in-mitmenschen-zu-vertrauen-sagt-neue-mentalitatsstudie/

Arnaldo Jabor – „Eine Krankheit genannt Brasilien“:  http://arquivoetc.blogspot.com.br/2007/03/arnaldo-jabor-uma-doena-chamada-brasil.html

Inconscientemente, os assassinos brasileiros de hoje já têm o prazer perverso de fazer o inominável. Eles sentem difusamente um clima de anomia, de um vale-tudo ético e „curtem“.

Como citou Olgária Matos, Adorno disse que „a sociedade totalitária é a perda da capacidade de identificação com a dor do outro, o fim da compaixão“.

Acho que nossa situação é mais incompreensível ainda. O nazismo tinha um „projeto“, um milênio ariano, o nazismo tinha normas, organização, que dá até para a „razão“ analisar a posteriori. Isso que está ocorrendo está além (ou aquém) do horror nazista.

Qual será o nome dessa coisa informe que a miséria está gerando? É uma mistura de lixo e sangue, uma nova língua de grunhidos, mais além da maldade, uma pura explosão de rancor, a crueldade como prazer. O crime aqui é quase um esporte. Não matam por Alah, ou por fins políticos. Para além da cocaína e do dinheiro, são terroristas sem causa.

No entanto, a Justiça e os pensadores continuam a tratar os crimes como „desvios da norma“. Elias Maluco, quando matou Tim Lopes a espadadas, tinha sido liberado da cana.

Não se trata mais de uma perversão do „humano“, mas de uma perversão do „animal“ em nós.

E, diante do horror, vem a pergunta: „O que fazer?“.

De cara, vêm as sugestões de penas mais duras, de morte, rebaixamento de idade etc..

Mas, creio que o urgente seria um diálogo profundo, permanente, entre o Judiciário e o Legislativo, para irmos além do simplismo que Lula emitiu, falando em „causas sociais“, o que paralisa qualquer ação de governo.

Quem sou eu para falar em solução? Mas como reformar algo com juristas caretas e solenes, e intelectuais agarrados em meia dúzia de conceitos antigos?

Que visgo brasileiro é esse que gruda no chão os donos do poder, os empatadores do progresso?

Não há respostas imediatas para nosso horror. Mas o „erro“ de Janine foi um bem e ele diz com razão:

„O intelectual é público. Só que, para ele cumprir seu papel público, é preciso acreditar no que diz. Ora, quantas vezes o intelectual afirma aquilo em que não acredita? Quantos não foram os marxistas que se calaram sobre os campos de concentração, que eles sabiam existir?“.

E, aí, eu enfio minha última colher na sopa de bode preto: quantos se calaram diante do evidentíssimo e crudelíssimo assassinato de Celso Daniel , por ser politicamente inconveniente naquele momento?

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 01. Februar 2013 um 13:19 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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