Vom Mainstream wird im Kontext der Papstwahl über den weltweiten Kampf der katholischen Kirche unter Benedikt XVI. für Menschenrechte, gegen eine menschenfeindliche, extrem unsoziale neoliberale Politik, gerade auch in Ländern wie Brasilien sowie für die Bewahrung der Schöpfung offenkundig bewußt nicht informiert, ist das Fehlen entsprechender Analysen sehr aufschlußreich.
ZDF-Adveniat-Gottesdienst in der Erzdiözese von Kardinal Odilo Scherer:
Brasilianische Tageszeitung: „Verstärkter Wahlkampf für einen brasilianischen Papst.“
Kardinal Scherers Bischof Milton Kenan Junior:
dienstag, 05. märz 2013 von klaus hart **
Bisher dominiert im deutschsprachigen Mainstream leeres Bla-Bla-Gesülze über Papstkandidat Scherer – besonders auffällig ist, daß jegliche Informationen über die anti-neoliberale Seelsorge in der Erzdiözese fehlen. Schließlich käme da manches Unerwünschte zur Sprache – sogar der Protest gegen das Bombardieren von Zivilisten, gegen die Libyen-Intervention, mit Nachdruck gepredigt vom Altar der Kathedrale Sao Paulos aus.
Papst Benedikt XVI. und die nicht genehme Kritik der katholischen Kirche an Interventionen: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/02/13/papst-benedikt-xvi-und-die-auserordentlich-interessante-kritische-analyse-des-funktionierens-der-machtmechanismen-neoliberaler-staaten-beispiel-libyen-intervention/
Christenermordung, Christenverfolgung in Syrien – wer sie organisiert und finanziert: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/03/von-westlichen-landern-hingenommene-akzeptierte-christenermordung-christenverfolgung-im-nahen-osten-christenanteil-ging-in-einem-jahrhundert-von-20-auf-3-zuruck-laut-brasiliens-landesmedien/
Die Syrien-Intervention – immer mehr syrische Flüchtlinge nach Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/02/26/die-syrien-intervention-immer-mehr-fluchtlinge-ins-brasilianische-sao-paulo-laut-landesmedien-syrische-minderheit-brasiliens-integriert-die-gefluchteten/
Sao Paulos Kardinal Odilo Scherer empört sich öffentlich über das lebendige Verbrennen von Obdachlosen in der Megacity – natürlich verschwiegen vom mitteleuropäischen Mainstream: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/01/brasilien-lebendiges-verbrennen-von-obdachlosen-in-brasilianischen-stadten-wie-sao-paulo-in-landern-wie-deutschland-interessanterweise-vielen-garnicht-bekannt-deutschstammiger-kardinal-odilo-scher/
In einem aktuellen Interview macht sich Kardinal Scherer über die kindische Berichterstattung der neoliberalen Medien über Papst Benedikt XVI. lustig, darunter über die komplett wahrheitswidrigen Berichte zur Papstreise von 2007 in Brasilien. Angesichts der häufigen Vatikan-Verstöße gegen heute geltende politisch-ideologische Leitlinien, darunter in Menschenrechts-und Interventionsfragen, nur zu verständlich. „Von welchem Papst berichten sie da? Das ist nicht der Papst, den ich kenne.“
Deutschstämmiger Kardinal Odilo Scherer beim Protestgottesdienst in der Kathedrale von Sao Paulo. “Wir erleben ständig soziale Spannungen. Es ist nicht gerecht, daß einige alle Rechte genießen, privilegiert sind – und anderen die Rechte verweigert werden. Wir müssen ehrliche, würdige Leute wählen mit ernsthaften Projekten, damit die soziale Ungerechtigkeit überwunden wird. Brasilien ist so reich, daß alle gut leben könnten. Niemandem darf Leben verweigert werden – weder durch Hunger noch durch fehlende Sicherheit.”
Hintergrund:
Deutschstämmiger Kardinal Odilo Scherer in Sao Paulo, zu den Papstkandidaten gezählt, würdigt das Werk von Benedikt XVI, nimmt ihn gegen Medien-Anfeindungen in Schutz
Scherer,63:“ Mission der Kirche ist, nie die Courage zu verlieren, ohne Angst vor den Risiken!“
Sao Paulos Erzbischof ist die letzten Jahre oft im Vatikan, übernimmt Sonderaufgaben, konferiert häufig mit Benedikt XVI. , hat wie dieser jenen feinen ironischen Humor, der in Zeiten medialer Grobschlächtigkeit besonders von der Kommerz-Journaille kaum noch verstanden wird. In der Kathedrale von Sao Paulo, die der Papst zuletzt 2007 besuchte, predigt Scherer seit Jahren über dringlichste religiöse und soziale Fragen, prangert Folter, Sklavenarbeit, Regierungskorruption, Massenelend in Brasilien an – und muß erleben, daß selbst private Qualitätsmedien des Landes über solche unerwünschte Gesellschaftskritik keine einzige Zeile veröffentlichen, dafür absurdeste Gerüchte über den Zustand der Kirche ausstreuen. Nicht zufällig fühlt sich Scherer daher jetzt mit dem Papst in einem Boot, schüttelt den Kopf über die Flut von Verleumdungen anläßlich seines Rücktritts. „Geht es jenen, die derzeit seltsamste Interpretationen verbreiten und damit die Gläubigen empören, um das Wohl der Kirche?“, fragt der Kardinal ironisch. Benedikt XVI. sei während seiner Amtszeit nur zu oft garnicht verstanden, falsch interpretiert worden – in der Konfrontation von Ideen, im Zusammenprall mit den Medien. Kardinal Scherer bekräftigte stets die Mission der Kirche: “Diese Frage hat für mich grundsätzliche Bedeutung. Es geht um immense Herausforderungen in einer immer komplexeren Welt. Unsere Aufgabe als Kirche ist, angesichts dieser Realität nicht die Courage zu verlieren, stets die Initiative zu ergreifen, ohne Angst vor den Risiken selbst in den ungewöhnlichsten Situationen, sich einzubringen in diese komplexe Welt – auszusprechen, was gesagt werden muß. Die Kirche hat einen wichtigen Beitrag zu leisten für die Gesellschaft – und hier in Sao Paulo für die Stadt, ihre Kultur, für die Orientierung des Lebens dieser Stadt, auch im politischen, wirtschaftlichen Sinne. Ich beziehe mich dabei auf das Beispiel des Apostels Paulus. In Athen redet er mit Politikern, Philosophen, Literaten, Neugierigen über Jesus Christus – riskiert, nicht verstanden, ausgelacht, lächerlich gemacht zu werden. Nur wenige nahmen Paulus damals ernst.“
Jetzt, nach dem Papstrücktritt, reflektiert der Kardinal erneut:
„Heute leben wir im Zeitalter einer neuen Kultur ohne solide Wertbegriffe, in totalem Werte-Relativismus. Das betrifft ethische, anthropologische und sogar religiöse Werte. Diese neue Kultur ist wässrig, verwässert. Das ist die Kultur des totalen Subjektivismus.” Dies sei die Herausforderung für eine katholische Kirche, die in ihrer Geschichte bereits viele Herausforderungen bestehen mußte.
Brasiliens größte Qualitätszeitung Folha de Sao Paulo vermerkte immerhin in einer Analyse:“Benedikt XVI. war in 2000 Jahren Kirchengeschichte vielleicht der kultivierteste Papst – und jener, der am meisten Texte verfaßte. Sein Schriftwerk ist vielfältiger und weitreichender als das aller anderen Päpste. Seine Enzykliken zeigen die perfekte Kenntnis der Probleme in der heutigen Welt.“
Krasse, atemberaubende kann Scherer tagtäglich direkt vor der Kathedrale Sao Paulos beobachten: Junge Mädchen und Frauen liegen im tödlichen Crack-Rausch direkt an der Statue des Apostels Paulus.
Kardinal Scherers Menschenrechtspriester Julio Lancelotti zur Drogenfrage: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/20/brasiliens-menschenrechtspriester-julio-lancelotti-aus-sao-paulo-das-elend-wurde-nicht-unter-lula-ausgetilgt-und-wird-auch-nicht-unter-dilma-rousseff-verschwinden-drogen-und-drogenhandel-zahlen/
Ausriß – Crack-süchtige Schwangere, Sao Paulo.
„Wir als Kirche haben nicht die Macht, um mit dem Drogengeschäft Schluß zu machen, diesem Geschäft mit dem Tod, wie Papst Benedikt XVI. sagte. Doch in dieser Welt von heute gibt es enorme wirtschaftliche Interessen, damit es bei diesem Geschäft bleibt. So viele Menschenleben werden durch die Drogenkriminalität, diese Sklaverei in der Drogenwelt vernichtet! Die Kirche verurteilt das Todes-Geschäft und versucht, möglichst viele da herauszuretten, hat für diesen Zweck die Fazendas der Hoffnung des deutschen Franziskaners Hans Stapel aus Paderborn.” Auch das entsetzliche Elend auf den Straßen der reichsten lateinamerikanischen Stadt bringt ihn auf – seiner Empörung über das lebendige Verbrennen von Obdachlosen macht er auch in großen Zeitungskolumnen Luft.
Scherer prangert auch die staatlich geförderte Ausbreitung übelster Wunderheilersekten an, hat auffällig regierungskritische Sozialpastoralen, darunter die Arbeiterseelsorge, an seiner Seite.
“Es ist erschreckend, daß in bestimmten Ländern wie Indien und Brasilien sogar Hightech-Sektoren und Situationen schlimmsten Elends nebeneinander existieren.”
„Sex zielt auf die legitime Befriedigung der Lust“: Wie die Kirche im größten katholischen Land über Sexualität, Erotik reflektiert:
Hintergrund Kirche und Sexualität:
In Brasilien, dem größten katholischen Land der Welt, hat sich der angesehene Bischof Amaury Castanho gegen eine absurd verantwortungslose, unethische, kommerzielle Sex-Verherrlichung gewandt – wie sie in Europa nicht anzutreffen sei. Die Folgen für den Einzelnen, die Familie, die ganze Gesellschaft seien gravierend – schließlich begünstige der übersteigerte Sex-und Pornographie-Kult auch Vergewaltigungen, Pädophilie. Bischof Amaury Castanhos Stimme, seine Warnungen werden in Brasilien gehört – er zählt zu den Journalisten der Bischofskonferenz CNBB. Seine Diözese der Großstadt Jundiai liegt in Brasiliens politisch-wirtschaftlich führendem Teilstaat Sao Paulo – der Industrielokomotive ganz Lateinamerikas, mit weit über tausend deutschen Unternehmen, von VW bis BASF und Daimler-Benz.
Bischof Amaury Castanho gilt bei den Priestern seiner Diözese als Workoholic, als einer, der die Vorgänge, die Veränderungen in seiner Region, in Brasilien, überhaupt in der Welt besonders scharf beobachtet, analysiert, als gelernter Journalist beschreibt, auffällig engen Kontakt zu den Menschen von Jundiai hält, über deren Sorgen bestens im Bilde ist. Daß Castanho gerade das Thema Sex aufgreift, ist nicht zufällig – abgesehen von den Geistlichen, den Pädagogen, haben sehr viele Eltern und natürlich die Heranwachsenden damit ihre Probleme, wenden sich an ihn, erwarten klare Antworten. Und bekommen sie auch:
“Sex, Sexualität ist etwas Positives, Gutes, ein Wert – eine Gabe der Natur, eine Gabe Gottes – etwas Edles. Sex zielt auf die legitime Befriedigung der Lust, des Fortpflanzungstriebs. Doch Sex existiert aus christlicher Sicht eben nicht nur des Sexes wegen, wie es heute massiv propagiert wird. Ein Sex-Kult, die Suche nach Lust um der Lust willen – eine grenzenlose Ausbeutung des Erotischen, des Pornographischen – als Ware, zum Verhökern. Bier, Zigaretten, Autos werden in der Propaganda zusammen mit halbnackten Frauen angepriesen – die Massenmedien nutzen die Übersteigerung des Sex, der Pornographie zur Verkaufsförderung. Ich glaube, wir sind derzeit in einer Phase des Pansexualismus – die Geschichte bewegt sich in eine Richtung wie vor Christus, im römischen Imperium. Wir sehen eine Umkehrung der Werte.”
Bischof Castanho bemerkt viel Pharisäertum, Scheinheiligkeit, Zynismus. Einerseits fördert die Gesellschaft diesen überdrehten Sex-und Pornographie-Kult – oder verhält sich zumindest passiv – beklagt dann aber lautstark den Zerfall der Verhaltensnormen, die Zerstörung der Familien, zunehmende auch sexuelle Gewalt gegen Mädchen, Frauen, dazu verfrühte Sexualität, ausufernde Kinderprostitution.
“Überall sieht man die Resultate – im Leben des Einzelnen und der Ehen, der Familien – und selbst im Leben der Kirche.”
Überall die Ersatzbefriedigung von Ersatzbedürfnissen – Bischof Castanho macht besonders das Fernsehen für die Situation, den Wertewandel verantwortlich.
“Unser TV ist technologisch hochmodern – aber was die Wertevermittlung betrifft, das denkbar schlechteste. Anders als in Europa sieht hier in Brasilien ein aufgewecktes Kind vorm Schlafengehen, zur besten Sendezeit Dinge, für die es psychisch noch nicht vorbereitet ist, noch ohne ohne kritisches Bewußtsein.”
Gelingt es Brasiliens Kirche, in irgendeiner Weise gegenzusteuern? Schließlich gibt es anders als in Deutschland sehr viele katholische Radiosender, katholisches Fernsehen.
“Wir wollen Orientierung geben, jungen Menschen, aber auch den Ehepaaren – uns geht es um den Respekt vor dem eigenen Körper – und gerade um die Aufwertung der menschlichen Sexualität. Doch in einem solchen gesellschaftlichen Ambiente ist das sehr, sehr schwierig. Denn ein einziges abendliches Kapitel einer Fernsehserie von TV Globo, dem quotenstärksten Privatsender Brasiliens, macht nicht selten unsere jahrelange Bildungsarbeit etwa mit Jugendlichen zunichte, anulliert alles. Bildung zu vermitteln, ist heute weit schwieriger als vor fünfzig, hundert Jahren. Und eine so erotisierte, so geprägte Gesellschaft fördert letztlich eben Vergewaltigungen, Pädophilie.”
Padre Marcelo Rossi in Sao Paulo – die neue Generation der brasilianischen Geistlichen: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/01/brasiliens-padre-marcelo-rossi-sein-hit-seit-2011-o-meu-lugar-e-no-ceu-agape-musical/
tags: bischof fernando figueiredo, diözese santo amaro – sao paulo, missionszentrale der franziskaner, padre marcelo rossi
http://www.youtube.com/watch?v=h8KBxfOrPrw
Franziskanerbischof Fernando Figueiredo und Padre Marcelo Rossi in der neuen Kirche der Diözese Santo Amaro von Sao Paulo 2012.
Brasiliens Wunderheilersekten – in Mitteleuropa als “Freikirchen” beschönigt: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/12/brasiliens-wunderheiler-sektenkirchen-die-holle-der-bischofin-sonia-nachrichtenmagazin-istoe-zum-niedergang-von-renascer-em-cristo/
“Ihr elenden Ehebrecher, Masturbierer”: Jesusmarsch 2010: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/25/sao-paulo-ist-456-interessanten-megacity-rundblick-anklicken/
Leonardo Boff, Marina Silva: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/11/leonardo-boff-wichtiger-wahlhelfer-der-evangelikalen-prasidentschaftskandidatin-marina-silva-estrela-de-festa-do-pv/
Besonders gut kommt in der mitteleuropäischen Sympathiewerbung für Wunderheilersekten stets die “Assembleia de Deus”(Gottesversammlung) weg, da ihr die Predigerin Marina Silva angehört, in Mitteleuropa als große Umweltschützerin gefeiert. Die Gottesversammlung ist dafür bekannt, laut Eigenwerbung auch Schwule zu Heteros zu “konvertieren”: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/14/schwule-und-lesben-heilen-auf-staatskosten-gesetzesinitiative-von-edino-fonseca-rio-abgeordneter-und-pastor-der-assembleia-de-deus-von-marina-silva-homosexuelle-zu-heteros-konvertieren/
Marina Silvas Assembleia de Deus ist laut Zeitzeugen u.a. im brasilianischen Nordosten dafür bekannt, selbst an der Peripherie von Millionenstädten wie Fortaleza Homosexuelle zu “konvertieren”. Häufig, so hieß es, schritten diese dann kurz darauf in Tempeln der Assembleia de Deus zur Eheschließung mit meist sehr jungen Frauen der Kirche. “In dieser Kirche sind sehr viele Frauen, fehlen Männer – viele dieser Frauen haben sich daher rasch jene Ex-Homos gegriffen”, schildert eine Nordestina.
« Rechtsextremismus: Mitteleuropäische Medien schweigen auch über zwei Wochen nach der Abreise von Kuba-Bloggerin Yoani Sanchez aus Brasilien über ihr freundschaftliches mehrstündiges Treffen mit rechtsextremen und rechten Politikern des Tropenlandes, sogar mit Diktatur-und Folter-Befürworter Jair Bolsonaro. – „Warum Brasilien der neue Liebling der Weltwirtschaft ist.“ Die andere Sicht. „Trotz der Baustellen im brasilianischen Wirtschaftssystem erwartet es dieses Jahr Wachstumszahlen, von denen man im krisengeplagten Europa nur träumen kann: Um 3,5 % soll die Wirtschaft in Brasilien 2012 wachsen.“ »
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