“Ausgedachte Wirklichkeiten: Die Distanz des politischen Journalismus zur tatsächlichen Politik war nie zuvor so groß wie heute.” Frankfurter Allgemeine Zeitung 2013
Auch Brasiliens Privatmedien, allen voran die großen „Qualitätszeitungen“, haben mit dem Näherrücken der Papstwahl ihre neoliberale ideologische Leitlinie über die katholische Kirche forciert umgesetzt, folgen dabei den verschiedensten bekannten Manipulationsmethoden, darunter der Personalisierung und Psychologisierung von Politik, dem Streuen von Gerüchten. Nicht nur in den Kolumnen wird die katholische Kirche als zutiefst übler, abstoßender Haufen definiert, mit von niedrigsten Instinkten geleiteten Führern, fern aller christlicher Wertvorstellungen. Der Papst und seine nächsten Mitarbeiter – realitätsfremde Dummköpfe, miese Charaktere, so die Lesart. Als hervorstechendes Merkmal dieser Kirche werden in permanenter, rascher Wiederholung stets Sexskandale, Sexualverbrechen genannt. Nicht zufällig, so wird suggeriert, laufen u.a. Brasiliens Katholiken in Massen zu den beschönigend Freikirchen genannten Wunderheilersekten über – was nicht den Tatsachen entspricht. Zu den banal-kindischsten Kommentaren zählen vorhersehbar die von Leonardo Boff, der einen Text allen Ernstes mit der Überschrift versah:“Jesus wurde der Weg versperrt zur Konklave der Kardinäle.“ http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/11/brasilien-und-die-befreiungstheologie-clodovis-boff-bruder-von-leonardo-boff-stellt-sich-hinter-benedikt-xvi-essenz-der-befreiungstheologie-wurde-vom-papst-verteidigt-keinerlei-kritik-an-vatika/
„Jesus barrado no conclave dos Cardeais“
Vom Mainstream wird im Kontext der Papstwahl über den weltweiten Kampf der katholischen Kirche unter Benedikt XVI. für Menschenrechte, gegen eine menschenfeindliche, extrem unsoziale neoliberale Politik, gerade auch in Ländern wie Brasilien sowie für die Bewahrung der Schöpfung offenkundig bewußt nicht informiert, ist das Fehlen entsprechender Analysen sehr aufschlußreich. Welche Positionen die Kirche im größten katholischen Land vertritt, wie systemkritisch sie dort agiert, ist aus leicht nachvollziehbaren Gründen tabu. Medienfunktionäre scheuen offenbar wie der Teufel das Weihwasser, sich mit den interessantesten Persönlichkeiten der brasilianischen Kirche und ihren anti-neoliberalen Standpunkten zu befassen.
Brasiliens Atompolitik und Deutschland: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/03/bundesprasident-christian-wulff-dilma-rousseff-und-der-zugige-bau-des-neuen-atomkraftwerks-angra-3-bei-rio-de-janeiro-mit-deutscher-bundesburgschaft/
„Aufschrei der Ausgeschlossenen“ in der Erzdiözese Sao Paulo:
Brasiliens renommierter Kommunikationsexperte Dr. Carlos Alberto Di Franco nannte in Analysen „die schlechte Berichterstattung über Pädophilie in der Kirche eine Spitze des Eisbergs gravierender Sachverhalte“ im heutigen Journalismus. Franco sprach von ideologischem Engagement, fehlender Spezialisierung, Recherchefehlern, unkritischer Übernahme von Erklärungen, die unabhängigen Quellen nicht gegenübergestellt werden. „Es existiert eine gravierende Krise der Vorgehensweisen des Journalismus. Wir kopieren das politisch Korrekte, wir recherchieren nicht, prüfen nicht nach. Wir kontrastieren schwerwiegenden Informationen nicht mit Aussagen unabhängiger Herkunft. Wir sind Geiseln von Gruppen, die die öffentliche Agenda kontrollieren wollen. Und sollten doch Geiseln der Wahrheit sein.“
In der Tat ist die Inhaltsleere, Substanzlosigkeit, Faktenarmut, die Flut von Gemeinplätzen, von Gerüchten, Mutmaßungen in den allermeisten aktuellen journalistischen Produkten zur Papstwahl ein kurioser Tatbestand.
Alles ein Hinweis darauf, daß die heutige katholische Kirche das neoliberale System, deren kriegerische Interventionen und banale, den Planeten zerstörende Wirtschaftsinteressen überraschenderweise offenbar weit stärker stört als je zuvor. Dies ist leicht erkennbar an Aspekten, die derzeit wohl gemäß den Berichterstattungsvorschriften stets fehlen, nie genannt oder reflektiert werden.
Kardinal Scherer verabschiedet sich Ende Februar 2013 von Papst Benedikt XVI.
Gerade im Land des Papstkandidaten Odilo Scherer finden sich besonders viele Beispiele für unterlassene Informationen. Besonders auffällig wird es in Bezug auf die Rolle der katholischen Kirche beim Kampf für Menschenrechte – im Falle Brasiliens, vielgelobter strategischer Partner von Regierungen westeuropäischer Länder, geht es u.a. um gravierende Menschenrechtsverletzungen wie systematische Folter, Gefängnishorror, Todesschwadronen, Scheiterhaufen, Sklavenarbeit, Terror des mit der Politik liierten organisierten Verbrechens gegen die Bevölkerungsmehrheit der Armen und Verelendeten.
Bryant was one of them, and he remembers one incident very clearly when a Predator drone was circling in a figure-eight pattern in the sky above Afghanistan, more than 10,000 kilometers (6,250 miles) away. There was a flat-roofed house made of mud, with a shed used to hold goats in the crosshairs, as Bryant recalls. When he received the order to fire, he pressed a button with his left hand and marked the roof with a laser. The pilot sitting next to him pressed the trigger on a joystick, causing the drone to launch a Hellfire missile. There were 16 seconds left until impact.
„These moments are like in slow motion,“ he says today. Images taken with an infrared camera attached to the drone appeared on his monitor, transmitted by satellite, with a two-to-five-second time delay.
With seven seconds left to go, there was no one to be seen on the ground. Bryant could still have diverted the missile at that point. Then it was down to three seconds. Bryant felt as if he had to count each individual pixel on the monitor. Suddenly a child walked around the corner, he says.
Second zero was the moment in which Bryant’s digital world collided with the real one in a village between Baghlan and Mazar-e-Sharif.
Bryant saw a flash on the screen: the explosion. Parts of the building collapsed. The child had disappeared. Bryant had a sick feeling in his stomach.
„Did we just kill a kid?“ he asked the man sitting next to him.
„Yeah, I guess that was a kid,“ the pilot replied.
„Was that a kid?“ they wrote into a chat window on the monitor.
Then, someone they didn’t know answered, someone sitting in a military command center somewhere in the world who had observed their attack. „No. That was a dog,“ the person wrote.
They reviewed the scene on video. A dog on two legs? (Der Spiegel 2012)
Gravierende Menschenrechtsverletzungen unter Regierungen, die auch aus Mitteleuropa, darunter vom dortigen Mainstream, auffällig viel Lob erhalten:
ZDF-Adveniat-Gottesdienst in der Erzdiözese von Kardinal Odilo Scherer:
Während Staaten wie Deutschland über ihre „internationale“ Umweltpolitik u.a. durch die Förderung des Sojaanbaus und der Produktion von „Biosprit“ in einem Land wie Brasilien bereits enorme, irreparable Schäden in Umwelt und Natur angerichtet haben, wurde dieser Kurs von Experten der katholischen Kirche, darunter dem wichtigsten Befreiungstheologen des Tropenlandes, Dominikaner Frei Betto, am heftigsten kritisiert. Sehr ungelegen kommen zudem Bischöfe wie Erwin Kräutler und Luiz Cappio, die sich gegen verschiedenste Wirtschaftsinteressen wenden, für die Bewahrung der Schöpfung kämpfen.
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/13/amazonia-an-ecocide-foreseen/
Lula – von der katholischen Kirche bereits vor dessen Amtsantritt u.a. wegen verhängnisvollen Bündnissen mit Rechten scharf kritisiert – in Ländern Mitteleuropas gefeiert: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/08/brasiliens-ex-prasident-lula-in-berlin-2012-brasilianer-in-berlin-weisen-auf-fehlende-kritische-fragen-an-lula-ua-angesichts-der-verurteilung-von-engen-lula-mitarbeiternmensalao-skandalheikle/
“Brasilien ist globaler Führer bei Getöteten durch Feuerwaffen.” O Globo
Katholische Kirche – schärfster Kritiker der brasilianischen Crack-Wachstumsbranche: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/22/brasilien-und-harte-drogen-kokain-und-crack-etc-de-facto-seit-jahrzehnten-frei-erhaltlich-keine-ernstzunehmende-bekampfung-des-politisch-einflusreichen-drogen-business-laut-landesexperten/
Schweizer Bischof Krapf in Bahia:
Wie es um die Glaubwürdigkeit brasilianischer Medien steht, hatten diese erst unlängst beim Besuch der kubanischen Bloggerin Yoani Sanchez bewiesen. Über ein freundschaftliches Treffen von Sanchez mit führenden Politikern der Rechten und Rechtsextremen Brasiliens, darunter dem Diktatur-und Folterbefürworter Jair Bolsonaro, wurde in den führenden Zeitungen nicht berichtet, verzichteten sogar die renommiertesten Kommentatoren Brasiliens auf jegliche Erwähnung:
Katholische Kirche in Brasilien:
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/15/brasiliens-militardiktatur-uberlebende-von-verfolgung-und-folter-clarice-herzog-witwe-des-ermordeten-judischen-journalisten-vladimir-herzog-und-regimegegner-waldemar-rossi-heute-fuhrer-der-bisch/#more-12904
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/14/parabens-dom-paulo-evaristo-arns-der-deutschstammige-kardinal-sao-paulos-ist-90-hochengagiert-im-kampf-gegen-das-militarregime-der-foltergenerale1964-1985-wer-mit-den-diktatoren-eng-kooperierte/
paulo-friedensdemonstration-der-katholischen-kirche-2012/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/28/brasilien-der-deutsche-katholische-priester-konrad-korner-aus-ampferbach-friedenskundgebung-in-brasilandiasao-paulo-2012/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/23/katholische-kirche-in-deutschland-und-in-brasilien-warum-die-brasilianische-mit-dem-bau-neuer-kirchen-einfach-nicht-nachkommt-die-priesterseminare-voll-sind/
Brasilianische katholische Geistliche und ihr deutlich anderer Realitätsbezug: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/14/brasilien-katholische-jugend-in-ouro-pretominas-gerais/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/09/brasiliens-weltkulturerbe-stadt-ouro-preto-zu-ostern-2012-leiden-und-sterben-des-jesus-von-nazareth-interpretiert-von-der-jugendpastoral-beklemmende-aktuelle-bezuge/
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1814946/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/26/brasilien-slum-seelsorge-der-katholischen-kirche-existiert-35-jahre-gottesdienst-von-rio-de-janeiros-erzbischof-dom-orani-tempesta-in-hangslum-santa-martadona-marta/
Befreiungstheologie – Clodovis und Leonardo Boff: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/11/brasilien-und-die-befreiungstheologie-clodovis-boff-bruder-von-leonardo-boff-stellt-sich-hinter-benedikt-xvi-essenz-der-befreiungstheologie-wurde-vom-papst-verteidigt-keinerlei-kritik-an-vatika/
tags: , ouro preto – brasilien, pastoral da juventude de ouro preto, pã¡scoa
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sonntagsspaziergang/1028582/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/14/brasilien-katholische-jugend-in-ouro-pretominas-gerais/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/02/ostern-in-ouro-preto-brasilien/
http://paroquiasantaefigenia-op.blogspot.com.br/2012/04/atividade-da-pj-de-ouro-preto-tem.html
http://www.pjmariana.org/#!about-us
Faszinierende Generalprobe – fesselnde, berührende Aufführung.
Pastoral da Juventude da Diocese Mariana:
Somos jovens com vontade de mudança. Nosso objetivo é evangelizar a juventude da Arquidiocese de Mariana com vistas à formação de lideranças alicerçadas em valores cristãos, éticos, morais e sociais, comprometidas com a luta em favor da vida. e com a construção de uma sociedade mais justa e solidária.
Buscamos um mundo repleto de oportunidades para que o jovem não seja apenas um mero expectador no mundo, mas sim agente de sua própria história e da mudança social. Procuramos promover a articulação entre os diversos grupos de jovens, assim como fortalecer a comunicação entre os jovens da Arquidiocese de Mariana.
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/31/ostern-christus-in-mariana-ouro-preto/
Tags: Brasilien, Ostern 2012, Ouro Preto, Weltkulturerbe
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/02/ostern-in-ouro-preto-brasilien/
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/30/ouro-preto-bairro-bauxita-prozession/#more-2425
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/24/ouro-preto-gesichter-brasiliens/
tags: brasilien-friedensdemonstration der katholischen kirche, sebastian vettel-formel-1
Formel-1-Zirkus mit gewaltigem Polizei-und Medienaufgebot – Friedensdemonstration der Kirche gegen Attentats-und Mordwelle, am selben Tag in Sao Paulo, eine bemerkenswerte Situation. An der Friedensdemonstration nahmen zahlreiche brasilianische Systemkritiker, Regierungskritiker und Bürgerrechtler teil – entsprechend gering war das in-und ausländische Medieninteresse, wie bei anderen systemkritischen Protesten dieser Art.
Menschenrechtspriester Edson Jorge Feltrin, Gemeindepadre der “Paroquia Sao Francisco de Assis”, erläuterte im Website-Interview vor dem Beginn der Friedensdemonstration die gravierende Lage in Brasilandia: “Das organisierte Verbrechen ist hier die stärkste Macht – die Slumbevölkerung ist ihm ausgeliefert. Ich wurde hier schon zweimal zusammengeschlagen. Das organisierte Verbrechen konzentriert sich stark auf die Jugendlichen – sie werden heute durch die Kräfte des Todes geführt, nicht durch die des Lebens. Ich beerdige hier größtenteils junge Menschen – ermordet. Viele Morde, die hier geschehen, werden garnicht registriert, bekanntgegeben, gezählt. Dann die verdeckte Gewalt – die vielen geschlagenen Frauen. Ein drogensüchtiger junger Mann ermordete unlängst hier barbarisch seine Mutter, seinen Vater, die eigene Frau.”
Feltrin malt Gläubigen vor der Demo das Wort “Paz” auf die Stirn.
Mehrere tausend Christen ziehen tagsüber durch eine der gefährlichsten Regionen Sao Paulos und wissen um das Lebensrisiko. Denn wie das organisierte Verbrechen, dessen Banditenkommandos hier herrschen, auf den kirchlichen Protest reagiert, kann niemand voraussagen. Entlang der Route wurden in letzter Zeit zahlreiche Morde verübt, steckten Gangster einen Nahverkehrsbus in Brand und ließen ihn eine steile Straße hinabrollen – vier Slumbewohner wurden zu Tode gequetscht.
“Für ein friedliches Zusammenleben – keine Gewalt“, hallen immer wieder Sprechchöre. Auffällig, wie wenige Bewohner auf der Straße sind – hinter stabilen Stahlgittern schauen manche eher mißtrauisch auf den Demonstrationszug. Nachts verhängen hier die Banditenkommandos oft Ausgangssperren, Polizei läßt sich nur selten blicken. 2012 wurden allein in Sao Paulo bereits rund 100 Beamte meist hinterrücks bei Anschlägen erschossen. Laut Statistik wird in Brasilien durchschnittlich alle neun Minuten und 48 Sekunden ein Mensch getötet, bei beträchtlicher Dunkelziffer – weit über 50000 Morde sind es im Jahr.
Lulas Wohnort Sao Bernardo do Campo liegt 28 Kilometer von Sao Paulo entfernt.
Blutbad nach Demonstration: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/01/brasilien-ausgangssperren-und-demokratie-banditen-veruben-in-brasilandiasao-paulo-ein-blutbad-an-besuchern-einer-strasenbar-die-sich-nicht-an-die-ausgangssperre-die-schliesungsvorschrift-hielt-m/
“Zwischen 2004 und 2007 wurden in Brasilien mehr Menschen gewaltsam getötet als in den 12 wichtigsten kriegerischen Konflikten der Erde dieser Jahre…Der Schauplatz der Gewalt, die harte Realität der Slumperipherien, veränderte sich wenig.” Miguel Reale Junior, Rechtsexperte, Ex-Justizminister, in Qualitätszeitung O Estado de Sao Paulo 2013
Deutscher katholischer Priester Konrad Körner aus Ampferbach/Bayern: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/28/brasilien-der-deutsche-katholische-priester-konrad-korner-aus-ampferbach-friedenskundgebung-in-brasilandiasao-paulo-2012/
“Sebastian Vettel – zum dritttenmal Formel-1-Weltmeister”. Fahrverhalten in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/06/in-brasilien-taglich-etwa-100-verkehrstote-weltweit-groste-opferzahl-uma-guerra-nas-estradas-brasileiras/
Slumbewohnerin, kirchliche Menschenrechtsaktivistin Ana Cristina de Souza: “Wegen des Formel-1-Rennens wurde in Sao Paulo eine Riesen-Fassade aufgebaut, um sich positiv darzustellen. Doch hier in den Slums werden wir von den Regierenden im Stich gelassen. Wir baten die Verkehrspolizei Sao Paulos, die Friedensdemonstration zu begleiten, doch es hieß, das geht nicht, wir sind alle beim Formel-1-Rennen eingesetzt.”
Brasilien ist das Land mit der weltweit größten Zahl an Morden – weit über 50000 jährlich. Laut einer neuen Studie wird alle 9 Minuten und 48 Sekunden ein Menschen ermordet – bei beträchtlicher Dunkelziffer. Die Angst vor Gewalt führt besonders in den Slumregionen zu einer informellen, oder direkt von den Banditenkommandos verhängten Ausgangssperre(toque de recolher) – gewöhnlich nach dem Dunkelwerden verläßt niemand mehr Haus oder Kate. In Brasilien nimmt die Gewalt gegen Frauen seit Jahren deutlich zu, belegen aktuelle Untersuchungen. Hier werden viele Kinder vergewaltigt – und das steht nicht in den Zeitungen. Größter Wirtschaftsfaktor ist hier der Rauschgifthandel, der bewegt das meiste Geld.”
Brasilianische Gewaltexperten betonten in den letzten Jahren stets, Sao Paulo sei keineswegs friedlicher als Rio de Janeiro, jedoch werde von den Autoritäten erfolgreich per Politmarketing der Eindruck erweckt, die Megacity sei sicherer. Die Stadt gehörte de facto stets zu den gefährlichsten Gegenden des Landes, nur in Kernbereichen der Mittel-und Oberschicht bestand wegen eines gewaltigen Polizeiaufgebots mehr Sicherheit. Offizielle “Erfolgs”-Statistiken wurden auch von Menschenrechtsexperten stets widerlegt, in Mitteleuropa vom Mainstream indessen oft gemäß den Vorschriften ohne Prüfung übernommen. In jüngster Zeit ist lukrative Schönfärberei indessen kaum noch möglich.
Am Tag der Demonstration wurde bei Sao Paulo ein Schweizer Tourist ermordet, am Tage nach seiner Ankunft im Land: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/26/brasilien-gewaltwelle-und-betroffene-auslander-schweizer-tourist-max-kempf69-bei-sao-paulo-wahrend-raububerfall-erschossen/
In europäische Medien wird auf die heute gängige Art durchgeschaltet, im Vorfeld von Fußball-WM und Olympia unternähmen die brasilianischen Autoritäten angeblich große Anstrengungen zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit.
“Welle der Gewalt tötet mehr als in Gaza”: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/21/brasilien-welle-der-gewalt-in-sao-paulo-totet-mehr-als-in-gaza-minister-gilberto-carvalho-laut-landesmedien/
In der deutschen Parteipropaganda wird die brasilianische Regierung als progressiv eingestuft.
Menschenrechtssamba zur Gewaltsituation – anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
Wem nützt die Banditendiktatur? http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
Paroquia Sao Francisco de Assis, Paroquia Bom Pastor.
Einen besonders peinlichen Auftritt leistete sich Kongreßsenator Eduardo Suplicy von Lulas regierender Arbeiterpartei PT, die derzeit in einen weiteren Korruptionsskandal verwickelt ist, just auf der abschließenden Kundgebung der Friedensdemonstration: Suplicy nahm nicht an der Demonstration teil, drängelte sich indessen bei der Kundgebung zur Bühne, wiederholte am Mikrophon seine seit Jahren immergleiche PT-Propaganda, ohne auf die Verantwortung der Regierungspartei und deren Spitzenpolitiker für die derzeitigen gravierenden Menschenrechtsverletzungen, die Welle der Attentate und Morde, die grauenhafte Lage in Slums wie Brasilandia einzugehen. Obwohl das in der Amtszeit von Lula-Rousseff expandierende organisierte Verbrechen der Auslöser der Gewaltakte ist, kritisierte Suplicy lediglich die Polizei des von der Oppositionspartei PSDB geleiteten Teilstaats Sao Paulo, erwähnte das organisierte Verbrechen mit keinem Wort. Als Suplicy drauf und dran war, die Abschlußkundgebung zu dominieren, mußte er höflich zum Abbruch seiner endlosen Redereien aufgefordert werden.
http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
Viele Demo-Teilnehmer trugen T-Shirts mit den Fotos von Mordopfern aus jüngster Zeit: Familienangehörige, Freunde, Bekannte.
Reisewarnung vom Auswärtigen Amt: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/23/brasilien-berlins-strategischer-partner-neue-reisewarnungen-vom-auswartigen-amt/
Leben hinter Gittern – viele Slumbewohner sahen der Friedensdemo nur durch Gitterstäbe zu.
Friedensdemonstration in Sao Paulos Slum-Stadtteil Brasiliandia am 25.11. 2012 – Bischöfe Angelico Sandalo Bernardino und Milton Kenan Junior.
Bischof Milton Kenan Junior:
“Die Menschen an der Slum-Peripherie Sao Paulos werden vom Staat im Stich gelassen. Elend, Armut sind der Schauplatz der derzeitigen Gewaltwelle, die sich zuallererst gegen diese gesellschaftlich ausgeschlossenen Menschen der Slums richtet. Waffengebrauch wird immer banaler – wer eine Waffe zuhause hat, läuft damit auf der Straße und schießt nur zu oft ohne jegliche Skrupel. Wir leben in einer Kultur des Todes, die Gewalt wird banalisiert. Sao Paulo ist eine Stadt starker Kontraste, einerseits entwickelt, andererseit geprägt von Elend – unsere Friedensdemonstration findet zeitgleich mit dem Formel-1-Rennen von Interlagos statt. Sao Paulo ist das Finanzzentrum Brasilien, das intelektuelle Zentrum des Landes – doch gleichzeitig eine extrem gewalttätige Stadt. Hier in Brasilandia betet man, nicht krank zu werden – denn das wird zum Drama: Man läuft von einem Gesundheitsposten zum anderen, von einem Hospital zum anderen – und wird nicht medizinisch behandelt! Diese Situation stellt unsere Demokratie in Frage. Die große Plage Brasiliens ist die Korruption – Gelder, die ins Gesundheitswesen, in Bildung, öffentlichen Verkehr, andere soziale Zwecke fließen müßten, werden abgezweigt. Unsere Priester in den Slumregionen, man kann es nicht anders sagen, wirken nur zu oft geradezu heldenhaft, wie Helden – angesichts der schier unbeschreiblichen Probleme und Bedrohungen – auch für das eigene Leben. Unsere Kirchengemeinden in den Slums befinden sich in einer so prekären Lage – umso willkommener sind uns daher die Hilfen von Adveniat, von der katholischen Kirche Deutschlands. Hilfen für so viele wichtige Projekte. Dafür sind wir sehr dankbar.”
Slummädchen beobachtet Demo.
Hintergrund:
Massaker, Blutbäder, Todesschwadronen, lebendig verbrannte Obdachlose, von Mord bedrohte Ordensbrüder – könnt ihr Franziskaner in Deutschland, in den deutschen Kirchen überhaupt vermitteln, unter welchen Extrembedingungen Ihr in Sao Paulo Seelsorge leistet, Menschen in Not helft?
Johannes Bahlmann, Ordensoberer in Sao Paulo und Rio de Janeiro(inzwischen Bischof in Obidos), im Website-Interview: Ich nenne es „vergessener Krieg”, in dem wir hier leben – all die unglaublichen, absurden Geschehnisse unseres Alltags kann man vielen Deutschen nur schwer begreiflich machen. Diese komplexe Lage hier ist in Deutschland nur schwer zu vermitteln. Nur wer hier gewesen ist, die Dinge mit eigenen Augen gesehen hat, kann eigentlich nachvollziehen, in welche Realität wir Franziskaner eingebunden sind. Selbst in verschiedensten Kreisen Brasiliens geht es mir so: Vieles Furchtbare wird verdrängt, man blockt ab, will sich damit nicht auseinandersetzen, will es nicht wahrhaben. In den Medien wird viel über den Irakkrieg, Kriege in Afrika berichtet – und dabei oft vergessen, daß hier in Sao Paulo ebenso viele Menschen oder sogar noch mehr als in manchem fernen kriegerischen Konflikt getötet werden, auch wir hier im Grunde genommen wie in einem Krieg leben. Es gab sogar Massenmorde an Obdachlosen. Wir Franziskaner sind hier in friedensstiftender Mission, wollen hier Frieden schaffen.
“A paz é fruto da justica. Perus Anhanguera”(Viertel von Sao Paulo)
Ausriß,Karikaturist Angeli: “Besuche Sao Paulo”. “Graffiti? Ich weiß nicht, sieht mehr nach Blutbad aus.” Folha de Sao Paulo, größte Qualitätszeitung Brasiliens, 25.11. 2012, Tag der Friedensdemonstration der katholischen Kirche.
Wie Lula im Dez. 2012 in Berlin sagte, lebt Lateinamerika derzeit in einer Ära von “Frieden und Fortschritt”. (a “era de paz e progresso” que a América Latina está vivendo na atualidade)
Katholischer Priester Geraldo Marcos Nascimento der “Nationalen Kampagne gegen Gewalt und gegen Ausrottung junger Menschen”. “Wir wollen, daß die ganze Welt sieht, was hier vor sich geht, in welcher Realität wir leben. Unsere Kampagne geht von den Sozialpastoralen der katholischen Kirche aus. Der brasilianische Polizeiapparat dient nicht der Verteidigung der Bevölkerung.” Aufschrei der Ausgeschlossenen 2012:
tags: brasilien-friedensdemonstration der katholischen kirche
Feltrin malt Gläubigen vor der Demo das Wort “Paz” auf die Stirn.
Menschenrechtspriester Edson Jorge Feltrin, Gemeindepadre der “Paroquia Sao Francisco de Assis”, erläuterte im Website-Interview vor dem Beginn der Friedensdemonstration die gravierende Lage in Brasilandia: “Das organisierte Verbrechen ist hier die stärkste Macht – die Slumbevölkerung ist ihm ausgeliefert. Ich wurde hier schon zweimal zusammengeschlagen. Das organisierte Verbrechen konzentriert sich stark auf die Jugendlichen – sie werden heute durch die Kräfte des Todes geführt, nicht durch die des Lebens. Ich beerdige hier größtenteils junge Menschen – ermordet. Viele Morde, die hier geschehen, werden garnicht registriert, bekanntgegeben, gezählt. Dann die verdeckte Gewalt – die vielen geschlagenen Frauen. Ein drogensüchtiger junger Mann ermordete unlängst hier barbarisch seine Mutter, seinen Vater, die eigene Frau.”
Enkel Duda auf dem Schulweg erschossen.
Wie lebt es sich in Sao Paulo nach achtjähriger Lula-Regierung? http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/17/adveniat-in-brasilien-wie-lebt-es-sich-in-der-reichsten-stadt-lateinamerikas-der-siebtgrosten-wirtschaftsnation-nach-acht-jahren-lula-regierung-adveniat-gottesdienst-in-der-favela-cachoeirinha-von/
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
Brasilia hilft Europa? http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/20/brasilien-will-europa-bei-der-uberwindung-der-krise-helfen/
tags: brasilien, dr. claudio guimaraes dos santos, kardinal lorscheiter, menschenrechte
Der deutschstämmige Franziskaner-Kardinal Aloisio Lorscheider sagte in Fortaleza im Exklusivinterview: ”Die Herrschenden, zynisch und skrupellos agierende Clans, sind nicht gewillt, Macht und Privilegien abzutreten. Deshalb wird das Volk ganz bewußt dumm gehalten, da es dann leichter manipulierbar ist. Ungebildete, Analphabeten wissen nicht, wie sie sich in der heutigen Welt bewegen sollen. Sie kennen ihre Rechte nicht und fordern sie auch nicht ein. Sie lassen sich fatalistisch treiben, sie verbinden sich nicht mit anderen, sie organisieren sich nicht.”
Dr. Claudio Guimaraes dos Santos: “Diese Eliten-Taktik erleichtert die Beherrschung. Es handelt sich um ein bewußt und durchdacht vorangetriebenes Projekt. Die Kapazität der Politiker, die Massen zu manipulieren, ist immens.”
Dr. Claudio Guimaraes dos Santos:
« Kuba-Bloggerin Yoani Sanchez postet nach wie vor auf „Generation Y“ nichts über ihr Treffen mit Rechten und Rechtsextremen Brasiliens, darunter dem Diktatur-und Folter-Befürworter Jair Bolsonaro. Neue Gefangenrebellion in Brasilien – mindestens 9 Tote. Yoani Sanchez 2013 in den USA. – Papstwahl 2013: Brasilianischer Kandidat Odilo Scherer nimmt mit Ironie und Humor das infantile, politisch korrekte Gesülze über sexuelle Identität und Homo-Ehe aufs Korn. Hinweis auf biologische, anthropologische Fakten. „Sexuelle Identität ist naturgegeben, keine subjektive Konstruktion.“ Nicht einmal die physische sexuelle Differenzierung zwischen dem Männlichen und Weiblichen werde mehr ernstgenommen. »
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