Auch 2013 haben Medienkonsumenten der deutschsprachigen Länder eine reiche Auswahl an sich teils deutlich widersprechenden Versionen zur Lage der brasilianischen Wirtschaft, können zudem mit früheren, teils nur wenige Wochen alten Versionen von Medienfunktionären vergleichen, die das glatte Gegenteil behaupteten. Während sogar tonangebende Medien weiter darauf beharren, daß sich Brasilien in ununterbrochener Boomphase, stabiler Konjunktur befindet, versuchen es andere Organe jetzt einmal zur Abwechslung mit etwas düsteren Farbtönen, reden gar von mehrjährigem Stillstand, Flaute, Leerlauf, werfen damit Bewertungen der Vorjahre, Vorwochen flugs auf den Müll, nach dem Motto „Schnee von gestern“. In den Regalen des Versionen-Supermarkts finden sich Angebote zum angeblichen Wachstumsmotor Brasilien, gleich daneben zum Wachstumshemmer Brasilien. Gleiches gilt für Investitionen – mal als massiv und glückliche Zeiten versprechend gerühmt, mal als ausbleibend kritisiert, wegen schlechter bzw. unsicherer Rahmenbedingungen. Regelrecht entdeckt wurde in Mainstream-Gazetten das Thema der logistischen Infrastruktur. Früher als gut bis sehr gut gelobt, wird sie jetzt von Tagesblättern in verschiedenen Versionen teils regelrecht verdammt. Hieß es etwa zum Amtsantritt Lulas, daß jetzt großartige Programme auch der Infrastruktur zügig umgesetzt werden, kann man sich jetzt auch für die Version entscheiden, daß angesichts fehlender Investitionen, gravierender Vernachlässigung sich Straße, Schiene, Flugwesen in einem teils barbarisch schlechten Zustand befinden.
Fakten, Statistiken, Vergleichsdaten sind weiter sehr unbeliebt – Angaben zur gravierenden Menschenrechtslage, die auch ungezählten brasilianischen Unternehmern schwer zu schaffen macht, sowieso.
Ein kurioses Beispiel ist auch der Fall des „Vorzeige-Unternehmers“ Eike Batista – entgegen der Faktenlage jahrelang mit Lob überschüttet, nun, angesichts von Krise, Insolvenz in seiner Holding EBX, tauchen auch andere Versionen zum Aussuchen auf.
Versionen zur Wirtschafts-und Finanzkrise: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/23/die-wirtschafts-und-finanzkrise-20082009-brasilien-und-die-unterschiedlichen-einschatzungen-im-tropenland-und-in-mitteleuropa/
Massenentlassungen:
Ausriß.
„Industrieproduktion mit größtem Rückgang seit der Krise von 2008.“ Folha de Sao Paulo, 3.4.2013
Besonders viel Spottgelächter erzeugt indessen bei in Brasilien ansässigen europäischen Unternehmen auch 2013, daß es zu einem Aspekt der brasilianischen Wirtschaft weiterhin einfach keine anderen Versionen zum Aussuchen gibt: So wird an der Bewertung festgehalten, daß Brasilien die Wirtschafts-und Finanzkrise von 2008/2009 kaum gespürt, unter ihr wenig gelitten habe, diese Durststrecke viel besser meisterte als andere Staaten. Dabei traf gemäß Faktenlage, zahlreichen Hintergrundanalysen auch deutscher Unternehmer, die in Brasilien tätig sind, just das Gegenteil zu, wurde das Tropenland von der Krise schwer gebeutelt.
Während in Mitteleuropa immer wieder zu lesen ist, Brasiliens bevorstehende sportliche Großereignisse WM und Olympia bedeuteten deutliche wirtschaftliche Stimulierung, wird dies u.a. in Sao Paulo von nicht wenigen ansässigen in-und ausländischen Wirtschaftsführern auch unter Hinweis auf die derzeitige Situation bestritten.
Die Resultate der von nationalen und internationalen Experten seit Jahren als falsch eingestuften Wirtschafts-und Sozialpolitik unter Lula-Rousseff – “Ein ärmeres Land”: http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/10/ein-aermeres-land-brasiliens-fuehrende-wirtschaftszeitschrift-exame-ueber-die-verschaerfte-dauerkrise-des-tropenlandes-2015-das-pro-kopf-einkommen-sackt-ab-eine-erholung-kann-ein-jahrzehnt-da/
Dilma Rousseff 2016 – Bischof Erwin Kräutler und die “Zivildiktatur” in Brasilien. Hintergrundtexte, Fotos:
Ausriß. Lula bei Schmidt/SPD in Hamburg. Sozialdemokratische Politik in Brasilien, strategischer Partner der Merkel-Gabriel-Regierung:http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/14/hunger-nach-macht-brasiliens-wichtigster-befreiungstheologe-frei-betto-uber-den-sinn-von-bolsa-familia/
DIE ZEIT und der Tod des Mitherausgebers Helmut Schmidt/SPD 2015 – was alles in den Nachrufen fehlt:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/12/die-zeit-und-der-tod-des-mitherausgebers-helmut-schmidtspd-2015-was-alles-in-den-zeit-nachrufen-fehlt/
Staatliche Terroristenförderung, Import von Gewalt-Gesellschaftsmodellen 2015, Attentate von Paris:
Offizielle Statistiken: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/06/die-zahlen-lugen-clovis-rossi-folha-de-sao-paulo-uber-brasiliens-offizielle-statistiken/
(Offiziell warens dann nur 0,9 %, regierungsunabhängige Daten fehlen)
Die Eike-Batista-Story:
Wegen der seit Jahrzehnten massiv nach Brasilien verlegten großen Wirtschaftsunternehmen haben die Staaten der Ersten Welt in Brasilien eine immer stärkere Position. Kaum ein wichtiger Wirtschaftszweig des Tropenlandes ist noch brasilianisch. Auch das gelegentlich als brasilianischer Hightech-Konzern gefeierte Flugzeugmontagewerk EMBRAER verwendet fast nur importierte Teile aus Ländern der Ersten Welt, darunter die USA und Deutschland. Keineswegs nur die in Brasilien stationierte Autoindustrie ist fest in der Hand von Multis der traditionellen Autoherstellerländer. In den letzten Jahren hat sich durch zahlreiche Firmenübernahmen die Entnationalisierung der brasilianischen Wirtschaft weiter beschleunigt. Dies gilt sogar für das Agrobusiness.
(Laut elektronischer Statistik finden die Wirtschaftsthemen dieser Website bei den Lesern das größte Interesse, werden Wirtschaftstexte am meisten angeklickt.)
« Brasilien: Firmen-Aktien des noch unlängst in Europa vielbeklatschten „Vorzeige“-Unternehmers Eike Batista stürzen weiter ab. Deutsche E.on steigt bei Batista stärker ein. Präsidentin Dilma Rousseff war bereits auf Batistas Baustelle eines “Superhafens” bei Rio de Janeiro, lobte Batista über alle Maßen, als “Hoffnung und Stolz Brasiliens”. – Brasilien: Geköpft im „Paradiesgarten“ von Rio de Janeiro im April 2013. Lokalmedien mit Fotobericht. Öffentliche Sicherheit in der WM-und Olympia-Stadt. Zehn deutsche Touristen in Rio überfallen und ausgeraubt. »
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