Laut amtlichen Angaben wurden im März 2013 in der führenden Industrieregion Sao Paulo rund 93000 Industriearbeiter entlassen – dies wurde als „Überraschung“ gewertet. Was im Wirtschaftszentrum Sao Paulo geschehe, wirke sich wie in einer Kettenreaktion auf andere Wirtschaftsregionen aus – auch in der Industrie von Belo Horizonte, Porto Alegre und Salvador da Bahia werde entlassen, hieß es in den Wirtschaftsmedien. Die Schwächung der brasilianischen Industrie dauere bereits seit langem an.
In den ersten drei Monaten von 2013 ging zudem der Stromverbrauch der brasilianischen Industrie um 2,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, hieß es.
Gemäß mitteleuropäischen Wirtschaftsanalysen befindet sich Brasilien derzeit klar in einer Boomsituation, herrsche sogar „Vollbeschäftigung“.
Wie die Metallarbeitergewerkschaft des Großraums von Sao Paulo dazu auf Anfrage mitteilte, betreffen die Massenentlassungen vor allem rund 4000 Fabriken der Region, die Autoteile für die multinationalen Autowerke herstellen. Da die Automultis immer mehr Teile aus China importierten, kämen die brasilianischen Autoteilehersteller zunehmend in Schwierigkeiten – und auch deren Zulieferer. Die Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff wurde aufgefordert, möglichst rasch eine vorgeschlagene Lösung umzusetzen, die vorsieht, der Autoindustrie gesetzlich vorzuschreiben, 70 Prozent der Autoteile aus nationaler Produktion zu verwenden. Zwar stehe die Regierung, hieß es, dieser Lösung positiv gegenüber, doch sei nicht abzusehen, wann sie beschlossen und praktiziert werde. Ein Teil der jetzt entlassenen Industriearbeiter finde vermutlich neue Arbeit im Dienstleistungsektor – dessen Löhne seien indessen nur etwa ein Drittel so hoch wie in der Autoteile-Industrie.
Brasiliens führender Industriellenverband FIESP in Sao Paulo hatte bereits der Lula-Rousseff-Regierung vorgeworfen, durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik die Deindustrialisierung des Landes zu fördern – und dafür zu sorgen, daß anderswo qualifizierte Arbeitsplätze entstünden, nicht aber in Brasilien. Als Beispiel wurde stets China genannt, das im Unterschied zum Kurs von Lula-Rousseff auch die logistische Infrastruktur in raschem Tempo modernsiere, damit starke Kostensenkungen erreiche und international wettbewerbsfähiger werde. Eine rückständige Infrastruktur, darunter das Fehlen eines ernstzunehmenden Bahnnetzes, schaffe für Brasilien zunehmende Wettbewerbsnachteile. Auch die wachstumshemmende Hochzinspolitik unter Lula-Rousseff, die zu einer künstlichen Real-Aufwertung führte, wird zu den Negativpunkten der verfehlten Wirtschaftspolitik gerechnet.
Kritik aus der Unternehmerschaft an Lula-Rousseff-Kurs: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/30/brasiliens-grosunternehmer-jorge-gerdau-bestatigt-deindustrialisierung-des-landes-unter-lula-rousseff-enorm-gestiegenes-handelsdefizit-der-verarbeitenden-industrie-als-wichtiges-argument-laut-landes/
“Boomende Wirtschaft”: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/17/brasilien-boomende-wirtschaft-gigantische-wirtschaftszahlen-bild-zeitung-zum-besuch-von-hamburgs-spd-burgermeister-in-brasilien/
“Ganz Brasilien boomt”: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/25/ganz-brasilien-boomt-passauer-neue-presse/
Die Exporte der Industrie Brasiliens sind in den ersten drei Monaten 2013 um 8,2 % gegen über dem gleichen Vorjahreszeitraum gesunken, laut amtlichen Angaben. Zu den Gründen wird fehlenden Wettbewerbsfähigkeit Brasiliens gezählt.
Brasilien ist längst wieder siebte Wirtschaftsnation hinter Großbritannien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/22/brasilien-langst-wieder-7-wirtschaftsnation-hinter-grosbritannien-laut-weltbank-etc-in-mitteleuropa-wird-brasilien-dagegen-weiter-als-6-wirtschaftsnation-gefuhrt/
Auf viel Heiterkeit in Brasilien waren Hilfsangebote Brasilias an die EU gestoßen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/02/hochverschuldetes-brasilien-bietet-eu-wegen-krise-erneut-finanzhilfe-an-iwf-chefin-christine-lagarde-und-finanzminister-guido-mantega/
„Brasilien verabschiedet sich von der Armut“ – Die Welt: http://www.welt.de/wirtschaft/article112414503/Brasilien-verabschiedet-sich-von-der-Armut.html
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Ausriß. „Warum sind wir so unproduktiv“
« Brasilien: Von der Bevölkerungsmehrheit bevorzugte ungesunde Lebensweise schafft für internationale Pharmaindustrie zunehmende Geschäftschancen, Wachstumsmärkte. Bluthochdruck schon bei Kindern, Fettleibigkeit, unpopuläre sportliche Betätigung. Hoher Krankenstand, hoher Konsum von Psychopharmaka. – Venezuela – der Kalte Krieg um die lukrativen Ölreserven 2013/2014. Regierungsgegner forcieren Destabilisierung des Landes, sehr ähnlich wie in der Ukraine. Brasiliens Befreiungstheologen wie Frei Betto klar auf der Seite der Maduro-Regierung. Andreas von Bülow über Putsche und Geheimdienste in Lateinamerika. »
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