Wie Polizeiermittler auf der Streikkundgebung in Sao Paulo erklärten, sei die materielle Ausstattung so schlecht, daß sich damit schwerlich effizient Straftäter feststellen ließen. Dies beginne mit fehlenden Fahrzeugen und Ausrüstungen. Selbst ein Polizeikommissar, der jahrzehntelang eine leitende Stelle innehatte, verdiene umgerechnet deutlich unter 2000 Euro netto. Nicht zufällig seien Brasiliens Polizisten daher von Staat und Regierung enttäuscht, wenig motiviert. Das tägliche Lebensrisiko sei gerade in einer Stadt wie Sao Paulo für die Ermittler sehr hoch – man stehe auf der Seite der Bevölkerung, die dem Terror des organisierten Verbrechens ausgesetzt sei.
Auf der Kundgebung beklagte auch die Berufsgruppe der Gefängniswärter die niedrigen Löhne, die trotz der Risiken in den total überfüllten Haftanstalten sogar noch unter denen der Ermittler lägen.
Angesichts der starken Teuerung bedeutet dies u.a., daß sehr viele Ermittler und Gefängniswärter in stark verbrechensbelasteten Risikozonen der brasilianischen Großstädte wohnen, Opfer von Anschlägen werden.
Die schlechte Ausstattung der Ermittler erklärt u.a. die sehr niedrige Festnahmerate bei Schwerverbrechern.
Ermittler-und Gefängniswärter-Kundgebung in Sao Paulo, Avenida Paulista, Kunstmuseum MASP: „Wurdest du schon ausgeraubt? Dann müßtest du unseren Kampf verstehen. Die Polizei.“
Gefängniswärter demonstrieren:“Politik des Chaos. Überfüllung, fehlende Ausrüstung, zuwenig Personal, Lohnsenkungen“.
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
Gewaltverbrechen-Zunahme in Bahia: http://exame.abril.com.br/brasil/noticias/el-pais-alerta-para-violencia-em-salvador
tags: brasilien-menschenrechtslage 2013
“Sao Paulo – Hauptstadt des Verbrechens”. Brasilianisches Nachrichtenmagazin “Isto é”, Kiosk an der Avenida Paulista.
http://www.istoe.com.br/reportagens/305154_UMA+METROPOLE+EM+PANICO
Während brasilianische Medien auf die starke Zunahme von Depressionen, Panik und Angst verweisen, ist laut deutschen Medien das Land von geradezu überbordendem Optimismus geprägt. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/29/brasilien-massenleiden-depression-und-ubliches-gruppendruck-zwangsgrinsen-gewalt-und-psyche/
Deutschlandjahr-Fiasko in Sao Paulo 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/22/brasilien-das-deutschlandjahr-kulturfiasko-auf-festival-virada-cultural-offenbar-nachrichtensperre-nur-brasilianische-medien-berichteten-kultur-tour-projekt-muste-bereits-am-start-wegen-gewal/
Während in deutschen Medien von einer Verbesserung der Lage selbst in Rio de Janeiro dank energischer staatlicher Anstrengungen die Rede ist, sehen es Bürger und Medien vor Ort in Brasilien wegen anderer Kriterien und Wertvorstellungen genau entgegengesetzt, konstatieren eine deutliche Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit, der Basis-Menschenrechte. Ähnlich ist es bei der Bewertung der Wirtschaftssituation Brasiliens. Unternehmer Sao Paulos im Interview, die überfallen wurden:”Der Staat tut nichts gegen die Gewalt, hat die Kontrolle verloren – die Gefängnisse sind überfüllt. Es ist überall sehr gefährlich geworden – man geht abends nicht mehr aus, die Restaurants sind abends leer.”
Am grauenhaftesten ist die Lage in den Slums – weshalb gemäß heutiger neoliberaler Logik entsprechende authentische Informationen am wenigsten gefragt sind.
Friedensdemo in Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/26/brasilien-friedensdemo-in-sao-paulo-caminhada-pela-paz-na-regiao-brasilandia-im-november-2012/
In Deutschland wird im Durchschnitt statistisch auf 100000 Einwohner jährlich ein Mord gezählt – in Rio de Janeiro sind es indessen über 57, in der Nordost-Küstenstadt Recife über 91. Und in Städten des Hinterlands sogar bis zu 165 Mordfälle. Über 55000 sind es landesweit pro Jahr, nur wenige Prozent werden aufgeklärt, die meisten Mörder laufen also frei herum. Gewalt und Verbrechen zählen zu den wichtigsten Gründen für psychische Krankheiten wie Depressionen oder Paniksyndrome. Wer Morde, Überfälle, Entführungen miterlebt hat, so die Experten, lebt in Spannung und Angst – Depressive flüchten nur zu oft in den Alkohol, um zu vergessen.
In Brasilien häufig konsumierte Drogen wie Crack, Kokain oder Ecstasy verstärken die Aggressivität, Gewaltbereitschaft. „Die barbarischsten Verbrechen werden gewöhnlich unter Drogeneinfluß begangen.”http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/30/brasilien-weiter-land-mit-weltweit-hochster-mord-zahl-stellen-landesmedien-zum-jahresende-heraus-regierungsprojekt-fur-mord-reduzierung-gestoppt-hies-es/
Journalist im Rollstuhl erstochen: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/03/brasilien-journalist-im-rollstuhl-in-salvador-da-bahia-vor-supermarkt-erstochen-resultate-der-gewaltkultur/
Ausriß. Wie die Medien von Rio de Janeiro die Realitäten deutlich abbilden – Foto vom 10. Juni 2013.
Soziokulturelle Faktoren: „Hier ist es so – jeder für sich und alle gegen alle. Das zerstört das Vertrauen in den Respekt vor Gesetzen.“(O Globo)
tags: brasilien-gewaltkultur 2013 und basis-menschenrechte, mediensteuerung
Ausriß. “Sao Paulo. Ich will nicht stören, Gouverneur, ich rufe nur an, um zu gratulieren.”
Während die brasilianischen Medien frei über die alltäglichen Resultate der Gewaltkultur von Städten wie Rio de Janeiro und Sao Paulo berichten, herrscht offenbar in deutschsprachigen Medien dafür Nachrichtensperre, wie sich per Google-Suche rasch feststellen läßt. Regierungspropaganda wird massiv und kritiklos verbreitet, die Scheiterhaufenpraxis oder die Slum-Sondergerichte sind indessen als Thema bisher tabu.
Ausriß, Karikaturist Angeli, Folha de Sao Paulo
Ausriß,Karikaturist Angeli: “Besuche Sao Paulo”. “Graffiti? Ich weiß nicht, sieht mehr nach Blutbad aus.” Folha de Sao Paulo, größte Qualitätszeitung Brasiliens, 25.11. 2012, Tag der Friedensdemonstration der katholischen Kirche. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/26/brasilien-regierungskritische-friedensdemonstration-in-sao-paulo-slum-madchen-beobachtet-caminhada-pela-paz-da-brasilandia-am-tag-des-formel-1-rennens-der-autoindustrie/
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html
Die Sicht der katholischen Kirche Brasiliens – Bischof Milton Kenan Junior: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/24/brasilien-sao-paulo-brasiliandia-bischof-milton-kenan-juniorweiterhin-regionen-mit-extremem-elend-groser-armut-im-lande-bischof-ist-initiator-einer-friedensdemonstration-an-der-slumperipherie/
http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
Erzbistum Köln sagt Rio-Reise ab: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/04/erzbistum-koln-sagt-rio-reise-ab-kolner-stadt-anzeiger-dramatische-sicherheitslage-mit-hoher-kriminalitat-brasiliens-mutige-engagierte-katholiken/
Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck in Brasilien 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
tags: brasilien-organisiertes verbrechen-attentate 2012
Der Mann 2012 hinterrücks von neun Schüssen bei einem der systematisch geplanten Attentate des organisierten Verbrechens tödlich getroffen – jetzt ist sie mit den Kindern allein.
Ato Ecumênico pela PAZ contra a morte de POLICIAIS.
“Abkommen zwischen Staat und organisiertem Verbrechen”. Brasil de Fato, Nov. 2012
Attentate auf Polizisten brasilienweit: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/31/brasilien-2012-mindestens-229-polizisten-ermordet-unvollstandige-offizielle-statistiken-maximal-alle-32-stunden-ein-polizistenmord/
Armeeoffiziere in Rio erschossen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/28/rio-de-janeiros-banditenkommandos-exekutieren-zwei-offiziere-verwunden-zwei-luftwaffensoldaten/
“Während die Regierenden untätig bleiben, mordet PCC weiter Polizeibeamte” – Spruchband. (PCC – Brasiliens führende, mächtigste Verbrecherorganisation)
“PCC tötet Polizeibeamte rasch – die Regierung nach und nach.”
“Terror-Rap statt Samba” http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html
Kulturelle Dekadenz und Gewaltförderung – der populäre Waffen-Rap, Hit in den Discos zur Fußball-WM in Südafrika: http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
“Säuberungen” in Slums:
“Fünfte Nacht der Attentate”: http://diariocatarinense.clicrbs.com.br/sc/policia/noticia/2012/11/quinta-noite-de-atentados-registra-mais-cinco-ataques-em-santa-catarina-3954481.html
Pussy Riot – neoliberale Werte heute: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/27/pussy-riot-und-der-neoliberale-wertewandel-die-werte-der-sympathisanten/
In der deutschen Parteipropaganda wird die brasilianische Regierung als progressiv eingestuft. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/13/brasilien-hat-14-stadte-im-welt-ranking-der-50-gewaltgepragtesten-laut-ngo-in-mexiko-offizielle-angaben-ohne-glaubwurdigkeit-gefalschte-daten/
Bandenbildung und Regierung: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/23/brasilien-groses-echo-auf-mensalao-urteile-wegen-bandenbildung-all-honourable-mencarlos-heitor-cony-folha-de-sao-paulo-quadrilha-sofisticada-jose-dirceu-lulas-starker-mann-bandi/
In der Nacht vor der Gedenkveranstaltung waren weitere drei Polizeibeamte ermordet worden. Führer der Polizeigewerkschaften kritisierten außerordentlich scharf die Regierungspolitik für öffentliche Sicherheit: “Eine schwache Regierung – in geheimem Einverständnis mit dem organisierten Verbrechen!”(”Governo fraco – em conlui com o crime organizado”) Das organisierte Verbrechen sei im Aufwind – die Regierung schaue zu. “Eine Schande, daß die Polizei durch eine solche Gedenk-und Protestveranstaltung die Bevölkerung um Hilfe und Solidarität bitten muß – da die Beamten systematisch von Verbrecherkommandos gejagt werden. Derzeit ist ein Krieg des organisierten Verbrechens gegen die Bevölkerung, gegen die Beschäftigten im Gange. Die Regierung trägt für die bisherigen feige verübten Morde an Polizisten die Verantwortung. Die Haltung der Regierung bedeutet ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das organisierte Verbrechen zahlt bessere Löhne als der Staat an die Polizisten.”
Sprecher der Polizeibeamten Rio de Janeiros betonten, daß dort sehr ähnliche Zustände herrschten.
Die Teilnehmer der Gedenk-und Protestveranstaltung am Kunstmuseum MASP der Avenida Paulista legten für die Opfer des organisierten Verbrechens eine Schweigeminute ein, beteten mehrfach, sangen die Nationalhymne, formierten sich danach zu einer Demonstration durch die City von Sao Paulo.
Daß sich in-und ausländische Menschenrechtsorganisationen nicht an der Veranstaltung beteiligten, wurde scharf angeprangert, bedeutet einen erheblichen Glaubwürdigkeitsverlust für diese NGO und Organisationen.
Wie gefaßte Banditen erklärten, ermordeten sie Polizeibeamte, um auf diese Weise gemäß Regeln des organisierten Verbrechens Schulden zu begleichen. >
”PT und PSDB – ihr seid die Schuldigen für die Toten der Militärpolizei Sao Paulos” – PT – Lulas Arbeiterpartei, derzeit Regierungspartei. PSDB – Partei des Gouverneurs des Teilstaats Sao Paulo, Geraldo Alckmin.
Auffällig, daß Brasiliens große Zeitungen die prägnantesten Fotos, darunter das obenstehende, der Gedenkveranstaltung zensierten, nicht veröffentlichten – ebenso über die Hauptaussagen der Veranstaltung nicht berichteten. Dies spricht Bände. Schließlich wimmelte es dort von Pressefotografen, die alle Vorgänge minutiös ablichteten. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/26/pressefreiheit-in-brasilien-von-58-auf-99-platz-zuruckgefallen-auf-welt-ranking-von-reporter-ohne-grenzen/
Der Standard, Österreich: “ Die Regierung ordnete eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Drogensüchtigen und organisierten Kartellen an, die sich in den Slums der Metropolen konzentrieren. In den Favelas der Gastgeberstädte Sao Paulo und Rio de Janeiro geht die Polizei mit besonderer Aufmerksamkeit vor.”
Vor dem Hintergrund der jüngsten Attentatswelle ziehen Kommentatoren der Qualitätszeitungen eine immer kritischere Bilanz der ersten Halbzeit von Staatschefin Dilma Rousseff, die aus Mitteleuropa von Anfang an teils euphorisches Lob erhielt.
Regierung und Bandenbildung: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/23/brasilien-groses-echo-auf-mensalao-urteile-wegen-bandenbildung-all-honourable-mencarlos-heitor-cony-folha-de-sao-paulo-quadrilha-sofisticada-jose-dirceu-lulas-starker-mann-bandi/
Hintergrund:
Massaker, Blutbäder, Todesschwadronen, lebendig verbrannte Obdachlose, von Mord bedrohte Ordensbrüder – könnt ihr Franziskaner in Deutschland, in den deutschen Kirchen überhaupt vermitteln, unter welchen Extrembedingungen Ihr in Sao Paulo Seelsorge leistet, Menschen in Not helft?
Johannes Bahlmann, Ordensoberer in Sao Paulo und Rio de Janeiro(inzwischen Bischof in Obidos), im Website-Interview: Ich nenne es „vergessener Krieg”, in dem wir hier leben – all die unglaublichen, absurden Geschehnisse unseres Alltags kann man vielen Deutschen nur schwer begreiflich machen. Diese komplexe Lage hier ist in Deutschland nur schwer zu vermitteln. Nur wer hier gewesen ist, die Dinge mit eigenen Augen gesehen hat, kann eigentlich nachvollziehen, in welche Realität wir Franziskaner eingebunden sind. Selbst in verschiedensten Kreisen Brasiliens geht es mir so: Vieles Furchtbare wird verdrängt, man blockt ab, will sich damit nicht auseinandersetzen, will es nicht wahrhaben. In den Medien wird viel über den Irakkrieg, Kriege in Afrika berichtet – und dabei oft vergessen, daß hier in Sao Paulo ebenso viele Menschen oder sogar noch mehr als in manchem fernen kriegerischen Konflikt getötet werden, auch wir hier im Grunde genommen wie in einem Krieg leben. Es gab sogar Massenmorde an Obdachlosen. Wir Franziskaner sind hier in friedensstiftender Mission, wollen hier Frieden schaffen.
Witwe(links) eines 2012 im Stadtkrieg Sao Paulos umgekommenen Polizeibeamten – im Land von Fußball-WM und nächsten Olympischen Sommerspielen.
Ex-Kommandant der etwa 800 Mann starken Polizei-Spezialeinheit ROTA von Sao Paulo, nach eigenen Angaben bei mehreren Gefechten mit Banditenkommandos des organisierten Verbrechens von insgesamt 15 Kugeln getroffen. “Coronel Telhado”, bei letzten Wahlen zum Abgeordneten Sao Paulos gewählt.
Kreuze für die rund 100 bisher bei Attentaten 2012 getöteten Polizeibeamten Sao Paulos – zwei überlebende Beamte in Rollstühlen.
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
Mahnwache für die rund 100 vom organisierten Verbrechen 2012 ermordeten Polizeibeamten Sao Paulos – und Streifenpolizisten, die laut eigenen Angaben derzeit im Dienst, aber besonders in der Freizeit zahlreiche spezielle Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, um nicht ins Visier von Banditenkommandos zu geraten. Denn die Attentate werden fast durchweg in der Freizeit verübt, wenn die Beamten keine schußsicheren Westen tragen. Schon der simple Gang zum Bäcker an der Ecke, zum Supermarkt kann tödlich sein.
Mädchen mit Toten-Kreuzen.
Angeli, größte brasilianische Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” Ende Oktober 2012 zur Gewaltkultur in Lateinamerikas größter Demokratie:”Ja, wir überfallen, vergewaltigen und morden. Das hat einen Superspaß gemacht.”
Der Oppositionsabgeordnete Carlos Giannazi(PSOL), zuletzt Bürgermeisterkandidat in Sao Paulo, solidarisiert sich mit den Polizeibeamten – gegen das immer stärkere organisierte Verbrechen in Brasilien.
Kongreßabgeordneter Protogenes Queiroz, Bundespolizei-Offizier (Kommunistische Partei Brasiliens – PCdoB)
“Die Regierung überläßt das Volk und die Polizei dem eigenen Schicksal”. Über 50000 Mord-Tote jährlich in Brasilien, darunter nicht wenige ausländische Touristen – in keinem anderen Land ist die Mord-Zahl höher. Auch vielen deutschen Touristen ist offenbar nicht bewußt, daß ihnen brasilianische Polizisten nur zu oft allein durch bloße Präsenz das Leben retteten. Für in Brasilien lebende Mitteleuropäer gilt dies in noch weit stärkerem Maße.
Solidarität von Kollegen, gar Menschenrechtsorganisationen Mitteleuropas? Bisher ist davon nichts bekannt…
Frau eines ermordeten Polizeibeamten – neun Schüsse, feige in den Rücken.
“PCC tötet Polizeibeamte rasch – die Regierung tötet nach und nach.”
Witwe.
Ausriß O Globo. Laut heutigen gängigen mitteleuropäischen Kriterien sind solche Banditenpatrouillen offenbar ein Beleg für höhere Sicherheit in der Olympia-Stadt Rio de Janeiro. Auch in Sao Paulo sind die Banditenkommandos oft viel besser bewaffnet als die Polizei.
Scharfe Kritik an Brasiliens Medien, die die wichtigsten Aussagen der Gedenkveranstaltung unterschlugen.
Polizeistreik in Bahia: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/11/brasiliens-polizeistreiks-fur-bessere-bezahlung-angesichts-hohen-lebensrisikos-staat-reagiert-mit-verhaftungen-und-entlassungsdrohungen/
Deutsche Firmen und Brasiliens Wirtschaftskriminalität: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/deutsche-firmen-und-wirtschaftskriminalitat-in-brasilien1/
tags: brasilien -gewaltkultur 2012
Afghanistan und Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/30/brasilien-gewalttote-in-afghanistan-und-in-sao-paulo-beeindruckende-vergleiche-der-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zwischen-den-opferzahlen-beider-lander-afghanistan-ist-dagegen-sogar-f/
Ausriß.
Ausriß,Karikaturist Angeli: “Besuche Sao Paulo”. “Graffiti? Ich weiß nicht, sieht mehr nach Blutbad aus.” Folha de Sao Paulo, größte Qualitätszeitung Brasiliens, 25.11. 2012, Tag der Friedensdemonstration der katholischen Kirche.
tags: monsenhor luiz antonio pereira lopes, pastoral das favelas
Monsenhor Lopes beim Website-Interview 2012.
Laut Monsenhor Lopes dauert der Terror der Banditenkommandos gegen die Favelabewohner weiter an.
Die Slums von Rio de Janeiro vor Fußball-WM und Olympischen Sommerspielen
In der Millionenstadt Rio de Janeiro hat ein weiteres Blutbad, bei dem mindestens acht junge Menschen ermordet wurden, jüngste Analysen der Kirche über gravierende Menschenrechtsverletzungen in den über eintausend Elends-und Armenvierteln bestätigt. Die Slum-Seelsorge wirft den Regierenden Brasiliens vor, viele Milliarden für die Vorbereitung von Fußball-WM und Olympischen Sommerspielen auszugeben, statt für die Lösung dringlichster sozialer Probleme.
„Die Herrschaft des organisierten Verbrechens über die Slums bedeutet, daß die Bewohner wie in einem System der Sklaverei, der Versklavung leben. Daß der Staat diese Menschen allein läßt, kostet soviele Menschenleben“, sagt Priester Luis Antonio Lopes, der die Slum-Seelsorge der Erzdiözese von Rio leitet und zudem Gemeindepfarrer in einer Peripherie-Region ist. „Das organisierte Verbrechen herrscht ungehindert dort, wo es keine sogenannten Befriedungseinheiten der Polizei gibt, also in den allermeisten Favelas. Und selbst in einigen Slums, wo der Staat angesichts der herannahenden Sportevents solche Befriedungseinheiten stationierte, geschehen weiter Morde.“
Anfang September 2012 verübte ein Banditenkommando just im Seelsorgebereich von Padre Lopes ein Blutbad an mindestens acht jungen Menschen, deren Leichen mit grauenhaften Folterspuren an der Stadtautobahn gefunden wurden. Entsprechend empört ist die brasilianische Öffentlichkeit, zumal die meisten dieser Blutbäder den Medien garnicht bekannt werden. Denn in die Parallelstaaten der Slums, wie es Soziologen nennen, wagt sich kaum jemand hinein, der dort nicht gezwungenermaßen hausen muß. Padre Lopes von der Slum-Seelsorge macht folgende Rechnung auf:
“Alle mehr als eintausend Favelas von Rio de Janeiro haben gravierende Gewaltprobleme – der Staat müßte dort etwa 200000 Sicherheitsbeamte stationieren – tut es aber nicht. Wie die Investitionen für Fußball-WM und Olympische Sommerspiele in Rio zeigen, sind Mittel durchaus vorhanden – aber eben nicht für soziale Zwecke, nicht für menschenwürdige Behausungen. Wie kann man angesichts so vieler drängender Probleme soviel Geld für Sportevents ausgeben, die nur ganz kurze Zeit dauern!“
Ein mehrstündiger Gang durch Slums an der Seite eines Priesters, der von den Banditenkommandos die nötige Zutrittserlaubnis hat, führt zu den Brennpunkten der barbarischen, bedrückenden Situation. Zu den Verhaltensregeln zählt: Nicht fotografieren, keine Mikrophonaufnahmen, weil sonst sofortige Ermordung drohte. So tun, als ob man die überall lauernden bewaffneten Banditen garnicht bemerkt und fast durchweg ein angeregtes Gespräch mit dem Priester über Religiöses führt. Elendskaten, Müll und Gestank, Unmengen von geraubten und zu Schrott gefahrenen Autos, sadistischer Gangsta-Rap in Hardrock-Lautstärke rund um die Uhr.
Eine Mitarbeiterin des Priesters berichtet über zahlreiche willkürliche Morde und Folterungen, teils direkt vor ihrer Katentür. Wer sich von den Slumbewohnern weigert, Raubgut oder Drogen zu transportieren, wird sofort erschossen – wer des Kontakts mit der Polizei verdächtigt wird, ebenfalls. Indessen – oft innerhalb von nur Monaten sind die Killer ebenfalls tot – kamen beispielsweise bei Schießereien zwischen rivalisierenden Banditenkommandos um. Und schon werden andere die neuen Slum-Herrscher. Für Padre Lopes von der Slum-Seelsorge handelt es sich bei jenen jungen Gangstern um Brasilianer, denen Staat und Gesellschaft keinerlei Chance gaben, sich zu bilden und zu entwickeln. Laut neuesten Studien ist beispielsweise der Handel mit harten Billig-Drogen wie Crack und Kokain landesweit der einfachste Weg für junge Menschen, um an Geld für schicke Markenklamotten und andere attraktive Dinge zu kommen.
“Wir haben jetzt bei der UNO und bei Amnesty International Anzeige erstattet, weil wegen der Fußball-WM gleich drei Stadtautobahnen durch Favelas gezogen werden, Zehntausende von Slumbewohnern ihre Behausung verlieren.“
Brasiliens Menschenrechtsministerin Maria do Rosario räumte wegen des neuesten Blutbads von Rio ein, daß bei den Heranwachsenden des Landes Gewalt die Haupt-Todesursache sei. Die katholische Kirche hatte deshalb bereits vor Jahren eine „Kampagne gegen Gewalt und gegen die Ausrottung von Jugendlichen“ gestartet. Priester Geraldo Nascimento zählt zu den Wortführern, den Organisatoren.
“Wir wollen, daß die ganze Welt sieht, was hier vor sich geht. Der brasilianische Polizeiapparat dient nicht dem Verteidigen der Bevölkerung – alle Arten von Verbrechen existieren weiter, weil die Polizei verwickelt ist.“
Derartige neofeudale Machtstrukturen existieren in den Slums von Rio seit Jahrzehnten – der dokumentarische Spielfilm “Tropa de Elite 2? zeigt auch, wie politisch einflußreich das organisierte Verbrechen ist.
Die Situation u.a. in den Rio-Slums 2012 zeigt anschaulich, daß von ernsthafter Bekämpfung der Drogenmafia keine Rede sein kann – zumal die Wachstumsbranche Crack weiter stark im Aufwind ist. Daher wird viel offizielle Propaganda über Drogenbekämpfung nach Europa durchgeschaltet.
Weil die Herrschaft des organisierten Verbrechens über die Slumbewohner von den zuständigen Autoritäten zugelassen wird, stößt auch die Seelsorge der katholische Kirche, deren Sozial-und Politisierungsarbeit auf immense, für durchschnittlich über Brasilien informierte Mitteleuropäer schwerlich vorstellbare Schwierigkeiten.
Die Kirche – von den Gemeindemitgliedern in gemeinsamer Arbeit errichtet.
http://www.ila-web.de/brasilientexte/slumdiktatur.htm
Geistliche, kirchliche Menschenrechtsaktivisten wirken in den Favelas in permanenter Lebensgefahr, erleben tagtäglich bizarre, empörende Situationen. Das in mitteleuropäischen Ländern wie Deutschland u.a. vom neoliberalen Mainstream gezeichnete Bild der katholischen Kirche ist angesichts ihrer Menschenrechtsarbeit daher entsprechend.
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