Tränengasbomben gegen Demonstranten am Maracana-Stadion von Rio de Janeiro.
Wer noch einmal in mitteleuropäischen Leitmedien die Brasilienanalysen vor der überraschend dann doch wahrgenommenen Protestwelle nachliest, könnte schlußfolgern, daß die brasilianischen Demonstranten mit ihrer Kritik völlig schiefliegen. Denn da war von einem Land in Aufschwungphase, mit einer sehr fähigen, erfolgreichen und populären Präsidentin die Rede – wie selbst die Oberen sagten. Alle Politiker, die jetzt Ziel schärfster Kritik sind, werden als angesehen, vertrauenswürdig, erfolgreich und guten Willens beschrieben. Die Brasilianer, als sehr optimistisch eingestuft, konsumierten auffällig stark, hieß es vor dem Hintergrund der starken Teuerungswelle. Auch die Arbeiterpartei Lulas wurde als populär charakterisiert.Von all der jetzigen Demonstrantenkritik war nicht die Rede. Unter den BRIC-Staaten schneide Brasilien sehr gut ab – hieß es entgegen der Datenlage. Auch die Industrie verzeichne Boom – brasilianische Wirtschaftsmedien sprachen dagegen von Deindustrialisierung.
Friedensnobelpreisträger Barack Obama sagte, daß Brasilien ein Modell für die Welt werde.
„Sowohl im wirtschaftlichen als auch im sozialen Bereich ist das größte Land Südamerikas zu einem Vorbild in der Region geworden. “ WeltTrends, Potsdam 2012
Vor Endspiel-Anpfiff – Militärpolizisten weichen vor Molotowcocktail zurück – etwa 300 m vom Stadion entfernt.
Rousseff-Popularität stürzt ab: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/29/brasilien-systemkritikerproteste-2013-popularitatsrate-von-prasidentin-dilma-rousseff-sturzte-auf-30-prozent-ab-laut-umfragen/
„Die Demonstrationen kündigen die Ankunft der Wirtschaftskrise im Alltag der Menschen und der Unternehmen an.“ „O Estado de Sao Paulo“.
Protest von 2011 in Sao Paulo auf der Avenid Paulista(Haben Sie davon was in Ihrem Leitmedium gelesen?): http://www.hart-brasilientexte.de/2011/08/14/brasilien-fusballfans-sao-paulo-protestierend-gegen-korruption-gesichter-brasiliens/
Die besten Fotos der Protestaktionen, dazu die besten Live-Übertragungen, Zeitungsberichte, tiefgründigsten und faktenreichsten Kommentare und Analysen kommen wie immer von den investigativen Journalisten des Globo-Medienkonzerns. Damit verglichen, wirkt die Proteste-Berichterstattung im mitteleuropäischen Mainstream oft auffällig unprofessionell und oberflächlich. Globo-Journalisten analysieren die gravierende Menschenrechtslage Brasiliens – im mitteleuropäischen Mainstream ist dies offenbar nach wie vor untersagt.
Bundespräsident Joachim Gauck 2013 in Brasilien, “Wertegemeinschaft”: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
„Das Land der Selbsttäuschung“: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/07/brasilien-das-land-der-selbsttauschung-philosoph-und-psychoanalytiker-andre-martins-analysiert-vor-deutschlandjahr-2013-die-situation-des-tropenlandes-aufgebaute-fassade-hinter-der-unsere-g/
„Revolte ist kein Vandalismus.“ (Sao Paulo)
„Ein Land, das Korrupte als Gesetzgeber akzeptiert, ist ein Land der Idioten. Mensalao-Verwickelte ins Gefängnis. Weg mit Dilma, weg mit der Arbeiterpartei!“ (Sao Paulo)
Teuerung drückt 22 Millionen Brasilianer zurück ins Elend – über 30 Millionen leben laut Kirchenangaben bereits vor der Teuerungswelle im Elend: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/20/brasilien-teuerung-druckt-22-millionen-brasilianer-wieder-ins-elend-laut-landesmedien-langst-wegen-starken-preissteigerungen-uberholter-indikator-versteckt-jene-22-millionen-verelendeten-hies-es/
„Lula – das Krebsgeschwür von Brasilien.“ http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/20/brasilien-proteste-demonstranten-erstmals-vor-dem-wohngebaude-von-lula-in-sao-bernardo-do-campo-nahe-sao-paulo/
Gewalt und Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/16/welt-ranking-der-gewaltgepragtesten-stadte-brasiliens-provinzhauptstadt-maceio-an-sechster-stelle/
Scheiterhaufen:
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/der-brasilianische-musiker-und-poet-marcelo-yuka1/
Der Mann mit dem „Schrei“(Edvard Munch) – ein Schauspieler, deklamiert im Protestgetümmel aus Shakespeare-Stücken. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/07/28/edvard-munch-der-schrei-version-von-der-avenida-paulista-brasilien/
tags: brasilien-systemkritikerproteste 2013, julia rabello
http://kibeloco.com.br/2013/06/27/porta-dos-fundos-reuniao-de-emergencia/
Bundespräsident Joachim Gauck 2013 in Brasilien, “Wertegemeinschaft”: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
Gravierende Lage wie bei Gauck-Besuch. Marianne Birthler im Website-Interview:” Ich wäre ganz schlecht beraten, wenn ich mir nach so kurzer Zeit hier bereits ein Urteil oder eine Meinung anmaßen würde.”
tags: “popularitätsrate”, lula, personenkult
“Hast du schon die Größe meiner Popularität gesehen?”
”Wollen wir nicht eine Meinungsumfrage in Auftrag geben? Optimal – ich suche die Befrager aus. Und ich die Befragten.” Brasiliens bester Karikaturist Angeli in der größten Qualitätszeitung ”Folha de Sao Paulo”.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Die Zeitung kritisiert, daß die Polizei auf Gäste von Straßenbars, Käufer in Geschäften einprügelte, “obwohl diese keinerlei Verfehlung begangen hatten”.
Hintergrund vom April 2013: Brasilien: “Das Land der Selbsttäuschung” – Philosoph und Psychoanalytiker André Martins analysiert politisch unkorrekt vor Deutschlandjahr 2013 die Situation des Tropenlandes. “Aufgebaute Fassade, hinter der unsere größten Probleme versteckt sind.”
André Martins gegenüber der Qualitätszeitung “O Estado de Sao Paulo”: “Wir erleben eine Täuschungspropaganda über die Gewaltsituation. Brasilien durchlebt derzeit eine Art von wildem Entwicklungskapitalismus, der im Grunde kein Geld für Soziales ausgeben will, sich nur für Gewinn um jeden Preis interessiert. Wir haben keinen Sozialpakt in Brasilien. Es gibt keinen Diskurs für einen wirklichen Aufbau eines Landes für alle. Was es gibt, und was noch trauriger ist, sogar akzeptiert wird, sind individuelle Interessen – oder von kleinen geizigen Gruppen. Aber keine Bereitschaft, über das Kollektive nachzudenken. “
Möglichkeiten, die sich aus der Fußball-WM und Olympia ergeben, so Martins, würden vertan. “Es gibt den allgemeinen Eindruck, daß alles, was heute in Brasilien getan wird, nur dem Bauen einer Fassade dient. Das ist sehr enttäuschend. Und aus meiner Sicht verstärkt das bei Personen mit geringerer psychischer Struktur die Idee, daß Brasilien ein Niemandsland ist, wo man alles tun kann, inclusive, schwere Verbrechen zu begehen.”
Martins zum jüngsten schweren Busunglück von Rio, bei dem ein Universitätsstudent einen Busfahrer mehrmals ins Gesicht trat, sodaß dieser ohnmächtig wurde, der Bus von einer Hochstraße herabstürzte – mindestens sieben Tote, viele Schwerverletzte: “Das öffentliche Nahverkehrssystem von Rio und Sao Paulo ist schlecht. Ab einem bestimmten Alter oder einem bestimmten sozialen Standard will hier niemand mehr mit dem Bus fahren – im Gegensatz zu den USA und Europa.”
Martins erinnert an die Disco-Tragödie von Santa Maria, die schlechten Beispiele aus Brasilia in puncto Korruption, zum Beispiel dem Mensalao-Skandal.
Zur sadistischen Gewalt in Brasilien:”Was wahrzunehmen ist, ist fehlendes Identifizieren mit dem anderen. Diese Täter manifestieren Perversität und Indifferenz gegenüber dem anderen…Die Propagierung, aus Markt-oder Finanzinteresse, eines Ideals des perfekten Körpers, der perfekten finanziellen Glückseligkeit, von Sex-Performance, schafft sozialen psychologischen Druck, der bei Menschen, die sich fern von diesem Ideal empfinden, ein negatives Gefühl schafft, das sich in Ressentiments äußern kann. Und, in gravierenden Fällen, in Gewalt, Zerstörung gegenüber dieser Gesellschaft, in die sie sich nicht eingliedern können.”
Martins führt den “gewalttätigen Charakter der brasilianischen Gesellschaft” vor allem auf die Sklaverei zurück. Damals seien die Sklavinnen auch sexuelle Sklavinnen gewesen. “Dies verbreitete die Auffassung, Wahrnehmung, daß es legitim sei, den anderen sexuell zu unterwerfen bzw. mit Gewalt – daß Sex zwischen Partnern nicht gut und einvernehmlich sei und auch nicht zu sein brauche – also auch nicht gemeinsamer Lustgewinn oder eine geteilte Freude.”
« Brasilien-Systemkritikerproteste 2013: Popularitätsrate von Präsidentin Dilma Rousseff stürzte auf 30 Prozent ab, laut Umfragen. Rousseff geht nicht mehr zum Confed-Endspiel im Rio-Maracana am Sonntag, wie vorgesehen…“Der Verlust von über der Hälfte der Popularität von Dilma Rousseff versetzt die Arbeiterpartei in Panik.“ Folha de Sao Paulo. – Brasilien, Endspiel im Confederations-Cup: FIFA bewerte als respektlose Geste, daß Staatspräsidentin Dilma Rousseff nicht mehr zum Endspiel gehe, laut Landesmedien. Traditionell übergebe der Staatschef die Siegertrophäe, hieß es. »
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