17.4. 2016, US-Hinterhof Brasilien – Pro-Impeachment-Kundgebung auf der Avenida Paulista in Sao Paulo.Daß Eduardo Cunha die Abstimmung im Abgeordnetenhaus leitet, degradiert nach Ansicht vieler Brasilianer das Land zur Bananenrepublik. Unter Lula-Rousseff wurde Brasilien weiter spürbar u.a. soziokulturell amerikanisiert – Brasilien und die USA haben u.a. ein Gewalt-Gesellschaftsmodell als auffällige Gemeinsamkeit.
Umstrittene halbgare Vorschläge Rousseffs werden im mitteleuropäischen Mainstream als echter politischer Wille der Präsidentin verkauft, wie vor der Protestwelle dominiert wieder plattester Rousseff-und Lula-Agitprop. Mitteleuropäische Regierungsfunktionäre werden als Stichwortgeber, Kommentatoren eingeschaltet.
Brasilianische Kenner der Materie, aus der Protestbewegung, sind weiter chancenlos im gesteuerten Mainstream.
In den brasilianischen Qualitätsmedien erntet Rousseff indessen derzeit ätzende, tiefironische Kritik wegen ihrer Äußerungen, Vorschläge. In Kommentaren werden die Rousseff-Anregungen für Verbesserungen in öffentlichem Transport, Gesundheits-und Bildungswesen als aufgewärmte, bereits früher angekündigte Schritte klassifiziert. Derzeit werde von Brasilia ein „Marketing-Krieg“ geführt.
Teuerung, Kaufzurückhaltung 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/29/brasilien-teuerung-und-kaufzuruckhaltung-2013-die-supermarkte-preiswerteste-einkaufsquelle-des-landes-ua-fur-grundnahrungsmittel-verkauften-im-april-2013-uber-14-weniger-als-im-vormonat-marz-l/
Filmemacher Padilha(45) argumentiert in Brasiliens größter Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“, daß die brasilianische Bevölkerung verschiedene Parasiten ernähre, „darunter eine korrupte politische Klasse und eine brutale Polizei. Fast die gesamt Staatsstruktur operiert in parasitärer Weise, raubt den Brasilianern einen bedeutenden Teil ihrer Arbeit und Energie, in Form von Korruption und exzessiver Steuerbelastung.“
Padilha bezieht sich mit seinem Parasiten-Vergleich ausdrücklich auf Regierung und politisch Klasse, der Dilma Rousseff jetzt rate:“ Laßt uns jetzt die Demonstranten loben.“
Joachim Gauck im Mai 2013 in Sao Paulo: ”Und zweitens ist der weitere Erfolg Brasiliens auch deswegen für uns eine Chance, da Brasilien unsere Werte – Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit – teilt und seine wirtschaftliche Potenz in den Dienst auch dieser Werte stellt.”
tags: brasilien-systemkritikerproteste 2013
Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
“Moderne Scheiterhaufen aus Autoreifen”:
Wie es hieß, habe Brasilien seit 2012 nunmehr Indien überholt.
Lula lobt Auslandsmedien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/04/lula-lobt-in-rio-uberschwenglich-auslandsmedien-fur-deren-berichterstattung-stets-harsche-kritik-an-nationalen-medien-elogios-para-a-imprensa-de-fora/
Heikle Menschenrechtsfragen offenbar bewußt ausgeklammert.
Teuerung, Kaufzurückhaltung 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/29/brasilien-teuerung-und-kaufzuruckhaltung-2013-die-supermarkte-preiswerteste-einkaufsquelle-des-landes-ua-fur-grundnahrungsmittel-verkauften-im-april-2013-uber-14-weniger-als-im-vormonat-marz-l/
Der Slumkomplex liegt unweit der Favela Varginha, die Papst Franziskus besuchen wird – und sehr weit entfernt von der Rio-Vorzeige-Favela Dona Marta, die der deutsche Bundespräsident Gauck besuchte.
Brasilien und die WM – Hintergrundtext: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/18/brasilien-und-die-fusball-wm-2014-hintergrundtext-von-2006-wm-kandidatur-idiotie-und-schlechter-witz-angesichts-gravierender-sozialer-lage/
Heikle Menschenrechtsfragen offenbar bewußt ausgeklammert.
Wie es hieß, ist die Verschuldung der Familien in Geschäften und Kaufhäusern n i c h t eingerechnet. Die von der Regierung stark stimulierte Erleichterung von Konsumentenkrediten hatte laut Wirtschaftsmedien den brasilianischen Banken zu gigantischen Gewinnzuwächsen verholfen.
Nationale Wirtschaftsexperten werfen derzeit Rousseff vor, z.B. in ihrer TV-Rede zu den drängenden Wirtschaftsproblemen zu schweigen, die die Unzufriedenheit der Gesellschaft und das fehlende Vertrauen der Menschen erklären.
Katholischer Bischof Milton Kenan Junior in Sao Paulo, Organisator zahlreicher Protestaktionen in den letzten Jahren, im Website-Interview:“Die große Plage dieses Landes ist die Korruption – Gelder die ins Gesundheits-und Bildungswesen, in den öffentlichen Transport fließen müßten, werden abgezweigt.“
Die Forderungen der derzeitigen Protestwelle sind aus den landesweiten befreiungstheologisch geprägten Protestaktionen der katholische Kirche in den letzten Jahren bestens bekannt – die allermeisten Demonstranten sind Katholiken. So war just 2012 die landesweite Brüderlichkeitskampagne der Bischofskonferenz dem prekären Gesundheitswesen des Landes gewidmet, forderte tiefgreifende Verbesserungen, stellte zahlreiche konkrete Forderungen. Die Brüderlichkeitskampagne 2011 konzentrierte sich auf Umweltzerstörung, schlechte Lebensbedingungen, darunter das prekäre Verkehrswesen Brasiliens. Bereits 2009 mobilisierte die katholische Kampagne für eine bessere öffentliche Sicherheit – derzeit erneut eine der Hauptforderungen. Der Kampf gegen die starke Staats-und Regierungskorruption war Hauptthema in allen Brüderlichkeitskampagnen der letzten Jahre. Üblich war, daß in-und ausländische Leitmedien über diese landesweiten Protestkampagnen nicht berichteten – die bekannten TV-Teams großer mitteleuropäischer Fernsehanstalten suchte man bei diesen Manifestationen, die nur zu oft Straßen und Autobahnen blockierten, vergebens.
Daraus erklärt sich auch, daß dem Mainstream die Vordenker, Führer, Organisatoren der Protestwelle nicht bekannt sind.
Da Präsidentin Dilma Rousseff derzeit nur verlautbart, was man ähnlich oder gleich von ihr seit der Lula-Präsidentschaft kennt, der sie als Ministerin angehörte, bleibt das Gros der Demonstranten von derzeitigen Brasilia-Verlautbarungen unbeeindruckt. Unvergessen ist, wie Dilma Rousseff in den letzten Jahren selbst vor der UNO und in Europa just all dies über den grünen Klee lobte – u.a. die Lage im Gesundheits-und Bildungswesen, in öffentlicher Sicherheit etc. sowie angebliches Vorgehen gegen die Korruption – was derzeit von den Demonstranten am schärfsten kritisiert wird. Viele Brasilianer betonen, daß man Rousseff ausreichend Zeit gegeben habe, um zu zeigen, ob sie an echten sozialen Verbesserungen tatsächlich interessiert sei. Nun sei der Ruf der Straße „Weg mit Dilma“ entsprechend laut und deutlich.
http://www.youtube.com/watch?v=_8gqdwFzEYY
„Sieben Tage, die Brasilien veränderten.“ Nachrichtenmagazin Veja.
Erstmals Proteste vor Lula-Wohnung: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/20/brasilien-proteste-demonstranten-erstmals-vor-dem-wohngebaude-von-lula-in-sao-bernardo-do-campo-nahe-sao-paulo/
Auffällig ist, wie häufig bei den Protestaktionen das langjährige politische Bündnis von Lula mit dem Diktaturaktivisten und Großunternehmer Maluf herausgestellt wird.
Ausriß, Qualitätszeitung Folha de Sao Paulo. “Jetzt verkauft Lula seine Seele dem Teufel wegen Maluf.” Sao Paulos Bürgermeister Haddad in der Mitte, zwischen Lula und Maluf.
Offenbar sorgten politische Bündnisse dieser Art auch in Deutschland für viel Lob und Beifall u.a. aus Parteien sowie Alibi-NGO, darunter in der Latino-Szene, für Lula und seine Kerngruppe.
Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur.
”Hitler irrte zwar, hatte aber etwas, das ich an einem Manne bewundere – dieses Feuer, sich einzubringen, um etwas zu erreichen. Was ich bewundere, ist die Bereitschaft, die Kraft, die Hingabe.” Ist das Zitat von Lutz Bachmann, Björn Höcke oder von SPD-Idol Lula?
Auch Bonn hielt auf enge Kontakte zur Folterdiktatur: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/15/brasiliens-militardiktatur-uberlebende-von-verfolgung-und-folter-clarice-herzog-witwe-des-ermordeten-judischen-journalisten-vladimir-herzog-und-regimegegner-waldemar-rossi-heute-fuhrer-der-bisch/
„Der Rückschritt ist sehr gut geplant.“ Top-Kommentator Arnaldo Jabor, O Globo, zur politischen Struktur des heutigen Brasilien, angesichts der Massenproteste.
Gevatter Tod in Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/10/brasilien-gevatter-tod-in-sao-paulo-top-karikaturist-angeli-reflektiert-die-gewaltsituation-in-brasiliens-wirtschaftsmetropole/
Protestorganisatoren über Treffen: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/25/brasilien-systemkritikerproteste-20123-lediglich-eine-masnahme-um-die-bevolkerung-zu-tauschen-reaktionen-auf-vorschlage-von-prasidentin-dilma-rousseff-nach-den-ersten-strasenprotesten/
„Was ist der wirkliche Treibstoff der Manifestationen?“ „Treibstoff ist der innere Haß, den die Menschen haben gegen die soziale Ungerechtigkeit.“ Filmemacher und Dramaturg Domingos Oliveira in „O Estado de Sao Paulo“, der Präsidentin Rousseff scharf kritisiert. „Sie sagte nicht, was gesagt werden müßte.“
„Der Rückschritt ist sehr gut geplant.“ Top-Kommentator Arnaldo Jabor, O Globo, zur politischen Struktur des heutigen Brasilien, angesichts der Massenproteste.