Der auch von der Präfektur nach Kräften geförderte PKW-und Motorrad-Individualverkehr erhöht die Luftvergiftung der Stadt stetig, entsprechende Appelle von Medizinern bleiben wirkungslos, Fahrverbote werden nicht verhängt. Sao Paulo hat immer noch kein Radwegenetz, ist daher Jahrzehnte gegenüber europäischen Städten im Entwicklungsrückstand, die Radwegenetze bereits in den siebziger Jahren installierten. In diesen Tagen wacht man bereits morgens mit starker Augenreizung auf.
Laut jüngsten Medienkommentaren ist Arbeiterpartei-Bürgermeister Fernando Haddad wegen der jüngsten massiven Straßenproteste gegen ihn deutlich angeschlagen. Haddad hatte absurden Nahverkehrs-Preiserhöhungen zugestimmt, selbst noch bei ersten Protestaktionen erklärt, eine Rücknahme komme nicht in Frage. Als die Proteste massiver wurden, mußte Haddad die Preiserhöhungen dann doch rückgängig machen. Derzeit wird Haddad Untätigkeit, leeres Politmarketing vorgeworfen. „Haddad quer fazer isso, Haddad quer fazer aquilo.“(Folha de Sao Paulo)
Heftige Proteste vor Präfektur in der City: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/18/brasilien-sechster-protesttag-in-sao-paulo-kundgebung-vor-der-kathedrale-prasidentin-dilma-rousseff-trifft-lula-in-sheraton-hotel-der-megacity-laut-landesmedien/
Wegen der verfolgten Präfekturpolitik ist die Rate von Kindern mit chronischer Bronchitis, allen damit verbundenen Neben-Krankheiten in Sao Paulo hoch. Der Förderung von Giftluftbelastung entspricht die aufffällig gering gehaltene Grünfläche Sao Paulos, die wegen der weiter vorangetriebenen Zubetonierung der Stadt, u.a. durch Wohnturm-Komplexe, weiter abnimmt. Bemerkenswert sind Vergleiche zu europäischen Städten:http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/20/rio20-brasiliens-megacity-sao-paulo-hat-offiziell-26-quadratmeter-grunflache-pro-einwohner-berlin-mitte-21-quadratmeter-munchen-338-quadratmeter/
Mitverantwortlich für diese Situation ist auch die jetzige brasilianische Kulturministerin Marta Suplicy, die während ihrer Zeit als Präfektin von Sao Paulo keine Kursänderung einleitete, den Anteil der Grünflächen nicht deutlich erhöhte, kein Radwegenetz installierte. Die Kulturministerin leitet die offizielle brasilianische Delegation zur Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien. Interessant wäre, die Grünflächen der Städte Frankfurt und Sao Paulo zu vergleichen, die dazugehörende Politik.
„Brasilien reist an“: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/11/brasilien-reist-an-frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien/
Sao Paulos folgenreiche Luftvergiftung: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/13/sao-paulos-folgenreiche-luftvergiftung-und-die-eliten-herzspezialist-dr-ubiratan-de-paula-santos-und-weltsozialforum-erfinder-oded-grajew-sexualitat-durch-luftvergiftung-betroffen/
Bei Dr. Ubiratan de Paula Santos in Brasiliens führender Herzklinik, dem Instituto do Coraçáo, ist Getriebe wie im Supermarkt. „Allein in der Notaufnahme zählen Tag für Tag zwanzig Prozent der Eingelieferten zu den Opfern dieser permanenten Luftvergiftung – an extremen Smog-Tagen ist die Rate noch viel höher. Die Atemluft Sao Paulos bewirkt etwa zweihundert verschiedene Krankheiten, darunter Infarkt, Schlaganfall, Krebs und Asthma, verschlimmert Diabetes und Alzheimer, erhöht die Risiken für Lungenkrebs und Lungenentzündung.” Die Kinder Sao Paulos, besonders die Kleinsten, bei denen die Lunge und die Bronchen noch schwach sind, leiden besonders unter der Luftvergiftung – Stadtbewohner über 65 werden sehr häufig krank, müssen mehr Medikamente einnehmen, gibt es bei deren Klinikbehandlung mehr Komplikationen. „Herzrhythmusstörungen wegen dieser fürchterlichen Luft spürt hier jedermann an sich selbst.”
Dr. Ubiratan de Paula Santos betreibt neben der Klinikarbeit ständig Forschungsprojekte und hat festgestellt, wie der giftige Dauersmog sogar die Fruchtbarkeit und die Sexualität der Stadtbewohner beeinträchtigt: ”Die Luftvergiftung bewirkt auch genetische Veränderungen – so werden die Reproduktionszellen des Mannes regelrecht attackiert, in Sao Paulo deshalb mehr Mädchen als Jungen geboren.” Zigarrettenrauch assoziiere man mit Impotenz – die chemischen Bestandteile einer Zigarette und der Atemluft seien ähnlich. Da die giftige Luft den gesamten Organismus und auch die Psyche beeinträchtige, Depressionen auslöse, sei natürlich selbst die Sexualität betroffen.Der Herzspezialist wirkt resigniert, hat nur wenig Hoffnung, daß von den verantwortlichen Politikern Sao Paulos längst überfällige Schritte für eine gesunde Umwelt unternommen werden. „Wir haben es hier offenbar mit einer Gesellschaft zu tun, die Selbstmord begehen will. Und selbst, wenn die Autos bessere Auspuff-Filter hätten – es sind einfach zuviele Fahrzeuge!” Die absurd dicht bebaute, wie ein Betonmeer wirkende Stadt erlebt zudem einen Boom bei Hochhäusern, wodurch noch mehr von knappem Grün vernichtet wird, noch mehr Verkehr entsteht. „Es ist die reine Unvernunft.” Unglücklicherweise setzten sich partikulare Wirtschaftsinteressen durch, dominiere zudem die Autoindustrie, habe man öffentliche Verkehrsmittel noch nie gefördert. „Unser U-Bahn-Netz hat nur 60 Kilometer “ das viel kleinere Paris dagegen über zweihundert!”
Improvisiertes Mahnmal auf der Avenida Paulista in der City.
Als bemerkenswert wird in Sao Paulo auch empfunden, daß unter dem neuen Präfekten Fernando Haddad die Zahl der Verkaufspunkte für die zerstörerischste Droge Crack stark zunimmt. „A Cracolandia se multiplica“, Cracolandia vermehrt sich, schreibt dazu O Estado de Sao Paulo.
Aktueller Polithumor, anklicken:
Befreiungstheologe Frei Betto: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/13/amazonia-an-ecocide-foreseen/
« „A church that is open for the world.“ Brasiliens wichtigster Befreiungstheologe Frei Betto zum Besuch von Papst Franziskus 2013 in Brasilien. – Zunehmende Einschränkung von Frauenrechten in Deutschland – moslemische Mädchen dürfen nicht in gleicher Badebekleidung wie ihre deutschen Mitschülerinnen zum Sport. Machistische Gewalt gegen muslimische Frauen seit langem vom Staat akzeptiert. »
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