Kurios, wie der kirchliche Mainstream Mitteleuropas auf jede kritische Frage an Boff wegen seiner Rolle unter der Lula-und Rousseff-Regierung bewußt verzichtet. Und auch nicht nachfragt, wieso Boff u.a. zur Lula-Rousseff-Regierung Positionen vertritt, die in krassem Gegensatz zu den Positionen der jetzigen brasilianischen Protestbewegung stehen – zu der die von Boff heftig attackierte brasilianische Kirche gehört, dort, siehe „Aufschrei der Ausgeschlossenen“, eine sehr wichtige Rolle spielt.
Boff sagte allen Ernstes gegenüber deutschen Medien, unter Lula seien die Armen der Armut entkommen – äußerte sich nicht zu fortdauerndem Massenelend, sprach indessen von „erfolgreicher Sozialpolitik“ – die auch die derzeitige Protestbewegung – siehe die scharfe Kritik am extrem prekären Gesundheits-und Bildungswesen – nicht entdecken kann. http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/20/brasilien-teuerung-druckt-22-millionen-brasilianer-wieder-ins-elend-laut-landesmedien-langst-wegen-starken-preissteigerungen-uberholter-indikator-versteckt-jene-22-millionen-verelendeten-hies-es/
„Nachdem die PT an die Macht gekommen war, reagierte sie auf die dringenden Bedürfnisse des Volkes, die immer geleugnet oder nur unbefriedigend gestillt worden waren. Endlich wurde die Würde der Verdammten, ohne Bürgerrechte zu sein, wiederhergestellt: Sie konnten essen, bekamen ein Minimum an Bildung, Gesundheit und Sozialleistungen der Moderne wie elektrisches Licht, Zugang zu Wohnraum und zu einer Bankverbindung.“ (Boff 2013
Waldemar Rossi, Führer der Arbeiterseelsorge in der Erzdiözese Sao Paulo: “Nach der Militärdiktatur wurde die Politik des gesellschaftlichen Ausschlusses fortgesetzt – was stets mit der Absenkung des Bildungsniveaus beginnt. Heute wird eine halbalphabetisierte Jugend fabriziert, die sich den Interessen des Systems unterwirft. Lula und Rousseff müßten, könnten dies zum Besseren verändern – doch Lulas Absicht war, um jeden Preis an die Macht zu kommen, keinen gesellschaftlichen Wandel im Lande zu fördern. Dilma Rousseff verfolgt unglücklicherweise die selbe Linie. Überall im Staatsapparat sehen wir Korruption, Brasilien ist kulturell zurückgeblieben. Die Lage ist gravierend. Rousseff hat Schuld an dem Megaskandal um Cachoeira. Die großen Unternehmen, ob Banken, Baufirmen oder Großgrundbesitzer, investierten massiv in Rousseffs Präsidentschaftswahlkampagne – über 100 Millionen Real – betrachteten dies als Investition, verlangen jetzt von Rousseff Gegenleistungen. Sie unterwirft sich diesen Interessen.”
„Eine Konfrontation mit dem repressiven Staat“: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/01/brasiliens-1-mai-2012-waldemar-rossi-fuhrer-der-bischoflichen-arbeiterseelsorge-der-erzdiozese-sao-paulos-predigt-in-der-kathedrale-beim-arbeitergottesdienst/
‘Estou feliz que Dom Odilo Scherer nao seja Papa. Ele é reacionario e autoritario’(Boff gegenüber Medien)
„Ich bin glücklich daß Odilo Scherer nicht Papst geworden ist. Er ist reaktionär und autoritär.“
Da Kardinal Scherer, unter den aussichtsreichsten Papstkandidaten, im größten katholischen Land der Erde wegen seiner Verdienste zu den geachtetsten Persönlichkeiten der Kirche zählt, von Boff indessen als „reaktionär und autoritär“ eingestuft wird, ist Boff daher für den mitteleuropäischen kirchlichen Mainstream just der geeignetste Mann für Bewertungen und Urteile zu Papst und Kirche – Hinweis auf deutliche Unterschiede zwischen der deutschen und der brasilianischen katholischen Kirche.
De acordo com o teólogo, Dom Odilo não conhece o dia a dia dos fiéis, as contradições e as dificuldades da fé. “Há um vazio nele sobre isso. Por isso, ele pode ser tão duto na doutrina, porque está distante da realidade. (Carta Capital 2013)
Gemäß dem Theologen kennt Odilo Scherer nicht den Alltag der Gläubigen, die Widersprüche und Schwierigkeiten des Glaubens. `Da ist eine Leere in ihm.` Deshalb könne er in der Doktrin so streng sein, weil er der Realität fern ist.
Kardinal Odilo Scherer kritisiert scharf gravierende Menschenrechtsverletzungen unter Lula-Rousseff – Boff indessen äußert solche Kritik nicht, macht aber aktiv Wahlkampf für Lula und Rousseff. Scherer verurteilt öffentlich das lebendige Verbrennen von Obdachlosen unter der Regierung Lula-Rousseff – Boff, soweit bekannt, dagegen nicht.
Scherer gegen fortdauernde Sklavenarbeit unter Lula-Rousseff in Brasilien – und Boff? http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/02/sklavenarbeit-unter-lula-angeprangert-vom-deutschstammigen-kardinal-odilo-scherer-im-protest-gottesdienst-am-1-mai-in-der-kathedrale-sao-paulo/
Gefängnis-Horror unter Lula-Rousseff, von der Erzdiözese Sao Paulo unter Kardinal Scherer permanent angeprangert – und Boff? http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
„ethische Politik“ und Situation in den Gefängnissen Brasiliens: http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
Während Boff betont, die Lula-Rousseff-Regierung habe ethische Politik betrieben, eine Revolution für die Bildung realisiert, sehen dies die brasilianische Bischofskonferenz, die katholischen Pastoralen, die jetzige Protestbewegung entgegengesetzt. Lula, so Rousseff, gehöre nach wie vor zur Regierung – der die Protestbewegung u.a. unethische Politik, ausufernde Korruption, gravierende Menschenrechtsverletzungen vorwirft. Unvergessen ist, wie Boff aktiv Wahlkampf sowohl für Lula als auch für Rousseff betrieb, während Brasiliens katholische Kirche dafür natürlich keinerlei Anlaß sah.
Fundierte Kritik an der Regierung, am System, an Menschenrechtsverletzungen, wie permanent von Sao Paulos deutschstämmigem, von Boff scharf kritisiertem Kardinal Odilo Scherer geäußert, vermißt man indessen von Boff. Dessen Erklärungsversuche zur aktuellen Protestwelle klingen entsprechend bizarr, stehen in interessantem Kontrast etwa zu den Analysen der katholischen Arbeiterseelsorge.
Politischer Humor, derzeit Teil der Protestbewegung – anders als Boff, der selbsternannte Papstversteher, bemerkenswert Rousseff-kritisch:
Bemerkenswerte Proteste vor Lulas Wohngebäude, gegen Lulas Arbeiterpartei: “Eh-PT-vai tomando cú!”: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/20/brasilien-proteste-demonstranten-erstmals-vor-dem-wohngebaude-von-lula-in-sao-bernardo-do-campo-nahe-sao-paulo/
“Dilma, wenn Gott Brasilianer ist, schämt er sich wegen Dir!!!” In deutschsprachigen Deppen-Medien heißt es, die Proteste richteten sich nicht gegen das Staatsoberhaupt Dilma Rousseff.
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
Ausriß O Globo.
Natürlich unterschlägt der mitteleuropäische kirchliche Mainstream, daß man sich im größten katholischen Land längst lustig macht über Leonardo Boffs groteske Papst-Erklärerei. Im brasilianischen Internet wimmelt es von entsprechenden Analysen.
„Leonardo Boff tem um “DOM”, o da CARA DE PAU.“
http://b-braga.blogspot.com.br/2013/07/francisco-um-aviso-direto-aos-teologos.html
Während Kardinal Odilo Scherer die evangelikalen Sektenkirchen, ihre Machenschaften stets kritisierte und analysierte, begrüßte Leonardo Boff die evangelikalen Wunderheilersekten als ”Bereicherung”:
“Saudo a expansao dos evangelicos, porque sou a favor de todo tipo de diversidade.”
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/erst-bandit-und-gefurchteter-killer-dann-sektenpastor/
Hintergrund(2011)
In Ländern wie Deutschland betreibt eine bestimmte Gutmenschen-Szene um den einst interessanten brasilianischen Befreiungstheologen einen regelrechten Kult. Sie bewahrt ihn vor öffentlicher Kritik, die als politisch unkorrekt gälte. Im Tropenland dagegen wird Boff seit den neunziger Jahren zunehmend heftig kritisiert. Selbst frühere Anhänger werfen ihm Fehleinschätzungen über die katholische Kirche, intellektuelle Unehrlichkeit und Opportunismus vor. Boff sei eitel auf Medienpräsenz aus – was mit Verbalattacken auf Papst und Vatikan natürlich am leichtesten gelinge.
In der Tat wirkt Boffs Eindreschen auf den Papst infantil und lächerlich. Nationale Religionsexperten bescheinigen ihm eine unbestreitbare Rolle in der Reflexionsgeschichte Brasiliens, nennen ihn sehr intelligent und intuitiv. Boff spüre sehr gut bestimmte gesellschaftliche Probleme und Tendenzen, sei ein brillanter Professor. Doch seine Äußerungen müssten kritisch analysiert werden – andernfalls akzeptiere man häufig Dinge, die nicht der Wahrheit entsprächen.
In Deutschland sind evangelikale Wunderheiler-Sekten unbeliebt – Boff begrüßte indessen bereits im Jahr 2000 öffentlich die Expansion der Evangelikalen vorbehaltlos als Bereicherung. In Brasilien fasste man sich an den Kopf. Denn die evangelikalen Sektenkirchen propagieren massiv die „Theologie der Prosperität“, wonach materieller Wohlstand eine Gabe Gottes sei und durch die Macht des Glaubens erreicht werden könne. An Misere, persönlichem Misserfolg sei der Teufel schuld, den man auf speziellen Tempelsitzungen austreibe – wobei natürlich jeder Gläubige soviel Geld wie möglich an die Kirche spenden müsse. Mit dieser Theologie, analysieren Sozialwissenschaftler, verbreiten die Evangelikalen Illusionen, beuten die Leute aus, schaffen Leiden. Und fördern sogar Rassismus und Diskriminierung, da die schwarze Bevölkerung nunmehr nur deshalb arm sei, weil sie sündige. Gemäß aus Afrika ererbten Schlechtigkeiten werde sie als eine verfluchte Rasse angesehen, die sich von allen Vorfahren und Wurzeln lösen müsse.
Wenn Boff diese wie Wirtschaftsunternehmen funktionierenden Kirchen als Bereicherung auffasse, müsse man seine Bewertungen relativieren, zeige sich zunehmende Oberflächlichkeit. Im akademischen Umfeld, bei den Studenten sei Boffs frühere Attraktivität weg.
Boff müsste wissen, dass evangelikale Kirchen im Christlich-Ethischen mancherlei Sonderwege fahren. So wurde ein Bischof der politisch einflussreichen „Universalkirche vom Reich Gottes“, der Brasiliens zweitgrößter TV-Sender gehört, wegen Mordes eingesperrt. In Salvador da Bahia hatte er laut Polizei im Tempel gemeinsam mit zwei Pastoren einen 14-jährigen Jungen sexuell missbraucht und danach lebendig verbrannt.
Manche mögen Boff zustimmen, wenn er die Evangelikalen-Ausbreitung begrüßt, weil ihm „jede Art von Vielfalt“ so gefällt. Denn nun ist in rappelvollen „Gotteshäusern“ endlich mal echt was los, ziehen Ex-Killer und Ex-Frauenaufreißer wie Pastor Salles vom Leder:„Ich war reich, hatte Villen und tausende Frauen – in Rio hörten tausende schwerbewaffnete Banditen auf mein Kommando. Ich war Bankräuber, Berufskiller, Monster, Psychopath – so viele Opfer flehten vergeblich um Barmherzigkeit! Wie von den Dämonen gefordert, habe ich mit meiner Frau unseren sechs Monate alten Sohn getötet, in der Pfanne gebraten, sein Fleisch gegessen – ich war schon in der Hölle!“
Frei Betto, wichtigster Befreiungstheologe Brasiliens, hochangesehen bei Kardinälen, Bischöfen und Padres der Kirche des Riesenlandes, analysiert solche evangelikalen Sekten tiefgründig, fühlt sich durch ihre nervende Präsenz im Alltag nicht eben bereichert. Leonardo Boff indessen wirft kurioserweise dieser Kirche „feudale Mentalität“, „totalitäre Ideologie“ und „mittelalterliche Strukturen“ vor, gar die Ablehnung von Kritik und Alternativen. Damit hat er schlichtweg die Dynamik, Entwicklung und Komplexität der katholischen Kirche nicht begriffen. Als anschauliches Beispiel gilt, dass Rom zwar Kondome kritisiert, deren massive Verteilung in der pastoralen Aids-Prävention indessen zulässt – und fördert, gemäß katholischer Moraltheologie.
Der Soziologe Claudio Monteiro leitet in Sao Paulo die bischöfliche Aids-Pastoral – direkt neben seiner Bürotür kann sich jedermann aus einem stets gut gefüllten Plastikbehälter gratis und überreichlich mit Kondomen eindecken. Monteiro lacht über Boffs Vorwurf, dass die katholische Kirche in der Kondomfrage lebensfeindlich, verantwortungslos und intolerant handele. „Leonardo Boff gehörte zum Franziskanerorden, der in Brasilien eines der ersten Aids-Präventionsprojekte startete und natürlich Kondome verteilt – seit über 16 Jahren. Unsere nationale Aids-Pastoral, von einem Bischof geführt, verfährt genauso. Völlig unmöglich, daß Boff davon nicht weiß. Wenn er die Ausbreitung der Evangelikalen, die Expansion des religiösen Fundamentalismus positiv bewertet, ist dies fragwürdig und anfechtbar.“
Boff greift immer wieder auch in die Politik ein. Im letzten Präsidentschaftswahlkampf unterstützte er zuerst die evangelikale Predigerin Marina Silva. Die Ex-Umweltministerin zählte zur Revolutionären Kommunistischen Partei Brasiliens, wuchs im befreiungstheologischen Spektrum der Katholiken auf und ging dann zur „Assembleia de Deus“. Richtig, die von Pastor Salles, dem Ex-Killer und Ex-Frauenaufreißer, die zudem laut Eigendarstellung Homos zu Heteros umdreht und Strich-Transvestiten zu Geistlichen macht.
Zuletzt wechselte Marina Silva von Lulas Arbeiterpartei zu den brasilianischen Grünen. Die verkaufen sie als lupenreine Umweltschützerin – obwohl zahlreiche verhinderbare Umweltverbrechen in ihre Amtszeit fallen. Amazonas- und Savannenwälder werden vernichtet, Brasilien avanciert zum weltgrößten Agrargiftverbraucher, das Geschäft mit Gen-Pflanzen boomt. Umweltschützer laufen Sturm gegen das gigantische Umleitungsprojekt am Rio Sao Francisco – Marina Silva verteidigt es als „ökologisch nachhaltig, wirtschaftlich machbar und sozial gerecht“. Was sie von massenhafter Folter durch Staatsangestellte oder von den landesweit operierenden Todesschwadronen hält, erfährt man bis heute nicht.
2002 nahm Leonardo Boff begeistert an der Wahlkampfkarawane von Lula teil, verglich ihn mit Mahatma Gandhi, lobte sogar dessen Vize, den Milliardär und Diktaturaktivisten José Alencar. Angesichts der Korruptionsskandale schwenkte er später um, verurteilte Lulas Politik als niederträchtig neoliberal.
2010 aber, als Marina Silva die Stichwahl nicht erreichte, wechselte Boff flugs zu Lulas Wunschkandidatin und bisheriger Chefministerin Dilma Roussef – und wieder zu Lob über den grünen Klee: „Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“ Die gravierenden Menschenrechtsverletzungen, den strikt antiökologischen Kurs von Lula-Rousseff kritisiert er nicht, die von ihm so heftig gescholtene, stark systemkritische katholische Kirche Brasiliens tut das umso kräftiger: Fehlende soziale Besorgnis bei Lula und Rousseff trotz Hunger, Misere und rasch wachsenden Slums, Zementierung der grauenhaft ungerechten Einkommensverteilung, Begünstigen der ohnehin Privilegierten. Boff faselt von sozialer Ökologie-Revolution, dabei ist längst klar, dass Dilma Rousseff das umweltvernichtende Mega-Wasserkraftwerk „Belo Monte“ in Amazonien unbedingt realisieren will. Nach ihrem Wahlsieg erneut ein Schwenk: Boff geißelt das Belo-Monte-Projekt.
Mancher hat vielleicht den desillusionierenden ARD-Weltspiegel-Beitrag „Brasilien: Kindsmord am Amazonas“ über das Töten von Kindern bei Indianerstämmen gesehen – rund 600 Babies werden danach jährlich allein in Amazonien umgebracht. Viele Indianer sitzen wegen Sex mit Kindern im Gefängnis, auch Indios sind als Naturzerstörer bekannt. Yanomami pflegen gar das Verprügeln der eigenen Ehefrau mit Freunden, bei Fremdgeh-Verdacht – von Schamanen als Hexen beschuldigte Indiofrauen wurden ermordet – das Blättchen hatte über diese Praktiken berichtet. Boff indessen ignoriert diese Fakten: „Und ich habe sie immer bewundert, sie sind unsere großen Meister im Hinblick auf die Haltung gegenüber der Natur. Die sind technologisch gesehen rückständig, aber zivilisatorisch, sie sind vorwärts, sie sind reicher als wir. Wenn wir lernen wollen, was wir für eine Beziehung mit der Natur eingehen sollen, die Beziehung zwischen dem Alter und den Kindern, den Erwachsenen und alten Leuten, die Beziehung zwischen Arbeit und Freizeit, die Beziehung zwischen Leben und Tod, dann müssen wir die Indianer hören. Die haben eine große Weisheit und vieles haben sie uns zu sagen.“ Kommentar überflüssig.
„Für mich besteht Oscar Niemeyers Größe nicht nur in seiner Genialität, die weltweit anerkannt und geschätzt wird, sondern auch in seinem Lebenskonzept und in der Tiefe seines Kommunismus.“ (Boff)
„…die höchst detailgetreuen, für Gerichtsmediziner und Mordkommissionen geeigneten Aufnahmen entsetzen niemanden mehr; auch in anderen Millionenstädten, wo `A Noticia“ verkauft wird, hat sich die Öffentlichkeit an die Banalisierung der Gewalt und sogar die Verspottung der Opfer gewöhnt. Bei der Übernahme des Chefredakteurspostens im Jahre 1991 hatte der landesweit bekannte Journalist und Karikaturist Jaguaribe(Leonardo Boff nennt Jaguaribe, Jaguar, seinen Freund) gegenüber der Qualitätszeitung `O Globo`drastisch die Blattlinie erläutert – `viele nackte Frauen, Sauereien und Schinken`. Letzterer Begriff (Presunto) stammt aus der Vulgär-und Gangstersprache und bezeichnet Ermordete; Zerstückelte sind daher stets `Schinken in Scheiben`(presunto fatiado) oder `Gehacktes`(Picadinho)…Die vom eigenen Mann mit einem Fleischermesser in `Hackfleisch` verwandelte 28-jährige Carmen da Cruz wurde so fotografiert, daß die blutverschmierten großen Brüste der dicken Frau, vor allem aber das glattrasierte Geschlechtsteil deutlich und detailliert zu sehen waren…
–Protest der Kirche, kaum Kritik von Intellektuellen–
Derartiges hat seine Entsprechung auch im Rundfunk und Fernsehen, müßte laut Gesetz und Verfassung eigentlich verboten werden. Interessanterweise üben lediglich Vertreter der katholischen Kirche kontinuierlich Fundamentalkritik.Dom Lucas Moreira Neves, Primas von Brasilien und Kardinal-Erzbischof von Salvador de Bahia, spricht von `Anstiftung zur Gewalt, Verblödung ganzer Bevölkerungsschichten, Vermischung von Gewalt und Pornographie`…“ („Gangster, Favelados, Bischöfe“, Sozialreportagen aus Brasilien, Brasilienkunde-Verlag Mettingen 1997)
Veröffentlicht am November 19, 2011von Bettina Gold-Hartnack (www.traductina.com)
Leonardo Boff
Theologe
Erdcharta Kommission
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Meinem Freund Jaguar, dem Karikaturisten, gewidmet, der eine Vorliebe für Kneipen hat.
Fotos aus „A Noticia“, unter Boff-Freund Jaguar veröffentlicht: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
„em 1991, quando passa a editar o jornal A Noticia.“ Wikipedia
„…exibindo fotos explícitas de cadáveres e corpos mutilados, com descrições detalhadas de crimes violentos, e de mulheres nuas.“
Ausriß A Notica, Boff-Freund und A-Noticia-Editor Jaguar, ethische Kriterien.
Der Fall AfroReggae, Sekten und organisiertes Verbrechen: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/23/brasilien-kultur-jose-junior-leiter-von-afroreggae-in-rio-de-janeiro-wegen-morddrohungen-durch-zehn-wachleute-beschutzt-klagt-verwicklung-von-evangelikalen-kirchen-ins-organisierte-verbrechen-an/
« Brasiliens Systemkritikerproteste: Immer mehr Mordopfer durch verringerte öffentliche Sicherheit. Bestrafung der Mörder gefordert – am Kunstmuseum MASP von Sao Paulo. Gewaltkriminalität als Methode sozialer Kontrolle und Einschüchterung. Scheiterhaufen 2013. – „Brasilien boomt – und strebt nach der Weltspitze.“(Deutsche Biotechnologie-Plattform) „BRIC-Staaten wie Brasilien schlecht für Investoren.“ EXAME. „Brasilien boomt.“ Knipp, Kersten, Suhrkamp 2013(Buchmesse-Text) „Brasilien wurde häßlich“. Seit drei Monaten sinkt Brasiliens Wirtschaftsaktivität, laut Zentralbank… »
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