Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens Bildungsqualität unter Dilma Rousseff(„Frauenpower“): Nur Platz 88 in Ranking des Weltwirtschaftsforums 2013. Qualität des Bildungssystems – Platz 105. Grundschulen-Qualität – Platz 109. Qualität des Mathematik-und Wissenschaften-Unterrichts – Platz 112. Brasiliens Universitäten – keine unter den „Top 200″ des Welt-Rankings 2013. Brasilien auf Doing-Business-Ranking, Resultate der Rousseff-Umweltpolitik…

http://exame.abril.com.br/brasil/noticias/educacao-brasileira-fica-entre-35-piores-em-ranking-global

„Brasiliens Bildungswesen unter 35 schlechtesten des Welt-Rankings“.

„Brasilien ist weit von einer Bildungskultur entfernt, hat eine Kultur der Ignoranz, die unsere Kinder von kleinauf lernen.“ Analyse von O Globo 2013

Ein niedriger Bildungsgrad hat viele Konsequenzen, viele politisch unkorrekte Aspekte – betrifft gravierend Fragen der Hygiene, Alltagsorganisation, der zwischenmenschlichen Verhaltensweisen, Umgangsformen, Werte, der Sexualität.  

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/04/brasiliens-staatschefin-dilma-rousseff-vom-mitteleuropaischen-mainstream-bereits-zum-amtsantritt-als-hervorragende-effiziente-administratorin-gewurdigt-brasilianische-medien-bekraftigen-2013-inde/

Wegen heute in Mitteleuropa geltender Bewertungskriterien wurde die Regierung von Dilma Rousseff seit dem Amtsantritt mit Lob überhäuft, als sehr erfolgreich eingestuft.

Dilma Rousseff 2016 – Bischof Erwin Kräutler und die “Zivildiktatur” in Brasilien. Hintergrundtexte, Fotos:

http://www.hart-brasilientexte.de/2016/05/11/dilma-rousseff-2016-bischof-erwin-kraeutler-und-die-zivildiktatur-in-brasilien-hintergrundtexte/

Leonardo Boff: “Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“

Leonardo Boff kritisiert das Urteil des Obersten Gerichts, die Vorgehensweise des schwarzen Präsidenten des Obersten Gerichts, Joaquim Barbosa. Es sei bestraft worden gegen die Prinzipien des Rechts. http://site.adital.com.br/site/noticia.php?lang=PT&cod=78939

Boffs Kritik sagt sehr viel über ihn selbst, seine Wertvorstellungen. 

Universitäten:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/02/brasiliens-universitaten-keine-unter-den-top-200-des-neuen-welt-rankings-2013/

Jugend und organisiertes Verbrechen:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/20/brasiliens-wachstumsbranche-organisiertes-verbrechen-millionen-von-heranwachsenden-und-jungen-erwachsenen-sind-in-keinerlei-studien-und-ausbildungsverhaltnis-arbeiten-nicht-und-suchen-auch-nicht-nac/

deutschlandjahrplakat1.jpg

Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien:  Buchmesse Frankfurt 2013:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/01/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-rassismus-vorwurf-von-messe-chef-jurgen-boos-zuruckgewiesen-nur-ein-schwarzer-unter-70-mitgliedern-der-offiziellen-brasilianischen-schriftstellerdele/

„Das Beste an Brasilien ist der Brasilianer.“ Aufdruck auf Mineralwasserflaschen.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/

http://www.die-andere-bibliothek.de/Originalausgaben/Fernstenliebe::180.html

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/04/brasiliens-hungerproblem-hungernde-essen-vergorenen-abfall-matsch-aus-mulltuten-an-der-strase/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/05/brasiliens-hochlukrative-wachstumsbranchen-nach-usa-zweitgroster-verbrauch-von-kokain-und-crack-laut-neuer-studie-hocheffizientes-flachendeckendes-vertriebsystem-fast-bis-ins-letzte-indianer-do/

Brasilien auf Doing-Business-Ranking unter Dilma Rousseff:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/13/global-player-wirtschaftsmacht-brasilien-auf-doing-business-index-der-weltbank-2013-nur-platz-116-lahme-wirtschaft-erschwert-geschafte/

Umweltpolitik unter Dilma Rousseff:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/12/brasiliens-umweltpolitik-unter-prasidentin-dilma-rousseff-amazonaszerstorung-wird-2013-um-20-zunehmen-laut-neuen-studien-regierung-raumt-grose-urwald-abholzungen-ein-viel-lob-fur-rousseff-politik/

“…ein ungemein inspirierender Partner, der gleichzeitig durch Exzellenz in Wirtschaft und Wissenschaft besticht.”(Deutschlandjahr-Text)

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/05/brasilien-%E2%80%93-kirche-und-gesellschaft-sammelbandtexte/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/08/brasilien-kultur-und-gesellschaft-sammelbandtexte/

Hintergrundtext:

«Fabrica de Analfabetos»

Die Hintergründe für Brasiliens Bildungsdesaster

Staatschef Lula hatte zum Amtsantritt

2003 versprochen, das marode öffentliche

Schulsystem seines Landes zu verbessern.

Gegen Ende der zweiten Amtszeit konstatiert

aber selbst die Unesco eine deutliche

Verschlechterung. Die Genese des Desasters

soll nachfolgend aufgezeigt werden.

Brasilien belegte im internationalen Bildungsindex

von 2006 einen keineswegs ehrenvollen

72. Platz, fiel indessen 2009 sogar auf den

80. Platz zurück. Die Sitzenbleiberquote ist danach

lediglich in afrikanischen Staaten höher. In

Portugiesisch und Mathematik sind die Schülerleistungen

sogar schlechter als 1995. Zu den absurden

Folgen zählt, dass in der zehntgrössten

Wirtschaftsnation trotz enormer Massenarbeitslosigkeit

die Unternehmen immer schwerer kompetente

Mitarbeiter selbst für einfachste Tätigkeiten

finden.

Kinder der dünnen Mittel- und Oberschicht

besuchen indes die meist teuren, aber keineswegs

exzellenten Privatschulen. Bei internationalen

Vergleichsstudien wie dem Pisa-Test schneiden

die wohlhabenderen Schüler des Tropenlandes

durchschnittlich denn auch schlechter ab als die

ärmsten Kinder der entwickelten Staaten.

Korruption als Hauptursache?

Die neueste Hiobsbotschaft aber kommt aus den

öffentlichen Schulen Rio de Janeiros, der nach

S˜ao Paulo zweitwichtigsten Stadt. Gemäss amtlichen

Studien, die gewöhnlich geschönt sind, befinden

sich unter den 210 000 Schülern der 4. und

5. sowie 6. Klasse etwa 25 000 funktionelle Analphabeten,

die also nicht schreiben können und

Gelesenes nicht oder kaum verstehen. Selbst Rios

Bildungsbehörde nannte die Schulsituation «catastrofica

». Wie das staatliche brasilianische Statistikinstitut

IBGE konstatiert, sind insgesamt 2,1

Millionen Schüler im Alter zwischen 7 und 14

noch Analphabeten, schafft nur rund die Hälfte

der brasilianischen Kinder den Grundschulabschluss.

Das schlechte Durchschnittsniveau

kann indes keineswegs einem etwaigen krassen

Rückstand der ländlichen Schulen angelastet werden,

da inzwischen über 80 Prozent der rund 190

Millionen Brasilianer in grösseren Städten leben.

Die Gründe des Versagens sind sehr komplexer

Natur. Studien folgern, dass in Brasilien die

sehr hohe Korruption auch zu schlechteren Noten

führt. Wo sich Politiker die Schulgelder in die

eigene Tasche stecken, sind Unterrichtsräume

grauenhaft schlecht ausgestattet, fehlen Lehrmittel

und Bücher, erhalten Schüler weder das vorgeschriebene

Frühstück noch ein Mittagessen. Fällt

auch der Schulbus weg, werden Kinder erst gar

nicht aus weit entfernten Dörfern und Stadtperipherien

abgeholt. Wo Korruption herrscht, wird

die Schulausbildung weder von Lehrern, Direktoren,

Eltern noch Kindern ernst genommen.

Regelmässig beschweren sich Jugendliche darüber,

Phantasieabschlussnoten in wichtigen Fächern

erhalten zu haben, die wegen des chronischen

Lehrermangels nie gelehrt worden waren.

Lustlos und schlecht ernährt

Fortdauernde Hungerprobleme sowie die Krise

des Gesundheitswesens bewirken gemäss Bildungsexperten

zudem selbst in S˜ao Paulo, Brasiliens

reichster Stadt, eine Tragödie: Viele Schüler

unterzogen sich nie einem ärztlichen Test, können

wegen schwacher Augen nicht entziffern, was der

Lehrer an die Tafel schreibt, und auch nicht deutlich

hören, was er sagt. In den entscheidenden ersten

Lebensjahren sehr schlecht ernährt, mit leerem

Bauch im Klassenraum sitzend, können sie

sich zudem kaum konzentrieren, dösen nur vor

sich hin. Brasilianische Schüler haben im Durchschnitt

täglich weniger als drei Stunden Unterricht,

obwohl das Gesetz vier Stunden vorschreibt.

Desinteresse und Lustlosigkeit sind

Hauptgrund für den vorzeitigen Schulabgang.

Augenschein in einer öffentlichen Gemeindeschule

des brasilianischen Nordostens, die wegen

ihres Niveaus immer wieder gelobt wird: Krach,

lautes Stimmengewirr von über 30 Sechstklässlern,

gegen das ihr Lehrer nicht ankommt. Er

redet über die Entstehung des Nationalstaates,

doch kaum jemand hört ihm zu, fast alle schwatzen

miteinander. Schüler stehen auf, laufen im

Klassenzimmer herum und gehen sogar hinaus.

Die Tür zum Unterrichtsraum steht weit offen –

von draussen schauen Kinder herein oder gehen

sogar zu den Schülern und unterhalten sich mit

ihnen. Der Lehrer lässt den Unterrichtsstoff

immer wieder abschnittsweise aus dem Geschichtslehrbuch

vorlesen. «Es ist schwierig, sich

zu konzentrieren», sagt der 12-jährige Luis, als

Einziger sichtlich interessiert. «Es gibt immer

Schüler, die ein Chaos anrichten. Wer hier nichts

lernen will, den lässt der Lehrer in Ruhe. Es ist

dann eben die Schuld von denen, wenn sie im

Leben nicht vorankommen wollen. Manchmal

werden Lehrer mit Kraftausdrücken beschimpft –

doch die reagieren gar nicht darauf.»

Pro Tag werden lediglich zwei Fächer gelehrt,

jeweils rund eineinhalb Stunden – mit weit weniger

Stoff als etwa in der Schweiz oder in Deutschland.

Im Portugiesischunterricht geht es sehr ähnlich

zu wie in der Geschichtsstunde. Nur mit kräftiger

Hilfe der Lehrerin bringen die Dreizehnjährigen

bis zum Ende wenigstens drei oder vier sehr

schlichte, banale Sätze über einen Strandbesuch

zu Papier. Und immer wieder fallen Fächer aus,

weil stattdessen ein Polizist Präventivunterricht

gegenGewalt und Drogen abhält.Das spottbillige

Crack, aber auch Kokain werden inzwischen

selbst in den Hinterlandgemeinden Brasiliens gedealt.

Unweit der Schule feuerten erst unlängst

rivalisierende Banditenkommandos aufeinander.

Jener Polizist, der eine Schiesserei schwer verwundet

überlebte, macht es sich ähnlich einfach

wie die Lehrer – von effizienter Aufklärung keine

Spur, stattdessen Gemeinplätze, häufiges Absingen

des Anti-Drogen-Songs. All dies macht nachvollziehbar,

warum brasilianische Bildungsexperten,

aber auch die Unesco das nationale Schulsystem

so scharf kritisieren. Lehrer, die nicht einmal

Grundkenntnisse der Alphabetisierung beherrschten,

dürften gar nicht vor eine Klasse.

Schule als Freizeitpark

Überraschend, dass die Direktorin jener Gemeindeschule

alle genannten Probleme sehr genau

kennt, jedoch nicht eingreift, die Dinge einfach

laufen lässt. IhrMonatsgehalt liegt bei umgerechnet

165 Euro, das der Lehrer ist entsprechend

niedriger. «Disziplinprobleme sind enorm, hinzu

kommen Gewalt und Drogen. Viele Schüler

schwänzen – ich dürfte das alles eigentlich gar

nicht sagen. In den meisten Familien kontrollieren

die Eltern ihre Kinder überhaupt nicht mehr.

Diese Kinder sehen in der Schule regelrecht einen

Freizeitpark zum Amüsieren.»

Die angesehene Psychologin Rosely Sayao aus

Sao Paulo spricht von einer «Kultur der Gewalt»

in Brasilien, was tiefgreifend die Bildung der

Heranwachsenden schädige. Entsetzlichstes und

am besten dokumentiertes Beispiel sind die Schulen

in den von hoch bewaffneten Räuberkommandos

beherrschten Slums in Rio de Janeiro.

Zahlreiche Schulabgänger des Nordostens migrieren

in die mehrere tausend Kilometer entfernte

Mega-City S˜ao Paulo, führendes Wirtschaftszentrum

Lateinamerikas. Etwa die Hälfte

der über zwanzig Millionen Einwohner stammt

aus dem Nordosten. Schwer zu übersehen, dass in

den mehr als 2000 Slums sehr viele junge Menschen

arbeitslos sind, obwohl die Firmen kein

qualifiziertes Personal finden. Personalchefs wie

Elizabeth Leonetti vom französischen Kulturkaufhaus-

Multi FNAC klagen über eine zunehmend

schlechtere Qualität der Bewerbungen.

Deshalb greife man auf eine Kannibalismus genannte

Methode zurück: «Wir entreissen den

Konkurrenzfirmen regelrecht die Mitarbeiter, suchen

sie dort, werben sie ab.» Inzwischen müsse

Brasilien bereits Facharbeiter importieren, nähmen

selbst Inder und Chinesen in S˜ao Paulo den

Einheimischen die Stellen weg. Viele Firmen

richten in ihren Fabriken notgedrungen Grundschulen

ein, lehren Grundkenntnisse, die die

Schulen nicht vermitteln. Die Mitarbeitersuche

wird ein enormer Kostenfaktor, weil nicht selten

Zehntausende von Bewerbern getestet werden

müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass Zeugnisse

und Diplome nur zu oft gekauft wurden

oder gefälscht sind und Lebensläufe der Bewerber

viele Unwahrheiten enthalten.

 

Brasiliens Regierungskrise 2016 und die Manipulationstricks, Zensurvorschriften im mitteleuropäischen gesteuerten Mainstream. Brasilianische Privatwirtschaft als Hauptbestecher, wichtigster politischer Akteur in der aktuellen Krise völlig ausgeblendet, unterschlagen – auch von brasilianischen Privatmedien. Putin und Goldman Sachs – Medien-Tabu Panama Papers und ukrainische Oligarchin Timoschenko(“Russen abschlachten”). **

Die brasilianische Privatwirtschaft hat sich gemäß landesüblichen Gepflogenheiten seit Jahrzehnten durch Bestechungsgelder Regierungsaufträge jeder Größenordnung verschafft – zudem wurden Politikern die Wahlkämpfe finanziert, um später entsprechende Gegenleistungen einzufordern. Brasilianische Industrielle haben zudem immer wieder kritisiert, daß in ihrem Land eine regelrechte wirtschafts-und entwicklungsfeindliche “Bankendiktatur” existiere. Ein Blick auf die derzeitige Berichterstattung europäischer Mainstreammedien(fast durchweg in privatwirtschaftlicher Hand) zeigt indessen, daß diese wichtigen Aspekte permanent ausgeklammert, verschwiegen werden. (Per Google-Suche hat man rasch heraus, in welchen Medien derartige Zensurvorschriften gelten).

Unbedarfte Medienkonsumenten müssen daher zwangsläufig den Eindruck gewinnen, die Regierung von Staatschefin Dilma Rousseff und ihre Arbeiterpartei PT seien einzig und allein an der aktuellen Regierungs-und Wirtschaftskrise schuld – als ob die Privatwirtschaft als wichtigster politischer Akteur – und Bestecher –  nicht existiere.  Nur sehr selten wird wenigstens in der privaten brasilianische Presse auf diese Zusammenhänge hingewiesen – indessen zählt nur ein sehr geringer Bruchteil der Brasilianer zu den Zeitungslesern. Die noch vor Jahren sehr interessanten und an Information sehr reichen brasilianischen Zeitungen sind indessen in einem Qualitätsabsturz ohnegleichen begriffen – ähnlich wie in Deutschland ist man inzwischen gezwungen, den Wahrheitsgehalt journalistischer Texte nachzurecherchieren, wenn man sich für ein Bild von den tatsächlichen Vorgängen, Ereignissen, Hintergründen interessiert. Immer mehr wichtige Fakten zum Verständnis brasilianischer Politik, Wirtschaft etc. werden von brasilianischen Medien nicht mehr, wie früher üblich, veröffentlicht. 

In deutschsprachigen Medien entfällt derzeit gewöhnlich jeder Hinweis darauf, daß zur Speerspitze des Lagers der Regierungsgegner rechtsextremistische Anhänger bzw. Aktivisten der Militärdiktatur gehören, die zumeist bisher zur Regierungskoalition zählten, u.a. stark in den Parteien PMDB, PP vertreten sind. So wurde 2013 von der Öffentlichkeit mit großem Interesse wahrgenommen, daß einer der wichtigsten Drahtzieher des derzeitigen Amtsenthebungsverfahrens, Kongreßsenator Aecio Neves(PSDB), 2013 in einer Rede den Militärputsch von 1964 als “Revolution” bezeichnete – und somit die damalige Diktion der Foltergeneräle benutzte.

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Ausriß.

Die Foltergeneräle betonten in der Begründung des Putsches immer wieder die “kubanische Gefahr”. Neves garantierte vor wenigen Jahren gemeinsam mit anderen Rechten, Rechtsextremisten in Brasilia einen großen Bahnhof im Nationalkongreß für die kubanische Regierungsgegnerin Yoani Sanchez – seit sich die Affinität von Sanchez zu Diktatur-und Folterbefürwortern herumsprach, hat sich das bislang gigantische Interesse auch deutscher Medien für sie auf kuriose Weise sehr rasch und sehr stark abgekühlt. 

Die politischen Gruppierungen um Neves hat nicht zufällig besonders verärgert, daß unter der Lula-Dilma-Regierung die kommerziellen Beziehungen zu Kuba ausgeweitet, u.a. rund 14000 kubanische Ärzte nach Brasilien geholt wurden, um die katastrophale bzw. nichtexistiente medizinische Betreuung in den Armen-und Elendsvierteln zu verbessern. Denn dort weigern sich die fast durchweg der hellhäutigen Mittelschicht entstammenden brasilianische Ärzte, Dienst zu tun, Arztpraxen zu übernehmen. Zudem ist nicht zu übersehen, daß der Einsatz kubanischer Ärzte gewisse soziokulturelle Sprengkraft mit sich bringt. Denn zum ersten Mal erleben brasilianische Angehörige der Unterschicht, von Medizinern zivilisiert, professionell, menschlich, nichtrassistisch behandelt zu werden – die kubanischen Ärzte sind in Brasilien bei ihrer Klientel ausgesprochen populär, angesehen. Das rechtsgerichtete Neves-PSDB-Lager hatte mit großem Aufwand versucht, den Einsatz kubanischer Ärzte zu hintertreiben – nach einer Amtsenthebung von Dilma Rousseff ist damit zu rechnen, daß das entsprechende Abkommen mit Kuba gekündigt wird, die Ärzte zurückgeschickt werden. Indessen besorgen sich selbst US-Regierungen per gezielter Abwerbung seit Jahrzehnten bevorzugt kubanische Ärzte – die Einstufung der Qualität des US-Gesundheitswesens in internationalen Rankings spricht Bände…

Obama nach Kuba 2016:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/02/19/america-will-always-stand-for-human-rights-around-the-world-friedensnobelpreistraeger-barack-obama-mit-kuriosem-offenbar-nicht-ironisch-gemeintem-twitter-eintrag-zu-kuba/

Auf den derzeitigen Anti-Rousseff-Kundgebungen fällt das ausgesprochen primitive Denken vieler Regierungsgegner ins Auge, die u.a. auf Plakaten, Spruchbändern just ausgerechnet Lula und Rousseff als Kommunisten kubanischer Prägung einstufen. Kubas wichtigster Wirtschaftszweig ist der Export von Fachkräften in zahlreiche unterentwickelte kapitalistische Staaten sowie in Programme der UNO, darunter in Afrika. Daß die Lula-Rousseff-Regierung ihre Kontakte zu Kuba populistisch auch etwas ideologisch verbrämte, ist verständlich, entbehrt jedoch  jeder Grundlage, wie u.a. ein Blick auf die Zusammenarbeit des erklärten Nicht-Linken Lula mit der Militärdiktatur, und danach mit berüchtigten Diktaturaktivisten zeigt. Gleiches gilt für Dilma Rousseff – die gravierenden Menschenrechtsverletzungen in Brasilien betreffen fast durchweg die Unterprivilegierten, Armen, Verelendeten.http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/12/brasilianische-menschenrechtsorganisationen-fordern-von-staatschefin-rousseff-definitive-erklarung-das-sie-folter-nicht-tolerieren-und-mit-allen-kraften-bekampfen-werde/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/

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Ausriß, Reiche und Berühmte unter sich.

Der Einsatz von kubanischen Ärzten in Brasilien hat einen kuriosen Nebeneffekt in Kuba: Möglicherweise etwas blauäugige Teile der kubanischen Staatsführung hatten bisher den Kubanern weismachen wollen, Brasilien habe eine Linksregierung, verfolge politisch-ideologisch ähnliche Ziele wie Kuba. Als Kubareisender wurde man just bis zum Einsatz der kubanischen Ärzte von Kubanern mit derartigen Positionen konfrontiert – den brasilianischen Spielfilm “Tropa de Elite” hatten zwar die meisten gesehen, aber als unglaubwürdig eingestuft. Nun berichten die in Brasilien eingesetzten kubanischen Mediziner ihren Landsleuten kontinuierlich über die tatsächliche Situation im archaisch-neoliberalen Partnerstaat – und schon hat sich die Meinung in der kubanischen Bevölkerung über Brasilien spürbar verändert, trifft man in Kuba inzwischen sogar auf Angehörige keineswegs intellektueller Berufe, die wissen, daß die Rousseff-Regierung in Brasilia einen knallharten neoliberalen Kurs fährt. 

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/04/18/brasiliens-prekares-gesundheitswesen-unter-lula-dilma-rousseff-boses-erwachen-fur-kubanische-arzte-die-grauenhafte-gewaltgepragte-elendsviertel-geschickt-werden-in-denen-brasilianische-arzte-nicht/

http://www.hart-brasilientexte.de/2016/04/01/hillary-clintons-anti-corruption-partner-mired-in-corruption-scandals-brazilian-president-praised-by-clinton-for-fighting-corruption-now-faces-impeachment-the-washington-free-beacon-2/

HillaryClintonRousseffKorruption 2012

http://www.hart-brasilientexte.de/2015/08/24/brasilien-und-aktuelle-manipulationsmethoden-wie-medienkonsumenten-teils-ueber-jahrzehnte-fuer-dumm-verkauft-werden-mottowas-kuemmert-mich-mein-geschwaetz-von-gestern-prof-robert-kappel-darf-na/

 

Ausriß.

”Das System hier ist einfach verfault.” Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew 2010 im Website-Interview, als Deutschlands gesteuerter Mainstream noch die Lula-Rousseff-Regierung über den grünen Klee lobte…

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Jüdischer Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew beim Website-Interview in Sao Paulo.

Der brasilianischen Wirtschaftselite wirft Grajew vor, falsch zu handeln – gegen ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen, sogar die ganz persönlichen Interessen: Unternehmer finanzieren den Politikern zwar die Wahlkampagnen, fordern aber, was sich besonders verheerend auswirkt, kein besseres Bildungswesen ein.»Dieses Volk nicht zu bilden, ist ein regelrechtes politisches Projekt des reaktionären Teils der Elite, um die Leute besser manipulieren zu können«

»Waffenverkäufer wollen Regierungen, die Kriege machen – 95 Prozent des weltweiten Waffenhandels werden von Herstellerländern getragen, die dem UNO-Sicherheitsrat angehören!« Dass sich Politik und Politiker ökonomischer Macht unterwerfen, nennt er ein Krebsgeschwür, das zum Ende der Menschheit führen könne.

Warum Kopenhagen scheiterte – jüdischer Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew:”Die Regierenden unterwarfen sich der ökonomischen Macht, die ihre Wahlkampagnen finanziert. Diese Politiker sind Angestellte, Interessenvertreter der Großunternehmen…Die Waffenverkäufer wollen Regierungen, die Kriege führen.”

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1897202/

Der jüdische, in Israel geborene Unternehmer, Präsident des von progressiven Unternehmern getragenen Ethos-Instituts in Sao Paulo, sagte im Website-Interview weiter: “Das politische System ist verfault – man muß es ändern und nicht nur die Regierenden auswechseln, die stets in diesem System gefangen bleiben. Ich will echte, wahre Demokratie – doch frei von den ökonomischen Machthabern. Die Politik der ökonomischen Macht unterworfen – dies ist heute das Krebsgeschwür, das zum Ende der Menschheit führen kann. In Kopenhagen sah man das ganz genau – die Regierenden wollen sich nicht gegen jene stellen, die ihre Wahlkampagnen finanzieren. Die Öl-und Autoindustrie beispielsweise will nun einmal Regierungen, die das jetzige zerstörerische System der Mobilität und des Transports beibehalten. Die Waffenverkäufer wollen Regierungen, die Kriege führen. Daher muß die Macht der Wirtschaft über die Politik gebrochen werden. “

Jeder kennt heute meist sogar persönlich Leute, die nach dem Motto vorgehen:  “Grün” öffentlich daherreden, umweltfeindlich denken und handeln – die Resultate sprechen Bände.

 

Brasilien – Daten, Statistiken, Rankings:http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/

Brasiliens führende Wirtschaftszeitung “Valor economico” über lügende Top-Manager:”Studie über 330 Top-Manager zeigt, daß Entscheider die Angestellten, Kunden und sogar die Regierung anlügen.” Top-Entscheider-Sprüche werden weltweit fast problemlos in die Medien durchgeschaltet – mit bekanntem Ergebnis.

Brasilianische Soziologen wie Antonio Engelke(O Globo, 2.4. 2016) weisen auf den in der jetzigen politisch-wirtschaftlichen Krise gängigen Denkfehler, den “Markt”, also die Wirtschaft, wirtschaftliche Interessen, nicht als politischen Akteur wahrzunehmen. Das Problem der Korruption werde durchweg in der Sphäre der Politik gesehen. “Ziel der Empörung ist immer der korrupte Politiker, nie der korrumpierende Unternehmer.” Der Markt als Macht wirke auf die Politik ein  – doch von der Öffentlichkeit werde das gewöhnlich nicht bemerkt. 

“Die großen Unternehmen, ob Banken, Baufirmen oder Großgrundbesitzer, investierten massiv in Rousseffs Präsidentschaftswahlkampagne – über 100 Millionen Real – betrachteten dies als Investition, verlangen jetzt von Rousseff Gegenleistungen. Sie unterwirft sich diesen Interessen.” Waldemar Rossi, Leiter der Arbeiterseelsorge in der Erzdiözese Sao Paulo.

Zu den Manipulationstricks im deutschen Mainstream gehört, die extrem wichtige Rolle des politischen Akteurs Privatwirtschaft in der aktuellen Krise Brasiliens zu unterschlagen. 

Politikwissenschaftler brasilianischer Bundesuniversitäten zählen zu den Gründen der jüngsten brasilianischen Regierungskrise und den Versuchen zur Amtsenthebung von Rousseff, daß ausländische Großunternehmen,  darunter aus den USA, mehr Marktanteile und Einfluß in Brasilien erreichen wollen, restliche große Staatsbetriebe anpeilen. Gegenüber der Website wurde argumentiert, daß ein Teil des rechtsgerichteten Establishments auf den Sturz von Rousseff aus sei, um von neoliberaler Globalisiererung diktierte Reformen, wirtschaftliche Anpassungen rascher, brutaler durchsetzen zu können. Bei diesen wirtschaftlichen Anpassungen handele es sich um einen Angriff auf die nationale Souveränität. Unter der Rousseff-Regierung würden neoliberale Reformen zu langsam realisiert. Auffällig sei, daß bei den derzeitigen Lava-Jato-Ermittlungen erstmals ein seit Jahrzehnten funktionierendes Arrangement zwischen privaten brasilianischen Großunternehmen und dem brasilianischen Staat in Frage gestellt wird – somit erstmals große Baukonzerne, aber auch Banken am Pranger stehen. Deren Macht im Staate werde nunmehr angefochten, damit ausländische wirtschaftliche Großunternehmen noch besser zum Zuge kämen. Denkbar sei, daß Großkonzerne der Ersten Welt nunmehr auch Joint Ventures mit angeschlagenen brasilianischen Baukonzernen, Banken schlössen. Politikwissenschaftler stimmten 2016 der seit Jahren von Insidern der Arbeiterpartei PT geäußerten Argumentation zu, daß Lula einst von deutschen Automultis aufgebaut worden sei. Bei Lula handele es sich um ein Produkt der Automultis im ABC-Industriegürtel von Sao Paulo, in dem VW und Mercedes-Benz führend seien. Lula habe als Gewerkschaftsführer stets sehr eng mit der Gegenseite kooperiert. 

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 02. Oktober 2013 um 17:19 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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