Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien – Ölarbeiterstreik 2013. Land ist nach wie vor kein Selbstversorger bei Öl, vielmehr Großimporteur – seit 2006 Handelsdefizit bei Petroleum und Derivaten von 45 Milliarden Dollar, laut Statistiken.

http://www.fup.org.br/2012/index.php

Laut nationalen Wirtschaftsmedien hatte Lula 2006 erklärt, die Selbstversorgung sei erreicht. Indessen fördere Brasilien bisher nur schweres Öl – zur Erzeugung von Treibstoffen müsse dies aber mit leichten Ölen vermischt werden. Diese müßten importiert werden und seien teurer als schwere Öle.

Der Ölarbeiterstreik richtet sich u.a. gegen die Vergabe von Ölförderkonzessionen an Privatfirmen – eine  Auktion von Förderstellen(Leilao de Libra) ist für kommenden Montag in Rio de Janeiro vorgesehen, die Regierung läßt die Aktion durch Spezialeinheiten der Streitkräfte abschirmen. 

Brasiliens staatlich kontrollierter Ölkonzern PETROBRAS, federführend bei der Libra-Ausbeutung, hat derzeit Schulden von umgerechnet mindestens 58,6 Milliarden Euro. 

Die Streikenden fordern zudem mehr Lohn und höhere Arbeitssicherheit.

Pre-Sal-Ölbohrungen immer wieder erfolglos:  Große internationale Ölkonzerne haben in Brasilien Förderrechte in Pre-Sal-Regionen erworben, die offiziell als außerordentlich reich an Ölvorkommen deklariert worden waren. Indessen stießen diese Ölkonzerne dort auf keinerlei Öl bzw. nur auf winzige Vorkommen, vergeudeten indessen für die Bohrungen viele Millionen Dollar.  http://economia.estadao.com.br/noticias/negocios-industria,exxon-contabiliza-como-perda-2-pocos-do-pre-sal,52961,0.htm

Allein Exxon gab nach vergeblichen Bohrungen, die etwa 400 Millionen Dollar kosteten, auf: http://www.hart-brasilientexte.de/tag/brasiliens-olvorrate-exxon/

Der Lula-Rousseff-Regierung wird in Analysen von Wirtschaftsexperten vorgeworfen, durch massive Subventionen die Produktion der ausländischen Automultis im Lande sowie den PKW-Kauf stark gefördert zu haben – wodurch die Abhängigkeit Brasiliens von Öl-und Benzinimporten stark gestiegen sei.  Ein weiterer Nebeneffekt der Förderung des PKW-Kaufs sei das stark gewachsene Verkehrschaos in den Großstädten. 

“Wir finanzieren weiterhin die Privat-PKW und die Verkehrsstaus in den Großstädten.” Qualitätszeitung O Globo in Umwelt-Kolumne zur Subventionierung der Automultis und des PKW-Kaufs.

Insider der Arbeiterpartei PT betonen, Lula sei einst von den deutschen Automultis aufgebaut worden. Dies würde die Sonderstellung dieser Unternehmen in Brasilien, die vielfältigen staatlichen Vergünstigungen erklären, betonen brasilianische Wirtschafts-und Logistikfachleute. Sie nennen es pure Unvernunft, daß in Brasilien über zwei Drittel aller Fracht auf der Straße transportiert werden, obwohl dies fünfmal so teuer ist wie der Transport per Bahn. In den USA beispielsweise entfalle nur 30 Prozent der Fracht auf den Straßentransport, 38 Prozent auf die Schiene. Die Konzentration auf den Straßentransport in Brasilien bewirke sogar ein Handelsdefizit, weil immer mehr Diesel und Benzin importiert werden müßten. Und verringere zudem die Produktivität bei Commodities. 

http://www.correiocidadania.com.br/index.php?option=com_content&view=article&id=8927:submanchete081013&catid=72:imagens-rolantes

Sicht der katholischen Kirche Brasiliens:  http://www.hart-brasilientexte.de/2008/12/10/will-the-oil-be-ours-brasiliens-wichtigster-befreiungstheologe-frei-betto/

lulapresal.jpg

Ausriß.

Laut Wirtschaftsexperten zählt zu den Gründen deutlich verschlechterter Mobilität sowie wachsendem Verkehrschaos, daß die Lula-Rousseff-Regierung den Autoverkehr und die Autoindustrie stark gefördert habe, anstatt so wie entwickelte Staaten und Nachbarländer, darunter Argentinien, in öffentliche Transportmittel  zu investieren. Sogar Benzin sei subventioniert worden. Selbst reiche Länder förderten indessen den Fahrradverkehr, den Radwegeausbau – was in Brasilien nicht geschehe. 

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/28/brasiliens-deindustrialisierung-uber-75-prozent-der-teile-fur-die-autoindustrie-werden-bereits-importiert-laut-landesfachleuten/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/17/brasiliens-systemkritikerproteste-2013-bewegung-der-wohnungslosen-arbeitermtst-mit-serie-von-demonstrationen-in-sao-paulo-fortdauernde-welle-von-strasenprotesten-im-land/

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 17. Oktober 2013 um 20:47 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Naturschutz, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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