Brasiliens Wirtschaftsmedien betonen, daß der Markt die künstlich geschürte Euphorie um Eike Batista weidlich ausgenutzt habe – Spekulanten, die bizarr überbewertete Aktien von Batista im rechten Moment verkauften, hätten sehr viel Gewinn gemacht. Batista habe mit unrichtigen Angaben, großartigen Erklärungen über das angeblich immense Potential seiner „Ölvorkommen“ getäuscht, müsse dafür bestraft werden.
Nun müßten staatliche Banken, die mit öffentlichen Geldern Batista förderten, endlich genau informieren, inwieweit sie in Batistas Geschäfte, dessen Unternehmenspyramide EBX, verwickelt seien.
„Eine traurige Geschichte für Brasilien.“ Wirtschaftskolumnistin Miriam Leitao „Eike besitzt weiter seinen Reichtum, hat Unternehmensbeteiligungen. Wer mehr zu verlieren hat, ist das Land. Der Absturz von Eike schädigt das Landesimage.“
Dilma Rousseff noch unlängst:“Brasilien braucht mehr Unternehmer wie Eike Batista.“(Landesmedien)
Brasilien aus deutscher Expertensicht: http://www.welt.de/dieweltbewegen/article13665169/Brasilien-ist-die-Wirtschaftsmacht-der-Zukunft.html
Ausriß.
Das knallbunte Versionen-Karussell: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/05/boomland-brasilien-knallbuntes-versionen-karussell-zu-brasilianischer-wirtschaft-dreht-sich-in-deutschsprachigen-medien-weiter-munter-aufschwung-abschwung-boom-stagnation-pessimismus-optimismu/
Die Probleme des staatlichen Ölkonzerns PETROBRAS – hochverschuldet etc.: http://oglobo.globo.com/economia/petrobras-a-2-pior-em-ranking-global-7545914?gclid=CKXu15CrwboCFY6Z4AodTHsA8w
Öl-Supermacht Brasilien – gigantische Vorkommen?
Skepsis und Kritik aus katholischer Kirche zu Förderrechte-Vergabe
„Verrat an nationalen Interessen – fehlende Transparenz“
Protestbewegung empört
Brasiliens Regierung feiert den Start der Ausbeutung riesiger Tiefsee-Ölvorkommen – durch die Einnahmen steige der Wohlstand aller, mache das Land einen gewaltigen Entwicklungssprung, habe dann Mittel genug für Bildung und Gesundheit. Doch seltsam – kaum einer im tropischen Riesenland mag mitfeiern, stattdessen hagelt es Proteste. Als in einem Luxus-Strandhotel von Rio de Janeiro die Förderrechte für die sogenannte Libra-Region vergeben werden, prügeln Armee-Einheiten direkt davor auf Demonstranten, feuern auf sie stundenlang mit Tränengasgranaten und Hartgummischrot
In den Tagen zuvor treten Brasiliens Ölarbeiter gegen die Förderrechte-Versteigerung in den Streik, legen Raffinerien und Ölplattformen lahm – ungezählte Brasilianer sind verwirrt, nachdenklich. Müßten sich nicht die Ölarbeiter am meisten über neue Milliardeninvestitionen, einen neuen Förderboom freuen? Die nationale Protestbewegung, seit Juni erstmals massiv auf den Straßen, solidarisiert sich mit den Streikenden.
„Brasilien begibt sich in ein Abenteuer, geht hohe Risiken ein, die Regierung sorgt nicht für Transparenz,“, kritisiert Bischof Luiz Demetrio Valentini, langjähriger Präsident der brasilianischen Caritas und der Sozialpastoralen. „Aus Wahlkampfgründen beschließt die Regierung von Staatschefin Dilma Rousseff völlig überhastet dieses Ölförderprojekt – denn nächstes Jahr sind Präsidentschaftswahlen!“ Und dann nennt Bischof Valentini Fakten und Hintergründe: Das hochverschuldete Brasilien, zumindest offiziell siebtgrößte Wirtschaftsmacht der Erde, ist interessanterweise weder finanziell noch technologisch in der Lage, durch den staatlich kontrollierten Ölkonzern PETROBRAS das schwarze Gold vom Meeresgrund heben zu lassen, hat daher bereits seit 1997 ungezählte Konzessionen an ausländische Ölmultis vergeben.
Jetzt geht es erstmals um Vorkommen, die etwa 180 Kilometer vor Rio de Janeiro in einer Tiefe von etwa 7000 Metern liegen sollen, verborgen unter einer rund zwei Kilometer dicken Salzschicht. Das ist der Knackpunkt. Denn die nötige Bohrtechnik existiert noch garnicht – und ob es dort Riesen-Ölvorkommen gibt, steht garnicht fest.
„Wieso fehlten bei der Förderrechte-Versteigerung die größten internationalen Ölkonzerne, trat nur ein einziges Konsortium an, ohne jegliche Konkurrenten“, fragt Bischof Valentini. Gründe sind bekannt: Immer wieder bohren US-Konzerne in Küstennähe durch Salzschichten – erfolglos. – allein Exxon vergeudet etwa 400 Millionen Dollar(!), gibt schließlich auf. Für teures Geld hatte Exxon Förderrechte für eine Region erworben, in der, zumindest offiziell, Öl nur so sprudeln sollte.
Zum neuen Förder-Konsortium für die Libra-Region gehören die französische Total und die britisch-niederländische Shell mit jeweils 20%, die beiden staatlichen chinesischen Ölunternehmen CNPC und CNOOC mit je 10 % – während auf PETROBRAS immerhin 40 % entfallen. Der brasilianische Partner gilt als großer Unsicherheitsfaktor, weil er u.a. mit Schulden von mindestens 58,6 Milliarden Euro kämpft, wenig finanziellen Spielraum hat. „Tatsächliche Größenordnungen, Kosten und Regierungseinnahmen wird man erst später wissen – wenn es zu spät ist“, so Valentini.
Was sehr stutzig macht: Öl kann frühestens in fünf bis zehn Jahren gefördert werden – bis dahin wird nur herumgebohrt, gesucht.
Nicht nur die Umweltexperten der Kirche sehen erhöhte Ölpest-Risiken – in solcher Tiefe, bei brüchig-porösen Salzschichten, einen Ölaustritt zu stoppen, gilt als extrem schwierig – bis unmöglich. „Auch wegen der vorhersehbaren Naturzerstörung ist dieses Projekt absolut unverantwortlich“, so Waldemar Rossi, Leiter der Arbeiterseelsorge in der Erzdiözese Sao Paulo. Verölte, zum Baden völlig ungeeignete Strände und Buchten hat Brasilien schon genug – 20 bis 30 Ölunfälle werden pro Jahr amtlich registriert – unter „unkomplizierten“ Förderbedingungen.
„Das alles ist Verrat an nationalen Interessen – die bischöflichen Sozialpastoralen sind mit der Politik von Präsidentin Rousseff sehr unzufrieden.“ Ebenso wie die Ölarbeiter sieht Rossi eine zunehmende Privatisierung der strategischen Petroleumreserven, noch mehr Kontrolle der brasilianischen Wirtschaft durch ausländische Multis.
Aber hatte nicht Lula 2006 verkündet, die Selbstversorgung sei erreicht? Schön wärs. Brasilien fördert nur schweres Öl – zur Treibstoffproduktion muß es mit leichten Ölen vermischt werden. Das Land ist daher Großimporteur von Leichtöl – und Benzin.
Wenig bekannt in Deutschland, wo man über Mautgebühren streitet: Brasilien hat das weltweit größte Netz an Straßen, für die an Privat-Konzessionäre Maut entrichtet werden muß – immerhin fast 23000 Kilometer.
« Brasilien: Ölfirma OGX von „Vorzeige-Unternehmer“ Eike Fuhrken Batista in Insolvenz, größte Lateinamerikas, laut Landesmedien. Hohe Verluste für Geldgeber, darunter Brasiliens staatliche Entwicklungsbank BNDES. „Der Turbo“. (Focus) Mindestens 3,7 Milliarden Euro Schulden, über 200 Gläubiger. Eike Batista mit Lula befreundet, sponserte Lula-Propagandafilm. Proteste der Sozialbewegungen gegen Batista-Projekte. ThyssenKrupp in Rio. „Brasilien boomt“. – Brasilien – Gewaltkultur: 62-jähriger Rollstuhlfahrer in Rio de Janeiro durch verirrte Kugeln – von Schießerei – getötet. Morde im Teilstaat Rio stiegen im August 2013 verglichen mit dem Vorjahresmonat, offiziell um 38 Prozent, in der Stadt Rio um 19 Prozent. Sogenannte Befriedungspolitik – vielgelobt in Mitteleuropa. »
Noch keine Kommentare
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.